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Autor Thema: Studium/Schule alles mit Bildung hier rein  (Gelesen 261287 mal)

DragonFox

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Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1580 am: 15.März 2022, 00:59:47 »

Und von wegen "Kaufdruck": niemand wird gezwungen, irgendeinen Kram zu kaufen, erst recht wird niemand gezwungen, deswegen Schulden zu machen. Früher war auch nicht alles besser, im Gegenteil, dazu muss man sich nur mal ansehen, wie viele Geräte durch das Smartphone ersetzt wurden, die man damals einzeln kaufen "musste".

Aber klar, "der Kapitalismus" ist böse, das muss man nur immer wiederholen, irgendwann glaubt man dann dran, dass man nicht selber die Verantwortung für sein Handeln tragen muss, liegt halt am System.

Falls du mich meinst, weil ich von Kaufdruck gesprochen habe: Ich halte den Kapitalismus nicht für böse.
Ich stimme dir mit dem Grundlagenwissen grundsätzlich zu. Jemand der eine Gedichtsinterpretation in 4 Sprachen erstellen kann und bereits gemerkt hat, dass er bei Themen Defizite hat, könnte sie auch aufholen, anstatt darüber zu tweeten. Andererseits hat die Person trotzdem das Recht, zu fordern, dass es ihr bereits beigebracht hätte werden können.

Das mit der Verantwortung finde zu einfach. Mit dem Argument könnten sehr viele Inhalte aus dem Schulunterricht herausgestrichen werden, die wir für ganz normal halten.
Die Aufgabe der Schule ist es nicht nur Grundlagenwissen (oder überhaupt 'nur' Wissen) zu vermitteln, sondern auch Werte, Rechte und Pflichten in der Gesellschaft sowie Urteils- und Entscheidungsfähigkeit. Die Vermittlung soll auf eine Vielzahl von Aufgaben und Anforderungen im Leben und der Berufs- und Arbeitswelt vorbereiten. Außerdem ist in manchen Schulgesetzen verankert, dass die Fähigkeit zur Eigenverantwortung, sozialen Bewährung und Entfaltung der Persönlichkeit gefördert werden soll.
Das klingt sehr hochtrabend. Es geht aber auch weit über die einfache Vermittlung von Grundlagenwissen hinaus. Wenn sich das komplette Bildungssystem per Gesetz die Verantwortung auf die Fahne geschrieben hat, das oben gesagte zu tun, dann können sich auch Jugendliche beschweren, wenn sie meinen, dass das nicht geklappt hat.
« Letzte Änderung: 15.März 2022, 01:07:38 von DragonFox »
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Octavianus

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Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1581 am: 15.März 2022, 07:26:55 »

Ich unterrichte ja Deutsch und versuche in den wenigen Stunden nach dem Abitur genau solche Ideen zu vermitteln. Ich spreche sie darauf an, wer aktuell all ihre Rechnungen bezahlt. Ich frage sie, woher ihr Geld kommt und wie viel sie glauben, monatlich zur Verfügung zu haben. Das sensibilisiert einerseits und andererseits kläre ich sie dann kurz über die wichtigsten Versicherungen auf (Haftpflicht und Krankenversicherung, alles andere hängt von der Person ab). Ich ermutige sie, eine Gespräch mit ihren Eltern zu suchen, wenn sie es noch nicht getan haben. Die meisten haben keinen blassen Schimmer, wo sie versichert sind, wie ihre Bank heißt und wie viel Geld sie eigentlich auf den Kopf hauen können. Und ja, für die Altersvorsorge ab 18 mache ich Werbung, da man sich so rechtzeitig Geld für später ansparen kann. Ich kann, darf und werde ihnen nicht sagen, wie sie ihr Geld investieren sollen, aber man muss Schüler frühzeitig darüber informieren, dass bei der momentanen Entwicklung eine Versorgungslücke existiert, die jeder selbst überbrücken muss.

Ich bin nicht nur Deutschlehrer, sondern seit diesem Schuljahr auch Studien- und Berufsberater. In den bisherigen Beratungsgesprächen habe ich festgestellt, dass viele Schüler keine Vorstellung davon haben, was im Studium auf sie zukommen wird. Ich kann ihnen das Modulsystem auch nur ansatzweise erklären, da ich mein Studium noch vor der Modularisierung sämtlicher Studiengänge abgeschlossen habe, aber dennoch sind dann einige Schüler erstaunt, dass ich ohne Schwierigkeiten Vorlesungsinhalte finde, während sie bereits an der Uniwebseite scheitern. Wir haben Konzepte entwickelt, sodass jeder Schüler in der 9. und 10. Klasse ein Portfolio erstellen muss, in der Studieninteressenstests, Recherchearbeiten, Lebenslauf usw. verarbeitet werden. Dennoch überfordert insbesondere meine bulgarischen Schüler der Grad an Selbständigkeit in diesen frühen Jahren und deshalb ist es unsere Aufgabe, ihnen Brücken zu bauen.

Das bringt mich zu dem, was ich schreiben wollte. Wer neue Fächer fordert, will nicht zwangsläufig andere Fächer abschaffen. Insbesondere mein Fach Deutsch ist ein fächerübergreifendes Kompetenzfach, denn Lesetechniken benötige ich für alle anderen Fächer. Genauso benötige ich auch Argumentationstechniken in anderen Fächern. Viele dieser Kompetenzen werden im Deutschunterricht naturgemäß mit Literatur abgedeckt und da sind wir dann schon bei dem Vorwurf, dass Gedichtanalysen nutzlos seien. Ich persönlich liebe Gedichte, ich schreibe hin und wieder eigene Gedichte oder Poetry Slams und das Spiel mit der Sprache ist famos. Gedichte sind die literarisch anspruchsvollsten Texte, weil Sprache so sehr verdichtet wird, dass man nicht sofort einen Sinn in den Zeilen findet. Daher befasst man sich auch erst ab der Mittelstufe mit diesem Genre intensiver. Dennoch ist die Gedichtanalyse nichts anderes als die Anwendung der bisher gelernten Arbeitstechniken unter Berücksichtigung sprachlicher Gestaltungsmittel. Diese Gestaltungsmittel wird man im Alltag nicht mehr konkret benennen müssen, aber sie begegnen einem ständig. Guter Unterricht greift diese Phänomene in der Werbung, in Reden von Politikern und dergleichen auf und zeigt, dass Werbeleute und Redner ganz bewusst diese Stilmittel einsetzen, um das Publikum zu umgarnen.

Wo und wie kann man nun Geldfragen in den Unterricht integrieren? Ich denke, dass der Mathematikunterricht dafür eine gute Wahl wäre, aber das kann man auch in anderen Fächern abdecken. Notwendig ist dafür ein Bewusstsein im Kollegium, damit diese Thematiken im internen Schulcurriculum fächerübergreifend verankert werden. Unser oben genanntes Portfolio zur Studienwahl haben wir explizit mit Deutsch verknüpft und umfasst etwa 2 Wochen, da man dabei Arbeitstechniken lernt, die für die gesamte Berufslaufbahn wichtig sein werden (z.B. einheitliche Formatierung, Inhaltsverzeichnis und sinnvolle Dokumentenstruktur usw.). Über Geldfragen im Deutschunterricht debattieren? Ich sehe da kein Problem, wenn man dies zum Beispiel im Rahmen von Jugend debattiert als Streitfrage etwas gelenkt vorgibt, z.B. so "Soll an unserer Schule ein Fach Finanzen und Steuerfragen eingeführt werden?"

Was ist weiterhin als Voraussetzung an Schulen notwendig? Einerseits müssen wir Lehrkräfte bereit sein, in unserer Jahresplanung 1-2 Wochen abzuknappen, um uns diesen Themen widmen zu können. Andererseits muss die Schulleitung dies mittragen und unterstützen. Zudem kann man mithilfe projektorientierter Phasen dem ganzen einen spielerischen Touch verleihen, der den Schülern nicht nur graue Theorie vermittelt, sondern ihnen zeigt, dass Geldfragen jeden etwas angehen und sie darin bestärkt, sich mit ihrem Konsum auseinanderzusetzen.

Hinter allen Beschwerden und Forderungen steht letztlich eine große Frage: Was soll Schule eigentlich leisten? Ich sehe meine Aufgabe als Gymnasiallehrer darin, den Schülern eine umfassende und allgemeine Bildung zukommen zu lassen. Ganz wesentlich ist jedoch, dass Schülern nicht nur Wissen vermittelt wird, sondern sie in die Lage versetzt werden, selbständig und mündig Wissen anzueignen und anzuwenden, um mit Erreichen ihrer Volljährigkeit selbstbestimmt und kompetent Entscheidungen treffen zu können. Ich weiß, das klingt nach Lehrbuch, aber so verstehe ich meine Rolle in diesem System (und ja, über Probleme hierarchisch organisierter Systeme könnte man jetzt gut und gerne genauso lang weiter debattieren).
« Letzte Änderung: 15.März 2022, 08:32:27 von Octavianus »
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Re: Studium/Schule alles mit Bildung hier rein
« Antwort #1582 am: 15.März 2022, 08:37:59 »

Bei mir ist es ja mittlerweile auch immerhin schon fast 11 Jahre her, dass ich die Schule besucht habe. Neben einigen Zweifeln an Lehrinhalten, über die man trefflich streiten kann, denn für alles gibt es gute Pro- und Contra-Argumente, hat mich aber in der Schule vor allem die krasse Abhängigkeit von der Lehrkraft. Damit meine ich: Hast du einen guten Lehrer, nimmst du viel mit, hast du einen schlechten Lehrer, bleibt nichts hängen und das Fach macht die keinen Spaß. Mir ist schon klar, dass sich diese Abhängigkeit nicht vollständig lösen lässt, aber in dieser ausgeprägten Form werden dadurch letztlich auch Interessen geprägt, die ein Leben lang bleiben können. Um das mal anekdotisch aus meiner eigenen Schulerfahrung aufzugreifen: Ich hatte mit meinen Lehrern in den Naturwissenschaften wenig Glück. Eine Ausnahme bildete für kurze Zeit der Chemieunterricht: in der 9. und/oder 10. Klasse (das weiß ich leider nicht mehr so genau) hatte ich einen Lehrer, der es wirklich drauf hatte, Wissen zu vermitteln. Der Mann hat keinen Unterricht vorbereitet, weil er immer im Stoff war. Pädagogisch war das zwar nicht state of the art, aber das Abfragen zu Beginn jeder Stunde und seine natürliche Autorität (manche hatten gar Angst, sicher keine gute Motivation, zu lernen) haben dafür gesorgt, dass man was gelernt hat. Mir hat Chemie zu dieser Zeit Spaß gemacht und das Bisschen, was ich darüber noch weiß, stammt aus diesen ein oder zwei Schuljahren. Denn anschließend bekam ich einen Lehrer, der eine absolute Katastrophe war, der Notenschnitt der gesamten Klasse rutschte um 2 Noten nach unten, als wir dann am Ende der 11. Klasse auf die Fächerwahl zusteuerten wurde im Jahrgang eine Petition herumgereicht, dass dieser Mann keinen Unterricht in der Oberstufe übernehmen solle. Es ging schließlich ums Abitur. Der Mann war fachlich kompetent, aber menschlich und pädagogisch eine Katastrophe. Chemie war für mich zu dieser Zeit gestorben, ein Hassfach, weil ich einfach nichts mehr verstand.

Also ging es zur Fächerwahl für die 12./13. Klasse. Ein naturwissenschaftliches Fach konnte ich abwählen, eins als zweistündigen Kurs und eins als Leistungskurs auswählen. Ich entschied mich dafür, Chemie abzuwählen, weil ich das Gefühl hatte, nach dem Jahr mit dem Katastrophenlehrer, nichts mehr von diesem Fach zu verstehen und befürchtete zu versagen. Physik wurde mein zweistündiges Fach. Dort konnte man sich immer irgendwie durchmogeln, aber als Leistungskurs? Nein, Danke. Und Biologie, ein Fach, dem ich bislang wenig Begeisterung abringen konnte, wählte ich dann notgedrungen als Leistungskurs. Und siehe da: ich hatte Glück mit der Lehrerin, die es schaffte, mich für dieses für mich bis heute faszinierende Fach zu begeistern. Es wurde eines meiner Lieblingsfächer, weil es endlich jemand verstanden hatte, mir zu vermitteln, warum das spannend und wichtig ist. Ähnliche Beispiele könnte ich auch für andere Fächer berichten, das ist aber sicher am prägnantesten.

Aber das ist wie egsagt 11 Jahre her, ich kann natürlich nicht beurteilen, was sich seither im Schulsystem getan hat bzw. gerade alles in Bewegung ist. Worauf ich aber raus will: Viel problematischer als die Lehrinhalte finde ich die Struktur der Lehre, die eine solche Abhängigkeit von Einzelpersonen schafft. Das hat nichts mit freier Entfaltung nach den eigenen Interessen zu tun, sondern ist Vielfach leider auch das Absitzen von Zeit. Und ist das nicht verschwendete Lebenszeit?
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Re: Studium/Schule alles mit Bildung hier rein
« Antwort #1583 am: 15.März 2022, 09:22:20 »

Sehe ich ähnlich.

Fächer, die eventuell Luft für anderes schaffen könnten: Kunst, Musik und Religion/Werte&Normen. Kunst und Musik ist doch sehr individuell. Ich bin heute noch immer nicht sehr gut im Malen und beherrsche kein Instrument. Beides wurde in diesen Fächern m.E. auch gar nicht vermittelt. Dennoch mochte ich diese Fächer, weil sie eine Auszeit von den schweren Fächern waren. Das jedoch nur am Rande. In Musik haben wir immer weniger gesungen, je älter wir wurden. Stattdessen galt es Noten zu lernen (kann ich heute noch nicht/nicht mehr) oder Geburts- und Sterbedaten von Händel, Beethoven, Mozart und Co auswendig zu lernen (weiß ich nicht mehr, kann aber immerhin das Jahrhundert zuordnen). Religion hat für mich im Unterricht keine Daseinsberechtigung. Werte&Normen sind der Ersatz - finde ich nicht unbedingt verkehrt, aber von der Benennung vielleicht zu altmodisch.

Fächer, die auch ich gerne sehen würde: Finanzielle Bildung und Medienkompetenz. Über die Finanzen wurde schon viel gesagt. Es wäre auch schon viel gewonnen, wenn im Matheunterricht der Zins- und Zinseszinseffekt mal auf das persönliche Vermögen durchgerechnet würde. Der Umgang mit Medien ist ebenfalls wichtig. Ich erinnere mich lebhaft, dass es eine Zeit gab, wo meine Nichte und mein Neffe alles was sie bei YouTube gehört haben, für bare Münze nahmen. Da war viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Klar, geht auch von zuhause. Doch Medienumgang ist ja so viel mehr. Und gerade hier sind Eltern oft nicht up to date. TikTok?

Fächer ist, wie schon angemerkt, eventuell das falsche Wort. Ich habe es dennoch bewusst gewählt. Denn anstelle von Kunst, Religion, Musik und Co, wäre ein modulares System nicht schlecht. Schlussendlich müssen viele dieser Dinge nicht jahrelang im Lehrplan stehen. Immer mal ein halbes Jahr und dafür dann von allem die Grundlagen. Dazu zähle ich auch Kochen. Konnte ich beim Auszug auch nicht wirklich. Klar, lernt man. Aber gesunde Ernährung gehört dann ja auch irgendwie in der Schule dazu. Werken? War ich schlecht. Bin ich schlecht. Handwerklich ohnehin. Sogar beim Stricken (gibt es sowas heute in der Schule noch?). Mir fallen viele Sachen ein, die ich eher als Modul oder Wahlkurs sehe. Wo es vielleicht keine Noten geben sollte. Wie sehr kann man sich in einer Stunde Kunst oder Musik in der Woche verbessern? Oder ist man sogar ein Stück weit als Künstler geboren? Ich habe als Kind immer gerne und viel gemalt, besser wurde ich nicht wirklich.

Das ist jetzt alles etwas konfuser geworden, als ich es mir gewünscht habe.

Zur Gedichtsanalyse möchte ich aber auch noch etwas sagen. Lehrer Octa hat das ja verteidigt. Dennoch widerspreche ich. Es mag anspruchsvoll sein. Aber es ist völlig veraltet. Wann brauche ich das im wirklichen Leben. Es ist zu nischig für die Allgemeinbildung! Warum nicht lieber mal einen Gesetzestext analysieren. Damit kommt man im Leben meist leider in Berührung. Oder eine Gehaltsverhandlung im Job durchspielen? Ein Bewerbungsgespräch? Rhetorisch gibt es viele Möglichkeiten und auch in Sachen Analytic und Verständnis muss sich etwas praktischeres finden lassen als ein Gedicht. Hat auch etwas damit zu tun, wie die Kinder damit umgehen. Wir haben das nämlich auch zumindest in zwei Sprachen widerwillig gemacht. Aktuell ist meine Nicht dran und würde am liebsten zuhause bleiben. Die Aussage bleibt die Gleiche: "Das brauche ich nie im Leben." Und wie gesagt: Die Fähigkeiten dahinter, könnten auch praxisnäher und neumodischer beigebracht werden.

LG Veni_vidi_vici
(seit 2004 mit der Schule fertig; seit 2010 mit dem Studium)

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Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1584 am: 15.März 2022, 12:30:55 »

Echt jetzt?

Logisch. Den Standpunkt hattest du nicht am Radar? Ach ja, die Politiker wollen ja unser Leben besser machen, ich vergaß.

Dein Standpunkt ist: Politiker (alle, offensichtlich) wollen Dein Leben schlechter machen?
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Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1585 am: 15.März 2022, 12:39:50 »


Zum Rest: Aus meiner Sicht als Mathelehrer an einem Gymnasium kann ich sagen: Viele dieser Ideen, was alles noch an der Schule beigebracht werden sollte (Finanzen, Steuererklärung, etc.), gehen einfach an der Realität von Schule vorbei. In unserem aktuellen Schulsystem halte ich das für beinahe unmöglich.

Das könnte ein Politiker-Zitat sein, es fehlt bloß noch das Wörtchen "alternativlos". :D Spaß beiseite, aber der Zyniker in mir sieht das staatliche Schulsystem zusehends als eine Zuchteinrichtung, die junge Menschen für die Wirtschaft darauf vorbereitet, ein guter, fähiger, Arbeitgeber* zu sein (auf Gründer-, Führer- und Unternehmertum wird man in der Schule jedenfalls auch eher nicht gedrillt)  -- der dann auch ruhig mal in der Kreide stehen kann, auch dafür gibts ja lukrative Wirtschaftszweige (und ggf. Lobbyisten).

Wenn es nur ein Grundlagenfach gäbe oder ein Einflechten von finanziellen Grunldagen in andere Fächer, wie von Octa geschrieben, wäre das ja schon mal eine 100%ige Verbesserung gegenüber dem Status Quo. Und da stimme ich zu: Für sehr viel mehr wirds im aktuellen System auch nicht reichen, aber das wäre ja schon mal was. Der Ansatz von Octa scheint den Schülern auch gerecht; es macht vermutlich wenig Sinn, gleich mit Themen wie Versicherung oder Altersvorsorge zu kommen. Aber überhaupt mal das Denken schärfen für Eigenverantwortung mit Geld, für Risikoabwägungen bei Käufen -- das wäre ein Quantensprung. Ich bin damals vom Gymnasium (wegen Mathe) auf die Realschule in der 8. Klasse gewechselt, habe dann später noch Fachabi gemacht. Dort schien zu dieser Zeit immerhin noch Stundenplan-Platz für Pflicht(!)fächer wie "Maschinenschreiben" oder "Hauswerk". Für einiges davon bin ich heute dankbar, für anderes nicht (an Nähen war ich seit jeher so mittel interessiert).

Was die (Mehr-)Belastung für Lehrer angeht, auch das verstehe ich: Da müssten die Schulen je nach Standort nicht mal zwingend ihre eigenen Lehrkörper bemühen. Wie man sieht, gibt es mittlerweile so einige Initiativen und Stiftungen, die den Schulen unter die Arme greifen würden, wobei auch die von Lobbyisten unterwandert sein können bzw. eigene Produkte bewerben. Apropos Standort: Da Schule ja Ländersache ist, würde es sowieso noch viele, viele Jahre dauern, bis sich irgendwas wirklich bundesweit durchsetzt. Ich behaupte: Die meisten Schüler, die in den Genuss von so etwas kommen, werden profitieren (so sie sich nicht verweigerm). Wäre dann man interssant Vergleiche zwischen LÄndern zu sehen, die finanzielle Bildung eingeführt haben -- und soclhe, die das nicht getan haben.

Dazu ist das Thema Geld in unserem Gesellschaftssystem zu zentral.

« Letzte Änderung: 15.März 2022, 13:20:07 von KI-Guardiola »
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Octavianus

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Re: Studium/Schule alles mit Bildung hier rein
« Antwort #1586 am: 15.März 2022, 14:12:17 »

Ich verstehe den Unmut über die Ungerechtigkeiten des Systems. Ja, wer in Bremen ein Abitur macht, kann das in keiner Weise mit dem Abitur in Sachsen und Bayern vergleichen. Das ist ungerecht, aber von den Machern des Grundgesetzes bewusst so implementiert worden, um eine Zentralisierung und Auswüchse wie im Nationalsozialismus zu vermeiden. Ich halte den Föderalismus auch für suboptimal, aber bevor wir das ändern, sollten wir eher über die Zusammenlegung einzelner Bundesländer nachdenken. Es gibt zudem bereits jetzt verbindliche Standards für alle Abiturienten und diese Standards kann man durchaus noch ausweiten. Die KMK ist nicht bekannt dafür, schnell und adäquat zu reagieren, aber wenn gesellschaftlicher Druck ausgeübt wird, dann bewegt sich da auch etwas.

Auch verstehe ich den Unmut über die Ungerechtigkeit an den einzelnen Schulen. Ja, es gibt gute und es gibt schlechtere Lehrer, das kann man nicht völlig verhindern, zudem entwickeln sich auch wir Lehrer als Persönlichkeiten noch weiter, nachdem wir das Referendariat abgeschlossen haben. Da jeder das System Schule durchlaufen hat, kann jeder auch anekdotisch berichten, welche Lehrkräfte einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben (sei es nun positiv oder negativ). Ich möchte meiner Zunft dennoch zugutehalten, dass auch wir nur Menschen sind und Fehler machen. Das soll nicht entschuldigen, dass manche Lehrkräfte nur halbgare Arbeitsblätter versenden und keinerlei Rückmeldungen geben (um den Vorwurf zu Beginn der Pandemie aufzugreifen), aber meine Stunden sind garantiert keine Musterstunden oder wenn, dann funktionieren nur 20% aller Stunden nach dem Muster, wie ich mir das vorgestellt habe. Unterricht lebt nicht zuletzt von den Herausforderungen des Alltags. Wenn jede Stunde gleich ablaufen würde, säßen vor mir keine Menschen, sondern Roboter. Und auf diese heranwachsenden Menschen vor mir muss ich Rücksicht nehmen.

Im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass man auf die Personen hinter dem Lehrerpult Rücksicht nehmen muss. Es gibt Menschenfänger und es gibt Fachidioten. Genauso gibt es introvertierte und extrovertierte Schüler und alle wollen gleichermaßen integriert oder nach neuestem Stand sogar inkludiert werden. Im Klassenzimmer bringt jeder sein Päckchen an heimischen Problemen oder guten Startvoraussetzungen mit und letztlich ist es eine schwierige Aufgabe, allen gerecht zu werden.

Ich weiß, das klingt, als wolle ich mich von Verantwortung freisprechen, aber das ist gar nicht mein Anliegen. Ich möchte nur erklären, warum das System solche Beispiele produziert. Daher werden Stellschrauben gedreht und ich sehe die schrittweisen Veränderungen. An vielen Universitäten gibt es nun Orientierungsverfahren für alle angehenden Lehramtsstudenten. Wie verbindlich diese sind, hängt konkret von der Uni ab (Föderalismus, da bist du wieder...). Auch wird bereits im Studium ein Teil des Referendariats als Praxissemester in immer mehr Bundesländern etabliert, sodass der berüchtigte Praxisschock im eigentlichen Referendariat nach dem Studium nicht mehr so groß ausfällt. Das sind nur zwei Maßnahmen, die zeigen sollen, dass die Politik durchaus einsieht, dass die Ausbildung zum Lehramt nicht ideal verlaufen ist und es noch Spielraum gibt.

Was wünsche ich mir konkret? Ich wünsche mir ernsthaft mehr Möglichkeiten der Supervision. Ja, niemand von uns lässt sich gern komplett über die Schultern schauen, aber wenn ich die Möglichkeit hätte, auch nach nun 8 Jahren Berufserfahrung bei anderen Kollegen zuzuschauen, würde ich das gerne tun. Wir müssen offen dafür sein, uns Feedback geben zu können. Wir müssen offen dafür sein, gute Beispiele aus dem Unterrichtsalltag miteinander zu teilen. Im Gegenzug wünsche ich mir definitiv kleinere Klassen. Eine sinnvolle Einzelförderung ist bei 27 Schülern oder mehr nicht möglich, wenn ich nur 4 Stunden Deutsch pro Woche habe. Wenn das Ziel wirklich ist, für jeden Schüler in der Zukunft differenzierte und auf ihn abgestimmte Lerninhalte und Methoden zu entwickeln, dann wird das auf Dauer nicht in so großen Lerngruppen funktionieren bzw. muss dann der Lernraum Schule neu konzipiert werden mit Wochenplänen usw., was dann aber auch nicht jedem Schüler gerecht wird, da längst nicht alle Schüler diese intrinsische Motivation zum Selbstlernen haben und extrinsisch motiviert werden müssen.

Abschließend ein paar Gedanken bezüglich Kunst, Musik und Turnen und Religion. Ja, als Schüler gehörte ich definitiv zu denjenigen, die die Sinnhaftigkeit dieser Fächer bezweifelt haben. Kunst, Musik und Sport waren in meinen Augen absolute Zeitverschwendung, was aber auch daran lag, dass mein musisches Talent in den unteren Klassenstufen nicht gerade groß gefördert worden ist. Wenn ich mir ansehe, was meine Mitreferendarin in Kunst mit ihren Schülern gemacht hat, hätte ich als Schüler deutlich mehr Interesse und Spaß am Kunstunterricht entwickelt. Da wurde ein Pinselführerschein gemacht, Grafitti wurden entwickelt usw. Es gibt also neue pädagogische Konzepte, die ihren Weg in die Schulen finden. Ich sehe auch den Mehrwert dieser Fächer, wenn sie zur Persönlichkeitsentwicklung beizutragen vermögen. Ich bin nun mal kein Mannschaftssportler bzw. habe selbst nie den Ehrgeiz gehabt, im spießigen Sportunterricht unbedingt gewinnen zu wollen. "Mir doch egal, wer die meisten Tore schießt" Aber Sport, Musik und Kunst sind dennoch wichtige Fächer, die den Schülern als praktischer Ausgleich dienen müssen zu all den theorielastigen Fächern. Ich hätte mir als Schüler einen noch stärkeren Theoriebezug gewünscht, aber ich denke, die Mischung sollte es in diesen praktischen Fächern machen, um alle einigermaßen bei Laune zu halten.
Was Religion anbelangt, bin ich bei euch. Jedes Bundesland nennt das Kind anders, aber ich glaube, dass Schüler nicht mehr nach Konfessionen getrennt unterrichtet werden sollten. Gerne kann man die Klassen für Ethik, Moral oder wie auch immer die Alternative in eurem Bundesland heißt, neu einteilen, um Strukturen innerhalb der Klassen ein wenig aufzubrechen, aber in diesem Fach kann man gerne in den unteren Klassenstufen all die Grundlagen der monotheistischen und anderer Religionen lernen, um Toleranz usw. zu entwickeln und ab der Mittelstufe sollte es dann darum gehen, Texte aus dem Zeitalter der Aufklärung zu lesen, moralische Problemfragen zu entwickeln und Lösungen dafür zu suchen. AUch dürfen gerne philosophische Konzepte der Antike zurate gezogen werden, um beispielsweise über Hedonismus und Konsum zu sprechen, um den Bogen zur Bedeutung des Geldes für die Gesellschaft zu schlagen.

Medienkompetenz wird übrigens nach und nach in unseren Lehrplänen verankert. Wir entwickeln derzeit unser Medienbildungskonzept bzw. Curriculum, aber die sinnvolle Integration benötigt Zeit und v.a. die Entwicklung guter Unterrichtsideen, die eben nicht in der Aktentasche einzelner Lehrer versanden, sondern möglichst oft weiterverbreitet werden.

Ich möchte abschließend eine Lanze dafür brechen, wie gut viele Kollegen mit dem online Unterricht umgegangen sind. Im März 2020 hatte keiner von uns eine Ahnung, wie man den Unterricht von heute auf morgen organisieren soll. Ja, da wurden viele Fehler gemacht und noch immer werden Fehler gemacht. Im letzten Schuljahr wurden Konzepte entwickelt und ausprobiert und auch dieses Schuljahr ist man nach wie vor dabei, Bewährtes weiterzuentwickeln. Ist das System perfekt? Natürlich nicht! Sind alle Lehrer medienaffin? Gott bewahre, wenn ich da an Kollegen von mir denke. Aber wir arbeiten daran und wir motivieren uns durchaus gegenseitig, das Beste daraus zu machen.

Was man sich jedoch wünschen würde, wären verbindliche Vorgaben und Konzepte, die zumindest einheitlich je Bundesland gelten. Wie da teilweise Schulen bei Lockdowns im Stich gelassen worden sind bzw. die Verantwortung einfach so nach unten abgegeben worden ist, war nicht in Ordnung. Das war am Ende jeden Sommers zumindest meine größte Kritik an der KMK. Schule kann vieles auffangen, aber vage Aussagen und Konzeptlosigkeit auf oberster Ebene sind einfach kontraproduktiv für unseren Alltag.
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Re: Studium/Schule alles mit Bildung hier rein
« Antwort #1587 am: 15.März 2022, 15:41:44 »

Nur ganz kurz zu dem, was du geschrieben hast, Octa: Mir ging es nicht darum, Lehrer in die Pfanne zu hauen. Ich bin mir sicher, dass das oft ein harter Job ist und ich hätte definitiv keine Lust darauf. Die Entscheidung, diesen Beruf zu ergreifen, nötigt mir Respekt ab. Mir ging es um die starke Abhängigkeit von Einzelpersonen. Was ich in der Schule lerne (und was hängen bleibt) ist vom Lehrer abhängig und nicht vom Lehrplan. Es macht eben einen Unterschied, ob du im Physikunterricht Rumkugeln machst oder im Chemie-Unterricht selbst Böller baust (ja, beides erlebt). Diese Abhängigkeit kann niemand ernsthaft wollen, auch die KMK nicht.

Aber wie du schon geschrieben hast: es ist halt komplex. Veränderung passiert nur langsam und in dem System stecken Menschen mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen, Charakteren und Voraussetzungen.
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Re: Studium/Schule alles mit Bildung hier rein
« Antwort #1588 am: 15.März 2022, 16:05:18 »

Wobei doch menschliche Eigenschaften bei Lehrern, wie bei allen anderen Menschen auch, gleichverteilt sind. Ich hab auch Lehrer im Kopf, an die ich mich mit Freude oder mit Schrecken zurückerinnere. Der Stoff für Anekdoten bilden die Lehrkräfte, die sich an den Rändern der gausschen Normalverteilung aufhalten. Bei mir ist es zumindest so, dass die Vielzahl der... 50-60 Lehrkräfte, mit denen ich es so im Laufe meiner Bildungskariere zu tun hatte, doch irgendwo im Mittelmaß anzusiedeln und ok waren. Keine Chaoten die kein Plan und Motivation hatten und keine Messiasse (den Plural musste ich googeln) der Pädagogik, sondern einfach relativ normal.
Das widerspricht natürlich nicht der Aussage, dass es trotzdem Zufall bleibt. Aber es ist auch nicht so, dass man dem Schicksal komplett ausgliefert wäre. Es ist, wie du sagst, die menschliche Komponente im System.
« Letzte Änderung: 15.März 2022, 16:12:33 von DragonFox »
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Re: Studium/Schule alles mit Bildung hier rein
« Antwort #1589 am: 15.März 2022, 16:38:27 »

Keine Sorge, ich habe das überhaupt nicht als Pauschalkritik aufgefasst. Ich verstehe den Unmut gegenüber Lehrern und wollte nur die Perspektive erweitern, um auch ein wenig die Zwänge des Systems zu verdeutlichen. Schwarze Schafe gibt es in jedem Berufszweig und auch mit diesen muss man zurechtkommen. Sicher ist das nicht schön, wenn man als Schüler negative Erfahrungen mit Lehrern gemacht hat und deshalb eine negative Haltung bis hin zu Angstvorstellungen gegenüber einem Fach entwickelt. Ich hoffe jedoch, dass mit der neuen Generation an Lehrkräften viele dieser Fehler bei der Ausbildung der bald in den Ruhestand gehenden Lehrkräfte behoben werden können. Und ich will deren Ausbildung gar nicht verteufeln, nur wurde in den 80ern und 90ern eben noch deutlich mehr Wert auf andere Aspekte gelegt, als das heutzutage der Fall ist. Die Frage ist eben, wie gut sich Lehrer an aktuelle Entwicklungen anpassen können und ich halte gerade diese Fähigkeit für ganz entscheidend, um nicht zum sauertöpfischen Nörgler zu werden, der alle Technik für Teufelswerk hält. Andererseits halte ich es auch für einen Fehler, auf jeden Zug aufzuspringen. Nur, weil Schüler jetzt TikTok nutzen, muss ich als Lehrer das nicht auch nutzen. Es genügt, wenn ich verstehe, was TikTok ist und wie es grob funktioniert.

Neue Medien sind nicht der Heilsbringer der Pädagogik, das Internet ist nicht unsere Erlösung, unterm Strich zählt vor allem eine gute Lehrerpersönlichkeit, die idealerweise altruistisch veranlagt ist und seine Schüler nicht als Quälgeister sieht, sondern als heranwachsende Menschen, die man auf ihrem Lebensweg hin zu selbständigen Menschen begleitet (siehe auch die oft zitierte und vielfach bestätigte Hattie-Studie).
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Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1590 am: 16.März 2022, 12:45:20 »

Echt jetzt?

Logisch. Den Standpunkt hattest du nicht am Radar? Ach ja, die Politiker wollen ja unser Leben besser machen, ich vergaß.

Dein Standpunkt ist: Politiker (alle, offensichtlich) wollen Dein Leben schlechter machen?

Glaube eher, er meinte, dass man nicht immer bei allen Menschengüte unterstellen sollte bzw. beachten muss, dass selbst idealistisch handelnde Politiker systemischen Zwängen unterliegen.

Anders formuliert: Verkaufst du Homöpathie? Wenn ja, warum? Ist doch meist "wirkungslos" und "placebo." Oder musst du das halt mit einer "es kann nicht schaden"-Attitüde anbieten, weil du Rechnungen zahlen musst? Wenn du sie nicht verkaufst: Müssen es vielleicht andere Apotheker tun, weil sie nicht drauf verzichten können? Oder WOLLEN manche tatsächlich nicht drauf verzichten, obwohl sie es könnten?
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Re: Studium/Schule alles mit Bildung hier rein
« Antwort #1591 am: 16.März 2022, 13:39:46 »

Der Vergleich hinkt aber gewaltig: Veilchen unterstellt das Kleinhalten der Bevölkerung durch die (Bildungs-)Politik. Also eine bewusste negative Handlung gegenüber anderen Menschen. Homöopathische Mittel sind erstmal nichts weiter als Placebos: sie schaden nicht (sofern sie einer effektiven Behandlung nicht im Weg stehen), aber sie nutzen über den Placebo-Effekt hinaus (der ja auch hilfreich sein kann) nichts. Sie zu verkaufen ist also nicht schädlich, es ist eine neutrale Handlung, welche den Menschen Entscheidungsfreiheit lässt. Anders wäre es, wenn Henning Globuli als Allheilmittel anpreisen würde, in dem Wissen, dass sie nichts bringen, aber ihm die Kasse füllen. Aber selbst wenn dem so wäre (was es sicher nicht ist, wie ich Henning kenne, nur um das klarzustellen), was wäre deine Erkenntnis daraus? Dass es schwarze Schafe gibt?
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Re: Studium/Schule alles mit Bildung hier rein
« Antwort #1592 am: 16.März 2022, 13:44:50 »

Der Vergleich hinkt aber gewaltig: Veilchen unterstellt das Kleinhalten der Bevölkerung durch die (Bildungs-)Politik. Also eine bewusste negative Handlung gegenüber anderen Menschen. Homöopathische Mittel sind erstmal nichts weiter als Placebos: sie schaden nicht (sofern sie einer effektiven Behandlung nicht im Weg stehen), aber sie nutzen über den Placebo-Effekt hinaus (der ja auch hilfreich sein kann) nichts. Sie zu verkaufen ist also nicht schädlich, es ist eine neutrale Handlung, welche den Menschen Entscheidungsfreiheit lässt. Anders wäre es, wenn Henning Globuli als Allheilmittel anpreisen würde, in dem Wissen, dass sie nichts bringen, aber ihm die Kasse füllen. Aber selbst wenn dem so wäre (was es sicher nicht ist, wie ich Henning kenne, nur um das klarzustellen), was wäre deine Erkenntnis daraus? Dass es schwarze Schafe gibt?

Meine Erkenntnis ist, dass Menschen verschiedene Motivationen haben. Die mögen mir nicht Gefallen, aber ich schließe tatsächlich nicht aus, dass es Leute gibt, die die Leute dumm und arm halten möchten. Sieht man ja ganz schön in Russland aktuell, wie man das schön per Bildungssystem durchdrücken kann - wenn die "Richtigen" an den Schalthebeln sind. Hinzu kommen Leute mit nicht-negativen Absichten, die "Opfer" ihrer Umstände sein können. Siehe Bürokratieabbau: Welche Behörde hat ein Interesse daran durch erfolgreiche Arbeit sich selbst obsolet zu machen?

Alles Dinge die man beachten sollte, damit das Bildungssystem bei uns eben nicht wie in Russland "gekapert" werden kann von im Prinzip Mafiosis, die der Jugend das indoktrinieren was ihnen nützt.
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