Für mich als Fan des FC Bayern seit 1976 hat diese Saison nicht die beste, sondern die am wenigsten schlechte Mannschaft die Meisterschaft gewonnen. Obwohl beide für mich als Spieler absolute Legenden des FCB sind und bleiben, ist die Entlassung von Salihamidzic überfällig gewesen, die von Kahn hätte ich auf ein Jahr zur Bewährung ausgesetzt. Dass man Kahn den Besuch des Spiels von Vereinsseite verboten haben soll, fände ich bei Zutreffen absolut daneben.
Dass Grundproblem des FC Bayern sehe ich darin, dass Hoeneß, Rummenigge & Co. viel zuviele Ja-Sager im Club in Positionen gebracht haben, während unbequeme aber kritische Stimmen keinen Platz in der Vereinsführung finden. Dazu kommt, dass Salihamidzic offenbar die in den letzten Hoeneß- und Rummenigge-Jahren entstandene schlechte Entwicklung, dass Spieler sich hinter dem Rücken des jeweiligen Trainers über diesen in der Chefetage beschweren dürfen und dort auch noch den Rücken gestärkt bekommen, nahtlos fortgesetzt hat. Das hat nichts mit familiärem Umfeld oder gar "mia san mia" zu tun.
Familiäres Umfeld war früher der Blumenstrauß für Frau Lerby bei Transferverhandlungen, den Ex-Spieler Lars Lunde nach schwerem Verkehrsunfall zu unterstützen, Hansi Dorfner das Geld aus der Invaliditätsversicherung des Vereins zu überlassen und sogar Breno nach seiner Brandstiftung zu helfen.
Mia san mia war Stefan Effenberg, der sich auswärts in der Champions League quasi mit dem Anpfiff eine gelbe Karte abholte, um klarzumachen, dass es heute nichts wird mit dem Heimsieg des Gegners. Das war die Stafette Salihamidzic, Hargreaves, Makaay in der 1. Minute daheim gegen Real Madrid mit der klaren Botschaft "heute ist für Euch nix drin" und natürlich Olli Kahns "weiter, immer weiter". Und die Rede Ottmar Hitzfelds nach dem verlorenen Champions League Finale gegen Manchester United mit der Kernbotschaft "heute sind wir traurig, aber ab morgen beginnt der Kampf um die nächste Champions League". Dieses Selbstbewußtsein in Wort und Tat vermisse ich momentan, ebenso das konstante Abrufen des eigenen Leistungsvermögens bei den meisten Spielern.