@knufschu:
Danke! Ich mag die drei Krawallbrüder

auch. Die waren eigentlich sogar von Anfang an als fester Bestandteil für dieses Kapitel geplant (das Bild hab ich schon vor 'ner ganzen Weile erstellt) ... ich hab sie nur bis jetzt völlig vergessen.

(Hatte übrigens wie gewöhnlich das Problem, dass sie in meinem Kopf von "Ruhrpott" zu "icke dette kieke mal" und zurückhüpften .... das kennst Du aus eigener leidvoller Erfahrung, wenn ich mich richtig erinnere

)
Und die Tabellenposition ... nuja. *seufz* Is ja nur ne Zahl, nech?

@KoniCutShot: Hehe, freut mich, danke!

Ein Frühling, John-Carpenter-Edition (Rückrunde 2041/42)
Tagebuch von Alvaro Garcia, 19, Medienkaufmann im Praxishalbjahr01.01.2042
Hah! Ich hab das große Los gezogen! Die anderen können ja gern hinter irgendeinem Werbefuzzi oder Kleinanzeigenlangweiler herdackeln - ich bin jetzt ein halbes Jahr hinter den Kulissen von Real tätig und kann mir die ganzen Geheimnisse aus nächster Nähe angucken.
Ich bin schon ganz hibbelig - vielleicht hab ich mit den Stories, die ich von hier erzählen kann, endlich auch mal Chancen bei Joana... *seufz* ... oh verdammt. Jetzt hab ich glatt "seufz" geschrieben! Was stimmt denn bloß nicht mit mir?!
Egal, morgen gehts los - medienkaufmännisches Fachpraktikum bei Real. Dass es nur Real Saragossa ist, muß ich ja keinem erzählen...
02.01.2042
Hm, also das hatte ich mir irgendwie aufregender vorgestellt. Jose Munoz, mein Chef in den nächsten Monaten, beantwortet eigentlich hauptsächlich E-Mails mit irgendwelchen Standardfragen, die genauso langweilig klingen wie seine Antwort. So Blödsinn wie "Gibt es schon etwas Neues zu Victor Stubs Heilungsverlauf?" oder "Hat der Verein schon Transferziele für den Sommer?" Völlig belanglos!
Und dabei tut der Chef so, als würde der ganze Laden hier ohne ihn auseinanderfliegen - Wahnsinn.
05.01.2042
Na, das war doch schon eine ganz andere Hausnummer!
Heute war Spieltag und Jose hat alle Hände voll zu tun gehabt - wußte gar nicht, dass der Pressesprecher hier auch telefonische Interviewanfragen abfrühstückt!
Nicht alle natürlich, aber gerade wenn der Spielplan so eng getaktet ist wie im Moment ... da übernimmt er auch schon mal das eine oder andere kleine Interview.
So wie heute eben - Saragossa hat das Heimspiel gegen Eibar knapp gewonnen und die Reporter wollten wissen, wie der Trainer es geschafft hat, die klare Niederlage in Barcelona so schnell aus den Spielerköpfen zu bekommen, ob der Spielzug zum Siegtor einstudiert war, wie lange Gorniaszek noch blau-weiß trägt, warum Jensen wieder nicht gespielt hat .... so'n Zeug halt.
Hat ihn tierisch genervt, sagt Jose.
So wie ihn eigentlich alles nervt: der Präsident mit seinen ständigen Ermahnungen, diplomatischer zu sein und weniger gelangweilt zu wirken, die Sportdirektorin, deren Transfers er nicht gut findet, aber als Erfolge verkaufen soll, der Trainer, den er für ein ahnungsloses Landei ausm luxemburgischen Wald hält und den er preisen und in gutem Licht darstellen soll, die Journalisten, die ihm ständig Fangfragen stellen, seine Frau, die ihm jeden tag mit Absicht den falschen Belag aufs Brot packt, der Greenkeeper, der den Rasensprenkler mit Absicht so getimt hat, dass er in der Mittagspause nie auf seiner Lieblingsbank sitzen kann, weil die dann immer grade nass ist und und und.
Ich hab noch nichts gefunden, was ihn nicht nervt.
Und das nervt mich.
Tierisch.
06.01.2042
Chef hat sich krankgemeldet.
Hat n Pfeifen im Ohr, sagt er.
Kommt von den Nerven, sagt er.
Entweder das oder vom Trainer (also Lavayeux), sagt er.
Wobei das eigentlich das gleiche sei, weil Lavayeux ihm ja auf die Nerven geht, sagt er.
Naja, jetzt ist er jedenfalls krank.
Und ich sitz hier in seinem Büro und frage mich, wer jetzt seine Arbeit macht.
06.01.2042, später
Die Antwort lautet: ICH!
Nicht zu fassen, der Bernad, also der Geschäftsführer Sport, war vorhin hier, hat mich n bißchen verwundert angeschaut und gefragt, wer ich bin.
Hab ich ihm gesagt: Alvaro Garcia, Medienpraktikant.
Schien ihn ein bißchen zu wundern, jedenfalls hat er kurz überlegt und dann hat er gesagt: "Gut, dann machen Sie vorerst den Telefondienst, Herr Garcia - nur vorübergehend, bis Herr Munoz wieder da ist."
Ich war völlig platt.
"Ich weiß doch gar nicht, was ich den Leuten sagen soll?!"
"Kein Problem, bleiben Sie allgemein - und wenn Sie gar nicht weiterwissen, sagen Sie den Leuten einfach, Sie rufen sie zurück, notieren sich Nummer und Frage und sprechen Ihre Antwort mit Frau Mertens ab. Das ist die Sportdirektorin und für die Zeit von Herrn Munoz ... Abwesenheit Ihre direkte Vorgesetzte."
Na das kann ja was werden!
08.01.2042
Bester!
Job!
Ever!
Meine neue Chefin ist ... naja, das schreib ich lieber nicht. Sie ist zwar uralt - ich glaub, sie ist schon Ende dreißig - aber ... whoa. Ja, das triffts ganz gut. Whoa.
Und sie war total nett, hat richtig freundlich mit mir gesprochen und mir ganz viel erklärt - wie ich am besten mit den Reportern umgehe und was ich besser nicht sagen soll und sowas.
Ich muß aber gestehen, dass ich das meiste davon gar nicht richtig verstanden habe, weil ich so abgelenkt war.
08.01.2042, spätabends
Am Abend, nach dem Pokalspiel in Ebro, hab ich dann sogar mein erstes Telefoninterview gegeben. Fühlt sich irgendwie komisch an, so als ob ich wichtig wäre ... naja, waren aber keine allzuschweren Fragen.
Ob Victor Stub nach seinem Hattrick jetzt einen Stammplatz bekäme (auf sowas soll ich immer mit 'das entscheidet der Trainer, dazu kann ich nichts sagen' antworten) oder ob wir uns jetzt Chancen ausrechnen, den Pokal zu gewinnen. Da hab ich einfach ganz allgemein gesagt, dass wir natürlich noch Chancen haben, weil wir ja noch nicht ausgeschieden sind.
18.01.2042, spätabends
Das macht langsam richtig Spaß - heute hab ich wieder Interviews geführt. Nach dem klaren Pokalsieg bei Athletic Bilbao haben alle drei Journalisten gefragt, wie es die Mannschaft eigentlich schafft, regelmäßig Torschützen aus allen Mannschaftsteilen zu haben?
Hab ich natürlich geantwortet, dass das am guten und abwechslungsreichen Training von Herrn Lavayeux liegt.
Einer wollte noch wissen, ob für Jacek Gorniaszek eigentlich schon Angebote eingegangen sind? Hab ich geantwortet, dass wir nicht vorhaben, ihn abzugeben.
22.01.2025, seeehr spät abends
Oh Mann, oh Mann, oh Mann!
Was für ein geiler Abend!
Erst Real in der Champions League geschlagen, dann ganz lässig auf die Journalistenfrage "Ist das jetzt der Anfang von der Wachablösung im spanischen Fussball?" geantwortet, dass es für solche Aussagen ein bißchen zu früh sei - und dann hab ich ne Whatsapp von Joana bekommen! Leider wollte sie nur wissen, ob ich ihr die Telefonnummer von Hrgovic, dem Real-Madrid-Stürmer, besorgen könne.
Kann ich natürlich nicht, kenne die Nummer ja leider selber nicht.
Seit ich ihr das geantwortet habe, reagiert sie nicht mehr auf meine Nachrichten.
Komisch.
26.01.2025, ziemlich früh am Morgen
Im Verein laufen alle mit einem breiten Grinsen rum - das Spiel bei Osasuna war wohl ein Derby. Und das 3:0 war ziemlich eindeutig.
Journalisten haben heute zwar keine angerufen, aber dafür war Frau Mertens bei mir und hat mir mitgeteilt, dass ich ab sofort in der Abteilung für die Vereinszeitung arbeite.
"Du sollst in Deinem Praktikum natürlich viele verschiedene Medienaufgaben erleben.", hat sie zur Begründung gesagt - aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass da noch was anderes dahintersteckt.
Sie war auch gar nicht so freundlich wie am Anfang.
Hach, ich versteh Menschen manchmal einfach nicht...[/i]
"Also wirklich - den Praktikanten zum Pressesprecher zu machen, war eine selten dämliche Idee! Das war ein Flop mit Ansage, Francisco!"
"Tut mir leid, Herr Präsident."
"Was haben Sie sich denn dabei überhaupt gedacht, Francisco?!"
"Wahrscheinlich nicht das Richtige, Herr Präsident."
"Wollen Sie mich veralbern, Francisco?"
"Nichts liegt mir ferner, Herr Präsident."
"Hm. - Na gut, zukünftig besprechen wir solche ... unkonventionellen Ideen, bevor Sie sie in die Tat umsetzen."
"Natürlich, Herr Präsident."
"Ab mit Ihnen."
"Sehr wohl, Herr Präsident."
Der Januar läuft also bombastisch, kann man nicht anders ausdrücken.
Insbesondere die letzten drei Spiele sind schlicht und ergreifend sensationell. Gegen Real Madrid, Erzrivale Osasuna und West Ham United mit drei Siegen und sechs zu null Toren rauszugehen, hat was regelrecht surreales.
Als Sahnehäubchen stellen die beiden Siege in der Champions League sicher, dass wir in die Playoffs einziehen - und das ist mindestens genauso surreal wie die Ergebnisse!
Während wir auf dem Platz für Furore sorgen, nimmt unser Kader für die Rückrunde Gestalt an.
Neben dem bereits zu Beginn der Transferperiode verpflichteten Vegard Klausen, der Hernandez erwartungsgemäß auf die Backuprolle zurückwirft, verpflichten wir mit Edder Granillo einen weiteren Mexikaner.
Der soll mit Mario Gateira auf dem linken Flügel um Spielzeit konkurrieren, kann "nebenbei" aber auch im Zentrum und im Sturm eingesetzt werden und soll vor allem mit seinen Spielmacherqualitäten glänzen.
Die Presse ist natürlich wieder aus dem Häuschen, als wir ihn vorstellen - sie reden sogar wieder davon, dass er ein weiteres Wunderkind sei.
Wie ich diese sinnlosen Hype-Versuche hasse...
Daneben holen wir noch einen jungen Franzosen, den wir allerdings sofort verleihen.
Gregory Duventru ist ein großes Talent und ist als Vorgriff auf den drohenden Gorniaszek-Agbang zu verstehen.
Denn das ist der große Wermutstropfen des Winters - unser Goldjunge teilt uns unverblümt mit, das er sich auf Dauer für zu gut hält, um in der aragonesischen Provinz für ein Taschengeld zu spielen.
Und er hat zumindest insofern recht, dass die Interessenten inzwischen wirklich Schlange stehen.
Von A wie Atletico über B wie Bayern und Barcelona, C wie Chelsea und City, M wie Manchester und Madrid bis W wie Winterthur bekommen wir ein Angebot nach dem ... wie? Was?
Ja, genau - der FC Winterthur, also "Winti", wie man in der Schweiz sagt, wäre bereit, 71 Millionen Euro an Ablöse für den polnischen Jungstar hinzublättern.
Und Jacek wäre bereit, dorthin zu wechseln!
Mal abgesehen davon, dass der Move aus der Champions League in die Europa League (wo Winterthur allerdings bis ins Halbfinale vorstoßen wird, wie sich herausstellt!) und aus der Primera Division in die Super League ein bißchen komisch wäre, winken wir bei der Ablöse nur müde ab.
Als der Spielerberater daraufhin versucht, öffentlich Druck auszuüben, norden wir ihn recht schnell ein, indem wir auf den Vertrag und vor allem die festgelegte Ausstiegsklausel verweisen.
Dankenswerterweise versucht Gorniaszek gar nicht erst, das irgendwie zu umgehen, sondern erklärt sich sofrt einverstanden, nur für die 120 Millionen Ausstiegsklausel zu wechseln. Das sei er dem Verein, der ihn innerhalb kürzester Zeit groß herausgebracht hat, einfach schuldig, meint er.
Mit der Aussicht auf diese Summe, die für Real Saragossa logischerweise einen Rekord in Sachen Spielerverkäufe bedeuten würde, ist uns vor seinem Abgang zumindest ein bißchen weniger bange.
Er wird eine riesige Lücke hinterlassen, aber mit 120 Millionen werden wir definitiv einen passenden Ersatz verpflichten (und auch sonst noch ein bißchen Schabernack auf dem Transfermarkt treiben) können.
Im Winter tut sich in Sachen Gorniaszek-Abgang allerdings erstmal noch nichts und so bleibt er uns für die Rückrunde erhalten.
Das bedeutet neben der erfreulichen Aussicht auf einen herausragend besetzten rechten Flügel in der Rückrunde, dass die Presse uns mit dem erneut verstärkten Kader nun sogar ins (gehobene) Mittelfeld der Liga einsortiert.
Ui!
Kaum ist das Transferfenster zu, kommen wir nach dem Höhenflug im Januar jäh wieder auf dem Boden der Tatsachen an - denn gleich am ersten Februar verlieren wir zuhause gegen Real betis Sevilla trotz deutlicher Überlegenheit und ebenso deutlichem Chancenplus mit 0:1.
Zuhause!
Das ist natürlich alles andere als schön - und außerdem ist es eine recht bescheidene Generalprobe fürs Viertrunden-Heimspiel im Pokal gegen den FC Valencia.
Wir beschließen, es ruhig und risikoarm anzugehen. Funktioniert auch super - denn wir halten Valencia 80 Minuten vom Tor fern, bekommen dann einen Freistoß, Gorniaszek zirkelt ihn an den langen Pfosten, dort steht Neuzugang Granillo goldrichtig: 1-0!
Leider pfeift der Schiedsrichter nicht direkt danach ab und so bekommt Valencia die Chance auf eine Schlußoffensive, die sich gewaschen hat.
Bis zu diesem Zeitpunkt haben sei einen (!) Schuß hinbekommen, jetzt kommen im Minutentakt Chancen bei ihren Angriffsbemühungen zustande.
Und in der letzten Minute der Nachspielzeit kann Keeper Torstensson, der bis dahin fehlerlos gehalten hat, das 1-1 aus nächster Nähe nicht mehr verhindern.
Verlängerung!
Die beginnt, wie die reguläre Spielzeit endete - mit einem Tor der Gäste, die quasi vom Anstoß weg zur Führung stürmen.
Von diesem Doppelschlag erholen wir uns leider nicht mehr und scheiden ziemlich unglücklich aus dem Pokal aus.
Zwei Tage später werden die Champions-League-Playoff-Paarungen ausgelost.
Mit Real Madrid, dem FC Barcelona, dem FC Girona und uns müssen dabei gleich vier spanische Vereine diese Extrarunde drehen.
Wenn wir uns das Teilnehmerfeld so anschauen, können wir mit unserem Los KRC Genk eigentlich ziemlich zufrieden sein
Denn auch wenn deren Trainer sofort zu Protokoll gibt, dass das ein klasse Los sei, mit Lavayeux habe er nach der einen oder anderen unglücklich gelaufenen Partie gegen Royal Antwerpen ja sowieso noch ein Hühnchen zu rupfen - wir rechnen uns eigentlich ganz gute Chancen auf das Weiterkommen aus, zumal wir ja zuerst auswärts randürfen.
Der Lohn der guten Platzierung!
Bevor wir uns mit den Belgiern messen, sind erstmal noch zwei sogenannte "Pflichtaufgaben" in der Liga zu erledigen.
Was wir leider nur teilweise schaffen.
Die Heimpartie gegen Granada ist eine klare und einseitige Angelegenheit, das Ergebnis fällt um mindestens 4 Tore zu niedrig aus.
Leider können wir - auch bedingt durch etliche erschöpfungs- und verletzungsbedingte Ausfälle - diese Form nicht für die Partie gegen Valladolid konservieren und müssen uns dort mit einem Unentschieden begnügen.
Völlig unnötiger Rückschlag!
Dann ist endlich wieder Europapokal-Zeit.
Wir sind immer noch personell geschwächt und ich komme auf die im Nachhinein etwas wunderliche Idee, auf 433 umzustellen.
Eine Formation, die wir eigentlich nie spielen.
Und daher ist es keine Überraschung, dass Genk aus der fehlenden Abstimmung in unserer Mannschaft zweimal Kapital schlagen kann.
Nur gut, dass wir dank eines Jensen-Geistesblitzen vorher in Führung gegangen sind, so haben wir im Rückspiel wenigstens noch alle Chancen auf das Weiterkommen.
Vorher messen wir uns allerdings noch mit Almeria.
Und weil das 433 so klase funktioniert hat und der Lava manchmal ein ziemlich sturer Hund istm probiert er diese Formation gleich nochmal.
Was Almeria sehr freut.
Nächste blödsinnige Niederlage, die uns in der Liga weiter zurückwirft.
Wenn sich nicht bald substantiell etwas verbessert, wird das eng mit der Champions-League-Qualifikation!
Vielleicht kann ja das Rückspiel gegen Genk als Stimmungsaufheller dienen?
In aller Kürze:
japp, kann es.
Ich habe das Experiment 433 beendet und bin zum 4411 zurückgekehrt. 442 wäre mir zwar lieber gewesen - aber ohne einsatzfähige Stürmer ist das halt etwas schwierig.
Wir spielen gegen Genks Fünferkette in der Abwehr dennoch so breit wie möglich, haben ein bißchen Spielglück - und mit Lehmann wird einer von mehreren kopfballstarken Spielern in unserem Team zum Knotenlöser, als er eine Gorniaszek-Ecke Mitte der ersten Hälfte im rechten oberen Eck platziert.
Speichlers schöner Freistoß aus 18 Metern halblinker Position macht dann den Deckel drauf, der Rest ist reine Verwaltung.
Versöhnliches Ende eines sehr durchwachsenen Februars.
Direkt am gleichen Abend wird übrigens das Achtelfinale ausgelost - und der Gegner läßt uns dann schon etwas mehr schlucken:
Milan!
Und auch noch zuerst zuhause.
Mit eben diesem Duell beginnt dann auch gleich der März.
Pünktlich zu diesem Spiel teilt uns die Einwanderungsbehörde mit, dass unser Mittelfeldmotor Eric Garibay nun auch die spanische Staatsbürgerschaft besitzt.
Das ist insofern schön, als er damit als EU-Ausländer zählt und keinen der drei Nicht-EU-Plätze im Kader mehr besetzt.
Außerdem teilt die Medienlandschaft jedem, der es lesen möchte, die grandiose Nachricht mit, dass der Luxemburger Gerard Lavayeux beim Rückspiel in Mailand zum achthundertsten Mal in einem Pflichtspiel an der Seitenlinie stehen wird.
Auch das verdient ein "Ui!".
Und außerdem vermelden wir nur Stunden vor dem Achtelfinalhinspiel den ersten Zugang für den Sommer:
der polnische Mittelfeldspieler Dominik Zagorski wird für die festgeschriebene Ablösesumme von 4,5 Millionen Euro von Rakow nach Zaragossa wechseln und damit seinem früheren und und eventuell auch zukünftigen Mannschaftskameraden Jacek Gorniaszek folgen.
Dann ist es 21:00, es ertönt das, was die UEFA für eine Hymne hält und wir spielen gegen AC Milan im Achtelfinale der Champions League.
Klingt nach Spaß und Abenteuer und lauter fetzigen Sachen, ist in der Realität allerdings ein ultrazähes und extrem taktisch geprägtes Spiel, das vor allem von den beiden Abwehrreihen dominiert wird.
Eigentlich ein klassiches 0:0 - aber kurz vor Schluß erspäht der als Klausen-Ersatz auf dem Feld befindliche Real-Kapitän Sergio Hernandez eine millimetergroße Lücke in der vielbeinigen Milan-Abwehr und hält aus etwa 20 Metern zentral vor dem Tor einfach mal drauf.
Tor.
Und Heimsieg.
Unfassbar.
"Unfassbar" ist auch das, was sich vier Tage später im Santiago Bernabeu abspielt: die Gäste aus Saragossa haben Real Madrid eigentlich komplett im Griff, erlauben sich allerdings drei Slapstickeinlagen und liegen nacheiner Stunde folgerichtig mit 0:3 hinten.
Gorniaszeks Ergebniskosmetik kurz vor Spielende ist bedeutungslos.
Und "unfassbar" - diesmal allerdings im positiven Sinne - ist auch das Rückspiel in Mailand.
Saragossa ist das gesamte Spiel über hoffnungslos unterlegen, hat am Ende der 96 Minuten genau zwei Bälle aufs Mailänder Tor gebracht, allerdings auch gleich den ersten davon versenkt, weil Lehmann nach Gorniaszek-Ecke höher springt als alle anderen.
Milan dagegen spielt sich allein 5 "Hundertprozentige" heraus, kann davon aber nur eine nutzen - und zwar so kurz vor Schluß, dass ihnen danach kein zweiter Treffer mehr gelingt.
War unser Sieg im Hinspiel schon glücklich, so ist das Rückspielergebnis einfach nur ... naja, "unfassbar" eben.
Findet auch die Mailänder Presse, die uns "Mauerkönige" nennt.
Irgendwie witzig, dass ausgerechnet die Weiterentwickler von Rappans "Le Verrou", also die Catenaccio-Erfinder (auch wenn da genaugenommen eher bei Inter als bei Milan passiert ist), uns das konzentrierte Defensivspiel vorwerfen!
Vier Tage später müht sich die inzwischen deutlich geschlauchte und ständig ersatzgeschwächte Mannschaft zu einem schmeichelhaften 2:1 gegen Gijon.
Die Jungs bräuchten eigentlich allesamt ein paar Tage Ruhe - stattdessen gibt es jetzt drei heftige Ligaspiele in 6 Tagen:
Drei Spiele gegen drei Tabellennachbarn - vorentscheidende Spiele um den Europapokal.
Und falls wir uns gefragt haben sollten, wo genau wir leistungsmäßig in dieser Liga eigentlich stehen, dann sind diese drei Partien ein ziemlich ernüchternder Realitätscheck.
Ein glücklicher Punkt, 1:5 Tore.
Von der Champions League brauchen wir inzwischen eigentlich nicht mehr zu sprechen - denn bereits nach der Espanyol-Pleite trennen uns 12 Punkte von Platz 4.
Und weil das noch nicht deprimierend genug ist, bekommen wir jetzt auch noch ein echtes Kack-Los fürs Champions-League-Viertelfinale.
Klar, wir könnten uns natürlich darüber freuen, dass wir in dieser Spielzeit der zweitbeste spanische Vertreter in der Champions League sein werden - aber nach freuen ist uns nach dieser Auslosung überhaupt nicht zumute.
Zum Glück gibt es ab und an allerdings doch noch Dinge, die uns zumindest zum Lächeln bringen.
Eines dieser Dinge ist die "Liste fantastischer Talente", die L'Equipe mangels sinnvollerer Freizeithobbies einmal jährlich erstellt.
Und auch wenn es natürlich nur die Meinung einer Zeitungsredaktion ist - Jacek Gorniaszek und Mateusz Speichler auf den ersten beiden Plätzen zu sehen, ist schon irgendwie echt schön.
Übrigens: der Neu-Saragossaner Edder Granillo komplettiert unsere talentierte Dreifaltigkeit auf Platz 23.
Damit ist die Auswahl positiver Neuigkeiten aber für den Moment auch schon wieder erschöpft und wir wenden uns gezwungenermassen wieder dem anderen Ende des Emotionsspektrums zu.
FÜNFZEHN Punkte Rückstand.
Klar, theoretisch könnte ja auch wieder der fünfte Platz reichen - aber dieses Jahr sieht es absolut nicht danach aus.
Italien ist nicht nur jetzt schon vor uns - im gegensatz zu uns haben sie auch in jedem der drei Europapokal noch mindestens ein Team im Rennen.
Die realistische Planung in Saragossa kann also nur lauten: "um die Europa League kämpfen, in die Planung für nächste Saison aber keinerlei europäische Einnahmen einbeziehen".
Es paßt ins aktuell etwas getrübte Bild, dass auch die groß angekündigte Goldene Generation eine Mogelpackung ist.
Die angepriesenen Supertalente sind in der übergroßen Mehrheit vor allem von sich selbst überzeugt, aber kaum einer ist zu irgendetwas zu gebrauchen.
Am Ende übernehmen wir zumindest zwei der Teenies in die U19, mal schauen, was aus denen wird.
Der April beginnt, wie der März geendet hat - mit einer Enttäuschung nämlich.
Diesmal ist es CD Tenerifa, die uns trotz 80-minütiger Unterzahl (!) ein Unentschieden abringen, das dafür sorgt, dass wir nun sogar Gefahr laufen, Platz 7 zu verspielen.
Mit derartig schweren Gedanken im Gepäck wäre eine Überraschung gegen Real in der Champions League natürlich einer riesigen Sensation gleichgekommen - aber die Madrilenen zeigen uns von Anfang an die Grenzen auf und bereits nach dem Hinspiel sind die Messen gesungen, das Rückspiel eigentlich nur noch Formsache.
Am Ende müssen wir uns für das Abschneiden keinesfalls schämen - ganz im Gegenteil - aber wann wir die nächste europäische Duftmarke setzen dürfen, steht aktuell in den Sternen.
Das europäische Aus hat immerhin den Vorteil, dass die Anzahl englischer Wochen geringer wird und die Mannschaft öfter mal "durchschnaufen" kann.
Das wird auch bitter nötig sein, denn unser Restprogramm in der Liga hat es echt in sich.
Wir haben immerhin zunächst mal ein Heimspiel gegen Malaga.
Die sind inzwischen einer der härtesten Konkurrenten um den Conference-League-Startplatz, die müssen wir also unbedingt schlagen!
Aber nunja, "müssen" ist nicht "werden", wie sich herausstellt.
Am Ende eines zwar kämpferisch ordentlichen, spielerisch aber erneut blamablen Auftritts werden wir mit leider ziemlich verdienten Pfiffen in die Kabine verabschiedet, wo die Jungs und ich dann noch eine gute Stunde ziemlich bedröppelt diskutieren, wie wir aus dieser Sch..-Situation wieder rauskommen.
Das schlimme ist, dass die Mannschaft eigentlich gute Ansätze zeigt, sich aber oft selbst um den Lohn der Mühen bringt, weil der letzte Pass ungenau ist oder in der Abwehr Bruder Slapstick den Chef gibt.
Und genau so läuft auch das nächste "Endspiel" bei Atletico wieder.
Wir spielen eine starke Anfangsphase, Zahir bringt sogar gleich die erste gute Chance im Tor unter - und danach laden wir die Gastgeber mit zwei Fehlpasstaffetten förmlich ein, uns wieder die Butter vom Brot zu nehmen.
Und das braucht man einer Mannschaft mit solcher Qualität natürlich nicht zweimal zu sagen.
Drei Tage später, bei Real Sociedad, holenwir dann zwar mal wieder einen Punkt, aber das ist viel zuwenig.
Dieser April ist wahrscheinlich einer der drei fürchterlichsten Monate, seit ich hier angetreten bin.
Als wir dann am dritten Mai auch noch das Heimspiel gegen Villareal in den Sand setzen und 0:1 verlieren, gibt es nicht nur deutlich hörbare "Lava raus!"-Rufe, sondern auch eine Tabellensituation, die einfach sch... ist.
Zumal kurz darauf auch feststeht, dass der zusätzliche europäische Startplatz über den UEFA-Koeffizienten definitv an Italien gehen wird.
Stand jetzt sind wir für nächste Saison raus aus dem europäischen Geschäft.
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"Parkbankgespräche", nicht authorisierter Podcast von Karl-Heinz, Karl-Günther und Heinz-Günther (drei deutsche Pensionäre mit Wohnsitz in Saragossa),
mitgehört am Sonntag nach dem 35. Ligaspiel der Saison (zuhause gegen Villareal) in einem öffentlichen Park in einem Vorort, nicht aufgezeichnet und auch nicht ausgestrahltKarl-Heinz *wild gestikulierend und mit mehr Schaum in der Stimme als dem Verständnis zuträglich ist*
"So, nu ham wa den Salat! Wat 'n lächerlichet Jejurke! 'Laßt den Lava mal machen!', hamse jesaacht. 'Vertrach valängern, Kontinuität schaffen und dann looft der Emil!", hamse jesacht. 'Det Team is grandios, Platz vier quasi nur Formsache!', hamse jesacht. Und? Wat is? Nüscht is! Kacke is! Champions League - da lachen ja die Hühner! Die stolpern sich da uffm Platz een zurecht, dass et mir nur noch schüttelt - und jetzt soll ick vielleicht ooch noch Mitleid ham mit die Herrn Taumelmänner, häh?! Wat ham wa jelacht - aba echt, ey!"Karl-Günther *trifft wie seit Monaten mit seinen Brotkrumen konsequent den leeren Boden zwei Zentimenter neben der anvisierten Taube*
"Ach, det is doch eijentlich ejal. Mit der Trümmertruppe würden wa uns in Europa doch sowieso bloß blamier'n. Allet kleene Wunderknaben, sacht die Presse - aber wundern muß ma sich ja echt, wenn man dat Jestümpere jede Woche sieht. Ick hab mir jedenfalls Hertha TiVih bestellt, die spielen wenigstens nicht jede Woche beschissen."Heinz-Günther *schaut mit wachsender Verwunderung zwischen den beiden hin und her*
"Ick muß euch wohl ma wieda aufn Boden von die Tatsachn runtahol'n, wa? Darf ick euch zwee Knallschoten daran erinnern, dass wa zwisch'n Platz acht und elf erwartet werden? Det heeßt, dass wa ooch jetze noch, wo für euch schon wieda det Abendland untageht, oberhalb der prognosen liejen!"Karl-Günther *unterbricht seine Schussversuche kurz*
"Ach und det is neuadings n Qualitätsmerkmal oda wat? Wir waren Zweeter. ZWEETER! Und seitdem is uffm Platz bloß noch Jrütze. Ick hab übrijens ooch keene Ahnung, wat det mit den Granillo werden sollte. Noch so'n Wunderkind, wo man sich echt nur wundern kann, warum wa den übahaupt gekooft ham. Sechs Millionen Euro ... und nur Jurkenflanken, der Kerl!"Heinz-Günther *läuft langsam Gefahr, ob der fortgesetzten Kopfschüttelei ein Schleudertrauma zu erleiden*
"Also wenn de bis jetze nichma erkannt hast, dass der Granillo nich zum Flanken aufm Platz steht, sondern um den linken Halbraum zu besetzen ... also dann muß ick mir ja echt fraachn, wat für ne Art von Fussballexperte Du eijentlich bist?"Karl-Heinz *fuchtelnd und grummelnd*
"Jetz lass ma den KaGe in Frieden, der hat nämlich nich unrecht, wennde mich fraachst. Oder willsde den Abwärtstrend leuchnen? Wir wer'n grad janz fix von fast janz oben runterjereicht - und wenn wa nicht uffpass'n, knall'ma mit'n Arsch uff, dasses nur so rummst. Dann kann sich der jefühlte Welttrainer, de Lava, mal schon warm anzieh'n! Kann ma nich vorstell'n, das det inne Chefetage honoriat wird."Heinz-Günther *zuckt mit den Schultern*
"Wenn De meenst, dass Platz acht ne Katastrophe is - bitte. Ick hab da janz andre Masstäbe. Un ick hab vor allem nicht vajessen, wo der Club stand, als wa hierher jezoochn sin..."Karl-Günther *wirft frustriert eine komplette Ladung Brotkrumenschrot nach den Tauben, verfehlt sie aber auch diesmal wieder*
"Pfft. Du bist anspruchslos, det is allet. Ick hätte schon jerne nochma Europapokal im La Romareda jesehn, det se die Chance so locker aus der Lameng wegschmeißn, kann ick einfach nich fassn."