Pressekonferenz mit Pfeffer – Gianluca, Mariana und ein junger Mann mit Mut„Manche Fragen stellt man besser nicht – vor allem nicht, wenn die Antwort ein Blick von Mariana Santana ist.“Einen wundervollen guten Tag! Gianluca del Sol eröffnet die Pressekonferenz mit einem charmanten Lächeln und bedankt sich höflich bei den versammelten Medienvertretern – was angesichts der überschaubaren Anzahl vielleicht ein Hauch Ironie enthält. Doch del Sol wäre nicht del Sol, würde er sich an Kleinigkeiten aufhalten.
„Machen wir es kurz“, beginnt er.
„Die Vorbereitung verlief gut, ich bin mit der Leistung des Teams hochzufrieden. Sie setzen die Taktik schon sehr ordentlich um und haben engagiert und voller Elan trainiert.“Doch noch bevor das warme Gefühl italienischer Selbstzufriedenheit die Luft ganz ausfüllen kann, meldet sich ein junger Reporter aus der Provinz zu Wort – mit einer Frage, so mutig wie unbedacht:
„Herr del Sol, hochzufrieden? Sie haben doch nur gegen dritt- und viertklassige Gegner gespielt. Wollen Sie das ernsthaft als Erfolg verkaufen?“Mariana Santana läuft rot an – nicht aus Verlegenheit, sondern aus Zorn. Ihre Stimme ist schneidend, ihre Haltung aufrecht wie ein Scharfrichter auf dem Weg zur Arbeit.
„Junger Mann“, sagt sie,
„wie wir wissen, kennen Sie sich in den Niederungen des Fußballs ja bestens aus – deswegen sind Sie ja hier. Aber von einer professionellen Vorbereitung haben Sie nicht den blassesten Schimmer. Also bitte ich Sie, auf Ihre Wortwahl zu achten.“Ein Raunen geht durch den Raum. Der Reporter schluckt. Del Sol legt beruhigend die Hand auf Marianas – kein Machtspiel, eher eine Absicherung, dass sie nicht gleich einen Stuhl wirft.
„Ja“, sagt Gianluca ruhig,
„die Qualität der Gegner war sicher nicht das oberste Regal. Aber das hatte gute Gründe. Wir wollten uns einspielen, die Jungs sollten meine Idee verstehen – und vor allem: Spaß an der Umsetzung haben. Spaß am Spiel hat man dann, wenn man erfolgreich ist. Und Erfolg stärkt das Selbstvertrauen. Punkt.“Der junge Reporter denkt sich:
Die zwei sind so eingespielt, die verkaufen einem Eskimo noch eine Gefriertruhe im Doppelpack. Und stellt, trotz der latenten Gefahr, noch eine Frage:
„Kommen wir zur Taktik – was unterscheidet sie von der, die Sie bei Santos haben spielen lassen?“Del Sol lehnt sich zurück. Das ist sein Revier.
„Sehen Sie, junger Mann – hätten Sie sich die Spiele angesehen, wären Ihnen die feinen, aber wichtigen Unterschiede sicher aufgefallen. Ich erklär sie Ihnen trotzdem:
Erstens: Aus den kompletten Flügelverteidigern sind einfache Flügelverteidiger geworden – das liegt an der Qualität der Spieler. Und zweitens: Statt einer falschen Neun spielen wir hier mit einem klassischen Stoßstürmer. Auch das ist eine Frage des vorhandenen Spielermaterials.“Mariana, wieder ganz die elegante Co-Chefin, ergänzt mit spitzer Zunge:
„Genau deswegen ist Gianluca ein grandioser Trainer. Und Sie nur …“ – sie atmet kurz durch –
„… ein netter junger Reporter.“Trotz der angespannten Stimmung hat der Reporter den Mut, noch ein heißes Thema anzusprechen:
„Stimmt es, dass Neymar Ihr Team zu einem Abendessen eingeladen hat?“„Ja, das ist richtig“, antwortet del Sol.
„Wir haben uns sehr gefreut, dass Neymar sich Zeit genommen und uns besucht hat. Beim Dinner soll er zu den Jungs gesagt haben: ‚Wenn ihr Erfolg haben wollt, habt ihr zwei Möglichkeiten: Entweder ihr vertraut auf Gott – oder auf Gianluca.‘“„Und?“ fragt der Reporter.
„Wem vertraut Neymar?“Gianluca del Sol lächelt. Und schweigt.
Mariana steht auf, ihr Blick kühl:
„Sollten Sie noch Fragen haben, dann fassen Sie sich bitte kurz.“„Nur noch eine“, bringt der Reporter hervor.
„Werden noch weitere Neuzugänge folgen – außer den drei bisherigen?“„Nein“, antwortet Mariana bestimmt.
„Wir haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft.“Gianluca ergänzt mit einem letzten Hauch Selbstsicherheit:
„Ich bin mit dem Kader sehr zufrieden. Und ich bin mir sicher – wir werden für die eine oder andere Überraschung sorgen.“Dann bedanken sich die beiden, nehmen ihre Papiere, ihr Stilgefühl und ihre Souveränität – und verschwinden aus dem Raum wie ein Filmduo, das gerade die erste Szene eines Kinohits abgedreht hat.