Ich bin mit Outriders durch und ziehe dann mal mein Fazit.
Das Spiel ist bedingt zu empfehlen und wer sich vorab nicht genau darüber informiert was einen erwartet wird unter Umständen schwer enttäuscht werden.
Auch wenn People Can Fly vorab hauptsächlich den Endgame Content mit Coop Raids beworben hat, Outriders ist kein Coop Loot Shooter mit Kampagne sondern ein Singleplayergame dem man ein bischen Multiplayerzeugs hinzugefügt hat und bei dem man die Kampagne auch im Coop spielen kann.
Die Kampagne ist stimmig, macht Spaß und bietet den einen oder anderen Spin, die Hauptbosse sind abwechslungsreich und es gibt mit dem frei einstellbaren World Level eine gute Möglichkeit den Schwierigkeitsgrad an den eigenen Skill anzupassen.
Am Anfang startet jeder auf World Level 1 und durch das Töten von Gegnern ohne in den einzelnen Abschnitten zu sterben sammelt man langsam XP für die XP-Leiste des World Levels um aufs nächste World Level aufzusteigen wobei man normale XP ca doppelt so schnell sammelt wie World XP. Durch jedes extra World Level steigt zwar der Levelunterschied der Gegner zu einem selbst um 1 level, gleichzeitig winken aber auch Boni wie eine höhere Droprate für seltenere Items und man kann für jedes World Level Ausrüstung anziehen die 1 Level höher als der eigene Level ist. Mit Level 30 und World Level 15 also Ausrüstung mit Level 45.
So toll sich das mit dem einstellbaren Schwierigkeitsgrad zuerst anhört ist das allerdings nicht und man tritt sich selbst in den Hintern wenn man die Story nicht einfach auf World Level 1 durchrushed. Es mag eine tolle Herausforderung sein alles auf dem höchstmöglichen World Level zu spielen und die bestmögliche Ausrüstung als Belohnung zu bekommen, sobald man mit der Story durch ist sind die World Level aber leider sinnlos und die gesammelte Ausrüstung fast wertlos.
Statt das mit den World Level im Endgame weiterzuführen hat People Can Fly für das Endgame die Expedition Level eingeführt. Expeditionen sind die Endgame Raids in Outriders und ähnlich wie mit den World Level fängt man dort auch ganz unten an. Netterweise muss man dafür keine XP sammeln sondern schaltet das nächste Level frei indem man eine Expedition auf dem höchstmöglichen Level mit Gold-Wertung abschließt.
Ebenso steigt, wie bei den World Level, mit jeder Stufe auch die Stufe der Gegner, die Droprate für seltenere Items steigt und man kann auch höhere Ausrüstung anziehen. Diese Level werden aber nicht etwa auf die World Level addiert sondern ersetzen diese komplett. Und statt +12 Level kann man mit Expedition Level 15 +20 Level höhere Ausrüstung anziehen, was bedeutet das man mit Expedition Level 7 bereits Ausrüstung mit dem gleichen Level anziehen kann wie mit World Level 15. Expedition Level 7 erreicht man aber gemütlich innerhalb von maximal 2 Stunden während man die Kampagne mit maximal World Level 13 (wenn man wirklich alle Nebenquests und immer auf dem höchsten World Tier gespielt hat) und bis World Tier 15 steht einem ein stundenlanger und mühsamer Grind bevor bei dem man bis zur Hirnerweichung Bosse farmen muss deren gedropte Ausrüstung gerade mal zum Zerlegen oder Verkaufen gut sind.
Die Expeditionen machen anfangs Spaß, vorallem mit Freunden, nach ein paar Stunden der Euphorie stellt man sich dann aber doch die Frage warum man überhaupt Expeditionen spielt. Für die tollen legendären Items und Sets um den Build zu vervollständigen? Nur wozu tage oder wochenlang legendäre Items farmen um den perfekten Build zu haben? Es gibt in Outriders kein PvP, keine Challenge Tiers wie man sie von anderen Shootern gibt und auch keine Ranglisten für die Expeditionen, nichtmal für die eigene Freundesliste. Und wie People Can Fly angekündigt hat wird es die auch nie geben. Genauso wenig wie DLCs die den Endgame Content erweitern würden. Zwar hat People Can Fly gesagt das sie DLCs herausbringen wenn das Spiel zu einem Erfolg wird aber sein wir mal ehrlich. Innerhalb der nächsten 2 Monate ist das Spiel komplett tot weil den Leuten klar wird das Ausrüstung farmen nur des Farmens willen ohne Leaderboards oder sonstige Motivation schlichtweg sinnlos ist. Und dann wechseln sie zu einem Loot Shooter der das bietet.
Zum Gameplay:
Auf dem Papier sieht das Spiel mit seinen 4 Klassen die jeweils 3 Skilltrees haben recht abwechslungsreich aus aber in der Realität spielen sich bis auf den Verwüster alle Klassen gleich, besonders im Endgame. Der Verwüster hat eine Sonderrolle weil er keine Fähigkeit hat die seine Waffen bufft und der Pyromancer könnte zumindest rein theoretisch auch als Caster gespielt werden. Aber im Endgame sieht es leider so aus das man jede Klasse außer dem verwüster nur mit Weaponbuff Build spielen kann und die beiden anderen wählbaren Klassenskills leider auch vorgegeben sind weil nur 1 Build gut genug performed.
Problem Nummer 1 im Endgame ist der Schaden den man permanent bekommt und den man irgendwie wegheilen muss und das geht entweder durch Weapon Leech oder Skill Leech. Nur haben die Skills leider einen Cooldown von 8 bis über 20 Sekunden und man stirbt eben wenn man Schaden bekommt und die Skills gerade auf Cooldown sind. Und Schaden bekommt man permanent, auf höchstem Expedition in Höhe von ca 1/3 der eigenen HP. Mit einem Weaponbuff Build hingegen rotzt man, je nach Waffe, 300 bis 600 Schuss pro Minute raus die deutlich über 30.000 Damage pro Schuss machen und 10% weapon Leech ist das absolute Minimum das jeder dieser Builds aus seinem Skillbaum bekommt.
Als Caster haut man einen schönen Burst raus, stirbt und wartet bis einer der beiden Kollegen mit Weaponbuff Build gerade Zeit hat um einen wiederzubeleben.
Problem Nummer 2 ist die Abhängigkeit von der richtigen Ausrüstung. Die Ausrüstung in Outriders kommt mit diversen random Mods daher die teilweise klassenspezifisch für jede Klasse zugänglich sind. Wenn man Ausrüstung mit Mods zerlegt schaltet man diese Mods fürs Crafting frei und kann sie auf andere Ausrüstung craften und legendäre Ausrüstungssets kommen noch mit besonderen Mods sowie Setboni daher.
Beim Pyromancer ist es zB aber so das man für einen endgametauglichen Build genau die richtigen 3 Teile eines bestimmten Klassensets wegen der besonderen Mods sowie dem Setbonus braucht und dazu noch 2 random Rüstungsteile die 2 bestimmte Mods haben müssen. Man muss also erstmal einen Build haben mit dem man Expeditionen auf Level 15 spielen kann um dort legendäre Items zu farmen die man braucht um einen Casterbuild spielen zu können mit dem man Expedition Level 15 spielen kann. Da spielt man doch lieber direkt einen Weaponbuff Build mit random epischer Ausrüstung.
Das mit der Ausrüstungsabhängigkeit zieht sich so leider auch, wenn auch nicht so extrem, durch die Kampagne und wer mit einem Casterbuild beim Endboss ankommt wird ein ganz böses Erwachen erleben.
Der Endboss in Outriders spawned in regelmäßigen Abständen 2 Orbs die einen permanent beschießen und ordentlich Schaden machen. Dummerweise nehmen die Orbs von Fähigkeiten genau 0 Schaden und man muss sie mit einer Waffe zerschießen. Bei lächerlichen 500 Schaden pro Schuss mit einem Casterbuild und über 100.000 HP pro Orb auf World Tier 12 schafft man es gerade so die beiden Orbs zu zerstören bevor der Boss die nächsten Orbs castet. Und in der Zwischenzeit macht man keinen Schaden am Boss während man vom ihm auf die Fresse bekommt, die Orbs einen beschießen und, sollte man irgendwie in Phase 2 kommen, einem auch noch kleinere Gegner am Hintern hängen. Ich als Pyromancer mit Caster Build musste den Boss auf World Level 5 machen und selbst da war er ein Krampf während jeder Weaponbuff Build den ich in Streams gesehen habe den Boss relativ problemlos auf World Tier 12 oder 13 killen konnte.
Das Aiming ist leider auch nicht so besonders.
Man hat 2 unterschiedliche Modi wobei man in der normalen Third Person Ansicht nur einen kleinen Punkt hat mit dem man schlecht zielen kann und um genau mit einem Fadenkreuz zu wechseln muss man in die rangezoomte Third Person Ansicht wechseln. In der lässt sich zwar super zielen, allerdings kann man sich dann nur noch im Schritttempo bewegen und es ist quasi unmöglich zu erkennen wenn ein Gegner etwas unter einen castet aus dem man besser rausdodgen sollte. Und auf maximalem World/expedition Level muss man aus allem rausdogen wenn man nicht sterben will.
Was allerdings richtig mies ist ist das einen Nahkampfangriffe aus der Nahansicht rauskicken und man in der normalen Ansicht seeehr viel schneller aimed. Man wird also aus der Aiming Ansicht rausgekickt, verreißt komplett die Waffe und muss dann panisch versuchen die Waffe wieder auf irgendeinen Gegner zu richten um Schaden machen zu können und sich mit dem Weapon Leech am Leben zu halten. Richtig miese Scheiße.
Die Kampagne macht schon Spaß und erinnert und ist etwas für Leute die Gears of War mochten. Und mit den Expeditionen wird man auch einige Stunden gut unterhalten. Aber 60€ für einen Shooter ohne Wiederspielwert? Wenn man es auf dem PC spielt hat man zumindest noch die Möglichkeit sich für ca 40€ einen Key zu kaufen aber selbst die wären mir zuviel. Wer eine XBox hat kann sich freuen weil es kostenlos im Gamepass enthalten ist, auch wenn der Gamepass 10€ pro Monat kostet. Aber 10€ für einen Monat Gamepass, wenn man ihn sonst nicht braucht, ist immer noch günstiger als 40 - 60€ auf PC oder Playstation für ein Spiel das man selbst als Gelegenheitsspieler nach 2 Wochen durch hat und nie wieder spielt.
Und der Wiederspielwert ist, im Gegensatz zu Gears of War oä Spielen, absolut nicht vorhanden.