Ich finde beides schwer zu vergleichen. Es gibt Open World Schund und Schlauch Schund. Und es gibt sehr gute Vertreter der jeweiligen Art. Das jedes Spiel das schlecht ist, aber Open World, besser wäre, wenn es ein Schlauch wäre, sehe ich nicht so.
Für mich verwässern Open Worlds ab und zu die Geschichte die mir das Spiel eigentlich erzählen will. Sie verliert ihre Dringlichkeit und wird, obwohl oft sehr dramatisch, eher unwichtig. Das empfinde ich manchmal als störend. "OMG, ich muss unbedingt Ciri retten!!! Aber... Die alte Frau sucht ihre Pfanne." oder "Was?!? Drachen sind wieder zum Leben erweckt worden und es herrscht Bürgerkrieg?? Erstmal versuchen mein Schmiedelevel zu erhöhen und dann ab in die Diebesgilde und alle Häuser im Land kaufen.". Ich steuer hier aktiv dagegen, weil es mir nicht gefällt, wenn das Spiel so zerfasert. Aber die Möglichkeit den Fokus zu verlieren hat man in Schläuchen nicht. Der Schlauch kann dafür schlecht orchestriert sein. Dann hat man auch nichts gewonnen...
Allerdings wird das von vielen Spielern gerade als der Vorteil angesehen und Schläuche haben andere Herausforderungen.
Tankqull stimme ich zu, dass Open World gerade sehr on vogue ist. Es wirkt beinahe wie ein Marktzwang. Andererseits haben wir im Markt genug Vielfalt, sodass es trotzdem noch eine Vielzahl von Spielen gibt, die darauf verzichten. Bzw, gute Open Worlds sind halt dann auch gut...
Ich allerdings sagen, dass man in einer Open World wesentlich mehr Content benötigt. Open World braucht Quests, Nebenquests, irgendwelche Suchziele, spannende Entdeckziele oder Rätsel, Wetter, Tag-Nacht Wechsel, eine lebending und scheinbar real funktionierende Bevölkerung, intelligente Reisesysteme und ein Spielsystem das es erlaubt die Freiheiten der Open World zu nutzen und eben frei zu sein in dem es dynamisch ist und auf die Spielreihenfolge des Spieler korrekt reagiert.
Der Schlauch dagegen ist viel deterministischer. Der Spieler macht genau das in der Reihenfolge wie der Entwickler es orchestriert. World Building (während des Spiels) ist immer nur als kleiner Ausschnitt in die Welt zu sehen und viele der nötigen Systeme aus der Open World sind nicht nötig entwickelt zu werden.
Das soll nicht heißen, ich halte den Schlauch für trivial. Aber ich glaube die Open World ist schwerer zu meistern, weil sie wesentlich komplexer ist und ein Spagat zwischen dem Anspruch stattfinde eine spannende Geschichte zu erzähle und eine glaubhafte Welt mit viel Freiraum darzustellen.
Das schwankt natürlich je nach Spiel. Minecraft ist auch Open World, erzählt aber eher wenig Geschichte und braucht viele Systeme die ich oben Beschrieben habe nicht. Da werden viele der Anforderungen umgangen und man hat plötzlich eine gute implementierte und passende Open World im Indie Bereich von einem Entwickler.
Mass Effect in einer adequat Open World stelle ich mir schwer vor. Es steht eher im Zeichen von einem Star Wars KOTOR und präsentiert viele kleine Welten zwischen denen man sich bewegen kann. Groß kann diese Welt also nicht sein, weil mit großen Bereichen die Anzahl der Planeten sinken würde und dann wäre das "Wir bewegen uns mit Raumschiffen durch die Galaxie"-Gefühl in Gefahr. Andererseits war mein Eindruck, dass sich Mass Effect: Andromeda die einzelnen Planeten wesentlich offenere Bereiche hatten.