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Autor Thema: Unwetter / jetzt gehts wieder los.  (Gelesen 77911 mal)

DeDaim

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Re: Unwetter / jetzt gehts wieder los.
« Antwort #320 am: 15.Juli 2021, 19:18:21 »

Jop. Ganz vereinfacht: Die Großwetterlage ist festgefahren. Bei uns klemmt ein Tief fest, weswegen das Wetter hier seit Wochen bescheiden ist. Der Klimawandel sorgt dafür, dass der Jetstream - quasi der Antrieb des Wettersystems - erlahmt. Das wiederum sorgt dafür, dass solche Wetterlagen länger stabil bleiben. Der Klimawandel macht sowas künftig wahrscheinlicher. Und das ist erst der Anfang. Egal, was wir heute unternehmen, es wird erstmal ein paar Jahrzehnte schlimmer.
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White

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Re: Unwetter / jetzt gehts wieder los.
« Antwort #321 am: 15.Juli 2021, 20:47:30 »

Also erstmal allen die in der betroffen Region sitzen alles Gute.
In meiner Heimat ist die Welt vor ein paar Jahren ja auch untergegangen, da gab es ganz ähnliche Bilder zu sehen wie jetzt aus NRW. Der Verlust an "Material" war auch enorm, aber es gab zumindest keine Todesopfer, was diesmal ja bedauerlicherweise anders ist.
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Henningway

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Re: Unwetter / jetzt gehts wieder los.
« Antwort #322 am: 16.Juli 2021, 08:45:46 »

Inzwischen habe ich von ersten Todesopfern erfahren, die zum Bekanntenkreis meiner Schwester und meiner Mutter gehörten. Das macht es nochmal schlimmer. Meine Schwester selbst erfährt gerade das Überlebendenparadoxon: ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man von den Aufräumarbeiten in sein sauberes, sicheres Zuhause zurückkehrt, mit allen Kindern wohlauf.
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BlueSnakeRD

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Re: Unwetter / jetzt gehts wieder los.
« Antwort #323 am: 18.Juli 2021, 14:57:18 »

Ist schon heftig, was da teilweise abgeht. Ein kleiner Vorgeschmack auf die kommenden Jahrzehnte, da der Klimawandel bekanntermaßen solche Ereignisse wahrscheinlicher macht. Mein Gedanken sind bei den Verstorbenen, Vermissten, ihren Angehörigen und den Leuten, die ihre Häuser verloren haben oder massive Schäden erleiden mussten.

Was mich persönlich betrifft, kann ich nur sagen, dass Karlsruhe mir immer wie eine Oase erscheint. Klar stürmt es hier auch ab und an mal etwas heftiger, sodass man sich besser nicht rauswagt (schon gar nicht in die Nähe von Bäumen) und zuletzt gab es zumindest im Landkreis vereinzelt auch Überschwemmungen. Insgesamt habe ich aber den Eindruck, dass es hier im Vergleich immer sehr glimpflich abläuft. Wenn ich mitbekomme, wie andernorts Dächer abgedeckt werden oder Flüsse über die Ufer treten und Keller massenweise volllaufen, muss ich sagen: Das habe ich hier in Karlsruhe noch nie in diesem Ausmaß erlebt. Diesen Eindruck konnten mir bisher alle Karlsruher*innen, mit denen ich darüber gesprochen habe, bestätigen. Ich frage mich dann immer: Wann ist es wohl bei uns soweit?

Komme ja auch aus der oberrheinischen Tiefebene. Ich denke ein wichtiges Stichwort sind "Auenwälder, Polder und bewusst eingeplante Überschwemmungszonen" die extra im Fall der Fälle entsprechend ausgewiesen und deswegen NICHT oder nur eingeschränkt (z.B. maximal ein Schuppen) bebaut werden dürfen. Das entlastet enorm. Man darf ja auch nicht vergessen: Ohne solche Maßnahmen wären am Rhein jedes Jahr Überschwemmungen. Man ist da also ganz anders gezwungenermaßen sensibilisert.
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Rejs

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Re: Unwetter / jetzt gehts wieder los.
« Antwort #324 am: 19.Juli 2021, 11:34:40 »

Es macht einfach unfassbar wütend, dass es Warnungen gab, mitunter Tage vorher, das aber irgendwo in der Alarmierungskette unterging. Wie kann das passieren? Meteorologen war klar, dass es ganz schlimm enden kann. Es war Zeit um Menschen zu retten. Viele Leben. Es passierte nix. Dafür muss es Konsequenzen geben, egal wer es letztendlich wirklich verbockt hat. Das ist einfach alles so tragisch...
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DeDaim

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Re: Unwetter / jetzt gehts wieder los.
« Antwort #325 am: 19.Juli 2021, 13:38:28 »

Es macht einfach unfassbar wütend, dass es Warnungen gab, mitunter Tage vorher, das aber irgendwo in der Alarmierungskette unterging. Wie kann das passieren? Meteorologen war klar, dass es ganz schlimm enden kann. Es war Zeit um Menschen zu retten. Viele Leben. Es passierte nix. Dafür muss es Konsequenzen geben, egal wer es letztendlich wirklich verbockt hat. Das ist einfach alles so tragisch...

Und im Moment blocken aber alle ab und sagen, das Warnsystem habe funktioniert oder man habe eben nur wenige Stunden vorher genau sagen können, wo es schlimm werde... Verantwortung übernehmen kennt niemand mehr.


Komme ja auch aus der oberrheinischen Tiefebene. Ich denke ein wichtiges Stichwort sind "Auenwälder, Polder und bewusst eingeplante Überschwemmungszonen" die extra im Fall der Fälle entsprechend ausgewiesen und deswegen NICHT oder nur eingeschränkt (z.B. maximal ein Schuppen) bebaut werden dürfen. Das entlastet enorm. Man darf ja auch nicht vergessen: Ohne solche Maßnahmen wären am Rhein jedes Jahr Überschwemmungen. Man ist da also ganz anders gezwungenermaßen sensibilisert.

Das ist richtig und hier in Karlsruhe sind ja auch weitere Maßnahmen geplant. Renaturierung = Hochwasserschutz. Einerseits schade, weil Karlsruhe eigentlich am Rhein liegt, aber dann doch so weit weg, andererseits eben absolut sinnvoll. Trotzdem gibt's hier ja auch diverse Nebenflüsse (Pfinz und Alb, mit Abstrichen Wetterbach und Federbach) wo auch bislang nie etwas passiert ist. Denke, früher oder später wird sich das auch mal ändern.
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BlueSnakeRD

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Re: Unwetter / jetzt gehts wieder los.
« Antwort #326 am: 19.Juli 2021, 15:15:28 »

Es macht einfach unfassbar wütend, dass es Warnungen gab, mitunter Tage vorher, das aber irgendwo in der Alarmierungskette unterging. Wie kann das passieren? Meteorologen war klar, dass es ganz schlimm enden kann. Es war Zeit um Menschen zu retten. Viele Leben. Es passierte nix. Dafür muss es Konsequenzen geben, egal wer es letztendlich wirklich verbockt hat. Das ist einfach alles so tragisch...

Nix wird sich ändern in Gebieten, die selten überschwemmt werden. Dafür passiert es zu "selten" -sprich: der Leidensdruck ist nicht groß genug und man kann einfach die versprochenen Maßnahmen verschleppen, bis sich keiner mehr drum schert wie nach der Elbeflut. Deutschland wurschtelt sich halt in sehr vielen Punkten wie Österreich-Ungarn um Anno 1900 "durch" solange es geht. Keine Sirenen (abgebaut), Kellerwohnungen (!) im potentiellen Überflutungsgebiet, keine Unterbrechung des Programms in Radio und TV beim WDR (Stichwort: "Strom weg, aber ich kann im Auto das Radio anmachen und die Nachrichten hören was los ist...oh, es kommt Musik"), Funknetz fällt aus (weil es ja zu viel verlangt ist Funktürme für 2-3 Tage Ernstfall mit Notstromaggregaten auszustatten). Hochwasserschutzmaßnahmen gehen nicht, weil auf dem Acker eine seltene Tierart wohnt und man das dann halt nicht als Sollüberflutungsgebiet einrichten darf (Stichwort: gut gemeint ist nicht immer gut gemacht).

Als wie gesagt ehemaliger Rheinbewohner für mich alles absolut unverständlich. Das macht für mich persönlich das geschehene Leid noch schlimmer, weil halt in Teilen absolut unnötig verschlimmert worden.
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Rejs

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Re: Unwetter / jetzt gehts wieder los.
« Antwort #327 am: 19.Juli 2021, 16:42:43 »

Es macht einfach unfassbar wütend, dass es Warnungen gab, mitunter Tage vorher, das aber irgendwo in der Alarmierungskette unterging. Wie kann das passieren? Meteorologen war klar, dass es ganz schlimm enden kann. Es war Zeit um Menschen zu retten. Viele Leben. Es passierte nix. Dafür muss es Konsequenzen geben, egal wer es letztendlich wirklich verbockt hat. Das ist einfach alles so tragisch...

Nix wird sich ändern in Gebieten, die selten überschwemmt werden. Dafür passiert es zu "selten" -sprich: der Leidensdruck ist nicht groß genug und man kann einfach die versprochenen Maßnahmen verschleppen, bis sich keiner mehr drum schert wie nach der Elbeflut. Deutschland wurschtelt sich halt in sehr vielen Punkten wie Österreich-Ungarn um Anno 1900 "durch" solange es geht. Keine Sirenen (abgebaut), Kellerwohnungen (!) im potentiellen Überflutungsgebiet, keine Unterbrechung des Programms in Radio und TV beim WDR (Stichwort: "Strom weg, aber ich kann im Auto das Radio anmachen und die Nachrichten hören was los ist...oh, es kommt Musik"), Funknetz fällt aus (weil es ja zu viel verlangt ist Funktürme für 2-3 Tage Ernstfall mit Notstromaggregaten auszustatten). Hochwasserschutzmaßnahmen gehen nicht, weil auf dem Acker eine seltene Tierart wohnt und man das dann halt nicht als Sollüberflutungsgebiet einrichten darf (Stichwort: gut gemeint ist nicht immer gut gemacht).

Als wie gesagt ehemaliger Rheinbewohner für mich alles absolut unverständlich. Das macht für mich persönlich das geschehene Leid noch schlimmer, weil halt in Teilen absolut unnötig verschlimmert worden.


Ja, das sind alles Punkte, die so viel besser gelöst werden könnten. Dazu kommt eben auch die veraltetet und marode Infrastruktur. Das hilft auch nicht weiter und trägt seinen Teil dazu bei. Was mich aber eben am meisten stört, ist die fehlende Alarmierung der Bevölkerung. Im Gegensatz zu den meisten Starkregenereignissen, die sich innerhalb kürzester Zeit in einem lokal stark begrenzten Gebiet zusammenbrauen, war bereits seit Montag das ungefähre Ausmaß bekannt. Seit Montag wurde von 200 Litern Niederschlag pro qm gesprochen. Das sind unfassbare Mengen, die große Schäden nach sich ziehen. Wegen der maroden Infrastruktur und fehlenden Hochwasserschutzmaßnahmen wäre ein überwiegender Teil der Sachschäden nicht vermeidbar gewesen.
ABER: Die Bevölkerung hätte gewarnt werden müssen. Die Leute sind teilweise jämmerlich in ihren Kellerwohnungen ersoffen oder in ihren einstürzenden Häusern begraben worden, weil sie gar nicht einschätzen konnten, was da wirklich auf sie zukommt. Wer kann den auch einschätzen, dass er sich in Lebensgefahr befindet, wenn mal im Wetterbericht so Wörter wie "Hochwassergefahr" oder "Starkregen" fallen? Wer kann wirklich was mit den Angaben der Regenmenge so viel anfangen, dass er realistische Schlüsse daraus zieht? Kaum jemand, der sich nicht intensiv mit Wetter, Regen, Sturm befasst hat. Viele Leute saßen nichtsahnend in einer tödlichen Falle - und hätten gerettet werden können.


Dazu kommt eben das, was DeDaim auch schon angesprochen hat. Jetzt sind natürlich immer alle anderen Schuld, dass das Alarmsystem grandios gescheitert ist. Ich habe auch schon Stimmen gelesen, die sagen, dass ja die Bürgermeister der Gemeinden gewarnt worden wären. Da ist es jetzt natürlich leicht, denen den schwarzen Peter unterzujubeln. Man muss sich nur mal die kommunale Struktur in RLP beispielsweise anschauen. Was will da der Bürgermeister einer kleinen Ortsgemeinde groß anfangen? Der hat halt zumeist dann auch keine Ahnung, ob er denn eine Evakuierung anstreben soll oder nicht. Gefordert gewesen wären die Länder und Landkreise. Die hätten das einschätzen müssen und Maßnahmen ergreifen. Aber da ist eben auch nicht sicher, inwieweit diese wussten, wie schlimm es werden könnte.

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