Eine aktuelle Pressemeldung: "CDU-Front gegen Rechtschreibreform: Fünf Ministerpräsidenten deutscher Bundesländer sind vom Beschluss der Kultusministerkonferenz abgerückt, die deutsche Rechtschreibreform 2005 verbindlich werden zu lassen. ..."
Das darf doch nicht wahr sein! Satzstudios und Druckereien werden sich zwar über den Neudruck der Schulbücher, der amtlichen Mitteilungen, der Gesetzbücher, Beipackzettel etc. freuen. Aber was ist mit den hunderttausenden Grundschülern, die mit diesen Regeln aufgewachsen sind? Wird das Chaos in der deutschen Rechtschreibung prolongiert? Denn für mich herrscht Chaos, seit vor fünf(?) Jahren jedem freigestellt wurde, ob er in der alten, der neuen Rechtschreibung oder in einer Mischform schreiben will. Ausgenommen sind offizielle Drucksorten, die müssen (sollten) sich seither an die neue RS halten. Zeitungen tragen nicht unwesentlich zur Verunsicherung bei: Die FAZ blieb bei der alten, die Bild-Zeitung verwendet die neue, Die Zeit eine Mischform. Woran soll sich ein Leser da noch orientieren? Hinzu kommt: Literatur erscheint nach wie vor hauptsächlich in der alten RS. Kein Wunder, dass sich da niemand mehr auskennt!
Ich persönlich finde die Reform recht gut gelungen. Endlich kann ich Schifffahrt so schreiben, wie's mir logisch vorkommt. Auch die s-Schreibung ist recht einfach und der Sprache angepasst. Wird das s kurz ausgeprochen: doppel-s, wird es lang ausgesprochen: scharfes s. (Bei "Spass", wie es der Norddeutsche ausspricht, hört der Spaß jedoch auf

). Bei manchen Regeln fehlt der Reform allerdings die nötige Konsequenz, zusammen oder getrennt? - da fehlt mir der Durchblick (in der neuen RS meist getrennt). Richtiges Schreiben wäre einfacher, gäbe es mehr korrekte Vorbilder!
Sprache muss leben und sich verändern, sonst wird sie bald zu einer toten Sprache. Insofern verstehe ich die konservativen Politiker so wenig wie manche User hier. Regeln,
einfache Regeln, helfen die Entwicklung zu steuern und geben dem Schreibenden Sicherheit. Hier geht die Reform eindeutig in die richtige Richtung, wenn auch, für meinen Geschmack, nicht weit genug. Und in ein paar Jahren wird Delphin genau so "komisch aussehen" wie heute Thüre.
Abseits der Reform und der Diskussion darüber gehören Wörter jedoch richtig geschrieben. Leider fehlt es hier oft weit. Zu den oben angeführten Beispielen noch ein typisches: In den letzten 365 Tagen gab es hier im Forum 307 Einträge, in denen das Wort *Standard* vorkommt. Dem stehen aber 63 Beiträge gegenüber, in denen die Schreibweise *Standar
t* verwendet wird. Ob hier fehlende Bildung oder fehlendes Interesse ausschlaggebend ist, möchte ich nicht verallgemeinern. Allgemein finde ich das Niveau in diesem Forum aber gar nicht so schlecht!
Zum Schluss noch der Hinweis auf einen kleinen (11 Fragen) Test, der zeigt, welcher Rechtschreibreformtyp du bist: Ein Teeei mit drei e.
http://www.e-vote.de/cgi-bin/evote2/stest.cgi?name=fb33