Übrigens habe ich heute mittag einen Bericht auf SWR3 gehört, daß es in Österreich schon länger Studiengebühren gibt, und nach anfänglichem Rückgang der Studentenzahlen gibt es dort wohl so viele Studenten wie nie zuvor; allerdings können da die Studenten auch über die Verwaltung und den Einsatz der Studiengebühren mitbestimmen.
Wir haben doch ein paar Schluchtensch Österreicher - welche Erfahrungen habt ihr denn? 
Ich habe mir jetzt nicht alles durchgelesen, fühle mich aber bemüßigt hierzu meine Erfahrungen kund zu tun. Die Einführung der Studiengebühren war bei uns eigentlich eher eine Nacht- und Nebelaktion. Noch ein halbes Jahr (bzw. ein Jahr) vor der Einführung der Gebühren wurde vom Bildungsministerium, der zuständigen Ministerin und aller halbwegs namhaften Regierungspolitikern immer wieder verneint, dass es Studiengebühren geben wird. Trotzdem kam es im Herbst 2001 zur Einführung eines Studienbeitrags von 363€ pro Semester. Als Student eines "Massenstudiums" kann ich eigentlich nur sagen, dass die Studiengebühren überhaupt nichts zur Qualität der Ausbildung beigetragen haben. Ich habe mein Studium im WS 98/99 begonnen und auch da gab es zu Hauf überfüllte Hörsäale, Platznot und zu viele Studenten für zu wenige Professoren. Das hat sich aber in den letzten Jahren immer weiter verschlechtert, da die Budgets immer wieder gekürzt wurden und eben die Studiengebühren zuerst nicht direkt an die Unis gingen. Als danach die Gebühren direkt in die Uni geflossen sind, waren die eigentlich nur der Betrag, der in den Vorjahren gekürzt worden war. Daher sieht es zur Zeit immer noch gleich aus wie in den Jahren vorher.
Das Argument, dass die Langzeitstudenten oder Karteileichen bzw. die, die sich halt durch die Inskription billigere Preise im Kino, Theater, wat weiß ich wo, erhoffen, geht doch im Unialltag ins Nichts. Ein Langzeitstudent ist ein Student, der eben NICHT immer auf der Uni ist. Karteileichen und andere dito. Daher ändert sich an der Situation in den alltäglichen Vorlesungen, Übungen, Seminaren, etc. nur sehr wenig. Gleichzeitig trifft man damit aber Alleinerziehende bzw. Berufstätige, die eben nicht so schnell studieren können, weil sie eben nebenher Geld verdienen müssen, um ihr Leben zu bewältigen.
Ich würde eine Studiengebühr im Bereich von 360€ sicher nicht verdammen, wenn dadurch auch die Bedingungen an den Universitäten verbessert werden würden, aber das Problem ist, dass zumindest in Österreich die Situation der Unis immer schlechter wird, da eben die finanzielle Lage immer schlimmer wird.
An meinem Institut (Institut f. Publizistik- und Kommunikationswissenschaft) gibt es einen "großen" Hörsaal, der für 90 Leute Platz bietet. Allerdings sind alleine schon bei den Einführungsvorlesungen oftmals 900 und mehr Studenten. Ansonsten gibt es noch 2 Hör"säale", die allerdings kaum größer sind als das Wohnzimmer, in dem ich grad sitze. Zusätzlich kommt dann noch dazu, dass auf 1 Prof. ca. 1000 Studenten kommen. Und das ist bei weitem nicht nur in dem Studium so. Als Nebenfach habe ich auch noch Anglistik, wo ich im 2.Semester um 6 Uhr in Richtung Uni marschiert bin, um mich anzustellen, um einen Übungs-Platz zu bekommen. Schlussendlich war ich dann grade noch unter den letzten 10, die einen von 80 oder 120 (keine genaue Erinnerung mehr) Plätzen bekommen haben. Aus Erzählungen weiß ich, dass das im Wintersemester, in dem wesentlich mehr Leute anfangen, noch viel extremer ist und Leute dort teilweise nachts um 2 oder 3 vor dem Institut anstehen, um dann nen Platz zu bekommen.
Wenn Studiengebühren dazu dienen, das Studium zu verbessern habe ich nichts dagegen, aber so wie das bei uns ist, bin ich klar dagegen, denn für solche Studienbedingungen sollte man eigentlich keinen Cent bezahlen müssen...