Saison 2006/2007 – Arrivederci, Vis Pesaro(Forts)Die Geschäftsleitung von Vis Pesaro bat mich zur Saisonabschlusssitzung ins schmucke Stadionrestaurant im Tonino Benelli. Den wichtigsten Punkt, den es zu besprechen galt war aber ganz klar die Verlängerung meines auslaufenden Vetrages. Als wir zu diesem Punkt kamen war die Stimmung ziemlich entspannt und gelöst, denn es war schon ziemlich viel Rotwein geflossen, und die Herren um Presidente Gianluca Bruscoli dachten wohl, dass meine Vetragsverlängerung nur reine Formsache sei. Doch ich schien alle ziemlich zu überaschen als ich verkündete, dass dies meine letze Saison bei Vis Pesaro gewesen war, und ich keinen neuen Vetrag unterzeichnen würde. Bruscoli unternahm einen letzen Versuch, goss mir noch mal kräftig Rotwein nach und sprach mit mir unter 4 Augen. Ich erklärte ihm, dass es mir sehr sehr schwer fallen würde Vis Pesaro zu verlassen, aber ich wusste, dass ich diesen Schritt tun musste. Die Mannschaft hatte in den letzten 2 Saisons keine grossen Fortschritte gemacht. Wir hatten zwar einige hoffnungsvolle Talente, aber die ständigen Finanzprobleme, das viel zu kleine Stadion und die fehlenden Visionen würden Vis nie zu mehr als einen gutem Serie-B-Verein machen, mehr als allenfalls ein kurzer Abstecher Serie A wäre illusorisch. Ich fühlte, dass meine Arbeit hier getan war. Der Presidente zeigte Verständnis für meinen Entscheid, danke mir nochmals herzlich für die geleistete Arbeit und wünschte mir alles Gute für die Zukunft.
In der nächsten Woche leitete ich noch einige Trainings und verabschiedete mich von den Spielern. Mit einigen der Spieler hatte ich sechs Jahre lang zusammengearbeitet und sie waren mir richtiggehend ans Herz gewachsen. Eigentlich wollte ich zum Abschluss noch ein Freunschaftsspiel gegen einen Topverein der Serie A machen, aber die fühlten sich alle zu schade für ein Spiel gegen Vis Pesaro...
In dieser letzten Woche in Pesaro begann ich eine Zusammenfassung über die letzten 6 Jahre. Ich musste schliesslich eindrückliche Bewerbungsunterlagen zusammenstellen, denn ich wollte nächste Saison wieder eine Mannschaft übernehmen. Besonders viel hatte ich ja nicht gewonnen bei Vis, aber immerhin bin ich gleich in der 1. Saison, eigentlich als Abstiegskandidat gehandelt, in die Serie B aufgestiegen und habe in diesen 5 Jahren (15., 15., 5., 5., 10.) zweimal knapp den Aufstieg verpasst.
BILDMeine persönliche Managerstatistik nach 6 Jahren Vis PesaroAusserdem hinterliess ich eine kompakte Mannschaft, die wichigsten Spieler haben mindesten noch einen 2-Jahres-Vetrag, und ich in den letzten Wochenhabe ich noch 2-3 Spieler verpflichtet, diedurchaus brauchbar sind. Der Marktwert all meiner Spieler lag zur Zeit bei gut 15 Millionen Euro, bei meinem Amtsantritt war das nicht mal eine Million. Ich war gespannt, was mein Nachfolger mit dieser Mannschaft erreichen würde.
Ich hatte noch keine Ahnung, wohin es mich veschlagen würde, momentan waren nur Jobs in der Türkei, Dänemark und Holland frei. Ich wusste nur, dass ich nicht in Italien blieben wollte. In den nächsten Wochen wollte ich aber sowieso mal Ferien machen, zuerst nach Sizilien, dann heim in die Schweiz. Ausserdem wollte ich an einem Trainerkurs der UEFA teilnehmen um an die UEFA-Pro-Lizenz zu kommen. Zusätzlich hatte ich vor an einem Projekt weiterarbeiten, mit dem ich mir erhoffte mit Computer-Unterstützung meine Trainingsmethoden zu verfeinern und zu verbessern.
An meinem letzen Tag in Pesaro ging ich nochmals ins völlig verlassene Tonino Benelli und liess ein letztes Mal all die Momente passieren, die ich hier, mit diesem Verein verbracht hatte. Dann drückte ich meine Zigarette aus und verliess dieses Provinzkaff.