Das ist ja noch harmlos im Vergleich dazu:
http://faz-community.faz.net/blogs/fernsehblog/archive/2010/03/01/pruegeln-im-auftrag-von-rtl-2-hilfsorganisation-kritisiert-die-maedchen-gang.aspxAber man muss sich vom Gedanken verabschieden, dass nur RTL2 so etwas macht. RTL, Sat1, ProSieben...mit ihren Doku Soaps sind kein bisschen besser.
Früher spielte sich der ganze Blödsinn in irgendeinem Studio ab. Als ich nach Deutschland kam hießen die Konsorten noch Hans Meiser, Arabella Kiesbauer, Vera am Mittag, Alexander Türk usw.
Die waren vermutlich sogar irgendwann wirklich harmlose Talkshows, bis sie gemerkt haben, dass sich die Quote nur noch mit immer finsteren Gestalten und Geschichten halten lässt.
Aber den Fernsehsendern war das zu teuer, da musste ein Studio hergerichtet und unterhalten werden, der "Talkmaster" musste bezahlt werden und weil das Publikum auch immer blöder wurde, musste neben der Audioinformation nun auch die visuelle Information in Form von komischen nachgespielten Filmchen helfen.
Irgendwann hatte dann eine kluge Sau die Idee, den ganzen Studio-Murks wegzulassen und einfach nur noch diese Filmchen zu produzieren, die Geburtsstunde der Doku-Soap. Am Anfang wurden Polizeistreifen begleitet (das war mit "Cops" anfang der 90er-Jahre schon nicht unterhaltsam oder lehrreich), dann besann man sich auf Hausbesuche bei den Menschen, die vorher nur in Talkshows zu finden waren.
Kaputte Familien; Männer, die sich vor ihren Frauen ekeln; Frauen, die mit ihren Kindern nicht klarkommen; Kinder, die mit der Schule nicht klarkommen; Frauentausch; Hausverschönerungen bei Messies (nee, nicht dem Lionel, sondern denen, die alles zumüllen); Auf ins Ausland...da kommt einem der kalte Kaffee wieder hoch.
Ich bin mir nur nicht sicher, ob die Menschen, die sich das angucken, sich das angucken, weil nichts anderes kommt oder ob sie sich das angucken, weil es sie wirklich unterhält.
Daraus leitet sich dann die wichtigere Frage ab: Werden diese Soaps gemacht, weil Interesse daran besteht? Oder erzeugt sich das Interesse an dem Zwang den Mist gucken zu müssen, weil nichts anderes kommt?
Eigentlich habe ich ein ziemlich optimistisches Menschenbild und sage, dass die Leute sich das nur anschauen, weil sie keine Alternativen kennen, aber manchmal zweifel ich daran, ob das nicht für den ein oder anderen wirklich unterhaltsam ist. Schließlich muss dieser endlose Strom von Menschen, die sich in ihrem langweiligen Alltag filmen lassen, ja auch irgendwo herkommen.
Ich habe früher (vor 20 Jahren) in meiner Kindheit/Jugend sehr gerne "Married... with Children" gesehen. Hier in Deutschland wohl bekannt unter dem Namen "Eine schrecklich nette Familie". Und auch heute schau ich mir das abends zum Einschlafen für 20min gerne mal an. Aber das war noch etwas anderes, das war Satire. Dort wurde so herrlich überzeichnet (vor allem in mittleren Staffeln, die ersten und letzten sind eher schwach), dass man es durchaus lustig finden konnte. Zumal es im Fernsehen davor nur so Spießer-Sendungen á la "The Cosby Show" gab, mit perfekten Familien, kleinen Mädchen mit süßem Lächeln, blablabla. Ich kann mich auch noch erinnern, damals MacGyver gesehen zu haben. Das war auch alles stumpf und billig, aber es hatte noch einen gewissen Anspruch. Heute nutze ich den Fernseher (bzw Computer) ausschließlich für Sportübertragungen. Nichtmal die Tagesschau schaue ich mehr, da ist das Niveau ganz erheblich gesunken, die Sendung hatte aber auch eine Fallhöhe. Bei allem Scheiß, der auf Privatsendern läuft, kann ich Reich-Ranicki auf jeden Fall verstehen. Jeder, der etwas auf sich hält, will mit diesem Schmutz nicht in Verbindung gebracht werden.