Ist mir ein bisschen viel Lobhudelei. Ja, die Bayern spielen top. Sie sind eines der besten, vermutlich stand heute das beste Team in Europa. Die Meisterschaft wird ihnen nicht zu nehmen sein. Aber das war das letzte Jahrzehnt der Standard. Daher muss der FCB an dem gemessen werden, was darüber hinaus gelingt.
Von 2018 bis 2025 (2020 und 21 ausgeklammert) war diese extreme spielerische Dominanz alles andere als der Standard. 18/19 war der BVB zwischenzeitlich mal 9 Punkte weg, 22/23 sogar kurz vor der Meisterschaft, 23/24 wurde es dann Leverkusen und auch bevor Flick Ende 2019 übernahm sah es in der Saison nicht annähernd so aus wie jetzt. Seit 2020 kein DFB Pokalfinale mehr von innen gesehen zu haben liegt auch nicht nur an Ausrutschern. Bayern war zwischenzeitlich auch national nicht der Dominator wie aktuell wieder, Fakt. Der BVB hat es nunmal bei X Anläufen nicht geschafft, das auszunutzen. Mit Alonsos Leverkusen kam einmal eine Mannschaft, die besseren Fußball gespielt hat und beendet war die Meisterschaftsserie. Die Chancen dazu hat es auch davor immer mal wieder gegeben. Und daran muss der FC Bayern sich messen lassen, an der eigenen Leistung. In der Champions League entscheiden Nuancen. Ob man die gewinnt oder nicht ist für eine solche Bewertung zweitranging. Demnach waren die Guardiola-Bayern nicht eine der sechs (weil 6 CL Titel) besten Bayernmannschaften aller Zeiten, da die keine Champions League gewonnen haben...
Warum bin ich kritisch? Vincent Kompany - ein toller Trainer... und bei Bayern mit Wohlwollen die fünfte Wahl. Nagelsmann zurückholen, Tuchel verlängern, bei Rangnick abgeblitzt, Alonso lieber nach Spanien und wer weiß, was sonst noch abgeklopft wurde. Hat Bayern also einen guten Job gemacht? Vielleicht mit Glück.
Wie gesagt, im Nachhinein hätte sich Eberl gewünscht, früher bei Kompany vorstellig geworden zu sein. Dass die Nagelsmann-Entlassung ein Fehler war, hat ja mittlerweile jeder in diesem Verein eingesehen. Bei ihm nachzufragen, halte ich deswegen für nachvollziehbar. Alonso holen zu wollen ebenso. Hätte man einen von den beiden bekommen, wäre das in meinen Augen auch gute Arbeit gewesen. Bei Tuchel und Rangnick sollte man sich allerdings dafür bedanken, dass die nicht wollten, da bin ich ganz bei dir. Trotzdem muss man sich als FC Bayern ganz schön was anhören, einen Abstiegstrainer zu holen und das mussten Eberl & Co auch. Er hätte aber auch gut und gerne gar nicht auf Eberls Radar sein können.
Luis Diaz gefällt mir auch sehr gut. Das andere Transfers diskutiert werden ist normal. ABER der FC Bayern wollte ja lieber mit dem Phlegma in Person - Leroy Sané - verlängern. Sané ist ein unbestreitbar guter Spieler, der jedoch zu selten abliefert. Dennoch wäre er hier die A-Lösung gewesen. Hat München also gut gearbeitet? Naja, mit ein wenig Glück.
Eine Verstärkung für die Offensive hätte man auch bei Verlängerung mit Sané gesucht. Sané sollte bei geringerem Gehalt verlängern. Lieber einen Spieler halten, den man schon hat, als einen neuen teuer verpflichten. Man brauchte ja Geld für Florian Wirtz (dazu später mehr). Dass Sané am Ende den Move mit dem Beraterwechsel gemacht hat, war ein Glücksfall, da stimme ich zu. Aber wenn Wirtz nicht gekommen wäre, was ja eingetreten ist, wäre man nicht ohne Transfers auf den Offensivpositionen in die Saison gegangen. Priorität hätte dann ein Flügelspieler gehabt, der auch als Mittelstürmer eingesetzt werden kann. Vielleicht wäre das nicht Diaz gewesen sondern Rodrygo (man wird ja noch träumen dürfen

). Aber dass man in der Offensive keinen Bedarf gesehen hat, wenn Sané bleibt, das stimmt nicht. Da spielten die Finanzen einfach stark mit rein. Und wenn man ihn dennoch so unbedingt hätte halten wollen, hätte man es gemacht.
Und wollte man nicht Florian Wirtz holen. Das ist jetzt natürlich spekulativ. Aber er hat aktuell Probleme sich an ein neues Umfeld anzupassen. Hätte ich Deutschland natürlich mit weniger Knirschen verlaufen können. Aber dieser Transfer hätte vermutlich schlechter ins Mannschaftsgefüge gepasst, als z.B. ein Diaz.
Wie Wirtz performt hätte, kann ich nicht wissen, aber dass dessen Verpflichtung ein Fehler gewesen wäre, das habe ich damals schon gesagt.
Vertragsverlängerung von Alphonso Davies - soll teuer gewesen sein. Dabei gab es doch die Vorgabe zu sparen. Plus - wie viel hat er seither eigentlich gespielt. Gut, da kann er nix zu. Aber ob die "teure" Verlängerung richtig gewesen ist, dass muss sich m.E. erst noch zeigen.
Nach der Logik war die Vertragsverlängerung mit Musiala auch ein Fehler. Ähnliche Rechnung wie bei Sané nur mit anderem Ausgang. Einen auf der am schwersten zu besetzenden Position im Weltfußball herausragenden Spieler behalten, den man schon hat oder einen neuen teuer einkaufen? Richtig, man wollte sparen. Das hätte man sicher nicht, wenn man plötzlich Theo Hernandez oder ein ähnliches Kaliber verpflichten müsste. Über die Davies-Verlängerung hat sich jeder Bayernfan aus meinem Umfeld gefreut. Dass er sich so kurz danach schwer verletzt, ist richtig scheiße gelaufen, aber wenn man bei der Nicht-Verlängerung von Sané Glück gehabt hat, hatte man hier eben Pech. Beide Verlängerungen genau so (nicht) zu tätigen war in meinen Augen richtig.
Ob Kompany ein großer Trainer ist? Er kann es werden. Die Spielerführung ist top. Taktisch hatte er noch nicht so viele Möglichkeiten sich auszuzeichnen. Also erstmal die K.o.-Phase der CL abwarten. Auch das Spiel gegen PSG - geile Leistung. Ich persönlich hätte aber gerne gesehen, ob die Münchener Bayern das gleiche Selbstverständnis an den Tag gelegt hätten, wenn das 1:1 kein Abseits gewesen wäre. Möglich.
Ja moin, aber es war Abseits. Wir reden hier ja nicht über eine Fehlentscheidung. Ob PSG gegen zehn Bayern in der zweiten Halbzeit immer noch so dominiert, wenn die Bayern ihre 5 Hochkaräter vor der Pause allesamt nutzen? Möglich.
Die KO-Phase abzuwarten sehe ich aber genau so. Nichtsdestotrotz spielt da jetzt im Moment die beste Bayernmannschaft seit 2020, wenn nicht sogar seit 2013 zusammen. Deswegen ein klares Nö: die Lobhudelei ist aktuell angemessen.

Naja, vielleicht suche ich auch nur das Haar auf dem Leberkäs. 
Pfui, Leberkäs. Da nehm ich lieber das Haar
