Das ist ein Artikel von Phillip Köster aus dem Jahre 2008. Natürlich hat er zurecht einen kritischen Touch, der Begriff Event-Fan an sich ist ja schon nicht neutral. Er schreibt als verdammter Fußballholic. Er spricht als Sprachrohr der Generation Bundesberti, die nicht mal 90 Minuten Quergeschiebe durch die nicht vorhandene Viererkette hat vergraulen können. Auch ich mag diesen Text. Die Sache ist nur die: Auch wenn das seit spätestens 2006 eine ganz neue Dimension bekommen hat mit den Menschen, die sich alle vier Jahre wieder mal in den Sport einklinken, wenn Deutschland gegen Argentinien spielt - mehr als Hardliner-Sport war Fußball schon immer, wie jede andere populäre Sportart. Er war in all den Jahren schon Instrument zur Völkerverständigung, zur Integration, auch Politik. Das fängt nicht erst bei Franco und Real Madrid an, das hört auch nicht im Sommer 2006 mit Fußballkanzlerin Merkel auf. Schwer vorstellbar zudem, dass der hier erwähnte FC Barcelona, wäre er entgegen seinem Motto "mehr als ein Club" tatsächlich bloß ein Fußballverein, heute so populär wäre. Das alles geht nur mit einem Sport, der über das Spielfeld hinaus auch eine soziale Komponente hat. Die ganze Weltmeisterschaft ist ein soziales Happening, über Staatsgrenzen, Hautfarben, Glaubensbekenntnisse und Lieblingsvereine hinweg, herrgott.
Natürlich rümpft man da als Purist schon mal die Nase über all die Fanmeilen, Opportunisten-Fähnchen und "Fachkommentare" - andererseits ist es schon ein bisschen komisch, dass man als ebensolcher Purist gerne mal ein "Wunder von Bern" zitiert. Und dann dabei nicht mal die Nase rümpft wie hier. Irgendwie schwer vorstellbar, dass all die 54er-Menschen in Deutschland Dauerkartenbesitzer von Rot-Weiss Essen waren. Nur mit ihnen wärs vielleicht dann auch nur halb so schön gewesen. Vor allem keine Geburtsstunde einer Nation. Und hat sich 2006 eigentlich ein Fußballfan über
Artikel wie diesen geärgert, die so fast überall zu lesen waren?