Der Sammer ja faktisch in seinem letzten Jahr im DFB auch wurde. Das war eine Degradierung in seinen Augen, da täuscht auch die Vertragsverlängerung nicht drüber hinweg. Er hat den Machtkampf gegen Löw verloren, vor allem was die Personalie Adrion(?) anging.
Ich habe Löw in den letzten Jahren immer verteidigt, bin jetzt aber auch langsam an einem Punkt, an dem ich sage, dass ein Titel her muss und er sich daran messen lassen muss. Die Stimmung im DFB-Team war schon im letzten Turnier nicht so rosig, das hat Schweinsteiger ja in einem Interview mit der Süddeutschen zugegeben. Löw hat mir mittlerweile zu uneingeschränkte Macht beim DFB und spielt diese auch gerne aus, um sich ein loyales Umfeld zu schaffen. Mir gefällt auch nicht, wie er generell mit Kritik umgeht. Bierhoff hat jetzt vor ein paar Tagen (völlig zurecht) Podolski dafür kritisiert, dass dieser eine Art Stillstand in der Nationalmannschaft einfach so hinnimmt. Podolskis Erwiederung darauf war, dass er seine Qualitäten kenne und dass nach all den Jahren der Entwicklung Stillstand eine natürliche Folge wäre. Sammer wäre ausgerastet, hätte er sowas gehört und das auch völlig zurecht. Denn letztendlich hat Podolski mit dieser Aussage die Kritik von Bierhoff legitimiert. Was macht Löw jetzt? Er stellt sich wieder vor Podolski und sagt, dass er mit ihm zufrieden sei. Das ist wenig zielführend. Mag sein, dass Podolski von allen Seiten verwöhnt werden muss, aber mit dieser Harmoniebedürftigkeit passt er nunmal charakterlich nicht in eine siegeshungrige, ambitionierte Mannschaft.
Es fehlt beim DFB irgendwie ein wenig ein Gegenpol zu Löw. Bierhoff hat eine exzellente Außendarstellung und ist ein hervorragender Manager. Aber er ist auch zu glatt und zu loyal, um Löw Paroli zu bieten (würde mich nicht wundern, wenn er sich in ein paar Tagen öffentlich entschuldigt für die Podolski-Schelte). Die Bayern haben das ideal gelöst. Heynckes sorgt(e) für die Harmonie und Sammer war eben derjenige, der auch mal ein bisschen giftig war. Da Löw nicht giftig zu sein scheint, braucht die Nationalmannschaft schon jemanden, der dosiert auch mal diskussionswürdige Themen kontrovers diskutiert. Wenn der Sportdirektor die sportlichen Ziele vorgeben soll, dann muss dort ein erfolgshungriger Typ sitzen, der gelassen, aber seriös und eindeutig Ziele formulieren kann wie: wir wollen Weltmeister werden, daran wird sich jeder messen lassen müssen, basta. Heynckes wäre da nicht der richtige Typ für, schon eher Christian Streich, aber beispielsweise auch Schaaf, Scholl oder ganz besonders Effenberg/Kahn kann ich mir hier vorstellen. Eigentlich ist der Posten wie geschaffen für Matthäus, wenn da nicht die Sache mit der Seriösität wäre...