MeisterTrainerForum

Verschiedenes => Sonstiges => Thema gestartet von: Konni am 10.März 2014, 13:21:55

Titel: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 10.März 2014, 13:21:55
So, heute hat er angefangen und ich verfolge den Prozess über den ein oder anderen News- und Gerichtsticker. Vor der Verhandlung habe ich eigentlich damit gerechnet, dass die 3,5mio€ hinterzogener Steuern in 7 getrennten Fällen zu einer Bewährungsstrafe führen werden, da sich die Selbstanzeige als strafmildernd auswirken würde. Alternativ hätte ich mir höchstens noch vorstellen können, dass Hoeneß straffrei ausgeht, da die Nichtwirksamkeit der Selbstanzeige nicht ausreichend belegt werden kann, zumal das meines Wissens nach juristisches Neuland ist.

Nun hat Hoeneß in seinem Geständnis aber offenbar von weiteren 15mio€ hinterzogener Steuern gesprochen, was die Summe auf unglaubliche 18,5mio€ hinterzogener Steuern anwachsen ließe, wo dann auch noch mindestens 5,5mio€ steuerwerter Vorteile hinzukämen. Diese Summe soll auch noch nicht verjährt sein (im Gegensatz zu allen seinen Kapitaleinnahmen, die vor 2003 stattfanden). Wenn dies nun auch Beachtung vor Gericht finden sollte, käme Hoeneß meiner Laieneinschätzung nach, um eine Haftstrafe nicht mehr herum. 18,5mio€ hinterzogener Steuern ist ein enormer Wert. Boris Becker hat vor ein paar Jahren für 1,7mio€ mal 2 Jahre auf Bewährung bekommen und ist in der Tat äußerst knapp am Gefängnis vorbeigeschlittert, weil er vorher schon eine 3,1mio€ Nachzahlung geleistet hat.

Ich würde es im Sinn der Ethik auch gut finden, wenn Hoeneß dazu Stellung beziehen würde, wie er 20mio€ (teilweise als Kredit) vom damaligen Adidas-Chef auf ein Schweizer Konto überwiesen bekommen hat und weshalb er 2001 fast Pleite war. 2001 war ja die Zeit, als die dotcom-Blase geplatzt ist und die Börsen in den Keller gerauscht sind. Es steht zu vermuten, dass Hoeneß' Spekulationen an der Börse noch viel länger als nur bis ins Jahr 2003 zurückreichen. Über diese Zeit, wenn auch verjährt, sollte Hoeneß Rechenschaft ablegen, wie es mit seiner Steuerehrlichkeit genau ausgesehen hat.
Außerdem würde mich persönlich interessieren, wie Hoeneß ein Privatvermögen ansammeln konnte, das es ihm ermöglichte, mehr als 100mio€ in Spekulationsgeschäfte zu stecken. Im Zuge der Zockereien hat er nach eigener Gerichtsaussage an einem Tag 18mio€ verloren (an einem Tag!) und es scheint ihn nicht weiter gestört zu haben. Ich kenne jetzt die Einkommenssituation bei Bayern nicht en detail, aber ich finde es sehr merkwürdig, dass ein Manager eines Sportvereins, der bis ins Jahr 2000 jährlich "nur" ca. 150mio€ Umsatz gemacht hat, so ein Vermögen anhäufen konnte.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 10.März 2014, 13:33:37
Ich kenne mich da jetzt nicht so aus in seinen Einkommensverhältnissen, aber sein Vermögen wird doch ehr von der Wurstfabrik kommen, als von Bayern, oder?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Don-Muchacho am 10.März 2014, 13:36:39
Zum letzten Teil: Hoeneß war ja nicht nur Manager. Er war vorher als Spieler tätig, in einer Zeit in der man damit sicherlich nicht am Hungertuch genagt hat, zudem war er nie ohne Einkommen. d.h. er musste zu keinem Zeitpunkt auf erspartes Zurückgreifen. Er hat aber sicherlich keine 100 Mio bei Bayern verdient. Nebenbei ist er ja auch noch Wurstfabrikant, das wird er sicherlich auch nicht aus Spaß machen. Und in den 90ern konnte man, Dotcom-Blase sei Dank aus 10 Millionen ja durchaus auch mal 100 machen.

Zum ersten Teil: So wie ich es verstand, sind die 3,5 Mio. von denen die Staatsanwaltschaft wusste teilweise verjährt, sodass es nur um 800.000 ging, was in dem Fall wohl wirklich nur Bewährung gewesen wäre. Bei den aktuellen 15 Mio. ist ja noch überhaupt nicht genauer klar inwiefern die verjährt sind oder nicht, etc. Zudem wird es wohl auf die Frage des Zeitpunktes der Selbstanzeige hinauslaufen. Kann eindeutig belegt werden, dass dies erfolgte, bevor Hoeneß Wind von den Ermittlungen bekam, dann kann das ein Rettungsanker sein. Davon ab hat er ja schon angekündigt alle Schuld nachbezahlen zu wollen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Dr. Gonzo am 10.März 2014, 13:48:29
Die Summen, die da Gerüchteweise auf Hoeneß' Zockerkonten zwischenzeitlich lagen, lassen sich aber wirklich sehr schwer erklären. Aber ob das wirklich alles rauskommt? Kann ich mir nicht vorstellen, aber wer weiss.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 10.März 2014, 13:57:20
Ich kenne mich da jetzt nicht so aus in seinen Einkommensverhältnissen, aber sein Vermögen wird doch ehr von der Wurstfabrik kommen, als von Bayern, oder?

Ich habe keine Ahnung wieviel die abwirft, aber wird die Firma nicht auch schon seit Jahren von seinen Kindern geführt? Naja, jedenfalls wird da auch eine Menge Geld übrig bleiben, nachdem dort seit Jahren keine tarifvertraglichen Zahlungen stattfinden und die Firma zu einem guten Teil aus Leiharbeitern besteht. Das soziale Engagement von Uli Hoeneß kennt nunmal auch seine Grenzen.

Zitat
Zum letzten Teil: Hoeneß war ja nicht nur Manager. Er war vorher als Spieler tätig, in einer Zeit in der man damit sicherlich nicht am Hungertuch genagt hat, zudem war er nie ohne Einkommen. d.h. er musste zu keinem Zeitpunkt auf erspartes Zurückgreifen. Er hat aber sicherlich keine 100 Mio bei Bayern verdient. Nebenbei ist er ja auch noch Wurstfabrikant, das wird er sicherlich auch nicht aus Spaß machen. Und in den 90ern konnte man, Dotcom-Blase sei Dank aus 10 Millionen ja durchaus auch mal 100 machen.

Naja, was er in den 7 Jahren als Spieler verdient hat, war doch aber sicherlich äußerst minimal im Vergleich zu den heutigen Gehältern. Auch seine ersten Jahre als Manager waren bestimmt nicht vom Geldsegen geprägt. Die Gehaltsspirale im Fußball ist in Deutschland erst in den letzten Jahren aufgegangen. Die Bayern haben in den letzten 8 Jahren ihren Umsatz ja mehr als verdoppelt, 2001 waren das nur knapp über 160mio€ im Jahr Umsatz, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Da bleiben keine Millionengehälter für das Management übrig.
Zu der Dotcom-Sache lässt sich sagen, dass er selbst angibt, 2001 pleite gewesen zu sein, weshalb er ja erst das Geld nebst Kredit vom Adidas-Chef erhalten habe. Das große Geld scheint er also erst ab 2001 verdient zu haben. Und wenn mensch sich jetzt vor Augen hält, dass er 2008 wieder viel Geld verloren hat, wir hier also von einer Zeitspanne von nichtmal 7 Jahren reden, in denen über 50.000 Kontobewegungen mit weit über dreistelligen Millionenbeträgen stattgefunden haben sollen, dann finde ich das schon fragwürdig. Entweder er war 2001 nicht pleite, was dann das Geld von Dreyfus äußerst fragwürdig erscheinen lässt oder er hat es irgendwie geschafft in den 7 Jahren über 100mio€ anzuhäufen, was mindestens genauso fragwürdig sein dürfte.

Zitat
Zum ersten Teil: So wie ich es verstand, sind die 3,5 Mio. von denen die Staatsanwaltschaft wusste teilweise verjährt, sodass es nur um 800.000 ging, was in dem Fall wohl wirklich nur Bewährung gewesen wäre. Bei den aktuellen 15 Mio. ist ja noch überhaupt nicht genauer klar inwiefern die verjährt sind oder nicht, etc. Zudem wird es wohl auf die Frage des Zeitpunktes der Selbstanzeige hinauslaufen. Kann eindeutig belegt werden, dass dies erfolgte, bevor Hoeneß Wind von den Ermittlungen bekam, dann kann das ein Rettungsanker sein. Davon ab hat er ja schon angekündigt alle Schuld nachbezahlen zu wollen.

Das hast du falsch verstanden. Die Anklage stützt sich auf 3,5mio€ von 2003 bis 2009 (7 Steuererklärungen). Das ist strafrechtlich relevant, verjährt ist davon nichts, das ist alles davor passiert. Dazu kommen 5,5mio€ steuerwerte Vorteile aus falschen Verlustkennzeichnungen. Das ergibt nicht 1:1 einen Steuerbetrug von 5,5mio€, sondern da muss geschaut werden, inwiefern die Verlustkennzeichnungen mit Gewinnkennzeichnungen verrechnet werden können (das finde ich auch skandalös, da wird das Zockerrisiko steuerwertlich minimiert).
Die 15mio€ sind völlig neu und erst heute im Zuge von Hoeneß' Geständnis dazugekommen. Insofern steht für mich erstmal fest, dass die Selbstanzeige unwirksam ist, sonst wären die 15mio€ (18,5mio€) bei der Anklageverlesung ja schon aufgetaucht. Was es genau mit diesem Geld auf sich hat, wird bestimmt noch geklärt, deshalb schrieb ich ja, "falls diese Summe vor Gericht Beachtung finden wird". Das ist der strafrechtliche Teil. Der moralische Teil, der jetzt schon offenkundig ist, ist der, dass Hoeneß mindestens 18,5mio€ Steuern hinterzogen hat. Mag sein, dass ein Teil davon strafrechtlich keine Relevanz hat, ich frage mich aber gerade, ob bei dem noch alles richtig tickte? Das ist ungeheuer viel Geld, um das er die Gemeinschaft betrogen hat. Ist mir egal, ob er das nachbezahlen will. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, schließlich steht ihm das Geld nicht zu. Ich frage mich, warum dieser Mensch dachte, dass das Geld bei ihm besser aufgehoben wäre, als in der Steuerkasse, in die wir alle einzahlen. Und das macht mich dann doch ein wenig fassungslos. Das könnte ohne weiteres der größte Steuerbetrug in der deutschen Geschichte einer Privatperson sein.

Der Zeitpunkt der Selbstanzeige scheint nicht gerade für Hoeneß zu sprechen. Genau wird auch das noch geklärt werden müssen, aber die Frage, weshalb diese Anzeige nun ausgerechnet so knapp (und wir reden hier von Stunden/Tagen) mit der Stern-Recherche zusammenfiel, wo er doch angeblich schon seit Jahren über diese Selbstanzeige nachdenkt, ist auf jeden Fall berechtigt. Strafrechtlich macht das (leider und unverständlicherweise) einen Unterschied, moralisch nicht. In jedem normalen Unternehmen (Allianz, Audi, Telekom) wäre Hoeneß schon beim Strafantrag der Staatsanwaltschaft im hohen Bogen geflogen, beim FC Bayern scheinen andere Unternehmensstandards zu herrschen. Passt nicht zur "hochseriösen Marke FC Bayern".
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 10.März 2014, 14:15:12
Nach so einer Aussage kann der Mann doch ernsthaft nicht noch Manager eines Bundesligisten bleiben?

Zitat
"Ich bin kein Sozialschmarotzer", sagte Hoeneß. In den vergangenen Jahren habe er rund fünf Millionen Euro für soziale Zwecke gespendet und in den vergangenen zehn Jahren mehr als 50 Millionen Euro an Steuern in Deutschland gezahlt.

Quelle: Zeit.de

Er hat also von 68,5 Millionen 18,5 Millionen nicht bezahlt, das sind fast 30%, und er fühlt sich nicht als Sozialschmarotzer? Richtig, das sind ja nur diejenigen, die 300 Euro Hartz 4 unrechtmässig beziehen. Die 5 Millionen Euro Spenden wird er ja wohl auch von seinen Steuern abgesetzt haben, nehem ich mal so an?

Ich weis, dass er für den FC Bayern wichtig ist, und defnitiv als Manager mehr als gut Arbeitet, aber so etwas ist in keinem Unternehmen tragbar.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Topher am 10.März 2014, 14:26:39
Ein Schmarotzer lebt von der Arbeit oder vom Geld anderer. Das hat Hoeneß soweit ich weiß nie getan.
Sorry, musste ich einwerfen. Auf diese Unterschiede zu bestehen, bringt mein Beruf mittlerweile mit sich.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Don-Muchacho am 10.März 2014, 14:29:33
Zitat
Zum ersten Teil: So wie ich es verstand, sind die 3,5 Mio. von denen die Staatsanwaltschaft wusste teilweise verjährt, sodass es nur um 800.000 ging, was in dem Fall wohl wirklich nur Bewährung gewesen wäre. Bei den aktuellen 15 Mio. ist ja noch überhaupt nicht genauer klar inwiefern die verjährt sind oder nicht, etc. Zudem wird es wohl auf die Frage des Zeitpunktes der Selbstanzeige hinauslaufen. Kann eindeutig belegt werden, dass dies erfolgte, bevor Hoeneß Wind von den Ermittlungen bekam, dann kann das ein Rettungsanker sein. Davon ab hat er ja schon angekündigt alle Schuld nachbezahlen zu wollen.

Das hast du falsch verstanden. Die Anklage stützt sich auf 3,5mio€ von 2003 bis 2009 (7 Steuererklärungen). Das ist strafrechtlich relevant, verjährt ist davon nichts, das ist alles davor passiert. Dazu kommen 5,5mio€ steuerwerte Vorteile aus falschen Verlustkennzeichnungen. Das ergibt nicht 1:1 einen Steuerbetrug von 5,5mio€, sondern da muss geschaut werden, inwiefern die Verlustkennzeichnungen mit Gewinnkennzeichnungen verrechnet werden können (das finde ich auch skandalös, da wird das Zockerrisiko steuerwertlich minimiert).
Die 15mio€ sind völlig neu und erst heute im Zuge von Hoeneß' Geständnis dazugekommen. Insofern steht für mich erstmal fest, dass die Selbstanzeige unwirksam ist, sonst wären die 15mio€ (18,5mio€) bei der Anklageverlesung ja schon aufgetaucht. Was es genau mit diesem Geld auf sich hat, wird bestimmt noch geklärt, deshalb schrieb ich ja, "falls diese Summe vor Gericht Beachtung finden wird". Das ist der strafrechtliche Teil. Der moralische Teil, der jetzt schon offenkundig ist, ist der, dass Hoeneß mindestens 18,5mio€ Steuern hinterzogen hat. Mag sein, dass ein Teil davon strafrechtlich keine Relevanz hat, ich frage mich aber gerade, ob bei dem noch alles richtig tickte? Das ist ungeheuer viel Geld, um das er die Gemeinschaft betrogen hat. Ist mir egal, ob er das nachbezahlen will. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, schließlich steht ihm das Geld nicht zu. Ich frage mich, warum dieser Mensch dachte, dass das Geld bei ihm besser aufgehoben wäre, als in der Steuerkasse, in die wir alle einzahlen. Und das macht mich dann doch ein wenig fassungslos. Das könnte ohne weiteres der größte Steuerbetrug in der deutschen Geschichte einer Privatperson sein.
Gut, dann haben die 2 Artikel die ich dazu gelesen habe ein falsches Bild gezeichnet. Nach der Lektüre schien es mir, dass es in der Hauptsache um eben 800.000 € ginge, da der Rest Strafrechtlich nicht mehr relevant sei, die Grenze für Bewährungsstrafen aber wohl bei 1 Mio. € liege. Wie Seriös recherchiert die Artikel waren kann man dann eben nicht sagen.
Der Zeitpunkt der Selbstanzeige scheint nicht gerade für Hoeneß zu sprechen. Genau wird auch das noch geklärt werden müssen, aber die Frage, weshalb diese Anzeige nun ausgerechnet so knapp (und wir reden hier von Stunden/Tagen) mit der Stern-Recherche zusammenfiel, wo er doch angeblich schon seit Jahren über diese Selbstanzeige nachdenkt, ist auf jeden Fall berechtigt. Strafrechtlich macht das (leider und unverständlicherweise) einen Unterschied, moralisch nicht. In jedem normalen Unternehmen (Allianz, Audi, Telekom) wäre Hoeneß schon beim Strafantrag der Staatsanwaltschaft im hohen Bogen geflogen, beim FC Bayern scheinen andere Unternehmensstandards zu herrschen. Passt nicht zur "hochseriösen Marke FC Bayern".

Hier bin ich ganz bei dir. Er selbst hätte spätestens letzten Herbst zurücktreten müssen vor der JHV, es ist mir unverständlich, wieso der Verein da nicht kritischer war. Insbesondere im Zuge der neuen 15 Millionen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 10.März 2014, 14:36:44
Ich verstehe zwar wodrauf du hinauswillst, aber man könnte Hoenes durchaus in eine Definition mit einbeziehen:

"Ein Sozialschmarotzer profitiert von staatlichen Leistungen ohne seinen entsprechenden Anteil zu leisten."

Soweit ich weis benutzt Hoenes unser Autobahnen und sonstige Infrastruktur genau wie jeder andere, zahlt aber nicht den fälligen  Beitrag, sich da moralisch über "Sozialschmarotzer" zustellen ist schon sehr dreist.

Ich bin aber offen für einen anderen Begriff, welcher fällt uns denn da ein?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 10.März 2014, 14:47:37
Zitat
Nach der Lektüre schien es mir, dass es in der Hauptsache um eben 800.000 € ginge, da der Rest Strafrechtlich nicht mehr relevant sei, die Grenze für Bewährungsstrafen aber wohl bei 1 Mio. € liege.

In Bezug auf diese 1mio€-Grenze wird der BGH oft falsch verstanden. Das ist keine in Stein gemeißelte Norm, sondern eher so ein allgemeiner Richtwert. Im Einzelfall muss immer geprüft werden und es kann natürlich auch sein, dass jemand, der einen 1,2mio€ Steuerbetrug begangen hat, noch mit 2 Jahren auf Bewährung davonkommt.
Aber der Waffenhändler Karlheinz Schreiber, der von ein paar Jahren in die CDU-Spendenaffäre mit Schäuble und Kohl verwickelt war, hat 7,3mio€ Steuerbetrug begangen, also nichtmal die Hälfte von Hoeneß 18,5mio€ und hat dafür 6 1/2 Jahre Knast bekommen. Das verdeutlicht so ein bisschen die Dimension, in der sich der Fall Hoeneß abspielt. Das sagt natürlich nicht, dass die volle Summe von 18,5mio€ im Falle Hoeneß strafrechtlich relevant ist (zumal Schreiber eben auch keine Selbstanzeige abgegeben hat), aber das verdeutlicht einfach nur diese enorme Summe und was darauf für Strafen stehen.

Aber gerade diese CDU-Spendenaffäre zeigt, dass auch Menschen, die moralisch in extrem zweifelhaftem Licht stehen, durchaus noch hohe Ämter/Positionen bekleiden. Kohl hat damals zwar seinen Ehrenvorsitz verloren, wurde aber nie dazu gebracht, die Spendernamen zu nennen, was skandalös ist. Und ist heute natürlich immernoch umfeierter Ex-Kanzler. Schäubles unglaubwürdige Geschichte, die auch von allen anderen Personen, die daran beteiligt waren, angezweifelt wurde (Schreiber hat ihn sogar wegen Meineides verklagt), hat ihn auch nicht sonderlich zurückgeworfen. Heute hat der, glaube ich, wieder irgendwas mit Geld zu tun.

Also die "Sozialschmarotzer"-Diskussion ist schon alleine aufgrund der Wortherkunft irgendwie zweifelhaft. Immerhin hat Hoeneß ja auch eine Menge Steuern bezahlt, vermutlich mehr, als alle von uns hier bisher zusammen. Genauso zahlt natürlich auch ein Hartz4-Empfänger Steuern (Mehrwertsteuer, einige auch Tabaksteuer und dergleichen). Die Diskussion ist müßig, aber rein von der Definition her ist Hoeneß natürlich ein Betrüger. Er hat sich einen geldwerten Vorteil erschlichen, nur hat er eben keine einzelnen Personen betrogen, sondern die Steuerkasse der BRD.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: quesar am 10.März 2014, 15:04:13
Ich kenne mich da jetzt nicht so aus in seinen Einkommensverhältnissen, aber sein Vermögen wird doch ehr von der Wurstfabrik kommen, als von Bayern, oder?

Die Wurstfabrik hat mittlerweile einen Umsatz von ca. 45 Mio Euro, eher unwahrscheinlich, dass er da so massiv Kohle herausziehen konnte.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 10.März 2014, 15:10:16
Ich greife mal Quesar's Post auf, da er hier besser hinpasst:
Krasse Entwicklung im Hoeneß-Prozess, da waren es dann auf einmal 15 Mio mehr.

Entweder ist Hoeneß komplett bescheuert oder er hält den Rest der Welt für unfassbar dumm. Anders kann ich eine Selbstanzeige mit einem Geständnis von 3,5 hinterzogenen Millionen nicht erklären, dem Mann muss doch bei der Abgabe vollkommen klar gewesen sein, dass diese Zahlen nicht einmal im Ansatz stimmen.

Ich würde zwar nicht soweit gehen, Hoeneß als "komplett bescheuert" zu bezeichnen, aber dass die Selbstanzeige mittlerweile ad absurdum geführt werden kann, scheint wohl klar. Die heute bekanntgewordenen 15 Mio. entziehen sich vollkommen meinem Verständnis. Entweder hat ihm die Zahnfee letzte Nacht besucht und ihn auf diese Summe aufmerksam gemacht oder er hat seine Selbstanzeige bewusst so niedrig wie möglich gehalten, um selbst während dieser Anzeige noch zu "sparen".
Außerdem gibt es mMn bei dem "Fall Hoeneß" so viele dubiose Vorgänge:
- die 20 Mio. von Dreyfus
- der "Spiegel" berichtete damals von hunderten Millionen, welche auf verschiedenen Nummernkonten transferiert wurden
- innerhalb von sieben Jahren soll er ca. 100 Mio. "verdient" haben (wie Konni schon schrieb), aber im Endeffekt hat er laut eigener Aussage während seiner "Zockerei" ein Minus gemacht
...,
dass ich befürchte, dass selbst der Prozess nur wenig Licht ins Dunkle bringt.

Ich bin weit davon entfernt mich auch nur ansatzweise in juristischen Fragen auszukennen, aber ich denke, dass sich kein Bayern-Fan beschweren darf, wenn am Ende ein Gefängnisaufenthalt für Hoeneß ansteht.

Der Zeitpunkt der Selbstanzeige scheint nicht gerade für Hoeneß zu sprechen. Genau wird auch das noch geklärt werden müssen, aber die Frage, weshalb diese Anzeige nun ausgerechnet so knapp (und wir reden hier von Stunden/Tagen) mit der Stern-Recherche zusammenfiel, wo er doch angeblich schon seit Jahren über diese Selbstanzeige nachdenkt, ist auf jeden Fall berechtigt. Strafrechtlich macht das (leider und unverständlicherweise) einen Unterschied, moralisch nicht. In jedem normalen Unternehmen (Allianz, Audi, Telekom) wäre Hoeneß schon beim Strafantrag der Staatsanwaltschaft im hohen Bogen geflogen, beim FC Bayern scheinen andere Unternehmensstandards zu herrschen. Passt nicht zur "hochseriösen Marke FC Bayern".

Hier bin ich ganz bei dir. Er selbst hätte spätestens letzten Herbst zurücktreten müssen vor der JHV, es ist mir unverständlich, wieso der Verein da nicht kritischer war. Insbesondere im Zuge der neuen 15 Millionen.

Der Meinung bin ich auch. Ich würde sogar noch weitergehen und behaupten, man hätte Hoeneß bereits nach Bekanntwerden dieser Steueraffäre (spätestens nach seinem Schuldeingeständnis in einem "Zeit"-Interview) öffentlich von seinen Aufgaben entbinden müssen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Tony Cottee am 10.März 2014, 15:23:43
Ich finde es bei allen berechtigten Wortmeldungen hier zumindest anerkennenswert, dass Hoeneß offenbar ohne große Not eine solch riesige Summe "nacherklärt" bzw. offenbart.

edit: Ich meine die heute genannten 15 (weiteren) Mio EUR (die ja offenbar auch 12, 13 oder 20 Mio sein könnten, so genau wissen die Anwälte und Hoeneß das ja offensichtlich selbst noch nicht).

So wie ich den Sachverhalt bisher verstanden habe, wäre diese Summe aufgrund des Steuergeheimnisses der Schweiz nie aufgeklärt worden, wenn er sie nicht selbst ins Feld geführt hätte.

Ob das Ganze juristisch besonders clever war, oder auch nicht, kann ich nicht beurteilen. Dennoch halte ich es für bemerkenswert.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j4y_z am 10.März 2014, 15:30:27
Ich bin weit davon entfernt mich auch nur ansatzweise in juristischen Fragen auszukennen, aber ich denke, dass sich kein Bayern-Fan beschweren darf, wenn am Ende ein Gefängnisaufenthalt für Hoeneß ansteht.

Der Satz stößt mir ein bisschen sauer auf, weil sich gefühlt jeder erdreistet, den Fall zu benutzen, um auf den FC Bayern einzudreschen (machst du hier nicht, ich weiß).
Man muss, um den Fall objektiv beurteilen zu können, die sportliche Seite komplett abschotten, und nur den wurstproduzierenden Geschäftsmann Uli H. aus M., geboren in U., betrachten. Den FCB gibt es nicht. Fussball ist ein Märchen. Das Steuergeheimnis auch.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 10.März 2014, 15:38:44
Ich bin weit davon entfernt mich auch nur ansatzweise in juristischen Fragen auszukennen, aber ich denke, dass sich kein Bayern-Fan beschweren darf, wenn am Ende ein Gefängnisaufenthalt für Hoeneß ansteht.

Der Satz stößt mir ein bisschen sauer auf, weil sich gefühlt jeder erdreistet, den Fall zu benutzen, um auf den FC Bayern einzudreschen (machst du hier nicht, ich weiß).
Man muss, um den Fall objektiv beurteilen zu können, die sportliche Seite komplett abschotten, und nur den wurstproduzierenden Geschäftsmann Uli H. aus M., geboren in U., betrachten. Den FCB gibt es nicht. Fussball ist ein Märchen. Das Steuergeheimnis auch.

Hö?
Aber es liegt doch auf der Hand, dass eher Bayern-Fans Pro-Hoeneß argumentieren, als der "Ottonormalverbraucher". Und da ich bisher von kaum einen Bayern-Fan (ich kann nur von meinen "Erfahrungswerten" berichten), eine einigermaßen realistische Einschätzung des Falles gehört habe, muss ich davon ausgehen, dass ein großer (sich öffentlich äußernder) Teil der Bayern-Fans mit zweierlei Maß misst.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Uwe am 10.März 2014, 15:42:33
Ich finde es bei allen berechtigten Wortmeldungen hier zumindest anerkennenswert, dass Hoeneß offenbar ohne große Not eine solch riesige Summe "nacherklärt" bzw. offenbart.

Ich glaube nicht daran, dass Hoeness oder irgendjemand anderes - ohne Not - auch nur irgendwas gesteht, was einen tiefer reinreiten kann. Ergo: ist die Not groß. Vielleicht geht es nicht darum, ob es eine Haftstrafe gibt, sondern wie hoch sie ausfällt...
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j4y_z am 10.März 2014, 15:44:11
Ich bin weit davon entfernt mich auch nur ansatzweise in juristischen Fragen auszukennen, aber ich denke, dass sich kein Bayern-Fan beschweren darf, wenn am Ende ein Gefängnisaufenthalt für Hoeneß ansteht.

Der Satz stößt mir ein bisschen sauer auf, weil sich gefühlt jeder erdreistet, den Fall zu benutzen, um auf den FC Bayern einzudreschen (machst du hier nicht, ich weiß).
Man muss, um den Fall objektiv beurteilen zu können, die sportliche Seite komplett abschotten, und nur den wurstproduzierenden Geschäftsmann Uli H. aus M., geboren in U., betrachten. Den FCB gibt es nicht. Fussball ist ein Märchen. Das Steuergeheimnis auch.

Hö?
Aber es liegt doch auf der Hand, dass eher Bayern-Fans Pro-Hoeneß argumentieren, als der "Ottonormalverbraucher". Und da ich bisher von kaum einen Bayern-Fan (ich kann nur von meinen "Erfahrungswerten" berichten), eine einigermaßen realistische Einschätzung des Falles gehört habe, muss ich davon ausgehen, dass ein großer (sich öffentlich äußernder) Teil der Bayern-Fans mit zweierlei Maß misst.

Deshalb schrieb ich ja auch, dass man den Fussball, um hier objektiv beurteilen zu können, komplett ausblenden muss.
Das gilt sowohl für Bayern-Fans (dazu gehöre ich), als auch für Bayern-Hasser.

Für mich als Ottonormalbürger gehört Uli H. ins Gefängnis, wenn seine Selbstanzeige juristisch für ungültig erklärt wird. Wenn die Selbstanzeige rechtsgültig ist, muss er die gleichen Chancen bekommen, wie jeder andere auch.

Für mich als Bayern-Fan: siehe vorherige zwei Sätze.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: quesar am 10.März 2014, 15:45:31
So wie ich den Sachverhalt bisher verstanden habe, wäre diese Summe aufgrund des Steuergeheimnisses der Schweiz nie aufgeklärt worden, wenn er sie nicht selbst ins Feld geführt hätte.

Ob das Ganze juristisch besonders clever war, oder auch nicht, kann ich nicht beurteilen. Dennoch halte ich es für bemerkenswert.

Die ganze Sache kam ja ohnehin erst durch den Kauf einer Steuer-CD ins Rollen und was auf dieser Steuer-CD drauf ist, das weiß ja nun aktuell niemand. Das die Zahlen niemals raus gekommen wären ist definitiv nicht in Stein gemeißelt und ganz ehrlich, für 3,5 Mio evtl. mit Bewährung wegkommen ist zwar ganz cool, wenn die Blase dann aber irgendwann geplatzt wäre, dann wäre er richtig lange eingefahren.

Es ist keinesfalls so, dass Ulli H. die große Reue gepackt hat, dem Kerl geht nur der Arsch auf Grundeis und versucht zu retten, was zu retten ist. Bemerkenswert ist allenfalls die Dreistigkeit.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Cubano am 10.März 2014, 15:45:38
Finde es leider ziemlich schade, dass viele nicht zwischen dem FC Bayern-Uli H. und Uli H. als Privatperson trennen können. Die Privatperson hat Schei*e gebaut und wird schon angemessen bestraft werden. Da müssen sich die Bayern-Fans auch nicht angegriffen fühlen, mit ihrem Bayern-Uli H. hat das nichts zu tun. Den können sie auch ruhig weiterhin anhimmeln.
Ich persönlich mag den Bayern-Uli H. gar nicht und die Privatperson Uli H. ist mir ehrlich gesagt egal. Da fände ich es interessanter, wenn mein Nachbar Steuern hinterziehen würde, weil den kenn ich.

Sagen wir mal so, wenn der Uli genauso bestraft wird, wie es einer von uns würde, dann ist das in Ordnung. Ich hab leider keine Ahnung von solchen Dingen, deswegen weiß ich nicht ob Gefängnis hier angemessen ist. Aber wenn Boris Becker mit 1,3 Mio knapp am Knast vorbei ist, dann könnts knapp werden.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 10.März 2014, 15:52:51
Also ich bin auch durch das Medienbashing wie damals bei Wulff eher auf Hoeneß' Seite. Und dass ich nun wahrlich kein Bayern-Fan bin, sollte jedem hier bekannt sein.
Es wird permanent unter den Tisch gekehrt, wie denn die Strafanzeige öffentlich wurde. Das ist ebenfalls ein großer Skandal, über den sich höchstens in belanglosen Nebensätzen aufgeregt wird. Das sollte aber beim Strafmaß berücksichtigt werden. Auch sollte die Vorverurteilung in der Öffentlichkeit durch das Bekanntwerden der Steuerhinterziehung Einfluss nehmen.
Dazu ist er noch nicht verurteilt. Auch wenn er durch die Selbstanzeige und heute vor Gericht seine Schuld zugegeben hat, gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.

In Zeiten, wo sich jeder über die NSA aufregt (wobei eigentlich jedem klar sein sollte, dass wir permanent von vielen Seiten beobachtet werden) und die Privatsphäre heiliger denn je scheint, freut man sich dennoch über das Bekanntwerden einer Selbstanzeige, die anonym gedacht ist. Das ist eine Riesensauerei.
Auch sieht man mal wieder, dass du soviel Gutes leisten kannst, wie du willst. Baust du einmal Mist, bist du ein für immer gebranntes Kind und alles Positive zuvor ist vergessen und Wohltaten danach werden als Reinwaschen der Schuld verteufelt. Diese Gesellschaft ist einfach eine Katastrophe, vielleicht sollte man wirklich mal über eine Medienzensur ab einem bestimmten Grad von Bashing nachdenken.
Jeder wünscht dem Uli einen harten aber fairen Prozess, gleichzeitig wird bereits davon gesprochen, dass er als Prominenter wohl ohne eine Haftstrafe davon kommt. Das bedeutet für mich, dass man allgemein den Prozess nur für fair hält, wenn es am Ende in den Knast geht. Sowas ist in meinen Augen nicht ganz so gerecht.

Was ich auch nicht verstehe, ist die Tatsache, dass der heutige Prozess wie vor einiger Zeit bei Christian Wulff alles weitere aus den Medien verdrängt. In der Ukraine kämpfen Menschen mit ihrem Leben um ihre Heimat, woanders ist ein Flugzeug verschwunden. Und was steht hier im Mittelpunkt? Eine Steuerhinterziehung eines Promis, bei dem niemand sein Leben gefährdet hat noch Menschen diskriminiert werden. In meinen Augen sollte der Hoeneß-Prozess entweder im Sport- oder Society-Teil einer Sendung kommen. Das ist also nach den Topnachrichten und der Politik.

Ich will damit auch nicht sagen, dass ich Ulis Vergehen gut heiße. Er hat Steuern hinterzogen und soll und muss dafür hinreichend bestraft werden. Wenn er dafür hinter Gittern muss, dann ist das eine gerechte Strafe. Falls das Gericht anders entscheidet, wird das sicher auch gut begründet werden. Zumal ich bei einem Urteil egal welcher Art davon ausgehe, dass die andere Seite Berufung einlegt.
Uli Hoeneß ist ein Verbrecher, sein Lebenswerk ist für immer beschädigt. Ob er weiter Präsident des FC Bayern sein sollte, müssen andere Personen entscheiden. Ich würde mich eher dagegen aussprechen, ansonsten gibt man ein schlechtes Vorbild für alle anderen ab. Dazu ist die Glaubwürdigkeit von Uli stark eingeschränkt. Trotzdem man darf dennoch nicht sein ganzes Lebenswerk schlecht machen, auch wenn das bei der Urteilsfindung hoffentlich keine Rolle spielen wird. Ich vertraue der deutschen Justiz, auch wenn zuletzt sich immer wieder Staatsanwälte profilieren wollen.
Aber man muss auch klar zwischen Uli Hoeneß als Steuerhinterzieher als Privatperson und dem Präsident des Unternehmens FC Bayern trennen können. Als letzterer hat er sich nichts zu Schulden kommen lassen, auch wenn sein privates Handeln in seine Präsidententätigkeit mit einfließt.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Don-Muchacho am 10.März 2014, 16:00:28
Als Privatperson würde ich ja sagen: Sperrt den Mann ein, nehmt ihm alles weg, was er hat und gebt es denen die es besser gebrauchen können. Wobei, würde man es so formulieren gäbs gleich die nächste Diäten-Erhöhung...
Als Bayernfan würde ich sagen: Baut dem Mann ein Denkmal und wartet ab, bis er Freigesprochen ist bevor ihr ihn alle Vorverurteilt.

Da ich aber beides bin kann ich nur eins sagen: Der Mann hat scheiße gebaut. Und zwar ganz gewaltige. Und er ist da nicht der erste. Und mit Sicherheit auch nicht der letzte. Und so lange da nicht alle Fakten vorliegen sollten wir alle ganz entspannt abwarten und sehen was bei rumkommt. Ändern kann man es eh nicht.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 10.März 2014, 16:01:47
Die ganze Sache kam ja ohnehin erst durch den Kauf einer Steuer-CD ins Rollen [...]

Wobei mMn dieses Aufkaufen von Steuer-CDs, schon ein gehöriger Skandal an sich ist.

@j4y_z
Um das nochmal klarzustellen: Mein "Vorwurf" ging an die Bayern-Fans, welche die Privatperson und den Bayern-Präsidenten eben nicht trennen. Sondern aufgrund ihrer Sympathien zu den Bayern-Präsi, die Privatperson Hoeneß verteidigen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: quesar am 10.März 2014, 16:03:31
Als letzterer hat er sich nichts zu Schulden kommen lassen, auch wenn sein privates Handeln in seine Präsidententätigkeit mit einfließt.

Naja, die Kirch-Nummer war damals schon ein starkes Stück.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 10.März 2014, 16:04:10
Finde es leider ziemlich schade, dass viele nicht zwischen dem FC Bayern-Uli H. und Uli H. als Privatperson trennen können. Die Privatperson hat Schei*e gebaut und wird schon angemessen bestraft werden.

Meinst du damit das Forum? Oder ehr im allgemeinen? Hier kann ich bisher nicht wirklich erkennen, dass Bayernfans mit zweierlei mass messen. Trennen ist da auch eine seltsame Sache, schliesslich handelt es sich nicht um zwei Personen. Eine Person mit moralisch fragwürdigen Handlungen im Privatleben sollte nicht Präsident bleiben dürfen, weil Sie die Verfehlungen nicht im Amt begannen hat.

Also ich bin auch durch das Medienbashing wie damals bei Wulff eher auf Hoeneß' Seite. Und dass ich nun wahrlich kein Bayern-Fan bin, sollte jedem hier bekannt sein.
Es wird permanent unter den Tisch gekehrt, wie denn die Strafanzeige öffentlich wurde. Das ist ebenfalls ein großer Skandal, über den sich höchstens in belanglosen Nebensätzen aufgeregt wird. Das sollte aber beim Strafmaß berücksichtigt werden. Auch sollte die Vorverurteilung in der Öffentlichkeit durch das Bekanntwerden der Steuerhinterziehung Einfluss nehmen.

Ich gebe dir recht, dass es ein Skandal ist, für mich sind das aber zwei unabhängige Vorgänge und nach meinem Rechtsgefühl darf das auf keinen Fall strafmindernd wirken, Unrecht kann man nicht gegenrechnen. Wie ist das denn juristisch Konni?

Ich gebe dir bei den Medien und die Vorverurteilung angeht gebe ich dir im allgemeinen Recht. Allerdings hat der Angeklate heute gestanden ca. das 5fache seiner Selbstanzeige hinterzogen zu haben und ich denke das es in jedem Wirtschaftsunternehmen in dem Fall üblich wäre den Betroffenen von seinen Aufgaben freizustellen, bis das Verfahren geklärt ist, ich bin gespannt ob jetzt mal eine Reaktion des Aufsichtsrates in München folgt.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: White am 10.März 2014, 16:08:02
Ich zitiere mich mal selbst aus dem BuLi-Thread
Ach, irgendwie kommt er sicher raus. Hausarrest oder sowas. Ich komme mit dem Gedanken, jemanden wie ihn ins Gefängnis zu stekcen auch nciht wirklich klar. Er ist da nicht der anonyme Typ XY. Jeder kennt ihn und bei vielen wird er nicht gerade beliebt sein. Klar ist Gefängnis nciht ,wie es immer in den (Ami-)Filmen dargestellt wird, aber ein Zuckerschlecken ists auch garantier nicht.

Außerdem finde ich es lachhaft, wie von vielen Fußballfans die Bayern als Gesamtheit als Steuerhinterzieher, Brandstifter und Kinderf**** bezeichnet werden.
Ist unter aller sau.
Hoeneß hat Scheiße gebaut und Strafe verdient.
Ich in seiner Postition hätte vermutlcih acuh steuern hinterzogen. Ist für den "Durchschnittsmenschen mit geringem Kapital" vielleicht auch einfach schwer einzuschätzen. Was würde man selsbt in dieser Position tun/versuchen.

Ich bin weder für einen Freispruch, noch für eine öffentliche Hinrichtung. Es ist nicht angebracht ein Exempel zu statuieren, nur weil der Fall groß in den Medien ist, wo er eigentlich garnichts verloren hat. Bewährungsstrafe wäre für mich absolut okay. Und ich mag den Mann nun wahrlich nicht.
Würde mir nur säuerlich aufstoßen, wenn ihm eine Haftstrafe aufgebrummt wird und 35 Millionen Menschen freuen sich darüger und verbuchen es als persönlcihen Sieg gegen den bösen FC Bayern München.
 
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Strickus am 10.März 2014, 16:11:47
Aber man muss auch klar zwischen Uli Hoeneß als Steuerhinterzieher als Privatperson und dem Präsident des Unternehmens FC Bayern trennen können. Als letzterer hat er sich nichts zu Schulden kommen lassen, auch wenn sein privates Handeln in seine Präsidententätigkeit mit einfließt.

Und das ist halt etwas das viele nicht verstehen, da heisst es im Tenor: "Aber er hat soviel für den deutschen Fussball getan, hat Benefizspiele organisiert."
Das hat der Hoeness als Präsident des FCB gemacht, und nicht als Privatperson.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 10.März 2014, 16:17:15
Also ich bin auch durch das Medienbashing wie damals bei Wulff eher auf Hoeneß' Seite. [...]

Aber die Wulff-Geschichte war noch einmal eine andere Hausnummer. Dort wurde das Staatsoberhaupt durch die Medien zum Rücktritt gezwungen, obwohl es faktisch nicht notwendig gewesen wäre.
Deinem restlichen Statement gebe ich im Großen und Ganzen recht, auch wenn dort viele "Weltbesserungsgedanken" dabei sind. Das ist natürlich sehr löblich - nicht falsch verstehen! - aber zu einem Teil auch Utopie.
Aber der ganze Spaß hat an sich nichts mit dem eigentlichen Steuerprozess zu tun, womit ich vorschlagen würde, eine Diskussion mit dieser Themenlage entweder in einen anderen Thread auszulagern oder via PN weiterzudiskutieren, da wir ansonsten nach zwei/drei Tagen hier zehn Seiten mit Meinungen haben, von denen allerdings nur zwei Seiten explizit mit dem eigentlichen Prozess zu tun haben.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Casho am 10.März 2014, 16:18:15
Ich bin kein Bayern-Fan aber ein Fan der Bundesliga und des Fussballs allgemein und von daher hoffe ich nur, dass am Ende nicht noch das sagenumwobene Festgeldkonto (oder eine anderes) des FCBs in Spiel kommt.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Alcatraz am 10.März 2014, 16:41:52
Ich würde ihm die gleiche Strafe wünschen wie sie ein stinknormaler Mensch bekommen würde, der nicht Bekannt ist. Leider wird das nicht zutreffen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 10.März 2014, 16:43:28
Ich weiß es ist die BILD und es bereitet mir körperliche Schmerzen aus deren Ticker zu zitieren!
"14.53 Uhr
Details aus Zeugenvernehmung: Steuerfahnder spricht von 800 Mio Franken auf Konto

Ab 13.33 Uhr sagt Helmut I., Steuerfahnder des Finanzamts München, aus. Er habe am 16.1. einen Anruf bekommen, Büttner habe Kontakt zu einem Journalisten. Ein großer bayerischer Verein habe ein Konto mit 800 Mio Franken. Das sei auf eine Privatperson übertragen worden"

Bisher konnte ich nirgendwo anders davon lesen. Sollte sich dies allerdings bewahrheiten, wäre die Trennung zwischen Privatperson und Präsident nicht mehr so einfach gegeben.

In diesem Zusammenhang noch eine Frage an unsere Rechtsexperten:
Sollten(!) während des Verfahrens Indizien ans Licht kommen, welche eine Vermischung der Hoeneß'schen Vermögensverhältnisse und derer des FC Bayern tendenziös aufzeigen würden. Würde sich dies straferhärtend für Hoeneß auswirken oder wäre dies für den Prozess nicht von Belang und müsste ggf. in einem eigenständigen Verfahren geklärt werden?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Cubano am 10.März 2014, 16:47:02
Ich weiß es ist die BILD und es bereitet mir körperliche Schmerzen aus deren Ticker zu zitieren!
"14.53 Uhr
Details aus Zeugenvernehmung: Steuerfahnder spricht von 800 Mio Franken auf Konto

Ab 13.33 Uhr sagt Helmut I., Steuerfahnder des Finanzamts München, aus. Er habe am 16.1. einen Anruf bekommen, Büttner habe Kontakt zu einem Journalisten. Ein großer bayerischer Verein habe ein Konto mit 800 Mio Franken. Das sei auf eine Privatperson übertragen worden"

Bisher konnte ich nirgendwo anders davon lesen. Sollte sich dies allerdings bewahrheiten, wäre die Trennung zwischen Privatperson und Präsident nicht mehr so einfach gegeben.

Ich bin gar nicht drin in der Thematik. Heißt das Uli hat sich das Festgeldkonto der Bayern geschnappt? Die Trennung kann man immernoch machen, die Privatperson Uli H. hat sich beim Präsidenten-Uli H. bedient.  ;)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Don-Muchacho am 10.März 2014, 16:48:59
Die Frage dabi ist dann aber: Woher kommen die 800 Millionen Franken. Das ist nicht grade wenig Geld. Und wenn der Verein diese gehabt hätte, wieso sollte er die dann der Privatperson Hoeneß übertragen. Das klingt für mich einfach zu sehr nach BILD-Journalismus und zu wenig nach Realität. Das kann ich mir bei einer solchen Summe einfach nicht Vorstellen. Egal um welche Person oder Unternehmen es geht.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Zuzu am 10.März 2014, 16:59:53
Ich glaube, die überall immer wieder vorherrschende Schadenfreude ist a) eine allgemeine Schadenfreude, dass es mal jemanden erwischt, der wirklich dick hinterzogen und nicht nur die Fahrtkilometer zur Arbeit etwas großzügig angegeben hat und b) das Resultat eines immer wieder den moralischen Zeigefinger hebenden Mannes, der mit Zitaten wie:
- Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein. (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins») und
- Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern. (Uli Hoeneß 2005 in einem Interview der «Bild»-Zeitung)
sich einfach als Saubermann hinstellt, der er nunmal nicht ist.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 10.März 2014, 17:01:24
Die Frage dabi ist dann aber: Woher kommen die 800 Millionen Franken. Das ist nicht grade wenig Geld. Und wenn der Verein diese gehabt hätte, wieso sollte er die dann der Privatperson Hoeneß übertragen. Das klingt für mich einfach zu sehr nach BILD-Journalismus und zu wenig nach Realität. Das kann ich mir bei einer solchen Summe einfach nicht Vorstellen. Egal um welche Person oder Unternehmen es geht.

Ich gehe eher davon aus, dass 800 Mio. Franken, bei dem was sich ansonsten an ausländischen Vermögen in der Schweiz befindet, wahrscheinlich gar nicht so viel ist.
Wo das Geld herstammen sollte, wäre zu viel Spekulatius. Allerdings stand auch schon in dem anonymen "Stern"-Bericht, welcher den ganzen Stein ins Rollen brachte, dass wohl mehrere Konten involviert sein, mit einem Vermögen von bis zu 500 Mio. Euro (dies wären die 800 Mio. Schweizer Franken). Bleibt die Frage, wo dieses ganze Geld (sofern es überhaupt existierte) abgeblieben ist? Sowie die Frage: Wie Hoeneß ein - dann ja privates - Vermögen von einer 1/2 Milliarden Euro erwirtschaften konnte? Wie gesagt, mir ist die ganze Geschichte mehr als dubios.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 10.März 2014, 17:14:24

Also ich bin auch durch das Medienbashing wie damals bei Wulff eher auf Hoeneß' Seite. Und dass ich nun wahrlich kein Bayern-Fan bin, sollte jedem hier bekannt sein.
Es wird permanent unter den Tisch gekehrt, wie denn die Strafanzeige öffentlich wurde. Das ist ebenfalls ein großer Skandal, über den sich höchstens in belanglosen Nebensätzen aufgeregt wird. Das sollte aber beim Strafmaß berücksichtigt werden. Auch sollte die Vorverurteilung in der Öffentlichkeit durch das Bekanntwerden der Steuerhinterziehung Einfluss nehmen.

Ich gebe dir recht, dass es ein Skandal ist, für mich sind das aber zwei unabhängige Vorgänge und nach meinem Rechtsgefühl darf das auf keinen Fall strafmindernd wirken, Unrecht kann man nicht gegenrechnen. Wie ist das denn juristisch Konni?

Die Tatsache, dass seine Selbstanzeige öffentlich geworden ist, stellt keinen Grund für eine Strafminderung dar.

Zitat
Trotzdem man darf dennoch nicht sein ganzes Lebenswerk schlecht machen, auch wenn das bei der Urteilsfindung hoffentlich keine Rolle spielen wird.

Das widerum schon. Das Lebenswerk wird bei der Strafbemessung auf jeden Fall einbezogen. Es werden sogar explizit intensive Fragen nach dem Lebenswandel gestellt, wenn eine Haftstrafe gemäß der Anklage in Aussicht stehen könnte. Hoeneß wird auch zu seinem Leben befragt worden sein, genauso wie ein Junkie dazu befragt wird, der mit 10g Heroin auf der Straße erwischt wurde. Aus dem bisherigen Lebenswandel ergibt sich eine Strafperspektive, dazu gehört auch das Bundeszentralregister mit den Vorstrafen. Hoeneß' gute Taten und seine Lebensleistung werden durchaus bei der Strafzumessung eine Rolle spielen.

Der Umstand, dass die geleakte Selbstanzeige kaum eine Rolle im Medieninteresse spielt ist schnell erklärt: er ist schlicht unwichtig geworden. Spätestens seit dem Haftbefehl vom 20.3 hätte die Öffentlichkeit ohnehin vom Fall Hoeneß erfahren. Klar, dass dort Steuerakten der causa Hoeneß in der Zeitung zu lesen waren ist ein Skandal und Hoeneß wehrt sich ja auch juristisch bereits dagegen. Aber für das Persönlichkeitsrecht von Hoeneß wäre das von viel größerem Interesse gewesen, wenn die Selbstanzeige von der Staatsanwaltschaft akzeptiert worden wäre.

Zitat
Ich glaube nicht daran, dass Hoeness oder irgendjemand anderes - ohne Not - auch nur irgendwas gesteht, was einen tiefer reinreiten kann. Ergo: ist die Not groß. Vielleicht geht es nicht darum, ob es eine Haftstrafe gibt, sondern wie hoch sie ausfällt...

Sehe ich ähnlich. Diese 15mio€ wären irgendwann eh ans Tageslicht gekommen, Steuergeheimnis hin oder her. Der Schaden wäre für Hoeneß ungleich größer gewesen, wenn er dieses Geld nun verschwiegen hätte und bei den 3,5mio vllt noch mit Bewährung davongekommen wäre. Zumal die Selbstanzeige dann von vornherein ungültig gewesen wäre, da sie nicht vollständig war, er also auch für die 3,5mio€ noch so belangt worden wäre, als hätte es die Selbstanzeige nie gegeben. Ich sehe ehrlich gesagt keinen Weg, diesen Fall in 4 Tagen zu verhandeln, das wird noch Wochen, wenn nicht gar Monate dauern. Wenn ich es richtig verstanden habe, wurde die Selbstanzeige heute erweitert und zwar um 500%. Das muss alles auf strafrechtliche Relevanz geprüft werden.

Abseits der juristischen Prüfung erfährt die moralische Bewertung dadurch ganz neue Dimensionen. 3,5mio€ betrogene Steuern sind schon heftig, 18,5mio€ sind fast schon phänomenal. Wer weiß, was da noch dazu kommt. Offenbar scheint die Selbstanzeige noch lange nicht fertig zu sein, was wiederum die Frage aufwirft, was Hoeneß die letzten Monate eigentlich getan hat, um die Sache tatsächlich aufzuklären.
Da sitzt offenbar einer im Elfenbeinturm, für den die ganzen "Wetten" auf Aktien damals nur ein Spiel waren. Steuer für Spiele zahlen, warum das denn? Er hat das alles nicht als Kapitalerwerb gesehen, sondern als Spielcasino. Nur sollte mensch die Spielregeln kennen. Das ist durchaus typisches Suchtverhalten, aber macht die Sache nicht besser. Wäre er mal wirklich ins Kasino gegangen, dort hätte er nur die tatsächlichen Gewinne beim Verlassen des Etablissements versteuern müssen. Beim Zocken an der Börse fließt jede einzelne Transaktion in die Steuer mit ein, Verlust und Gewinn. Bei 50.000 Transaktionen verliert mensch natürlich die Übersicht, aber dann hätte er eben auch 20 Steuerberater beschäftigen müssen, die die steuerrelevanten Fakten zusammentragen. Und sobald die Sache ans Licht kam und es etwas stürmisch im Elfenbeinturm wurde, kam die hastige Selbstanzeige. Danach hätte er noch Zeit, ja sogar die Pflicht gehabt, seine Selbstanzeige zu erweitern. Das scheint alles nicht geschehen zu sein.

Am interessantesten ist die Tatsache, dass Hoeneß bei der Verhandlung heute gesagt hat, dass die Stern-Geschichte ihn nicht in Panik verfallen lassen hat. Daraufhin hat sein eigener Anwalt wohl auf den Tisch gehauen und gebrüllt, dass das nicht stimmt und dass ihn das natürlich völlig in Panik versetzt hat.
Das ist deshalb interessant, da es Interpretationsmöglichkeiten für die Verteidigung eröffnet. Hoeneß' Aussage zielte klar darauf ab, dass er aus freien Stücken die Selbstanzeige aufgegeben hat und nicht von der Stern-Geschichte dazu gedrängt wurde. Nur dieser Umstand würde dazu führen, dass die Selbstanzeige als wirksam gelten könnte.
Der Anwalt scheint auf eine andere Verteidigungsstrategie zu setzen: für ihn geht es nach den 15mio€ zusätzlich nicht mehr um die Selbstanzeige, da die offenbar eh unwirksam sein dürfte, da sie nicht den vollen Umfang des Betrugs darlegt. Er versucht das Gericht davon zu überzeugen, dass diese ganze Stern-Geschichte für soviel Aufregung/Panik im Hoeneß-Lager geführt hat, dass die Selbstanzeige nicht sorgfältig ausgeführt wurde, wodurch 15mio€ einfach so vergessen wurden. Die Selbstanzeige ist damit nur noch ein Beweis der Reue und als Strafmilderungsgrund zu betrachten und nicht mehr als Strafbefreiung. Ich denke, der Anwalt hat nicht mehr den Freispruch Hoeneß als Ziel, sondern er will eher retten, was noch zu retten ist.

Merkwürdig daran finde ich nur, dass Hoeneß und der Anwalt offenbar nicht auf einer Linie sind. Das kann natürlich durchaus auch geplant gewesen sein, aber es kann auch sein, dass Hoeneß diese ganze Sache gar nicht so ernst nimmt, wie sie sich für ihn momentan tatsächlich darstellt. Es geht hier ganz klar um eine Freiheitsstrafe.

Zitat
Aber die Wulff-Geschichte war noch einmal eine andere Hausnummer. Dort wurde das Staatsoberhaupt durch die Medien zum Rücktritt gezwungen, obwohl es faktisch nicht notwendig gewesen wäre.

Das ist doch so überhaupt nicht richtig. Wulff hat sich in eine Position begeben, die für öffentliche Ämter absolut nicht zulässig ist. Als Lehrer, Bauarbeiter, Ingenieur oder Pilot kann ich mich von meinen einflussreichen (Geschäfts-)Freunden einladen lassen, wozu und wohin ich es will. Auch Privatkredite sind dann kein Problem. Als politischer Entscheidungsträger muss ich aber doch dafür sorgen, dass ich gar nicht erst in die Position komme, dass mir Interessenverwicklungen nachgesagt werden können. Zumal Wulff den niedersächsischen Landtag auch einfach dreist belogen hat, als dort nach Geschäftsbeziehungen zu Geerkens gefragt wurde. Als Politiker ist Vertrauen meine wichtigste Ressource. Das gilt in tausendfacher Hinsicht für das Amt des Bundespräsidenten, da er in Form seiner Repräsentation eine moralische Instanz in der Bundesrepublik darstellt. Wenn dieses Vertrauen durch gute Gründe, und die waren im Falle Wulff vermehrt vorhanden, zerstört wird, dann ist so ein Mensch als moralische Instanz nicht tragbar. Selbst als Politiker wäre Wulff ruiniert gewesen, schließlich ist das einzige, womit ein Politiker für sich werben kann, er selbst. Sein einziges Kapital neben seiner Kompetenz ist seine Vertrauenswürdigkeit und die war dahin.
Mal ein paar Beispiele, die gegen Wulff sprechen, auch wenn es hier nicht hingehört:

Lüge gegenüber dem niedersächsischen Landtag bezüglich Geschäftsbeziehung zu Geerkens, obwohl er einen Kredit bei seiner Frau für sein Haus hatte.
Ein paar Tage nach seiner Aussage im Landtag, löst er den Kredit bei Geerkens dann plötzlich ab durch einen Kredit bei der BW-Bank. Sicher kein Zufall. Der Kredit bei der BW-Bank ist auch umstritten, da lediglich 0,9-2,1% Zinsen dafür fällig wurden. So einen Kredit möchte ich auch mal bekommen. Öttingers Verstrickung in die übergünstige Kreditvergabe, streitet dieser bis heute ab. Ebenso hat die Kanzlei, für die Wulff als Rechtsanwalt tätig war, Räume gemietet und eben jener Vermieter war Geerkens. Dazu kommen von 2003 bis 2010 6 verschiedene, kostenlose Urlaube. Dazu kommt, dass das Land Niedersachsen Veranstaltungsmaterialien für den Nord-Süd-Dialog finanziert hat, dessen Schirmherr Wulff war. Der Nord-Süd-Dialog war eine private, gewinnorientierte Veranstaltung. Wulff streitet ein Wissen an der Finanzierung ab und die Sache wurde dann Glaeseker angelastet, der sich ebenfalls subversiv verhalten hat, indem er für das Catering keine Rechnung ausstellen ließ. Dafür soll Wulff aber persönlich Sponsoren wie Mehdorn geworben haben. Dazu kommen die ganzen Reisen, die Groenewold für ihn bezahlt hat und die er alle kurz danach in bar erstattet haben will. Auch da mag nicht viel strafrechtlich relevantes dran sein, aber besonders die Urlaubseinladungen (und Bezahlungen) hätten durch die Staatsanwaltschaften meiner Meinung nach viel schärfer verfolgt werden müssen. Jedenfalls erwecken alle diese Umstände durchaus den Eindruck, dass Wulff käuflich gewesen sein könnte oder sich erkenntlich für "gute Taten" gezeigt haben könnte. Das ist tödliches Gift in so einem Amt, in dem schon der Anschein der Vorteilsnahme im Keim erstickt werden muss.
So als Info: Kein Mitarbeiter der Stiftung Warentest darf Geschenke oder Preisausschreibensgewinne von Herstellern in einem Wert über 10€ annehmen. Aber ein Bundespräsident soll Urlaube, Kredite, Partys und Geldzahlungen von geschäftlichen Freunden annehmen dürfen?
Wulff hat sich selbst aus dem Amt gekegelt und sein Rücktritt war in jedem Fall absolut notwendig.

Zitat
Sollten(!) während des Verfahrens Indizien ans Licht kommen, welche eine Vermischung der Hoeneß'schen Vermögensverhältnisse und derer des FC Bayern tendenziös aufzeigen würden. Würde sich dies straferhärtend für Hoeneß auswirken oder wäre dies für den Prozess nicht von Belang und müsste ggf. in einem eigenständigen Verfahren geklärt werden?

Nein, das wäre Untreue und müsste in einem extra Verfahren abgehandelt werden. Aber ich lese den Sachverhalt völlig anders: der Stern-Journalist wusste nur, dass eine Person, die in Verbindung mit dem FC Bayern steht, etwas mit dem Konto zu tun hatte. Ich glaube jedenfalls nichts, dass die Bayern als Verein damit etwas zu tun haben. Hoeneß' Konto soll ja auch schon seit Mitte der 70er existieren, wurde im Zuge der Enthüllungen herausgefunden.

Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: quesar am 10.März 2014, 17:29:58
Und das ist halt etwas das viele nicht verstehen, da heisst es im Tenor: "Aber er hat soviel für den deutschen Fussball getan, hat Benefizspiele organisiert."
Das hat der Hoeness als Präsident des FCB gemacht, und nicht als Privatperson.

Wobei das nicht immer leicht zu trennen ist, z.b. beim Uli-Honeß-Cup. Wobei mir dort ohnehin unklar ist, ob nun Hoeneß die eingespielte Kohle als Uli Hoeneß spendet oder im Namen der Bayern. In den Medien klingt das immer so nach direkter Spende durch Hoeneß.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Don-Muchacho am 10.März 2014, 18:00:18
Und das ist halt etwas das viele nicht verstehen, da heisst es im Tenor: "Aber er hat soviel für den deutschen Fussball getan, hat Benefizspiele organisiert."
Das hat der Hoeness als Präsident des FCB gemacht, und nicht als Privatperson.

Wobei das nicht immer leicht zu trennen ist, z.b. beim Uli-Honeß-Cup. Wobei mir dort ohnehin unklar ist, ob nun Hoeneß die eingespielte Kohle als Uli Hoeneß spendet oder im Namen der Bayern. In den Medien klingt das immer so nach direkter Spende durch Hoeneß.

Allerdings ist der Uli-Hoeneß-Cup ein Testspiel des FC Bayern, wo der Gewinner eben einen Pokal bekommt und die Einnahmen für gute Zwecke gespendet werden. Das Ding hieß auch schonmal Franz-Beckenbauer-Cup und ist sportlich mit dem Audi-Cup vergleichbar, hat mit der Privatperson uli Hoeneß außer dem Namen aber nichts zu tun.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: KI-Guardiola am 10.März 2014, 18:01:00
Ich glaube, die überall immer wieder vorherrschende Schadenfreude ist a) eine allgemeine Schadenfreude, dass es mal jemanden erwischt, der wirklich dick hinterzogen und nicht nur die Fahrtkilometer zur Arbeit etwas großzügig angegeben hat und b) das Resultat eines immer wieder den moralischen Zeigefinger hebenden Mannes, der mit Zitaten wie:
- Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein. (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins») und
- Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern. (Uli Hoeneß 2005 in einem Interview der «Bild»-Zeitung)
sich einfach als Saubermann hinstellt, der er nunmal nicht ist.

Japp, und als Bazi ziehe ich die Trennlinie hier zwischen Privatperson und FCB-Führungskraft auch nicht so streng. Das geht alleine deshalb nicht, weil hinter beiden Funktionen unter dem Strich die selbe Person steht. Der Mann hat über seine private Straftat hinaus an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Dass jetzt am ersten Prozesstag die hinterzogene Summe plötzlich mehr als verünffacht (!) wird, sieht ebenfalls unschön aus. Die Vorbildsfunktion und Vertrauensbasis ist bei Hoeneß jedenfalls ziemlich lädiert, unabhängig davon, was er beim FC Bayern geleistet hat, und das war für den Verein einiges. Der Mann war schon immer ein wandelnder Widerspruch: auf der einen Seite der knallharte Geschäftsmann, schon von Kindesbeinen an. Auf der anderen Seite einer, der schon in den 1970er Jahren gesagt hat, er wolle eine gewisse Menschlichkeit im Sport behalten. Damals, als nicht mal ansatzweise so viel Geld im Spiel war wie heute. Wobei die Umsätze, die selbst die größten Vereine der Welt generieren, Peanuts sind: Selbst Real Madrid würde absolut nirgends auftauchen, wenn man es in eine Liste mit den erfolgreichsten Wirtschaftsunternehmen zwingen wollte. Es gibt Einzelfilialen bekannter Supermarktketten, die setzen mehr um als die umsatzstärksten Fußballvereine. Einzelfilialen.

Allerdings muss man dazu sagen, dass der Sport ein Spiegelbild der Gesellschaft ist. Gerade in den Sport und seine Akteure projizieren wir nach wie vor gerne Fairness, Sportlichkeit und ehrenhafte Werte hinein, mehr als in fast alle anderen Aspekte unseres Lebens. Bestimmt auch, weil vieles andere das nicht mehr hergibt: Politiker hatten sowieso selten irgendwie zu Helden getaugt, Hollywood-Diven waren schon immer Fabelwesen von anderen Planeten, Wirtschaftstypen sind raffgierige Ungeheuer. Was bleibt sind Sportler und der Sport. So wird er auch inszeniert. Aber letztlich ist er ein Geschäft, und seine Akteure Menschen wie alle anderen: Karrieretypen, die damit ihre Brötchen verdienen, Manager, die damit ihren Lebensstil finanzieren, ganz normale Arbeitnehmer, die irgendwie über die Runden kommen wollen, und ein Anteil davon genauso anfällig für Verlockungen wie Menschen, die in der ganz normalen Wirtschaft tätig sind. In drei Monate werden wir eh alle die verbrieften Schachereien der FIFA vergessen haben, sobald die WM anfängt. Dann gibts wieder Brot und Spiele, Ramba-Samba, Tabula Rasa, weil Sport Sport ist. Und wenn Hoeneß Glück hat ein paar andere Schlagzeilen als diesen Prozess. Er soll einen fairen bekommen. Und Stand jetzt halte ich ihn als FCB-Funktionär nicht zwingend untragbar, und ich hoffe auch, dass das so bleibt. Seine Verdienste für den FC Bayern wird ihm ebenfalls keiner mehr nehmen, zurecht. Aber diesen krassen Trennstrich kann ich so nicht ziehen. Das geht einfach nicht.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Uwe am 10.März 2014, 19:12:59
Am interessantesten ist die Tatsache, dass Hoeneß bei der Verhandlung heute gesagt hat, dass die Stern-Geschichte ihn nicht in Panik verfallen lassen hat. Daraufhin hat sein eigener Anwalt wohl auf den Tisch gehauen und gebrüllt, dass das nicht stimmt und dass ihn das natürlich völlig in Panik versetzt hat...

...Merkwürdig daran finde ich nur, dass Hoeneß und der Anwalt offenbar nicht auf einer Linie sind. Das kann natürlich durchaus auch geplant gewesen sein, aber es kann auch sein, dass Hoeneß diese ganze Sache gar nicht so ernst nimmt, wie sie sich für ihn momentan tatsächlich darstellt.

Beide Szenarien zielen auf jeden Fall darauf ab, Hoeness tw. als Opfer seiner Spielsucht dastehen zu lassen  Falls sich Suchtverhalten strafmildernd auf das Urteil auswirken würde (?), täte ich dahinter dann auf jeden Fall Strategie vermuten.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: SouuL am 10.März 2014, 19:20:21
Ja, Spielsucht kann sich strafmildernd auswirken. Statt Knast, gibts dann halt Geldstrafe und Annordnung einer Therapie.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: White am 10.März 2014, 19:29:50
Hoeneß wird einen guten Anwalt haben und daher wird genau das dei strategie sein. Im Erfolgsfall kann man dann die Sucht (und den Kampf dagegen) auch noch super benutzen um in der Öffentlichkeit sympathien zurückzugewinnen und Hoeneß eben in die Opferrolle zu bringen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 10.März 2014, 19:35:43
Ja, Spielsucht kann sich strafmildernd auswirken. Statt Knast, gibts dann halt Geldstrafe und Annordnung einer Therapie.

So einfach geht das natürlich nicht.

Es wird übrigens nicht nur von Bayern-Sympathisanten mit zweierlei Maß gemessen, sondern wohl auch von Bayern-Hassern, die Hoeneß gerne baumeln sehen würden....bildlich gesprochen natürlich nur.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: White am 10.März 2014, 19:37:11

Es wird übrigens nicht nur von Bayern-Sympathisanten mit zweierlei Maß gemessen, sondern wohl auch von Bayern-Hassern, die Hoeneß gerne baumeln sehen würden....bildlich gesprochen natürlich nur.
Kann man nciht oft genug sagen ;)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: quesar am 10.März 2014, 19:42:04
Ja, Spielsucht kann sich strafmildernd auswirken. Statt Knast, gibts dann halt Geldstrafe und Annordnung einer Therapie.

Das wird nicht so ganz einfach werden. Das Suchtverhalten hat ja erst einmal nichts mit der Versteuerung zu tun, sondern mit dem Zwang zu zocken. Das er in besagter Zeit nicht unzurechnungsfähig war sieht man ja an seiner Arbeit für die Bayern.

Meiner Meinung nach ist aber die wichtigste Frage, wo denn nun die Kohle herkommt. >100 Mio zum freien Spiel kann Hoeneß weder durch sein Gehalt als Bayern-Manager, noch durch seine Wurstfabrik auf der hohen Kante haben.

Was sagen die 20 Mio von Dreyfuss in diesem Zusammenhang aus? Gab es weitere Verflechtungen zwischen dem Privatmann Hoeneß und Bayern-Sponsoren, bzw. Investoren?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Uwe am 10.März 2014, 21:07:46
die Dreyfuss-Millionen bedeuten, dass Hoeness käuflich ist, denn er hat zugunsten eines persönlichen Zockerkredits ein (für den Verein) wirtschaftlich besseres Angebot damals abgelehnt. Was somit eigentlich dafür spricht, dass seine private Spielsucht schon in den geschäftlichen Bereich ausstrahlte.

Fraglich ist, warum das eine Ausnahme gewesen sein sollte. Neben Adidas hat der FCB ja noch weitere Partner. Wenn immer Hoeness verhandelt und bei jedem Vertragsabschluss solche "Freundschaftsprämien" wie von Dreyfuss anfallen, landet man zumindest rechnerisch schnell im 3stelligen Mio-Bereich.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Don-Muchacho am 10.März 2014, 21:34:02
Neben Adidas hat der FC Bayern exakt 2 gleichwertige Partner. Audi, seit 2009, und Allianz, seit ein paar Wochen. Beide haben sich zwar für deutlich mehr als damals Adidas eingekauft, aber wenn man die Wertentwicklung in diese Gedankengänge mit einbezieht stehen die Zahlen erstens in Relation zueinander und sind zweitens realistisch. Somit würde ich den Beitrag von MMM nicht als übermäßig wahrscheinlich erachten. Insbesondere den 2. Teil.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Uwe am 10.März 2014, 22:16:32
Du meinst Anteilseigner, ich meinte Geschäftspartner (allgemein). Es gab z.b. auch mal den Vorwurf, dass im Zuge einer Vertragsverlängerung mit der Telekom Aktien auf einem Schweizer Konto gelandet sein sollen...
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Don-Muchacho am 10.März 2014, 22:19:17
Ja gut, aber diese Geschäftspartner/Sponsoren haben eine nicht ansatzweise so starke Verbindung wie die genannten drei. Zumindest die allerwenigsten. Die Telekom ist da noch der engste Partner in meinen Augen, aber auch diese Beziehungen sind nicht intensiver als bei anderen Vereinen. Ich würde da schon zwischen "Premium Partnern" und normalen Sponsoren unterscheiden.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Uwe am 10.März 2014, 22:54:33
2002 hat die Telekom Opel als Hauptsponsor abgelöst (15 Mio. / Jahr). 2007 und 2012 wurden die Verträge jeweils um 3 (20 Mios) und  4 Jahre (25 Mios) verlängert.  Ist es wirklich so unwahrscheinlich, dass für den Abschluss der jweiligen Deals (Gedamtvolumina von 75 - >100 Mio €) auch entsprechend nette Sümmchen als Handgeld an die aushandelnden Personen flossen?

Irgendwoher muss die Kohle doch gekommen sein, hast Du einen anderen Vorschlag?

Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Stefan von Undzu am 10.März 2014, 22:59:56

Was sagen die 20 Mio von Dreyfuss in diesem Zusammenhang aus? Gab es weitere Verflechtungen zwischen dem Privatmann Hoeneß und Bayern-Sponsoren, bzw. Investoren?


Die sagen m.E. aus, dass Adidas da an eine Person gezahlt hat, die maßgeblich daran beteiligt ist, die Entscheidung über den Ausrüster des FC Bayern München zu treffen. Und genau an diesem Punkt kann man nicht mehr sagen, dass es nur um die Privatperson, nicht aber um den Verein geht... Zu der Zeit drängte Nike ganz massiv auf den deutschen Markt und der FC Bayern war das Top-Ziel, um sich zu positionieren.

Natürlich ist aber nur die Person Ulrich Hoeneß zu belangen und das durchaus streng. Wenn man sich anschaut, dass damals Karl-Heinz Wildmoser jun. wegen 2,8 Mio. für viereinhalb Jahre weggesperrt wurde, kann das für Hoeneß durchaus verheerend werden, wenn da auch der Strafbestand der "Bestechlichkeit" auf den Tisch kommen sollte, was angesichts der Sachlage (s.o.) nicht ganz so abwegig ist.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: kn0xv1lle am 10.März 2014, 23:48:45
Ich denke es geht bei der Sache nur noch um Schadensbegrenzung. Dazu passt das heutige Geständnis. Reue zeigen und auf Strafmilderung hoffen. Verständnis beziehungsweise Mitleid habe ich für diese Person eher weniger bis gar nicht. Ich kann es ab einem Gewissen Grad an Vermögen einfach nicht nachvollziehen warum man auch noch Steuer hinterziehen muss. Aber das ist ein anderes Thema.
Alles andere als eine Gefängnisstrafe wäre meiner Meinung nach eine Farce.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j4y_z am 10.März 2014, 23:55:10
Also, rein vom Vergleich mit anderen Fällen wie Peter Graf, der für 12 Mio. DM 3 Jahre und 9 Monate bekam, muss man eigentlich schon fast mit der höchststrafe rechnen. Zumindest wenn die SA für ungültig erklärt wird. Davon sitzt er 3 und bekommt die restlichen 2 wegen guter Führung auf Bewährung.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: White am 10.März 2014, 23:57:22
Ach 12 Mio DM und 18 Mio Euro, da sind gefühlt 12 Mio DM mehr gewesen ;)
Viel mehr.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j4y_z am 11.März 2014, 00:05:39
Ach 12 Mio DM und 18 Mio Euro, da sind gefühlt 12 Mio DM mehr gewesen ;)
Viel mehr.

Das hab ich auch gedacht. :-D dass die Justiz das auch so sieht, ist aber eher unwahrscheinlich. Die rechnen wahrscheinlich sogar noch mit 18 mio euro = 36 mio dm.   :D
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 11.März 2014, 00:09:42
Ich weiß es ist die BILD und es bereitet mir körperliche Schmerzen aus deren Ticker zu zitieren!
"14.53 Uhr
Details aus Zeugenvernehmung: Steuerfahnder spricht von 800 Mio Franken auf Konto

Ab 13.33 Uhr sagt Helmut I., Steuerfahnder des Finanzamts München, aus. Er habe am 16.1. einen Anruf bekommen, Büttner habe Kontakt zu einem Journalisten. Ein großer bayerischer Verein habe ein Konto mit 800 Mio Franken. Das sei auf eine Privatperson übertragen worden"

Bisher konnte ich nirgendwo anders davon lesen. Sollte sich dies allerdings bewahrheiten, wäre die Trennung zwischen Privatperson und Präsident nicht mehr so einfach gegeben.

In diesem Zusammenhang noch eine Frage an unsere Rechtsexperten:
Sollten(!) während des Verfahrens Indizien ans Licht kommen, welche eine Vermischung der Hoeneß'schen Vermögensverhältnisse und derer des FC Bayern tendenziös aufzeigen würden. Würde sich dies straferhärtend für Hoeneß auswirken oder wäre dies für den Prozess nicht von Belang und müsste ggf. in einem eigenständigen Verfahren geklärt werden?

Ich muss mich selbst widerlegen:
Bereits im "Ausgangsartikel" des Sterns (http://www.stern.de/sport/fussball/geheimes-fussballkonto-in-der-schweiz-spitzenvertreter-der-bundesliga-bunkerte-halbe-milliarde-1955286.html) war nur von einer Person die Rede und nicht "ein großer bayerischer Verein", wie die BILD einen Zeugen zitierte!
Allerdings stellt sich mir nach wie vor die Frage, wo der Großteil dieses Guthabens hinwanderte? ("Stern"-Artikel: "Bei der Vontobel wurden die Millionen den Angaben zufolge ab 2008 sukzessive abgezogen ...")

In einem weiteren "Stern"-Artikel heißt es: "Nach neuen Recherchen zu dem Fußballschatz befanden sich darunter zeitweise für rund 40 Millionen Euro Aktien der Deutschen Telekom AG. Zudem wurden offenbar Wertpapier- und vor allem Devisengeschäfte in zweistelliger Millionenhöhe getätigt."
Wertpapier- und Devisengeschäfte in zweistelliger Millionenhöhe könnten zumindestens erklären, wo diese - in der Spitze - 500 Mio. € zum größten Teil "verdient" wurden.
Allerdings haben die Telekom-Aktien mMn auch ein leichtes Geschmäckle. Sicherlich ist es Hoeneß nicht verboten, Aktien von "befreundeten" Unternehmen zu erwerben. Inwieweit er dort allerdings gegenüber anderen Aktionären profitierte (bspw. Insider-Infos etc.), ist eine - in meinen Augen - nicht unerhebliche Frage (für den Prozess wahrscheinlich nicht relevant, da schon verjährt). Noch dazu, dass die Telekom seit 2002 (Hoeneß Kontoeröffnung: 2001) als Hauptsponsor der Bayern tätig ist. Zusammen mit dem damaligen Adidas-Deal und den zufällig (oder auch nicht?) im gleichen Zeitraum überwiesenen 20 Mio.DM Dreyfuß's, scheinen angebliche(!) Telekom-Aktien im Wert von 40 Mio. Euro nicht gerade vorteilhaft.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: kn0xv1lle am 11.März 2014, 02:39:26
Mit Telekom Aktien kann man Geld verdienen ?  ::) ::)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: KalleRiedleIstDerBeste am 11.März 2014, 10:01:06
Außerdem finde ich es lachhaft, wie von vielen Fußballfans die Bayern als Gesamtheit als Steuerhinterzieher, Brandstifter und Kinderf**** bezeichnet werden.
Ist unter aller sau.

Witzigerweise oder vielleicht eher traurigerweise sind es genau diese Leute, die sich am wenigsten mit dem Fall auskennen aber am lautesten nach Gefängnis brüllen und gar nicht bemerken, dass sie ihrerseits ebenfalls Straftaten begehen. So ist zumindest mein Eindruck.

Ich bin juristisch völlig unbewandert habe aber gern gelesen, was in diesem Thread geschrieben wurde (insbesondere von Konni). Meine Meinung ist: Hoeneß passt nicht ins Gefängnis. Ich glaube weder, dass er resozialisiert werden muss, noch, dass ihm das sonderlich wehtut. Letzten Endes wäre er ein paar Jahre weg und käme dann wieder heraus mit einer vermutlich ungebrochenen Popularität beim FC Bayern München und einer florierenden Wurst-Fabrik. Wenn es nach mir geht zahlt er eher einen großen Batzen Kohle und bekommt eine Bewährungsstrafe. Aber ich kenne mich da nicht aus und lese überall, dass er um einen Gefängnis-Aufenthalt kaum herumkommt. Wenn es so kommt wird sich der Richter schon was dabei denken.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Signor Rossi am 11.März 2014, 10:08:27
Die Gesetze sind halt so und der BGH hat auch entschieden, dass solche Steuerhinterzieher in den Knast müssen. Der Gesellschaft bringt das nix, im Gegenteil es kostet nur Geld. Viel besser wäre es, wenn man Wirtschaftskriminelle zu sozialer Arbeit verdonnern würde, im Krankenhaus oder im Altersheim. Die könnten jede Hilfe brauchen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 11.März 2014, 10:25:40
Die Gesetze sind halt so und der BGH hat auch entschieden, dass solche Steuerhinterzieher in den Knast müssen. Der Gesellschaft bringt das nix, im Gegenteil es kostet nur Geld. Viel besser wäre es, wenn man Wirtschaftskriminelle zu sozialer Arbeit verdonnern würde, im Krankenhaus oder im Altersheim. Die könnten jede Hilfe brauchen.

Genau, die Menschen wollen Steuergerechtigkeit. Wenn man Hoeneß nun eine ganz dicke Strafe zahlen lässt, fließt viel Geld in die Kassen. Muss er jedoch ins Gefängnis, kostet das den Steuerzahler viel Geld (wie bei jedem anderen Häftling auch), da auch der Uli essen, trinken und leben muss.

Auch wenn es derzeit typisch ist, aber wenn ich sehe, dass man bei N-TV eine Telefonumfrage macht, ob Uli in den Knast soll, dann geht mir mein Messer in der Tasche auf. Das ist einfach unglaublich beschämend für den Sender und jeden, der anruft. Scheinbar haben Leute wie Hoeneß gar keine Würde mehr, wenn sie im Kreuzfeuer stehen. Dazu kommt, dass die Anrufe ja Geld kosten. Der Sender verdient also zusätzlich zur Berichterstattung und der Werbung zwischendurch noch durch eine Telefonumfrage Geld am Prozess. Das ist eine Sauerei.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: quesar am 11.März 2014, 11:19:04
Ich bin juristisch völlig unbewandert habe aber gern gelesen, was in diesem Thread geschrieben wurde (insbesondere von Konni). Meine Meinung ist: Hoeneß passt nicht ins Gefängnis. Ich glaube weder, dass er resozialisiert werden muss, noch, dass ihm das sonderlich wehtut. Letzten Endes wäre er ein paar Jahre weg und käme dann wieder heraus mit einer vermutlich ungebrochenen Popularität beim FC Bayern München und einer florierenden Wurst-Fabrik.

Warst du schon mal länger als 4-5 Tage im Krankenhaus? Wird irgendwann richtig unerträglich so eingesperrt zu sein und Knast ist da noch einmal wesentlich härter, d.h. kein unbegrenzter Medienzugang, kein ständiger Besuch und so weiter. 2-3 Jahre eingebunkert zu sein ist eine harte Strafe und wenn ich 62 bin und in meinem letzten Lebensdrittel, dann wohl umso mehr.

Die Kosten für einen Gefängnisaufenthalt sind übrigens komplett irrelevant. Eine Gesellschaft darf bei einer Bestrafung für Gesetzesübertritte nie nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten entscheiden.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: kn0xv1lle am 11.März 2014, 11:53:36
Das ist nun mal nicht so einfach und würde auch die falschen Signale senden. Sicherlich ist es für einen 62 Jährigen eine Belastung im Gefängnis zu landen besonders wenn man Uli Hoeneß heißt. Ich würde nicht mit ihm Tauschen wollen.
Trotzdem gibt es in diesem Land Gesetze und Steuerbetrug ist und bleibt eine Straftat. Gerade im Vergleich zu anderen Steuersündern wäre es unfair anders zu Handeln, sollte Herr Hoeneß schuldig sein.
Vor dem Gesetz ist jeder gleich und die Regeln gelten für alle. Da kann man nicht einfach sagen, soll er einfach eine hohe Strafe zahlen und dann Schwein gehabt.
Strafen sollen immer Abschreckenden Charakter haben und Steuersünder sind eigentlich, wenn sie es schlau anstellen, ziemlich auf der sicheren Seite.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Alcatraz am 11.März 2014, 12:15:14
Ich find es immer wieder lustig wie manche Leute, die es sich leisten können, versuchen vor Gericht den Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen und Mitgefühl erwarten.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Tony Cottee am 11.März 2014, 13:37:44
Strafen sollen immer Abschreckenden Charakter haben...

Das stimmt a) konzeptionell nicht und b) ist es auch faktisch nicht so, dass Strafen abschreckenden Charakter haben.


Zu den Zielen von Strafvollzug zitiere ich mal Wikipedia:

In § 2 Satz 1 StVollzG ist als Vollzugsziel die Resozialisierung festgeschrieben. Häufig wird jedoch auch von Sozialisation gesprochen, da man annimmt, dass ein Teil der zu Freiheitsstrafe Verurteilten im Rahmen des Strafvollzugs erstmals mit den gesellschaftlich verbindlichen Normen vertraut gemacht wird. Darüber hinaus gehört zu den weiteren Aufgaben des Strafvollzugs der Schutz der Bevölkerung vor weiteren Straftaten (§ 2 Satz 2 StVollzG). Allerdings handelt es sich dabei nach herrschender Meinung nicht um ein gleichrangiges Ziel des Vollzugs. Vielmehr soll dadurch lediglich der Sicherungsaspekt der Freiheitsstrafe (negative Spezialprävention) als Minimal-Aufgabe des Vollzugs der Freiheitsstrafe zum Ausdruck gebracht werden. Die Berücksichtigung anderer Strafzwecke wie Schuldausgleich, Generalprävention etc. bei der Gestaltung des Vollzugs ist dagegen nach herrschender Meinung nicht zulässig.

Zum Thema generalpräventiver Charakter von Strafe zitiere ich ebenfalls mal Wikipedia:

Das Abstellen auf generalpräventive Zwecke hat zwar den Vorteil, dass andere Menschen in der Tat von der Begehung von Unrecht abgehalten werden können, allerdings darf nicht übersehen werden, dass viele Straftaten trotz der dem Täter bekannten Strafandrohung aus einem spontanen Entschluss heraus und ohne vernünftige Abwägung hinsichtlich der Folgen begangen werden. Auch noch so hohe Strafandrohungen führen nicht dazu, dass künftig keine Straftaten mehr begangen werden.

Auf das Beispiel Todesstrafe und die Entwicklung von Tötungsdelikten in den USA möchte ich in diesem Zusammenhang ausdrücklich nicht eingehen, da der Vergleich hier gehörig hinkt.

Dennoch: Ich denke, dass Herrn Hoeneß durchaus klar war, was ein Aufdecken der ihm zur Last gelegten Steuerstraftat für eine Strafe nach sich ziehen würde. Abgehalten hat ihn das dennoch nicht. Ob ein anderer "potentieller" Steuerstraftäter durch die Causa Hoeneß abgeschreckt wird, bezweifele ich.

Was ich ganz sicher sagen kann: Die Veröffentlichung der "Causa Hoeneß" (die strafrechtlich übrigens auch zweifelhaft erscheint) hat dazu geführt, dass viele, viele Depotüberträge aus der Schweiz zu Gunsten von deutschen Bankdepots erfolgten.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 11.März 2014, 15:01:23
Laut Aussage der zuständigen Steuerfahnderin, beträgt die Steuerlast - nach erster Sichtung der nachgereichten Unterlagen Hoeneßs von Ende Februar, unter Berücksichtigung der Jahre 2003 bis 2006 - mittlerweile 23,7 Mio.
Dazu kommen laut Staatsanwaltschaft, anfallende Steuern in den Jahren 2007 bis 2009 von 2,5 Mio. Somit würde die Gesamstsumme - nach jetzigem Stand - auf 26,2 Mio. € anwachsen! Und selbst diese Zahl soll laut Aussage der Steuerfahnderin sehr konservativ berechnet wurden sein. Es fehlen wohl noch "Millionen von denen niemand weiß, wo sie sind."

Desweiteren wurden die nachgereichten Unterlagen der Verteidigung, erst am 27. Februar abgegeben, obwohl bereits am 18.1.13 von der Vontobel erstellt wurden. Laut der Steuerfahnderin seien dies 52 000 PDF-Dokumente, welche zum größten Teil manuell gesichtet werden müssen. Dies könne "einige Monate dauern", so dass ein angestrebtes Prozessende für Donnerstag recht utopisch erscheint. Morgen will das Gericht entscheiden, ob der Prozess weiter ausgedehnt werden müsse.

Außerdem wurden erste Details zu Hoeneß's Vermögensverhältnissen und Devisengeschäften getätigt. Die zu versteuernden Beträge in den Jahren 2002 bis 2008:
2002 6,8 Mio.€
2003 6,4 Mio.€
2004 6,1 Mio.€
2005 11,6 Mio.€
2006 10,9 Mio.€
2007 10,1 Mio.€
2008 10,8 Mio.€
Die Beträge ab 2008 sollen aufgrund der Finanzkrise niedriger sein. Genaue Zahlen konnte ich bisher noch nicht finden.

Hoeneß soll in den Jahren 2002 - 2005 mit einem jeweiligen Volumen von zwei- und dreistelligen Millionenbeträgen gegen US-Dollar und andere Währungen (Schweizer Franken, kanadischer Dollar ...) gewettet haben und dabei auch Gewinne von bspw. 70 Mio.€ erzielt haben.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Stefan von Undzu am 11.März 2014, 15:08:56
(http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/hans8dkltxqc1u.jpg) (http://www.fotos-hochladen.net)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 11.März 2014, 15:18:08
Unglaublich. 23,7mio€...Was für ein Vermögen braucht mensch eigentlich, um in dieser kurzen Zeit soviel Gewinn zu erwirtschaften (Kapitalertrag wird ja auch viel geringer besteuert als Einkommen), dass diese erhebliche Steuerschuld zusammenkommt?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 11.März 2014, 15:21:03
Bei jeder neuen Zahl sinkt wohl die Chance auf eine Bewährungsstrafe. Aber niemand weiß so wirklich, was verjährt ist und was nicht. Jede neue Zahl wird jedoch zur Eilmeldung hochsterilisiert, das ist doch einfach nur blanker Populismus.

Hoeneß hat vor dem Prozess scheinbar tief verteidigt, gestern dann seine beiden Innenverteidiger für Mittelstürmer ausgetauscht und heute wurde durch die Zeugin ein Topangriff durch das verwaiste Abwehrzentrum gefahren. Mal sehen, ob die (Außen-)Verteidiger da das Unheil verhindern können.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Tony Cottee am 11.März 2014, 15:23:15
Momentan sieht es eher so aus, als stünde ein Elfmeterschießen an, bei dem der FC Hoeneß keinen Keeper mehr ins Tor stellen darf.

Wenn Justiz United jetzt nicht mit 5 Southgates (oder 5x Uli Hoeneß in Belgrad) schießt, sieht es nicht mehr so gut aus.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Uwe am 11.März 2014, 15:29:00
dass eine mögliche Spielsucht sich strafmildernd in Steuerverfahren auswirken könnte, ist wohl auch eher unwahrscheinlich:

http://www.handelsblatt.com/finanzen/recht-steuern/urteile-entscheidungen/steuerhinterziehung-spielsucht-muss-nicht-strafmildernd-gewertet-werden/9601036.html

Das angesprochene BGH-Urteil:

http://www.hrr-strafrecht.de/hrr/1/11/1-122-11.php?view=print (in dem verfahren wurde die Erstellung eines psychologischen Gutachtens als nicht notwenig erachtet, und aus diesem Grund eine Revision abgewiesen)

Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Topher am 11.März 2014, 16:00:18
Wie lang kann so ein Prozess denn maximal laufen?
Kann doch auch nicht ewig gehen, oder? Ich meine allein die Dokumentensichtung wird doch Monate dauern? Sagt man sich dann auch irgendwann einmal: Wir können nichts nachweisen, bzw. nicht in vollem Umfang, das ganze kostet uns unendlich viel Geld, wir lassen das, bzw. machen hier den Cut und bewerten es auf dieser Grundlage?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: quesar am 11.März 2014, 16:03:42
Unglaublich. 23,7mio€...Was für ein Vermögen braucht mensch eigentlich, um in dieser kurzen Zeit soviel Gewinn zu erwirtschaften (Kapitalertrag wird ja auch viel geringer besteuert als Einkommen), dass diese erhebliche Steuerschuld zusammenkommt?

Das Vermögen muss gar nicht einmal so groß sein, einer der Hauptgründe, warum die Spekulationsgeschäfte so verheerend sind.

Ein vereinfachtes Beispiel: Du gehst zu Bank XY und bringst einen Nachweis darüber, dass du eine gewisse Summe Geld besitzt. Sagen wir einmal 20 Mio €. Nun spekulierst du, dass der Dollar in den nächsten 30 Tagen um 5% fällt. Die Bank leiht dir bei deinem Vermögen gern für 30 Tage 100 Mio Dollar und vertickst diese Dollar sofort für Euro. Nach 30 Tagen (wenn du richtig lagst) kaufst du die 100 Mio Dollar für 5% weniger wieder ein und gibst sie an die Bank zurück. Natürlich zahlst du dafür Zinsen und Gebüren, die werden aber nicht einmal im Ansatz 60% auf das Jahr gerechnet sein (und das sind 5% auf 30 Tage). Das Ganze funktioniert natürlich auch mit Aktien und Co. .
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: quesar am 11.März 2014, 16:10:38
Wie lang kann so ein Prozess denn maximal laufen?
Kann doch auch nicht ewig gehen, oder? Ich meine allein die Dokumentensichtung wird doch Monate dauern? Sagt man sich dann auch irgendwann einmal: Wir können nichts nachweisen, bzw. nicht in vollem Umfang, das ganze kostet uns unendlich viel Geld, wir lassen das, bzw. machen hier den Cut und bewerten es auf dieser Grundlage?

Hoeneß ist am Zug alles auf den Tisch zu bringen und das sollte er problemlos hinbekommen, d.h. wenn er es denn will. Offensichtlich will er das aber nicht, nach einem Jahr hat er immer noch nicht alle Zahlen zusammen, jeden Tag gesteht er eine höhere Summe und Daten hält er absichtlich zurück (wie die Staatsanwaltschaft ja heute betonte).

Ich denke Hoeneß spielt einfach nur noch auf Zeit und weiß genau, dass er bald gesiebte Luft atmen darf. Vielleicht noch einmal die CL mitnehmen oder so etwas.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Topher am 11.März 2014, 16:12:44
Also kann das Verfahren theoretisch auch 2016 noch laufen?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 11.März 2014, 16:41:49
Das glaube ich nicht. Die Sachbearbeiterin hat heute ausgesagt, dass das Best-Case-Scenario (aus Sicht von Hoeneß) 27,2mio€ beträgt. Dabei soll sie aber nur Rechenszenarien angewendet haben auf der Basis von Daten, die ihr das Hoeneß Lager vor 2 Wochen zukommen lassen hat, die sich aber schon seit über einem Jahr in Hoeneß' Besitz befinden sollen. Das hat zumindest die EDV-Abteilung der Steuerbehörde herausgefunden und dazu wird morgen noch ein Zeuge verhört.
Der Prozess wird nach der morgigen Zeugenanhörung aller Voraussicht nach vertagt werden. Bis 2016 bestimmt nicht, so lange wird es nicht dauern, die 70.000 Seiten nachzuvollziehen. Ich rechne mit 1-2 Monaten, in dieser Zeit wird noch genauer gerechnet, wobei der Wert wahrscheinlich noch steigen wird.

Problematisch ist, dass Hoeneß seine gesamte juristische Glaubwürdigkeit völlig zerstört hat (von seiner anderen Glaubwürdigkeit ganz zu schweigen). Er hat eben gestern nicht reinen Tisch gemacht, sondern auf die 18,5mio€ sind nochmal 10mio€ dazugekommen. Ist mir völlig schleierhaft, warum die Anwälte da nicht gleich eine Phantasiezahl in Mondhöhe genommen haben. 2 Dinge sprechen nach Stand heute massiv gegen Hoeneß:
1. Gestern räumt er noch reumütig 18,5mio€ ein, die Zahl ist heute schon wieder Kokolores. Das kommt natürlich gar nicht gut beim Gericht an.
2. Er war offenbar seit über einem Jahr unkooperativ, was seine Rückkehr zur Steuerehrlichkeit angeht. Das wird sich morgen aus der Aussage des EDV-Spezialisten klären lassen. Das Finanzamt behauptet nämlich, dass Hoeneß die Daten von seiner Bank schon im Januar 2013 erhalten hat, sie aber erst im Februar 2014 (2 Wochen vor Prozess, deshalb ging der Staatsanwalt auch von 3,5mio€ aus) weitergeleitet hat. Das ist Verdunkelung.

Die Gefahr, die ich hier sehe ist die, dass Hoeneß' Haftbefehl ab morgen wieder in Vollzug gesetzt wird. Es ist mir völlig schleierhaft, weshalb die 18,5 gestern nicht unter deutlichen Vorbehalt gestellt wurde, sondern noch als großes "Reinemachen" verkauft wurde. Es kann sein, dass der Abend heute in der Allianz-Arena der letzte Abend in Freiheit für Hoeneß sein wird, bis der Prozess weitergeht.

Bei über 27mio€ hinterzogener Steuern (da kommen wir langsam in Bereiche, in denen mir nichtmal viele Firmen einfallen, die das geschafft hätten) geht es meiner Meinung nach auch schon lange nicht mehr um die Frage, ob er ins Gefängnis muss. Also da muss jetzt ein Wunder her, von dem ich mir nichtmal vorstellen kann, wie das aussehen soll. Die Selbstanzeige ist völlig unbrauchbar, Beweise der tatsächlichen Steuerlast wurden vermutlich lange zurückgehalten (wieso eigentlich?). Also hier muss wirklich aufgepasst werden, dass die Haftzeit nicht im zweistelligen Jahresbereich liegt.

EDIT: Also ich will das mit der Gefängnisstrafe in Relation stellen. Niemand weiß, wie das Gericht die Selbstanzeige werten wird. Es gibt dazu schlicht keinen größeren Fall in der Fachliteratur, in der eine völlig fehlgegangene Selbstanzeige ausführlich behandelt wurde. Ich weiß auch nicht, ob das Gefängnis der Ort ist, an den Uli Hoeneß gehört. Auf der anderen Seite sind das völlig kranke Beträge, die dort an Steuern hinterzogen wurden. Was mich mittlerweile auch ärgert ist die Spendensumme von 5mio€, die gestern noch so verteidigend erwähnt wurde. Joah, wenn ich im Rahmen meiner Möglichkeiten ein paar Tausender Steuern hinterziehen würde, dann würden mir 500€ fürs Tierheim nebenan auch leicht von der Hüfte gehen.
Ich hoffe bloß, dass nicht irgendein Tölpel auf die Idee kommt, Hoeneß als modernen Robin Hood anzusehen, der das Geld, anstatt es Hartz4-Empfängern, Flughafenbauern, Politikern oder Bahnhofsarchitekten zu geben, eben viel besser selbst verwaltet.

Mich interessiert trotzdem immer mehr, was das für Kapital war, das dort eingesetzt wurde. Ich kann der Vermögen von Hoeneß nicht einschätzen und es geht mich auch nichts an, außerdem ist quesars Darstellung der Spekulationsfinanzierung schlüssig, aber der Mann hat ja auch in Deutschland mit Konten gezockt (dort aber legal Steuern bezahlt). Vielleicht dort nur mit Minimalbeträgen, aber sehr merkwürdig finde ich das schon. Dazu kommt, dass die 20mio€ von Dreyfus auch ein Geschmäckle hinterlassen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: White am 11.März 2014, 16:53:16
Ich frage mich ohnehin, warum der Uli ncht shcon lange in der Sonne liegt...
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 11.März 2014, 18:22:07
Es soll anscheinend bereits am Donnerstag ein Urteil gefällt werden.
Da die Verteidigung nichts gegen die vorgebrachten neuen Zahlen einwendete - es soll von Feigen gesagt worden sein "Es spielt keine Rolle, ob es am Ende 13, 20 oder 27 Mio. sind" - sei angeblich eine weitere Prüfung der Unterlagen für den Prozess nicht notwendig und die Vernehmung der Steuerfahnderin sei bereits abgeschlossen worden. Die Verteidigung setze jetzt allein darauf, dass die Selbstanzeige an sich zu großer Strafmilderung führe.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: wrdlbrmft am 12.März 2014, 08:58:50
Hoeness macht das, was er am besten kann: Dem Gegner jemanden wegkaufen:

http://mutti-der-libero.de/umstrittener-coup-fc-bayern-kauft-hoeness-richter-fuer-37-millionen-euro/?utm_source=Fofu-Kunden&utm_campaign=b1353889fc-RSS_EMAIL_CAMPAIGN&utm_medium=email&utm_term=0_11d1dbb0e3-b1353889fc-76293021 (http://mutti-der-libero.de/umstrittener-coup-fc-bayern-kauft-hoeness-richter-fuer-37-millionen-euro/?utm_source=Fofu-Kunden&utm_campaign=b1353889fc-RSS_EMAIL_CAMPAIGN&utm_medium=email&utm_term=0_11d1dbb0e3-b1353889fc-76293021)

 ;)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: ADRamone am 12.März 2014, 09:09:29
Ich bin am Montag (vorgestern) und gestern in der Tram am Landesgericht in München vorbeigefahren.

Ich glaube, ich habe noch nie so viele Übertragungswagen auf einem Haufen gesehen.  :police:

Es waren alle denkbaren Sender dabei.

Gemäß dem Motto: Herr Hoeneß -Sie haben mal wieder die volle mediale Aufmerksamkeit !  ::)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Stefan von Undzu am 12.März 2014, 10:32:37
Immer aktuell:

http://www.wie-viel-hat-uli-hinterzogen.de/
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 12.März 2014, 11:19:25
Die Verteidigung hat die Summe von 27,2 Mio. Euro hinterzogener Steuern akzeptiert, für heute ist der Prozess beendet. Morgen kann also durchaus ein Urteil fallen und das wird wohl nicht mit Bewährung enden.
Meine Vermutung ist, dass die 27,2 Millionen noch nicht alles sind, sonst hätte die Verteidigung nicht alles akzeptiert. Bei einer Verweigerung der Zustimmung und damit folgenden intensivierten Recherchen wäre womöglich noch mehr ans Tageslicht gekommen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 12.März 2014, 11:33:26
Es gibt jetzt aber erste Gerüchte in "Justizkreisen", nach denen die Zahl tatsächlich Bestandteil der Selbstanzeige sein soll. Nichts Genaues weiß mensch aber noch nicht, deshalb unter Vorbehalt.
Die vorbehaltlose Annahme der Summe kann jedenfalls auch ein Zeichen dafür sein, dass die Verteidigung weiterhin davon ausgeht, dass die SA ausreichend und wirksam ist. Dann stellt sich jedoch die Frage, weshalb diese Summe nicht schon am ersten Verhandlungstag kommuniziert wurde und weshalb die Staatsanwaltschaft diese Zahl in die Klage nicht hat einfließen lassen.

EDIT: Die Quelle ist nicht die Verteidigung, sondern es soll sich um die tatsächliche Selbstanzeige handeln, die gesichtet werden konnte.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: quesar am 12.März 2014, 11:48:51
Wenn die Selbstanzeige angeblich tatsächlich in der Summe 27,2 Mio betragen hat, warum hat der Staatsanwalt am Montag dann nur Anklage wegen einer Höhe von 3,5 Mio erhoben? Das klingt für mich unlogisch.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 12.März 2014, 11:53:04
Sollte die Selbstanzeige in der vollen Höhe erfolgt sein, stellt sich natürlich auch die Frage, wieso Hoeness nur von 18,5 Millionen gesprochen hat.

Davon abgesehen finde ich aber, dass man das Gesetz mal überarbeiten sollte. Bei so einer Summe darf es für mich eigentlich keine Strafbefreihung geben. Ändert natürlich nichts dran, dass Hoeness in dem Fall genauso wie alle anderen behandelt werden sollte. Zudem ist es natürlich dann ein noch grösseres Unding, das das ganze an die Öffentlichkeit gelangt ist.

Aber warten wir erst einmal ab.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 12.März 2014, 13:21:19
Die Fragen nach der Staatsanwaltschaft und der 18,5mio€ Darstellung habe ich auch schon aufgeworfen und mir erscheint das auch nicht schlüssig. Warten wir ab, wie das Gericht sie werten. Eine Selbstanzeige kann jedenfalls nicht einen "ungefähren" Wert umfassen oder gar nach oben offen sein. Die Anforderungen an eine Selbstanzeige sind eigentlich ziemlich restriktiv, da es ja gerade darum gehen soll, dass jemand aus freien Stücken zur Steuerehrlichkeit zurückkehren möchte. Es muss bei solch einer Anzeige die komplette Summe genannt und belegt werden, damit die Anzeige strafbefreiend wirkt. Eine gültige Selbstanzeige hat Hoeneß offenkundig nicht abgegeben, das war in der kurzen Zeit wohl auch nicht möglich. Ein Urteil kommt also so oder so auf ihn zu. Jetzt ist wichtig, was in der Selbstanzeige genau aufgeführt ist. Sind es wirklich nur die 3,5mio€, von der die Staatsanwaltschaft zu Prozessbeginn ausging, wäre die Selbstanzeige völlig wirkungslos, da sie kein Beleg zur Rückkehr zur Steuerehrlichkeit aufweist.
Ist in der Selbstanzeige allerdings auch aufgeführt, dass sich die Posten auf weit mehr als 25mio€ belaufen könnten, verbunden mit dem Versprechen, bei der Aufklärung des Sachverhaltes zu helfen, dann könnte die Selbstanzeige eine Rolle bei der Strafmaßfestlegung spielen. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass selbst bei einer freiwilligen Offenlegung aller Sachverhalte eine (best-case) Summe von 27,2mio€ noch zu einer Bewährungsstrafe führen kann, aber die Würdigung hängt vom Gericht ab. Bei einer Steuerhinterziehung in diesem Ausmaß würde sich der Beschuldigte im zweistelligen Haftstrafbereich bewegen, eine Minderung des Strafmaßes aufgrund des umfassenden Geständnisses und der Aufklärungsbereitschaft könnte dann vllt zu einer sehr viel niedrigeren Haftstrafe führen. Wie lange die Dokumente genau vorliegen, konnte der EDV-Zeuge nicht genau sagen. Er hat Hoeneß heute insofern entlastet, als dass er meinte, dass die gesamten Dokumente mit Sicherheit nicht im Januar letzten Jahres vorlagen und Hoeneß diese somit 1 Jahr nicht herausgerückt hätte. Es kann durchaus sein, dass die Bank 1 Jahr gebraucht habe, bis die Dokumente vollständig vorlagen (das kann ich persönlich mir nur sehr schwer vorstellen im Zeitalter der Digitalisierung). Was aber natürlich am meisten stört, ist dieses Pseudo-Geständnis vom Montag. Völlig schleierhaft ist mir dahingehend weiterhin die Verteidigungsstrategie. Heute werden 27,2mio€ ohne große Prüfungen akzeptiert, wohingegen Hoeneß am Montag noch mit den 18,5mio€ brutalstmögliche, freiwillige Aufklärung betreiben wollte? Das war ein Schuss ins Bein. Wenn sich aus der Selbstanzeige die 27,2mio€ mit der Selbstverständlichkeit ergeben würden, mit der sie heute von der Verteidigung darstellt wurden (Natürlich kennen wir diese Zahl, wir sind ja nicht dämlich.), dann war es doch blanker Wahnsinn am Montag noch von 18,5mio€ zu sprechen.

Mit tun die Finanzbeamten ein wenig leid, die über 50.000 Dokumente auswerten müssen. Für das Verfahren spielen die genauen Summen der Steuerhinterziehung wohl keine Rolle mehr (macht ja auch für das Strafmaß kaum einen Unterschied, ob 27,2mio€ oder 35mio€ oder noch mehr hinterzogen werden), aber das Finanzamt muss die Summe haargenau herausfinden. Da werden etliche Menschen mit beschäftigt sein und das über einen längeren Zeitraum. Kostet auch alles Steuergelder...
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Topher am 12.März 2014, 14:18:43
Wieso spielt es für das Strafmaß denn keine Rolle?
Wäre für mich jetzt schon ein Unterschied ob 27 oder 35 Millionen Euro hinterzogen worden wären.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Signor Rossi am 12.März 2014, 14:23:46
In der SZ war zu lesen, dass es sich bei den 27,2 Mio um Einkünfte handelt (zum Beispiel hier: "Das sind Einkünfte aus Spekulationsgeschäften." http://www.sueddeutsche.de/sport/prozess-gegen-uli-hoeness-urteil-koennte-doch-schon-am-donnerstag-fallen-1.1909162 ) Also sind die hinterzogenen Steuern doch viel geringer oder wird hier mit den Begrifflichkeiten geschlampt?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j4y_z am 12.März 2014, 14:25:16
Wieso spielt es für das Strafmaß denn keine Rolle?
Wäre für mich jetzt schon ein Unterschied ob 27 oder 35 Millionen Euro hinterzogen worden wären.

Die Höchststrafe liegt bei 5 Jahren, die wohl auch schon bei 15 Mio erreicht worden wäre, wenn die Selbstanzeige rechtsungültig ist (siehe ähnlichen Fall Peter Graf, 3 Jahre und 9 Monate für 12,3 Mio. DM, ohne Selbstanzeige).
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: veni_vidi_vici am 12.März 2014, 14:26:42
Wahrscheinlich zählt eine bestimmte Summe bereits als "schwerwiegend" und alles darüber ist dann... zählt nicht mehr ins Strafmaß.

Was ich bislang lesen konnte, scheint mir alles zu naiv von Hoeneß gewesen zu sein... und dass kann ich mir bei ihm irgendwie nicht vorstellen. Taktik? Meines Erachtens gehört er ins Gefängnis. Ich finde aber, dass eine größere Geldsumme die Strafe mindern sollte (und damit meine ich nicht nur den hinterzogenen Anteil, sondern weit darüber hinaus). Angeblich können bis zu 10 Jahre (j4y_z schreibt von 5 Jahren... wo habe ich die 10 aufgeschnappt?) verhängt werden. Personen, die weitaus schlimmeres verbrochen haben, kommen häufig "günstiger" davon. Geld könnte der Staat zudem auch gebrauchen. Aber das wird wohl so nicht mit den Gesetzen konform gehen.

LG Veni_vidi_vici
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j4y_z am 12.März 2014, 14:29:34
Wahrscheinlich zählt eine bestimmte Summe bereits als "schwerwiegend" und alles darüber ist dann... zählt nicht mehr ins Strafmaß.

Was ich bislang lesen konnte, scheint mir alles zu naiv von Hoeneß gewesen zu sein... und dass kann ich mir bei ihm irgendwie nicht vorstellen. Taktik? Meines Erachtens gehört er ins Gefängnis. Ich finde aber, dass eine größere Geldsumme die Strafe mindern sollte (und damit meine ich nicht nur den hinterzogenen Anteil, sondern weit darüber hinaus). Angeblich können bis zu 10 Jahre (j4y_z schreibt von 5 Jahren... wo habe ich die 10 aufgeschnappt?) verhängt werden. Personen, die weitaus schlimmeres verbrochen haben, kommen häufig "günstiger" davon. Geld könnte der Staat zudem auch gebrauchen. Aber das wird wohl so nicht mit den Gesetzen konform gehen.

LG Veni_vidi_vici

Du hast recht, in besonders schweren Fällen bis zu 10 Jahren. http://de.wikipedia.org/wiki/Steuerhinterziehung_(Deutschland)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 12.März 2014, 14:48:25
Wahrscheinlich zählt eine bestimmte Summe bereits als "schwerwiegend" und alles darüber ist dann... zählt nicht mehr ins Strafmaß.

Ja, das ist wohl so. Du bekommst ja auch bei einem Mord lebenslänglich, bei fünf Morden auch. Vielleicht wird die besondere Schwere der Schuld festgestellt oder du bekommst Sicherungsverwahrung, aber das muss nicht sein. Wenn du bei einem Überfall eine Person erschießt oder zehn, macht da wenig Unterschied.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j4y_z am 12.März 2014, 14:55:04
Wahrscheinlich zählt eine bestimmte Summe bereits als "schwerwiegend" und alles darüber ist dann... zählt nicht mehr ins Strafmaß.

Ja, das ist wohl so. Du bekommst ja auch bei einem Mord lebenslänglich, bei fünf Morden auch. Vielleicht wird die besondere Schwere der Schuld festgestellt oder du bekommst Sicherungsverwahrung, aber das muss nicht sein. Wenn du bei einem Überfall eine Person erschießt oder zehn, macht da wenig Unterschied.

Nein. Man kann in Deutschland mehrfach lebenslänglich bekommen. Lebenslänglich in Deutschland heißt minimum 15 Jahre.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 12.März 2014, 15:00:05
Die Selbstanzeige soll - laut Verteidigung - sogar eine Hinterziehungssumme von bis zu 70 Mio. abdecken!
Demnach wurden in der SA Gewinne in Höhe von 130 Mio.€ deklariert. Bei einem Einkommensteuersatz plus Solidaritätszuschlag von knapp 50 Prozent seien so bis zu 70 Millionen Euro abgedeckt.

Die Staatsanwaltschaft geht weiterhin davon aus, dass die SA unrechtsmäßig sei, weil u.a. Hoeneß in einer beigefügten Aufstellung nur für drei Jahre Gewinne angegeben hatte. Sowie Gewinne aus dem Inland, mit Verlusten aus dem Ausland verechnete.

Als erwiesen steht fest, dass Hoeneß die Selbstanzeige vor dem Beginn der Ermittlungen abgab. Pikanterweise sollten die Ermittlungen, am Nachmittag des Tages beginnen, an dem Hoeneß's Sohn Vormittags die SA abgab.
(alles laut FAZ: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/recht-steuern/prozess-gegen-uli-hoeness-anwaelte-halten-selbstanzeige-fuer-wirksam-12843383.html)

Wenn ich das einigermaßen richtig verstanden habe, müsste Hoeneß unabhängig von der morgen verhängten Strafe, die nicht versteurten Beträge nachzahlen, oder irre ich mich? Wenn dem so wäre, müsste ja zumindestens das Finanzamt weitere Forschungen betreiben, um die tatsächliche Summe zu ermitteln. Und bei der heutigen emotionslosen Bestätigung der 27,2 Mio. seitens der Verteidigung, bleibt natürlich ein immenser - und mMn berechtigter - Spekulationsraum, dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange sei.

Ich kann es nur wiederholen: Für mich stinkt diese ganze Geschichte bis zum Himmel. Und ich hoffe, dass trotz möglichen morgigen Prozessende, einige offene Fragen in naher Zukunft geklärt werden - auch wenn dies leider nicht sehr wahrscheinlich scheint.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: White am 12.März 2014, 15:30:42
Die SA wird hoffentlich nicht aus irgendwelchen formalen Gründen zerpflückt. Es ist ja außerdem üblich, dass man Personen gegen die die Steuerfahnung ermitteln soll vorwarnt, um denen eine Selbstanzeige zu ermöglichen. War es schon immer.
Sollte die SA gßültig sein und die Summe abdecken - und da könnte man Hoeneß zu Gute halten, dass er die genauen Zahlen garnicht kennen konnte, tja, ihr wisst worauf ich hinaus will. Kein Knast für Uli, auch wenn der Löwenanteil der Bevölkerung ihn noch so gerne hinter Gittern sehen würde.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 12.März 2014, 16:01:46
Das deckt sich aber ja nicht mir Konnis Erklärung, dass eine SA genau und umfassend sein muss oder? Also wenn ich das richtig verstehe, und ehrlich gesagt fände ich alles andere auch nicht akzeptabel.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Uwe am 12.März 2014, 16:46:26
Laut Aussage der Steuerfahnderin gestern konnte nach Sichtung der 50-70k Akten der Verbleib einiger Millionen nicht erklärt werden.
Dachte eigentlich, das ist der Anfang, nicht das Ende des Verfahrens... aber okay.

Langsam vermute ich, die Selbstanzeige hat so ausgesehen:

"Hallo,

habe vermutlich Steuern hinterzogen. Weiss nicht wieviel können 2 €, aber auch 200 Millionen gewesen sein. Habe gerade 3,5 Promille.
Hoffe ihr drückt dieses Mal ein Auge zu, sonst pack ich über Euch aus.

Tschüss
Uli

Anlage: Quittung über Einkauf im Schreibwarenladen, Radiergummi 1,99 €"
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Ensimismado am 12.März 2014, 18:22:00
Ist denn bekannt, ob Hoeneß nicht vielleicht eine abgestufe SA eingereicht hat? Da würde es mWn ausreichen, einen Betrag anzugeben, der auf keinen Fall überschritten wurde. Alles weitere kann dann - das genaue Vorgehen kenne ich nicht - nachgereicht werden.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 12.März 2014, 18:26:23
Eine Selbstanzeige kann nicht einen Betrag von x bis y "abdecken" so nach dem Motto: "Ich habe zwischen 2 und 200mio€ hinterzogen, rechnet ihr das mal für mich aus, ich schicke euch die Unterlagen und überweise dann das Geld". Da Selbstanzeigen in der Regel unter Zeitdruck erfolgen (manchmal wurde ja auch nur aus Versehen eine Versteuerung von ausländischen Depots vergessen, passiert bei Firmen öfter) kann ein gewisser Schätzwert angegeben werden (gestufte Selbstanzeige). Dieser Schätzwert muss aber "sitzen", er darf auf keinen Fall zu niedrig angesetzt werden und gegebenfalls müssten Sicherheitsabschläge in Kauf genommen werden. Das bedeutet die einzige Möglichkeit, wie die Selbstanzeige von Hoeneß 70mio€ "abdecken" kann ist, dass er 70mio€ als Schätzsumme angegeben hat. Dann hätte er im Voraus allerdings auch 70mio€ zahlen müssen (plus 6% Zinsen), gezahlt hat er meines Wissens nach aber nur 10mio€. Wenn diese Selbstanzeige irgendwie durchkommt, verliere ich das Vertrauen in den Rechtsstaat.

Zitat
Es ist ja außerdem üblich, dass man Personen gegen die die Steuerfahnung ermitteln soll vorwarnt, um denen eine Selbstanzeige zu ermöglichen. War es schon immer.

Genau das soll nicht passieren. §371 II b AO (Abgabenordnung) ist da sehr deutlich:

[Straffreiheit tritt nicht ein, wenn] dem Täter oder seinem Vertreter die Einleitung des Straf- oder Bußgeldverfahrens bekannt gegeben worden ist. Wenn also eine Behörde jmd sagt, dass ein Ermittlungsverfahren im Gange ist, wirkt eine Selbstanzeige nicht mehr strafbefreiend.

Zitat
Demnach wurden in der SA Gewinne in Höhe von 130 Mio.€ deklariert. Bei einem Einkommensteuersatz plus Solidaritätszuschlag von knapp 50 Prozent seien so bis zu 70 Millionen Euro abgedeckt.

Auch hier vorsichtig sein. Zur Einkommenssteuer gehören Lohnsteuer und Kapitalertragssteuer (und Bauabzugssteuer und noch eine, die mir gerade nicht einfällt). Die Lohnsteuer wird in Deutschland mit einem Spitzensteuersatz von 45% beziffert, die Kapitalertragssteuer beträgt aber nur 25%. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Einkünfte aus Termin- und Wertpapiergeschäften unter die Kapitalertragssteuer fallen und somit mit 25% besteuert werden. Fremddevisengeschäfte fallen nicht unter die Kapitalertragssteuer, soweit ich weiß. Wie die genau besteuert werden, weiß ich nicht, da ich damit noch nicht zu tun hatte, aber bestimmt auch nicht mit Lohnsteuerspitzensatz.

Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: White am 12.März 2014, 18:35:01


Zitat
Es ist ja außerdem üblich, dass man Personen gegen die die Steuerfahnung ermitteln soll vorwarnt, um denen eine Selbstanzeige zu ermöglichen. War es schon immer.

Genau das soll nicht passieren. §371 II b AO (Abgabenordnung) ist da sehr deutlich:

[Straffreiheit tritt nicht ein, wenn] dem Täter oder seinem Vertreter die Einleitung des Straf- oder Bußgeldverfahrens bekannt gegeben worden ist. Wenn also eine Behörde jmd sagt, dass ein Ermittlungsverfahren im Gange ist, wirkt eine Selbstanzeige nicht mehr strafbefreiend.



Nunja, ich hab ja unter anderem auch 3 Semester Wirtschaftsrecht studiert, mein Prof meinte damals, dass es zwar nciht so vorgesehen ist, aber trotzde3m gängige Praxis sei.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 12.März 2014, 18:40:37
Laut Zeit gibt es eine Kapitalertrags und eine Spekulationssteuer, wie hoch die sind weis ich aber nicht. Wenn man den folgenden Beitrag liest, dann kann man zumindest Hoeness Argumentation ein wenig nachvollziehen, von wegen den Überblick verloren:

http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-03/hoeness-steuerschuld-herkunft (http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-03/hoeness-steuerschuld-herkunft)

Entschuldigend kann das aber nicht wirken. Wer so hohe Geldbeträge bewegt muss sich im klaren sein, dass es da nicht mit grobem Schätzen und Glauben bei einer STeuererklärung getan ist.

Ich habe das mal hier im Büro erzählt, da öfter mal über Korruption und ähnliches gesprochen wird. Sollte Hoeness keine Gefängnisstrafe bekommen sehe ich mich gezwungen den deutschen Rechtstaat auf ein Niveau mit dem Argentinischen zu setzen, ich kann mir bei der Sachlage, die mir bekannt ist da einfach nichts anderes mehr vorstellen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Tony Cottee am 12.März 2014, 18:41:45
Ich versuche mal mit meinem juristischen Halbwissen, meinem Bankfachwissen und einem einigermaßen emotionslosen Herangehen an die Sache eine neutrale Betrachtungsweise ohne Verschwörungstheorien und greife dabei ein paar der genannten Punkte auf:

1.) Die Selbstanzeige und deren Wirksamkeit

Nach meiner Kenntnis ist eine Selbstanzeige umfassend und vollständig auch mit der Höhe der Steuerschuld abzugeben. So wie ich es verstanden habe, hat Hoeneß seine Gewinne aus den entsprechenden Jahren vollständig und korrekt angegeben, jedoch keine Angaben zur Höhe der Steuerschuld gemacht. Offensichtlich war Hoeneß unter Zeitdruck, da die Ermittlungen unmittelbar bevor standen und hat es schlicht nicht hinbekommen, seine ca. 50.000 Transaktionen und die daraus folgende Steuerlast sauber auszurechnen. Dazu unter b) und c) mehr. Nehmen wir an, dass die Selbstanzeige jedoch die korrekten Einnahmen bzw. Gewinne enthalten hat. Das lässt sich relativ banal an den Geldflüssen auf den entsprechenden Konten nachrechnen und dürfte auch unter Zeitdruck ziemlich genau zu machen sein.

Jetzt stellt sich die Frage: Ist die Selbstanzeige daher wirkungslos, weil sie die Höhe der Steuerschuld (noch) offen lässt? Wenn man der Meinung ist: "Ja!" bedeutet dies, dass eine Einstellung des Verfahrens nicht möglich ist. Die Anschlussfrage muss dann lauten: Handelt es sich nur um einen "Formfehler" bzw. welchen Einfluss soll diese Unvollständigkeit auf das Strafmaß haben.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass aktuell weder die Seite Hoeneß, noch die Finanzämter, noch die Staatsanwaltschaft genau weiß, wie hoch die Steuerschuld tatsächlich ist. Dazu unter c) mehr.




2.) Die Erstellung von Daten im Zeitalter der Digitalisierung (für den Zeitraum 2003-2011)

Aus eigener Erfahrung (auch mit Schweizer Banken) weiß ich, dass es keineswegs einfach und schnell machbar ist, Transaktionsdaten (inkl. den dazugehörigen steuerrelevanten Daten) für einen Zeitraum, der so lange zurück liegt, aufzubereiten. Die Abrechnungen sind in der Regel bei vielen Banken erst seit einigen Jahren auch auf Dokumentenservern abgelegt. Einige Banken haben diese bis heute nicht. Ich gehe davon aus, dass eine schweizer Bank kein gesteigertes Interesse an einer lückenlosen rückwirkenden Dokumentation der einzelnen Kundentransaktionen für länger zurück liegende Jahre hat und sich Investitionen in diesem Bereich eher gespart hat. In keinem Fall wird eine schweizer Bank diese Daten nach deutschem Steuerrecht (also z.B. Berücksichtigung der FiFo-Methode, Berücksichtigung von Spekulationsfristen oder z.B. Berücksichtigungen von steuerrechtlichen Spezialitäten bei Dividenden, Kapitalmaßnahmen etc.) aufbereitet vorliegen haben - nicht einmal die Daten aus dem laufenden Jahr.

Deutsche Banken unterliegen auch hier stärkeren (bzw. häufigeren) regulatorischen Anforderungen, die es nötig machen, solche Daten (auch von vor Einführung Abgeltungsteuer 01.01.2009) vorzulegen. Deutsche Banken werden daher eher in die entsprechende Infrastruktur investiert haben, da es irgendwann einen Business Case ergibt, wenn die Alternative ist, dass ein oder mehrere Mitarbeiter wochenlang in Archiven und Mikrofilmen abtauchen und (halb-)manuell Zweitschriften erstellen.

Das heißt: Die Schweizer Bank wird mit recht hohem (Zeit-)Aufwand maximal Zweitschriften der einzelnen Transaktionsabrechnungen und Kontoauszüge zur Verfügung stellen können. Anhand derer ist der Steuerschuldner aber kein Stück schlauer, was die tatsächliche Steuerschuld betrifft.

Ich halte es daher für plausibel, dass es a) lange gedauert hat, bis die Daten aus der Schweiz vorlagen und b) dass es danach nochmal sehr lange dauert (und möglicherweise auch noch gar nicht abgeschlossen ist), bis man daraus die echte Steuerschuld errechnen kann. Gerade wenn viele Jahre und enorm viele Transaktionen betroffen sind und alle Abrechnungen in einem System erfolgten, dem das deutsche Steuerrecht ja gerade total egal war.



3.) Verrechnung von Gewinnen und Verlusten (und ob der "Ort" der Erzielung dabei eine Rolle spielt) - und damit auch Ermittlung der tatsächlichen Steuerschuld

Der Steuerschuldner Uli Hoeneß kann bzw. muss sogar natürlich (wenn man seine echte Steuerschuld berechnen will) sämtliche Gewinne und Verluste - und zwar völlig unabhängig davon, ob er diese in Deutschland, in der Schweiz oder auf Barbados erzielt hat - "zusammenwerfen", um seine echte Steuerschuld zu berechnen. Das heißt mal in einem sehr einfachen Beispiel:

Hoeneß macht in 2009 in Deutschland Verluste aus Aktiengeschäften iHv 1.000.000 Mio EUR und Gewinne mit Termingeschäften iHv 2.000.000 EUR. Dann zahlt er nur darauf erstmal Steuern (da in 2009, 25% KESt + Soli) auf eine Summe von 2 Mio EUR, da er seine Aktienverluste nicht mit Sonstigen Gewinnen verrechnen darf.

In der Schweiz hat er nun im gleichen Zeitraum 1.500.000 EUR Gewinne mit Aktiengeschäften und ebenfalls 2.000.000 EUR EUR Gewinn mit Termingeschäften gemacht.

Jetzt müsste man in der Gesamtschau hingehen und sagen: Aktiengewinne +500.000 EUR ; Sonstige Gewinne: 4.000.000 EUR; Bemessungsgrundlage für seine Steuerschuld also 4,5 Mio (obwohl zu seiner Bemessungsgrundlage in Deutschland von 2 Mio EUR nun 3,5 Mio EUR Gewinne hinzukamen,steigt die Bemessungsgrundlage gesamt "nur" um 2,5 Mio EUR).

Das ist sehr, sehr vereinfacht dargestellt, da anhand der Unterlagen aus der Schweiz ja gar nicht ad hoc ersichtlich wird: Wie sind die (steuerlichen) Gewinne/Verluste der einzelnen Transaktionen.

Hinzu kommen erschwerend folgende Fakten:

a) Für die Jahre bis inkl. 2008 gilt der persönliche Steuersatz von Hoeneß, danach 25% KESt (Einführung Abgeltungsteuer)
b) Mit Einführung der Abgeltungsteuer haben sich neben dem Steuersatz (mit teilweise abstrusen zeitlichen und inhaltlichen Fristen) die Spekulationsfristen und Verrechnungsmöglichkeiten von Gewinn- und Verlustarten verändert
c) Die Verrechnung von Quellensteuern (die in der Schweiz bei relevanten Erträgen sehr wahrscheinlich eine Rolle gespielt haben), muss ebenfalls berücksichtigt werden
d) Die Berechnung der "deutschen" Steuerabrechnung muss nicht nur um die "Schweizer Erträge" ergänzt werden, sondern auch die Verlustvor- (und ggf. früher noch möglichen) Verlustrück-träge müssen nach Saldierung aller Erträge korrigiert werden.

In diesem Zusammenhang ist es zumindest für mich nachvollziehbar, warum man zwischen 18,5 Mio und 27,2 Mio EUR schwanken kann (bei überschlägigen Rechnungen). Wie die Staatsanwaltschaft zunächst auf 3,5 Mio EUR kam ist für mich allerdings weiter rätselhaft (bzw. die Summen der einzelnen Jahre, die die Staatsanwaltschaft ja explizit in der Anklageschrift genannt hat).



Fazit und eigene Einschätzung:

Die Selbstanzeige war wohl nicht vollständig und kann daher nicht strafbefreiend wirken. Da dennoch die Unschuldsvermutung gilt, muss man zur Bemessung des Strafrahmens folgende Frage beantworten:

Liegen Fakten vor, die belegen, dass Uli Hoeneß trotz des offensichtlichen formellen Mangels (fehlende Höhe der Steuerschuld) die Tat nicht vollständig aufklären will und wollte?

a) Die möglicherweise Verschleppung (Stichwort Erstellungsdatum der PDFs) konnte nicht bewiesen werden (Zeuge von heute).
b) Es gibt keinen Beweis oder Anhaltspunkt, dass Hoeneß nicht sämtliche Daten vorgelegt hat.
c) Hoeneß hat am ersten Verhandlungstag die ihm vorgeworfene Steuerschuld - aus eigenem Antrieb, ohne dass diese Summe angeklagt gewesen wäre - quasi verfünffacht. Aus meiner Sicht ist dies eher ein Indiz dafür, dass seine Einlassung, er wolle "reinen Tisch" machen, glaubwürdig erscheint. Es gibt aus meiner Sicht jedenfalls keine Fakten, die dagegen sprechen.

Am Ende muss das Gericht dann bewerten, ob die unfassbare Höhe der Steuerschuld schwerwiegender ist, als die vorgenannten Punkte und deshalb die formell unvollständige Selbstanzeige also nicht nur nicht strafbefreiend, sondern sogar auch nicht "haftbefreiend" wirken kann.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 12.März 2014, 18:42:32
Zitat
Demnach wurden in der SA Gewinne in Höhe von 130 Mio.€ deklariert. Bei einem Einkommensteuersatz plus Solidaritätszuschlag von knapp 50 Prozent seien so bis zu 70 Millionen Euro abgedeckt.

Auch hier vorsichtig sein. Zur Einkommenssteuer gehören Lohnsteuer und Kapitalertragssteuer (und Bauabzugssteuer und noch eine, die mir gerade nicht einfällt). Die Lohnsteuer wird in Deutschland mit einem Spitzensteuersatz von 45% beziffert, die Kapitalertragssteuer beträgt aber nur 25%. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Einkünfte aus Termin- und Wertpapiergeschäften unter die Kapitalertragssteuer fallen und somit mit 25% besteuert werden. Fremddevisengeschäfte fallen nicht unter die Kapitalertragssteuer, soweit ich weiß. Wie die genau besteuert werden, weiß ich nicht, da ich damit noch nicht zu tun hatte, aber bestimmt auch nicht mit Lohnsteuerspitzensatz.

Wie geschrieben, ich hatte lediglich die Informationen aus dem verlinkten FAZ-Artikel wiedergegeben. Aber natürlich trotzdem Danke für die genauere Erläuterung.

Zu welcher Uhrzeit (circa) wird denn mit der Urteilsverkündung zu rechnen sein? Und sind während dieser TV-Kameras zugelassen?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Tony Cottee am 12.März 2014, 18:46:16
Zitat
Demnach wurden in der SA Gewinne in Höhe von 130 Mio.€ deklariert. Bei einem Einkommensteuersatz plus Solidaritätszuschlag von knapp 50 Prozent seien so bis zu 70 Millionen Euro abgedeckt.

Auch hier vorsichtig sein. Zur Einkommenssteuer gehören Lohnsteuer und Kapitalertragssteuer (und Bauabzugssteuer und noch eine, die mir gerade nicht einfällt). Die Lohnsteuer wird in Deutschland mit einem Spitzensteuersatz von 45% beziffert, die Kapitalertragssteuer beträgt aber nur 25%. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Einkünfte aus Termin- und Wertpapiergeschäften unter die Kapitalertragssteuer fallen und somit mit 25% besteuert werden. Fremddevisengeschäfte fallen nicht unter die Kapitalertragssteuer, soweit ich weiß. Wie die genau besteuert werden, weiß ich nicht, da ich damit noch nicht zu tun hatte, aber bestimmt auch nicht mit Lohnsteuerspitzensatz.


Wie geschrieben, ich hatte lediglich die Informationen aus dem verlinkten FAZ-Artikel wiedergegeben. Aber natürlich trotzdem Danke für die genauere Erläuterung.

Zu welcher Uhrzeit (circa) wird denn mit der Urteilsverkündung zu rechnen sein? Und sind während dieser TV-Kameras zugelassen?


Es ist sogar noch komplizierter, was die Steuersätze betrifft (siehe mein vorheriger Beitrag). Und ja: Die Gewinne aus Devisenspekulationen die Uli Hoeneß nach meiner Kenntnis getätigt hat, unterliegen der Kapitalertragsteuer (bis incl. 2008 entsprechend dem individuellen Steuersatz von Hoeneß, seitdem 25%).
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 12.März 2014, 18:48:18
Ist denn bekannt, ob Hoeneß nicht vielleicht eine abgestufe SA eingereicht hat? Da würde es mWn ausreichen, einen Betrag anzugeben, der auf keinen Fall überschritten wurde. Alles weitere kann dann - das genaue Vorgehen kenne ich nicht - nachgereicht werden.

Darauf bin ich im letzten Post auch eingegangen. Im Falle Hoeneß wird es wohl eine solche Anzeige gegeben haben, allerdings gibt es auch hierfür strenge Auflagen.
1. Alle in Frage kommenden Unterlagen bezüglich der genauen Höhe müssen in sehr knappen Fristen ans Finanzamt weitergeleitet werden. Nun handelt es sich bei Hoeneß objektiv um viele Kontobewegungen, größere Firmen dürften in Wahrheit aber noch mehr Bewegungen haben, da dort meistens auch noch hunderte Konten in Betracht kommen. Hoeneß soll verschiedene Fristen überschritten haben.
2. Außerdem besteht das Finanzamt in den meisten Fällen auf einer Vorauszahlung der Steuern in etwa der Schätzhöhe. Hoeneß hat meines Wissens nach nur 10mio€ überwiesen, wodurch die Selbstanzeige unwirksam werden könnte.

Ich bin kein Steuerexperte, aber ich kann mir beim besten Willen die Wirksamkeit der Selbstanzeige nicht vorstellen. Eine solche Selbstanzeige ist eigentlich ein Ausdruck tätiger Reue, der Täter bezeugt also durch seine Handlungen einen möglichst raschen und umfassenden Aufklärungswillen. Diesen kann ich bei Hoeneß auf keinen Fall erkennen. Eine Bank auf den Cayman-Inseln braucht vllt 1 Jahr, um Dokumente über ein Kontengeflecht heranzuschaffen, aber eine Bank aus der Schweiz, bei der Hoeneß offenbar Premium-Kunde war, soll über ein Jahr brauchen, um, ich sage jetzt einfach mal flapsig "Kontoauszüge" zu einem Konto heranzuschaffen? Auch wenn es 70.000 Seiten sind, das ist unvorstellbar. Dazu kommt die Aussage vom reinen Tisch und den 18,5mio€, die am nächsten Tag nochmal einen Aufschlag von 10mio€ bekommen hat, woraufhin die Verteidigung gar nicht überrascht war. Ehrlicher, reuiger, wäre es da gewesen zu sagen, dass das genaue Ausmaß noch nicht überblickt werden kann, da die Papiere aus der Schweiz erst vor 2 Wochen eingetroffen sind, woraufhin sie umgehend ans Finanzamt geleitet wurden, aber es kann gut sein, dass das Ausmaß xmio€ (x=Wert der Selbstanzeige) beträgt. Diese Aussage hätte auch das Bild vom zockenden Hoeneß unterstrichen, der komplett die Kontrolle verloren hat und wie ein Junkie nicht mehr genau weiß, wieviel Geld er sich da jeden Tag in den Arm gespritzt hat.

Zitat
Zu welcher Uhrzeit (circa) wird denn mit der Urteilsverkündung zu rechnen sein? Und sind während dieser TV-Kameras zugelassen?

Zum ersten kann mensch nichts sagen. Behandlungbeginn ist wohl 9Uhr, dann kommen Plädoyers und die Urteilsverkündung erfolgt ungefähr in demselben Stile wie Patches für den FM erscheinen: as soon as it's done! Da die Zahlen ja heute von allen akzeptiert wurden, geht es nur noch um die Wirksamkeit der SA. Kann vllt ein paar Stunden dauernd, vllt auch bis zum Freitag. Meistens teilt der Vorsitzende nach den Plädoyers mit, wie lange er sich mit den Schöffen und Beisitzern zurückzieht, um ein Urteil zu finden.

TV-Kameras werden bei der Urteilsverkündung wohl nicht zugelassen sein. Generell sind Bildaufnahmen in den meisten Gerichten ja verboten, durch die sogenannte Pool-Lösung können die Zuschauer aber ca 5-10Minuten vor dem Prozess Bilder machen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Tony Cottee am 12.März 2014, 18:58:55
@Konni: Was die Wirksamkeit der Selbstanzeige betrifft, bin ich bei Dir.

Allerdings glaube ich wirklich, dass es relativ aussichtslos unfassbar aufwendig ist ca. 50.000 Transaktionen aus einem anderen Land über mehrere Jahre unter verschiedenen Steuerregimen in Deutschland (ohne und mit Abgeltungsteuer) so aufzubereiten und mit den "legalen Inlandseinnahmen" zu verrechnen, dass man am Ende auf die korrekte Summe kommt.

Zu meinem Hintergrund: Ich arbeite bei einer deutschen Großbank und bin für die korrekte Abwicklung der Abgeltungsteuer für unsere Kunden operativ zuständig.

Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 12.März 2014, 19:07:07
Sehr informativer und guter Beitrag, Mr Cottee!

Eine Sache möchte ich interessehalber aufgreifen:

Zitat
2.) Die Erstellung von Daten im Zeitalter der Digitalisierung (für den Zeitraum 2003-2011)

Aus eigener Erfahrung (auch mit Schweizer Banken) weiß ich, dass es keineswegs einfach und schnell machbar ist, Transaktionsdaten (inkl. den dazugehörigen steuerrelevanten Daten) für einen Zeitraum, der so lange zurück liegt, aufzubereiten. Die Abrechnungen sind in der Regel bei vielen Banken erst seit einigen Jahren auch auf Dokumentenservern abgelegt. Einige Banken haben diese bis heute nicht. Ich gehe davon aus, dass eine schweizer Bank kein gesteigertes Interesse an einer lückenlosen rückwirkenden Dokumentation der einzelnen Kundentransaktionen für länger zurück liegende Jahre hat und sich Investitionen in diesem Bereich eher gespart hat. In keinem Fall wird eine schweizer Bank diese Daten nach deutschem Steuerrecht (also z.B. Berücksichtigung der FiFo-Methode, Berücksichtigung von Spekulationsfristen oder z.B. Berücksichtigungen von steuerrechtlichen Spezialitäten bei Dividenden, Kapitalmaßnahmen etc.) aufbereitet vorliegen haben - nicht einmal die Daten aus dem laufenden Jahr.

Deutsche Banken unterliegen auch hier stärkeren (bzw. häufigeren) regulatorischen Anforderungen, die es nötig machen, solche Daten (auch von vor Einführung Abgeltungsteuer 01.01.2009) vorzulegen. Deutsche Banken werden daher eher in die entsprechende Infrastruktur investiert haben, da es irgendwann einen Business Case ergibt, wenn die Alternative ist, dass ein oder mehrere Mitarbeiter wochenlang in Archiven und Mikrofilmen abtauchen und (halb-)manuell Zweitschriften erstellen.

Das heißt: Die Schweizer Bank wird mit recht hohem (Zeit-)Aufwand maximal Zweitschriften der einzelnen Transaktionsabrechnungen und Kontoauszüge zur Verfügung stellen können. Anhand derer ist der Steuerschuldner aber kein Stück schlauer, was die tatsächliche Steuerschuld betrifft.

Ich halte es daher für plausibel, dass es a) lange gedauert hat, bis die Daten aus der Schweiz vorlagen und b) dass es danach nochmal sehr lange dauert (und möglicherweise auch noch gar nicht abgeschlossen ist), bis man daraus die echte Steuerschuld errechnen kann. Gerade wenn viele Jahre und enorm viele Transaktionen betroffen sind und alle Abrechnungen in einem System erfolgten, dem das deutsche Steuerrecht ja gerade total egal war.

Der von dir geschilderte Zeitaufwand ist interessant. Dass die "Formatierungen" der Unterlagen in der Schweiz nicht mit den Verarbeitungsmethoden der deutschen Steuerfahndung kompatibel sind, ist mir bekannt. Deshalb werden diese 70.000Seiten ja auch größtenteils per Hand ausgewertet werden müssen und deshalb konnte die Steuerprüferin auch nur Überschlagsrechnungen vorlegen. Was mir aber neu wäre ist, dass schweizer Banken derart lange brauchen, um Dokumente zu einem Nummernkonto herauszurücken. Die Anfrage erfolgte ja nicht von deutschen Steuerbehörden, sondern von Hoeneß selbst, der ja eigentlich großes Interesse an einer schnellen Aufklärung hätte haben müssen, um tätige Reue zu zeigen. Ich selbst habe weder Depot noch Konto in der Schweiz, aber es gibt ja auch eidgenössische Steuerprüfer, die für ihre Staatsbürger ebenso Finanzen überprüfen können müssen. Deshalb bin ich schockiert, dass die Banken dort über ein derart schwaches Archivierungssystem verfügen. Immerhin können diese Daten ja auch in vielen Fällen von Vorteil für den Kunden sein. Bist du dir sicher, dass es über ein Jahr dauert, die relevanten Verbindungen von 8 Jahren zu einem Konto auf Verfügung eines Kunden zusammenzukratzen und rüberzuschicken?

Zitat
In diesem Zusammenhang ist es zumindest für mich nachvollziehbar, warum man zwischen 18,5 Mio und 27,2 Mio EUR schwanken kann (bei überschlägigen Rechnungen). Wie die Staatsanwaltschaft zunächst auf 3,5 Mio EUR kam ist für mich allerdings weiter rätselhaft (bzw. die Summen der einzelnen Jahre, die die Staatsanwaltschaft ja explizit in der Anklageschrift genannt hat).

Im Zusammenhang mit deinen Einlassungen klingt das jedenfalls schlüssig. Juristisch ist dazu aber zu sagen, dass Hoeneß die 18,5mio€ dann nicht als die definitive Summe hätte darstellen sollen, wie er es offenkundig vor Gericht getan hat. Außerdem hat die Steuerprüferin ja schon die "Best-case-Methode" in der Berechnung für Hoeneß zu Grunde gelegt (was auch immer das sein soll), nach welchem Szenario hätten sich dann die 18,5mio€ ergeben, die ja um ein gutes Drittel geringer ausfallen? Es wäre taktisch klüger gewesen, eher den Ahnungslosen zu geben und zu sagen, dass es 18,5mio€ gewesen sein könnten, dass die tatsächliche Zahl aber in Kooperation mit der Steuerfahndung noch genau beziffert werden muss. Ein Angeklagter muss vor Gericht ja eigentlich nicht zu Klärung des Sachverhaltes beitragen, für die beweishaltige Klärung ist die Staatsanwaltschaft zuständig. Wenn es aber wie bei Hoeneß darum geht das Gericht davon zu überzeugen ein reuiger Täter zu sein, dann muss da schon etwas anders verfahren werden.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Tony Cottee am 12.März 2014, 19:22:04
Zum zweiten Punkt zuerst:

Die Nennung der Summe von 18,5 Mio EUR erscheint mir auch nicht ganz plausibel. In jedem Fall taktsich nicht klug. Soweit ich weiß haben Hoeneß' Anwälte aber auch am ersten Prozesstag schon gesagt: Es könnten auch 12, 15 oder 20 Mio EUR sein. Da muss ich anfangen zu vermuten: Es könnte sein, dass die Anwälte von Hoeneß einfach schon etwas weiter in ihren Berechnungen sind, da sie a) die Unterlagen sicher nicht völlig unverzüglich weitergeben werden (was sie natürlich nicht zugeben können) und b) vermutlich mit mehr Manpower an der Berechnung sitzen.

Möglicherweise sind die 18,5 Mio EUR also näher an der Realität, als die 27,2 Mio EUR. Es ergibt ja aber aus Hoeneß Sicht jetzt auch wenig Sinn zu sagen: "Nein, wir glauben, dass 18,5 Mio EUR richtiger sind." Das würde ja noch seltsamer wirken, als zu sagen: "Ok, 27,2 Mio EUR sollte passen." und damit möglichst schon am Donnerstag ein Urteil zu bekommen.

Zum ersten Punkt:

Ob das ein Jahr dauert, kann ich nicht beurteilen. Ich gehe davon aus, dass auch die Bank Vontobel jetzt nicht alles verfügbare Personal dafür abzieht, die Unterlagen eines EX-Top-Kunden schnellstmöglich herbei zu schaffen. Zumal dieser EX-Kunde (mehr oder weniger freiwillig) dafür gesorgt haben dürfte, dass die Bank Vontobel eine möglicherweise nicht unerhebliche Anzahl von Depots von vermögenden Top-Kunden nach Deutschland verloren haben wird (die wollten eben auch lieber wieder "steuerehrlich" werden).

Wenn ich (als Bank) von einer schweizerischen Bank (ich will hier jetzt explizit nicht die Bank Vontobel nennen) Unterlagen anfordere, die ich nach deutschem Steuerrecht benötige, um z.B. die steuerlichen Anschaffungsdaten eines Übertrages von der Schweiz zu uns regulatorisch korrekt und revisionssicher hinterlegen zu können, dann ist diese Bank nicht immer besonders kooperativ und verlangt dafür auch gerne mal "supergünstige" Gebühren - während innerhalb Deutschlands dieser Austausch reglementiert, standardisiert und natürlich kostenfrei stattfindet.

Insofern habe ich nicht die Vorstellung, dass ein Bankvorstand in der Schweiz unbedingt einen besonders hohen Puls bekommt, wenn ein hektischer Hoeneß aber mal ganz flott alle Unterlagen - und zwar in jedem Fall komplett vollständig - haben will.


Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Leland Gaunt am 12.März 2014, 19:49:41
Ich habe das Gefühl, dass die ganze Sache mehr oder weniger von vornherein schon durchgestylt war, ebenso das morgige Urteil.
U.H. wird einen Kuhhandel eingegangen sein und richtig latzen müssen, dafür allerdings verschont werden von schwedischen Gardinen.

Nach den Neuigkeiten in Bezug auf die Entwicklung der Zahlen in den letzten Tagen, wundert es mich ein wenig, dass nun alles schon abgeschlossen ist und Morgen das Urteil verkündet wird.

U.H. hat den Staat um xMio € betrogen und muss dafür ins Gefängnis.
Alles andere würde mMn den deutschen Rechtsstaat ad absurdum führen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Alcatraz am 12.März 2014, 19:56:50
U.H. hat den Staat um xMio € betrogen und muss dafür ins Gefängnis.

So siehts aus, allerdings wird man dir das Gegenteil beweisen!
Es geht schliesslich um eine Person die bekannter ist als wir beide zusammen ..
 ;)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Ensimismado am 12.März 2014, 20:10:38
Wartet doch einfach erst einmal das Urteil und die Begründung ab. Vorher ist jede Mutmaßung doch nicht angebracht, inwiefern das Urteil, wie auch immer es ausfallen mag, eine Promi Bonus oder Malus enthält.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Leland Gaunt am 12.März 2014, 20:11:20
U.H. hat den Staat um xMio € betrogen und muss dafür ins Gefängnis.

So siehts aus, allerdings wird man dir das Gegenteil beweisen!
Es geht schliesslich um eine Person die bekannter ist als wir beide zusammen ..
 ;)

Hast du eine Ahnung ;D

Nee, sag ich ja, ich denke auch, dass das ganze glimpflich für U.H. ausgehen wird.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 12.März 2014, 21:03:30
Weiß denn jemand, was aus der geplanten Verleumdungsklage von Hoeneß gegen den "Stern" geworden ist?
Im letzten Sommer erschien in der Online-Ausgabe des Sterns ein Bericht, in welchem es hieß, dass noch weitere Konten bei der Credit Suisse, Julius Bär und der Zürcher Kantonalbak in die Affäre involviert sein. (http://www.stern.de/panorama/hinweis-im-fall-hoeness-hunderte-millionen-in-der-schweiz-2047956.html)
Ich konnte bisher lediglich Artikel finden, in denen Hoeneß eine Verleumdungsklage ankündigt. Ob dies schlussendlich tatsächlich geschehen ist, kann ich nirgendswo finden.

Was Hoeneß's "Status" bei der Vontobel angeht:
Das Konto bei der schweizer Privatbank eröffnete Hoeneß bereits 1975. Am Anfang - laut eigener Aussage - mit einer Handelssumme von maximal 50 000 DM. Später - mit zunehmender Handelssume - soll er den Rang eines "semi-professionellen Anlegers" erhalten haben. Er war demnach nicht im "Private Banking" eingeteilt - obwohl dies aufgrund seines Vermögens bei der Bank üblich gewesen wäre, sofern ich dies richtig überblickt habe - sondern in der Sparte "Investment Banking".
Die Bank soll lediglich Hoeneß's Order ausgeführt haben, war dabei aber nicht beratend tätig. Wäre Hoeneß im "Private Banking" deklariert wurden, so wäre er womöglich bereits 2008 angehalten, sein Konto zu regulieren. Im Private Banking von Vontobel erkannte man 2008, dass das Geschäft mit unversteuerten Kundengeldern keine Zukunft hat. US-Kunden wurden in eine steuerkonforme Tochtergesellschaft überführt, deutsche Kunden mit zunehmendem Druck angehalten, ihre Situation zu bereinigen. Den Kundenberatern im Investmentbanking fehlte es dagegen an Sensibilität bezüglich Steuerfragen. Hoeneß wurde von einem Investmentbanker betreut, weil er vor allem Devisengeschäfte tätigte. Einige schweizer Medien berichteten im Zusammenhang mit der erfolgten Selbstanzeige im Januar `13, dass die Vontobel Hoeneß drängte sein Konto zu regulieren.

Falls jemand Interesse an den einzelnen Artikeln haben sollte, hier noch die Quellen:
(click to show/hide)

Dazu noch ein umfangreicher Artikel über "innere Unruhen" bei der Vontobel-Bank: http://www.bilanz.ch/unternehmen/vontobel-risiko-stillstand
Sowie ein Interview mit dem Verwaltungspräsident (ähnlich: Chef in einem Aufsichtsrat) Herbert Scheidt: http://www.zeit.de/2014/09/herbert-scheidt-bank-vontobel
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 12.März 2014, 23:10:28
(http://s14.directupload.net/images/140312/redb2rrq.jpg) (http://www.directupload.net)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 13.März 2014, 09:10:32
U.H. hat den Staat um xMio € betrogen und muss dafür ins Gefängnis.
Alles andere würde mMn den deutschen Rechtsstaat ad absurdum führen.

Deine Aussage führt den Rechtsstaat schon ad absurdum, denn vor dem Urteil gilt die Unschuldsvermutung und damit gilt die Selbstanzeige noch als wirksam, da die Staatsanwaltschaft dem Richter noch nicht glaubwürdig das Gegenteil bewiesen hat.
Und überall wollen die Leute Uli einsitzen sehen, dabei haben die meisten kein Jura studiert oder eine Ahnung, wovon sie reden. Sollte Uli heute ohne Gefängnisstrafe davon kommen, wird jeder über den Promibonus oder korrupten Staat sprechen. Dabei agieren die Richter im Rahmen der Gesetze, nicht in ihren eigenen Vorstellungen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: veni_vidi_vici am 13.März 2014, 09:46:26
Ich hatte es schon mal geschrieben. Eine Gefängnisstrafe halte ich nicht für optimal. Was hätten wir alle davon? Würden sich wirklich so viele Leute diebisch freuen wenn Uli H. in den Knast muss?

Er hat Steuern hinterzogen und das im großen Ausmaß. Strafe muss sein. Aber er hat niemanden umgebracht, keine Existenzen zerstört und in solchen Fällen sind die Leute oftmals viel zu früh aus dem Gefängnis draußen.

Wenn Hoeneß in den Bau muss, dann kostet er uns Steuerzahlern nur weiteres Geld. Auch scheint das Wissen um eine Gefängnisstrafe viele Hinterzieher überhaupt nicht abzuschrecken. Vielleicht sollten die Gesetze hier wirklich so geändert werden, dass diesen "Verbrechern" richtig tief in die Tasche gegriffen wird. Dem Staat wäre doch viel mehr gehofen, wenn der hinterzogene Betrag doppelt zurückgezahlt werden müsste. Es besteht keine akute Gefahr durch Uli H. und auch ein Rückfall zur Steuerhinterziehung ist nicht gegeben. Eine Gefängnisstrafe scheint mir daher unangebracht.

Allerdings sollten bei Bayern Konsequenzen gezogen werden. Egal was Hoeneß Alles geleistet hat. Als Vorbildfunktion eines großen Vereins, dem sicherlich viele nachgeeifert haben, hat er m.E. Nichts mehr zu suchen. Zumal er sich häufig als Moralapostel aufgespielt hat. Für mich und sicherlich auch für viele andere hat er an Glaubwürdigkeit verloren. Auch die Naivität vor Gericht nehme ich ihm - einem wirklich intelligenten Menschen, der auch beruflich immer mit Geld umgehen musste, irgendwie nicht ab.

Kurz zusammengefasst: Geldstrafe wichtiger und richtiger als Gefängnisstrafe; Hoeneß für Bayern nicht mehr tragbar.

LG Veni_vidi_vici
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Uwe am 13.März 2014, 09:57:53
Kann man irgendwo auf Bewährung wetten? (ich hab noch ein paar Geldbündel zu waschen)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j4y_z am 13.März 2014, 10:09:25
U.H. hat den Staat um xMio € betrogen und muss dafür ins Gefängnis.
Alles andere würde mMn den deutschen Rechtsstaat ad absurdum führen.

Deine Aussage führt den Rechtsstaat schon ad absurdum, denn vor dem Urteil gilt die Unschuldsvermutung und damit gilt die Selbstanzeige noch als wirksam, da die Staatsanwaltschaft dem Richter noch nicht glaubwürdig das Gegenteil bewiesen hat.
Und überall wollen die Leute Uli einsitzen sehen, dabei haben die meisten kein Jura studiert oder eine Ahnung, wovon sie reden. Sollte Uli heute ohne Gefängnisstrafe davon kommen, wird jeder über den Promibonus oder korrupten Staat sprechen. Dabei agieren die Richter im Rahmen der Gesetze, nicht in ihren eigenen Vorstellungen.

Das denke ich auch. Wenn der Richter ein mit dem deutschen Recht und Gesetz vereinbares Urteil fällt, bin ich damit zufrieden, egal ob es nun Bewährung, 10 Jahre oder Freispruch heißt.
Dass der Richter es nicht jedem recht machen kann, ist klar. Muss er auch gar nicht. Er muss nur ein Urteil finden, das dem Strafmaß laut deutschem Recht angemessen ist. Alles andere würde den Rechtsstaat ad absurdum führen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 13.März 2014, 10:26:10
Laut PHOENIX fordert der Staatsanwalt 5 Jahre und 6 Monate Haft. Das wäre eine ziemlich harte Strafe, auch im Rahmen der Vermutungen zuvor.

Aber was mich auf die Palme bringt: Wegen eines Steuerprozesses einer (bekannten) Privatperson schalten die bei dem Sender, wohlgemerkt öffentlich-rechtlich und somit gebührenfinanziert, aus dem Bundestag weg zum Reporter vor dem Münchner Gericht. Ich fasse es nicht. Es geht im höchsten deutschen Plenarsaal um die Ukraine, da reden unsere Volksvertreter und die schalten zu einer verglichen dazu Nichtigkeit.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Uwe am 13.März 2014, 10:37:04
Echt? Boah krass, Phoenix wird ja immer mehr zu Bunte-TV. Geht ja gar nicht so was.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Uwe am 13.März 2014, 10:52:26
Weil im Thread ja mehrfach die Frage kam, woher Hoeness soviel private Zocker-Kohle haben konnte - in diesem Blog stellt jmd. einen interessanten Rückblick an (Stichpunkt TV-Zentralvermarktung der Liga und der Preis für die Zustimmung der Bayern zu diesem Konzept):

http://derblauweisse.wordpress.com/2014/03/10/hoenes-kirch-adidas-dreyfus-ein-kreis-der-sich-schliest/
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Dr. Gonzo am 13.März 2014, 11:03:32
Zitat
10.59 Uhr: Verteidiger Feigen erklärt: "Eine wirksame Selbstanzeige wurde nur knapp verfehlt." Für Hoeneß spreche, dass er sich mustergültig verhalten habe. Hoeneß sei ein erfolgreicher Unternehmer, der viele Steuern bezahlt hat. Vor allem aber habe Hoeneß ein Herz für andere gezeigt. Er habe stets dort geholfen, wo Not am Mann war.

Das klingt aber schon recht verzweifelt, oder?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 13.März 2014, 11:13:25
Zitat
10.59 Uhr: Verteidiger Feigen erklärt: "Eine wirksame Selbstanzeige wurde nur knapp verfehlt." Für Hoeneß spreche, dass er sich mustergültig verhalten habe. Hoeneß sei ein erfolgreicher Unternehmer, der viele Steuern bezahlt hat. Vor allem aber habe Hoeneß ein Herz für andere gezeigt. Er habe stets dort geholfen, wo Not am Mann war.

Das klingt aber schon recht verzweifelt, oder?

Wenn selbst ein so renommierter Anwalt wie Feigen so ein Plädoyer hält, dann sieht es wirklich mies aus. Darf bei drei Anwälten, die Uli hat, eigentlich jeder ein Plädoyer halten?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: kn0xv1lle am 13.März 2014, 11:25:34
Oh je man muss also Jura studiert haben, um eine Meinung haben zu dürfen ? Wird ja immer lustiger hier. Auch ohne Jura Studium kann man sehr wohl zwischen Recht und Unrecht unterscheiden mein lieber Starkstrom. Und auch der Vergleich zu anderen Vergehen den man besonders auf Facebook immer liest, "Kinderschänder kriegen nur 2 Jahre aber Steuersünder werden für 10 Jahre weggeschlossen, krankt ziemlich. Hoeneß wird so oder so jegliche Steuerschuld zurückzahlen müssen und wie ich den Deutschen Staat kenne inklusive Bearbeitungsgebühren.
Wenn Hoeneß in den Bau muss, dann kostet er uns Steuerzahlern nur weiteres Geld. Auch scheint das Wissen um eine Gefängnisstrafe viele Hinterzieher überhaupt nicht abzuschrecken. Vielleicht sollten die Gesetze hier wirklich so geändert werden, dass diesen "Verbrechern" richtig tief in die Tasche gegriffen wird. Dem Staat wäre doch viel mehr gehofen, wenn der hinterzogene Betrag doppelt zurückgezahlt werden müsste.
Wir reden vom Promi Bonus, wenn für solche Vergehen plötzlich nur eine besonders hohe Geldstrafe fällig ist. Da vermögende Leute sich solche extra Zahlungen wohl eher Leisten können als weniger vermögende Steuerhinterzieher.
Ausserdem würde das das Signal senden "Leute wenn ihr erwischt werdet, macht nichts, zahlt einfach eine Hohe Strafe und ihr seid Frei". Steuersünder sind schon schwer genug zu fassen, da braucht man nicht noch  sowas.



Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Stefan von Undzu am 13.März 2014, 11:26:47
Um meine Objektivität zu unterstreichen, gibt es natürlich auch ein Kompliment an den Verteidiger von Uli Hoeneß! 10:52 - Hut ab!  :P

(https://fbcdn-sphotos-b-a.akamaihd.net/hphotos-ak-ash4/t31/q71/s720x720/1781853_10203388463973681_778724580_o.jpg)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 13.März 2014, 11:29:09
Zitat
Darf bei drei Anwälten, die Uli hat, eigentlich jeder ein Plädoyer halten?

Nein.

Interessante Einlassung, veni vedi vici, ich bin fast geneigt, da mal Hobbes' Leviathan darauf zu antworten ;)

Verzweifelt klingt vor allem der Umstand, dass die Verteidung eben doch nicht mehr von einer wirksamen Selbstanzeige ausgeht, wie in den letzten Tagen immer groß getönt. Also sowas wie eine knapp verfehlte Selbstanzeige gibt es nicht. Klar wird die Selbstanzeige Hoeneß als Milderungsgrund gutgeheißen, aber ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass das noch zu einer Bewährungsstrafe führt. Letztendlich hat diese Selbstanzeige denselben Wert wie ein Geständnis. 5 Jahre werden es vermutlich nicht, aber eine Bewährungsstrafe würde mich auch überraschen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 13.März 2014, 11:37:45
Es steht ja auch so gut wie fest, dass die Verteidigung in Berufung gehen wird, wenn es keine Bewährungsstrafe mehr geben sollte. Damit wird heute noch kein endgültiges Urteil gefällt.

Oh je man muss also Jura studiert haben, um eine Meinung haben zu dürfen ? Wird ja immer lustiger hier. Auch ohne Jura Studium kann man sehr wohl zwischen Recht und Unrecht unterscheiden mein lieber Starkstrom. Und auch der Vergleich zu anderen Vergehen den man besonders auf Facebook immer liest, "Kinderschänder kriegen nur 2 Jahre aber Steuersünder werden für 10 Jahre weggeschlossen, krankt ziemlich. Hoeneß wird so oder so jegliche Steuerschuld zurückzahlen müssen und wie ich den Deutschen Staat kenne inklusive Bearbeitungsgebühren.

Ich verstehe deine Aussage. Es geht mir mehr darum, dass die Leute Uli im Knast sehen wollen, da sie das als Sieg gegen den bösen Steuersünder und womöglich auch den FC Bayern sehen. Das kann nicht sein. Dazu kennt kaum einer alle Umstände, die vor Gericht relevant sind. Und ein Urteil ohne alle Fakten zu fällen ist ziemlich populistisch (wie die BILD, die heute im Namen aller Steuersünder Hoeneß im Knast sehen will).
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 13.März 2014, 11:41:42
Hoeness muss die Summe inklusive 6% jährlicher Zinsen zurückzahlen wenn er verurteilt wird. Wenn die Selbstanzeige wieder erwarten als gültig erklärt wird gibt es 11% jährliche Zinsen.

Abgesehen davon finde ich, dass man bei den geforderten 5 1/2 Jahren schon von einer angemessenen Strafe ausgehen kann, ich hätte damit gerechnet, dass die Staatsanwaltschaft mehr fordert, das höchstmas sind ja glaube ich 10 Jahre und es ist der schwerste private Fall von Steuerhinterziehung, ich fände es da schon seltsam wenn am Ende dann nur 3 Jahre oder ähnliches rauskommen.

Im übrigen finde ich das es weder Sinn macht darüber zu diskutieren, ob man so etwas lieber mit einer Geldstrafe belegen sollte, denn man kann das geltende Recht nicht einfach für jeden Fall anpassen. und wie kn0xv1lle bereits sagt ist es auch diskriminierend da normale Menschen auf Grund von Zahlungsunfähigkeit dann wieder ins Gefängnis müssten. Ich wäre mir auch gar nicht sicher ob Hoeness mal eben 60 Millionen zahlen kann, wenn er nach eigener Aussage verluste gemacht hat.

Nach einem erfolgten Geständnis muss man aber doch auch nicht immer noch auf der Unschuldsvermutung rumreiten oder? Ich habe hier auch keine hämischen Aussagen gelesen und auf Bild Niveau wird hier eigentlich auch nicht diskutiert.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Leland Gaunt am 13.März 2014, 11:44:04
U.H. hat den Staat um xMio € betrogen und muss dafür ins Gefängnis.
Alles andere würde mMn den deutschen Rechtsstaat ad absurdum führen.

Deine Aussage führt den Rechtsstaat schon ad absurdum, denn vor dem Urteil gilt die Unschuldsvermutung und damit gilt die Selbstanzeige noch als wirksam, da die Staatsanwaltschaft dem Richter noch nicht glaubwürdig das Gegenteil bewiesen hat.
Und überall wollen die Leute Uli einsitzen sehen, dabei haben die meisten kein Jura studiert oder eine Ahnung, wovon sie reden. Sollte Uli heute ohne Gefängnisstrafe davon kommen, wird jeder über den Promibonus oder korrupten Staat sprechen. Dabei agieren die Richter im Rahmen der Gesetze, nicht in ihren eigenen Vorstellungen.

Das denke ich auch. Wenn der Richter ein mit dem deutschen Recht und Gesetz vereinbares Urteil fällt, bin ich damit zufrieden, egal ob es nun Bewährung, 10 Jahre oder Freispruch heißt.
Dass der Richter es nicht jedem recht machen kann, ist klar. Muss er auch gar nicht. Er muss nur ein Urteil finden, das dem Strafmaß laut deutschem Recht angemessen ist. Alles andere würde den Rechtsstaat ad absurdum führen.

Ich freue mich nicht darüber wenn U.H. ins Gefängnis muss, es ist mir um ihn egal.
Wobei, eigentlich schade, dass ein so großer 'Macher' mit vielen positiven Seiten und verdiensten (und das aus meinem Mund :-X) halt auch seine negativen, gar gesetzesbrecherischen Seiten hat.
Dies ist wohl mittlerweile unbestritten.

U.H. zeigt sich, um 5 vor 12 selber an und gibt 3 Mio € Steuerschuld zu.
Jetzt sind wir irgendwo bei 27 Mio €
Dies stellt er ja auch nicht in Abrede, also muss er verurteilt werden.
Seine SA, muss mMn schon mit einem gewissen 'Geschmäckle' betrachtet werden...

Wie auch schon andere User geschrieben haben, sollte auch eine Signalwirkung nicht außer Acht gelassen werden, sonst steuererspare ich mir ein Vermögen über Jahre und zahle dann, wenn ich mit illegal 'verdienten' Geld Millionen gemacht habe, eben diese Steuern nach?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 13.März 2014, 11:46:01
Da habe ich mich schon gefreut, dass die FAZ extra einen Live-Blog eingerichtet hat und dann wird dieser alle zwei Minuten mit irgendwelchen User-Meinungen bombardiert  >:( (O-Ton:"Sollte Hoeneß tatsächlich in den Knast kommen, würde das im Idealfall auch dem FC Bayern einen Dämpfer verpassen. Diese "schottischen Verhältnisse" in der Bundesliga gehen mir schon seit fast zwei Jahren auf die Nerven..." oder "Uli Hoeneß schuldet jedem Bundesbürger 34 Cent. JEDEM. Vom Baby bis zum Greis. Vom Arbeitslosen bis zum Kanzler. 80 Millionen Menschen. Jedem hat er 0,34 € unterschlagen. Darf es dafür Bewährung geben?").

Hier noch das Plädoyer von Hoeneß-Anwalt Feigen im Wortlaut: https://twitter.com/olg66/status/444052872683356160/photo/1


Zitat
Wie auch schon andere User geschrieben haben, sollte auch eine Signalwirkung nicht außer Acht gelassen werden, sonst steuererspare ich mir ein Vermögen über Jahre und zahle dann, wenn ich mit illegal 'verdienten' Geld Millionen gemacht habe, eben diese Steuern nach?

Ich weiß nicht, ob Rechtssprechungen nach diesem Muster Usus sind, aber moralisch betrachtet finde ich dieses "Signalwirkung"-Argument vollkommen daneben.
Demnach sollte jemand, welcher zum ersten Mal eine Straftat in dieser Art oder in diesem Umfang begangen hat, besonders hart bestraft werden, weil er der Erste war? Dann müssten Gewaltverbrecher (insbesondere die gern genannten (Kinder)-Vergewaltiger) niemals mehr frische Luft atmen dürfen und die Betrachtung ggf. psychischer Einflüsse/Erkrankungen, würde vollkommen außen vor gelassen. Wäre mMn eine Rechtssprechung nach zweierlei Maß.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: kn0xv1lle am 13.März 2014, 11:47:53
Es steht ja auch so gut wie fest, dass die Verteidigung in Berufung gehen wird, wenn es keine Bewährungsstrafe mehr geben sollte. Damit wird heute noch kein endgültiges Urteil gefällt.

Oh je man muss also Jura studiert haben, um eine Meinung haben zu dürfen ? Wird ja immer lustiger hier. Auch ohne Jura Studium kann man sehr wohl zwischen Recht und Unrecht unterscheiden mein lieber Starkstrom. Und auch der Vergleich zu anderen Vergehen den man besonders auf Facebook immer liest, "Kinderschänder kriegen nur 2 Jahre aber Steuersünder werden für 10 Jahre weggeschlossen, krankt ziemlich. Hoeneß wird so oder so jegliche Steuerschuld zurückzahlen müssen und wie ich den Deutschen Staat kenne inklusive Bearbeitungsgebühren.

Ich verstehe deine Aussage. Es geht mir mehr darum, dass die Leute Uli im Knast sehen wollen, da sie das als Sieg gegen den bösen Steuersünder und womöglich auch den FC Bayern sehen. Das kann nicht sein. Dazu kennt kaum einer alle Umstände, die vor Gericht relevant sind. Und ein Urteil ohne alle Fakten zu fällen ist ziemlich populistisch (wie die BILD, die heute im Namen aller Steuersünder Hoeneß im Knast sehen will).

Wer hört den bitte auf die Bild und nimmt diese auch noch ernst ? Wenn du dich ernsthaft über Leute aufregst, die nicht zwischen Fußball und realer Welt unterscheiden können, dann wirst du aber nicht besonders alt werden. Mir sind solche Leute ziemlich egal, da es ja wohl offensichtlich ist, dass diese ganz andere Probleme haben wenn sie so denken. Bayern wird trotzdem Meister, da ändert es auch nichts wenn der Uli im Knast schmorrt.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Cubano am 13.März 2014, 11:48:23
Zitat
10.59 Uhr: Verteidiger Feigen erklärt: "Eine wirksame Selbstanzeige wurde nur knapp verfehlt." Für Hoeneß spreche, dass er sich mustergültig verhalten habe. Hoeneß sei ein erfolgreicher Unternehmer, der viele Steuern bezahlt hat. Vor allem aber habe Hoeneß ein Herz für andere gezeigt. Er habe stets dort geholfen, wo Not am Mann war.

Wenn er damit durchkommen sollte, dann beginne ich auch zu spenden. Für mein bescheidenes Einkommen wären das dann auch beträchtliche Summen. Ich hätte ein Herz für andere gezeigt und ich hab ja auch für meine Verhältnisse viele Steuern bezahlt, aber halt nicht alle.
Das ist die Verteidigung? Ehrlich?

Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Uwe am 13.März 2014, 11:52:38
Das ist die Verteidigung? Ehrlich?

Das ist doch eine erwiesenermassen funktionierende Verteidigungsstrategie

(http://www.youtube.com/watch?v=clKi92j6eLE) ;-)

edit: link gefixt
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: matze616 am 13.März 2014, 14:11:30
3 Jahre und 6 Monate
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Stefan von Undzu am 13.März 2014, 14:12:19
Revision folgt. Dann kann er ja heute Abend zum Basketball...  ;)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 13.März 2014, 14:16:14
Auch wenn es uns als an der FC Bayern AG Unbeteiligte nichts angeht, dürfte nun klar sein, dass man in München einen neuen Präsidenten braucht.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Wegelagerer am 13.März 2014, 14:17:45
Auch wenn es uns als an der FC Bayern AG Unbeteiligte nichts angeht, dürfte nun klar sein, dass man in München einen neuen Präsidenten braucht.

Wann kommt denn der Breno ausm Bau? Der könnte doch Nachfolger vom Uli werden  ;D
Quasi wie bei Frauentausch  ;D ;D ;D
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 13.März 2014, 14:19:04
Das rechtskräftige Urteil erwarte ich erst in ca. einem Jahr.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Stefan von Undzu am 13.März 2014, 14:20:17
Viel Spaß...

(https://fbcdn-sphotos-b-a.akamaihd.net/hphotos-ak-ash3/t1/q71/s720x720/1897982_10201653320167214_1142875222_n.jpg)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Tardelli am 13.März 2014, 14:23:43
Vernünftiges Urteil.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Stefan von Undzu am 13.März 2014, 14:24:22
Die Antwort auf alle Fragen: 42! Diesmal Monate!

Es bewahrheitet sich immer wieder...

http://de.wikipedia.org/wiki/42_%28Antwort%29
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 13.März 2014, 14:24:54
Also, rein vom Vergleich mit anderen Fällen wie Peter Graf, der für 12 Mio. DM 3 Jahre und 9 Monate bekam, muss man eigentlich schon fast mit der höchststrafe rechnen. Zumindest wenn die SA für ungültig erklärt wird. Davon sitzt er 3 und bekommt die restlichen 2 wegen guter Führung auf Bewährung.

Ich habe da jetzt mal zwei Fragen:

1. Wenn in Revision gegangen wird, bleibt Hoeness so lange frei bis diese ausgefochten wurde?
2. Wenn Peter Graf für eine Summe, die weniger als ein drittel Beträgt, 3 Jahre und 9 Monate bekommt, wie kann dann Hoenes nur 3 Jahre und 6 Monate bekommen? Ich weis, dass es das Geständnis gibt, aber wie rechtfertigt sich das allgemein? Ist ja schon ein krasser Unterschied. Und ich will damit absolut nicht auf einen Promi-Bonus oder ähnliche heraus, kenne halt einfach nur den Graf Fall nicht.

 

 
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Don-Muchacho am 13.März 2014, 14:27:56
Funfact: Die Bayern Website ist vollständig offline.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 13.März 2014, 14:29:20
Also, rein vom Vergleich mit anderen Fällen wie Peter Graf, der für 12 Mio. DM 3 Jahre und 9 Monate bekam, muss man eigentlich schon fast mit der höchststrafe rechnen. Zumindest wenn die SA für ungültig erklärt wird. Davon sitzt er 3 und bekommt die restlichen 2 wegen guter Führung auf Bewährung.

Ich habe da jetzt mal zwei Fragen:

1. Wenn in Revision gegangen wird, bleibt Hoeness so lange frei bis diese ausgefochten wurde?
2. Wenn Peter Graf für eine Summe, die weniger als ein drittel Beträgt, 3 Jahre und 9 Monate bekommt, wie kann dann Hoenes nur 3 Jahre und 6 Monate bekommen? Ich weis, dass es das Geständnis gibt, aber wie rechtfertigt sich das allgemein? Ist ja schon ein krasser Unterschied. Und ich will damit absolut nicht auf einen Promi-Bonus oder ähnliche heraus, kenne halt einfach nur den Graf Fall nicht.

1. Ja.
2. Milderungsgründe nach §34I StGB. Ein Umstand ist beispielsweise, dass Hoeneß bisher ein vornehmlich ehrliches Leben geführt hat, sich nichts zu Schulden hat kommen lassen usw. Außerdem wurde ihm die Selbstanzeige, auch wenn sie ungültig war, mit Sicherheit günstig ausgelegt. Peter Graf hat damals ewig geschwiegen und auch mit seinen Aussagen keine große Klarheit geschaffen. Hoeneß war deutlich kooperativer.

EDIT: Übrigens kann es durchaus passieren, dass durch eine etwaige Revision das Urteil sogar nach oben geht, selbst wenn Hoeneß diese selbst stellt.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Strickus am 13.März 2014, 14:34:44
Eine Revision bedeutet doch das nur der fall an sich nochmal nachgeprüft wird ob es Fehler gab?
Also das Urteil vom Richter wird nur angetastet wenn es Formfehler gab?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Bloody am 13.März 2014, 14:34:50
Kann diese dann nochmal angefochten werden?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: quesar am 13.März 2014, 14:35:01
Peter Graf hat keine Selbstanzeige erstattet und wurde so geschnappt. Hätte Hoeneß das ebenfalls nicht getan, dann wäre er mal locker für 8-10 Jahre in den Bau gewandert.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 13.März 2014, 14:35:12
Ich höre gerade bei PHOENIX (die schon wieder vom Bundestag weg sind), dass Uli nun bei jeder Ausreise aus Deutschland (zum Beispiel zu einem CL-Viertelfinale der Bayern) eine Genehmigung braucht. Fluchtgefahr sollte aber kaum bestehen.

Hämische Kommentare wie "In Finanzämtern wird nun jeder Urlaub gestrichen" oder "Kinderschänder bekommen geringere Strafen" sind nun auch an der Tagesordnung, deshalb bin ich froh, dass es hier gesittet zugeht.

Wenn Hoeneß' Anwälte nun Revision einlegen, ist doch der BGH die nächste Instanz? Geht es danach noch weiter, also an den Europäischen Gerichtshof? Und was kommt danach?
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Revision und Berufung? (hat sich erledigt)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 13.März 2014, 14:37:20
Danke Konni, habe mir ähnliches schon gedacht. Die Selbstanzeige ist ihm also schon sehr positiv ausgelegt worden und man hat ihm geglaubt, dass er den Überblick nicht hatte. Jetzt wird es interessant was beim FC Bayern passiert, vom Verein würde man denke ich gerne mindestens bis zur Revision an ihm festhalten, aber das können Audi und Co. eigentlich nicht dulden. Ich spekuliere auf einen Strohman, den Hoenes dann hinter den Kulissen weiter lenkt. Fragt sich nur wer das werden könnte...
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 13.März 2014, 14:38:55
Ich spekuliere auf einen Strohman, den Hoenes dann hinter den Kulissen weiter lenkt. Fragt sich nur wer das werden könnte...

Uli hat sicher schon seine Freunde Lemke und Daum gefragt, ob sie seine Marionetten spielen werden. Vielleicht übergibt er auch an seinen Bruder Dieter. Oder der Kaiser kommt interimsweise zurück. ;)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: KI-Guardiola am 13.März 2014, 14:41:46
Ich spekuliere auf einen Strohman, den Hoenes dann hinter den Kulissen weiter lenkt. Fragt sich nur wer das werden könnte...

Uli hat sicher schon seine Freunde Lemke und Daum gefragt, ob sie seine Marionetten spielen werden. Vielleicht übergibt er auch an seinen Bruder Dieter. Oder der Kaiser kommt interimsweise zurück. ;)

Dann wirds eng für Pep: http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.fc-bayern-nur-11-gegen-arsenal-beckenbauer-laestert-kannst-irgendwann-nicht-mehr-hinschauen.1eb7edd1-5221-4556-a00c-4e3b518cd0ab.html
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 13.März 2014, 14:43:05
Beckenbauer halte ich gar nicht für so unrealistisch. Es müsste ja jemand sein, der zwar Ansehen hat, aber ehr representativ fungiert und auch wieder den Schritt zurückmacht, Sammer würde das z.B. nie tun und auch Rummenige hätte dann denke ich eigentlich Interessen.

Loddar könnte ja als Präsident/Platzwart in Personalunion übernehmen!


Hämische Kommentare wie "In Finanzämtern wird nun jeder Urlaub gestrichen" oder "Kinderschänder bekommen geringere Strafen" sind nun auch an der Tagesordnung, deshalb bin ich froh, dass es hier gesittet zugeht.


Finde auch, das wir hier mal wieder eine beispielhafte Diskussion haben, gerade nachdem es in letzter Zeit auchmal angespannt zuging!
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 13.März 2014, 15:02:12
Das Problem mit der Haft ist auch gelöst: http://www.der-postillon.com/2014/03/fc-bayern-erweitert-allianz-arena-um.html (http://www.der-postillon.com/2014/03/fc-bayern-erweitert-allianz-arena-um.html)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: veni_vidi_vici am 13.März 2014, 15:02:34
Wenn Hoeneß in den Bau muss, dann kostet er uns Steuerzahlern nur weiteres Geld. Auch scheint das Wissen um eine Gefängnisstrafe viele Hinterzieher überhaupt nicht abzuschrecken. Vielleicht sollten die Gesetze hier wirklich so geändert werden, dass diesen "Verbrechern" richtig tief in die Tasche gegriffen wird. Dem Staat wäre doch viel mehr gehofen, wenn der hinterzogene Betrag doppelt zurückgezahlt werden müsste.
Wir reden vom Promi Bonus, wenn für solche Vergehen plötzlich nur eine besonders hohe Geldstrafe fällig ist. Da vermögende Leute sich solche extra Zahlungen wohl eher Leisten können als weniger vermögende Steuerhinterzieher.
Ausserdem würde das das Signal senden "Leute wenn ihr erwischt werdet, macht nichts, zahlt einfach eine Hohe Strafe und ihr seid Frei". Steuersünder sind schon schwer genug zu fassen, da braucht man nicht noch  sowas.

Hmmm... sehe ich anders. Der Promibonus ist für mich eine Strafe, die geringer ausfälllt, weil die  Person bekannt ist. Aber wer wiegt z.B. 20 Millionen gegen 1-2 Jahre Gefängnis auf? Ich würde es nach wie vor lieber sehen, wenn vermögende (nicht prominente) Personen sich aus solchen Vergehen gewissermaßen freikaufen können. Ihre Glaubwürdigkeit ist sowieso hinüber. Zudem sehe ich hier keine größere Gefährdung für eine Steuerhinterziehung, sondern eine geringere. Denn wer so auf sein Geld versessen ist, dass er es hinterzieht, der wird sich durch eine höhere Geldstrafe vielleicht eher schrecken lassen.

@Konni: Ich habe jetzt nicht vor Leviathan zu lesen.  ;)

LG Veni_vidi_vici
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 13.März 2014, 15:08:13
Kann diese dann nochmal angefochten werden?

Die Revision kann dann nicht mehr angefochten werden. Der Fahrplan sieht nun folgendermaßen aus:

Die Verteidigung hat 7 Tage Zeit, um Revision einzulegen. Das wird sie tun, das passiert fast automatisch, heißt aber erstmal noch nichts.
Dann warten alle auf das schriftliche Urteil, vor allem die Begründung. Das ist, was am Ende entscheidend ist. Dann hat die Verteidigung einen Monat Zeit, Gründe für eine Revision zu finden, diese schriftlich anzufordern oder den Antrag zurückzuziehen.
Wenn es zur Revision kommt, wird ein Strafsenat am BGH die Sache übernehmen. Be einer Revision wird geprüft, ob das Urteil materiellrechtlich richtig ist und verfahrensrechtlich ordnungsgemäß zustande gekommen ist. Die Abwägung der Lebensleistung oder einzelne Beweise spielen dabei keine Rolle. Der einzige Punkt, der dafür wohl in Frage kommen kann, ist die Bewertung der Selbstanzeige. Hier muss der BGH Recht sprechen und die Anforderungen an eine Selbstanzeige rechtsspruchhaft festhalten. Jetzt kommt die Rechtswissenschaft ins Spiel, die zum Thema Selbstanzeige vermutlich schon tausende Theorien und Thesen formuliert hat, dazu wird in Betracht gezogen, wie die bisherige Rechtssprechung ausgehen hat und wo die herrschende Meinung die Prinzipien der Selbstanzeige verortet.
Der ganze Prozess dürfte so in etwa einem Jahr abgeschlossen sein, wenn überhaupt Revisionsgründe zugelassen werden.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Der Baske am 13.März 2014, 15:08:41
Hmmm... sehe ich anders. Der Promibonus ist für mich eine Strafe, die geringer ausfälllt, weil die  Person bekannt ist. Aber wer wiegt z.B. 20 Millionen gegen 1-2 Jahre Gefängnis auf? Ich würde es nach wie vor lieber sehen, wenn vermögende (nicht prominente) Personen sich aus solchen Vergehen gewissermaßen freikaufen können. Ihre Glaubwürdigkeit ist sowieso hinüber. Zudem sehe ich hier keine größere Gefährdung für eine Steuerhinterziehung, sondern eine geringere. Denn wer so auf sein Geld versessen ist, dass er es hinterzieht, der wird sich durch eine höhere Geldstrafe vielleicht eher schrecken lassen.
@Konni: Ich habe jetzt nicht vor Leviathan zu lesen.  ;)

LG Veni_vidi_vici

Nie war der Spruch von Konni damals 'hier reicht ein Facepalm nicht mehr aus....' so wertvoll wie heute.
Ganz ehrlich, aber diese Aussage kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Klar ist es gut, wenn die Gelder wieder reinkommen, aber wenn die Superreichen die Gelegenheit bekommen einfach (inklusive Strafzahlungen) zurückzuzahlen, dann werden sie es nutzen. Und zwar nicht zu knapp. Vor dem Gesetz sollten alle gleich sein.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Henningway am 13.März 2014, 15:18:30
Wenn Hoeneß in den Bau muss, dann kostet er uns Steuerzahlern nur weiteres Geld. Auch scheint das Wissen um eine Gefängnisstrafe viele Hinterzieher überhaupt nicht abzuschrecken. Vielleicht sollten die Gesetze hier wirklich so geändert werden, dass diesen "Verbrechern" richtig tief in die Tasche gegriffen wird. Dem Staat wäre doch viel mehr gehofen, wenn der hinterzogene Betrag doppelt zurückgezahlt werden müsste.
Wir reden vom Promi Bonus, wenn für solche Vergehen plötzlich nur eine besonders hohe Geldstrafe fällig ist. Da vermögende Leute sich solche extra Zahlungen wohl eher Leisten können als weniger vermögende Steuerhinterzieher.
Ausserdem würde das das Signal senden "Leute wenn ihr erwischt werdet, macht nichts, zahlt einfach eine Hohe Strafe und ihr seid Frei". Steuersünder sind schon schwer genug zu fassen, da braucht man nicht noch  sowas.

Hmmm... sehe ich anders. Der Promibonus ist für mich eine Strafe, die geringer ausfälllt, weil die  Person bekannt ist. Aber wer wiegt z.B. 20 Millionen gegen 1-2 Jahre Gefängnis auf? Ich würde es nach wie vor lieber sehen, wenn vermögende (nicht prominente) Personen sich aus solchen Vergehen gewissermaßen freikaufen können. Ihre Glaubwürdigkeit ist sowieso hinüber. Zudem sehe ich hier keine größere Gefährdung für eine Steuerhinterziehung, sondern eine geringere. Denn wer so auf sein Geld versessen ist, dass er es hinterzieht, der wird sich durch eine höhere Geldstrafe vielleicht eher schrecken lassen.

@Konni: Ich habe jetzt nicht vor Leviathan zu lesen.  ;)

LG Veni_vidi_vici

Wohin würde das denn führen? Doch nur dahin, dass (wie vom Basken schon erwähnt) für die Reichen das Gesetz keine Relevanz mehr besitzt. Und wo sollte das auch enden? Bringst Du zehn Menschen um, dann fragst Du: wem nützt jetzt die lebenslängliche Haftstrafe? Lieber zehn Mal zehn Millionen als "Abfindung" für die Hinterbliebenen. So sehr ich Deinen Ansatz verstehe (Zuchthaus kostet Geld), so sehr wirst Du einsehen müssen, dass mit der Durchführung Deiner Idee das gesetz aus den Angeln gehoben wird.

Ich finde, dieses Urteil muss nüchtern betrachtet werden: Haftstrafe für einen Bürger, der in erheblichem Maße gegen Gesetze verstoßen hat. Das ist gut so. Und zwar völlig unabhängig davon, um wen es sich handelt und ob man diese Person nun mag oder nicht.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: White am 13.März 2014, 15:21:41
Da würde mich enorm dazu anhalten kriminell zu werden, Klau ich halt 100 Millionen zusammen. Wenn ich erwischt werde kommt sicher nciht alles auf den Tisch und es ist nach Rückzahlung noch genug übrig um mich freizukaufen ;)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Stefan von Undzu am 13.März 2014, 15:24:02

Remember 1976!

(https://fbcdn-sphotos-d-a.akamaihd.net/hphotos-ak-frc3/t1/1912297_716259975063659_1903491081_n.jpg)


(https://pbs.twimg.com/media/BinMdvjCQAARcqs.jpg)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 13.März 2014, 15:33:22
Zitat
Hmmm... sehe ich anders. Der Promibonus ist für mich eine Strafe, die geringer ausfälllt, weil die  Person bekannt ist. Aber wer wiegt z.B. 20 Millionen gegen 1-2 Jahre Gefängnis auf? Ich würde es nach wie vor lieber sehen, wenn vermögende (nicht prominente) Personen sich aus solchen Vergehen gewissermaßen freikaufen können. Ihre Glaubwürdigkeit ist sowieso hinüber. Zudem sehe ich hier keine größere Gefährdung für eine Steuerhinterziehung, sondern eine geringere. Denn wer so auf sein Geld versessen ist, dass er es hinterzieht, der wird sich durch eine höhere Geldstrafe vielleicht eher schrecken lassen.

Aber das, was du vorschlägst, gibt es doch bereits: die Selbstanzeige ist doch ein Mittel, sich selbst freizukaufen. Ich persönlich halte von der Strafbefreiung bei Selbstanzeige übrigens auch nichts. Wenn nun für Steuerbetrüger generell kein Gefängnis drohen würde, dann würde ich persönlich auch hinterziehen. Wie hoch ist die Chance, erwischt zu werden?

Außerdem, was ist schon Glaubwürdigkeit? Für Hoeneß mag es zwar stimmen, dass die öffentliche Glaubwürdigkeit hinüber wäre, aber selbst für ihn wären die Konsequenzen nicht besonders hart. Er hat sich ja bis heute als Bayern Aufsichtsratsvorsitzender gehalten. Er würde das vermutlich sogar noch ein paar Jahre weiterhin sein, wenn er das wollen würde. Aber nehmen wir mal den Manager der Investmentabteilung der Deutschen Bank. Kennt den jemand mit Namen? Ich auch nicht, wenn der nun also Steuern hinterzieht und angeklagt wird, hat der doch keine gesellschaftliche Glaubwürdigkeit eingebüßt, denn dafür müsste er ja vorher im Fokus der Öffentlichkeit gestanden haben.

EDIT: Alle schreiben von einem hohen/harten Urteil...Also ich bin der Meinung, dass die Staatsanwaltschaft den dringensten Grund zur Revision hat. Das Gericht ist ihrer Argumentation bezüglich der Selbstanzeige gefolgt und bleibt trotzdem 2 Jahre unter dem (ohnehin) recht niedrig angesetzten Strafmaß. Mit 3,5 Jahren ist er noch glimpflich davongekommen, wenn die Selbstanzeige nicht gültig ist.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 13.März 2014, 15:35:31
@Konni: Verstehe ich es dann richtig, dass eine Revision nicht zu einer Strafminderung führen kann? Die einzigen Optionen wären dann Selbstanzeige gültig und keine Strafe oder ungültig und das Urteil wird Rechtskräftig?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j4y_z am 13.März 2014, 15:35:35
Transferhammer! Hoeneß wechselt für 27 Millionen zum FC JVA Stadelheim. Er unterschreibt einen 3,5 Jahresvertag. Eine Ausstiegsklausel existiert nach BILD-Informationen nicht.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 13.März 2014, 15:41:02
@Konni: Verstehe ich es dann richtig, dass eine Revision nicht zu einer Strafminderung führen kann? Die einzigen Optionen wären dann Selbstanzeige gültig und keine Strafe oder ungültig und das Urteil wird Rechtskräftig?

Doch, die kann durchaus zu einer Strafminderung führen, wenn der BGH urteilt, dass das Landgericht München II die Selbstanzeige falsch beurteilt hat.

Zum zweiten: Naja, so einfach ist es nicht. Der BGH wird seitenlange Einlassungen zur Selbstanzeige zum Besten geben und eine Einschätzung abgeben. Dann muss gesehen werden, ob sie dabei dem heutigen Urteil folgt oder ob dort verschiedene Aspekte in der Rechtswissenschaft nicht eingeflossen sind. Es kann aber auch sein, dass andere Erwägungen dazu führen, dass das Strafmaß erhöht wird, wenn der BGH beispielsweise der Meinung ist, dass gewisse Strafmilderungsgründe vom Gericht falsch beurteilt wurden.

Zitat
Transferhammer! Hoeneß wechselt für 27 Millionen zum FC JVA Stadelheim. Er unterschreibt einen 3,5 Jahresvertag. Eine Ausstiegsklausel existiert nach BILD-Informationen nicht.

Stimmt so nicht. Nach der Hälfte der Haftzeit dürfte Hoeneß auf freien Fuß kommen und der Rest wird zur Bewährung ausgesetzt.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Don-Muchacho am 13.März 2014, 15:46:55
Zitat
Transferhammer! Hoeneß wechselt für 27 Millionen zum FC JVA Stadelheim. Er unterschreibt einen 3,5 Jahresvertag. Eine Ausstiegsklausel existiert nach BILD-Informationen nicht.

Stimmt so nicht. Nach der Hälfte der Haftzeit dürfte Hoeneß auf freien Fuß kommen und der Rest wird zur Bewährung ausgesetzt.

Wir sprechen also von einem Teilzeit Vertrag?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Signor Rossi am 13.März 2014, 15:54:54
Aber nehmen wir mal den Manager der Investmentabteilung der Deutschen Bank. Kennt den jemand mit Namen? Ich auch nicht, wenn der nun also Steuern hinterzieht und angeklagt wird, hat der doch keine gesellschaftliche Glaubwürdigkeit eingebüßt, denn dafür müsste er ja vorher im Fokus der Öffentlichkeit gestanden haben.

Dessen berufliche Glaubwürdigkeit dürfte aber vollends ruiniert sein, einen neuen Job dürfte er in dem Bereich dann auch nicht mehr bekommen. Oder gerade deswegen ;D

Ich finde die Idee eigentlich nicht so schlecht. Hoeneß hat ~28 Mio € Steuern hinterzogen, die muss er bezahlen, plus Zinsen. Wenn er die gleiche Summe jetzt nochmal als Strafe zahlen müsste, wäre der Gesellschaft doch viel mehr gedient, als wenn der jetzt für ein paar Monate hinter Gitter wandert, dann in den offenen Vollzug kommt und irgendwann den Rest der Strafe erlassen bekommt. Was hat die Gesellschaft davon? Außer Spesen nichts. Dieses "Freikaufen" sollte natürlich nicht für alle Delikte gelten.

Eine weitere Frage habe ich auch noch: gegen Urteile der großen Strafkammer ist keine Berufung möglich. Warum ist das so, welche Gründe gibt es dafür?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 13.März 2014, 16:09:14
Danke Konni, ist wirklich toll das man hier so fundierte Infos bekommt, als Laie kennt man das System ja viel weniger als man denkt.

Das Argument das es der Gesellschaft mehr nützt zieht einfach nicht. Es geht hier um eine Strafe für den Täter und die muss unabhängig von Hautfarbe, Bekanntheit, Vermögen, etc. den Täter immer gleich schwer treffen und von der schwere der Schuld abhängen. Bei einer Freiheitsstrafe ist das gegeben und bei normalen Geldstrafen in Tagessätzen ebenfalls. Bei einer Verdopplung der Steuerschuld aber nicht, die trifft Leute mit niedrigerem Einkommen immer härter.

Beispiel:

Person A verdient 30.000 Euro im Jahr, hinterzieht Steuern in Höhe von 30% seines Jahreseinkommens und muss diese jetzt doppelt zurückzahlen, ergo bleiben im 10.000 Euro im Jahr zum Leben.

Person B verdient 3.000.000 Euro und in der gleichen Situation bleiben ihm noch 1.000.000 im Jahr zum Leben.

Hier kann man kaum davon sprechen, dass es beide Personen gleich schwer trifft, oder?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Signor Rossi am 13.März 2014, 16:15:25
Jemand der im Jahr 30.000 verdient wird es eh nicht schaffen, 30% davon an Steuern zu hinterziehen ;) Außerdem sind für diese kleinen Beträge sowieso keine Haftstrafen vorgesehen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 13.März 2014, 16:19:14
Eine weitere Frage habe ich auch noch: gegen Urteile der großen Strafkammer ist keine Berufung möglich. Warum ist das so, welche Gründe gibt es dafür?

Der Grund ist, dass die große Strafkammer meistens ja die 2. Instanz ist. Dorthin werden die Berufungen der Amtsgerichte geschickt, die dann in der Strafkammer komplett neu verhandelt werden, inklusive Beweisaufnahme.

Dass die große Strafkammer erste Instanz wird, passiert nur bei besonders schweren Fällen, wo von einer Freiheitsstrafe von mindestens 5 Jahren oder so ausgegangen wird, häufig bei Sexualverbrechen, um den Opfern einen zweiten Prozess zu ersparen oder eben bei besonders bedeutenden Fällen. Hoeneß zählt wohl in die letzte Kategorie. Die Vorbereitung auf einen Prozess vor der großen Strafkammer ist ungleich größer. Wäre Hoeneß' Fall vor dem Amtsgericht verhandelt worden, wäre es einer von vllt 5 Fällen gewesen, für die der Richter Zeit gehabt hätte. Auf den Prozess gegen Hoeneß konnten und mussten sich die Richter sehr viel intensiver vorbereiten, deshalb wurde der Fall gleich an die große Kammer geschickt. Im deutschen Rechtssystem wird davon ausgegangen, dass Richter, die viel Zeit hatten, sich mit einem Fall auseinanderzusetzen, keine Fehler machen. Wenn ein Rechtsfehler geschieht, kann dieser ja immernoch revisorisch beigelegt werden.

Zitat
Ich finde die Idee eigentlich nicht so schlecht. Hoeneß hat ~28 Mio € Steuern hinterzogen, die muss er bezahlen, plus Zinsen. Wenn er die gleiche Summe jetzt nochmal als Strafe zahlen müsste, wäre der Gesellschaft doch viel mehr gedient, als wenn der jetzt für ein paar Monate hinter Gitter wandert, dann in den offenen Vollzug kommt und irgendwann den Rest der Strafe erlassen bekommt. Was hat die Gesellschaft davon? Außer Spesen nichts. Dieses "Freikaufen" sollte natürlich nicht für alle Delikte gelten.

Der Steuerhinterzieher begeht aber Betrug an der Gesellschaft. Was hat denn der von Anlagenberatern betrogene Rentner davon, dass diese in den Knast gehen? Im Prinzip auch nichts, solange der sein Geld wiedersieht, ist es ihm/ihr doch völlig schnuppe, ob der Betrüger im Knast sitzt. So funktioniert das Rechtssystem aber nicht. Dessen goldene Regel lautet: Wenn du gegen Gesetze verstößt, verstößt du gegen den Gesellschaftsvertrag zwischen Bürger und Staat (womit wir beim Leviathan wären ;) ). Und um Bürger davor abzuschrecken, gegen diesen Gesellschaftsvertrag, der im wesentlichen die Unterordnung des Bürger unter die Gesetze umfasst, zu verstoßen, müssen harte Maßnahmen ergriffen werden. Der Entzug der Freiheit ist dabei ein Mittel, das alle Menschen gleich hart trifft. Aber natürlich gibt es auch in der Rechtswissenschaft (und Rechtssoziologie) viele Überlegungen, ob das Gefängnis wirklich ein geeignetes Instrument für bestimmte Straftaten darstellt. Insofern ist die Diskussion nicht völlig abwegig, aber einfach eine doppelte Geldstrafe ist im Kern nicht das passende Instrument. Dafür gibt es Zivilgesetze.

Zitat
Jemand der im Jahr 30.000 verdient wird es eh nicht schaffen, 30% davon an Steuern zu hinterziehen ;) Außerdem sind für diese kleinen Beträge sowieso keine Haftstrafen vorgesehen.

Dann nimm halt 900.000 und 3.000.000€ ;)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 13.März 2014, 16:33:40
Auch mit 30.000 Euro Einkommen könnte man es schaffen, man muss halt wie Hoenes mit Termingeschäften arbeiten und da mehrere Jahre zusammennehmen. Ist ja auch nur ein Beispiel, dass man bei gleichem Verhältnis eine ungleichmässige Strafe erhält.

Man kann das aber auch im ganz kleinen machen.

Person A hat 30.000 Euro Einkommen und hinterzieht 3.000, Person B hat 60.000 Euro Einkommen und hinterzieht 3.000. Der Schaden an der Gesellschaft ist gleich, trotzdem wäre die Strafe für Person A viel schärfer als für Person B.

Abgesehen von Konnis Begründung zeigt doch alleine das schon, dass es so keine gerechten Strafen geben kann oder? Ich wage sogar zu behaupten, das Person A im Allgemeinen mehr Verständniss in der Gesellschaft erhalten würde als Person B.

Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: smedhult am 13.März 2014, 16:35:18
Würde es bei einer Revision noch eine Rolle spielen, das zu den bisher aufgedeckten 27-28 Mio € hinterzogenen Steuern, noch weitere hinzukommen? Also das bei der Sichtung der Unterlagen noch weitere Summen auftauchen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Signor Rossi am 13.März 2014, 16:38:51
Im deutschen Rechtssystem wird davon ausgegangen, dass Richter, die viel Zeit hatten, sich mit einem Fall auseinanderzusetzen, keine Fehler machen. Wenn ein Rechtsfehler geschieht, kann dieser ja immernoch revisorisch beigelegt werden.
Alles klar! Danke!

Zitat
Und um Bürger davor abzuschrecken, gegen diesen Gesellschaftsvertrag, der im wesentlichen die Unterordnung des Bürger unter die Gesetze umfasst, zu verstoßen, müssen harte Maßnahmen ergriffen werden.
Knast als Abschreckung ist aber doch als Vollzugsziel ziemlich out, oder? Es wird doch immer davon geredet, dass der Straftäter resozialisiert werden müsste...

Zitat
Aber natürlich gibt es auch in der Rechtswissenschaft (und Rechtssoziologie) viele Überlegungen, ob das Gefängnis wirklich ein geeignetes Instrument für bestimmte Straftaten darstellt.
Das finde ich auch gut so. Sicher ist eine Abwägung nicht einfach (dein Rentnerbeispiel), aber ich meine schon, dass in den Knast nur Leute reingehören, die eine Gefahr für Leib und Leben anderer Menschen darstellen. Und da dürfte man dann für meine Begriffe auch gerne weniger großzügig sein.

Zitat
Insofern ist die Diskussion nicht völlig abwegig, aber einfach eine doppelte Geldstrafe ist im Kern nicht das passende Instrument. Dafür gibt es Zivilgesetze.
War ja nur ein Beispiel ;)

Zitat
Dann nimm halt 900.000 und 3.000.000€ ;)
Der mit den 900000 wird auch mit Steuer plus hoher Geldstrafe nicht am Hungertuch nagen müssen ;)



@maturin: für diese winzigen Beträge sind die Strafen doch schon jetzt völlig unterschiedlich zu denen für hohe Beträge, es muss niemand in den Knast, weil er 3.000 € hinterzogen hat. Daran braucht man also nichts zu ändern.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Veilchen blühen ewig am 13.März 2014, 16:46:19
Und ab in den Lübecker Hof mit ihm. ;D
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 13.März 2014, 16:52:49
@favre: Mir geht es da um das Prinzip, nicht um die Beträge. Und da passt es einfach nicht jemanden abhängig von seiner Einkommenssituation härter oder weniger hart zu bestrafen.

Aber da die Verdopplung nur ein Beispiel war ist das auch nicht so wichtig. Wenn man z.B. mit Geldstrafen auf Tagessatz Basis oder ähnlichem arbeiten würde sieht das wieder anders aus. Das halte ich zwar auch nicht für abschreckend genug aber doch als logischer.

Resozialisation geht aber doch ohne Abschreckung auch gar nicht oder? Zumal das bei solchen Tätern eh kein Thema ist denn von der Gesellschaft geächtet und in neue Verbrechen getrieben werden die wohl kaum...
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Signor Rossi am 13.März 2014, 17:06:17
Und da passt es einfach nicht jemanden abhängig von seiner Einkommenssituation härter oder weniger hart zu bestrafen.

Mir ging es nicht um eine Ungleichbehandlung oder eine Bevorzugung von reichen Leuten: wer Summe A (A > 1 Mio €) an Steuern hinterzieht müsste auch Summe A+X als Strafe zahlen, vom Einkommen war da gar nicht die Rede ;) Ich sehe nur einfach wenig Sinn darin, Steuerhinterzieher in den Knast zu stecken.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Uwe am 13.März 2014, 17:39:08
Der Sinn ist, andere potentielle Steuersünder abzuschrecken. das funktioniert doch nicht, wenn die Strafe nicht ans Eingemachte geht. Würde da den Entzug der persönlichen Freiheit schon ganz weit vorne ansiedeln, schmerzhafter als der von Geld.

Im grunde lautet ja die Botschaft: "holder steuerhinterziehender Freund, du zitterst zu recht. mach halt deine Selbstanzeige einigermassen rechtzeitig und gründlich, dann hast du nix zu befürchten - egal wieviele Euronen du übersehen hast."

Wenn infolge dieses einen Urteils die Gesamtzahl der Selbstanzeigen weiter ansteigt, erübrigt sich die Frage nach den Kosten für die Gesellschaft.


Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Signor Rossi am 13.März 2014, 18:20:11
Ist es denn für geldgierige Leute schlimmer, kurze Zeit im Knast zu sitzen, als ihren geliebten Mammon zu verlieren?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Ensimismado am 13.März 2014, 18:26:32
Wenn es hier jetzt um den Sinn von Strafe geht, muss ich aus philosophischer Sicht einmal einhaken. Es mag sein, dass Hobbes Leviathan gerne herangezogen wird. Das Problem bei ihm ist, dass Strafe letztlich einen rein präventiven Charakter hat. Polemisch formuliert folgt daraus jedoch, dass Straftaten eben nur dann geschehen, wenn die Strafe zu niedrig ausfällt. Es ist somit Schuld des Staates, nicht des Straftäters, wenn er die Tat doch begeht. Das ist vielleicht im Alltag uninteressant, weil dort meist nur über die Zuschreibung der Tat geredet wird. Unter dem Aspekt der Zurechnung sieht das jedoch höchst problematisch aus - und damit über Umwegen dann auch für die rechtliche Frage. Das Gegenteil der Hobbeschen Position findet man z. B. bei Leibniz, wo Strafe eben rein reaktiv ist und somit per definitionem aber das Problem aufweist, dass sie nicht wirklich hilfreich ist, weil ihr inhärent ist, eine notwendige und kausale Folge auf eine Tat zu sein. Hier fällt der präventive Charakter weg (wieso das bei Leibniz genau so ist und nicht den präventiven Teil mit einschließt, lasse ich hier einmal weg, das führt zu weit in Vorstellungen über Kausalität und in die Monadenlehre). Das Ziel einer Strafe darf es nie sein, nur eines dieser beiden Muster zu bedienen: Bei Hobbes ist der Straftäter letztlich nicht Schuld, es fehlt die Zurechnung, bei Leibniz ist der Straftäter zwar Schuld, er konnte aber letztlich auch nicht abgehalten davon werden, weil es eine notwendige (und dennoch freie) Handlung war - es ist somit letztlich in unserem Sinne auch keine Strafe, sondern ein kausales Ereignis.
Eine Lösung bietet z. B. Kant an. Dort ist Strafe grundsätzlich beides. Sie enthält einen präventiven und einen reaktiven Charakter. Damit kann die Zurechnung und gleichzeitig die Freiheit des Protagonisten bewahrt werden. Wieso ich das hier ausführe ist einfach der folgende Grund: Bei einer Strafe darf es nie darum gehen, jemanden nur abzuschrecken. Das führt nämlich zu ganz absurden Begründungen und vor allem geht es am Gleichheitsgedanken (den man natürlich aus anderen Gründen gerne diskutieren darf) vorbei.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Alcatraz am 13.März 2014, 18:28:07
Wobei Gefängniss.... Ihr glaubt doch nicht ernstahft dass man den Uli einfach so in ein stinknormales Gefängniss schmeisst ...
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: White am 13.März 2014, 18:28:57
Ist es denn für geldgierige Leute schlimmer, kurze Zeit im Knast zu sitzen, als ihren geliebten Mammon zu verlieren?
Doppelte Strafe ftw
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 13.März 2014, 18:34:16
Wobei Gefängniss.... Ihr glaubt doch nicht ernstahft dass man den Uli einfach so in ein stinknormales Gefängniss schmeisst ...

Wieso denn nicht? Hast du ein paar Beispiele wo Prominente ihre Gefängnisstrafe in einer Luxus-Sonderhaft verbracht haben?

Ich frag mich echt wieso die Deutschen so wenig Vertrauen in ihr Justizsystem haben?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: White am 13.März 2014, 18:36:18
Für Hoeneß hat man sich ein besonders schönes gefängnis ausgesucht. Er darf ab sofort in meinem Keller wohnen und muss mir im FM Spieler kaufen, wenn ich an der Uni bin. Außerdem wird er als Bonus 40 kg abnehmen :D
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: kn0xv1lle am 13.März 2014, 18:41:53
Wobei Gefängniss.... Ihr glaubt doch nicht ernstahft dass man den Uli einfach so in ein stinknormales Gefängniss schmeisst ...

Wieso denn nicht? Hast du ein paar Beispiele wo Prominente ihre Gefängnisstrafe in einer Luxus-Sonderhaft verbracht haben?

Ich frag mich echt wieso die Deutschen so wenig Vertrauen in ihr Justizsystem haben?
Verstehe ich auch nicht. Welche "Luxus Gefängnisse" kennst du denn ? Ich glaube kaum das es sowas in Deutschland gibt.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Uwe am 13.März 2014, 18:44:31
Ist es denn für geldgierige Leute schlimmer, kurze Zeit im Knast zu sitzen, als ihren geliebten Mammon zu verlieren?
geldgierige Leute würde ich dann aber auch so einschätzen, dass sie vor dem Cut durch ein Gericht noch genug beiseite scheffeln, sich mithilfe teurer Anwälte beinahe-pleite rechnen und ein Alibiguthaben zum Wegnehmen übrig lassen. Wäre das besser?

Geld kann man jederzeit neu verdienen, aber Lebenszeit nicht - ob das die entsprechenden Klientel auch so sehen, kann ich aber nicht beurteilen.
Aber irgendwo hab ich die Tage in einem Kommentar über Hoeness gelesen, dass es für ihn ohnehin die viel größere Strafe sei, nicht mehr auf der "Seite der Guten" zu stehen. Also dem Hoeness scheint das Geld vergleichsweise egal zu sein...
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Alcatraz am 13.März 2014, 18:46:19
Wobei Gefängniss.... Ihr glaubt doch nicht ernstahft dass man den Uli einfach so in ein stinknormales Gefängniss schmeisst ...

Wieso denn nicht? Hast du ein paar Beispiele wo Prominente ihre Gefängnisstrafe in einer Luxus-Sonderhaft verbracht haben?

Ich frag mich echt wieso die Deutschen so wenig Vertrauen in ihr Justizsystem haben?
Verstehe ich auch nicht. Welche "Luxus Gefängnisse" kennst du denn ? Ich glaube kaum das es sowas in Deutschland gibt.
Berlusconi beispielweise...

und vor Jahren war doch auch so ein schwerer Junge verurteilt worden, der dann die Zeit in seiner Luxusvilla absetzen durfte, er durfte sie nur nicht verlassen und wurde halt kontrolliert
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Don-Muchacho am 13.März 2014, 18:48:38
Für Hoeneß hat man sich ein besonders schönes gefängnis ausgesucht. Er darf ab sofort in meinem Keller wohnen und muss mir im FM Spieler kaufen, wenn ich an der Uni bin. Außerdem wird er als Bonus 40 kg abnehmen :D

Du hast nen Keller? Davon ab finde ich die Idee des Postillion mit der rot-weißen Luxus-Zelle in der Allianz Arena nicht so schlecht. Dann muss der Uli nämlich auch die Heimspiele der 60er sehen, das ist mehr als genug Strafe...

@Alcatraz: Berlusconi ist Italiener. Der andere. Meinst du den ehemaligen Welt Währungs Fonds(?)-Chef? diesen Franzosen mit dem bekannten Namen, der die Hotelangestellen angegraben haben soll? Auch kein Deutscher.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: kn0xv1lle am 13.März 2014, 18:49:58
Wobei Gefängniss.... Ihr glaubt doch nicht ernstahft dass man den Uli einfach so in ein stinknormales Gefängniss schmeisst ...

Wieso denn nicht? Hast du ein paar Beispiele wo Prominente ihre Gefängnisstrafe in einer Luxus-Sonderhaft verbracht haben?

Ich frag mich echt wieso die Deutschen so wenig Vertrauen in ihr Justizsystem haben?
Verstehe ich auch nicht. Welche "Luxus Gefängnisse" kennst du denn ? Ich glaube kaum das es sowas in Deutschland gibt.
Berlusconi beispielweise...

und vor Jahren war doch auch so ein schwerer Junge verurteilt worden, der dann die Zeit in seiner Luxusvilla absetzen durfte, er durfte sie nur nicht verlassen und wurde halt kontrolliert

Ist das Deutschland ? In Deutschland gibt es sowas nicht.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Alcatraz am 13.März 2014, 18:51:10
genau den @white

wieso sollte das bei euch nicht gehen? Es gibt immer einen Pionier  8)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 13.März 2014, 18:56:36
Für Hoeneß hat man sich ein besonders schönes gefängnis ausgesucht. Er darf ab sofort in meinem Keller wohnen und muss mir im FM Spieler kaufen, wenn ich an der Uni bin. Außerdem wird er als Bonus 40 kg abnehmen :D

Du hast nen Keller?

Hab ich mich auch gefragt, dachte der White wohnt in einer normalen Wohnung? Oder ist der eigentliche Wohnsitz eine Villa in Monte Carlo, aus Steuergründen natürlich?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: White am 13.März 2014, 19:36:54
Nö, da musste schon nach Norwegen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: veni_vidi_vici am 13.März 2014, 19:43:20
Ok, Ok, mein Vorschlag war ebenfalls ein wenig naiv. Auch wenn ich Hoeneß als Person nicht unbedingt mag, gefällt mir dass so alles irgendwie nicht. Gerade beim Geld müsste hier noch mehr zugepackt werden. Dann meinetwegen zusätzlich zum Gefängnis. Dann würde er seinen Strafvollzug wenigstens selbst bezahlen und den von vielen anderen am besten gleich mit.

Bei schönen Gefängnissen fällt mir Celle ein - habe jetzt schon öfters gehört (also nur aus Dritter Hand) wie der Vollzug dort mit einem Hotel verglichen wurde.  :-\

LG Veni_vidi_vici
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: White am 13.März 2014, 19:45:26
https://www.youtube.com/watch?v=I5T1--y4OmU xD
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Alcatraz am 13.März 2014, 19:50:25
https://www.youtube.com/watch?v=I5T1--y4OmU xD

 ;D ;D
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Jochen am 13.März 2014, 19:55:47
Strafe ist viel zu gering, wenn man die Wahrscheinlichkeit beachtet, mit der Hoeneß tatsächlich in den Knast geht.

Ich glaube es nicht, wenn ich bedenke, dass am Ende der Gefängnisleiter über seine Haftzeit entscheiden wird (Freigang, Bewährung etc.).

Ich sage Herr Hoeneß wird, wenn überhaupt, nur ein paar Tage bis wenige Wochen inhaftiert sein.

Was diese enorme Summe anbelangt, die er zahlen muss, so habe ich den leisen Verdacht, dass sich genügend Gönner (Sponsoren) finden werden, die ihm da mit Freude aushelfen werden.

Bleibt als einzige wirkliche Strafe der Verlust des öffentlichen Ansehens, wobei ich mir auch noch nicht so sicher bin, dass sein Ansehen so sehr geschädigt ist, wie viele meinen.

Gerechte Strafe? Nein, definitiv nicht, wenn man bedenkt wie hoch er geflogen ist. Siehe sein Auftritt in den Talkshows ("Auch wenn es blöd ist. Aber ich zahle meine Steuern"). Um ehrlich zu sein, kotzt mich diese geringe Strafe so richtig an.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: smedhult am 13.März 2014, 20:02:55
Uli kann auch zu mir kommen, und Strafarbeit im Wald ableisten.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Ensimismado am 13.März 2014, 20:19:36
Strafe ist viel zu gering, wenn man die Wahrscheinlichkeit beachtet, mit der Hoeneß tatsächlich in den Knast geht.
Woraus genau ziehst du jetzt diese Schlussfolgerung? Die Wahrscheinlichkeit derzeit ist verdammt hoch, dass Hoeneß für einige Zeit ins Gefängnis muss.

Zitat
Ich glaube es nicht, wenn ich bedenke, dass am Ende der Gefängnisleiter über seine Haftzeit entscheiden wird (Freigang, Bewährung etc.).
Ganz davon abgesehen, dass das eine arge Verkürzung des Sachverhaltes ist, wo genau besteht für dich der Unterschied zu anderen Fällen? Denn offenbar ist hier Hoeneß für dich in einer besonderen Situation.

Zitat
Ich sage Herr Hoeneß wird, wenn überhaupt, nur ein paar Tage bis wenige Wochen inhaftiert sein.
Ich sage, dass das erst einmal ziemlich schlecht begründet ist - nämlich gar nicht.

Zitat
Was diese enorme Summe anbelangt, die er zahlen muss, so habe ich den leisen Verdacht, dass sich genügend Gönner (Sponsoren) finden werden, die ihm da mit Freude aushelfen werden.
Die genau was davon hätten? Das spricht so dermaßen gegen jegliche Wirtschaftlichkeit, dass ich ernsthaft zweifel, ob du das ernst meinen kannst.

Zitat
Bleibt als einzige wirkliche Strafe der Verlust des öffentlichen Ansehens, wobei ich mir auch noch nicht so sicher bin, dass sein Ansehen so sehr geschädigt ist, wie viele meinen.
Nun ja, wenn ich natürlich alle Fakten umgehe oder in den Konjunktiv übersetze, dann bleibt natürlich nicht mehr viel übrig. Aber ist das nicht überall der Fall?

Zitat
Gerechte Strafe? Nein, definitiv nicht, wenn man bedenkt wie hoch er geflogen ist. Siehe sein Auftritt in den Talkshows ("Auch wenn es blöd ist. Aber ich zahle meine Steuern"). Um ehrlich zu sein, kotzt mich diese geringe Strafe so richtig an.
Oh, schwerer Kategorienfehler. Wie sich jemand gibt, mag moralisch fragwürdig sein, hat aber per se erst einmal nichts mit Gerechtigkeit zu tun im juristischen Sinne, auch wenn es immer mal wieder Überschneidungen gibt. Und diese deiner Meinung nach so geringe Strafe ist gar nicht mehr so gering, wenn man Fälle als Vergleich heranzieht, wie z.B. P. Graf, der eben nicht geständig, nicht kooperativ, etc. war und nicht viel mehr (drei Monate mehr) bekam.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Jochen am 13.März 2014, 20:46:55

Zitat
Strafe ist viel zu gering, wenn man die Wahrscheinlichkeit beachtet, mit der Hoeneß tatsächlich in den Knast geht.
Zitat
Woraus genau ziehst du jetzt diese Schlussfolgerung? Die Wahrscheinlichkeit derzeit ist verdammt hoch, dass Hoeneß für einige Zeit ins Gefängnis muss.
Diese Schlussfolgerung ziehe ich aus der Tatsache, dass es so etwas wie den offenen Vollzug gibt, über den der Anstaltsleiter entscheidet. Siehe unten
Zitat
Ich glaube es nicht, wenn ich bedenke, dass am Ende der Gefängnisleiter über seine Haftzeit entscheiden wird (Freigang, Bewährung etc.).

Zitat
Ich sage Herr Hoeneß wird, wenn überhaupt, nur ein paar Tage bis wenige Wochen inhaftiert sein.
Ich sage, dass das erst einmal ziemlich schlecht begründet ist - nämlich gar nicht.
Siehe oben
Zitat
Was diese enorme Summe anbelangt, die er zahlen muss, so habe ich den leisen Verdacht, dass sich genügend Gönner (Sponsoren) finden werden, die ihm da mit Freude aushelfen werden.
Die genau was davon hätten? Das spricht so dermaßen gegen jegliche Wirtschaftlichkeit, dass ich ernsthaft zweifel, ob du das ernst meinen kannst.
Hm, Freundschaftsdienst, Angst vor Enthüllungen?? Keine Ahnung. Hast du den Seehofer heute im Interview gesehen? Vor den Kameras spricht er als Ministerpräsident. Und hinter den Kulissen, wo es keiner mitbekommt? Wissen wir was hinter den Kulissen abläuft? Ich weiss es in diesem Fall jedenfalls nicht. Aber wenn ich Äußerungen von z.B. Boris Becker, Metzelder oder dem Bruchhagen lese, kann ich mir ausmalen, dass solche Leute mit deren Einkommen und Umfeld es nicht nötig haben, sich über die Auswirkungen dieser Exzesse auf Normalbürger und deren Kindern Gedanken zu machen. Es gibt noch genug schlechte Menschen, die ihm Geld geben und stützen werden, damit er weiter machen kann.

Zitat
Gerechte Strafe? Nein, definitiv nicht, wenn man bedenkt wie hoch er geflogen ist. Siehe sein Auftritt in den Talkshows ("Auch wenn es blöd ist. Aber ich zahle meine Steuern"). Um ehrlich zu sein, kotzt mich diese geringe Strafe so richtig an.
Oh, schwerer Kategorienfehler. Wie sich jemand gibt, mag moralisch fragwürdig sein, hat aber per se erst einmal nichts mit Gerechtigkeit zu tun im juristischen Sinne, auch wenn es immer mal wieder Überschneidungen gibt. Und diese deiner Meinung nach so geringe Strafe ist gar nicht mehr so gering, wenn man Fälle als Vergleich heranzieht, wie z.B. P. Graf, der eben nicht geständig, nicht kooperativ, etc. war und nicht viel mehr (drei Monate mehr) bekam.
Geständig ist jemand, der aus eigenem Antrieb zur Aufklärung beiträgt. Hoeneß sah sich dazu gezwungen. Kooperativ war er ebenfalls nicht. Hat er ja auch im Prozeß selber zugegeben.
Ihm wurden viele Dinge zugute gehalten, die einfach nicht den Tatsachen entsprechen, und das finde ich nicht gerecht.

P.S.: Ich bin einfach zu alt um noch an irgendwas Gutes zu glauben. Jemand, der mit Devisenspekulationen gegen die Stabilität von Währungen und ganzen Nationen wettet, hat einfach jeden Bezug zu mir, einem normal verdienenden Bürger, verloren.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Jochen am 13.März 2014, 21:02:45
http://www.sueddeutsche.de/sport/urteil-gegen-hoeness-milde-strafe-fuer-einen-masslosen-mann-1.1911885 (http://www.sueddeutsche.de/sport/urteil-gegen-hoeness-milde-strafe-fuer-einen-masslosen-mann-1.1911885)

Der Kommentar formuliert besser was ich meine ;)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 13.März 2014, 21:20:33
Ein schwacher Kommentar so nach dem Motto "Hängt ihn höher, ich weiß nicht weshalb, aber ich will es so!".

Zitat:
Zitat
Die Richter hielten dem Angeklagten alles zugute, was man ihm zugutehalten kann - sein soziales Engagement, sein Lebenswerk und sein (spätes) Geständnis.

Das klingt so anklagend, zumal es im Artikel auch öfter vorkommt. Ähh, es ist die verdammte Pflicht des Gerichts, Angeklagten all das zugute zu halten, was sie ihnen nach §34I StGB zugutehalten können. Täte das Gericht dies nicht, würde eine Revision mit Sicherheit durchkommen und der Prozess müsste unter diesem Gesichtspunkt neu verhandelt werden. Ansonsten findet der Autor des Kommentars übrigens auch keine Gründe, weshalb das Urteil seiner Meinung nach zu gering ausfällt. Die SZ ist auch nicht mehr das, was sie mal war.

Mich würde aber trotzdem auch noch interessieren, woher das ganze Geld nun eigentlich stammt. Mit 7€ in der Südkurve ist das jedenfalls nicht zu finanzieren.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Jochen am 13.März 2014, 21:42:37
Ein schwacher Kommentar so nach dem Motto "Hängt ihn höher, ich weiß nicht weshalb, aber ich will es so!".

Zitat:
Zitat
Die Richter hielten dem Angeklagten alles zugute, was man ihm zugutehalten kann - sein soziales Engagement, sein Lebenswerk und sein (spätes) Geständnis.

Das klingt so anklagend, zumal es im Artikel auch öfter vorkommt. Ähh, es ist die verdammte Pflicht des Gerichts, Angeklagten all das zugute zu halten, was sie ihnen nach §34I StGB zugutehalten können. Täte das Gericht dies nicht, würde eine Revision mit Sicherheit durchkommen und der Prozess müsste unter diesem Gesichtspunkt neu verhandelt werden. Ansonsten findet der Autor des Kommentars übrigens auch keine Gründe, weshalb das Urteil seiner Meinung nach zu gering ausfällt. Die SZ ist auch nicht mehr das, was sie mal war.

Mich würde aber trotzdem auch noch interessieren, woher das ganze Geld nun eigentlich stammt. Mit 7€ in der Südkurve ist das jedenfalls nicht zu finanzieren.

Worin siehst du denn die "tätige Reue" begründet?

Warum hat Herr Hoeneß denn nicht auch offen gelegt, wo das Geld herkam?

Zitat
Hoeneß hat mit der Wahrheit von Anfang an taktiert. In der ersten Selbstanzeige, mit der er doch "reinen Tisch" machen wollte, verschwieg er Spekulationsgewinne.
Für mich ist das einer von mehreren Gründen, die der Autor nennt, warum er das Urteil für zu mild hält.
Meiner Meinung nach wurden in der Mehrheit Aspekte berücksichtigt, die dem Angeklagten zugute kommen. Gab es überhaupt etwas, was strafverschärfend dazu kam?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 13.März 2014, 22:06:40
Wenn es hier jetzt um den Sinn von Strafe geht, muss ich aus philosophischer Sicht einmal einhaken. Es mag sein, dass Hobbes Leviathan gerne herangezogen wird. Das Problem bei ihm ist, dass Strafe letztlich einen rein präventiven Charakter hat. Polemisch formuliert folgt daraus jedoch, dass Straftaten eben nur dann geschehen, wenn die Strafe zu niedrig ausfällt. Es ist somit Schuld des Staates, nicht des Straftäters, wenn er die Tat doch begeht. Das ist vielleicht im Alltag uninteressant, weil dort meist nur über die Zuschreibung der Tat geredet wird. Unter dem Aspekt der Zurechnung sieht das jedoch höchst problematisch aus - und damit über Umwegen dann auch für die rechtliche Frage. Das Gegenteil der Hobbeschen Position findet man z. B. bei Leibniz, wo Strafe eben rein reaktiv ist und somit per definitionem aber das Problem aufweist, dass sie nicht wirklich hilfreich ist, weil ihr inhärent ist, eine notwendige und kausale Folge auf eine Tat zu sein. Hier fällt der präventive Charakter weg (wieso das bei Leibniz genau so ist und nicht den präventiven Teil mit einschließt, lasse ich hier einmal weg, das führt zu weit in Vorstellungen über Kausalität und in die Monadenlehre). Das Ziel einer Strafe darf es nie sein, nur eines dieser beiden Muster zu bedienen: Bei Hobbes ist der Straftäter letztlich nicht Schuld, es fehlt die Zurechnung, bei Leibniz ist der Straftäter zwar Schuld, er konnte aber letztlich auch nicht abgehalten davon werden, weil es eine notwendige (und dennoch freie) Handlung war - es ist somit letztlich in unserem Sinne auch keine Strafe, sondern ein kausales Ereignis.
Eine Lösung bietet z. B. Kant an. Dort ist Strafe grundsätzlich beides. Sie enthält einen präventiven und einen reaktiven Charakter. Damit kann die Zurechnung und gleichzeitig die Freiheit des Protagonisten bewahrt werden. Wieso ich das hier ausführe ist einfach der folgende Grund: Bei einer Strafe darf es nie darum gehen, jemanden nur abzuschrecken. Das führt nämlich zu ganz absurden Begründungen und vor allem geht es am Gleichheitsgedanken (den man natürlich aus anderen Gründen gerne diskutieren darf) vorbei.

Arrr, bei solchen Beiträgen kriege ich Lust auf ein Glas Wein und einer ordentlichen Diskussion bei Kaminfeuer, herrlich!

Grundsätzlich möchte ich dir was die Unterschiede der rechtsphilosophischen Betrachtung der einzelnen Vertreter angeht, auf keinen Fall widersprechen. Zu Hobbes ist es mir persönlich aber noch wichtig zu sagen, dass ich ihn (und besonders den Leviathan) nie als Law&Order- Vertreter begriffen habe. Ich hatte da letztes Jahr eine wunderbare Diskussion mit meinen Studenten, da ging es um das Verhältnis Staat-Individuum und dort hatte auch jemand den Leviathan als Beispiel dafür gewählt, dass der Staat als relativ erbarmungsloser Herrscher dem Bürger gegenübertritt, der wiederum all seine Freiheit als Teil des Gesellschaftsvertrages aufgibt mit dem Interesse, dass der Staat dafür das friedliche Zusammenleben untereinander garantieren möge.

Einwurf für Interessierte, dich den Leviathan nicht kennen, aber sich dafür interessieren: Hobbes verfolgt ein durchaus negatives (unsoziales) Menschenbild. Im Leviathan beschreibt er den Naturzustand des Menschen ohne Gesetze und Staat als anarchistisches Chaos, hervorgerufen durch die Abwesenheit von Regeln, was in gegenseitiger Niedertracht mündet. Das Chaos besteht dann im "Krieg aller gegen jeden" (bellum omnium contra omnes) und das Zusammenleben der Menschen charakterisiert er als hinterlistiges Treiben, wobei der "Mensch dem Menschen ein Wolf ist" (homo humini lupus). Der Bürger ist allerdings durchaus ein harmoniebestrebtes Wesen, er möchte diese animalischen Existenz eigentlich nicht, verfällt letztendlich aber doch immer in seinen Naturzustand. Als einzigen Weg, diesen Naturzustand abzuwenden, sieht Hobbes die Einsetzung eines Leviathans, also eines Staates, der durch Gesetze das Zusammenleben der Bürger regeln soll, damit sich diese nicht gegenseitig zerfleischen. Dabei ist aber wichtig zu verstehen, dass rein vernünftige Gesetze nicht ausreichen, da der Mensch im Kern dafür zu niederträchtig ist. Die vernünftigen Gesetze müssen auch noch wirkungsvoll durchgesetzt werden. Dies ist im Rahmen eines Gesellschaftsvertrages zwischen Staat und Bürger die Aufgabe des Staates, der mit furchteinflößenden Strafen den Bürger davon abhalten soll, zu seinem Naturzustand zurückzukehren. Der Bürger ordnet sich dafür bedingungslos dem Staat unter, gibt Freiheiten auf und unterwirft sich dem Leviathan als einzige legitme Rechtsquelle auch seinen Bestrafungen bedinungslos. Dieser bietet dafür Schutz in dem er die Nichteinhaltung der Gesetze unter Strafe stellt. Exzerpt ende.

Das klingt alles radikal, bei näherer Betrachtung spricht sich Hobbes aber nicht für einen tyrannischen Staat mit drakonischen Strafen aus. Letztendlich argumentiert er für das, was wir heute haben (staatliches Gewaltmonopol, Gerichtsbarkeit der Bürger durch Staatsbeamte, Legislative durch Staat etc). Wenn du jetzt also schreibst
Zitat
"Polemisch formuliert folgt daraus jedoch, dass Straftaten eben nur dann geschehen, wenn die Strafe zu niedrig ausfällt. Es ist somit Schuld des Staates, nicht des Straftäters, wenn er die Tat doch begeht."
   
stimmt es natürlich unter dem Aspekt der Zurechnung der Tat als Schuld des Staates. Der Mensch kann ja nicht anders, als zu seinem Naturzustand zu streben (Gefangenendilemma), es ist die Aufgabe des Staates, ihn daran zu hindern. Andererseits lese ich persönlich im Leviathan nicht heraus, dass dies deshalb der Fall ist, weil die Strafe zu niedrig ausgefallen wäre. Darüber lässt sich natürlich trefflich streiten. Wir sind uns, denke ich, alle einig, dass es Hobbes darum ging, dass der Bürger schon in ständiger Furcht vor dem Leviathan leben muss. Allerdings glaube ich, dass es ihm hier vor allem darum ging, dass der Bürger mehr die Furcht haben sollte, entdeckt zu werden im sträflichen Handeln, als die bloße Anzahl der Peitschenhiebe zu fürchten. Ich führe das darauf zurück, dass ein tyrannischer Leviathan, der fast schon blutdürstig agiert in der Form seiner Strafenzuteilung, dem Naturzustand des Menschen zu sehr ähneln würde, sogar mit ähnlichen Motiven behaftet ist (Selbstsucht) und nicht daher nicht genug abstrahiert sein würde. Hobbes hat ja gerade auf die Figur des Leviathan zurückgegriffen, weil diese mythische Figur nicht menschlich ist, ansonsten hätte er ja auch den monarchischen Herrscher mit großer Staatsautorität als Ideal darstellen können.

Aber die Wahrheit trifft sich vermutlich in der Mitte. Eine gewisse Härte brauchen die Gesetze ja schon, aber der abschreckende Charakter ist meiner Meinung nach nicht nur auf die Höhe der Strafe zurückzuführen, sondern liegt auch in der Unterwürfigkeit (dem dauerhaften Respekt), die der Bürger dem Leviathan gegenüber haben sollte. Hier könnte jetzt natürlich wieder damit argumentiert werden, dass der Leviathan härtere Strafen verhängen kann, um die Unterwürfigkeit zu festigen, insofern ist sicherlich das eine vom anderen abhängig. Ich bin auch der Meinung, dass im heutigen Rechtssystem Strafe durchaus noch dazu dient, den Bürger dem Staate zu unterwerfen, bzw ihm die Unterwerfung bewusst zu machen. Gerade das Steuerrecht ist dafür ja die ideale Ausprägung!

Auch wenn es mir unter den Fingern brennt, zu Leibniz und Kant würde ich zu gerne auch noch etwas schreiben, aber das ist hier ja nicht der Philosophie-Club, deshalb lasse ich es und nicke einfach nur in Zustimmung zu dem von dir Geschriebenem.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 13.März 2014, 22:36:27


Worin siehst du denn die "tätige Reue" begründet?

Warum hat Herr Hoeneß denn nicht auch offen gelegt, wo das Geld herkam?


Die tätige Reue sehe ich alleine in dem Umstand, dass Hoeneß in der Verhandlung ausführlich geständig war. Er hat nicht irgendeine Erklärung vorgelesen, sondern auch auf die Fragen des Gerichts umfassend und frei geantwortet. Über den Wert seiner umfassenden Einlassungen am Montag kann mensch natürlich streiten, da die Finanzbeamtin am Dienstag ohnehin ausgesagt hätte, allerdings ist ein Angeklagter nicht dazu verpflichtet, bei der Aufklärung des Falles zu helfen. Genau das hat Hoeneß aber getan. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass er seine Finanzdaten an die Staatsanwaltschaft und das Finanzamt weitergegeben hat. Er tat dies in der Hoffnung, dass es seine Selbstanzeige wirksam macht, rückblickend wäre es wohl besser gewesen, die Kooperation mit den Behörden und der Staatsanwaltschaft zu verweigern. Dann wäre es (erstmal) nur um 3,5mio€ gegangen, wobei dann natürlich tätige Reue gar nicht vorhanden gewesen wäre. Keine Ahnung, ob das zu einer geringeren Strafe geführt hätte oder nicht, fest steht jedenfalls, dass Hoeneß zur Aufklärung seiner Steuerschuld in erheblichem Maße beigetragen hat.

Er hat nicht offengelegt, woher das Geld kam, weil es eigentlich niemanden etwas angeht. Das Persönlichkeitsrecht gilt auch für Hoeneß. Mich würde es natürlich interessieren, woher das Geld kommt, aber ich bin nicht so vermessen, dass ich den Anspruch habe, dass Hoeneß vor mir die Hosen runterlassen muss. Für das Gericht spielte das übrigens gar keine Rolle, woher das Geld kommt. Wenn das aber recherchiert wird, könnte es unter Umständen noch rechtsrelevant werden.

Zitat
"Hoeneß hat mit der Wahrheit von Anfang an taktiert. In der ersten Selbstanzeige, mit der er doch "reinen Tisch" machen wollte, verschwieg er Spekulationsgewinne."

Für mich ist das einer von mehreren Gründen, die der Autor nennt, warum er das Urteil für zu mild hält.
Meiner Meinung nach wurden in der Mehrheit Aspekte berücksichtigt, die dem Angeklagten zugute kommen. Gab es überhaupt etwas, was strafverschärfend dazu kam?

Der Autor spielt vermutlich auf das Interview in der ZEIT an. Das ist für das Gericht natürlich völlig irrelevant. Es geht darum, was er vor Gericht getan hat. Hier hat er alle Daten auf den Tisch gelegt, wenn auch erst 2 Wochen vor Verhandlungsbeginn. Aber hier weiß niemand, woran das lag. Er könnte in dieser Zeit die Herkunft des Geldes verschleiert haben, er könnte die Beteiligung von anderen Konten/Menschen/Firmen/Vereinen verschleiert haben, es kann aber auch sein, dass die Bank ihm die Daten tatsächlich erst vor 2 Wochen zukommen lassen hat. Ich konnte mir das auch nicht vorstellen, Tony Cottee hat hier im Forum aber überzeugend dargestellt, dass das durchaus so lange dauern kann. In dubio pro reo, im Zweifel glaubt mensch Hoeneß' Version, etwas anderes wurde nicht bewiesen.
Am Montag hat er jedenfalls keine Gewinne verheimlicht, sondern die Verteidigung hat sich schlicht bei der Summe verspekuliert. Das war extrem ungeschickt, da Vorsatz zu unterstellen halte ich aber auch für gewagt, denn schließlich wussten ja alle, dass am nächsten Tag die Finanzbeamtin kommen sollte. Dass der Montag extrem doof gelaufen ist für Hoeneß, steht aber außer Frage.

Was sind denn deiner Meinung nach Aspekte, die in einer Verhandlung strafverschärfend hinzukommen sollten? Im Strafgesetz gibt es im Prinzip keine strafverschärfenden Umstände. Diese werden dann in extra Normen gepackt wie "besonders schwerer Fall von...". Das gibt es auch bei §370 III AO, also "besonders schwere Steuerhinterziehung". Die scheint das Gericht tatsächlich verneint zu haben, die Begründung dafür kenne ich nicht. Kann sein, dass die Gründe dafür gut sind, muss aber nicht. Einen Unterschied hätte es wohl kaum gemacht, nur wenn das Gericht das Maximalstrafmaß angelegt hätte, wäre bei 5 Jahren Schluss gewesen, womit die 5,5 von der Staatsanwaltschaft geforderten Jahre nicht eingetreten wären.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Jochen am 13.März 2014, 22:47:31
Danke für deine ausführliche Antwort. Schön, dass einem sowas mal erklärt wird :)

Allerdings muss ich sagen, dass solch komplexe Zusammenhänge für normalsterbliche nicht mehr nachzuvollziehen sind. Was bleibt einem da anderes übrig, als auf unser Rechts- und Justizsystem zu vertrauen. Aber dieses Vertrauen wird erschüttert, wenn man mit viel Geld die Härte der Bestrafung verringern kann.
So ne Revision kostet doch auch ne Stange Geld, oder?

Edit: Was ich noch ergänzen wollte. Wenn man durch Geld die Härte der Bestrafung beeinflussen kann, müssten dann reiche Leute nicht härter bestraft werden, um sie mehr abzuschrecken?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: maturin am 13.März 2014, 23:17:09
Auch wenn es mir unter den Fingern brennt, zu Leibniz und Kant würde ich zu gerne auch noch etwas schreiben, aber das ist hier ja nicht der Philosophie-Club, deshalb lasse ich es und nicke einfach nur in Zustimmung zu dem von dir Geschriebenem.

Darf ich darum bitten das wir einen Philosophie-Club Thread eröffnen, ich werde da zwar nix beitragen können aber interessant ist es alle mal!

Danke für deine ausführliche Antwort. Schön, dass einem sowas mal erklärt wird :)

Allerdings muss ich sagen, dass solch komplexe Zusammenhänge für normalsterbliche nicht mehr nachzuvollziehen sind. Was bleibt einem da anderes übrig, als auf unser Rechts- und Justizsystem zu vertrauen. Aber dieses Vertrauen wird erschüttert, wenn man mit viel Geld die Härte der Bestrafung verringern kann.
So ne Revision kostet doch auch ne Stange Geld, oder?


Die Revisionsentscheidung gibt es noch nicht und auch sonst ist mir nicht ganz klar wo Hoenes sich eine leichtere Strafe erkauft haben soll? Sicherlich kosten Anwälte Geld und gute Anwälte mehr Geld, aber es ist jetzt nicht gerade so als das sein Anwalt ihn von 10 auf 3,5 Jahre runtergebracht hätte...
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Don-Muchacho am 13.März 2014, 23:37:55
[...] Hobbes [...]

Ich schließe mal, dass es um Thomas Hobbes geht. Ich hab mit Jura nichts am Hut, und hab auch den Leviathan (noch) nicht gelesen, hab mich allerdings in meiner Politik Vorlesung ein wenig mit dem guten Mann befasst.
Daher kann ich etwas mehr zu der Vorgeschichte der Denkweise von Hobbes sagen:
Hobbes nannte den "Staat" eine menschliche Erfindung, er nimmt ihn also nicht einfach mit "ist halt so" hin. Weiterführend sagt er dann, dass die Legitimation eines Staates nur von den Interessen der Individuen abgeleitet werden kann, und ein Staat auch nur dann legitim ist, wenn die Vorteile für das Individuum die Nachteile überwiegen. Und hier kommen wir zu einem nicht unwichtigen Punkt. Die Aussage ist eben, dass, wie schon richtig gesagt, die Menschen ihre Freiheit einschränken, dafür eben ein erhöhtes Maß an Sicherheit erhalten. Einerseits eben nach außen, eine große Gruppe kann sich besser verteidigen, aber eben insbesondere auch nach Innen. Der Staat als solcher, bzw. das Justizsystem haben den Auftrag die Intressen der Allgemeinheit zu verteidigen, das kann dann in dem Fall durchaus zu Lasten der Individuen gehen. Sprich Verbrecher gehören bestraft um die Gesellschaft als solche zu schützen, was ja quasi der Justizgedanke als solcher ist.

Zitat
Das klingt alles radikal, bei näherer Betrachtung spricht sich Hobbes aber nicht für einen tyrannischen Staat mit drakonischen Strafen aus. Letztendlich argumentiert er für das, was wir heute haben (staatliches Gewaltmonopol, Gerichtsbarkeit der Bürger durch Staatsbeamte, Legislative durch Staat etc).

[...]

hätte er ja auch den monarchischen Herrscher mit großer Staatsautorität als Ideal darstellen können.

hierauf möchte ich gerne noch ganz kurz eingehen: De Fakto war Hobbes ein großer Verfechter der, zu seiner Zeit als Staatsform unter Druck geratenden, absoluten Monarchie, zudem hat er die Gewaltenteilung (du nennst die Legislative) abgelehnt. Hintergrund war der, dass er eben sagte, dass nur ein starker Herrscher einen starken und souveränen Staat leiten kann, dazu braucht er dann sämtliche Macht. Das sah er bei einem Monarchen (wohlgemerkt, keinem Tyrannen. Monarchen liegt, laut Literatur, eher das wohl der Bürger als der eigene Vorteil vor Augen) eben am ehesten gegeben. Demokratien lehnte er stattdessen als instabil und Korruption/Günstlingswirtschaft fördernd ab. Der Mann hatte also durchaus eine gewisse Weitsicht.

Soviel nur kurz zum Exkurs Thomas Hobbes und warum er dachte was er dachte. Ich könnte mir vorstellen das hilft einigen im Bezug auf Konnis Post die Hintergründe der Diskussion besser zu verstehen, jedenfalls hab ich von dem Vorwissen profitiert. Sollten irgendwelche Fakten nicht stimmen, bitte ich das zu entschuldigen, ist schon eine Weile her, und ich hab nur meine Zusammenfassung kurz überflogen.

Und zum Ende will ich noch einmal Klugscheißen, auch wenn es wirklich garnichts zur Sache tut. Irgend wo zu muss mein Studium ja gut sein.
(click to show/hide)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: White am 14.März 2014, 00:15:29
(click to show/hide)
Da ich seit nem halben Jahr nahezu nix anderes als Latein mache: Right. Allerdigns hätte ein Caesar z. B. das contra vermutlich einfach unterschlagen ^^
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 14.März 2014, 09:29:02
Abseits von Hobbes und Caesar möchte ich hier aber nochmal hervorheben, dass es sich bei dem Urteil um eine Glanzstunde des deutschen Rechtsstaates handelt. Ohne despektierlich sein zu wollen - und Nationalismus kann mensch mir ohnehin nicht vorhalten - so ein Urteil gegen den Vorstandsvorsitzenden des größten Sportvereins des Landes, würde es in Spanien, Italien, der Türkei und selbst in den USA (sowie vielen anderen Ländern auf der Welt) nicht geben.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: quesar am 14.März 2014, 09:46:23
Abseits von Hobbes und Caesar möchte ich hier aber nochmal hervorheben, dass es sich bei dem Urteil um eine Glanzstunde des deutschen Rechtsstaates handelt. Ohne despektierlich sein zu wollen - und Nationalismus kann mensch mir ohnehin nicht vorhalten - so ein Urteil gegen den Vorstandsvorsitzenden des größten Sportvereins des Landes, würde es in Spanien, Italien, der Türkei und selbst in den USA (sowie vielen anderen Ländern auf der Welt) nicht geben.

Berlusconi hat man in Italien verknackt (Milan)
Aziz Yildirim hat man in der Türkei in den Bau gesteckt (Fenerbahce)

So einmalig ist das nun auch nicht.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 14.März 2014, 10:20:55
Ups, den Berlusconi hatte ich im Kopf natürlich im spontanen Brainstorming nicht als Sportfunktionär verortet. ;)

Ich meinte aber schon Steuerbetrug, wegen anderer Delikte wurden natürlich auch hochkarätige Sportfunktionäre in den USA in den Bau geschickt. Yildirim wurde doch auch nur wegen Manipulation verhaftet oder?

EDIT: Hoeneß lehnt die Revision übrigens ab und geht ins Gefängnis. Ganz so selbstlos ist das nicht, ich halte es nicht für unmöglich, dass die Strafe aufgestockt werden würde. Damit dürfte er in ein paar Wochen seine Haft antreten.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 14.März 2014, 10:26:21
Ich denke auch, dass es weise vom Uli ist, die Strafe zu akzeptieren. Es ist wohl eher so, dass die Strafe erhöht wird, als dass er ohne Haftstrafe davon kommt.
Gern hätte ich die Revision als Grundsatzentscheidung in einem solchem Fall dennoch gesehen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Kottikoroschko am 14.März 2014, 10:41:51
Ist es bei einer Revision nicht so, dass die Haftstrafe nicht erhöht werden darf bei einem neuen Urteil oder irre ich?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 14.März 2014, 11:10:32
Ist es bei einer Revision nicht so, dass die Haftstrafe nicht erhöht werden darf bei einem neuen Urteil oder irre ich?

Gestern Abend bei Maybrit Illner hat ein Steueranwalt erklärt, dass der BGH das Urteil bestätigen, zurückweisen oder aufheben kann. Letzteres passiert bei Verfahrensfehlern (z. B. falsche Berechung der tatsächlichen Steuerschuld). Dann wird der Fall neu verhandelt. Und dann kann es eben ein härteres Urteil geben. Für genaue Infos bin ich aber der falsche Ansprechpartner, ich studiere ja Mathe und nicht Jura. ;)

Auch wenn es mir unter den Fingern brennt, zu Leibniz und Kant würde ich zu gerne auch noch etwas schreiben, aber das ist hier ja nicht der Philosophie-Club, deshalb lasse ich es und nicke einfach nur in Zustimmung zu dem von dir Geschriebenem.

Darf ich darum bitten das wir einen Philosophie-Club Thread eröffnen, ich werde da zwar nix beitragen können aber interessant ist es alle mal!

Dem stimme ich voll und ganz zu!
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Stefan von Undzu am 14.März 2014, 11:11:52
Eigentlich sollte man von einer Staatsanwaltschaft (oder wer auch immer dafür zuständig ist...) auch erwarten können, diese Kontoumschreibung in der Schweiz im Jahre 2009 zu durchleuchten, bevor die Verjährungsfrist von fünf Jahren verstrichen ist.

Ich gehe davon aus, dass Hoeneß das Urteil nun angenommen hat, um weiteren Schaden von seinem Lebenswerk FC Bayern fernzuhalten. Was da noch alles gefunden werden könnte...
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Rays7 am 14.März 2014, 11:19:42
Ist es bei einer Revision nicht so, dass die Haftstrafe nicht erhöht werden darf bei einem neuen Urteil oder irre ich?

Bin jetzt auch kein Experte, aber nachdem was ich so mitbekommen habe, ist es glaube ich so, dass es davon abhängt wer Revision einlegt. Tut das nur die Verteidigung, ist keine Erhöhung möglich. Wäre die Verteidigung aber in Revision gegangen, hätte die Staatsanwaltschaft das aber sowieso auch getan, da dann eine Neubetrachtung des Falls sowieso passiert wäre. Somit hätte das Urteil bestätigt werden können oder nach oben bzw. unten korrigiert werden können. Lieg ich richtig?^^
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 14.März 2014, 13:00:57
http://www.transfermarkt.de/de/fc-bayern-adidas-chef-hainer-neuer-aufsichtsratsvorsitzender/news/anzeigen_152544.html (http://www.transfermarkt.de/de/fc-bayern-adidas-chef-hainer-neuer-aufsichtsratsvorsitzender/news/anzeigen_152544.html)
Adidas-Chef Hainer übernimmt erstmal den Vorsitz des Aufsichtsrates von Hoeneß, Karl Hopfner soll neuer Präsident der Bayern werden.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 14.März 2014, 16:10:23
Ist es bei einer Revision nicht so, dass die Haftstrafe nicht erhöht werden darf bei einem neuen Urteil oder irre ich?

Bin jetzt auch kein Experte, aber nachdem was ich so mitbekommen habe, ist es glaube ich so, dass es davon abhängt wer Revision einlegt. Tut das nur die Verteidigung, ist keine Erhöhung möglich. Wäre die Verteidigung aber in Revision gegangen, hätte die Staatsanwaltschaft das aber sowieso auch getan, da dann eine Neubetrachtung des Falls sowieso passiert wäre. Somit hätte das Urteil bestätigt werden können oder nach oben bzw. unten korrigiert werden können. Lieg ich richtig?^^

Nein. Bei einer Revision, unabhängig davon, wer diese beantragt, würde der erste Strafsenat des BGH das Urteil auf Rechtsfehler (Verfahrensfehler, Fehler bei der Verfahrensvoraussetzung und materielle Rechtsfehler) untersuchen. Bei Hoeneß könnte geschaut werden, ob materielle Rechtsfehler begangen wurde, also beispielsweise ob die Selbstanzeige nicht doch formaljuristisch ausreichend sein könnte. Wenn festgestellt wird, dass die Urteilsbegründung wesentliche Rechtsfehler aufweist, dann wird der Fall zurück an das Ausgangsgericht übergeben und der Fall dort (vor neuen Richtern) neu verhandelt. Ich halte die Chance auf eine teilweise erfolgreiche Revision im Falle Hoeneß für sehr gering, eigentlich ist das Rechtsmittel der Selbstanzeige ziemlich umfassend erklärt in seinen Voraussetzungen und es gab vor 6 Jahren erst eine Novelle.

Aber nochmal: Hoeneß ist vergleichsweise sehr glimpflich davongekommen. Für Schwarzarbeit mit deutlich geringerem Schaden gibt es bisweilen ganz ähnliche Strafmaße. Es war sicherlich vernünftig von Hoeneß, diese für ihn unangenehme Sache nicht noch ein Jahr hinauszuzögern. Jetzt hat er, denke ich, auch etwas Ruhe und Frieden verdient. Das Geld muss er nach abschließender Prüfung zurückzahlen, wir werden vermutlich nie erfahren, wie hoch die Summe genau ist. Auch woher das ganze Geld stammt (zeitweise sollen ja über 155mio€ auf dem einen Konto gewesen sein), wird wohl sein Geheimnis bleiben, wenn Journalisten da nicht hinter kommen. Vllt gibt es auch gar kein Geheimnis dazu, vllt hatte er einfach soviel Geld. Es ist seine Privatsache, die Medien werden da ohnehin tief recherchieren.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: ScouT am 14.März 2014, 18:31:51
Keine Revision.. Er nimmt das Urteil an..
Finde ich, den Umständen entsprechend anständig von ihm.
Aber ich muss ehrlich zugeben, rein SPORTLICH wird er mir fehlen, auch wenn ich ein BVBler bin.. Er ist noch eine richtige Type wie es ruhig ein paar mehr geben könnte..
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: KI-Guardiola am 14.März 2014, 18:33:50
Ich weiß nicht, ob es sonst noch wem aufgefallen ist. Aber immer wieder kam in den letzten Tagen in diversen Medien die Frage auf, eigentlich nicht nur in den letzten Tagen: "Warum hat der Typ seinen Job eigentlich noch?" In jedem anderen Unternehmen sei er längst entbunden worden.

Das stimmt. Nur irgendwie ist der FC Bayern nicht bloß ein Unternehmen, sondern auch ein Fußballverein. Einer, in dem viele führende Köpfe tatsächlich aus dem Sport direkt kamen, direkt aus dem Verein selbst, über Jahrzehnte hinweg. Was es in der Form m.E. in keinem anderen deutschen Topclub gab, und was jetzt so langsam zu Ende geht. Die Frage mag berechtigt gewesen sein. Allerdings ist die Ironie darin, ein bisschen, für mich: Ein Stück war der FC Bayern bis zuletzt so eine Art "Family business", der wohl letzte deutsche Topclub, der über ewige Zeiten hinweg noch von Leuten mitgeleitet wurde, die tatsächlich im Sport verwurzelt sind und waren, statt von Wirtschaftsmanagern, Finanzexperten, Anlagenberatern, Rechtsanwälten und Unternehmensmenschen, die der Sport nach und nach angezogen hat. Die gab es schon seit Beginn der Ära Hoeneß mit einem Hopfner auch, klar, und Hoeneß war sowieso beides in einem: Geldscheffler und Kicker, von Anfang an. Aber irgendwie liegt ein bisschen Symbolcharakter darin, dass erstens: hiermit diese Ära zu Ende geht. Und zweitens: medienübergreifend der Fußballclub als Unternehmen wie alle anderen bezeichnet wurde.

P.S.: Das soll keine Verklärung sein oder so was, oder Romantik, schließlich war Bayern seit Hoeneß sowieso die deutsche Geldmaschine auch ohne profilneurotische Sonnenkönige, rettende Rechtsanwälte oder quereinsteigende Fleischfabrikanten. Und Urteil voll berechtigt, der Mann hat irgendwann jegliches Maß verloren, was auch immer. Aber ich fands trotzdem bemerkenswert. Ein wenig. Und so oder so, das ist jetzt alles gekappt. Ab jetzt haben mehr denn je auch beim FC Bayern die Zugereisten, Investleute und Wirtschaftsmacher die Zügel in der Hand.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Alcatraz am 14.März 2014, 19:34:52
Du redest von Privaten Fehlern? Der Typ hat den ganzen Staat sowie jeden einzelnen von euch betrogen und es ging nicht um ein paar Euro.
Das ist kein Fehler sondern ein Verbrechen. Insofern ist es auch im
Sinne der Allgemeinheit nur gerecht dass er ins Gefängniss geht. Eine
solch unehrliche Person hat auch nichts auf einer Praesidenten Position zu suchen
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: White am 14.März 2014, 19:38:01
Bevor man über Uli herzieht sollte man sich mal an die eigene Nase fassen und mal überlegen wie wäre es wenn man selbst betroffen wäre,
ob man dann auch möchte das andere über einen herziehen!
Wenn ich selbst betroffen wäre hätte ich mir mit meienr Steuerersparnis ein nettes kleines Eigenheim Karibikinsel gekauft und wäre dort vor dem langen Arm der deutschen justiz relativ sicher. Nach Deuthscland müsste ich eh nie wieder, denn alle meine Freunde würden mich entweder ständig besuchen oder bei mir wohnen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j4y_z am 14.März 2014, 20:42:53
Eins muss ich mal los werden, es ist eine Riesen Sauerei zu verlangen das Uli Hoeneß als Präsident und Aufsichtsratschef zurücktreten muss!!

Wer das verlangt sollte SOFORT seinen Job/Arbeiten kündigen da jeder bereits Private Fehler gemacht hat!!

Private Fehler != Straftat

Zb alle die jemals die Hand gegen die Freundin/frau gehoben haben, sind für kein Unternehmen der Welt mehr tragbar!

Habe ich nicht, und wenn, hätte ich es verdient.

Wer 1 Punkt in Flensburg hat und beruflich Fahren muss ist Untragbar usw kann das noch weiter machen doch darauf habe ich keine Lust!

Punkte in Flensburg sind keine Straftat sondern eine Ordnungswidrigkeit. Das Beispiel ist aber insofern gut, denn verlierst du deinen Führerschein wegen zu vieler Punkte, kann das sehr wohl Auswirkung auf deinen Job haben, und ich kenne ein paar Kraftfahrer, die haben sich dadurch den Job versaut.

Man sollte Privat und Berufliches trennen und demnach hätte Uli sehr wohl Präsident bleiben sollen!!

Sag mir mal bitte, wie ein Mann im Gefängnis den besten Verein der Welt führen soll. Das ist gelinde gesagt lächerlich.

Dazu die selbst Anzeige! Egal ob falsch oder nicht richtig er hat sich selbst Angezeigt bevor ermittelt wurde!!

Sie war aber unzureichend, da nicht vollständig. Außerdem wurde sie ihm trotzdem positiv angerechnet, denn sonst wäre das Urteil wohl auf die 5 Jahre und 6 Monate rausgelaufen.

Kann nur jedem raten der Steuer hinterzogen hat bereits, zeigt euch nicht an, den nach diesem Urteil kommt man sowieso ins Gefängnis!

Anderer Vorschlag. Zeigt euch mit GÜLTIGER Selbstanzeige an. Dann habt ihr gute Chancen.

Ganz, ganz schwacher Post, sorry.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Dr. Gonzo am 15.März 2014, 00:26:41
Es ist schon irgendwie schade, da übersteht der Thread die heiklen Phasen der Gerichtsverhandlung richtig sachlich (danke an alle Beteiligten!) und nun zum Schluss tauchen hier zwei total verklärende Postings auf.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Signor Rossi am 15.März 2014, 10:42:51
Die mißglückte Selbstanzeige wurde vom Gericht ja durchaus als strafmildernd angesehen, sonst wäre der Richter eher dem Vorschlag des Staatsanwaltes gefolgt, was das Strafmaß angeht. Diese "Gunst" wird aber auch allen anderen Straftätern zuteil, die geständig sind und mit den Behörden kooperieren, soweit also nichts Besonderes. Strafbefreiung gibt es eben nur, wenn die Selbstanzeige korrekt war, das war hier anscheinend nicht der Fall. Hat jemand Lanz gesehen, da war ein Steueranwalt zu Gast, der hat behauptet, man könne eine wirksame gestufte Selbstanzeige innerhalb von 15 Minuten verfassen und Hoeneß wäre zu dem Zeitpunkt sehr schlecht beraten gewesen. Sollte das stimmen, wäre das natürlich extrem ärgerlich für Hoeneß, der dann ja nichtmal einen Prozeß bekommen hätte, vllt. wäre das dann auch nie wirklich herausgekommen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j4y_z am 15.März 2014, 16:10:27
Uli Hoeneß zahlt nun all seine Schulden zurück und kostet dann dem Sogenannten Staat (der nicht mal einer ist, doch das ist ein anderes Thema)
jeden Monat mindestens 1.000 €.
Wäre es nicht besser gewesen er zahlt seine Schulden zurück, oben drauf 10.000.000 € Strafe und gut ist?
Jetzt zahlt der Sogenannte Steuerzahler Monat für Monat für die Unterkunft des Uli Hoeneß im Gefängnis, klasse Leistung ...!

Er zahlt seine Steuerschuld, plus 6 Prozent Zinsen (= mindestens 1,6 Mio). Damit ist der Gefängnisaufenthalt (etwa 50.000) locker abgedeckt. Damit zahlt der Steuerzahler für seinen Gefängnisaufenthalt gar nichts.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Alcatraz am 15.März 2014, 16:20:51
@INDV

das Thema ist erledigt, das Urteil gesprochen!
und wie j4yz schon schrieb zahlt er und wandert in den Bunker, toll nicht, zwei Fliegen mit einer Klappe ;)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 15.März 2014, 16:37:21
Man muss das Verhältnis mal betrachten, Vergewaltiger und Brandstifter zb bekommen Bewährung und Uli Hoeneß Gefängnis. Das kann es doch nicht sein!
Uli Hoeneß zahlt nun all seine Schulden zurück und kostet dann dem Sogenannten Staat (der nicht mal einer ist, doch das ist ein anderes Thema)
jeden Monat mindestens 1.000 €.
Wäre es nicht besser gewesen er zahlt seine Schulden zurück, oben drauf 10.000.000 € Strafe und gut ist?
Jetzt zahlt der Sogenannte Steuerzahler Monat für Monat für die Unterkunft des Uli Hoeneß im Gefängnis, klasse Leistung ...!

Man sagt auch nur klar gehört der ins Gefängnis usw doch niemand denkt mal daran wie es einem selbst ergehen würde.
[...]
Denke einfach Sogenannte Steuerhinterzieher sollten die Steuern nachzahlen und eine Strafe bezahlen fertig!
Doch lieber gegen die ins Gefängnis und die Vergewaltiger und Brandstifter bleiben auf freiem fuß herzlichen dank!

Ein sehr gelungener Beitrag, welcher sich stark von dem bisherigen Stammtischniveau zu diesem Thema abgrenzt. Dazu noch die Weitsicht, nicht nur das Rechtssystem, sondern direkt den gesamten "Staat" in Frage zu stellen ("dem Sogenannten Staat (der nicht mal einer ist, doch das ist ein anderes Thema"). Toll!
Nicht zu vergessen, der rechtlich fundierte und - wahrscheinlich - in mühseliger Kleinstarbeit zusammengerechnete Betrag von 10 000 000 .€ als zusätzliche Strafe. Dankeschön für die Mühe. Sowie die tolle Verknpüfung zu dem philosophischen Ansatz von eins/zwei Seiten zuvor ("Man sagt auch nur klar gehört der ins Gefängnis usw doch niemand denkt mal daran wie es einem selbst ergehen würde."). Genial!
Jetzt aber noch schnell zum Kiosk und die neue BILD gekauft (heute mit exklusiven(!!) Fotos von Uli und Familie beim Weißwein trinken! Das sind die Informationen, die man braucht und keine Fakten oder Rechtsgedöhns.) und dann ab zum Stammtisch und über prügelnde DSDS-Gören diskutiert. Ob die jetzt auch ins Gefängnis müssen? Gerecht wäre es, nicht?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: juve2004 am 15.März 2014, 16:37:51
Einige sind ernsthaft der Meinung das die mit der fetten Kohle sich von Ihrer Schuld freikaufen können sollten? Wenns mal soweit kommen sollte dann gute Nacht! Vorm Gesetz sind Alle gleich und wenn der Ulrich H. jahrelang Steuern hinterzieht und erst als man ihm auf Schliche zu kommen droht eilig mal eine SA, die aus seiner Sicht dummerweise ungültig ist, macht um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen dann hat er Pech gehabt.
Es ist ja nicht so das er dazu nicht lange genug Zeit hatte.

Und das ist nicht meine Meinung weil er der FC Bayern ist im Gegenteil ich hatte bis dahin den grössten Respekt vor ihm und seiner Leistung und was seine Moralvorstellungen angeht (s.Daum), ein grosses Stück Achtung hat er aber mit der Annahme des Urteils von mir wiederbekommen, jeder Andere hätte vermutlich alles versucht und jede Instanz durchlaufen um sich davor zu drücken.

Aber vll. ist der Sumpf nur viel tiefer und er hofft dadurch das nicht so tief gebuddelt wird und der FC Bayern Schaden nimmt, aber das sind Spekulationen!
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: White am 15.März 2014, 16:43:14
ein grosses Stück Achtung hat er aber mit der Annahme des Urteils von mir wiederbekommen, jeder Andere hätte vermutlich alles versucht und jede Instanz durchlaufen um sich davor zu drücken.
Bei mir nicht, ich bin mir relativ sicher, dass dadurch einfach nur verhindert werden soll, dass noch mehr "Mist" hoch kommt.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: juve2004 am 15.März 2014, 16:56:00
ein grosses Stück Achtung hat er aber mit der Annahme des Urteils von mir wiederbekommen, jeder Andere hätte vermutlich alles versucht und jede Instanz durchlaufen um sich davor zu drücken.
Bei mir nicht, ich bin mir relativ sicher, dass dadurch einfach nur verhindert werden soll, dass noch mehr "Mist" hoch kommt.
Aber vll. ist der Sumpf nur viel tiefer und er hofft dadurch das nicht so tief gebuddelt wird und der FC Bayern Schaden nimmt, aber das sind Spekulationen!

Rauskommen wird sicher noch einiges es gibt genug Journalisten die da nicht locker lassen werden aber wie gesagt er trägt halt die Konsequenz und versucht nicht das Unvermeidliche hinauszuzögern. Er hätte ja so noch locker paar Monate schinden können...
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Starkstrom_Energie am 17.März 2014, 10:47:10
Die Staatsanwaltschaft legt keine Revision gegen das Urteil von 3,5 Jahren ein. Damit wird es rechtskräftig und Uli geht hinter Gitter.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Tony Cottee am 17.März 2014, 15:57:27
Dieser Thread ist wirklich wunderbar. Einige fundierte Beiträge, die von der Mehrzahl der "Stammtischmeinungen" ohne Begründung oder Argumente vom Tisch gewischt werden.

Irgendwo vorher schrieb es schon jemand ganz treffend:

1. Die Sachlage ist für den Normalbürger kaum zu verstehen (Kunststück: Steuer- und Strafrecht sind wirklich komplizierte Themengebiete, nicht umsonst muss man da einige Jahre studieren, um es halbwegs zu verstehen).

2. Wenn man es nicht versteht, muss man dem Rechtssystem vertrauen.

3. Da es aber mit Meinungen und Gerechtigkeitsempfinden wie mit Arschlöchern ist ("Jeder darf eins haben") und ein Teil der Massenmedien weit ab von Fakten mit Gefühlen und quasi ja fast dem "Volkszorn" argumentiert, ist das Vertrauen ins Rechtssystem aus 2. erschüttert.

Schlußfolgerung: Wirre Vermengungen von Sexualstraftätern, einem angeblich korrupten Staat und sämtlichen anderen "Die da oben, wir hier unten"-Klischees, die hier einfach mal platt kundgetan werden.

Leider sind offensichtlich wenige Diskutanten bereit die Beiträge von Konni, mir und anderen in diesem Thread zu lesen und konkrete Fragen oder Gegenargumente zu präsentieren.

Einfach ne Pauschalmeinung haben ist ja auch viel einfacher, als sich mit einer Sache auseinander zu setzen. Schade!
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Jyushin am 17.März 2014, 16:09:49
Man muss das Verhältnis mal betrachten, Vergewaltiger und Brandstifter zb bekommen Bewährung und Uli Hoeneß Gefängnis. Das kann es doch nicht sein!
Uli Hoeneß zahlt nun all seine Schulden zurück und kostet dann dem Sogenannten Staat (der nicht mal einer ist, doch das ist ein anderes Thema)
jeden Monat mindestens 1.000 €.

Er kostet den Staat gar nichts, er muss seine Haftkosten natürlich selbst tragen, bei seinem Vermögen. Wäre ja auch noch schöner, wenn die Allgemeinheit für einen Millionär die "Miete" bezahlt.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: aragorn99werder am 17.März 2014, 16:16:15
@Tony Cottee
Bist du da nicht ein wenig streng?
Eure Beiträge sind doch mit Interesse gelesen worden und es wurde doch auch (von ein paar wenigen Kommentaren abgesehen) sehr sachlich argumentiert. Jedenfalls bekomme ich Brechreiz bei dem Gedanken wie diese Diskussion in vermutlich 95% aller übrigen Foren verlaufen wäre, dort ist sicherlich jeder zweite Post INDV-like. Insofern finde ich's gerade nicht so schlimm.  ;)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 17.März 2014, 16:32:59
Hoeneß muss wohl nach Ostern seine Haftstrafe in Landsberg antreten. Es wird bereits diskutiert, dass er bei guter Führung theoretisch (!) nach wenigen Wochen/Monaten die Haftanstalt tagsüber verlassen darf. „Sollte er eine Anstellung, beispielsweise beim FC Bayern München, bekommen, darf er tagsüber raus, um dort zu arbeiten“, sagte der Vorsitzende des Bundes der Strafvollzugsbediensteten in Deutschland. Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Stoiber, deutete bereits an, dass das kein Problem sein wird.

Die FAZ stellt bereits zaghaft die "Königsfrage" nach etwaigen Verbindungen des Hoeneß-Konto zum FC Bayern. So sei weiterhin unklar, ob die 150 Mio.€, welche sich zeitweilig auf dem Konto befanden, wirklich nur durch Finanz-Wetten "verdient" worden. Immerhin zeigten sich Cheffahnderin und Kammervorsitzender konsterniert, dass in den Abrechnungen Sprünge in Millionenhöhe auftauchten, die nicht zu erklären waren.
Sowie die Frage, ob das 20 Mio.-Darlehen des früheren Adidas-Chefs Dreyfus, wirklich das einzige Darlehen war, welches Hoeneß erhielt?

Gestern Abend stellte Jörges, Mitglied der Chefredaktion des "Stern", die These auf, die CSU hätte Hoeneß verraten.  Er glaube, dass jemand aus der CSU den Fehltritt von Hoeneß publik gemacht habe. Der Hinweis sei nämlich so zeitig gekommen, dass das Thema nicht mehr in den Landtagswahlkampf geriet. „Das war im Interesse der CSU!“, so Jörges in der Sendung.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Signor Rossi am 17.März 2014, 17:24:34
Könnte der Seehofer Hoeneß nicht begnadigen? Also rein theoretisch, praktisch wird er es wohl nicht machen, weil dann die Hölle los wäre...
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Stefan von Undzu am 17.März 2014, 17:49:57
Sehr viele wichtige und berechtigte Fragen, auf die ich gerne Antworten hätte:

http://www.taz.de/Ungereimtheiten-in-der-Hoeness-Affaere/!135011/


Mit 3 1/2 Jahren ist Herr Hoeneß wohl recht gut bedient und hat (vorläufig) vermieden, dass sich auch die Finanzen des FC Bayern genauer angeschaut werden.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Signor Rossi am 17.März 2014, 17:54:23
Ja, und Elvis lebt 8) Ich liebe Verschwörungstheorien, es kommt nur selten was dabei raus.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Tony Cottee am 18.März 2014, 09:30:23
@Tony Cottee
Bist du da nicht ein wenig streng?
Eure Beiträge sind doch mit Interesse gelesen worden und es wurde doch auch (von ein paar wenigen Kommentaren abgesehen) sehr sachlich argumentiert. Jedenfalls bekomme ich Brechreiz bei dem Gedanken wie diese Diskussion in vermutlich 95% aller übrigen Foren verlaufen wäre, dort ist sicherlich jeder zweite Post INDV-like. Insofern finde ich's gerade nicht so schlimm.  ;)

Vielleicht hast Du Recht und ich habe den Frust über die unsachlichen Diskussionen/Äußerungen zu diesem Thema (die ich in meinem Umfeld und an verschiedenen anderen Stellen wahrgenommen habe) einfach in diesem Thread "abgeladen".

Bei nochmaliger Betrachtung unter diesem Gesichtspunkt ist dieser Thread tatsächlich noch einigermaßen sachlich.

Insofern rudere ich da gerne zurück und nehme Dein Urteil ohne Revision an ;-)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: wrdlbrmft am 18.März 2014, 11:02:53
Ja, und Elvis lebt 8) Ich liebe Verschwörungstheorien, es kommt nur selten was dabei raus.

na ja, Verschwörungstheorien? Sind doch teilweise ganz berechtigte Fragen, die da einer Antwort harren.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Signor Rossi am 18.März 2014, 11:36:43
Warum interessiert sich denn die Staatsanwaltschaft nicht dafür? Dass die Hoeneß nicht geschont haben, sieht man doch am Prozeß. Ja, ich weiß, es muss noch etwas viel Gewaltigeres vertuscht werden :D

Das ist ja das Schöne an diesen VTs: man stellt Fragen, die sich nicht beantworten lassen oder die von offizieller Seite nicht beantwortet werden dürfen, weil dadurch andere Rechte verletzt würden. Und selbst wenn es Antworten gibt, werden die natürlich nicht akzeptiert, sondern als Lügen von Systemlingen oder der "Mainstreampresse" abgetan, weil nicht sein kann was nicht sein darf.

Vielleicht ist ja sogar etwas dran, vielleicht ist ja sogar Schmiergeld geflossen und/oder der FC Bayern ist involviert, aber dann sollte diese Zeitung lieber recherchieren und versuchen etwas herauszubekommen und nicht solche Pseudofragen in die Welt setzen, damit kann man eine Menge Schindluder treiben.

Vielleicht ermitteln ja sogar schon Staatsanwälte in Deutschand und in der Schweiz und werden jetzt durch diese Artikel in ihrer Arbeit behindert, weil das Ziel der Ermittlungen nervös wird und Beweise verschwinden lässt? Fragen über Fragen ;)
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Dr. Gonzo am 18.März 2014, 11:49:19
Vielleicht ist ja sogar etwas dran, vielleicht ist ja sogar Schmiergeld geflossen und/oder der FC Bayern ist involviert, aber dann sollte diese Zeitung lieber recherchieren und versuchen etwas herauszubekommen und nicht solche Pseudofragen in die Welt setzen, damit kann man eine Menge Schindluder treiben.

An solch einer Berichterstattung besteht seitens der großen Medien wohl eher kein echtes Interesse. Journalisten, die solche Hintergründe recherchieren, werden normalerweise höchstens in der "Nerd-Ecke" veröffentlicht.
https://www.jensweinreich.de/

Wenn da nicht weitere handfeste Hinweise aus der Schweiz kommen, passiert in der Sache sicherlich nichts mehr.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Signor Rossi am 18.März 2014, 11:53:50
Weinreich ist aber doch ein durchaus anerkannter Journalist und kein Nerd.

Zitat
Wenn da nicht weitere handfeste Hinweise aus der Schweiz kommen, passiert in der Sache sicherlich nichts mehr.
Wenn sich nichts ermitteln lässt, was soll denn dann auch noch passieren?
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Dr. Gonzo am 18.März 2014, 12:03:07
Na ja, für meinen Geschmack wird Weinreich doch ziemlich selten in Massenmedien veröffentlicht (subjektiver Eindruck), der ist auf andere Formate angewiesen. Das liegt vermutlich nicht an fehlender journalistischer Qualität, sondern weil dessen Themen und Ergebnisse meistens sehr unbequem sind. In Deutschland gibt es nur wenige Journalisten, die sich mit diesen sportpolitischen Themen beschäftigen. Wenn beispielsweise beim DFB etwas vorfällt (Beispiel: Adidas/Nike-Deal), dann wird das ohne ganz großes Aufsehen aus der Welt geschafft.


Zitat
Wenn da nicht weitere handfeste Hinweise aus der Schweiz kommen, passiert in der Sache sicherlich nichts mehr.
Wenn sich nichts ermitteln lässt, was soll denn dann auch noch passieren?

Damit meinte ich eher, dass nicht wirklich ermittelt wird, es sei denn jemand aus der Finanzszene meldet sich, wird also von sich aus aktiv. Ist natürlich Spekulation meinerseits.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Stefan von Undzu am 18.März 2014, 12:06:53
Warum interessiert sich denn die Staatsanwaltschaft nicht dafür? Dass die Hoeneß nicht geschont haben, sieht man doch am Prozeß. Ja, ich weiß, es muss noch etwas viel Gewaltigeres vertuscht werden :D
...

Wo klein Kläger, da keine Ermittlung. Ich finde auch nicht, dass Hoeneß nicht geschont wurde - mit 3 1/2 Jahren ist er glimpflich davongekommen, würde ich sagen...

Und ja, das Folgende klingt verschwörerisch, aber es halt auch beim besten Willen nicht von der Hand zu weisen: Hoeneß hat die Strafe akzeptiert und somit Schaden vom FC Bayern abgewendet, weil der Fall somit abgeschlossen ist und nicht weiter gebohrt wird. Dass an der Säbener Straße nicht alles so ganz sauber abgelaufen ist, ist ja nichts Neues - man denke an das Deisler-"Darlehen" und die Kirch-Verträge. Eine Revision seitens Hoeneß hätte unweigerlich dazu geführt, dass weiterermittelt worden wäre, dass aufgedeckt worden wäre, woher sein "Spielgeld" kommt, dass es womöglich kein Zufall war, dass Adidas ihm 20 Millionen zur Verfügung gestellt hat und zwar just zu der Zeit, als es darum ging, wer neuer Ausrüster des FC Bayern werden würde und Nike ein deutlich besseres Angebot vorgelegt hatte.

Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Signor Rossi am 18.März 2014, 17:13:40
Wir werden es ja sehen :police: Ich kann mir vorstellen, dass momentan einige Recherchen laufen, so eine Story will sich doch keiner durch die Lappen gehen lassen.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Konni am 18.März 2014, 18:15:49
Zitat
Na ja, für meinen Geschmack wird Weinreich doch ziemlich selten in Massenmedien veröffentlicht (subjektiver Eindruck), der ist auf andere Formate angewiesen. Das liegt vermutlich nicht an fehlender journalistischer Qualität, sondern weil dessen Themen und Ergebnisse meistens sehr unbequem sind. In Deutschland gibt es nur wenige Journalisten, die sich mit diesen sportpolitischen Themen beschäftigen. Wenn beispielsweise beim DFB etwas vorfällt (Beispiel: Adidas/Nike-Deal), dann wird das ohne ganz großes Aufsehen aus der Welt geschafft.

Weinreich ist fachlich mit Sicherheit top, keine Frage. Aber nicht nur seine Themen und Recherchen sind oft unbequem, sondern auch der Mensch selbst soll etwas anstrengend sein. Ich kenne ihn nicht, aber beim Deutschlandradio soll er ja geflogen sein, weil er Kollegen wiederholt verunglimpfte, ihre Kompetenz in Zweifel zog und sein Verhalten angeblich massiv den Redaktionsfrieden bedroht hätte. Außerdem soll er, nach Darstellung des Deutschlandradios in redaktionelle Belange eingegriffen haben, um eigene Interessen durchzusetzen. Und diese eigenen Interessen sind es, die mich auch immer stören, wenn ich etwas von Weinreich lese. Die journalistische Objektivität kommt für meinen Geschmack häufig zu kurz, auf mich wirkt er wie jemand, der einen Kreuzzug führt und seine politischen Interessen in den Vordergrund stellt. Auch wenn ich mit einigen Dingen, die er politisch vertritt, durchaus konform gehe, stört mich selbst bei diesen Themen seine Penetranz.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Dr. Gonzo am 19.März 2014, 17:20:24
http://www.stern.de/sport/fussball/stern-interview-ein-hoeness-informant-packt-aus-2097515.html

Ist nicht viel neues dabei, aber da wir das Thema hier zuletzt auch hatten, poste ich es der Vollständigkeitshalber mal.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: j conway am 19.März 2014, 18:31:27
http://www.stern.de/sport/fussball/stern-interview-ein-hoeness-informant-packt-aus-2097515.html

Ist nicht viel neues dabei, aber da wir das Thema hier zuletzt auch hatten, poste ich es der Vollständigkeitshalber mal.

Scheint wohl nur heiße Luft zu sein. Vor einem halben Jahr hatte der Stern fast einen identischen Artikel veröffentlicht (siehe letzter Absatz: http://www.stern.de/panorama/hinweis-im-fall-hoeness-hunderte-millionen-in-der-schweiz-2047956.html), wo die dort genannten Informationen ebenso anonym überbracht wurden. Deswegen wird es so sein, wie die schon genannt hast, dass in dem Interview - welches man natürlich nur in der Printausgabe lesen kann - keine/kaum neue Infos genannt werden.
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: Ensimismado am 20.März 2014, 20:25:16
Die Staatsanwalt äußert sich zu dem Vorwurf, nicht alles genau aufgedeckt zu haben: http://www.sueddeutsche.de/sport/hoeness-hinterzogene-millionen-die-herkunft-ist-restlos-aufgeklaert-1.1918285
Titel: Re: Steuerprozess Ulrich H.
Beitrag von: FM-Fuchs am 26.April 2014, 20:41:30
Auch ne Interessante Sichtweise zu dem Thema.

http://www.youtube.com/watch?v=BuKqWTu52Lc&src_vid=0DGNFkbjJHc&feature=iv&annotation_id=annotation_142721