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Anm. des Autors: Dies basiert zwar auf einem wahren FM-Spielstand aber einige Namen sind frei erfunden um die Privatsphäre zu wahren. Mein RL Name ist auch nicht Toni. Die Idee zu dieser Geschichte kam mir, als ich nach langer Amtszeit als Nationaltrainer von China ein Angebot vom lettischen Landesverband bekam. Deshalb auch das späte Spieljahr - ich hätte es zwar auf das aktuelle Jahr umändern können aber da ja keine im Jahr 2014 aktiven Spieler mehr in meinem Spielstand aktiv sind (höchstens als Trainer), fand ich das nicht passend.
Prolog
Mein Name ist Toni Finch. Wenn Sie das lesen, bin ich entweder verstorben oder Sie haben mein geheimes Versteck unter der Küchenspüle gefunden. Nach vielen abenteuerlichen Trainerstationen quer durch Deutschland und Niederlande, u.a. MSV Duisburg, Waldhof Mannheim und Twente Enschede, war ich bei 1899 Hoffenheim gelandet. Allerdings war jeder Verein, der mich als Trainer einstellte, bedauernswert, denn bisher hatte ich jeden Verein in den Ruin getrieben. MSV Duisburg zum Beispiel hatte sich seit meiner Trainerzeit nie wieder erholt und spielte inzwischen fünftklassig. Doch einer Nationalmannschaft gelang im Februar 2019 ein Glücksgriff: China! Als chinesischer Nationaltrainer schaffte ich mich für jede Weltmeisterschaft zu qualifizieren und wurde sogar 1x asiatischer Meister, indem ich die Favoriten Japan und Südkorea rauskegelte. China schaffte unter meiner Führung einen neuen Rekord in der Weltrangliste und stieg auf Platz 25 hoch.
21. Oktober 2029
10 Jahre und 8 Monate war ich schon bei China und ich saß grade in meiner Hoffenheimer Wohnung und prüfte meine E-Mails. Da fiel mir ein dubios wirkender Absender auf: hr@lff.lv. Erst wollte ich es löschen und war schon genervt, dass mein Spam-Filter es nicht erkannt hatte, als mich meine Neugierde übermannte und ich die E-Mail-Adresse in einer Suchmaschine eingab. Es stellte sich heraus, das der Absender zum lettischen Fussballverband (kurz LFF) gehörte! Jetzt war ich erst recht neugierig und ich öffnete die E-Mail. In schlechtem Englisch, das scheinbar mit einem automatischen Internet-Übersetzer formuliert worden war, bot man mir den Job als Nationaltrainer Lettlands an. Ich sollte mich innerhalb der nächsten 24 Stunden bei ihnen melden, sollte ich Interesse haben.
Im Nu versank ich in Grübeleien. China oder Lettland? Es war immer eine Tortur gewesen von meinem Job in Hoffenheim zu den Länderspielen in Asien zu fliegen. Manchmal hatte ich das Gefühl, der Jetlag würde nie wieder weggehen. Außerdem machten mir der Smog und das Essen zu schaffen. Die chinesische Küche war zwar lecker aber langsam hatte ich sie satt. Dann kam dazu, dass ich mich zwar immer für die Weltmeisterschaft qualifiziert hatte, aber jedes Mal in der Gruppenphase ausgeschieden war.
Ich entschied, ein letztes Mal darüber zu schlafen und dann mein Schicksal zu wählen.
22. Oktober 2029
Während ich an meinem Esstisch saß und frühstückte, hatte ich meine Wahl getroffen. Nach 10 Jahren Amtszeit in China war es Zeit für eine neue Herausforderung. Ich wollte mich mit Lettland für die Europameisterschaft 2032 qualifizieren! Dann nahm ich mein Telefon und rief beim Vorstand des Fussballverbands von China an. Nach zweimal Klingeln nahm jemand das Gespräch an.
Mit Ni Hao! wurde ich freundlich vom Präsidenten des Verbandes auf Mandarin begrüßt, der Landessprache Chinas.
Ni Hao, Toni Finch ist dran. Ich habe vom lettischen Fussballverband ein Jobangebot bekommen und möchte daher bei Ihnen kündigen.
Was?! Aber Sie sind schon ein Nationalheld in China! Mit Ihnen als Trainer hatten wir die erfolgreichsten Zeiten. Sie haben etliche Rekorde gebrochen - Platz 25 in der Weltrangliste, längste Siegesserie, längste Zeit ohne Niederlage und wir haben sogar gegen unsere Rivalen gewonnen. Bei jeder Weltmeisterschaft seit Ihrem Amtsantritt waren wir auch dabei.
Ich habe die Zeit bei Ihnen wirklich genossen aber ich suche eine neue Herausforderung. Außerdem habe ich dann nicht so viele Probleme wenn ich nicht ständig zwischen China und Hoffenheim hin und her jetten muss.
Na gut. Schicken Sie uns eine schriftliche Kündigung und wir werden das in die Wege leiten. Aber Ihre Amtszeit werden wir noch ausgiebig feiern. Wir wären hocherfreut, wenn Sie an Ihrer Abschiedsparty teilnehmen können.
Das tue ich bestimmt. Ich werde sofort im Anschluss an das Gespräch den Brief aufsetzen und abschicken. Zai Jian!
Zai Jian, Mister Finch.
Wie besprochen schrieb ich am Computer meine Kündigung, druckte sie aus, steckte sie in einen Briefumschlag und addressierte sie. Doch bevor ich zur Post fuhr, hatte ich ja noch einiges zu erledigen.
Ich öffnete erneut die E-Mail aus Lettland und klickte auf den Antwort-Knopf. Da fiel mir plötzlich auf, dass ich die Mail schon zwei Tage früher bekommen und zu spät gelesen hatte. So ein Mist, dachte ich, dann waren wohl die 24 Stunden Frist längst abgelaufen. :o
Da ich die Sache so schnell wie möglich in Ordnung bringen wollte, entschied ich mich, dort anzurufen anstatt eine Mail zu schreiben. In der Signatur der Mail war eine Telefonnummer, die ich in mein Telefon tippte.
Guten Tag, Sie sprechen mit Frau Daugavs, was kann ich für Sie tun?
Schönen guten Tag, mein Name ist Finch und ich rufe an, um mich zu erkundigen, ob die Stelle als Nationaltrainer noch vakant ist.
Einen Moment, ich frage meinen Chef.
Für kurze Zeit blieb das Telefon stumm und ich wappnete mich für das Schlimmste.
Sind Sie noch dran Mister Finch?
Ja.
Vielen Dank, dass Sie gewartet haben. Der Posten als Nationaltrainer ist noch zu vergeben und man lädt Sie zur Vertragsunterzeichnung nach Riga ein. Genauere Infos erhalten Sie in den nächsten Minuten per Mail.
Gibt es kein Vorstellungsgespräch?
Ich schätze, Ihr Ruf eilt Ihnen vorraus. Auf Wiederhören, Mister Finch.
Wiederhören.
Während ich noch auf die Mail wartete, entschied ich mich dazu, meinen Hoffenheimer Co-Trainer Nigel de Jong anzurufen.
Hallo Nigel, ich bin für Vertragsverhandlungen ein paar Tage in Riga, könntest du für das Spiel gegen Alemannia Aachen meinen Platz auf der Trainerbank einnehmen?
Wie bitte!? Sind Sie jetzt von allen guten Geistern verlassen?! Wir stecken mitten im Abstiegskampf und die Spieler sind völlig demoralisiert, weil Sie keine Taktik hinbekommen, die sich auszahlt! Gerade jetzt braucht Sie die Mannschaft um so mehr. Holen Sie diese Pfeife Emre Umut aus dem Tor raus und stellen Sie Thomas Dähne wieder hinein. Mit dem liefs am Besten.
Es ist wirklich dringend, Nigel! Ich denke, du hast das Zeug, die Sache in den Griff zu bekommen. Tschüss!
Bevor Nigel noch weiter meckern konnte, legte ich schnell auf. Inzwischen war eine neue Mail aus Riga angekommen. Man teilte mir den Termin der Vertragsunterzeichnung mit. Ich sollte am 24. Oktober in der Zentrale des Landesverbandes eintreffen. Schnell checkte ich, ob ich noch Flüge von Karlsruhe nach Riga bekommen konnte. Aber mit zweimal umsteigen in Berlin und Helsinki würde ich niemals rechtzeitig in Lettland ankommen, vor allem, da der Flug erst am 23. Oktober war! Also blieb mir nur noch eins: Die Fahrt mit dem Auto. Ich holte meinen uralten Weltatlas aus dem Keller und stellte erschrocken fest, dass auf diesem alten Atlas Lettland noch zur Sowjetunion gehörte.
Naja was solls, dachte ich mir, schau ichs mir eben im Internet an. Tatsächlich berechnete mir ein Routenplaner im Internet, dass ich es bis zum 24. Oktober schaffen würde. - Wenn ich jeweils achtstündige Tagesetappen fuhr...
Schnell packte ich meine wichtigsten Sachen in einen Koffer, brachte sie zum Auto und holte mein Navigationsgerät aus dem Handschuhfach. Per USB-Kabel stöpselte ich es an den Computer und lud mir ein Kartenpaket fürs Baltikum herunter. Wieder hastete ich zum Auto und stieg ein. Ich besaß einen alten calypsorot-metallic farbenen BMW 3er der E36-Generation.
(http://abload.de/thumb/2013_wtcc_car_60_de_suof8j.jpg) (http://abload.de/image.php?img=2013_wtcc_car_60_de_suof8j.jpg)
Quelle: Selbst fotografiert.
Ihm war schon übel mitgespielt worden, bevor ich ihn erworben hatte. Er hatte etliche Kratzer und die Spaltmaße waren auch über dem normalen Wert. Aber auch ich selbst hatte ihm inzwischen bei einem Auffahrunfall einen kleinen Knutscher etwas oberhalb des Nummernschildes verpasst (Anm.: Auf dem Bild ist es aufgrund der niedrigen Auflösung fast gar nicht zu erkennen aber ich hab das Bild nicht mehr in Groß). Mein Navi berechnete die Route und dann ging es auf nach Lettland.
Vom Berliner Ring aus ging es nach Osten über die polnische Grenze. Hier war noch alles relativ normal und die Reise verlief ereignislos. Aber als ich mich der litauischen Grenze näherte, bereitete ich mich auf das Schlimmste vor, denn ich war bereits vorgewarnt. All die russischen Crash Compilations aus dem Netz tauchten in meinen Gedanken wieder auf und ich bezweifelte, dass sich Litauen und Russland in diesem Bereich groß unterschieden. Kurz hinter der Stadt Panevezjs auf der A10, die den Namen Autobahn gar nicht verdiente, passierte vor mir der erste große Unfall, den ich je in meinem Leben wirklich gesehen hatte. Bisher hatte ich immer nur das "Danach" eines Unfalls erlebt. Aber jetzt passierte es direkt vor meinen Augen. An einer Kreuzung mit einer unasphaltierten Landstraße schaffte es ein alter klappriger Lada nicht zügig genug, die Schnellstraße zu überqueren. Ein Geländewagen direkt vor mir versuchte zu bremsen, aber sein Versuch löste sich in Qualm auf. Der Fahrer riss das Lenkrad um und erwischte trotzdem den Lada, der sich mehrfach um seine eigene Achse drehte, ein Verkehrsschild sowie ein paar Hütchen auf der Mittelinsel umriss und schließlich quer auf der Gegenfahrbahn stehen blieb. An dem Geländewagen brach die Vorderachse und er rutschte unkontrolliert in einen litauischen Acker, wo er schließlich umkippte und auf der Seite liegen blieb.
Mein Fahrzeug parkte ich an einer Bushaltestelle, die nur wenige Meter hinter der Kreuzung war. Schnell schaltete ich die Warnblinker ein und holte mein Warndreieck aus dem Kofferraum, welches ich hinter meinem eigenen Fahrzeug aufstellte. An der Unfallstelle bildete sich sofort ein langer Stau, da die A10 einer der Hauptverkehrsstraßen in Litauen war, eben weil man auf dieser Straße zur lettischen Hauptstadt Riga kam. Ein Lastwagenfahrer sicherte den Lada mit einem zweiten Warndreieck ab und rannte dann zum Geländewagen, der im Acker lag.
Daher war es meine Aufgabe, mich um die Insassen im Lada zu kümmern. Ich übernahm dies, weil es für mich so selbstverständlich war wie das Zähneputzen. Erste Hilfe war nicht nur eine Pflicht, es war ein Ausdruck von Menschlichkeit. Zum Glück stellte ich fest, dass in dem Auto nur eine Frau und ein Mädchen saßen. Die Frau schätzte ich etwa so alt ein wie ich und die Tochter war wohl im pubertären Trauma.
Hallo! Haben Sie Schmerzen?
Mein Nacken tut mir weh und ich habe Kopfschmerzen.
Okay, können Sie aussteigen?
Ich glaube schon.
Die Frau öffnete den Gurt und stieg aus, aber als sie sich hinstellen wollte, begann sie zu torkeln und ich musste sie festhalten, damit sie nicht hinfiel. Vorsichtig half ich ihr, sich auf den Asphalt zu setzen und dann wandte ich mich an das Mädchen. Sie hatte auf der Rückbank links gesessen und die hintere linke Tür war eingedrückt. Aber nach dem Unfall lag sie vielmehr auf der Rückbank und ihre Beine schienen zwischen Tür und Sitzen eingeklemmt, weil sie immer wieder versuchte, sich zu bewegen aber sie kam nicht weg.
Bleiben Sie ganz ruhig dort liegen! rief ich ihr durch das kaputte Seitenfenster hindurch zu. Die Feuerwehr wird Sie da rausholen!
Die Fahrerin packte meinen linken Oberschenkel mit einer Kraft, die ich so nicht erwartet hatte. Überrascht drehte ich mich zu ihr um.
Danke, dass Sie mich gerettet haben. Wie heißen Sie? fragte sie mit leiser Stimme.
Toni Finch.
Dafür muss ich mich revanchieren Toni. Darf ich Sie zum Essen einladen?
Na Sie sind aber voreilig. Ich habe doch gar nicht viel getan. Der Unfall ist wohl noch glimpflich ausgegangen.
Sie lächelte und sagte Ich mag Sie, Sie sind so bescheiden. Wo wohnen Sie?
Ich wohne die nächsten paar Tage in einem Hotel in Riga. In Riga bin ich nur rein geschäftlich - wirklich wohnen tue ich in Deutschland.
Die Frau seufzte und schließlich hörte ich Sirenen und in der Ferne konnte ich einen roten Lastwagen erkennen, der sich mit Blaulicht dem Unfallort näherte.
Notieren Sie sich meine Nummer!
Verblüfft holte ich mein Handy aus der Hosentasche und öffnete einen neuen Eintrag im Adressbuch. Sie teilte mir ihre Nummer mit und ich tippte sie schnell ein.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die Feuerwehr das Mädchen aus dem Fahrzeug befreit hatte. Sie hatte ein gebrochenes Bein und ein Schleudertrauma. Auch die Fahrerin hatte ein Schleudertrauma und zusätzlich eine Platzwunde am Kopf. Der Fahrer des Geländewagens hatte mehrere gebrochene Rippen, einen gebrochenen Arm und jammerte pausenlos über sein kaputtes Auto, während ihm seine Verletzungen scheinbar egal waren. Die Verletzten wurden auf die Rettungswagen verteilt und in die Krankenhäuser gebracht. Bei einem Polizisten hinterließ ich meine Kontaktdaten und man sagte mir, dass man mich bald zu einer Zeugenaussage vorladen würde. Super, dachte ich. Dann musste ich also in ein paar Wochen wieder nach Litauen.
Als schließlich alle Fahrzeuge abgeschleppt worden waren, durfte ich weiterfahren. Kurz hinter der Grenze zu Lettland gab es erneut eine Vollsperrung wegen eines Unfalls und der Verkehr wurde über unasphaltierte Straßen umgeleitet. In Lettland waren fast nur die Autobahnen asphaltiert. Alle anderen Straßen waren entweder aus Schotter oder Sand. Aber auch in Lettland verdiente die Autobahn diesen Namen nicht wirklich. Lediglich die letzten Kilometer der A8 vor Riga waren kreuzungsfrei mit Mittelleitplanke.
(http://abload.de/thumb/560967_35626925446103n4cqc.jpg) (http://abload.de/image.php?img=560967_35626925446103n4cqc.jpg)
Quelle: Wikipedia
Irgendwie schaffte ich es gerade noch pünktlich zum Ziel und es blieb sogar noch kurz Zeit, bei einem Zeitungshändler vorbeizuschauen. Obwohl ich kein Wort lettisch verstand, konnte ich mir einen Reim drauf machen, was die Worte auf der Titelseite bedeuteten:
"Latuvian futbola feder?cija atzin?gi R?ga-Toni"
Ich hatte noch nicht einmal den Vertrag unterzeichnet und schon hatte mir die lettische Presse einen Spitznamen verpasst. Von nun an kannte man mich in Lettland unter dem Spitznamen Riga-Toni. :-[ Ich war doch keine Delikatesse! >:(
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Kapitel 1: New York, Riga, Rosenheim
24. Oktober 2029
Riga war eine schöne Stadt die direkt an der Düna (lettisch: Daugava) lag. Es war wenig los auf den Straßen obwohl ich von der Zeit her im Berufsverkehr unterwegs war.
(http://abload.de/thumb/800px-riga-blick_von_ydu8r.jpg) (http://abload.de/image.php?img=800px-riga-blick_von_ydu8r.jpg)
Quelle: Wikipedia
Bei meiner Fahrt hatte ich sogar einige Berliner Doppeldecker entdeckt, die jetzt als Stadtrundfahrtbusse in Riga unterwegs waren. Vielleicht hatte ich irgendwann mal die Zeit eine Stadtrundfahrt zu machen.
http://riga-sightseeing.lv/data/uploads/buses/etazherka-levij-bok.jpg (http://riga-sightseeing.lv/data/uploads/buses/etazherka-levij-bok.jpg)
Leicht nervös fuhr ich mit meinem 36 Jahre alten Wagen in das Parkhaus vom lettischen Fussballverband. Es wurde langsam Zeit, dass ich mir einen neuen Wagen kaufte. Aber erstmal musste ich überhaupt wissen, wieviel ich in Lettland verdiente. Allein der Zustand lettischer Straßen gab mir aber nicht viel Hoffnung. Fast an jeder Ecke der Stadt gab es Baustellen und man traf entweder auf völlig neu asphaltierte Straßen oder Schlaglöcher. Was man in der Hauptstadt für die Sanierung der Straßen verpulverte war unvorstellbar, wo man doch eben noch über unasphaltierte Landstraßen von Dorf zu Dorf gefahren war. Aber scheinbar sollte Riga repräsentativ sein. Das zumindest war dem Verkehrsministerium gelungen. Ich war sogar ein wenig neidisch, denn in Hoffenheim war so manche Straße in grausigerem Zustand. Ein weiterer Pluspunkt waren die Verkehrschilder, die nicht in kyrillischen Buchstaben beschildert waren, sondern im mir vertrauten lateinischen Alphabet. So begriff ich schneller, was einzelne Schilder bedeuteten und lernte gleichzeitig ein wenig die Sprache.
In der Eingangshalle sagte ich der Empfangsdame freundlich, wer ich war und wohin ich wollte. Etwas schwerfällig erklärte sie mir in schlechtem Englisch den Weg zum Vorstand und ich begab mich auf den Weg. Eine Treppe rauf, dann den rechten Gang und die zweite Tür links. Ich klopfte zweimal, dann hörte ich Stuhlbeine über den Teppich kratzen, Fussgetrappel und schließlich wurde mir die Tür geöffnet.
Guten Tag Mister Finch. sagte der Mann, der mir die Tür geöffnet hatte und schüttelte meine Hand.
Guten Tag. gab ich als Antwort zurück.
Der Mann entfernte sich und ich kam in einen großen Saal, in dessen Mitte ein langer Holztisch war. Hier saßen verschiedene Vorstandsmitglieder, die bereits auf mich gewartet hatten. Wasserkrüge, Kugelschreiber und Blumenvasen waren über den ganzen Tisch verteilt. Aus den großen Fenstern hatte man einen schönen Blick über die Daugava. Mit der Hand wies mich der Mann zum Ende des Tisches, wo ein großer Ledersessel vor einer Wand mit dem Landeswappen und dem Wappen des Fussballverbandes stand. Der Rest der Wand war wie die lettische Flagge in Rot-Weiß-Rot angemalt. Vor dem Sessel lagen mehrere Blätter Papier breit aufgefächert mit einem dunkelroten Kugelschreiber direkt in der Mitte.
Setzen Sie sich bitte. sagte der Mann.
Ich wollte mich auf einen der kleinen gepolsterten Stühle setzen, aber der Mann schüttelte den Kopf.
Nicht da! Auf Ledersessel!
Verwirrt und begeistert zugleich ging ich weiter und setzte mich nun auf den Ledersessel. Erwartungsvoll schauten mich die Vorstandsmitglieder an und ich starrte genauso erwartungsvoll zurück. Nach minutemlangen Schweigen drohte ich beinahe im Sitzen einzuschlafen. Nach der langen Fahrt war ich sehr müde.
Worauf Sie warten? Entscheidungshilfe?
Naja - wollen Sie mich nicht erst etwas fragen?
Der Mann, der mich eingelassen hatte, lachte ausgiebig und mit kurzer Verzögerung begannen die anderen Mitglieder ebenfalls zu lachen.
Wenn ich reden wollte, hätte ich meine Frau mitgebracht.
Wieder lachte er, diesmal nicht über mich sondern über seinen eigenen Witz. Ich blieb cool und lässig und zwang mich zu einem Lächeln. ::)
Na los, unterschreiben! sagte er freundlich aber mit Nachdruck.
???
Was sind Ihre Erwatungen?
Holen Sie 1 oder 2 Punkt in kvalifik?cijas.
:o Ernsthaft? Da griff ich sofort den dunkelroten Kugelschreiber und las mir den Vertrag durch. Ich war erstaunt, wie gut das Englisch war, in dem der Vertrag geschrieben war, bis mir klar wurde, dass man irgendeinen Vertrag aus dem Internet kopiert hatte. Manche Wörter waren durchgestrichen und an vielen Stellen stand FC Chelsea Lettland. Manchmal hatte man es vergessen, den Verein durchzustreichen und der Vorstand gewährte mir sogar ein Transferbudget von 20 Millionen Euro. ;D
Nachdem dieser Spaß so gut angefangen hatte, gab es keine Zweifel mehr. Diese Herausfoderung wollte ich annehmen. Ich setzte meinen Kringel unter den Vertrag und sofort sprang der älteste Herr am Tisch auf und rannte zu mir. Er packte mich in einer festen Umarmung und gab mir einen Kuss auf die Wange.
Viele Dang.
Das ist Präsident von LFF.
Bin sehr erfreut.
Es esmu ?oti priec?gs. übersetzte der Mann für den Verbandspräsidenten und der Präsident begann mich nun vor Begeisterung zu zerquetschen. Ich hörte eine Rippe knacken.
Später
Am Abend als die Sonne am Horizont unterging, saß ich auf dem Bett in meinem Hotel und schaltete den Fernseher ein. Ich zappte mich durch das Programm und traf schließlich auf Viasat Sport Baltic. Dort lief gerade eine Vorberichterstattung zur 2. Deutschen Bundesliga. Rasch sah ich auf meine Uhr. In Lettland war es gerade 21:14. Da es plus 1 Stunde zur deutschen Zeit in Lettland war, wusste ich, dass in einer Minute der Anpfiff zum Montagsspiel der 2. Liga war.
Ein letzter Werbeclip vor der Liveschaltung wurde eingespielt und dann sah ich oben links die Begegnung eingeblendet:
Alemannia Aachen - 1899 Hoffenheim
(http://abload.de/thumb/373804_17536306921832wpf9i.jpg) (http://abload.de/image.php?img=373804_17536306921832wpf9i.jpg)
Quelle: Wikipedia
Oh nein! Wie hatte ich das vergessen können! Heute spielte mein Verein und ich wollte doch eigentlich noch schnell meinen Teamkapitän anrufen, um ihm letzte Anweisungen zu geben. Jetzt war es allerdings zu spät. Im fast ausverkauften Neuen Tivoli musste ich entsetzt mit ansehen, wie Yagmur Yildirim in der 14. Minute meinen Torwart Emre Umut alt aussehen ließ. Hatte Nigel nicht erzählt, er wolle Thomas Dähne ins Tor stellen? Just in diesem Moment schaltete die Fernsehregie auf die Hoffenheimer Trainerbank um, wo Nigel ziemlich entspannt aufs Spielfeld schaute.
Dann sah ich höchst zufrieden einen schnellen Konter von Hoffenheim in der 18. Minute. Ein langer hoher Pass nach vorn wurde von Cesar Choque gekonnt aus der Luft angenommen und er sprintete an der rechten Seite entlang. Als sich ihm ein Aachener in den Weg stellen wollte, machte er einen Bogen um ihn und lief weiter diagonal Richtung Strafraum. Ein weiterer Verteidiger versuchte ihn am Leibchen zu halten aber er konnte sich lösen. Endlich war er im Strafraum und dann zimmerte er den Ball mit voller Wucht Richtung obere linke Ecke. Der Torwart sprang hoch und der Ball rauschte an seinen Fingerspitzen vorbei und landete schließlich mit der Geschwindigkeit eines ICEs im Netz. Ich sprang vom Bett auf und hüpfte wie Rumpelstilzchen durch das Zimmer, bis schließlich die Nachbarn gegen die Wand klopften und jemand etwas auf lettisch schrie. Nur Nigel de Jong schien wenig beeindruckt und blieb tiefenentspannt auf seinem Stuhl sitzen.
Mein Portugiese Nuno Peneda wollte einen ähnlichen Versuch wie Cesar starten, aber mitten im Sprint wurde er plötzlich langsamer und sackte auf dem Feld zusammen. Ich musste entsetzt ansehen, wie sich Nuno mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden krümmte und sich ans Knie fasste. Mit einer Trage musste er vom Spielfeld gebracht werden und als Ersatz kam Wolfgang Kickermann, der die Defensive verstärken sollte, um das Unentschieden zu halten.
Cesar Choque allerdings war anderer Meinung und spielte weiterhin, als wäre er vom Teufel besessen. Wieder bekam er eine Chance, in den Strafraum zu kommen, doch der Verteidiger, den er beim ersten Mal ausgedribbelt hatte, nahm Rache und foulte ihn mit einer üblen Blutgrätsche. Cesar Choque stürzte und musste ebenfalls vom Platz entfernt werden. Für ihn brachte Nigel Ozan Yilmaz. Ozan war ein 18-jähriges türkisches Stürmertalent, dass ich in der Sommerpause ablösefrei verpflichtet hatte. Bei FC Ingolstadt 04 hatte man sein Talent noch nicht bemerkt und so schmorte Ozan in der Reservemannschaft des bayrischen Drittligisten. Enttäuscht verlängerte Ozan seinen Vertrag bei Ingolstadt nicht und so hatte ich ihn mir schnappen können. Gleich in seinem ersten Spiel hatte er die meisten Torchancen für Hoffenheim und im zweiten Spiel erzielte Ozan zwei Tore, die meiner Mannschaft den Sieg brachten.
Doch auch Ozan konnte nicht verhindern was dann geschah. Sein türkischer Landsmann Yagmur Yildirim schlug gleich zweimal (29.,50.) zu und beide Male sah mein Torwart Emre Umut gar nicht gut aus. In der 55. Minute rundete Mitchell Jacobs das Aachener Torspektakel mit einem Weitschuss ab und ich sah, wie Nigel das Tor ebenso bejubelte wie der Aachener Trainer. Nigel schien Gefallen daran zu haben, mich vor laufender Kamera zu verspotten.
Der erlösende Schlusspfiff ertönte und ich schaltete den Fernseher aus.
Alemannia Aachen - 1899 Hoffenheim
4 : 1
Wenig später klingelte mein Handy.
SIE DÄMLICHER VOLLIDIOT, ICH KÜNDIGE SIE! WENN ICH SIE IN DIE FINGER KRIEGE, WERDE ICH IHNEN DEN - brüllte der Vorstandspräsident von 1899 Hoffenheim in den Hörer, aber ich beendete schnell das Telefonat, noch bevor ich hören konnte, welch schmerzvollen Dinge er mir antun wollte.
Jetzt war ich es der lächelte. Dann werde ich wohl in Riga eine feste Wohnung suchen, denn nach der Entlassung war nichts mehr da, was mich dazu bringen würde, nach Deutschland zurück zu kehren. Bald kaufe ich mir ein neues Auto und dann bleibe ich für immer hier, dachte ich mir.
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Interessantes Intro. Bin mal gespannt, wie es weitergeht.
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Anm. des Autors: Ich habe vergessen mir die Mannschaftsliste zu speichern und werde sie deshalb im nächsten Teil nachreichen. Dann erfahrt ihr eine detaillierte Auflistung, auf welchen Positionen die Spieler spielen, wie alt sie sind und bei welchem Verein sie unter Vertrag stehen. Eine erste Einschätzung über die Spieler kann ich aber noch nicht geben.
Kapitel 2: Live and Lette die
25. Oktober 2029
Einen Tag nach meiner Vertragsunterzeichnung stand die Pressekonferenz auf dem Plan. Eine ganze Armee aus Zeitungsleuten, Fotografen und Kameramännern machten sich bereit, Schlagzeilen zu schreiben. Ich war jedoch fest entschlossen, sie ihnen nicht zu liefern. Begrüßt von einem Blitzlichtgewitter setzte ich mich hinter den Tisch auf meinen Platz und richtete das Mikrofon auf meine Höhe ein.
Der Pressesprecher sagte Sie können jetzt Ihre Fragen stellen.
Ein Mann, der eben noch dem Kameramann des lettischen Staatsfernsehens etwas zugeflüstert hatte, fragte: Was erwarten Sie von Ihrem Team?
Wir arbeiten auf einen guten Start hin antwortete ich knapp.
Eine blonde Frau erhob sich: Ist es ein Problem, dass Sie kein Lettisch können?
Nein, ich denke einige Spieler werden Englisch können und die wichtigsten Begriffe werde ich schnell erlernen.
Stellen Sie nur erfahrene Spieler auf oder werden Sie auch dem Nachwuchs die Chance geben, sich zu beweisen? Bei China hatten Sie vorwiegend ältere Spieler aufgestellt. fragte ein anderer Mann.
Ich denke, ich werde 1-2 junge Spieler ins Team holen, um sie schon früh an unsere neue Taktik zu gewöhnen. Während meiner Trainerzeit in China hat es mir sehr an jungen Spielern gemangelt. In den letzten 10 Jahren hat die Jugendarbeit stagniert, zuletzt nahm sie aber wieder etwas zu. Ich sehe in Lettland eine feste Struktur in der Jugendabteilung weshalb ich darauf bauen kann, gute junge Spieler zu bekommen.
Wen schätzen Sie als stärksten Spieler ein?
Da ich erst gestern Abend angereist bin, kann ich das noch nicht gut genug einschätzen. Allerdings weiß ich bereits, dass Dainis Savalnieks von Celta Vigo in der spanischen Liga wertvolle Erfahrungen sammeln konnte.
Damit ist die Pressekonferenz beendet, vielen Dank für Ihr Kommen.
Enttäuscht, schon so früh abgewürgt worden zu sein, verließen die Presseleute den Saal. Ein Zeitungsreporter versuchte noch vergeblich, mir eine Frage zu stellen, aber er wurde sofort vom Pressesprecher weggeschoben.
Danach stand das erste Training auf dem Programm und die Spieler stellten sich vor mir auf. Es war schon ein wenig ungewöhnlich, die ganzen Spieler vor mir zu sehen, wo man doch mitten in der Saison war. Viele Spieler aber spielten auch in der lettischen Virsliga.
Hallo, ich bin Toni Finch und ich möchte, dass wir uns erstmal näher kennenlernen. Wer von euch Englisch versteht, hebt bitte seine Hand.
Eine kleine Anzahl Spieler, die man an den Fingern einer Hand abzählen konnte, hob die Hände. Zögernd hob auch ein sechster Spieler die Hand, aber ein Spielerkollege drückte seine Hand wieder runter. Das war ein guter Anfang, dachte ich mir.
Das ist gut, also wer mich versteht, soll bitte im Zweifelsfall für die Anderen übersetzen.
Dann fingen wir an. Im ersten Training machten wir bereits gute Fortschritte und es kristallisierte sich rasch ein gutes Stürmerpärchen heraus. Gorkss und Kacanovs waren laufstarke Torjäger und sie kamen beide miteinander zurecht. Ich prüfte meine Mannschaftsliste, die mir der Dolmetscher netterweise ausgedruckt hatte, und unterstrich die Namen der beiden Spieler auf dem Zettel.
Da ich die Spieler nicht zu lange entbehren konnte und die Meisten von ihnen morgen wieder zu ihren Klubs zurück reisen mussten, trainierte ich solange wie möglich. So war es kein Wunder, dass es schon dunkel war, als ich das Training beendete. Ich stieg in mein Auto und fuhr zu meinem Hotel. Rasch ging ich auf mein Zimmer und dann bediente ich das Kontrollpanel an der Zimmerwand. Wie mit Geisterhand schob sich ein Teil der Wand nach hinten und drehte sich. Auf der Rückseite dieser Wand war ein moderner ultra flacher Bildschirm ohne Rahmen eingebaut. Dieser Bildschirm war das neueste Technikmeisterwerk, denn es war ein Computer in den Bildschirm eingebaut. Man brauchte im Jahre 2029 keinen Rechner mehr, weil alles in den Monitor eingebaut war und trotzdem lieferte er die selbe Leistung wie die alten Rechner.
Das kabellose Internet war so raffiniert in das Gerät integriert, dass es keinen Router mehr benötigte. Beim Einloggen in den Computer, der ohne nerviges Hochfahren auskam (er fuhr natürlich hoch, aber es ging so schnell, dass man es gar nicht merkte), wurde man sofort mit dem Internet verbunden. Ich öffnete den Internetbrowser und ohne Ladezeiten öffnete sich sofort die Startseite. Dann ging ich auf die Webseite meines Mailanbieters, loggte mich ein und sah, dass ich bereits neue Nachrichten hatte. Hoffenheim hatte mir eine Kündigung mit Fingerprint statt Unterschrift zugesandt - nahm ich zur Kenntnis. Weiter ging es zu einer Mail aus Litauen. Die Polizei nannte mir den Termin für die Zeugenbefragung. Sie fand morgen nachmittag in Panevezys statt. Da hatte man es aber eilig, dachte ich mir. In Deutschland bräuchte die Polizei viel länger.
Damit ich den Fahrtweg nicht ganz umsonst fuhr, wollte ich gleich mehrere Dinge erledigen. Mein doch nicht so üppiges Monatsgehalt reichte nicht für einen ganz neuen Wagen. Deshalb suchte ich mir die Adresse eines Gebrauchtwagenhändlers in Panevezys. Dabei prüfte ich auch gleich das Fahrzeugangebot. Sie hatten einen wunderschönen dunkelgrauen Dodge Journey Baujahr 2016. Diesen Wagen hatte ich schon mal in den USA als Mietwagen bekommen, als ich mit China dort für ein Freundschaftsspiel war. Damals hatte er mir sehr gut gefallen und deshalb entschied ich mich, das Fahrzeug probe zu fahren.
26. Oktober 2029
Am frühen Morgen vereinbarte ich telefonisch eine Probefahrt beim Gebrauchtwagenhändler und dann rief ich noch bei der Frau an, der ich Erste Hilfe beim Verkehrsunfall geleistet hatte. Sie erzählte mir, dass sie immer noch im Krankenhaus war und ich versprach ihr, sie zu besuchen. Schließlich sagte sie mir den Namen des Krankenhauses und ich fuhr mit meinem Auto los.
Während der Fahrt begann es zu schneien und kurz vor der Grenze zu Litauen entwickelte sich das Wetter zu einem Schneesturm. Die Sicht wurde immer schlechter und ich entschied, bei nächster Gelegenheit einen Parkplatz aufzusuchen, um das schlechte Wetter abzuwarten. Bis ein Parkplatz kam, blieb mir nichts anderes übrig, als die Rückleuchten des Vordermanns im Auge zu behalten. Solange ich sie noch sehen konnte, war alles gut.
Doch dann zuckten beide Rücklichter ruckartig nach rechts. Erst dachte ich, es käme eine scharfe Rechtskurve aber plötzlich tauchte aus dem Vorhang aus Schnee ein PKW quer vor mir auf, der ins Schleudern geraten war. Ich hatte keine andere Wahl als nach links in den Gegenverkehr auszuweichen. Meine ruckartige Lenkbewegung und der Heckantrieb des BMW brachten meinen Wagen ebenfalls ins Schleudern. Erst ging es nach links und dann mit einem Gegenpendler nach rechts. Zwei grelle Scheinwerfer tauchten vor mir auf, ich schaute auf den Tacho und mein letzter Gedanke war: Ich sterbe.
STILLE
ABSOLUTE STILLE
Ich hörte ein Zischen - öffnete die Augen. Vor mir türmte sich der Airbag. Meine Arme waren dicht vor meiner Brust und ich hatte kaum Freiraum, sie zu bewegen. Vorsichtig drückte ich den Airbag etwas ein, um mich mehr bewegen zu können. Die Windschutzscheibe war aus dem Rahmen gebrochen aber noch nicht gesplittert. Das Lenkrad hatte sich einige Zentimeter in den Fahrzeuginnenraum hineingedrückt und ich konnte von Glück reden, dass es mich nicht zerquetschte.
Dann schaute ich nach links. Die Fahrertür war schon offen. Sehr helles Licht blendete mich und ich sah eine rothaarige Frau, die sich schemenhaft vor dem Licht abbildete.
Bin...ich...tot? fragte ich, aber nach jedem Wort musste ich Luft holen. Meine Hände zitterten. Die Frau drehte sich zu mir um.
Wie geht es Ihnen, haben Sie Schmerzen? fragte sie in gutem Englisch.
Nein... komischer...weise...nicht.
Das kommt durch den Schock. Können Sie mir eine Telefonnummer geben, damit ich Angehörige informieren kann?
O...okay.
Ich nannte ihr eine Telefonnummer meiner Eltern und dann fiel mir das andere Auto ein, was ich kurz vor der Kollision gesehen hatte. Eine zweite Frau tippte die Nummer in ihr Handy und verschwand aus meinem Sichtfeld.
Wie... geht es... dem anderen... Fahrer? wollte ich von der rothaarigen Frau wissen.
Ihm geht es gut, er ist schon ausgestiegen und wollte ihr Auto mit einem Feuerlöscher löschen. Aber der Rauch war nur das Kühlwasser, das auf die heißen Motorteile traf und verdampfte.
Ihre Antwort überzeugte mich nicht ganz und ich war der festen Überzeugung, dass ich das Auto sehen können müsste. Wenn wir frontal zusammengestoßen waren und ich quer zur Fahrbahn stand, müsste der Wagen links neben mir stehen. Weil ich es aber nicht sehen konnte, machte ich mir Sorgen. Ich drehte meinen Kopf und sah, dass mein Beifahrersitz verschwunden war. Um mich selbst zu beruhigen, redete ich mir ein, die Feuerwehr hätte den Sitz entfernt. Aber aus dem rechten Seitenfenster konnte ich nicht raus sehen. Die rechte Seite war völlig zugeknautscht.
Geht es... ihm wirklich... gut? fragte ich wieder, aber die Frau antwortete mir nicht mehr.
Danach verlor ich mehr und mehr an Bewusstsein. Ich vernahm nur noch, wie der Notarzt vor mir kniete. An Blaulicht oder Martinshorn konnte ich mich nicht erinnern.
Sie bekommen jetzt von mir eine Spritze und dann holen wir Sie aus dem Auto.
Okay. sagte ich schwach.
Aber ich spürte die Spritze nicht mehr. Danach war Finsternis und es blieb lange finster.
10. November
Ich hatte einen Traum. Nein - es waren mehrere Träume aber sie gingen nahtlos ineinander über. Zwischen den Träumen wurde ich nicht wach. Es war wie ein langer nie enden wollender Traum. Irgendwann wurde mir klar, dass ich tot war. Eine andere Erklärung dafür gab es nicht. Aber war der Tod so? Einfach nur ein Traum?
Der letzte Traum spielte in einem Krankenhaus. Ich saß auf meinem Krankenbett und ich wollte raus aus dem Krankenhaus. Aus irgendeinem Grund hatte ich Angst vor den Krankenschwestern. Als eine ältere grauhaarige Krankenschwester neben mein Bett trat und meine Schläuche prüfte, nahm ich die Bettpfanne, die neben mir lag und schlug ihr damit so kraftvoll wie ich konnte auf den Hinterkopf. Die Frau sackte zusammen und schaute mich wutentbrannt an. Sie schnallte mich mit Fesseln an das Bett.
Die Szene wechselte. Wieder war ich im Krankenhaus und ich war immer noch an das Bett geschnallt mit weißen Klettverschlüssen. Doch diesmal war es anders. Ich hatte das Gefühl, dass ich diesmal mehr Kontrolle über mich selbst hatte. Neben mir stand ein Mann mit blauem Kittel.
Sie müssen ruhig atmen, Mister Finch.
Ich tastete mit meiner rechten Hand an den Hals. Dort steckte ein Beatmungsschlauch. Panisch berührte ich den Beatmungsschlauch und begann schneller zu atmen. Jetzt bloß keine Panik kriegen dachte ich mir.
Ruhig atmen. sagte der Mann erneut.
Das versuche ich ja, aber der Schlauch macht mich nervös wollte ich sagen aber aus meinem Mund war kein Laut zu hören. Ich versuchte, einen fragenden Blick zu machen. Der Mann verstand die Geste.
Sie haben eine Lungenquetschung und deshalb sind Sie an ein Beatmungsgerät angeschlossen, mit dem Sie künstlich beatmet werden. Das hindert Sie aber daran zu sprechen.
Jetzt wurde ich minimal entspannter aber der Mann schien noch nicht zufrieden.
Wenn Sie so weitermachen wird das nichts, dann müssen wir Sie wieder in ein Koma versetzen.
Das war es also, ich war nicht tot gewesen! Ich hatte im Koma gelegen!
15. November 2029
Fünf Tage später war ich soweit, dass man mich langsam von den künstlichen Lebenserhaltungsmaschinen abnehmen konnte. Schritt für Schritt durfte ich wieder selber essen und selber atmen. Ein Fitnesstrainer übte mit mir und ich durfte mich auch einmal hinstellen, aber ich hatte das Gefühl, ich würde auf Wackelpudding laufen. Meine Beine gaben mir noch längst keinen sicheren Halt. Da meine gesundheitliche Lage aber stabil genug war, entschied man sich, mich auf die Normalstation zu legen. Eigentlich wollte man noch einen Tag warten, aber kurz vor 22 Uhr wurde ein neuer Notfall eingeliefert und man entschied sich, dass ich weg musste um Platz zu schaffen. Schnell wurde ein Zimmer reserviert, dass auf einer Station lag, die gerade renoviert wurde. Man schob mich in meinem Bett in die gespenstisch wirkende Station, auf der es keine anderen Patienten oder Schwestern gab. Ich wurde in ein dunkles Zimmer geschoben und man brachte mir einen Beistelltisch mit einer einzigen Flasche Apfelsaft.
Die Schwester, die mein Bett geschoben hatte, sagte Die Stationsschwester kommt gleich und bringt noch einen zweiten Patienten, damit Sie hier nicht so alleine sind. Morgen kommen Sie auf eine andere Station.
Es stört mich nicht wenn ich alleine bin, aber können Sie das Licht anmachen?
Kann ich machen aber es ist schon spät. Wollen Sie nicht lieber schlafen?
Achso ja, dann lassen Sie es aus. Wie spät ist es überhaupt?
23.05 um es genau zu nehmen. Ich bin dann jetzt weg, die Schwester kommt ja gleich.
10 endlose Minuten, in denen ich wegen der gruseligen Stille und Dunkelheit sowieso nicht schlafen konnte, wartete ich, bis endlich die Schwester kam. Sie brachte einen älteren Mann, mit dem ich mich noch kurz unterhielt. Er erzählte mir, dass er LKW-Fahrer sei und froh war, dass er jetzt nicht bei diesem Schneesturm fahren musste.
16. November 2029
Endlich war es soweit und ich kam auf ein richtiges Zimmer. Alle vier Betten waren belegt und man versicherte mir, dass bald noch ein fünftes Bett dazu käme, weil bei diesem Wetter viel passierte. Ich durfte zwar noch nicht alleine aufstehen, weil mein rechtes Bein zweimal gebrochen war, aber ich setzte mich auf, um mich im Zimmer umschauen zu können. Da staunte ich nicht schlecht, als ich die Frau sah, der ich Erste Hilfe geleistet hatte.
Ach das wäre doch nicht nötig gewesen, dass Sie sich die Knochen brechen, nur um mich zu besuchen. scherzte sie.
Wie heißen Sie eigentlich?
Ich heiße Emilia und Sie?
Toni.
Ich glaube ich habe Ihren Unfall in den Nachrichten gesehen, weil ich sofort ihr Auto erkannt habe und es gesagt wurde, dass ein Deutscher schwer verletzt wurde. Mein Neffe arbeitet auf dem Schrottplatz und Ihr Auto wurde bei ihm abgeladen. Er hat Fotos gemacht, wollen Sie sie sehen? Das ist aber schwere Kost.
Mich schockt sowas nicht. sagte ich wagemutig.
Doch als sie mir die Bilder von meinem Auto zeigte, änderte sich das. Es schockte mich wahrhaftig. Ich wollte es nicht glauben, dass ich aus diesem Wrack lebend raus gekommen war. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass es mein Auto war. Auf einem der Fotos war ein Aufkleber zu sehen, den ich rangemacht hatte.
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Anmerkung des Autors: Diese Bilder zeigen mein Auto. Im November 2012 hatte ich einen Horrorcrash, bei dem ich auf der Bundesstraße frontal mit einem anderen Auto zusammengstoßen bin. Der Unfallgutachter errechnete eine Aufprallgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern. Wie durch ein Wunder haben alle Unfallbeteiligten überlebt. Der andere Fahrer hatte nur eine Fleischwunde, ein paar Kratzer und blaue Flecken. Ich hatte eine Lungenquetschung, ein gebrochenes Bein, eine gebrochene Hand und die Strecksehne des kleinen Fingers war gerissen. Ein drittes Fahrzeug ist über die Trümmerteile gefahren aber die Insassen wurden nicht verletzt. Das Foto meiner rechten Hand wurde vier Wochen nach dem Unfall gemacht.
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Kapitel 3: Die Schmach vom Letzigrund
17. November 2029
Auf Drängen des lettischen Fussballverbandes wurde ich am 17. November entlassen, da an diesem Tag mein erstes Länderspiel stattfand. Ich musste eine Erklärung unterschreiben, dass ich entgegen ärztlichen Rates das Krankenhaus verließ. Allerdings konnte ich noch nicht auf eigenen Beinen laufen und brauchte einen Rollstuhl. Man brachte mich in Rekordzeit mit Polizeieskorte zum Flughafen von Panevezjs. Dort wartete bereits ein Privatjet, mit dem es ins 1.360 Kilometer (Luftlinie) entfernte Zenica ging.
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Quelle: Wikipedia
Glücklicherweise schaffte ich es rechtzeitig vor dem Anpfiff ins Stadion. 17,751 Zuschauer saßen im fast ausverkauften Bilino Polje und die Anspannung im Stadion war greifbar. Wie Manni Breuckmann einmal gesagt hatte, herrschte eine "ohrenbetäubende Stille". Mehmet Scholl bekäme sicherlich wieder seine Gänsehautentzündung. Jeder wollte wissen, wie ich mich als neuer Trainer schlagen würde und umso mehr waren sie überrascht, als sie sahen, dass ich im Rollstuhl ins Stadion gebracht wurde. Natürlich wussten die Zuschauer von meinem Unfall denn es war vom Fernsehen ausgiebig berichtet worden und man kannte auch, dass ich um mein Leben hatte kämpfen müssen. Aber niemand wusste, dass ich einen Rollstuhl brauchte.
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Quelle: Wikipedia
Doch bevor ich anfange, vom Spiel zu berichten, hier zunächst einmal die komplette Mannschaft Lettlands. In Fett die Spieler, die ich im Spiel gegen Bosnien-Herzegovina aufgestellt habe.
Tor
Denniss Uljanovs (Citta di Palermo)
Alexandrs Maksimenko (CA Osasuna)
Aleksejs Savinov (Racing Club Santander)
Verteidigung
Antons Uljanovs (SC Heerenveen, Niederlande)
Mihails Teless (ZSKA Moskau, Russland)
Vitalijs Uljanovs (Daugav Daugavpils, Lettland)
Igors Kozlovs (FK Ventspils, Lettland)
Emils Maksimenko (AS Saint-Etienne, Frankreich) gewechselt von OSC Lille
Aleksandrs Sevlakovs (Ethnikos Achnas, Zypern)
Aivars Maksimenko (VfL Bochum, Deutschland)
Mittelfeld
Janis Rudenko (1. FSV Mainz 05, Deutschland)
Andrejs Kacanovs (FC Everton, England)
Romans Laizans (KR Rejklavik, Island)
Arturs Baumanis (FK Skonto Riga, Lettland)
Dainiss Savalnieks (Celta Vigo, Spanien)
Aleksandrs Vasiljevs (FK Ventspils, Lettland)
Aleksandrs Ivanovs (FK Ventspils, Lettland)
Angriff
Artis Grigorjevs (Levante UD, Spanien)
Aleksandrs Gorkss (Skonto Riga, Lettland)
Vladimirs Jakovlevs (SK Liepaja Metalurgs, Lettland)
Einschätzung
Kacanovs und Gorkss stechen hier deutlich als beste Spieler heraus, die gut aufeinander abgestimmt ein perfektes Stürmerpaar sind. Hinten verstärken Spieler mit europäischer Erfahrung das Feld, wobei Emils Maksimenko der stärkste Verteidiger ist. Leider fehlte er verletzungsbedingt im Spiel gegen Bosnien-Herzegovina. Emils wechselte nur wenige Tage vor dem Spiel von OSC Lille zu AS Saint-Etienne. Beide Mannschaften waren zu diesem Zeitpunkt in der Europa League, AS Saint-Etienne schied aber später gegen Liverpool aus. Aivars Maksimenko habe ich im Vorfeld bei einigen Spielen in der 2. Bundesliga beobachtet und er zeigte eine gute Leistung für den VfL Bochum.
Bosnien-Herzegovina - Lettland
Bilino-Polje, Zenica (17,751 Zuschauer)
Gleich in der ersten Halbzeit ging es spektakulär los. Bosnien schoß zweimal aufs Tor, aber mein Torwart hielt das 0-0. Gorkss und Kacanovs hatten ganze acht Torchancen aber ihnen gelang einfach kein Tor. Zum Halbzeitpfiff war es immer noch torlos und ich zeigte mich in der Kabine maßlos enttäuscht. Da muss mehr gehen, sagte ich. Vor dem Tor müsst Ihr die Konzentration behalten!.
Motiviert von meiner Rede zeigten Gorkss und Kacanovs mehr Ehrgeiz, aber das erste Tor der Partie fiel auf der anderen Seite. Hanko Milikovic schoß einen Weitschuss von der Strafraumgrenze, den Torwart Uljanovs wegfausten konnte. Leider prallte der Ball an Verteidiger Vitalijs Uljanovs ab und landete im eigenen Tor. Nach 55 Minuten stand es 1:0 für die Bosnier durch ein Eigentor.
Danach waren fast ausschließlich die Letten am Ball. Doch Kacanovs lässt schon in der 61. Minute eine Riesenchance alleine vor dem Tor stehend liegen, die keine Gefahr für den gegnerischen Torwart sondern mehr für die Tauben auf dem Stadiondach bedeuteten. In der 76. Minute dann wohl der Aufreger des Tages. Kacanovs spielte einen Querpass zu Gorkss, der vielleicht ein Quantum im Abseits war. Obwohl ich eigentlich noch zu schwach war, sprang ich aus dem Rollstuhl auf und bereute es gleich wieder, als ich schwankte und von Co-Trainer Bespalovs festgehalten werden musste, um nicht umzukippen. Diese Abseitsentscheidung haute mich also im wahrsten Sinne des Wortes (fast) um.
Bitter enttäuscht endete das Spiel mit einem Heimsieg für Bosnien-Herzegovina.
Bosnien-Herzegovina - Lettland
1 : 0
19. November 2029
Ich hatte meinen Frust über die Niederlage noch nicht ganz abgelegt, als ich am 19. November das deutsche Relegationsspiel für die FIFA-Weltmeisterschaft 2030 in Italien im Fernsehen ansah. Deutschland hatte im Hinspiel in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen nur ein 3:3 Unentschieden gegen die Schweiz erzielen können. Das bedeutete, dass beim Rückspiel im Letzigrund in Zürich nur ein Sieg oder ein Unentschieden mit mindestens 3 deutschen Toren zählte. Das schaffte aber Deutschland nicht. Sie erzielten nur ein lahmes 1:1 weshalb sich Deutschland nicht qualifizieren konnte weil die Schweiz eine bessere Auswärtsbilanz hatte. Eine Überraschung der ganz besonderen Art war Zypern. Zypern qualifizierte sich zum allerersten Mal für eine Weltmeisterschaft! Das war kein Scherz! Jetzt war mein Frust wieder weg, da ich mich freute, dass selbst so große Mannschaften wie Deutschland mal schwächelten.
Noch am selben Tag wurde Marcel Stahl vom deutschen Verband gefeuert. Marcel zählte zur sogenannten NewGen, einer Trainergeneration ohne jegliche Erfahrung, die eiskalt ins Fahrwasser der Nationalmannschaften geworfen wurden. Schnell hatte man einen neuen Trainer gefunden: Die Nachfolge sollte Shawn Parker antreten, der sich durch alle Jugendmannschaften der deutschen Nationalmannschaft durchgekämpft hatte, aber nie in der A-Mannschaft gespielt hatte. Zuletzt war er als Trainer von FC St. Pauli angestellt gewesen. Aber jetzt bezog er das neue Amt als Nationaltrainer, denen immer noch der vierte Titel fehlte.
Bild von Shawn Parker (http://www.spox.com/de/sport/fussball/nachwuchs/1002/Bilder/shawn-parker-514.jpg)
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Gefällt mir bisher sehr!
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Vielen Dank Lumpi ;)
@Weltklasse Bittengel: Ich hoffe, ich kann deine Erwartungen erfüllen 8)
Kapitel 4: Eiskalte Qualifikations-Auslosung
21. November 2029
Lettlands Spieler gingen in die Winterpause und ich wusste, dass es für mich keine Pause gab. Es sollten spannende fünf Monate voller Überraschungen werden. Der größte Knüller von sportlicher Seite traf am 21. November 2029 per Mail ein. Nichts böses ahnend öffnete ich die Nachricht meines Co-Trainers. Aus den Worten erkannte ich sofort Wut und Zorn:
Guten Tag Herr Finch,
wir sind einer Katastrophe nah! Sechs Lettland-Spieler treten aus Nationalteam zurück. Was soll ich machen Chef!? Unser Team fällt auseinander! Teless, V. Uljanovs, Kozlovs, Kalnins, Putans und Gorkss haben ihr nationales Karriereende beschlossen.
Ich hab mal schnell eine Liste von Spielern zusammengefriemelt, die als Ersatz in Frage kommen könnten. Vielleicht ist jemand dabei, der Sie interessiert:
Liste der Kandidaten:
Dmitrijs Sens (VZ, Erzgebirge Aue, Deutschland) 1 LS
Mihails Beinarovics (MZ, APOEL Nikosia, Zypern) 53 LS, 4 Tore
Maris Baumanis (OML/ML, 1. FSV Mainz 05, Deutschland) 6 LS
Aleksandrs Tarasovs (VZ/MZ, FC Levadia Tallinn, Estland) 0 LS
Maksims Sevlakovs (VR/VZ, FK Skonto Riga, Lettland) 2 LS
Artjoms Bespalovs (MR/OMR, FK Ventspils, Lettland) 0 LS
Sergejs Vilerts (TJ, ausgeliehen an Olimps/FPS Riga, Lettland)
Ich schloss die Mail. Völlig fertig mit den Nerven wollte ich erst einmal mit Emilia sprechen. Nach kurzem Klingeln hob sie ab.
Hallo?
Hallo, hier ist Toni!
Du hast mir gar nicht gesagt, dass du Nationaltrainer von Lettland bist!!
Beim ersten Aufeinandertreffen war ich es noch nicht und beim zweiten Mal hab ich es vergessen. Ich hatte im Krankenhaus ganz andere Sorgen.
Warum rufst du an?
Ich hatte einfach Lust, mal mit dir zu reden.
Okay. Wollen wir uns irgendwo treffen?
Das war zu viel des Guten für mich. Aber trotzdem konnte ich zu diesem Angebot nicht Nein sagen.
Ja gern, soll ich morgen vorbeikommen? Ich muss eh noch die Zeugenaussage bei der Polizei machen.
Nein, ich komm zu dir! Du hast doch gar kein Auto oder? Außerdem will ich nicht, dass dir nochmal was passiert.
Ich habe kein Auto aber du doch auch nicht.
Oh doch, ich brauche mein Auto beruflich. Ich habe mir gestern einen Gebrauchtwagen gekauft. Das kann ich dir bei der Gelegenheit gleich zeigen. Ach und noch eine Frage: Stört es dich, wenn ich meine Tochter mitbringe?
Nein, das macht nichts. Wie heißt sie?
Sie heißt Jessica und ist 14 Jahre alt. Also dann geht das mit morgen klar?
Ja sicher, die Uhrzeit kannst du dir aussuchen.
Okay, dann sehen wir uns morgen. Tschüss!
Bis morgen dann, tschüss.
22. November 2029
Nach dem Frühstück schaute ich alle 10 Minuten aus dem Hotelfenster. Ich war so ungeduldig und nervös, dass ich einfach nicht still sitzen konnte. Andauernd lief ich im Raum hin und her. Endlich würde ich erfahren, was sie für ein Auto fuhr. Leider konnte ich sie nicht bereits draußen empfangen, da ich noch im Rollstuhl war und es außerdem fürchterlich schneite. Hoffentlich war ihr nichts passiert.
Als mir zur Mittagszeit der Magen knurrte, verließ ich mein Zimmer und rollte zum Fahrstuhl. Dann fuhr ich ins Erdgeschoss und rollte weiter ins Hotelrestaurant. Als Hauptspeise gab es heute polnische Piroggen, die auch in Lettland eine beliebte Speise waren. Man konnte sie als Vor-, Haupt- oder Nachspeise essen. Im Restaurant waren es mit viel Speck und Zwiebeln gefüllte Teigtaschen. In anderen Ländern füllte man sie aber auch mit Käse, Fleisch, oder Kartoffeln.
Während ich genüsslich mein Mittagessen verspeiste, setzten sich völlig unerwartet Emilia und Jessica an meinen Tisch.
Hallo! Wie habt ihr mich gefunden?
Hallo. Der Pförtner hat gesehen, wie du ins Restaurant gerollt bist und deinen Namen wird er wohl auch nie wieder vergessen!
Jessica sagte schüchtern Hallo.
Seid ihr bei dem Wetter gut durchgekommen auf den Straßen?
Wir mussten etwas langsamer fahren und einige Autos lagen im Graben aber wir sind ohne Unfall angekommen. Sowas sind wir in Litauen schon gewohnt. Außerdem hat unser neuer Wagen Allradantrieb. Sag mal, suchst du noch eine neue Wohnung in Riga?
Ja, wieso?
Naja, ich suche schon seit einiger Zeit eine kleine Wohnung für mich und meine Tochter. Seitdem mein Mann gestorben ist, kann ich nicht mehr unseren Bauernhof alleine bewirtschaften. Ich habe bereits einen Käufer gefunden und jetzt wartet er nur noch darauf, dass ich ausziehe. Jetzt habe ich gestern eine schöne 3-Zimmerwohnung am Stadtrand Rigas gefunden und-
Ich unterbrach sie: DREI-Zimmer-Wohnung? Ist das nicht etwas groß für euch zwei?
Die Sache ist die... wir... stotterte sie herum und sah hilfesuchend zu ihrer Tochter. Wir wollen dich fragen ob....
...ob ich mit euch zusammen in eine Wohnung ziehe. beendete ich für sie den Satz.
Genau! ergriff Jessica unterstützend das Wort.
Die Gabel ließ ich vor Schreck auf den Teller fallen.
Das finde ich jetzt aber sehr überstürzt. Ihr kennt mich doch noch gar nicht so richtig. Das hat doch nichts mit meinem Job zu tun oder?
Ich mag Sie, das habe ich doch schon mal gesagt.
Ich auch!
Na gut! Wir können das ja probeweise machen um zu sehen ob das mit uns dreien klappt. Aber wer behält dann die Wohnung wenn es nicht klappt? Ich brauche keine drei Zimmer.
Da drei Zimmer immer noch weniger sind als wir auf dem Bauernhof haben, können wir danach die Wohnung übernehmen falls du ausziehst.
Nachdem ich aufgegessen hatte, wollte sie mir ihr neues Auto zeigen. Ich gab Jessica den Zimmerschlüssel, damit sie meine Jacke holen konnte und dann wurde ich von Jessica mit dem Rollstuhl nach draußen geschoben. Es hatte gerade aufgehört zu schneien und wir liefen beziehungsweise rollten über den großen Hotelparkplatz. Dort ganz am hinteren Ende stand ein Dodge Journey in Granite Crystal Metallic (dunkelgrau). Dieser Wagen war das einzige Fahrzeug auf dem Parkplatz, dessen Scheiben weitestgehend vom Schnee befreit waren. Konnte es denn möglich sein?
(http://i62.tinypic.com/2jdf5eg.jpg)
Quelle: Selbst fotografiert auf dem Parkplatz des Cape Canaveral Visitor Complex (aber ohne Schnee)
Ich spielte den Unwissenden: Na welcher Wagen ist denn nun Eurer?
Jessica ließ die Schiebegriffe des Rollstuhls los, rannte zum Dodge und zeigte mit beiden Armen freudestrahlend auf das Auto.
Das ist nicht wahr oder?
Doch! Ich habe ihn bei einem Gebrauchtwagenhändler in Panevezjs gekauft.
GENAU diesen Wagen wollte ich mir kaufen. Ich hatte bereits telefonisch eine Probefahrt vereinbart aber dann hatte ich doch meinen Unfall.
Oh, das ist aber ein toller Zufall. Wenn du willst, können wir uns das Auto ja zukünftig teilen.
8)
Ich war so glücklich wie noch nie! Wir setzten uns zusammen ins Auto, wobei Jessica mir wieder einmal helfen musste, vom Rollstuhl in das Auto zu klettern. Mit meinem gesunden linken Bein konnte ich mich selbst ein wenig abstützen, aber es gestaltete sich trotzdem schwierig. Aber ich wollte einfach wieder selber laufen können. Ein paar Wochen musste ich mich da noch gedulden. Emilia nahm auf dem Fahrersitz Platz und wir machten eine lange Probefahrt zum DriveIn von McDonalds, bestellten uns etwas zu Essen und fuhren wieder zurück zum Hotel. Die 13 Jahre waren dem Wagen überhaupt nicht anzumerken. Er war gut gefedert und die Kraft des Allradantriebs machte sich spürbar positiv auf dem Schnee bemerkbar. Wir probierten alle elektronischen Spielereien aus, die das Auto hatte. Emilia erklärte mir, dass sich die Türen bei herannahen des Schlüssels von selbst entriegelten und der Motor über einen Knopf neben dem Lenkrad gestartet wurde. Im Bordcomputer konnte man sich den durchschnittlichen Verbrauch anzeigen lassen. Diesen Verbrauchsmesser hatte Emilia beim letzten Tankstopp zurückgesetzt, sodaß sie genau wusste, wieviel sie persönlich verbrauchte. Den Tacho konnte man von Kilometer auf Meilen und wieder zurück umschalten. Der Kofferraum war bravoröus und toppte das ganze Meisterstück. Auf den Rückspiegeln klebte der typisch amerikanische Aufkleber "Objects in mirror are closer than they appear".
(http://i57.tinypic.com/105ebz8.jpg)
(http://i58.tinypic.com/2ex2ceq.jpg)
Beide Bilder: Selbst fotografiert
Diese Probefahrt würde ich niemals vergessen. Ich hatte dieses Auto schon mal als Mietwagen gehabt. Aber mit Emilia und Jessica war es einfach noch besser.
10. Februar 2030
Im Monat Dezember waren wir voll und ganz damit beschäftigt, in unsere neue Wohnung im Rigaer Vorstadtbezirk Zemgales einzuziehen. Jessica ärgerte sich zwar, nicht mehr eine ganze Etage für sich zu haben, aber im Großen und Ganzen waren wir alle froh, dass alles so reibungslos ablief. Im Februar waren Emilia und ich uns einig, dass wir bereit waren, den nächsten Schritt zu gehen.
Am Abend der Auslosung für die Qualifikation zur Europameisterschaft 2032 in den Niederlanden setzten wir uns zu dritt auf unsere schöne neue IKEA-Couch. Obwohl Jessi, wie ich sie jetzt da wir uns länger kannten immer nannte, absolut keine Ahnung vom Fussball hatte, eiferte sie genauso mit. Die Gruppen E bis H setzten sich wie folgt zusammen (alphabetisch sortiert):
Gruppe E
- Belgien
- Malta
- Montenegro
- Nordirland
- Schweden
Ich erklärte Jessi, dass hier Schweden und Belgien die großen Favoriten waren. Auch Nordirland galt es nicht zu unterschätzen aber trotzdem wäre alles andere als eine Qualifizierung von Belgien eine Überraschung.
Gruppe F
- Estland
- Israel
- Moldawien
- Slowakei
- Wales
Dies war die Gruppe mit dem wahrscheinlich größten Überraschungspotenzial. Einen echten Favoriten heraus zu nehmen, war schwer. Wales hatte sich bereits für die WM 2030 qualifiziert und daher auf dem Papier der Favorit. Aber ich persönlich schätzte Slowakei als möglichen Direkt-Qualifikanten ein.
Gruppe G
- Finnland
- Frankreich
- Lettland
- Mazedonien
- Schweiz
Als Frankreich gelost wurde, stöhnte Emilia entsetzt. Aber ich fand, es war trotzdem eine lösbare Aufgabe. Wenn ich aus den Letten den selben Ehrgeiz herauskitzeln konnte wie aus den Chinesen würden sie sich hinter Frankreich in die Playoffs retten können. Gegen Finnland und die Schweiz müssten wir auf jeden Fall wichtige Punkte holen.
Gruppe H
- Albanien
- Andorra
- Armenien
- Litauen
- Türkei
Als gebürtige Litauerinnen freuten sich Emilia und Jessi über diese ultraleichte Gruppe. Auch ich selbst hätte mir gewünscht, mit Lettland hier hinein gelost zu werden. Türkei war der Topfavorit und Litauen unser persönlicher Geheimtip. ;)
Zum krönenden Abschluss schenkte ich Emilia den Verlobungsring. Wir umarmten uns und die Geschichte nahm ein Happy End. Jetzt galt es, das nächste Kapitel aufzuschlagen: Die erfolgreiche Qualifikation zur Europameisterschaft!
Die anderen Losgruppen folgen im nächsten Teil.
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Ich brauch dringend mehr Zeit, um diese coole Geschichte ausführlicher zu verfolgen...
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Liest sich richtig gut, werd auf jedenfall immer vorbei schauen wenns was neues gibt :-)
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Kapitel 5: Les Incroyable - Die Unglaublichen
Da ich nun schon etwas mit dem Schreiben hinterher bin erzähle ich die Ereignisse der folgenden Monate etwas schneller. Zunächst aber die restlichen Qualifikationsgruppen.
Gruppe A
- Aserbaidschan
- Bosnien & Herzegovina
- Kroatien
- San Marino
- Ukraine
- Zypern
Ohne Frage eine brutale Gruppe. Kaum zu greifen wer hier Favorit ist.
Gruppe B
- Bulgarien
- Georgien
- Liechtenstein
- Luxemburg
- Portugal
- Spanien
Die beiden Fussballzwerge und die zwei iberischen Mannschaften in einer Gruppe! Hier ist ein Torfestival vorprogrammiert.
Gruppe C
- Italien
- Polen
- Rumänien
- Serbien
- Schottland
Immer und überall ein kleiner Favorit: Die Schotten, die Deutschlands WM-Teilnahme verhindert haben. Italien hat zuletzt nicht überzeugen können.
Gruppe D
- Island
- Russland
- Slowenien
- Weissrussland
- Ungarn
Ich wage kein Vorurteil zu fällen.
Gruppe I
- Deutschland
- Färöer Inseln
- Griechenland
- Irland
- Tschechien
Deutschland hat einen geschädigten Ruf wiederherzustellen. EM 2028: Nicht qualifziert. WM 2030: Nicht qualifiziert. Weltranglistenposition 82 ist der Stempel unter dem deutschen Armutszeugnis. Jetzt soll Ex-Jugendnationalspieler Shawn Parker die Sache richten.
Gruppe J
- Dänemark
- England
- Kasachstan
- Norwegen
- Österreich
Der zweimalige Weltmeister England (1966 + 2026) will wieder sein Bestes geben und natürlich Europameister werden. Gefährlich werden kann ihnen nur das Danish Dynamite.
06. März 2030
(http://abload.de/img/542201_40049229670539xruwa.jpg)
Quelle: Wikipedia
Unsere Osteuropareise bei den Testspielen ging nach der Winterpause im wunderschönen Zalaegerszeg in Westungarn weiter.
Ungarn - Lettland
Stadion des 6. Oktober, Zalaegerszeg (7.000 Zuschauer)
Ich erwartete nicht zuviel von diesem Spiel und war deshalb auch keineswegs enttäuscht, als Sándor Cseke in der 4. Minute das Führungstor machte. Meine Mannschaft, die noch nicht so optimal aufeinander abgestimmt war, weil viele Neulinge dabei waren, musste schon in der 17. Minute den zweiten Gegentreffer von Janos Egervari hinnehmen. Doch noch vor der Halbzeitpause konnte Neuling Artis Grigorjevs zum Ausgleich abschließen (24. und 41. Minute). Ich überlegte ob vielleicht mehr ging und wechselte zur Halbzeit den hochgelobten Deniss Savalnieks ein. Er konnte zwar ein paar Akzente setzen und ich stellte fest, dass er extrem sprintstark war, aber er konnte doch nicht treffen.
Im Testspiel gegen Bulgarien in Sofia wurden wir dann wieder standesgemäß verprügelt und mussten eine 3:0 Niederlage hinnehmen. (Anm. d. Autors: Habe mir vergessen aufzuschreiben wer die Tore gemacht hat)
(http://abload.de/img/1011770_4741301926749y1bup.jpg)
Quelle: Wikipedia
Zwischen den Bergen im Fürstentum Lichtenstein holten wir uns unseren ersten Sieg unter meiner Führung. Mit 2:0 besiegten wir auswärts den Fussballzwerg.
In der Sommerpause war natürlich das größte Highlight die Weltmeisterschaft. China konnte sich überraschend mit 3 Siegen in 3 Spielen als Gruppenerster ins Achtelfinale durchsetzen. Niederlande machte in der gleichen Gruppe den zweiten Platz klar, während Frankreich als Dritter das Nachsehen hatte und früh ausschied. Ich war traurig, dass die Mannschaft, die ich so hart trainiert hatte, um mit ihnen Weltmeister zu werden, schaffte endlich das Achtelfinale zu erreichen was unter meiner Leitung nie gelungen war. Aber ich erkannte, das ich es hätte auch schaffen können. Natürlich warf das tiefe Schatten auf meine Qualität, weil man meinte, unter meiner Führung hätte man das nie geschafft.
Im Viertelfinale wurde China dann aber (wortwörtlich von worldsoccer.com zitiert) von "Montenegro verprügelt". Montenegro gewann 2:0 und nun mussten sie gegen Spanien spielen. Peru verlor gegen Wales im Elfmeterschießen. Spanien schaffte dann ebenfalls in einem Elfmeterkrimi ein 2:1 gegen Montenegro und kam ins Finale. Hier trafen sie auf Italien, die dann auch keine große Hürde mehr darstellten. 2:0 gewann Spanien und war zum zweiten Mal nach 2010 Weltmeister.
Während der darauffolgenden Transferperiode wechselten auch einige Letten die Mannschaft. Aivars Maksimenko ging von Deutschland nach Italien zu FC Genua 1893. Das mögliche neue Torwarttalent Janis Kozlovs wechselte zum VfL Bochum und ich entschied, ihn zukünftig im Auge zu behalten. Evgeniy Bubnov wechselte ablösefrei vom 1. FC Nürnberg zur Spielvereinigung Greuther Fürth. Arturs Bespalovs blieb in Lettland, ging aber zu FK Skonto Riga. Karlis Hohlovs (FK Ventspils, Lettland) wurde von mir in die nähere Auswahl für eine kommende Nominierung aufgenommen. Aleksandrs Tarasovs war ein weiterer Lette, der zu Greuther Fürth wechselte. Kurz vor Ende der Transferperiode kam Janis Rudenko von Mainz zu Hannover 96 und spielte damit in der kommenden Saison erstklassig.
Ebenfalls in dieser Phase für 850.000 € gewechselt war Toms Savinovs (TJ), der nun bei FC Flora Tallinn (Estland) spielte. Er wurde von mir für den 23-Kader nominiert, den ich für das Spiel gegen Frankreich auswählen sollte. Den verletzt ausfallenden Arturs Baumanis ersetzte der offensive Mittelfeldspieler Edgars Osipovs (Hamburger SV, Deutschland). Er war zwar bei Hamburg in der noch jungen Saison nicht zum Einsatz gekommen aber in der letzten Saison hatte er bei SV Sandhausen fast die komplette Saison mit Ausnahme von vier Spielen bestritten.
11. September 2030
Der 11. September - ein weltbewegender Tag. Einsturz der Zwillingstürme des World Trade Center 2001, Baubeginn des Pentagon 1941 und 1912 entsteht in den Berliner Borsigwerken die erste Diesellokomotive der Welt.
Den 11. September 2001 würde ich wohl nie vergessen aber trotzdem machte ich mir keine großen Gedanken über diesen Tag. Denn29 Jahre später mussten wir in Riga gegen den Fussballriesen Frankreich spielen.
Lettland - Frankreich
Skonto-Stadion, Riga (9.300 Zuschauer)
Nur 9,300 Zuschauer wollten sehen, wie wir armselige Würstchen von den Franzosen plattgemacht wurden. 30 Minuten mussten wir zittern und der lettische Torwart tat alles, um das Tor freizuhalten. Doch dann passierte in der 33. Minute der Schock meines Lebens.
(http://abload.de/img/2014-08-18_00003sfl49.jpg)
Ich sprang vom Trainerstuhl auf und heulte vor Freude. Das war unmöglich! Wenn das ein Traum war, wollte ich nicht geweckt werden. Artis Grigorjevs hatte tatsächlich Lettland in Führung gebracht! Der Spieler von Levante UD konnte die französische Abwehr überwinden.
Wir retteten uns in die zweite Halbzeit und ich wechselte wieder meinen Joker Deniss Savalnieks ein. Dieser zeigte auch sofort in der 49. Minute wieder seine Spurtstärke und erkannte den freistehenden Grigorjevs. Er flankte nach links und Grigorjevs nahm den Ball an. Dann umtänzelte Grigorjevs Verteidiger Marcos Angloma von Olympique Lyon (Frankreich) und versuchte es kurz vor der Strafraumgrenze mit einem Weitschuss. Der Schuss war für den Torwart unhaltbar aber leider ging er auch am Tor vorbei.
Von den einheimischen Fans angeheizt drehten wir jetzt so richtig auf. Die Franzosen schienen verunsichert und selbst wenn sie mal vor unser Tor kamen, konnte man ihre Nervosität sehen. Sie wollten unbedingt einen Ausgleich erzielen um nicht doof da zu stehen. Aber sie schossen entweder vorbei, drüber, oder an die Latte. Die gefährlichste Torchance Frankreichs klärte Dmitrijs Sens in letzter Sekunde von der Torlinie.
Aber ich wollte immer noch nicht glauben, dass wir das schaffen würden. Unsere Ambitionen wurden in der 62. Minute geschwächt, als Deniss Savalnieks nach einer wahrhaftig dummen Situation vom Platz gestellt wurde. Mit nur 10 Spielern war mir klar, dass der Ausgleich fallen MUSSTE - alles andere war ein Wunder. Aber Frankreich ließ uns bis zur 82. Minute warten. Pemphero Mwachie (Paris Saint-Germain, Frankreich) konnte sich an Maksims Sevlakovs vorbeischieben und war schon im Strafraum, als er von Maksims brutal zu Broden gestreckt wurde. Die unweigerliche Schlussfolgerung war Elfmeter.
:o
Oh nein! Jetzt konnte ich nicht mehr hinsehen. 82 Minuten lang hatten wir gekämpft, geackert und gepflügt. Aber dieser dumme Fehler sollte unser aller Tod bedeuten. Selbstbewusst legte sich der gefoulte Pemphero den Ball auf den Elfmeterpunkt. Ihm war die Anspannung anzusehen, denn die französische Ehre stand auf dem Spiel. Nun würde ich erfahren, ob Denniss Uljanovs wirklich so ein guter Torwart war. In Palermo hatte er doch hoffentlich gute Lehrmeister gehabt?
Pemphero lief an, schoss...
... und Uljanovs wehrte den Ball ab! Das ganze Stadion erbebte und der Lärm glich einem Düsenjet im Tiefflug. Schließlich klärte ein Verteidiger den Ball und die Sache war gerettet. Nach all diesen Aufregungen ließ der Schiedsrichter unendlich wirkende 240 Sekunden nachspielen und dann kam der erlösende Schlusspfiff.
LETTLAND HATTE FRANKREICH BESIEGT!!
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12. September 2030
Erst am nächsten Tag wurde mir das ganze Ausmaß dieses Sieges bewusst. An vielen Autos gab es Aufkleber mit "Frankreich-Besieger". Kilometerlange Autokorsos mit unzähligen Lettlandfahnen zogen sich durch Riga und die ganze Stadt schien im Siegestaumel. Deser komische Toni Finch hatte doch tatsächlich das achte Weltwunder in die Welt gesetzt. Die Rekorde während seiner Zeit in China waren also nicht bloß Zufall. Hier saß ein Meister am Werk! Aber warum war dieser Toni als Vereinstrainer immer so schlecht?
Mein Mailpostfach quoll über. Jedes Land wollte mich als Nationtrainer. Deutschland, Niederlande, Argentinien, Neuseeland... klanghafte Namen fragten bei mir an. Presseleute kündigten reihenweise Termine in ihrem Kalender um mir ein Interview anzubieten. Die französische Sportzeitung L'Equipe nannte uns "Les Incroyable" (Die Unglaublichen), die Sport Bild kürte uns zum nächsten Europameister und das einzige was ich dachte war: Wir hatten doch nur Frankreich besiegt. In der ersten Hälfte hatten die Franzosen viele Torchancen und nach unserem Tor war Frankreich einfach verunsichert. Aber eines war klar - wenn wir Frankreich besiegen konnten, wären unsere anderen Gruppengegner auch kein Problem.
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Kapitel 6: Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich
So Foot: „Sie haben einen sensationellen Sieg gegen Frankreich errungen. Ich nehme an, Sie sind erfreut?“
„Ja das ist unglaublich, meine Jungs waren brilliant.“
Foot Mercato: „Aivars Maksimenko machte sein 110. Länderspiel. Wie wichtig ist er für die Mannschaft?“
„Das ist ein wunderbarer Erfolg für ihn und unterstreicht seine Leistung.“
So Foot: „Dainis Savalnieks wurde nach einem brutalen Foul vom Platz gestellt. Wie denken Sie darüber?“
„So ein Foul ist eine Schande, solche Zweikämpfe haben im professionellen Fussball nichts zu suchen. Ich werde es mir beim nächsten Mal zweimal überlegen, ob ich ihn nominiere.“
Maximfoot.fr: „Maksims Sevlakovs wurde heute zum Mann des Tages gekürt. Wie schätzen Sie seine Leistung ein?“
„Andere Spieler hätten diese Ehre mehr verdient. Zum Beispiel unser Torwart."
Goal.com: „Wird Dainis Savalnieks bei zukünftigen Nominierungen überhaupt noch eine Chance haben?“
„Ich denke, es ist das Beste, wenn Dainis ein paar Spiele aussetzt um sein Temprament abzukühlen.“
Abends schauten wir noch die Zusammenfassung der Qualifikationsspiele auf Eurosport.Für einen kurzen Moment spielte ich tatsächlich mit dem Gedanken, die deutsche Elf zu übernehmen. Deutschland hatte gerade die Färöer-Inseln mit 5:0 verputzt. Zwei Tore erzielte der Enkelsohn von Lautern-Legende Hannes Riedl, der 32 Jahre alte Bastian Riedl. Seit 2009 spielte er für Lautern inklusive kurzer Abstecher zu Red Bull Salzburg (Leihe) und SC Paderborn 07. Ried war in der abgelaufenen Saison Bundesligatorschützenkönig mit 21 Treffern geworden. Die weiteren 3 Tore erzielten der Mainzer Jan-Niklas Deisler, Torsten Friedrich (Hamburger SV) und Philipp Simon, der massiv am Aufstieg Rot Weiß Erfurts in die 1. Bundesliga 2024 beteiligt war.
Das Spiel Lettland gegen Frankreich bekam die längste Sendezeit auf dem in Frankreich beheimateten Sportsender Eurosport. Aber mir war klar, dass es völlig egal gewesen wäre, wo der Sender beheimatet war, denn diese Begegnung war das Highlight des Spieltages. Einzig und allein Russlands 6:0-Kantersieg gegen Slowenien konnte ähnlich große Medienpräsenz erfahren.
Litauen mühte sich in einem hart umkämpften Spiel gegen die Türkei ab. Aber Emilia und Jessi waren mit mir im Stadion in Riga gewesen und hatten wenig Interesse an dem Spiel ihrer Nationalmannschaft. So war es kaum verwunderlich, dass sie dem 2:2 Unentschieden nur ein müdes Lächeln schenken konnten.
Als die Mannschaftsnominierung für das Länderspiel gegen die Schweiz anstand, konnte ich schon mal Ersatztorwart Aleksandrs Maksimenko von CA Osasuna (Spanien) rausstreichen, da er verletzt fehlte. Für seinen Ersatz sollte Jurijs Lapkovskis sorgen, der im Juli zum SK Daugava Daugavpils (Lettland) gewechselt war. Obwohl Dainiss für 3 Spiele gesperrt worden war, nominierte ich ihn trotzdem, da ich noch genug Reserven besaß.
12. Oktober 2030
Obwohl ich nicht so früh hätte aufstehen müssen, wollte ich zusammen mit meiner neuen Familie frühstücken. Deshalb stand ich jeden morgen zur selben Zeit auf wie Emilia und Jessi. Jessi war ja noch im schulpflichtigen Alter und die erste Stunde begann um halb acht. Wenn sie mal später zur Schule musste und Emilia schon weg war, aß ich mit Jessi allein und sie wurde während dieser Zeiten gesprächiger als zuvor.
An diesem Tag aber kam sie mit einer überraschenden Frage: Toni, kannst du mich heute von der Schule abholen?
Ja, aber wieso heute? Gibt es etwas Besonderes?
Ich muss dir was zeigen und mit dir besprechen.
Oh wenn es etwas mit der Schule zu tun hat, solltest du das lieber mit deiner Mutter absprechen.
Nein, das kann ich nur mit dir besprechen!
Hast du ein Problem mit einem Jungen?
Nein! sagte sie. Natürlich nicht! fügte sie mit Nachdruck hinzu.
Na gut, ich hole dich ab. Aber das ist eine Ausnahme!
Okay Papa. Hab dich lieb, bis nachher!
Sie gab mir einen Kuss, nahm ihre Pausenbrote und ging in den Flur um die Schuhe und die Jacke anzuziehen. Völlig verwirrt saß ich da. Jetzt war auch noch die Tochter von Sinnen! War ich im falschen Film? Lag ich noch im Koma? Wir kannten uns jetzt schon fast ein Jahr lang aber für das Papa war es doch definitiv zu früh. Ich war vielleicht so eine Art Ersatzvater aber mehr nicht.
Wie beschlossen fuhr ich am Nachmittag dann zu ihrer Schule. Das dreistöckige Schulgebäude war weiß und hatte willkürlich verteilt vereinzelte senkrechte rote und graue Striche. Die roten Striche erinnerten in Kombination mit der weißen Grundfarbe entfernt an die lettische Flagge. Auf dem Schulparkplatz standen nur vier Autos. Ein Lada, den man in Riga an jeder Ecke fand, ein Geländewagen, ein GAZ Wolga Siber und ein Fahrschulauto, wo gerade eine junge blonde Frau auf der Fahrerseite einstieg. Ich schaute mich um aber das Gelände vor dem Eingang war nicht groß. Sie war nirgends zu sehen und ich hatte schon das komische Gefühl im Magen, dass sie unsere Verabredung vergessen hatte. Da ich nicht den ganzen Weg umsonst gefahren sein wollte, schaute ich mir die nähere Umgebung an. Wenn sie tatsächlich noch aufkreuzen sollte, würde sie unser Auto wiedererkennen. Neben der Schule war ein richtiger großer Fußballplatz mit einer Leichtathletiklaufbahn drumherum. Ich war überrascht, wie groß die Sportanlagen hier waren.
Auf dem Platz spielten gerade zwei Fußballmannschaften und sie hatten das volle Kontingent von 22 Spielern aufs Feld bringen können. Es waren ausschließlich Jungen. Glaubte ich jedenfalls, bis ich auf der einen Seite ein Mädchen spielen sah. Es war Jessica und sie spielte ziemlich gut! Von einem Gegenspieler schnappte sie sich in einem fairen Zweikampf den Ball und rannte nach vorn. Dann schoss sie den Ball sehr weit hoch, so als ob sie den Schuss direkt unter die Latte setzen wollte. Aber der Ball prallte gegen die Latte und flog zurück ins Feld wo ein Mitspieler einen Nachschuss versuchte, den der Torwart ins Aus abfälschen konnte. Bei der nächsten Ecke bot sich Jessi als Anspielpartnerin an aber ihre Gegenspieler schienen sie nicht zu beachten und so kam sie völlig frei zum Kopfball, als ihr der Eckball zugeflankt wurde. Mit unglaublicher Wucht traf sie den Ball voll mit der Stirn und der überraschte Torwart konnte nur verwirrt dem Ball hinterherschauen, der schließlich im Netz zappelte. Jessicas Jubel aber war verhalten.
Dann ertönte der Schlusspfiff und der Schiedsrichter sagte etwas auf Lettisch, von dem ich nur den Abschiedsgruß zum Schluss verstand. Es schien wohl der Sportlehrer zu sein. Jessica drehte sich zum Ausgang und sah mich. Jetzt lief sie die Schritte zu mir etwas schneller.
Das war gut! sagte ich aufmunternd.
Nein es war nicht so toll. Ich hatte Glück, dass sie mich so frei haben stehen lassen.
Warum denkst du so schlecht über deine Leistung, Jessi?! Ich bin Fussballtrainer und wenn ich sage es war gut, dann war es das auch. - So und was wolltest du nun mit mir besprechen?
Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du mir so eine Teilnahme an einem Talentsichtungstag ermöglichen kannst.
Ich weiß nicht... Gibt es viele Frauenfussballvereine?
Es gibt eine Liga mit sieben Mannschaften in Lettland. In Riga gibt es auch einen Verein, er heißt Rigas Futbol skola oder kurz Rigas FS.
Gut okay, ich frage mal nach, wann das nächste Mal eine Talentsichtung stattfindet.
Danke.
Danach fuhren wir zusammen nach Hause und ich schrieb eine Mail an den lettischen Fussballverband, um die Sache zu klären. Am 12. Oktober hatten Deutschland und Lettland spielfrei und so konnten wir unsere Tabellenposition wohl nicht verteidigen. Titelverteidiger Frankreich musste gegen die Schweiz und so hatten wir einen super Vergleich, um festzustellen, wie schwer unser nächster Gegner Schweiz wirklich war. Deutschland nutzte die Pause und spielte ein Freundschaftsspiel gegen Brasilien, bei dem sie erneut unterstrichen, wie schlecht es um sie stand. In der 2014 neu errichteten Arena de Sao Paulo verlor man 3:1 gegen den Gastgeber.
Dieser zweite Spieltag der Qualifikationsrunde würde wohl als Torreichster in die Geschichte eingehen. Weltmeister Spanien schlug Georgien mit 8:0, Schweden verlor 2:7 gegen Belgien. Im ausverkauften Stade de France spielte Frankreich ein denkwürdiges 3:0 gegen die Schweiz und langsam wurde mir klar, was wir für ein irres Glück in Riga hatten. Diese drei Punkte konnten später über alles entscheiden, denn jetzt hatte Frankreich bewiesen, in welcher Form sie wirklich waren. Lettland musste alles dafür tun, um aus dem guten Anfang Profit zu schlagen.
Aber das Spiel des Tages wurde nicht in Paris, Stockholm oder Glasgow ausgetragen. Nein, es war die Mittelmeerinsel Zypern, auf die alle Augen gerichtet waren. Die Zyprioten schafften ein unglaubliches 3:0 gegen Aserbaidschan, was den Weltmeisterschaftsteilnehmer auf Wolke 7 schweben ließ. Damit waren sie unangefochtener Tabellenerster vor der Ukraine, die ein Tor zu wenig geschossen hatten und deshalb nach Toren hinter Zypern lagen.
13. Oktober 2030
Einen Tag später verpasste unsere U19-Mannschaft denkbar knapp das Weiterkommen in der EM-Qualifikation. Weil sie gegen Russland U19 mit 0:2 verloren, hatten sie eine schlechtere Tordifferenz gegenüber den punktgleichen Slowaken. Dadurch konnten sie sich nicht für die Europameisterschaft 2031 in Österreich qualifizieren.
Ich hatte noch keine Antwort vom Fußballverband bekommen und deshalb war ich froh, dass das Thema beim Abendessen nicht zur Sprache kam. Jessica schien zunehmends deprimierter zu sein obwohl ich mit ihr bisher gute Fortschritte gemacht hatte. Emilia glaubte allerdings, das diese dramatische Negativentwicklung meine Schuld war.
Das nächste Spiel ist auswärts gegen die Schweiz oder? fragte sie beim Essen obwohl sie die Antwort schon längst wusste.
Froh, ein Gesprächsthema zu haben, sagte ich Ja, wir spielen in Sanktgallene.
Sanktgallene war die lettische Übersetzung von St. Gallen. Das 75.000-Einwohnerstädtchen galt als das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Ostschweiz.
Ich habe mir überlegt, dass wir doch einen Urlaub in der Schweiz machen könnten. Jessica hat ab nächster Woche Ferien und ich habe meinen Urlaub auf Arbeit schon für diese Zeit genommen.
Aha, darauf sollte es hinauslaufen, dachte ich. Eine Versöhnung zwischen mir und Jessica. Jetzt war ich in einer verzwickten Lage. Sollte ich in einen Streit einsteigen, dass es kein Problem zwischen mir und Jessica gab oder sollte ich zustimmen? Aber ich dachte mir, es konnte nicht schaden, wenn ich auch etwas mehr von dem Land sah als nur das Fußballstadion.
Ja, das können wir machen!
Gut, ich dachte mir wir fahren mit dem Teambus zusammen hin und buchen uns dort einen Mietwagen um unabhängig vom Team mobil zu sein.
Kurzerhand organisierte ich beim Verband, dass wir einen größeren Bus bekamen, damit auch Jessica und Emilia mitfahren konnten. Der Verband mietete schließlich einen nagelneuen Bus der Marke Setra mit 43 Sitzplätzen. Einige Spieler nutzten ebenfalls die Gelegenheit und buchten für ihre Frauen Sitzplätze. Schließlich machten wir uns am noch am selben Tag im vollbesetzten Bus auf dem Weg in die Schweiz.
15. Oktober 2030
Einen Tag vor dem Spiel kamen wir morgens mit dem Bus in St. Gallen an. Ich besorgte uns einen Mietwagen und wir machten einen Tagesausflug nach Luzern. Wir schauten uns die Kapellbrücke an, die älteste überdachte Holzbrücke Europas, die den Fluss Reuss überquerte. Auf einem Schild an der Brücke stand, dass die Brücke am 18. August 1993 einem Feuer zum Opfer gefallen war, bei dem ein Großteil der Brücke zerstört wurde. Die berühmten Malereien am Giebel des Daches wurden hierbei fast alle unwiederbringlich von den Flammen vernichtet. Kurz zuvor hatte zwar zufällig ein Fotograf Bilder von jedem einzelnen Gemälde gemacht, allerdings entbrannte ein Streit darüber, ob man nur die originalen Bilder wieder aufhängen sollte oder auch die Kopien. Schließlich wurden 30 nur teilweise verbrannte Gemälde restauriert und 25 bei einer Verkürzung der Brücke ausgelagerte Gemälde an ihren Originalort zugebracht.
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Quelle: Selbst fotografiert
Obwohl Emilia es gehofft hatte, konnte sich wie zu erwarten war die Depression von Jessica nicht legen. Ich fragte mich, ob es hier wirklich bloß um das eine geschossene Tor ging oder ob mehr dahinter steckte. Emilias Versuche, die Stimmung zu heben, brachten auch keinen Erfolg. Außerdem waren wir alle drei schon sehr müde von der langen Busfahrt und so fuhren wir in kaum verbessertem Gemütszustand nach St. Gallen zurück.
16. Oktober 2030
Für eine Sommer-Olympiabewerbung Zürichs für das Jahr 2036 hatte man das Stadion in St. Gallen ein wenig vergrößert, damit hier ein paar Spiele des Olympischen Fußballturniers stattfinden konnten. Statt der ursprünglichen 17,000 Sitzplätze sollte das Stadion nach Abschluss der Umbauten 25,000 Sitzplätze fassen. Da man noch nicht ganz fertig war, musste ein Teil der Haupttribüne gesperrt werden, weshalb sich das Stadion für das Länderspiel nur mit 18,000 und ein paar Zerquetschten begnügen musste. Leider hatte Zürich die Kandidatur für die Olympischen Spiele auch verloren. Stattdessen hatte Berlin die Ausschreibung gewonnen, die damit zum ersten Mal seit 100 Jahren wieder Olympische Spiele austragen durften. Zum Jubiläum der unrühmlichen Spiele 1936 unter Naziführung wollte man sich etwas ganz besonderes einfallen lassen und nächste Woche sollten die Pläne konkretisiert und der oft so pessimistischen deutschen Öffentlichkeit vorgelegt werden.
Die Presse war einheitlich der Meinung, dass wir die Schweiz ungespitzt in den Boden rammen würden. Ich dagegen war weniger optimistisch und längst nicht so überzeugt vom Sieg. Zweifel kamen mir auch, ob ich den Ausfall von Joker Dainiss Savalnieks gut genug hatte ersetzen können.
Schweiz - Lettland
AFG-Arena, St. Gallen (18.026 Zuschauer)
Die Schweiz setzte gleich zu Anfang erste Anhaltspunkte, dass wir dieses Spielfeld mit nicht so frohen Mienen verlassen würden. Doch wieder einmal konnte Stammtorwart Deniss Uljanovs den ersten Torschuss nicht nur abwehren sondern auch festhalten. Auf meinen Torwart war Verlass. Nach 12 Minuten dann endlich die Erlösung von der quälenden Frage: Gut sein oder nicht sein?
Der Spitzenmann der Les Incroyable , Artis Grigorjevs, machte einen Abstauber aus fünf Metern, als ihm irgendwie der Ball vor den Fuß gerollt war. Es ging so schnell, dass ich es selbst nicht begriff. Da hatte die Schweizer Abwehr wohl geschlafen. Schon wieder waren wir in Führung gegangen. Aber das war wieder nur Glückssache redete ich mir ein. Als konnte Artis meine Gedanken lesen bewies er das Gegenteil, als er seinen Gegenspieler Lazarevic nach einer Ecke einfach stehen ließ und ins Tor köpfte. Bei den Schweizer Fans herrschte nun bei 2 Grad Celsius nicht nur sprichwörtlich ein eiskalter Wind.
Um die Schweizer Ehre wiederherzustellen verkürzte Toni Monnard in der 33. Minute unter großem Jubel der einheimischen Fans. Also war es in der Halbzeit meine Chance, jetzt voll auf die Defensive umzustellen. Für Torjäger Sergejs Vilerts kam Verteidiger Dmitrijs Sens von Erzgebirge Aue. Das hielt aber Artis Grigorjevs nicht davon ab, in der 55. Minute seinen Hattrick zu vollenden. Nach Abpfiff stand ein schöner 1:3-Sieg für Lettland zu Buche.
Schweiz - Lettland: 1 - 3
Ich ging zu Emilia und Jessica auf die Tribüne aber Jessies Miene sah aus, als hätten wir gerade haushoch verloren.
Dieses Trauerspiel kann ich mir jetzt nicht mehr länger ansehen. Was ist los mit dir?
Ach du brauchst nicht die gute Miene fürs böse Spiel machen. Ich weiß doch jetzt schon, dass ich niemals zu diesem Talentsichtungstag eingeladen werde! antwortete sie unter Tränen.
Emilia, die scheinbar von der ganzen Sache nichts gewusst hatte, schaute verwirrt.
Was für ein Talentsichtungstag?
Ich seufzte: Jessica spielt ziemlich gut Fußball und deshalb hab ich beim Fußballverband nachgefragt, wann der nächste Talentsichtungstag ist.
Ach hör doch auf mit dem Quatsch! schrie sie mich an. Ich kann kein Fußball spielen!
Hier war nichts mehr zu retten, befürchtete ich, also hisste ich gedanklich die weiße Fahne und wir machten uns auf dem Weg ins Hotel. Für morgen war noch einmal ein freier Tag eingeplant und übermorgen ging es dann zurück nach Lettland.
Ähnlich wie wir machte Spanien da weiter wo sie aufgehört hatten. Auch gegen Luxemburg gewannen sie 8:0. Zypern verlor in der 92. Minute ein sicher geglaubtes Unentschieden gegen die Ukraine was aber dem Underdogstatus keinen Schaden zufügte. Für Überraschung sorgte stattdessen Liechtenstein, die durch ein Last-Minute-Tor des vereinslosen Stürmers Ronny Büschel gegen Georigen gewannen. Deutschland hatte abersmals die liebe Not mit einem Land von den Britischen Inseln. In Irland verloren sie 3:0 und es kam die unweigerliche Erinnerung an das Debakel gegen Schottland bei der Qualifikation zur Weltmeisterschaft. Gegen Finnland schaffte Frankreich mit einem Hattrick von Pemphero Mwachie den Sieg und bewies, dass man sie nicht abschreiben durfte.
Aufgrund des besseren Torverhältnisses und weil sie ein Spiel mehr absolviert hatten als wir mussten wir uns nun hinter Frankreich an zweiter Stelle einsortieren. Abends checkte ich meine Mails und sah eine Nachricht vom Fußballverband. Schnell öffnete ich sie:
Sehr geehrter Mister Finch,
der Talentsichtungstag für die Rigas Futbol Skola ist am 20. Oktober 2030 auf dem Sportplatz des Staatlichen Deutschen Gymnasiums in Riga. Ich habe wie von Ihnen gewünscht Jessica Deiweleite für das Turnier angemeldet. Eventuelle Reisekosten werden wie gewohnt über das Reisekostenformular abgerechnet.
Das war eine super Nachricht. Morgen musste das ich unbedingt Jessica erzählen.
P.s.: Dieses Gymnasium gibt es wirklich: http://www.rvvg.lv/de/
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Kapitel 7: Kalaschnikow und Dynamit
In der Nacht plagten mich schwere Alpträume. Einer dieser Alpträume enthielt den lettischen Vorstandspräsidenten, der mit einer AK-47 ("Kalaschnikow") vor mir stand: Sie sind nicht Europameister geworden! Dafür erschieße ich Sie! Klar, jetzt stieg der Druck auf unsere Mannschaft. Da wir nun auch das zweite Qualifikationsspiel gewonnen hatten, wurden wir selbst von der letzten Dorfzeitung hoch gelobt. Niemand hatte mehr Zweifel, dass Lettland Europameister werden würde. Außer ich selbst natürlich. Denn wer hoch stapelte, konnte auch tief fallen. Also wollte ich nicht überheblich oder gar arrogant sein und blieb bei der felsenfesten Meinung, wir würden als Gruppenletzter die Qualifikation nicht schaffen. Aber um die Moral meiner Spieler zu bewahren, behielt ich meine Meinung für mich.
Allerdings sorgte nicht nur das Europameisterschaftsproblem für eine schlaflose Nacht. Ich war sehr aufgeregt, weil ich endlich wissen wollte, wie Jessica wohl reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass sie zum Talentsichtungstag eingeladen würde. Jedes Mal versuchte ich mir vorzustellen, dass sie sich total freuen würde und sich ihre Depression legen würde. Aber dann verwandelte sich der Traum in einen Alptraum und die Sache nahm ein schlechtes Ende.
17. Oktober 2030
Als ich hundemüde am nächsten Morgen aufwachte und auf den Wecker schaute, war es in meinen Augen schon viel zu spät. Schnell zog ich mich an, schlüpfte in meine Hausschuhe und rannte die Treppe hinunter ins Esszimmer. Aber das Zimmer war leer und es lag kein Geschirr auf dem Tisch oder in der Spüle. Dann wollte ich wieder kehrtmachen und die Treppe hoch zu Jessis Zimmer laufen, in der Annahme sie hätte auch verschlafen. Doch noch bevor ich die Treppe erreichte, kam mir Emilia entgegen.
Wo ist Jessica? fragte sie.
Dasselbe wollte ich dich gerade fragen. Hast du schon in ihrem Zimmer nachgesehen?
Ja, das Bett ist leer und im Badezimmer ist sie auch nicht.
Oh-Oh, das ist nicht gut.
Was ist denn?
Erzähl ich dir beim Fahren, wir müssen schnell zu unserem Auto!
Emilia fragte nicht nach, weil sie vermutlich die Panik in meinen Augen sah. Wir rannten aus der Ferienwohnung raus, stiegen in das auf der Einfahrt geparkte Auto und fuhren los.
Ich bin mir sicher, dass sie sich umbringen will.
Warum glaubst du das!? fragte sie entsetzt.
Sie hat einen geeigneten Moment abgewartet. Ich glaube sie ist noch nicht lange weg. Wann hast du geduscht?
Vor ungefähr 10 Minuten.
Na dann hoffen wir, dass sie keinen guten Orientierungssinn hat. Dann können wir sie vielleicht noch einholen. Sie hat gewartet, bis du unter der Dusche bist. Die Dusche und der Durchlauferhitzer machen viel Lärm. Nachts wollte sie nicht abhauen, dann wäre sicher einer von uns beiden wach geworden. Außerdem habe ich wahrscheinlich geschnarcht was möglichen Lärm ihrerseits übertönt hat.
Na gut, aber woher weißt du, wo genau sie hinläuft?
Es gibt zwei Arten von Selbstmördern: die einen machen es laut und aufsehenerregend, also zum Beispiel ein Geisterfahrer auf der Autobahn. Die anderen machen es unauffällig und wenn sie alleine sind. Da Jessi gewartet hat, bis sie heimlich aus dem Haus verschwinden kann, gehe ich davon aus, dass sie es unauffällig machen will. Also Bahnhöfe oder viel befahrene Straßen fallen weg. Aber was bleibt übrig? Vor einen Laster rennen? Zu riskant, er könnte es noch schaffen, auszuweichen. Von der Brücke springen ist die sichere Alternative. Die Stadt liegt in einem engen Tal aber trotzdem ist die nächste Brücke über den Fluss sehr weit weg. Aber ganz in der Nähe gibt es eine Brücke, die über die Eisenbahngleise führt. Dort ist wenig Autoverkehr und vielleicht hat sie ein Zeitfenster von 2 bis 3 Minuten, in denen sie unbeobachtet ist. Da fahr ich jetzt hin.
Ich folgte den Wegweisern zum Bahnhof, bis ich an einer Straße angelangt war, die parallel zu den Gleisen verlief. Sie war schmal und eigentlich waren nur 30 erlaubt, aber ich musste es riskieren und das Tempolimit überschreiten. Plötzlich kam von links ein PKW aus einer Einfahrt herausgerollt. Wir mussten nach rechts durch eine Parklücke auf den Bürgersteig ausweichen. Der Bürgersteig war zwar breit aber vor uns tauchte eine Frau mit Kinderwagen auf, also wechselte ich sicherheitshalber bei der nächsten Parklücke wieder auf die Straße. Mit quietschenden Reifen bog ich am Ende der Straße nach rechts auf die schmale Brücke ab.
Da sah ich Jessica, wie sie gerade über das Brückengeländer kletterte. Ich beschleunigte und der Wagen rumpelte über die Bordsteinkante, wo ich mit einer Vollbremsung den Wagen auf dem Bürgersteig anhielt. Schnell sprang ich heraus.
Du wurdest zum Talentsichtungstag eingeladen Jessica, spring nicht! rief ich ihr zu.
Sie drehte sich um und sah mich näher kommen. Mit beiden Beinen war sie schon auf der anderen Seite des Geländers.
Das sagst du doch nur so! rief sie mir unter Tränen zu.
Der Sichtungstag ist am 20. Oktober 2030 im Staatlichen Deutschen Gymnasium in Riga. Glaubst du mir jetzt?
Scheinbar war sie davon überzeugt, denn sie hob ihr rechtes Bein wieder über das Geländer. Doch dann rutschte sie mit dem linken Bein auf dem nassen Geländer aus und fiel.
NEIN! Versuch irgendwas zu greifen, wir retten dich!
Ich rannte bis vor an das Geländer und schaute hinab. Sie hatte noch in letzter Sekunde die Ecke eines Protestbanners für den Ausbau der Monorail-Strecke Zürich - Wien gepackt.
Hilfe! Ich kann mich nicht mehr länger halten!
Aber dann begann das Protestbanner zu reißen. Sie pendelte nach links und hing jetzt nur noch wenige Meter über der Oberleitung. Wenn sie die Oberleitung berührte, würde sie einen Stromschlag mit 15,000 Volt abbekommen. Doch die Lage wurde noch schlimmer, weil sich auf dem Gleis, über dem sie jetzt hing, ein silber-grüner Triebzug der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (kurz BLS) näherte. Glücklicherweise hielt das Banner und der Zug fuhr unter ihr hindurch.
Plötzlich riss das Banner in der Mitte einmal quer durch.
Spring ab! schrie ich.
Jessica nutzte die Pendelbewegung und ließ das Banner los um etwas nach links abzuspringen. Um Millimeter verfehlte sie die Oberleitung aber sie knallte auf das Dach des Zuges und prallte wie ein Flummi davon ab. Mit dem Gesicht voran landete sie im Gleisschotter des direkt daneben liegenden Gleises.
Oh mein Gott!
In der Aufregung hatte ich gar nicht bemerkt, dass bereits ein paar Schaulustige dazu gekommen waren, die den Sturz miterlebt hatten. Einige riefen entsetzt, dass sie tot sei, aber ich war fest entschlossen, sie von den Gleisen zu holen. Ich rannte zu einer nicht weit entfernten Stelle, wo eine Treppe abwärts führte. Das Tor am Ende der Treppe, das direkt zu den Gleisen führte, war verschlossen aber direkt daneben war der Zaun relativ niedrig. Schnell sprang ich über den Zaun.
Hey, sie dürfen nicht auf die Gleise! rief mir ein Bauarbeiter zu. Der Pendolino aus Mailand kommt gleich! (Anm. des Autors: Der Pendolino aus Mailand würde normalerweise nicht über St. Gallen fahren aber wegen einer Baustelle wurde er umgeleitet)
Na dann stehen Sie nicht dumm herum und helfen mir!
Ich lief über die Gleise zu Jessica, die immer noch regungslos da lag.
Hey Schatz, hörst du mich? Wach auf!
Plötzlich bewegte sie sich und hob ihren Kopf. Mit trüben Augen schaute sie mich an.
Schnell, sie lebt noch! Jetzt helfen Sie mir doch! schrie ich zum Bauarbeiter.
Der Bauarbeiter schien einen inneren Kampf auszufechten, ob er sein Leben riskieren sollte oder nicht.
Ach scheiß drauf! Soll mich doch der Teufel holen. sagte er zu sich selbst.
Dann sprang er ebenfalls über den Zaun und rannte zu mir. Ich hob ihren Kopf und der Bauarbeiter die Beine. Die Gleise vibrierten schon und als ich nach rechts sah, erblickte den heranrasenden Neigeschnellzug aus Mailand. Wir trugen Jessica so schnell wir konnten und dann hörten wir, wie der Schnellzug hinter uns vorbeiraste. Obwohl er bei Annäherung des Bahnhofes von St. Gallen nicht so schnell fahren durfte, wurden wir trotzdem von der Wucht des Fahrtwindes umgestoßen.
Als wir uns wieder aufgerappelt hatten, trugen wir Jessica weiter bis an den Rand der Gleise, wo eine kleine Lücke zwischen Gleis und Zaun war, in der wir ungefährdet auf den Rettungsdienst warten konnten. Schnell alarmierten wir den Rettungsdienst. Aufgrund der ungünstigen Lage der Verletzten musste ein Rettungshubschrauber aus Zürich angefordert werden. Mit der Seilwinde hoben sie schließlich die Verletzte in den Hubschrauber hoch und flogen sie in eine Spezialklinik.
Noch am selben Abend fuhr ich mit Emilia ins Krankenhaus. Meinen Co-Trainer Aleksandrs Bespalovs informierte ich über den Unfall und sagte ihm, der Reisebus solle nicht auf uns warten weil wir länger hier bleiben müssten. Als wir in ihrem Zimmer ankamen und neben ihr Bett traten, waren wir geschockt. Sie war wirklich schlimm zugerichtet. Ich ging erstmal aufs Schwesternzimmer um mich zu beruhigen und fragte nach, ob ein Arzt kommen könnte, um uns zu erklären, wie es ihr ging. Eine Stunde später traf dann der Arzt ein, der gerade aus der Notaufnahme kam und für uns nur wenig Zeit hatte.
Sie hat schwere Gesichtsverletzungen, zwei gebrochene Beine und innere Blutungen. Aber trotzdem hat sie sehr viel Glück gehabt. Sie ist nicht querschnittsgelähmt, weil sie wahrscheinlich nicht dem Rücken zuerst auf dem Zugdach gelandet ist. sagte der Arzt.
Soweit ich mich erinnern kann, war sie nur mit den Beinen auf den Zug geknallt. - Wird sie wieder laufen können?
Das hängt ganz von ihr selbst ab. Sie wird eine Reha brauchen um voll genesen zu können.
Wie lange wird sie im Krankenhaus bleiben?
Das kann ich jetzt noch nicht abschätzen, aber sicher wird sie nicht mehr im Oktober rauskommen. Die Reha selbst geht maximal fünf Wochen und kann entweder anschließend oder ein paar Wochen nach der Entlassung gestartet werden. Dies ist ihre Entscheidung aber jeder gute Arzt wird ihnen empfehlen, es sofort im Anschluss zu machen. So, es tut mir leid, aber ich muss mich jetzt um die anderen Patienten kümmern. Wenn es etwas gibt, können Sie sich an die Schwestern wenden.
Vielen Dank sagten ich und Emilia gleichzeitig.
Der Arzt verließ das Zimmer und nun waren wir alleine mit Jessica im Zimmer. Sie hatte noch einen Zimmernachbarn, der aber hinter einem Vorhang versteckt war.
Was soll ich denn jetzt tun Toni? Ich muss nächste Woche wieder zur Arbeit!
Ich werde solange bei ihr bleiben. Die Ferienwohnung werde ich einfach etwas länger buchen.
Und was sagt der Fußballverband dazu?
Entweder er sagt ja oder ich kündige.
20. Oktober 2030
Als ich nicht zusammen mit dem Team zurück nach Riga kam, rief mich der Verband auf dem Handy an. Ich schilderte kurz was passiert war.
Sie bekommen Sonderurlaub Mister Finch.
Aber Sie kündigen mich doch nicht oder?
Nein, Sie haben gute Arbeit getan und man würde mich lynchen wenn ich sie entlassen würde. Außerdem haben wir bis Juni 2031 keine Pflichtspiele. Wenn Sie bis zum Freundschaftsspiel gegen Dänemark noch nicht zurück sein sollten, wird Sie Ihr Co-Trainer vertreten. Schicken Sie Ihm aber bitte ein paar Anweisungen, Mister Bespalovs hat noch keine Erfahrung als hauptamtlicher Trainer.
Ja das mache ich, vielen Dank!
Sie brauchen sich nicht zu bedanken, die ganze Mannschaft steht hinter Ihnen und wir haben alle Verständnis für diese besondere Ausnahmesituation. Wenn wir irgendetwas für Sie tun können, lassen Sie es uns wissen. Richten Sie Ihrer Tochter alles Gute von uns aus!
Dann verabschiedeten wir uns und ich wandte mich wieder Jessica zu. Sie öffnete kurz die Augen und sah mich an. In den letzten Tagen war sie immer wieder kurz wach gewesen aber es war so kurz, dass sie dabei nicht viel mitbekam. Gesagt hatte sie bisher auch noch nichts.
Papa? fragte sie.
Ja Schatz, ich bin bei dir.
Sie drehte den Kopf nachdenklich zur Seite und dann riss sie plötzlich die Augen ganz weit auf.
Schwach und leise sagte sie Was ist mit dem Talentsichtungstag? Welcher Tag ist heute?
Der Talentsichtungstag ist heute aber -
Dann sprang sie auf und setzte sich aufrecht hin. Ich stand von meinem Stuhl auf und drückte sie wieder ins Bett.
- du bist noch zu schwach. beendete ich den Satz. Das ist im Moment nicht so wichtig. Erstmal wollen wir, dass du wieder gesund wirst.
Bin ich sehr doll verletzt?
Nein, du hattest großes Glück. Dafür brauchte es schon mehrere Schutzengel aber sie haben ganze Arbeit geleistet. Dein Kiefer, deine Nase und beide Beine sind gebrochen. Aber der Arzt sagt, dass du bald wieder ganz gesund wirst. Du bist nicht querschnittsgelähmt und das ist die Hauptsache.
Werde ich auch wieder Fußball spielen können?
Wenn du dich bei der Reha anstrengst wirst du auch das wieder tun können.
Sie lächelte. Wo ist Mama?
Sie musste wieder nach Hause fahren aber sie ruft jeden Tag an und fragt wie es dir geht. Übrigens wünscht dir auch das lettische Nationalteam alles Gute.
16. November 2030
Wie zu erwarten war, musste Jessica noch länger im Krankenhaus bleiben. Daher verpasste ich das Länderspiel gegen Dänemark. Anpfiff war um 13:30 Uhr und so entschied ich mich, schon sehr früh bereits nach dem Mittagessen zu Jessica ins Krankenhaus zu fahren. Sie war inzwischen auf die Normalstation verlegt und glücklicherweise konnten wir auf dem Fernseher im Krankenzimmer auch das Bezahlfernsehen empfangen. Nach kurzer Absprache (und dem Bestechungsversuch, dass jeder Patient von mir ein Autogramm bekam) durften wir auf dem Fernseher das Spiel ansehen.
Dänemark - Lettland
TRE-FOR Park, Odense (13,963 Zuschauer)
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Quelle: Wikipedia
Mit wachsender Begeisterung sah Jessica im Fernsehen, wie lettische Zuschauer auf der Gästetribüne Spruchbanner mit Genesungswünschen hochhielten. Die lettischen Spieler hatten auf der Vorderseite ihres Trikots ebenfalls in großen Buchstaben einen Genesungswunsch aufgedruckt bekommen. Im ausverkauften Stadion zeigte sich die Kehrseite der Medaille. Lettland spielte längst nicht so gut wie in den vorherigen Spielen. Die herausragendsten Spieler standen vorne aber weil wir hinten den Ball nicht raus bekamen, standen unsere Stürmer tatenlos rum. Aber unser Torwart spielte das Spiel seines Lebens. Er hielt Dinger, die selbst ein Manuel Neuer in seinen besten Jahren nicht gehalten hätte. Ich fragte mich, was wohl bei Citta di Palermo so abging wenn er jedes Mal wie vom Teufel besessen die Bälle hielt. Bei Dänemarks größter Torchance war die Kugel sogar schon an ihm vorbeigerollt aber Deniss Uljanovs drehte sich um und warf sich auf den Ball.
Völlig verzweifelt schossen die Dänen ihr Danish Dynamite aufs Tor, aber die Kugel zappelte nicht im Netz. So war es mehr als verwunderlich, als es nach 90 gespielten Minuten in Odense immer noch 0:0 stand. Der bei den Bundesliga-Absteigern von SC Freiburg spielende Verteidiger Peter Mikkelsen bekam die Auszeichung Mann des Spiels, was umso seltsamer war, weil Dänemarks Verteidigung fast nichts zu tun hatte und wenn dann sahen sie miserabel aus.
Dänemark - Lettland: 0 - 0
Ich blieb noch bis abends im Krankenhaus und prüfte meine Mails auf dem Laptop. Mein Co-Trainer schrieb mir, dass die Weltrangliste heute aktualisiert worden war. Lettland hatte sich um 26 Plätze verbessert und stellte damit einen neuen Lettland-Rekord auf.
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Außerdem hatte der Co-Trainer alte Statistiken durchgeblättert und in Erfahrung bringen können, dass der Jahresnotendurchschnitt von Artis Grigorjevs (7.67) ebenfalls ein neuer Landesrekord war. Aber er brachte mir nicht nur gute Nachrichten aus dem eiskalten Lettland. Dmitrijs Sens hatte sich im Training verletzt und musste zwei Monate lang mit einem Zehenbruch ausfallen. Bis zum nächsten Länderspiel war er zwar wieder gesund aber ihm würden wichtige Trainingseinheiten fehlen. Nebenbei war Edgars Osipovs zum SV Sandhausen ausgeliehen worden.
Was mich zum nächsten Thema brachte. Ich drückte auf den Antwort-Button und schrieb dem Co-Trainer meine Wünsche für den Gegner des Freundschaftsspiels im Februar auf.
Sehr geehrter Herr Bespalovs,
wie Sie sicherlich wissen, müssen wir bald unsere Einladung zum Freundschaftsspiel verschicken. Mein Wunschgegner wäre entweder Deutschland oder die Niederlande. Bitte kümmern Sie sich darum. Für den Termin im August werde ich mich selbst kümmern da ich bis dahin wieder in Riga bin.
30. November 2030
Am Tag der Entlassung wurden wir mit einem Krankentransporter zum Flughafen von Zürich gefahren. Von dort aus flog ich mit Jessica zurück nach Riga. Das Entertainmentsystem im Flugzeug ermöglichte es mir auch, meine Mails zu checken. Ich war sehr erfreut, dass mein Co-Trainer sich erfolgreich um das Freundschaftsspiel gekümmert hatte. Nun stand es fest: Im Februar spielten wir auswärts in Kaiserslautern gegen Deutschland. Witzigerweise war das Fritz-Walter-Stadion sogar mein deutsches Lieblingsstadion.
Nach der Ankunft in Riga begrüßte uns Emilia, die uns vom Flughafen abholte. Mit dem Auto fuhren wir nach Hause und als ich ins Wohnzimmer trat, wartete dort bereits ein Mann, der mir irgendwie bekannt vorkam aber mir fiel nicht ein, woher ich ihn kannte.
Guten Tag begrüßte mich der fremde Mann. Ich bin der Klassenlehrer von Jessica.
Jetzt fiel es mir wieder ein! Es war der Sportlehrer, den ich auf dem Sportplatz neben der Schule gesehen hatte.
Guten Tag. Darf ich fragen, warum Sie hier sind?
Es geht um Ihre Tochter Jessica. Sie hat große Schwierigkeiten, sich in der neuen Schule einzugewöhnen. Ihr Lettisch ist nicht so gut und sie wird deshalb oft gehänselt. Es wäre hilfreich, wenn Sie Ihr helfen könnten, die Sprache zu lernen.
Das Problem ist: wir können selbst kein Lettisch schaltete sich Emilia ins Gespräch ein.
Nun wurde mir klar, warum Jessica so depressiv gewesen war. Die Fußballsache war nur ein kalter Tropfen auf dem heißen Stein. In Wahrheit hatten ihr die Probleme in der Schule zu schaffen gemacht. Dabei hatte ich mir die ganze Zeit Selbstvorwürfe gemacht, dass ich in Jessica falsche Hoffnungen geweckt hatte. Emilia war der selben Meinung und gab mir die Schuld an dem Dilemma.
Als der Lehrer später wieder ging, grübelte ich noch einige Zeit über das Gesagte nach. Nachdem ich die Entscheidung gefällt hatte, ging ich aber sofort zu Jessica, um die Sache nicht wieder hinauszuzögern. Vorsichtig klopfte ich an ihre Zimmertür.
Herein! rief sie.
Ich drückte die Tür auf und ging hinein. Sie lag auf dem Bett, denn die Ärzte hatten ihr gesagt, sie sollte sich so viel wie möglich schonen. Dann kniete ich mich neben sie und sie setzte sich auf den Bettrand.
Mir ist aufgefallen, dass dein Deutsch immer besser wird. Du kannst die Sprache schon ziemlich gut.
Naja ich glaube, das habe ich automatisch ein bisschen gelernt weil ich dich ja hin und wieder auf Deutsch sprechen höre.
Genau - und das hat mich gerade auf eine Idee gebracht. Es gibt doch da dieses Staatliche Deutsche Gymnasium in Riga. Englisch und Deutsch sind Pflichtfächer. Da du Englisch schon gut kannst und in Deutsch auch schon einen kleinen Vorsprung hast, hättest du dort vielleicht nicht so große Probleme, dich in der Klasse einzuleben. Außerdem kann ich dir dann besser helfen, wenn du in Deutsch mal was nicht so gut hinbekommst.
Oh ja, das ist eine tolle Idee! Kannst du mich auf der Schule einschreiben? Bitte, bitte, bitte!
Ja das werde ich sofort morgen erledigen.
Danke! - Ach was ist eigentlich mit dem Talentsichtungstag?
Also vorhin war ja dein Klassenlehrer da und auch über das Thema haben wir uns unterhalten. Dein Talent war ihm auch schon aufgefallen und er hat dann mal direkt bei Riga FS nachgefragt. Der Trainer von Riga FS will bei deiner nächsten Sportstunde vorbeischauen und sehen, wie du spielst. Aber bis dahin müssen wir erstmal dafür sorgen, dass du wieder laufen kannst.
Tatsächlich hatte Jessica bereits im Krankenhaus gute Fortschritte gemacht und obwohl sie ihre Beine eigentlich nicht belasten durfte weil die Knochen noch nicht so stabil waren, hatte sie die Beine hin und wieder doch belastet. Dabei war den Ärzten aufgefallen, dass sie überraschend wenig Probleme hatte.
31. Dezember 2030
Jessica war während des gesamten Dezembers vom Sporttherapeuten des lettischen Fußballverbands betreut worden. Da ihre Heilung so schnell verlief, durfte sie schon viel früher mit der Belastung anfangen als ursprünglich vorgesehen. Der Therapeut sagte ihr, wenn nach den Weihnachtsferien die Schule wieder anfinge, dürfe sie auch wieder am Sport teilnehmen. Nach dieser Verkündigung konnte Jessica es kaum erwarten, dass die Schule wieder begann. Am Sylvestertag flatterte dann ein Eilbrief ins Haus. Darin wurde die Anmeldung von Jessica Deiweleite beim Deutschen Gymnasium Riga bestätigt. Man teilte uns ihren ersten Schultag und den Unterrichtsbeginn mit. Freudestrahlend übergab ich Jessica den Brief und zum allerersten Mal seit drei Monaten konnte sie endlich wieder richtig Lächeln. Die Freude war ihr anzusehen.
Ebenso eilig schien es der Trainer von Burkina Faso zu haben, der mir drei Minuten vor Mitternacht eine Mail schrieb und meine Anfrage zum Freundschaftsspiel bestätigte. Damit war klar, dass meine Familie den Sommerurlaub 2031 in Ouagadougou genießen würde. Das war der Luxus eines Nationaltrainers: Man konnte sich selbst aussuchen, wo man seinen Urlaub machte. Einfach schnell eine Mail verschickt und schon war das Freundschaftsspiel gesichert.
P.s.: Hoffentlich habe ich Ouagadougou richtig geschrieben. 8)
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Beatliche Leistungen deiner Mannschaft, und auch die familiären Leistungen des Coaches sind beachtlich ;-)
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meine herren kapitel 7 ist ja mal ein drama, da fühlt man ja richtig mit, hab immer nur zeile für zeile gescrollt.
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Sehr interessante Story, gerade auch mit den Nebensachen, einfach ne schöne Geschichte und sehr angenehm zu lesen.
Hättest du mich nicht vorher schon als Leser gehabt, wäre es spätestens hier passiert ;D ;)
Witzigerweise war das Fritz-Walter-Stadion sogar mein deutsches Lieblingsstadion.
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Weltklasse Bittengel: Ja die Leistung der Mannschaft hat mich auch überrascht.
DayDreamer: Ich hoffe, Kapitel 7 hat für das ziemlich schlechte fünfte Kapitel entschädigt. ;)
Sanogo24: Gut zu wissen, dass ich nicht der einzige Fan des Betzenbergs bin.
Kapitel 8: Auf dem Gipfel der Ehre
01. Januar 2031
Als wir uns nach der ausschweifenden Silvesterfeier ins Bett legten, konnten wir bei dem Lärm der Feuerwerke gar nicht einschlafen. Deshalb lagen wir noch eine Weile einfach so da bis Emilia die Stille durchbrach.
Ich bin wirklich beeindruckt, wie du dich für meine Tochter ins Zeug legst. Du gibst dir wirklich die Mühe ein guter Vater zu sein. Das merkt Jessica glaube ich auch.
Im Meistertrainerforum hat auch schon jemand gesagt, meine familiären Leistungen als Coach wären beachtlich. Aber das hätte in dieser Situation doch jeder Mensch gemacht.
Das glaube ich kaum. Wer rennt schon auf die Gleise um ein Mädchen zu retten wenn ein Schnellzug heran naht? Außerdem bist du über mehrere Stunden am Stück nicht von ihrer Seite gewichen und warst jeden Tag im Krankenhaus obwohl das deine Kündigung hätte bedeuten können.
Na ich konnte sie doch da nicht einfach so liegen lassen und tatenlos zusehen.
Aber eine Sache haben wir in der ganzen Aufregung vergessen. Weißt du noch, was vor ungefähr einem Jahr war?
Ich weiß nicht, daran kann ich mich nicht mehr erinnern.
Am 10. Februar 2030 hattest du mir den Verlobungsring gegeben. Das bedeutet, dass wir im Februar heiraten werden!
Und von diesem Tag an sollte für uns ein neues ereignisreiches Kapitel aufgeschlagen werden. Die nächsten Wochen verbrachten wir damit, unsere Hochzeit zu planen. Deniss Uljanovs kam zweimal die Woche zu uns und gab Jessica Nachhilfeunterricht in Lettisch. Jessicas Noten in der Schule verbesserten sich drastisch und sie war die zweitbeste Schülerin im Deutschunterricht. Einzig und allein ein Junge, der Nachfahre von deutschen Kriegsflüchtlingen war, hatte bessere Deutschnoten. Bei jeder passenden Gelegenheit sprach ich mit Jessica deutsch was ihr half, zu wissen, wann man welchen Artikel benutzte. In der litauischen Sprache gab es keine Artikel und Deutsch war dafür bekannt, bei den Artikeln alles zu verkomplizieren. Warum war es Der Bus wenn doch der Bus sachlich und nicht männlich war? Über solche Sachen konnten wir uns köstlich amüsieren und im Handumdrehen war das Sprache lernen zum Spaß geworden und nicht bloß Stress.
10. Februar 2031
Am Tag unserer Hochzeit bekam ich eine schreckliche Nachricht aus Palermo. Stammtorwart Deniss Uljanovs war im Mannschaftstraining unglücklich gestürzt und hatte sich das Schlüsselbein gebrochen. Er konnte nicht mit nach Deutschland. Deshalb nominierte ich Aleksandrs Maksimenko von CA Osasuna (Spanien) nach, der bereits 13 Länderspiele absolviert hatte. Für den leider noch nicht fitten Dmitrijs Sens hatte ich schon vorher Aleksandrs Tarasovs von der SpVgg Greuther Fürth ins Team geholt. Bisher war Tarasovs nur für die U21-Mannschaft aufgelaufen.
Da ich für eine Hochzeit in Litauen spezielle Papiere brauchte, die ich aber in Deutschland nicht kriegen konnte, entschieden wir uns, die Hochzeit in Deutschland auszuführen. So konnten wir auch gleichzeitig dem möglichen Medienrummel entgehen. Zusammen mit Jessica und einem kleinen aber feinen Familienkreis reisten wir zwei Tage vor dem Länderspiel nach Kaiserslautern. Im klobigen 60er-Jahre Bau des Rathauses von Kaiserslautern machten wir unsere standesamtliche Trauung.
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Außerdem hatten wir eine Kirche auf dem Land ausgesucht, wo wir eine rustikale Hochzeit nach litauischen Bräuchen feiern wollten. Emilia trug ein ländliches Leinenkleid während ich klassisch in schwarzem Anzug und weißem Hemd in die Kirche ging. Vor dem Eintritt in die Kirche bekamen wir Brot, Wasser und Salz von Emilias Familie geschenkt, was den Wunsch nach einem reichen Eheleben symbolisierte.
Dann traten wir zum Traualtar und der Pfarrer begann die üblichen Worte auszusprechen. Wir legten beide unser Treuegelöbnis ab und die Hochzeit war abgeschlossen. Schließlich feierten wir ausgiebig im Schatten des Betzenbergs und ich war unglaublich happy, dass ich an diesem schönen Ort den wichtigsten Abschnitt meines Lebens eingeleitet hatte.
11. Februar 2031
Zusammen mit der Nationalmannschaft, die am 11. Februar angereist war, machten wir eine Stadionführung durch das wunderschöne fast rechteckig gebaute Fritz-Walter-Stadion. Zuletzt hatte man es 2005 für die Fußball-Weltmeisterschaft renoviert. West- und Osttribüne wurden ausgebaut um das selbe Sitzplatzniveau wie die Südtribüne zu bieten. Das Dach der Südtribüne war erhöht und auf den neuen Dächern von Ost und West aufgehängt worden. In späteren Jahren hatte die Stadtverwaltung immer wieder Pläne vorgelegt, auch die Nordtribüne auszubauen, aber die Fans des 1. FCK wünschten sich, dass der Betzenberg so blieb wie er war. Bis Ende der 1990er-Jahre war der Betze eine der wenigen reinen Fußballstadien in Deutschland und deshalb nicht ohne Grund eine Festung für die Gastmannschaften.
12. Februar 2031
Deutschland - Lettland
Fritz-Walter-Stadion, Kaiserslautern (44,581 Zuschauer)
Letzte Begegnung: EM 2016 in Frankreich / Deutschland - Lettland / 5 - 0
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Da wir nun mit unserer zweiten Wahl Aleksandrs Maksimenko im Tor spielen mussten, befürchtete ich gegen den absoluten Underdog bereits das Schlimmste. Allerdings offenbarten sich früh in der Partie eklatante Schwächen in der Abwehr. Wir wären beinahe schon in der 6. Minute in Rückstand geraten aber Torsten Friedrich stand glücklicherweise im Abseits. Aber Deutschland ließ sich das mit der Abwehrschwäche nicht zweimal sagen und nutzte die Situation schamlos aus. In der 11. Minute gab es eine Ecke für Deutschland. Fünf lettische Spieler rangelten sich um einen deutschen Stürmer während Philipp Simon völlig alleine am langen Pfosten stand. Während sich also alle (auch der Torwart) am kurzen Pfosten postierten, hatte Simon alle Zeit der Welt, aus einem Milimeter Entfernung die Kugel ins Tor zu köpfen.
Das würde ganz böses Karma in der Halbzeitpause geben und es würden Köpfe rollen schwor ich mir. Ich schrie die Abwehr in Grund und Boden, damit sie sich da hinten mal sortierten! Aber es half alles nichts, ich musste mich bis zur Pause gedulden. Friedrich bekam in der 30. Minute erneut eine Torchance aber diesmal hätte sogar ein Blinder mit einem Krückstock das Abseits sehen können. Der Ball landete im Netz aber der Schiedsrichter entschied vollkommen richtig auf Abseits. Trotzdem meckerte der Trainer Shawn Parker rum, dass das nie im Leben Abseits war.
Gut, wenn das mit dem Passen nicht klappt, machen wirs halt wieder über Standards dachten sich die Deutschen. Die nächste Ecke stand in der 33. Minute an und diesmal konnte ich meinem Torwart aber wirklich keine Vorwürfe machen. Drei lettische Spieler kümmerten sich um Lennard Schmidt, der trotzdem irgendwie den Ball auf den Kopf bekam und aus zweiter Meter Entfernung hatte dann auch der lettische Torwart keine Chance mehr den Schuss zu halten. Der Ball schmetterte gegen die Unterseite der Latte, tippte auf der Torlinie auf und sprang von dort ins Tor.
Obwohl sie es gar nicht nötig hatten, machte Manuel Anders in der 36. Minute ein böses Foul, das an versuchte Körperverletzung erinnerte. Sergejs Vilerts fiel zu Boden und blieb für ein paar Minuten bewusstlos am Boden liegen. Mit einer Trage wurde er zum Rettungswagen gebracht und ins Krankenhaus gefahren. Diagnose: Knöchelbänderdehnung, Gehirnerschütterung und sieben Wochen Ausfall. Damit fiel ein weiterer Topspieler meiner Mannschaft aus. Manuel Anders wurde vom Schiedsrichter zum frühzeitigen Duschen geschickt und ich entschied, in den nächsten Tagen die Sache dem Sportgericht der FIFA vorzulegen.
In der Kabine gab es dann den ganz großen Anschiss. Ich brüllte so laut, dass Putz von der Decke rieselte.
ICH HABE DOCH WOHL GANZ GENAU ERKLÄRT, WER WELCHEN SPIELER DECKT! WO SEID IHR PFEIFEN MIT EUREN GEDANKEN GEWESEN!? DAS IST JA MONTENEGRINISCHE AMATEURLIGA WAS IHR DA HINTEN ZUSAMMENSPIELT!
Meine Stürmer schauten mich nur ratlos an, denn sie konnten für das Dilemma nichts. Wieder einmal hatten sie sehnlichst auf die nötigen Bälle gewartet, aber das Spiel fand nur in der lettischen Hälfte statt. In der zweiten Halbzeit lief es etwas besser und meine deutliche Ansage schien Wirkung zu zeigen. Lettland konnte zwar kein Tor erzielen, aber bei Standardsituationen passte es nun mit der Manndeckung. Dass wir dann in der 64. Minute doch noch ein drittes Tor kassierten, hatte andere Gründe. Der routinierte Mittelfeldspieler Sergio Novati, der zurzeit in der Heimat seines Vaters bei Juventus Turin (Italien) spielte, hämmerte das Ding unhaltbar aus 25 Metern in die Maschen.
In der 81. Minute bewies Aleksandrs Maksimenko, warum er bei der Torwartfrage nur zweite Wahl war. Als Stürmer Torsten Friedrich keine Lust mehr auf Abseits hatte, entschied er sich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen (nicht die Abseitsfahne sondern den Ball meine ich) und eroberte sich in einem fairen Zweikampf den Ball. Da meine Abwehr auf Abseitsfalle spielte, hatte er freie Bahn für Marzipan und rannte aufs Tor los. In Manuel-Neuer-Manier rannte Maksimenko aus dem Tor und Friedrich umkurvte meinen Torwart geschickt. Nur glücklicherweise hatte Friedrich vergessen sein Zielwasser zu trinken und schoss einem Zuschauer auf der obersten Sitzreihe die Bockwurst aus der Hand.
Deutschland - Lettland: 3 - 0
Naaaaaaaja... das lief bescheiden. Gegen die zuletzt so enttäuschende Fußballgroßmacht Deutschland gleich drei Tore zu kassieren, war ein herber Rückschlag für unser Team. Außerdem fehlten uns nun schon drei wichtige Spieler die alle nicht mehr fit sein würden für unser nächstes Qualifikationsspiel gegen Finnland. Anschließend möchte ich noch einen kurzen Überblick über die Stars des heutigen Spiels geben:
Philipp Simon aus dem hessischen Dorf Fernwald spielte bei Abstiegskandidat Rot-Weiß Erfurt, die nach 20 Spieltagen mit 13 Punkten auf Tabellenplatz 18 in der 2. Bundesliga lagen.
Lennard Schmidt, ein Kölner Urgestein, der bisher nur zur Leihe die Millionenmetropole verlassen hatte, war ablösefrei zu Werder Bremen gewechselt.
Sensationsspieler Sergio Novati spielte zurzeit in der Heimat seines Vaters in Juventus Turin. Geboren wurde er aber in Castrop-Rauxel und hatte seinem Lieblingsverein Borussia Dortmund acht Jahre die Treue gehalten.
Ein Mann von ganz anderem Kaliber war Manuel Anders. Nachdem er mit Hansa Rostock den Abstieg in die 3. Liga miterlebt hatte, wechselte er für 160,000 € zu SC Paderborn 07. Hier entdeckte ihn ein holländischer Talentsucher und so kam es, dass Feyenoord Rotterdam seine Dienste für 2,1 Millionen € sicherte. Vier Jahre später dachten sich die Mainzer, da ginge noch mehr an Ablösesumme und blätterten 3,5 Millionen Euro hin, um Manuel zurück in die Heimat zu holen.
Über Sergejs Vilerts ist denke ich schon genug gesagt worden, deshalb ein kleiner Blick auf seinen Verein FC Skonto Riga. Skonto Riga musste in der Qualifikation für die Europa League gegen den walisischen Erstligisten Haverfordwest County A.F.C. ran. Auswärts im winzigen Stadion in Haverfordwest schafften sie sogar ein 5-1. Im live übertragenen Heimspiel gewann Skonto Riga 4-1. In der zweiten Runde erwartete sie FK Shkendija 79 Tetovo aus Mazedonien. Beim Spiel in Tetovo schafften sie ein 2-2, zuhause verloren sie dann 0-2.
22. März 2031
Eine Woche vor dem Länderspiel gegen Finnland machte der Talentsucher der Frauenfußballmannschaft des Riga FS endlich seinen schon längst versprochenen Besuch im Sportunterricht von Jessica. Als Jessica mich von der Schule aus anrief und mir erzählte, dass er heute kommen würde, machte ich mich rasch auf den Weg und fuhr mit dem Auto zur Schule. Ihr Klassenlehrer hatte mit ihnen extra hart trainiert, damit alle Schüler für den Besuch in Topform waren und Jessica kein allzu leichtes Spiel gegen die mehrheitlich aus Jungs bestehende gegnerische Mannschaft hatte.
Aber nichtsdestotrotz zeigte sich Jessica in bester Verfassung und motivierter als je zuvor. War ihre Spielweise zwar typisch weiblich, zeigte sie jedoch ihre Stärken als offensive Mittelfeldspielerin und erzielte in diesem "Testspiel" zwei Tore. Eins gelang ihr wie damals per Kopf nach einer Ecke, wobei sie diesmal von den gegnerischen Abwehrspielern besser gedeckt wurde. Ihre Körpergröße war da natürlich ein Vorteil doch es gehörte sicher auch eine gute Zielgenauigkeit dazu, ihn dann auch ins Tor zu köpfen und nicht drüber oder daneben. Das zweite Tor war aus dem Lauf mit dem Vollspann abgezogen und obwohl der Torwart noch mit den Fingerspitzen dran war, flutschte ihm der Ball mit Hochgeschwindigkeit durch die Handschuhe. Diesmal zeigte sie auch wirkliche Begeisterung über das Tor und sofort danach ging ihr Blick zum Talentsucher. Der hob beide Daumen in die Höhe: Mission erfüllt!
Nachdem das Spiel beendet war, ging sie glücklich zu mir und der Talentsucher stellte sich neben mich.
Das war hervorragend gespielt. Du hast dich deinem Mitspieler super angeboten und er hat das auch gleich erkannt. lobte sie der Talentsucher. Und du möchtest bei uns im Verein spielen?
Ja unbedingt! sagte sie ganz aufgeregt.
Na was für ein Glück! So ein Talent können wir uns doch nicht durch die Finger gleiten lassen. Du kannst morgen zur Vertragsunterzeichnung ins Vereinsheim kommen. Dein Papa muss auch mitkommen weil du noch nicht volljährig bist.
Oh ja, vielen Dank! Ich werde morgen da sein. bestätigte sie freudestrahlend.
Um wieviel Uhr sollen wir kommen? fragte ich.
Das können Sie sich aussuchen. Wir können warten.
Nach diesem Gespräch konnte es Jessica kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Zuhause angekommen erzählte sie alles Emilia und verschwand dann in ihrem Zimmer.
23. März 2031
Am Sonntagmorgen stand Jessica ganz früh auf und weckte mich.
Aufstehen Papa, wir müssen schnell frühstücken und dann los!
Ich drehte mich um und schaute auf meinen Wecker. Es war erst halb acht in der Früh! Es ist doch noch zu früh, lass mich weiter schlafen... murmelte ich müde.
Ich halte das nicht mehr aus, ich bin so aufgeregt! Bitte Papa, lass uns frühstücken!
Da ich meinen Ruf als guter Papa in der Community des Meistertrainerforums nicht schädigen wollte, stand ich widerwillig auf und zog mich an. Während ich das Frühstück vorbereitete und den Tisch deckte, verschwand Jessica im Badezimmer. Nach einer halben Stunde, mein Kaffee war bereits kalt geworden, kam sie aus dem Badezimmer.
Papa, sei ehrlich! Sieht man noch meine Narben im Gesicht?
Nein, die sind nur noch ganz blass.
Ganz blass? Oh Gott, oh Gott, also heißt das, man sieht sie noch! Ich bin so hässlich!
Na aber... du gehst doch nicht zu einem Schönheitswettbewerb sondern zu einer Fußballschule. Außerdem wird man beim Fußball eh immer etwas dreckig.
Okay wenn du meinst... dann los! sagte sie und rannte zur Tür.
Hey, ich dachte wir frühstücken noch!
Keine Zeit mehr! rief sie und war schon aus dem Haus verschwunden.
Super, Frühstück ohne Kaffee. Der Coach mit seiner familiären Seite musste ein weiteres Opfer bringen. Das gäbe sicher wieder Pluspunkte im Forum.
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Deutschland - Lettland: 0 - 3
Ist wohl anders rum! :p
Ansonsten - top Story, lese ich gern & gefällt mir besser als viele andere bisher! :)
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Habs geändert, danke. Da ist aber jemand aufmerksam ;)
Vielen Dank für das Lob.
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Köstlich, gerade auch die Stelle mit der Abseitsfahne ;D
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Sanogo24: Spaß muss bei dem Drama auch mal sein 8)
Kapitel 9: Aufstieg und Fall des Toni Finch
Ich rannte ihr hinterher und zog mir schnell die Schuhe an. Dann stieg ich mit ihr ins Auto und wollte schon die Adresse in das Navigationsgerät eintippen, also Jessica den Kopf schüttelte.
Dauert zu lange, ich kenne den Weg.
Deshalb spielte Jessica für die Fahrt den Wegweiser und leitete mich zur Rigas futbola skola. Beim Anblick des kleinen Vereinsgebäudes des lettischen Erstligisten der Frauenliga wurde mir klar, wie unpopulär Fußball bei den lettischen Frauen war. Vor dem Gebäude waren genug Parkplätze auf der Straße. Es war zwar auch Sonntag aber immerhin lag es direkt gegenüber des Siegesdenkmals der Sowjetarmee, ein Wahrzeichen der Stadt Riga.
Im Schatten der Bäume liefen wir zum Eingang des Gebäudes. Es sah aus wie ein geschrumpfter Glaspalast mit majestätisch geformten Wänden. Daneben gab es einen großen reinen Fußballplatz, ein Hockeystadion und ein von einer Laufbahn umrahmter stattlicher Fußballplatz mit einer überdachten Haupttribüne. Von all diesen Eindrücken erschlagen drangen wir weiter vor ins Gebäude hinein wo wir von der Empfangsdame freundlich begrüßt wurden. Ein paar Minuten später holte uns der Trainer an der Rezeption ab und wir gingen in ein schmales quadratisches Büro, in dem eine einzelne Pflanze sich den knapp bemessenen Platz mit dem formatfüllenden und völlig überfüllten Schreibtisch teilte. Nur ein schmaler Durchgang zwischen Schreibtisch und Wand stellte den notwendigen Fluchtweg da.
Der Trainer bot uns beiden die Plätze auf den braunen Ledersesseln an. Von hier aus hatte man einen super Blick durch das Fenster auf das Siegesdenkmal.
Unser Talentsucher war wirklich beeindruckt von dir. Ich darf doch "du" sagen oder?
Ja natürlich.
Leider schwächelt der Frauenfußball in Lettland immer noch aber wir hoffen, dass wir durch deine Verpflichtung einen neuen Eifer in der Jugend entfachen können. Ich habe mich bereits an den Landesverband gewandt und in den nächsten Tagen soll es diesbezüglich ein Announcement geben. Da bin ich schon sehr gespannt, worum es da wohl gehen wird. Du wirst bei uns in der U17-Mannschaft auf der Position des Offensiven Mittelfelds spielen. Wie alt bist du jetzt?
Im April werde ich 16.
Das passt sehr gut. Gerade jetzt ist es wichtig, dass du regelmäßig am Training teilnimmst, damit du dich auf den Rest deiner Mannschaft abstimmen kannst. Musst du wegen deiner Verletzung noch eine Rehabilitation machen?
Oh, das hatten wir ganz vergessen weil sie so schnell gesund geworden ist.
Trotzdem sollte sie die Reha machen denn so ein Unfall bringt auch psychische Belastungen mit sich. Aber wenn sie noch keine Kurklinik gefunden haben, kann ihre Tochter die Reha auch bei uns im Haus absolvieren.
Das wird ja immer besser!
Du bist ein wichtiges Standbein in unserer Zukunft also wäre es doch fatal wenn wir deine Genesung nicht unterstützen würden.
Als wir im Anschluss alle noch offenen Fragen geklärt hatten, unterzeichnete Jessica den Vertrag und ich setzte als Erziehungsberechtigter den zweiten Kringel. Uns wurden zwei Kopien des Vertrages ausgehändigt und dann ging es wieder nach Hause. Dort hatte ich das dringende Bedürfnis, meinen Co-Trainer Bespalovs anzurufen. Als letzter Akt der Verzweiflung wand ich mich mit der Torwartfrage an ihn.
Mister Bespalovs, ich brauche ganz dringend ihren Rat?
Meinen Rat? Aber Chef, es läuft doch super im Team!
Aber der Uljanovs ist immer noch verletzt und so toll war Maksimenko als Torwart auch wieder nicht. Können Sie mir jemanden als Torwart empfehlen?
Dass der Maksimenko eine Null als Torwart ist, hätte ich Ihnen gleich sagen können, aber ich habe mich nicht getraut, Sie zu kritisieren weil es doch so gut lief. Maksimenko ist nur dritte Wahl bei Osasuna und sitzt seit Saisonbeginn nur auf der Ersatzbank. Eine bessere Alternative ist Aleksejs Savinovs von Racing Club Santander. Soll ich Ihnen seine Daten per Mail schicken?
Ja das wäre super. Vielen Dank für den Tipp.
Kurze Zeit später traf auch schon die Mail von Bespalovs ein. Auf einer Skala von 1 bis 20 hatte er jedes Attribut des Torwarts bewertet. Im wichtigen Attribut Reflexe brachte er es auf eine 17. Den besten Wert erreichte er bei der Zielgenauigkeit. Vielleicht nicht ganz so wichtig bei einem Torwart aber immerhin konnte man sicher gehen, dass seine Pässe auch wirklich beim Mitspieler ankamen und dass er in die richtige Ecke sprang.
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Die zweite Baustelle in unserem Team war ja die Verteidigung, wo wichtige Spieler verletzungsbedingt ausfielen. Neuentdeckung Karlis Hohlovs, den ich bereits als Ersatz ins Auge geworfen hatte, erlitt im Training eine Kieferfraktur und kam nicht in Frage. Ich stöberte den Nationalen Pool weiter durch und traf auf einen ungewöhnlichen Namen. Kirill Tumilovich hatte sich eine lettische Staatsbürgerschaft angeeignet, nachdem er bei der Nationalmannschaft von Weißrussland keinen Einsatz zugesprochen bekommen hatte. Jahrelang hatte er in Litauen bei Marijampole gespielt und dann eine Weile bei Daugav Daugavpils verbracht. Ich entschied, ihm eine Chance zu geben und setzte ihn für das Spiel gegen Finnland auf die Ersatzbank.
29. März 2031
Lettland - Finnland
Skonto-Stadion, Riga (9,300 Zuschauer)
Diesmal stand jetzt Aleksejs Savinovs im Tor und ich setzte große Hoffnungen in ihn. Tumilovich saß wie bereits angesprochen auf der Ersatzbank und würde bei einer Einwechslung sein Länderspieldebüt für Lettland geben.
Savinovs hatte nicht viel zu tun, weil die Finnen auf dem Schnee ihre liebe Not mit dem orangefarbenen Ball hatten. Aber obwohl der Ball oft meterweit am Tor vorbeiflog sprang Savinovs jedem Ball hinterher und zeigte mehr Einsatz als seine 10 Mannschaftskollegen. Scheinbar wollte er beweisen, dass er die neue Nummer 1 im Team war. In der 42. Minute brach dann das Chaos aus und im dichten Schneetreiben fälschte Mikka Rissannen von Zweitligist BV Veendam (Niederlande) den Ball unglücklich ab und erzielte ein Eigentor.
Der Schiedsrichter war kurz davor, das Spiel aufgrund der schlechten Witterungsbedingungen abzusagen und unterhielt sich mit mir und dem finnischen Trainer in der Halbzeitpause. Wir erklärten, dass wir in Lettland und Finnland dieses Wetter schon gewohnt waren und weiterspielen wollten. 2 zu 1 überstimmt pfiff er das Spiel zur zweiten Halbzeit an, in der ich Aleksandrs Tarasovs ins Spiel brachte. Auf beiden Seiten herrschte jetzt fast Chancengleichheit aber Lettland zeigte mehr Treffsicherheit. Während Maksims Sevlakovs von Mannschaftsärzten hinter der Torauslinie betreut wurde, pfefferte ein finnischer Stürmer den Ball soweit am Tor vorbei, dass ein Arzt den Kopf einziehen musste, um nicht getroffen zu werden (kein Scherz!)
Langsam kamen mir Bedenken, da Artis Grigorjevs einen Einbruch hatte und seine bisher gezeigten Qualitäten nicht mehr zum Vorschein kamen. Aber in der 82. Minute lösten sich alle Spannungen von ihm und er erzielte das abschließende 2 - 0.
Lettland - Finnland: 2 - 0
Damit hatten wir aus drei Spielen drei Siege geholt. Mit 9 Punkten waren wir immer noch unangefochtener Gruppenerster. Frankreich war zwar punktgleich, hatte aber die selbe Tordifferenz und ein Spiel mehr wie wir. Unsere 9 Punkte waren definitiv mehr wert als die Punkte der Tricolore.
Nach dem Spiel kam der Verbandspräsident zu mir, der aufgrund unserer Erfolgsserie begonnen hatte, Englisch zu lernen.
Mister Finch, jetzt sind Sie aber eine Erklärung schuldig!
Wieso? Habe ich etwas falsch gemacht?
Nein, aber darum geht es! In Freundschaftsspielen ist unsere Mannschaft eine Lachnummer aber in der Qualifikation gewinnen wir jedes Spiel! Wie machen Sie das!?
Also das weiß ich nur im Falle des Spiels gegen Deutschland. Dort habe ich ausprobiert, welcher Torwart als Ersatz für Uljanovs in Frage kommen würde. Leider erwies sich Maksimenko als Fehlgriff. Diesmal stand Aleksejs Sevlakovs im Tor und hat uns hinten abgesichert. Ich glaube, das hat auch unseren Verteidigern das Vertrauen gegeben, da sie wussten, dass auf ihren Torwart Verlass ist.
Ah ja, das ist gut erklärt. Aber bitte geben Sie sich gegen Burkina Faso mehr Mühe! Wenn wir gegen die Afrikaner das Freundschaftsspiel auch verlieren, dann wird es echt peinlich.
Keine Sorge, das kriegen wir hin.
Da wäre noch etwas. Weil sie sich so leidenschaftlich für den Frauenfußball in unserem Land engagieren, haben wir eine Bewerbungsmappe für die Kandidatur als Ausrichter der U-17 Weltmeisterschaft der Frauen 2032 abgegeben. Im Zuge dieser Bewerbung wird auch unser Nationalstadion in Riga ausgebaut und die Haupttribüne vergrößert. Sollten wir dann sogar Europameister -
Nein, unterbrach ihn sowas will ich gar nicht hören! Es ist noch lange nichts in Stein gemeißelt. ERSTMAL müssen wir uns qualifizieren.
Da sehe ich keine Probleme. Sie müssen nur noch zwei Spiele gewinnen und dann wäre unsere Mannschaft uneinholbar. Schweiz hat als Tabellendritter erst 3 Punkte erzielt. - Um den vorherigen Gedanken fortzuführen: Wenn wir in der Europameisterschaft gut abschneiden und TV-Gelder in Mengen fließen, wird unser Nationalstadion komplett renoviert und auf 30,000 Sitzplätze ausgebaut. Vielleicht können wir uns dann sogar für eine Weltmeisterschaft als Ausrichter bewerben.
Sie brauchen aber mehr als nur ein Stadion mit 30,000, um ein solch großes Event auszutragen.
Ich denke, es wird auf eine gemeinsame Bewerbung des Baltikums zusammen mit Estland und Litauen hinauslaufen. Die Hoffnungen des ganzen Landes liegen auf ihren Schultern. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Abends in unserer Wohnung schauten wir wie üblich die Zusammenfassung der Spiele des Tages auf Eurosport. Frankreich hatte in Paris gegen Mazedonien nur ein lahmes 1 - 0 geschafft. Deutschland zeigte unter Shawn Parkers Führung schon etwas bessere Leistungen und erzielte gegen Tschechien ein Unentschieden. Richtig peinlich wurde es für England, die im ausverkauften Wembleystadion gegen Österreich verloren. Seine Heimstärke bewies erneut Zypern, die in Larnaca einen Punkt gegen Bosnien-Herzegovina holten. Ein weiteres Unentschieden erzielten die Italiener in Bukarest, wo man sich torlos mit Rumänien die Punkte teilte.
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Kapitel 10: Blamieren oder Kassieren!
1. Juni 2031
Unser Kapitel Verteidigung... ich kann es nicht oft genug betonen. Wir bekommen einfach keine Struktur hinein. Andauernd fehlt jemand verletzt. Irgendwann sind sie wieder gesund aber wie sollen sich die Spieler da aufeinander abstimmen? Es ist eine Katastrophe! Lettlands Verteidiger sterben wie die Fliegen!
Am Abend schauten wir im Fernsehen die Zusammenfassungen der beiden lettischen Ligen. Ich hatte es mir im Ledersessel bequem gemacht wärend Jessica im Camouflage-Tanktop, Jeans-Shorts und hellblauen Kurzsocken auf dem Sofa lümmelte.
Papa, warum trainierst du eigentlich keinen Verein? fragte sie mich unverblümt während der Sendung.
Naja wir können nicht schon wieder umziehen solange du noch zur Schule gehst. Hier in Lettland will mich irgendwie niemand. Die heimische Liga ist auch nicht so interessant für mich.
Aber diesen Sommer kriege ich meinen Schulabschluss und dann können wir wieder umziehen. Bestenfalls nach Deutschland, dann kann ich mein Deutsch weiter verbessern.
Leider ist die Arbeitssuche für Trainer nicht so einfach. Von paar Siegen gegen die Favoriten ist halt noch lange kein Blumentopf zu gewinnen.
Dann jammer nicht dauernd rum, dass ihr es nicht schafft, und hol das Ticket zur EM!
Herrgott nochmal, das ist nicht irgendein Computerspiel wie Football Manager 2030 oder so wo man cheaten kann!
Man kann in dem Spiel cheaten!?
Also... na was ich sagen will... die Verteidiger sterben wie die Fliegen! Was soll ich da machen? Außerdem heißen die Leute auch irgendwie alle gleich! Letztens erst hab ich gemerkt, dass ich den falschen Sens nominiert habe. Es gibt nämlich einen Dmitrijs Sens der spielt bei Erzgebirge Aue und der war die letzten Spiele dabei. Aber es gibt noch einen zweiten Dmitrijs Sens und der spielt bei Titelträger Ajax Amsterdam! Den wollte ich aufstellen. Ist mir leider zu spät aufgefallen.
Ach deshalb hast du den Tumilovich aufgestellt? Weil dessen Name einzigartig ist?
Erstens saß der sowieso nur auf der Ersatzbank und zweitens hätte das am Ergebnis auch nichts geändert. Jedenfalls nicht im positiven Sinne.
Ebend.
Das heißt "Eben".
Ja ebend.
Emilia kam aus der Küche ins Wohnzimmer.
Was schreit ihr beiden denn so rum?
Papa ist so doof, der wills einfach nicht kapieren, dass er eine gute Mannschaft hat!
Ich hab keine gute Mannschaft!!
Da hast dus, Mama!
Das ist aber noch kein Grund, meine Tochter so anzuschreien, Toni! Du schreist Jessica nicht an! Jetzt komm mal runter und beruhige dich. Es kann nicht immer alles gut laufen.
Ebend.
07. Juni 2031
Mazedonien - Lettland
Philipp II Arena, Skopje (23,564 Zuschauer)
(http://abload.de/img/800px-skopje_x130kyjn3.jpg)
Nach unserem Streit fuhr ich lieber allein nach Mazedonien, wo unser nächstes Qualifikationsspiel anstand. Danach war die Hälfte der Qualifikation rum, was hieß, dass wir nun unseren ersten echten Stempel draufsetzen konnten. Außerdem galt das Match als Prestigeduell, weil zwei osteuropäische Mannschaften aufeinandertrafen. Der Verband machte mir dringlichst klar, dass gegen Mazedonien nichts anderes als ein Sieg erwartet wurde.
Von allen Stadien, die wir auswärts in der Qualifikation besuchen durften, fand ich dieses am Schönsten. 1947 eröffnet, fiel dem Betrachter sofort die ungewöhnliche Form auf, wo sich zwei Tribünen wie Blasen aus dem Rest erhoben. Zuletzt wurde es 2011 umgebaut, sodass die Leichtathletikbahn nun 8 Bahnen statt bisher 6 hatte und jetzt aus Tartan bestand. Für dieses Prestigeduell gab es keinen besseren Ort.
In meiner kränkelnden Abwehr sollte Kristaps Sinicins von VfL Bochum aushelfen, der bis Ende Dezember 2030 noch bei Riga FS gespielt hatte. Da sich Torwart Aleksejs Sevlakovs im Spiel gegen Finnland profiliert hatte, stellte ich ihn wieder auf, was Stammtorwart Dennis Uljanovs nicht gerne sah. Uljanovs hatte ich nicht einmal mehr nominiert, was sich bald als größter Fehler in der Geschichte der Menschheit erweisen sollte, denn so hatte ich auch gegen Frankreich keinen Zugriff auf ihn.
Denn Sevlakovs sah überhaupt nicht mehr gut aus. Er schaffte es zwar die Bälle abzuwehren, festhalten konnte er sie aber nicht. Was Alen Mrkela in der 33. Minute schamlos ausnutzte um sein allererstes Länderspieltor zu erzielen. Das war eine absolute Schande, denn Alen Mrkela spielte in der vierten mazedonischen Liga bei Milano Kumanovo. Ein wenig wachgerüttelt aber doch nicht ausgeschlafen erspielte sich Lettland die nächste Chance, als der mazedonische Torwart den Ball möglichst weit nach vorne schlagen wollte. Leider (oder von lettischer Seite gesehen glücklicherweise) übersah er den immer noch im Strafraum stehenden Artis Grigorjevs und schoß ihm den Ball so kräftig in die Weichteile, dass ich schon den nächsten Ausfall befürchtete. Der Ball kullerte danach mit der Geschwindigkeit einer Australischen Mondschnecke am völlig überraschten Torwart vorbei. Natürlich reklamierten die Mazedonier abseits. Aber der Linienrichter hatte längst vergessen, wer wann und wo zuletzt im Abseits stand, als der Ball in der vorherigen Situation vom Torwart gehalten wurde.
Schockiert und aber irgendwie auch erfreut zugleich ging es in der Halbzeitpause in die Mannschaftskabine.
Leute... Leute so geht das nicht! Wir kassieren ein Tor von einem Spieler aus der VIERTEN mazedonischen Liga! Als ich letztes Mal gesagt hab, ihr spielt montenegrinische Amateurliga - DA HAB ICH DAS NICHT ERNSTGEMEINT!!! - Ach Artis, geht es deinem unteren Gemächt schon wieder besser?
Ja antwortete er heiser.
Jetzt geht raus und netzt mir noch paar Dinger ein oder es rappelt im Karton! Kapiert!? Spielt nicht wieder wie Flasche leer!
Ratlose Gesichter. Die Bedeutung dieser Sprichwörter war wohl nicht bekannt. Ein Spieler hob seine volle Wasserflasche und betrachtete ratlos den Inhalt.
Äh also ich meinte... TORE, TORE, TORE! Das versteht doch jeder oder!? VARTI, VARTI, VARTI!
Die Spieler schauten nun etwas klarer drein und schon verschwanden sie aus der Kabine. Aber in der zweiten Halbzeit sah ich keine Besserung. Artis lief noch etwas steif, also wechselte ich Debütant Artjoms Bespalovs ein. Trotzdem blieb es am Ende bei dem Ergebnis.
Mazedonien - Lettland: 1 - 1
Wieder zurück in Lettland erwartete mich eine Ohrfeige nach der Anderen. Von der Presse wurden wir jetzt als "Die Unglaublichen Verlierer" und "Die Europameister der Herzen" betitelt. Unser Mannschaftsbus wurde mit Bierflaschen beworfen und Baseballschlägern umgeformt. Eine Polizeieskorte musste mich nach Hause fahren, wo die Stimmung ebenfalls im leeren Kühlschrank lag. Hungrig hatte man sehnlichst auf mich gewartet, aber in all dem Stress (und mit der Polizeieskorte zum Supermarkt ging ja schlecht) hatte ich nicht einkaufen können. Also bestellte ich uns drei Pizzen, aber scheinbar hatte sich der Pizzabote an mir für das schlechte Ergebnis rächen wollen und lieferte die Pizzen kalt. Dann eben schnell in der Mikrowelle aufgewärmt und die Mägen befüllt.
Nächstes Spiel in Paris? grummelte Emilia.
Ja. antwortete ich knapp.
Viel Glück. wünschte Jessica mit einem sarkastischen Unterton.
Was machen deine Hausaufgaben? Musst du nicht für die Abschlussprüfung lernen?
Ich bin noch unentschieden. witzelte sie fröstelnd.
11. Juni 2031
Frankreich - Lettland
Stade de France, Paris (79,000 Zuschauer ausverkauft)
(http://abload.de/img/800px-stade_de_france14k5q.jpg)
Im Finalstadion der WM 1998 erwartete ich keine Wunder. Im Gegenteil, ich glaubte an eine üble Klatsche. Deshalb verlief meine Teamansprache vor Spielbeginn auch kurz und knackig.
Blamieren oder Kassieren! Wenn ihr euch wieder so verbuttern lässt, dann lass ich euch vom Hotel heute abend nur Froschschenkel und Baguettes servieren. Raus jetzt.
Hoffnungsvoll glaubte ich daran, dass meine Drohung auch wirkte. Aber scheinbar hatten alle Verteidiger inklusive unseres Torwarts wahnsinnigen Appetit auf Froschschenkel und zeigten sich in wundervoller Verfassung. Ich schrieb wundervoll weil es war ein Wunder, wie man es schafffte, innerhalb kürzester Zeit so viele Peinlichkeiten zu zeigen.
Tor #1 (6. Minute): Joshua Saidi (Olympique Lyon) läuft an drei Abwehrspielern vorbei, schießt einen Kullerball, Torwart springt zu spät ab.
Tor #2 (21. Minute): Abdelkrim Monakrin (Juventus Turin) läuft an drei Abwehrspielern vorbei, Torwart rennt aus dem Tor und am Stürmer vorbei.
Tor #3 (30. Minute): Jean-Francois Moulin (1. FC Kaiserslautern) läuft an niemandem vorbei weil keiner da ist, Torwart kommt mit den Fingerspitzen ran.
Tor #4 (49. Minute): Abdelkrim Monakrin läuft an drei Abwehrspielern und zwei defensiven Mittelfeldspielern vorbei, die eine "geschlossene Mannschaft" bilden und zuschauen, während unser Towart Beifall klascht.
Klingt sarkastisch, ist aber die bittere Wahrheit. Warum fünf Spieler nicht in der Lage waren, einen Spieler aufzuhalten, der noch dazu nicht sehr schnell gelaufen war, blieb mir ein Rätsel. Der Presse blieb ein Rätsel, warum ich nach dem Spiel meinen Job behalten durfte. Übrigens setzte Aivars Maksimenko zur Krönung noch einen Elfmeter daneben.
Frankreich - Lettland: 4 - 0 (Leider habe ich nicht wieder die Zahlen verdreht :-[)
Tabelle nach 5 Spieltagen:
1. Frankreich 12 Punkte
2. Lettland 10 Punkte
3. Schweiz 7 Punkte
4. Mazedonien 3 Punkte
5. Finnland 1 Punkt
Beim Abendessen im Hotel sah ich nur fröhliche Gesichter, also entschied ich mich, auch mal Froschschenkel zu essen. Musste feststellen, dass es ganz köstlich war. Notiz an mich: Nie wieder mit Froschschenkeln drohen. Nächstes Mal Sauerkraut.
Apropo Sauerkraut: Deutschland gewann mit nur zwei Toren gegen die Faröer-Inseln. Spanien erzielte wieder einmal ein torreiches 6:0 gegen Liechtenstein. Die winzige Mittelmeerinsel Malta, auf der ich mal Urlaub gemacht hatte, schaffte gegen die Nordiren ein schier unglaubliches 0:0. Im Duel Fußballzwerg gegen Fußballzwerg besiegte Zypern die San Marinesen mit 2:0.
12. Juni 2031
Am Tag unserer Rückkehr wollte Jessica, dass ich quasi als Entschädigung ihre Hausaufgaben in Deutsch kontrollierte. Schockiert und naserümpfend gab ich ihr den Aufsatz wieder zurück.
Kommas setzt man nicht einfach irgendwohin! Was soll der Blödsinn Jessica?
Ja sorry, ich kapier das mit den Kommas nicht!
Und wenn dir Das Lesen Spaß macht, wird Lesen großgeschrieben!
Aber dann Spaß klein oder wie?
Nein, natürlich nicht!!
Du bist so ein Blödmann Toni! Für dich ist das ja ein Kinderspiel weil es deine Muttersprache ist. Aber ich lerne die Sprache gerade mal seit anderthalb Jahren. Mein Kumpel ist auch Deutscher und wenn ich mit ihm chatte, schreibt er auch nicht alles richtig!
Du hast einen Freund!?
Ich habe gesagt "Kumpel" und nicht Freund. Außerdem kennen wir uns nur aus dem Internet. Auf Internetfernbeziehungen steh ich nicht so!
Ach deshalb wolltest du, dass ich einen Verein trainiere, damit wir nach Deutschland ziehen!
Jetzt rede DU nicht so einen Plötzsins oder wie immer man das auch ausspricht. Du hast doch bloß schlechte Laune weil ihr gegen Frankreich so scheiße gespielt habt!
So redest du nicht mit mir!!
Ich rede mit dir so wie ich will! Verschwinde aus meinem Zimmer!
Das ist immer noch meine Wohnung für die ICH die Miete zahle!
Plötzlich ging die Zimmertür auf und Emilia stand dort.
Toni, kann ich mal kurz mit dir sprechen?
Geht nicht, bin beschäftigt.
JETZT! fauchte sie mich an.
Widerwillig folgte ich dem fauchenden Drachen ins Wohnzimmer wo sie mir anbot, dass wir uns an den Esstisch setzten. Ich blieb kommentarlos wie angewurzelt stehen.
Ich habe es schon mal gesagt und ich sage es ungern ein zweites Mal: Du schreist meine Tochter nicht an!
Wie will sie dieses Jahr ihren Abschluss schaffen, wenn sie sich nicht anstrengt!
Dann hängt sie eben noch ein Jahr dran! Deutsch kann man in so kurzer Zeit nicht lernen. Es erwartet ja auch keiner, dass du gleich beim ersten Mal Europameister wird.
Doch!
Du solltest dich wirklich mal beruhigen. Dann hattest du eben zwei schlechte Spiele. Davon geht die Welt auch nicht unter. Die Presse war enttäuscht wegen dem Spiel gegen Mazedonien. Aber wegen dem Spiel gegen Frankreich macht dir niemand Vorwürfe. Ich finde es unfair, dass du deine Wut über die Spieler an uns auslässt.
Aber andauernd läuft sie in der Wohnung mit aufreizender leichter Bekleidung rum und flirtet mit Jungs im Internet.
Also Erstens hab ich ihr das mit dem Tanktop erlaubt und Zweitens flirtet sie nur mit EINEM Jungen. Ich konnte ihr das mit dem Tanktop auch schwer verbieten, weil nach dem Tod ihres Vaters waren wir ein reiner Frauenhaushalt und da spielte es keine Rolle, ob die Sachen die sie trägt, bei Männern unerwünschte Nebenwirkungen erzielen. Sie wird bald erwachsen und übt schon mal im Vorraus. Scheinbar hat es ja bei dir gewirkt. Also was ist falsch daran, wenn sie sich attraktiv kleidet?
Und was ist, wenn es die falschen Leute in Wallungen bringt?
Sie hat sicher genug Erfahrung, um zu wissen, welchen Leuten man besser aus dem Weg geht. Sie ist keine Nutte und will es auch nie sein. Hast du irgendwie gedacht, das ist hier wie in Russland? Im Baltikum denken die Leute schon ganz anders. Es ist eher skandinavisch geprägt. - Eigentlich wollte ich wegen was ganz anderem zu dir, aber das Geschrei hat mich wieder davon abgebracht. Ein Brief war für dich heute im Briefkasten - aus Tilburg. Wo liegt das? Kennst du dort jemanden?
Tilburg ist eine Stadt in den Niederlanden. antwortete ich Richtung Boden, weil ich schon dabei war, den Brief zu öffnen.
Sehr geehrter Herr Finch,
wir haben von Ihren Leistungen im Rahmen der Qualifikation für die Europameisterschaft 2032 gehört. Unsere Mannschaft ist soeben über die Relegationsrunde in die Eredivise aufgestiegen aber unser alter Trainer hat seine Laufbahn beendet. Deshalb möchten wir Sie gern als unseren neuen Trainer verpflichten. In dieser Transferperiode sind noch keine Wechsel ausgeführt worden, sodass Ihnen unser gesamtes Transferbudget von 2,5 Millionen Euro zur Verfügung stehen wird. Klingt erstmal nach wenig aber unser alter Kader ist auch bereits sehr stark besetzt.
Willem II Tilburg kann auf eine ruhmreiche Historie zurückblicken. 1955 sind wir Niederländischer Meister geworden und den Landespokal haben wir 1944 und 1963 gewonnen. Unser Stadion fasst zurzeit 14,700 Zuschauer aber es haben bereits umfangreiche Umbauarbeiten begonnen, da unsere Stadt die Ehre hat, Austragungsort einiger Gruppenspiele der Europameisterschaft zu sein.
Wenn Sie mit unserem Angebot zufrieden sind, antworten Sie uns schnellstmöglich. Frankierter Rückumschlag liegt bei.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Wassenaar
Personalbeauftragter
Hiermit gebe ich all meinen Lesern die Möglichkeit, aktiv in die Story einzugreifen. Wollt ihr, dass ich den Trainerjob annehme oder soll ich lieber weiterhin nur Lettland machen? Wenn ich Tilburg übernehme, behalte ich auch Lettland.
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Ganz klar Tilburg! Wenn du mit DER Familie nach Holland ziehst, kann es nur noch besser werden ;)
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Ganz klar Tilburg! Wenn du mit DER Familie nach Holland ziehst, kann es nur noch besser werden ;)
Da schließe ich mich an :)
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Wollt ihr Jessica in die Drogenszene treiben?! Die sitzt doch dann nur im Coffeeshop, und ihr Deutsch wird auch nicht besser.
Ehe man sich versieht, grüßt sie mit "Goedemorgen!" und vernachlässigt ihre "huiswerk". Ne, ne, ne.... >:(
;)
Gute Story im Übrigen, Lettland wird für mich immer sowas wie der peinliche Tiefstpunkt der deutschen Turniergeschichte bleiben. Da spielt man wohl mehr Basketball und Eishockey, aber so richtig können sie gar nichts :P
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Da ich in meinem aktuellen Spieltstand gerade in Rotterdam, fände ich das auch interessant. Allerdings muss Toni sich dann bei seinem Mädchenpensionat mehr zusammenreißen, sonst entgleitet das ;-)
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hast einen neuen leser!
sehr spannend geschrieben. weiter so!
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Willem II ist ein sympathischer Klub, auf geht's! :)
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Damit steht es wohl 4:0,5 für Tilburg.
@DeadCrow: Stimmt da war ja was bei der EM 2004 in Portugal. 8)
Kapitel 11: Obie ist das schön!
Als ich den Brief zuende gelesen hatte, spähte Emilia neugierig von oben herab.
Das sind aber komische Leute. Schicken die Briefe noch mit der Post!
Sie wollen, dass ich Trainer werde.
Wie jetzt? Nationaltrainer von Holland oder was?
Nein, ich soll Willem Twee Tilburg trainieren.
Na dann - schreib zurück und hol dir den Job.
Und was sagt Jessica dazu?
Zufällig kam Jessica gerade die Treppe herunter.
Wozu soll ich was sagen?
Willst du, dass ich Vereinstrainer in Holland werde?
Sprechen die denn Deutsch?
Also Deutsch ist bei denen 1. Fremdsprache. Da kannst du die Sprache optimal weiter lernen.
Na und was hält uns dann noch länger auf? Nimm den Job an!
In den nächsten Wochen bereiteten wir uns seelisch auf den Umzug vor. Jessica schaffte wie zu erwarten war die Abschlussprüfung nicht und hatte in Deutsch nur eine 4-. Immer wenn ich schlechte Laune bekam, weil ich an das Mazedonien-Spiel denken musste, motivierte mich Jessica jetzt mit verschiedenen Sätzen wie zum Beispiel Deutschland hat mal nur 0:0 gegen Lettland gespielt oder 2004 hat Lettland an der Europameisterschaft teilgenommen. Im Gegenzug half ich ihr nicht nur beim Deutschlernen sondern erzählte ihr auch von den hübschen Jungs die es in Holland gab. Da ich bereits mehrmals niederländische Vereine trainiert hatte, wusste ich Bescheid. Zuletzt hatte ich Twente Enschede in den Ruin getrieben. Nur Emilia war sich noch nicht so ganz schlüssig ob sie nun begeistert sein sollte oder nicht. Deshalb las ich ihr jeden Morgen den Wetterbericht aus Tilburg am Frühstückstisch vor. Da es in Tilburg stets wärmer als in Lettland war, konnte ich sie schließlich auch begeistern.
Bei den niederländischen Schulbehörden beantragten wir einen Schulplatz für Jessica. In der 10. Klasse war Deutsch nur noch Wahlfach und da Jessica zwei Wahlpflichtfächer belegen durfte, wählte sie Deutsch und Germanistik, damit sie das volle Programm hatte. Ihre Begeisterung über ihre neue Heimat brachte sie jeden Morgen mit einem "Goedemorgen" zum Ausdruck.
28. Juni 2031
Da wir unser Auto mitnehmen wollten, stopften wir all unsere Koffer in den üppigen Kofferraum des Dodge Journey. Eine Umzugsfirma wurde damit beauftragt, unsere Möbel zu transportieren und war schon vorausgefahren. Natürlich hatte uns der Verein eine fast fertig eingerichtete Wohnung zur Verfügung gestellt, aber von einigen hübschen Möbeln konnten wir uns einfach nicht trennen.
Das wird eine lange Fahrt. Seid ihr bereit?
Wir sind doch mit dir schon in die Schweiz gefahren. Hast du das vergessen?
Genau! Hup, Holland, Hup!
Ich startete den V6 Motor, trat aufs Gas und schon zerrten 287 PS an allen vier Rädern. Als wir von Stettin aus die A6 nach Deutschland fuhren und die Straße ab der deutschen Grenze zur A11 wurde, erlebten wir Deutschlands schlimmste Autobahn. Das letzte original erhaltene Stück Reichsautobahn ließ uns kräftig durchschütteln und wir konnten nur 80 fahren.
Gegen den polternden Lärm anschreiend rief Jessica Ich dachte, amerikanische Autos sind gut gefedert!
Das ist ein allgemeiner Irrtum, die Autos sind bloß gut gepolstert! Aber weil die Interstates in Amerika in so gutem Zustand sind, brauchen sie keine guten Federungen! schrie ich.
Schrei Jessica nicht an! brüllte Emilia mit einem Lächeln auf den Lippen.
Als wir das Horrorstück passiert hatten, beschleunigte ich auf 120.
Fahr doch schneller, in Deutschland gibt es keine Tempolimits.
Nein, die Autobahnen sind nicht überall begrenzt, nur an manchen Stellen.
Um der Tochter ihren Wunsch zu erfüllen, beschleunigte ich auf 180, als das Tempolimit aufgehoben wurde.
Hat das Auto eigentlich Scheibenbremsen?
Nein, sowas braucht man in Amerika nicht. Es hat Trommelbremsen. Wieso?
Nur so...
Obwohl ich eigentlich der Autoexperte in unserer Familie war, konnte ich keine Erklärung finden. Bis ein polnischer LKW nur wenige Meter vor uns zum Überholen ausscherte. Ich musste eine Vollbremsung machen aber ich hatte das Gefühl, dass das Auto nicht wirklich langsamer wurde. Um einen Auffahrunfall zu vermeiden, musste ich nach rechts auf den Standstreifen ausweichen.
Weißt du jetzt, warum die Amis keine Scheibenbremsen brauchen?
Ja, weil sie nie schneller als 120 fahren dürfen und da machen die Bremsen nicht so schnell schlapp.
An der nächsten Raststätte hielten wir an und ließen die Trommelbremsen etwas abkühlen.
Das nennt man Bremsfading und tritt vorwiegend bei Trommelbremsen auf. Noch nie was davon gehört?
Ich lief rot an und verschwand dann auf der Toilette der Raststätte. Wieder zurück beim Auto einigten wir uns darauf, dass Emilia das nächste Stück fahren durfte.
29. Juni 2031
Da wir uns abwechselten, konnten wir die ganze Nacht durchfahren und waren schon zum Mittagessen in Tilburg. Tilburg lag in der Provinz Nordbrabant nahe der belgischen Grenze.
(http://abload.de/img/2014-08-18_000087dpl2.jpg)
Quelle: Wikipedia
In den schmalen Gassen der Innenstadt fand ich einen Parkplatz und zahlte die Gebühr für ein Parkticket, dass ich hinter die Windschutzscheibe aufs Amaturenbrett legte. Einige holländische Jungs schauten neidisch auf den Amischlitten, von dessen heißen Bremsen immer noch etwas Qualm aufstieg. Dann setzten wir uns in ein Restaurant und ich bestellte uns dreien jeweils eine große Portion Frikandeln mit Pommes.
Während wir auf das Essen warteten, sagte ich zu Jessica: Mit unserem Auto kannst du bei den Jungs gut Eindruck schinden!
Aber nur wenn ich fahre entgegnete sie und rollte mit den Augen.
Da musst du wohl noch ein bisschen warten. Führerschein gibts in Holland erst ab 18.
Übrigens habe ich mir gedacht, dass ich das Auto auf Scheibenbremsen umrüsten werde. Kostet zwar so einiges aber bei Tilburg verdien ich nun mehr Geld.
Dann kannst du dir auch ein gelbes Kennzeichen holen.
Na da muss ich erstmal schauen ob der Wagen die Zulassungsbestimmungen erfüllt. Ich weiß, dass man in Deutschland eine Leuchtweitenregulierung, gelbe Blinker und Rückfahrlichter braucht. Das hat unser Wagen schon aber vielleicht gibts noch zusätzliche Bestimmungen. Außerdem brauch ich eine EG-Typgenehmigung, falls es das für mein Auto noch nicht gibt.
Als wir aufgegessen hatten, stellten wir einstimmig fest, dass das Essen in den Niederlanden ganz lecker war. Da unser Parkticket noch nicht abgelaufen war, schlenderten wir durch die Innenstadt. Emilia kaufte einen Stadtplan und einen Reiseatlas für die BeNeLux-Länder. Jessica kaufte sich orangefarbene Freundschaftsbänder und probierte sie gleich an. Schließlich machten wir uns auf dem Rückweg zum Auto. Nur noch fünf Meter von unserem Parkplatz entfernt rief Emilia plötzlich:
Oh sieh mal, ein Kaffeeladen, hier muss ich mir sofort holländischen Kaffee kaufen!
"In einem Coffee Shop gibt es keinen Kaffee" wollte ich noch rufen, aber da waren sie schon im Laden verschwunden. Fünf Minuten später kamen sie wieder raus. Beide riefen Die verkaufen legal Cannabis! während Emilia entsetzt und Jessica begeistert schaute. Emilia zerrte Jessica mit sich hinterher, die weiterhin wie gebannt über die Schulter schaute, und rannte zum Auto. Ich folgte schelmisch grinsend und stieg in das Auto.
Bloß weg hier!
Theatralisch trat ich das Gaspedal voll durch und die Räder drehten auf dem roten Kopfsteinpflaster durch, während sich hinter den Reifen eine weiße Rauchfahne entwickelte.
Papa, die verkaufen in dem Laden echte Drogen. sagte Jessica fröhlich. Das ist der Hammer!
Ich schaute in den Innenspiegel und sie hatte ein breites Grinsen auf den Lippen.
Du hast wohl von dem Zeugs schon was genommen?
Nein, Jessica ist immer so wenn sie etwas tolles entdeckt.
Danach setzte ich die beiden Frauen vor der Tür unseres neuen Hauses ab und setzte meine Fahrt zum Vereinsheim von Willem II Tilburg fort. Hier hatte man bereits nervös auf mich gewartet und wies mir gleich erstmal den Weg in einen großen Saal. Auf einem langen Tisch mit weißer Decke hatte man ein Buffett mit Käsefondue und anderen regionalen Spezialitäten ausgebreitet.
Goedemorgen! begrüßte mich der Vereinspräsident um 14 Uhr Ortszeit.
Ein großer Mann, der etwa 180 Zentimeter in den Himmel ragte, stand neben dem Präsidenten und schüttelte mir die Hand. Er hatte einen stoppeligen Bart und gegeelte schwarze Haare.
Guten Morgen, ich bin Ihr neuer Co-Trainer Koen van de Laak.
(http://abload.de/img/2014-08-22_00001gakbr.jpg)
Quelle: Wikipedia
Freut mich, Sie kennenzurlernen, Herr van de Laak.
Sie dürfen mich ruhig Koen nennen, das ist schneller ausgesprochen.
Gut, dann wird das mit Ihnen beiden wohl funktionieren denke ich. Wie Sie bestimmt schon bemerkt haben, haben wir ein kleines Büffet für Sie aufgebaut. Gleich vorn am Tisch haben wir ein Käsefondue mit echtem Tilburger Käse. Dann daneben unsere sehr beliebten saftigen Tomaten und den Begintjespap. Das ist eine Art Milchreis, der in der Provinz Brabant beheimatet ist.
Ja danke, ich werde alles mal ausprobieren. Aber ich habe gerade schon gegessen. Wir hatten eine lange Fahrt.
Dann möchten Sie vielleicht etwas trinken? Wir haben Tilburgs Dutch Brown Ale, ein wirklich köstliches niederländisches Bier.
Ich kam mir vor wie auf der Grünen Woche in Berlin. Statt endlich zum Geschäft gekommen, redeten wir geschlagene zwei Stunden nur übers Essen und ich ließ mich schließlich doch noch darauf ein, etwas vom Käsefondue zu essen, nur damit ich mit vollem Mund einen Grund hatte, mich von dem plappernden Präsidenten loszueisen. Nacheinander stellte ich mich persönlich jedem einzelnen Spieler vor und besonders erfreut war ich über Stephan Serrone, der aus Deutschland kam. Zum Abschluss unterschrieb ich den 2-Jahresvertrag und der Co-Trainer gab mir noch eine ausgedruckte Spielerliste mit, die ich zuhause eingehender studieren wollte.
Abends zuhause angekommen, taten mir die Beine vom vielen Laufen und Stehen weh. Umso erfreuter war ich, als ich die Wohnung komplett eingerichtet vorfand. Die Umzugsfirma hatte unsere mitgebrachten Möbel aufgestellt und einige überflüssige alte Möbel, die uns vom Verein zur Verfügung gestellt worden waren, zum Sperrmüll gebracht. Ich zog die Schuhe aus, legte mich auf die Couch und las mir die Spielerliste durch:
Torwart
Idrissa Traoré (28, Mali)
Dennis David (18, Niederlande)
Marko Orazem (22, Slowenien)
Abwehr
Jurgen Moonen (22, Niederlande)
Michiel van der Laan (24, Niederlande)
Martijn Siebert (25, Niederlande)
Diego Theunissen (23, Belgien)
Ljubisa Tesic (32, Niederlande)
Jésus Mermejo (30, Venezuela)
Thomas Tschütscher (20, Liechtenstein)
René Schepers (18, Niederlande)
Mittefeld
Harold van Roosmalen (23, Niederlande)
Wim Soares (20, Niederlande)
John Rienstra (24, Niederlande)
Willem Coumans (31, Niederlande)
Djuro Popovic (27, Montenegro)
Valery Kamga (20, Kamerun)
Roy Bouwhuis (30, Niederlande)
Nerijus Urba (22, Litauen)
Peter Manders (22, Niederlande)
Stephan Serrone (20, Deutschland)
Sturm
Eirik Johanessen (33, Norwegen)
Tim Visscher (20, Niederlande)
Manolo Vincioni (33, Italien)
Anbei lag eine Notiz von Koen: Dennis David hat ein Angebot von FC Groningen bekommen und möchte den Verein wechseln. Bitte geben Sie mir schnellstmöglich Bescheid, ob Sie damit einverstanden sind.
Fazit: Man hatte es nicht übertrieben, als man gesagt hatte, die Mannschaft sei stark besetzt. Im Tor war Traoré ein Machtinstrument, mit dem ich jeden Gegner das Fürchten lehren konnte. Selbst wenn er ausfiel, konnte ich immer noch auf Marko Orazem zurückgreifen, der in den Relegationsspielen für die Eredivisie vertretungsweise den Torhüter gespielt hatte. Obwohl der im letzten Jahr von Branik Ostrava gekommene Slowene bis dahin keinen einzigen Einsatz hatte, war er mit dafür verantwortlich, dass Tilburg überhaupt aufgestiegen war.
In der Abwehr konnte ich entweder den holländischen Deich aufstellen oder das dreifache T spielen (Theunissen, Tschütscher, Tesic). Theunissen war dafür bekannt, nach jedem Länderspiel für mindestens 3 Wochen auszufallen also schob ich ihn in die Reserve, da im August das nächste Freundschaftsspiel Belgiens anstand.
Das Mittelfeld war das *räusper* Mittelfeld. Weder gut noch schlecht. Allerdings war Willem Coumans in der abgelaufenen Saison Torschützenkönig gewesen und verdiente sich bei mir sogleich den Stammplatz.
Eben weil Coumans so granatenmäßig war, war es fast egal, wer den echten Stürmer machte. Vincioni war der einzige reine Torjäger, aber er hatte seine Höhen und Tiefen. Johannessen und Visscher waren unverzichtbar, kamen im Schatten von Coumans aber kaum zur Geltung.
Kaum hatte ich das Ende der Liste erreicht, war ich auf der Couch eingeschlafen. Wach wurde ich, als es an der Tür klingelte. Ich sprang auf, hetzte zur Tür und da stand wieder unser Mauerblümchen Koen. In den Händen hielt er eine Salatschüsselgroße Käsescheibe.
Sie haben Ihren Käse vergessen, Chef! sagte er mit einer Tonlage, die Stolz und Ehrfurcht zugleich wiederspiegelte.
Das haben Sie fein gemacht. sagte ich, um sein Spielchen mitzuspielen. Übrigens können Sie Dennis sagen, dass ich ihn wechseln lasse. Wir haben schon zwei gute Torwarte und er würde doch nur auf der Ersatzbank versauern.
Aber der Traoré macht nächstes Jahr Karriereende.
Karriereende mit 28 Jahren? Der spinnt ja wohl. In dem Alter fangen andere Leute erst mit der Arbeit an! Gut, legen Sie mir eine Liste von möglichen Neuverpflichtungen auf den Schreibtisch, ich werd mit dem Idrissa mal reden.
Dann knallte ich diesem komischen Kauz namens Koen die Tür vor der Nase zu und legte mich wieder auf die Couch, wo ich gleich wieder einschlief.
30. Juni 2031
An meinem ersten Arbeitstag stöberte ich als erstes die Liste möglicher Neuverpflichtungen durch. Da mich kein Torwart so richtig überzeugen konnte, ließ ich mir den Idrissa Traoré in mein Büro zitieren.
Sie wollten mit mir sprechen?
Es geht um Ihre Zukunftspläne. Sie wollen Ihre Karriere beenden?
Ja, ich bin alt genug -
Ich fiel ihm ins Wort: Sie sind schon 28 Jahre alt und aus Ihrer Laufbahn entnehme ich, dass sie bisher noch keine nationale Meisterschaft gewonnen haben, sehe ich das richtig?
Das ist richtig, aber-
Und Sie wollen mir ernsthaft erzählen, mit 28 Jahren sind Sie schon zu alt, um den Traum eines jeden Spielers zu erreichen?
Ich glaube nicht, dass -
Glaube ist die gesicherte Erwartung erhoffter Dinge und ich glaube, Sie wollen mich verarschen. Also erhoffe ich mir, dass sie jetzt rausgehen und ihr Karriereende um 10 Jahre verschieben. Verstanden?
Ja Chef.
10 Minuten später klopfte jemand an die Tür.
Wer ist da?
Der Koen ist hier, Chef.
Na dann kommen Sie endlich rein, die Tür ist offen!
Die Tür öffnete sich und das Haargel glänzte im Schein meiner sehr hellen Deckenlampe.
Sie können dem Traoré doch nicht einfach so ins Wort fallen, Chef! Der Mann ist sehr empfindlich.
Alte Leute sind empfindlich! Aber mit 28 Jahren soll er sich mal nicht so haben.
Aber so läuft das hier nicht!
Der Hase läuft bei mir eben anders! Ja was ist nun, bleibt er oder nicht?
Also entgegen aller Erwartungen hat der Traoré grad einen neuen 4-Jahresvertrag unterschrieben. Wenn Sie wirklich das gesagt haben, was er mir gesagt hat, dann... dann...
Dann läuft Ihnen vor Schreck das Haargel im Mund zusammen. Jaja ich weiß. Sonst noch was?! sagte ich genervt.
Nein Chef. Ich wollte Sie nicht stören, Chef.
Ich rollte mit den Augen, er drehte sich um und öffnete die Bürotür.
Aber so geht das nicht, Chef!
Und hören Sie auf mit diesem Chef! Toni heiße ich.
Ja Chef.
:o Immer diese oberpeinlichen Vereinsleute. In jedem Verein gibt es mindestens eine Person, die so peinlich ist wie eine dicke Winterjacke im Hochsommer.
Da ich nicht wusste, ob man dem Idrissa trauen konnte, verpflichtete ich noch schnell den holländischen Torwart Gideon van Vugt für 8,000 € von VfL Osnabrück. Der arme Kerl wusste seit 12 Jahren nicht, wieviel Geld er wert war, da man ihn ablösefrei von einem Dorf zum nächsten geschickt hatte. Nach den großstädtischen Spartanern aus Rotterdam ging es über Capelle aan den Ijssel, Oss, Heidenheim, Eversberg, nochmal Heidenheim und Lotte zu Osnabrück.
21. Juli 2031
Dainis Visnakovs war mir unbemerkt nach Holland gefolgt und hatte heimlich einen Vertrag bei De Graafschap Doetinchem unterschrieben. Arturs Bespalovs war inzwischen vereinslos geworden und wartete nun auf der Transferliste auf einen Verein, der sich seiner Wenigkeit Erbarmen konnte. Portugal wurde als Ausrichter der Weltmeisterschaft 2042 ausgewählt und man versprach, dass man den Betonklotz in Guimaraes abriss und durch einen schöneren Neubau ersetzte. Außerdem sollte in Coimbra die Nordtribüne ein besseres Dach erhalten.
25. Juli 2031
Im Juli erwartete uns auch die heiß ersehnte Auslosung für die WM-Qualifikation. Ausrichter war zum allerersten Mal Australien und ich war so heiß darauf, mich für diese Weltmeisterschaft zu qualifizieren, weil ich unbedingt in Australien spielen wollte. Umso erfreuter war ich über die wahrlich lachhafte Gruppe, die wir bekamen.
Gruppe 1
Deutschland
Kasachstan
Montenegro
Norwegen
Slowenien
Wales
Nach Schottland und Irland musste Deutschland diesmal gegen Wales. Viel Spaß! :D
Gruppe 2
Griechenland
Island
Liechtenstein
Malta
Rumänien
Schottland
???
Gruppe 3
Albanien
Andorra
Bosnien & Herzegovina
England
Lettland
Weißrussland
Das ist ein Witz oder? Ich buche dann schon mal unsere Flugtickets.
Gruppe 4
Estland
Italien
Moldawien
San Marino
Türkei
Zypern
Underdog Zypern als Favoriten zu tippen galt inzwischen als Kult in der Wettgemeinde.
Gruppe 5
Armenien
Finnland
Polen
Schweden
Serbien
Ukraine
Gruppe 6
Belgien
Färöer-Inseln
Frankreich
Litauen
Mazedonien
Portugal
Die Mannschaft aus Litauen musste also gegen Frankreich. Emilia und Jessica konnten somit bereits ahnen, was sie erwartete.
Gruppe 7
Bulgarien
Georgien
Nordirland
Russland
Spanien
Ungarn
Oh-ha. Spanien kommt weiter.
Gruppe 8
Aserbaidschan
Irland
Israel
Luxemburg
Niederlande
Schweiz
Ach du dickes Ei! Hup Holland, Hup!
Gruppe 9
Dänemark
Kroatien
Österreich
Slowakei
Tschechien
Die wohl ausgeglichenste Gruppe oder auch Todesgruppe genannt. Gönnen würd ichs ja den Dänen.
02. August 2031
Endlich stand unser erstes Spiel auswärts gegen De Graafschap Doetinchem an. Es war auch gleichzeitig mein 500. Spiel als Trainer und deshalb erwartete ich viel. Aber ausgerechnet der Lette Dainis Visnakovs zeigte sich in Bestform und holte sich völlig verdient die Auszeichnung "Spieler des Spiels".
De Graafschap Doetinchem 2 -0 Willem II Tilburg
16' Peters
24' Yadegari
09. August 2031
Unser erstes Heimspiel war gegen den zweimaligen Meister ADO Den Haag und wir zeigten uns willens, zu gewinnen. Wir hatten den meisten Ballbesitz aber der Spielstand zeigte eine andere Welt. Nach drei Toren Rückstand machten wir eine wahnsinnige Aufholjagd und legten mit einem Tor nach. Eifrig erhöhte René Müller auf 1-4 und der Österreicher Ewald Ferstl machte das 1-5. Djuro Popovic legte nochmal paar Kohlen ins Feuer und erzielte den zweiten Anschlusstreffer in der 74. Minute. Aber ein Spiel ging eben nur 90 Minuten und so reichte die Zeit nicht, um den Rückstand noch aufzuholen.
Willem II Tilburg 2 - 5 ADO Den Haag
50' Soares 14',72' Ferstl
74' Popovic 33' Ma Ding
43' Carlsen
64' Müller
Am Abend stand dann noch die Mannschaftsnominierung für unser Freundschaftsspiel gegen Burkina Faso auf dem Plan. Vorher schaute ich aber noch bei Jessica im Zimmer vorbei. Sie saß vor ihrem PC und chattete offensichtlich gerade. Als ich ohne klopfen eintrat, drehte sie sich geschickt so um, dass ihre Stuhllehne den Bildschirm verdeckte.
Was machen deine huiswerk? fragte ich unbeeindruckt von dem, was sich auf dem Bildschirm abspielte.
Die mach ich noch fertig!
Nein, die machst du jetzt sonst wird das im nächsten Jahr wieder nichts. Was musst du überhaupt machen?
Ich soll in einem Aufsatz beschreiben, was ich in meinem bisherigen Deutschunterricht gelernt habe.
Kann ich das mal sehen?
Hab doch gesagt es ist noch nicht fertig.
Na dann zeig mir, was du bisher geschrieben hast.
Kann ich gerade nicht.
Kann dein Freund nicht warten?
Doch... sagte sie und schaute mit rosa Wangen auf ihre blau-gelb gestreiften Socken. Okay, du hast mich erwischt, ich hab damit noch gar nicht angefangen. Ich weiß nicht, was ich schreiben soll.
Na dann erzähl mir doch mal, was du bisher gelernt hast.
Also wir haben Kommasetzung geübt und wann man "das" und "dass" verwendet. Zum Schluss hatten wir eingeschobene Nebensätze und substantivierte Verben. Aber wie soll ich daraus einen langen Aufsatz machen?
Schmücke das doch ein bisschen mit Beispielen aus und schreib die Gedächtnisstützen auf. So und jetzt will ich, dass du mit deinem Aufsatz anfängst und wenn ich in einer Stunde wiederkomme, will ich Ergebnisse sehen, sonst schalt ich dir am Sicherungskasten den Strom ab.
Mach doch, dann mach ich ihn wieder an.
Tja, aber den meisten Computern bekommt es nicht so gut, wenn der Strom im laufenden Betrieb plötzlich weg ist. Dann hoffe ich für dich, dass du keine wichtigen Sachen auf der Festplatte hast.
Augenzwinkernd drehte ich mich um und verschwand in meinem Arbeitszimmer. Hier setzte ich mich an meinen Laptop und prüfte abermals den Nationalen Pool für mögliche Nominierungen. Zuerst wurde Deniss Uljanovs wieder nominiert, da er sich ja als bester Torwart herauskristallisiert hatte. Dann holte ich noch den hochgelobten Karlis Baumanis von Benfica Lissabon ins Boot. Die Presse hatte schon die ganze Zeit gejammert, dass der arme Kerl seit November 2029 nicht mehr mitspielen durfte, obwohl er so gut war.
Danach ging ich wie angedroht zu Jessica, die zumindest schon eine halbe Seite vollgeschrieben hatte. Aber sie versicherte mir, dass ihr wirklich nichts mehr einfiel. Ich versprach mir, dass ich nach der Rückkehr aus Burkina Faso nochmal drüber schauen würde. Denn nun musste ich mich voll und ganz auf unser nächstes Länderspiel konzentrieren.
12. August 2031
Mit der Bahn ging es zum Flughafen nach Rotterdam. Danach flog ich mit Turkish Airlines nach Istanbul, wo es erst am nächsten Tag weiter nach Niger ging. Nach einem einstündigen Aufenthalt in Niger und einem weiteren Flug mit Turkish Airlines landete ich endlich in Ouagadogou.
13. August 2031
Hier traf ich mich mit der lettischen Nationalmannschaft, die aus Riga kommend nur in Paris umsteigen musste und deshalb deutlich ausgeruhter war als ich. Mit einem gemieteten Bus fuhren wir dann gemeinsam ins Stadion. Überraschenderweise spielten wir nicht im Nationalstadion sondern im deutlich kleineren Stade Municipal, in das nur 15,000 Zuschauer passte und heute nicht mal ausverkauft war.
(http://abload.de/img/1614309_5902482043964bhsyd.jpg)
Quelle: Wikipedia
Burkina Faso - Lettland
Stade Municipal, Ouagadougou (14,550 Zuschauer)
Eigentlich bräuchte ich nur drei Worte sagen, um das komplette Spiel zu beschreiben: Uljanovs im Tor. Schon nach 30 Minuten hatte sich Uljanovs eingespielt und hielt jedes Ding fest. Die Verteidiger spielten das Spiel ihres Lebens und waren motiviert wie eine Biene im Wespennest. Jetzt wollten wir wieder zustechen! Die Stürmer ballerten die Bude voll, als ob wir beim Torwandschießen wären. Aber die Stürmerfüße waren schon etwas eingestaubt und brauchten eine Weile, bis sie auf dem alten Niveau waren. Sie fragen wie lange sie gebraucht haben? Ganz genau 43 Minuten! Dann hämmerte Sergejs Vilerts den Ball mit einer Wucht ins Netz, dass der Torwart Angst hatte, abzuspringen.
Danach waren wir nicht mehr zu bremsen. Jetzt lud sich unsere Wut der letzten Wochen in der westafrikanischen Wüste ab. Andrejs Visnakovs traf in der 45. Minute und wir gingen mit 2 Toren Vorsprung in die Kabine.
Heulend umarmte ich meinen Torwart und küsste ihn. Danke Deniss, danke, danke, Danke!
Jetzt ist er völlig verrückt geworden. flüsterte Artis Grigorjevs kaum hörbar.
Da unsere Mannschaft so extrem offensiv spielte, gerieten wir in einen Konter von Burkina Faso. Alassane Traoré machte sich in der 50. Minute unaufhaltsam auf den Weg in unseren Strafraum. Torwart Uljanovs versuchte, rauszukommen um den Ball dem Stürmer vom Fuss zu schnappen, aber Alassane machte einen gefährlichen eingedrehten Bananenschuss, der für jeden Keeper unhaltbar gewesen wäre. Dieser kleine Dämpfer ließ uns aber nicht an einem Sieg zweifeln und meine Stürmer versuchten es noch ein paar Mal, indem sie die Standhaftigkeit des afrikanischen Aluminiums testeten. Ich war völlig begeistert, als nach 90 Minuten auf der Anzeigestafel ein 1:2 aufleuchtete.
Burkina Faso - Lettland: 1 - 2
Es war, als würde ein schwerer Rucksack von meinen Schultern fallen. Meine Begeisterung war nicht in Worte zu fassen. Das war unser erster Sieg seit Monaten und er war wichtig, denn er hielt unseren Glauben aufrecht.
Als wir im Mannschaftsbus auf dem Weg ins Hotel saßen, sang die ganze Mannschaft "Obie ist das schön, Obie ist das schön!"
Das heißt "Oh wie ist das schön" korrigierte ich.
Haha nein Chef, im Fernsehen singen sie auch immer "OBI IST DAS SCHÖN".
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Wieder ein richtig gutes Kapitel, weiter so *Daumen hoch* :)
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Kapitel 12: Atemlos durch die Nacht
15. August 2031
Völlig geschafft von der Vielfliegerei kam ich nach Hause. Morgen war schon wieder das nächste Auswärtsspiel gegen Emmen. Ich hatte das Gefühl, ich käme nie zur Ruhe. Wenn ich meine Ruhe haben wollte, dann nahm meine neue Familie den Platz ein. Mit einem Lächeln auf den Lippen wartete Jessica schon am Esstisch, wo eine bereits kalt gewordene Portion Ligsdinas auf mich wartete. Das waren mit hart gekochten Eiern, Pilzpüree und anderen kalorienreichen Überraschungen gefüllte Frikadellen.
Na siehst du, es klappt doch mit dem Siegen!
Ja nun müssen wir nur hoffen, dass die Schweizer in der Qualifikation nicht zu gut sind. Wir haben nächstes Mal Spielpause während die Schweiz gegen Frankreich ran muss.
Emilia griff meinen Teller und stellte ihn nochmal in die Mikrowelle zum Warmmachen: Gegen Frankreich? Da brauchst du dir keine Sorgen machen, die holen keine Punkte.
Drei Minuten später bimmelte die Mikrowelle und Emilia holte den dampfenden Teller heraus und stellte ihn vor mir ab.
Danke. sagte ich. Danach müssen wir zuhause gegen die Schweiz. - Ich hab doch gesagt, ich mag keinen Kümmel!
So isst man das aber in Lettland.
Und wie isst man es in Litauen?
Mit viel Dill. - Morgen mach ich Negis, isst du sowas? Das ist ein grätenfreier Flussneunauge und sehr schmackhaft.
Nein danke, mir wird ja schon schlecht wenn der Fisch mit zwei Augen auf den Teller kommt.
Ich fahre heute abend noch einkaufen, soll ich dir was mitbringen?
Am Besten die Streuselpackungen von De Ruijter. Bring mal Aardbei-Framboos mit, das hab ich noch nicht probiert.
Und was soll ich dir zum Mittagessen mitbringen wenn du Negis nicht isst?
Ich hätte mal wieder Lust auf Käsespätzle, hab beim letzten Mal gesehen, dass die sowas auch in Holland haben.
Käseschbetzle? Was ist das?
Das ist so eine Art Nudeln. "Spätzle" ist nur die schwäbische Koseform von Spatz und eigentlich völlig sinnfrei in diesem Falle.
Nachdem ich meine Ligsdinas aufgegessen hatte und mir einen Schluck leichtprozentigen Kristaline-Wodka getrunken hatte, machte sich Emilia auf den Weg und fuhr mit dem Auto weg. Müde wie ich war legte ich mich auf die Couch und schaltete den Fernseher an. Es liefen gerade Nachrichten. Doch ehe ich mich versehen hatte, war ich eingeschlafen.
Als ich aufwachte, wusste ich nicht wie spät es war und vom Wodka war ich noch leicht beschwipst. Ich setzte mich auf und obwohl immer noch der Nachrichtenkanal lief, erinnerte mich das, was ich dort sah eher an Hollywood. Die Nachrichtensprecherin kommentierte das Geschehen:
Einer unserer Hubschrauber für die Verkehrsmeldungen hat vor wenigen Augenblicken durch Zufall unglaubliche Bilder eingefangen. Von dem Parkplatz eines Supermarkts in Tilburg wurde ein hellgrauer Fiat Freemont gestohlen. Wie sie auf unseren Livebildern sehen können, hat die örtliche Polizei bereits die Verfolgung aufgenommen.
Ich starrte auf die Wodkaflasche und las das Etikett. Es war eindeutig wirklich nur der leichte Wodka und nicht das harte Zeug. Hatte mir Emilia Cannabis unters Essen geschmuggelt? Der Kameramann des Hubschraubers zoomte näher ran und jetzt konnte ich das weiße Kennzeichen des Fahrzeugs lesen.
Haha was für eine Ironie, der Wagen hat das gleiche Kennzeichen wie mein Auto! sagte ich laut zu mir selbst und lachte.
Nun schwenkte der Kameramann etwas weiter nach rechts bis man auch das Typenschild lesen konnte.
Moment! Das ist mein Wagen!
Ich wurde gerade informiert, dass es sich bei dem gestohlenen Fahrzeug nicht um einen Fiat Freemont sondern um das baugleiche Schwestermodell Dodge Journey handelt und das der Wagen dem Trainer von Willem II Tilburg gehört!
Ein Polizeiwagen gab einen Schubser aufs Heck um dem Dieb zu signalisieren, dass sein VW Golf durchaus mit meinem leistungsstarken Wagen mithalten konnte. Das war in dem dichten Stadtverkehr aber auch nicht schwer. Leider hatte der Anklopfer aber den bitteren Nebeneffekt, dass der Dieb nun noch waghalsiger fuhr, um die Polizei abzuschütteln. Er überfuhr eine rote Ampel, wo gerade ein dunkelgrüner Arrivabus anfuhr. Deshalb musste der Dieb auf die Straßenbahngleise ausweichen, die über eine separate Mittelinsel führten. Hinter der Kreuzung kam er aber nicht wieder zurück auf die normale Spur, weil zwischen Gleisen und Straße ein niedriger Zaun war.
Aber es wurde noch schlimmer, weil ihm eine Straßenbahn entgegen kam. Obwohl ich das aus der Helikopterperspektive schwer einschätzen konnte, war ich davon überzeugt, dass er da nicht durch kommen würde. Doch der Dieb machte keine Anstalten langsamer zu werden und hielt sich so weit rechts wie möglich. Die Karrosserie schrammte am Zaun entlang, während die Straßenbahn den linken Außenspiegel abriss.
Der Streifenwagen folgte nun dem Dieb auf die Straßenbahngleise und überholte ihn links. Sie drängelten sich Tür an Tür gegenseitig in den Zaun aber der Polizist machte keine Anstalten, seinen Versuch abzubrechen. Er beschleunigte weiter, riss an meinem Dodge Journey die komplette Fahrzeugfront inklusive Grill, Scheinwerfern und Stoßstange ab. Ich sah nur noch, wie die Front durch die Wucht unter dem Zaun durchgeschoben wurde und auf der normalen Straße liegenblieb.
Endlich hatte der Polizist es geschafft, sich vor den Wagen zu setzen und in der Art, wie es nur amerikanische Highwaycops machen würde, machte der holländische Polizist eine Vollbremsung. Der Dieb musste ausweichen, fuhr in die dahinter liegende Kreuzung hinein und kollidierte mit einem Verkehrsteiler aus Beton. Mein Wagen hob leicht ab, drehte sich ein und fiel genau zwischen die Lücke zweier an der Ampel wartenden Autos. Zum Glück hatte er sich nicht überschlagen. Aber der Polizist hatte weniger Glück. Sein Wagen wurde von einem querenden Laster seitlich getroffen und überschlug sich mehrmals, bis er schließlich von einem Oberleitungsmasten gestoppt wurde, gegen den er seitlich prallte. Der Golf blieb auf dem Dach liegen und weißer Rauch stieg von der Motorhaube auf.
Tja äh... was soll ich dazu sagen? Das gibt Abzüge in der B-Note? versuchte ich den Unfall humorvoll hinzunehmen.
Plötzlich klingelte mein Handy und erst dachte ich, es wäre die Polizei. Aber dann erkannte ich sofort Emilias Nummer.
Unser Auto ist weg! Jemand muss es geklaut haben!
Ja und ich kann dir sagen, wo es ist.
Wie bitte?
Das schaust du dir am Besten von zuhause aus an. sagte ich und legte auf.
Zwanzig Minuten später trafen Emilia, Jessica und die Polizei fast gleichzeitig bei mir ein. Es war schwer zu sagen, wer von ihnen mitgenommener aussah. Emilia war sichtlich geschockt, Jessica stand irgendwo zwischen Begeisterung und Unglauben und die Polizisten sahen aus, als hätten sie in dem verunfallten Streifenwagen gesessen.
Sie brauchen mir nichts sagen, ich habs im Fernsehen gesehen.
Aber ich würds gern wissen!
Die Polizisten baten Emilia und Jessica, sich erstmal hinzusetzen und zu beruhigen. Danach schilderten sie mit bewusst vorsichtig gewählten Worten die Verfolgungsjagd und den Unfall, während sie einige besonders schockierende Details wegließen. Natürlich war der verunfallte Polizist nicht hier, denn man musste ihn mit zwei gebrochenen Rippen und einem gebrochenen Schlüsselbein ins Krankenhaus fahren. Dem Dieb war nichts passiert außer ein paar blauen Flecken.
Können wir das Auto sehen?
Wenn die Kriminialpolizei den Wagen freigegeben hat, dürfen Sie Ihr Auto sehen und Sie dürfen es auch wieder haben. Aber ich glaube nicht, dass man den Schaden noch reparieren kann. antwortete der Polizist.
Ich bin ein guter Mechaniker. Mit etwas Lackstift und dem Vorschlaghammer könnte ich... sinierte ich über mögliche Rettungsversuche.
16. August 2031
Doch bevor ich mich um die Reparatur unsers Autos kümmern konnte, fuhr ich mit dem Taxi zum Stadion, wo der Mannschaftsbus bereits wartete. Dann fuhren wir nach Emmen, wo unser nächstes Spiel stattfand. Emmen war zusammen mit Tilburg gerade erst in die Eredivisie aufgestiegen, dementsprechend hoch waren unsere Erwartungen. Leider war es wieder einer dieser Tage, in denen man am Liebsten wegschauen wollte. :blank: Erst brachte Van der Laan uns in Führung, dann schiebt Rienstra den Ball ins eigene Tor. Emmen wollte es uns nicht zu einfach machen, also legten sie mit einem weiteren Eigentor einfach nach. Somit waren wir wieder in Führung, aber Traoré spielte so schlecht, dass ich das Gefühl hatte, es war Absicht. In der 25. Minute sah unser Torwart aus, als hätte er aus der selben Wodkaflasche getrunken wie ich und torkelte auf der Torlinie rum, während Jacobo das Ding reinschob. Unentschieden war ja zu langweilig, also erhöhte die wandelnde Krankenheit Giachritsis auf 3:2.
FC Emmen - Willem II Tilburg: 3 - 2
Rienstra (16. ET), Jacobo (25.), Giachritsis (53.) - van der Laan (2.), Jacobo (21. ET)
Dann kam meine Schlussansprache. Mit gestrecktem Zeigefinger schritt ich vor Wut kochend auf Traoré zu.
Du mieser Schweinehund! Du hast mit Absicht schlecht gespielt, weil du dich rächen wolltest!
Sie sollten sich bei mir entschuldigen!
Ich entschuldige mich für gar nichts!! Deinen fettigen Arsch schieb ich in die Reservemannschaft du egozentrisches Portiönchen!
Nach der langen Busfahrt ging ich ins Vereinsheim, um in meinem Büro die Verschiebung von Traoré in die Reservemannschaft offiziell zu machen, damit Koen als Leiter der Reservemannschaft Bescheid wusste. An meine Tür hing ich ein rotes "Bitte nicht stören"-Schild. Aber noch bevor ich den Computer eingeschaltet hatte, kam Koen ohne zu Klopfen durch die Tür gestürmt und machte sich vor meinem Schreibtisch breit.
Sie tropfen. sagte ich lässig.
Schäumend vor Wut und irritiert starrte Koen mich an. Was?
Ihr Haar! Es tropft auf meinen Teppich!
Ich... Ich - Jetzt hab ich aber die Schnauze voll von Ihnen! Wenn ich sage, das geht so nicht, DANN GEHT DAS NICHT!
WAGEN SIE ES NICHT NOCH EINMAL, MICH IN MEINEM EIGENEN BÜRO ANZUSCHREIEN!
Ich kann mit Ihnen nicht zusammen arbeiten! Sie sind unmöglich! Der arme Traoré steht völlig neben sich und hat meinen Leopardenteppich vollgeheult!
So ist das eben! Ich erwarte von jedem Spieler hundertprozentigen Gehorsam und wenn er mit Absicht falsch spielt, dann macht er damit die Mannschaft kaputt. Wer sich mit meiner Mannschaft anlegt, legt sich auch mit mir an. Deshalb bekommt er die Strafe, die er verdient!
Der Mann ist hochempfindlich, der schießt sich eine Kugel in den Kopf wenn das so weiter geht mit Ihnen.
Ja soll er mal machen, hauptsache er blutet mir den Teppich nicht voll.
Also - also - NEIN DAS GEHT ZU WEIT!
Trampelnd verschwand der Koen wieder aus meinem Büro, während das Fett langsam in meinen Teppich sickerte. Fünf Minuten später kam er zurück und hatte den Vereinspräsideten im Schlepptau. Eigentlich war der Mann immer gut gelaunt wenn ich ihn sah. Diesmal aber hatte sein Gesicht ein ähnliches dunkelrot wie das Gesicht vom Koen.
Andauernd beschwert sich Herr van de Laak bei mir über Sie! Ich werde es nicht länger dulden, dass Sie sich mit Ihrem Co-Trainer streiten.
Ich versuchte, eine möglichst ruhige Stimmlage aufzusetzen, während ich innerlich bebte: Herr van de Laak untergräbt meine Autorität und hetzt meine Spieler gegen mich auf.
Ich habe Herrn Traoré nicht gegen Sie aufgehetzt! Er ist völlig schockiert zu mir gekommen und hat gesagt, ich soll das für ihn klären! Wenn Sie Ihre Spieler nicht zufrieden stellen ist das nicht meine Schuld!
Dann sagen Sie Herrn Traoré, dass er nächstes mal persönlich zu mir kommen soll!
Nein, sagen Sie Herrn Traoré, dass entweder ich oder Sie kündige!
Sagen Sie Herrn Trao-
RUHEEEEEE! brüllte der Präsident aus vollem Leibe. SIND WIR HIER IM KINDERGARTEN?! Wenn Sie ein Problem mit Ihrem Co-Trainer haben und sich wünschen, dass ich einen neuen besorge, dann KLÄREN SIE DAS ZUERST MIT MIR! - UND SIE, HERR VAN DE LAAK, MISCHEN SICH NICHT IN TRAINERANGELEGENHEITEN EIN ohne das vorher abzusprechen. Wenn ich gewollt hätte, dass Sie sich um die Aufstellung kümmern, hätte ich Sie als Trainer eingestellt.
Ich hab mich nicht in Trainerangelegenheiten eingemischt, ich habe Herrn Finch nur gesagt, dass er zu Herrn Traoré nicht so unfreundlich sein soll.
Von Ihnen beiden hab ich die Schnauze voll! Sie müssen nicht immer das letzte Wort haben, Herr van de Laak. So - Jetzt will ich, dass hier Ruhe einkehrt. Sie fahren nun beide nach Hause und schlafen mal eine Nacht darüber. Wenn Sie morgen wiederkommen, will ich, dass sie sich versöhnen, ansonsten wird einer von Ihnen gehen müssen. In meinem Verein sind wir eine Mannschaft und Streitigkeiten, die das Mannschaftsgefüge zerstören, werde ich nicht dulden!
Mein Auto ist kaputt-
Dann gehen Sie zur Verwaltung und borgen sich eines unserer Vereinsfahrzeuge! Wozu haben wir Mercedes-Benz als Mannschaftssponsor?! - Hat sonst noch jemand Wünsche?
Nein sagte Koen kleinlaut.
Danach ging ich wie vorgeschlagen zur Verwaltung und borgte mir vom Verein einen kanariengelben Mercedes-Benz CLA.
(http://abload.de/img/dscn247609ssv.jpg)
Quelle: Selbst fotografiert
Zuhause stand ich wieder vor dem gleichen Bild wie jedes Mal. Zwei hungrige Frauen, kaltes Essen und tausend Fragen.
Hast du uns schon ein neues Auto besorgt?
Gegenfrage: Wie soll ich das so schnell besorgt haben? sagte ich etwas barsch.
Deiner Stimmung nach zu urteilen habt ihr verloren?
Nicht nur das. Mein Torwart hat absichtlich schlecht gespielt und der Co-Trainer treibt mich in den Wahnsinn.
Tja - und ich brauche aber ganz dringend ein Auto für die Arbeit.
Natürlich hab ich ein neues Auto mitgebracht. seufzte ich. Wenigstens das hat heute funktioniert.
Welches Modell?
Mercedes CLA.
Oh nein, ich hasse Mercedes-Benz!
Was anderes war so auf die Schnelle nicht aufzutreiben. Mercedes-Benz ist Hauptsponsor des Vereins.
17. August 2031
Mit meinem nagelneuen Auto setzte ich Emilia erst vor ihrer Arbeit im Kindergarten ab und fuhr dann weiter zum Vereinsheim. Als ich mein Büro betrat, musste ich feststellen, dass schon jemand da war. Traoré, der Präsident und Koen warteten auf den Ledersesseln sitzend am Schreibtisch.
Morgen begrüßte ich kurz und knackig, ging um den Schreibtisch herum und setzte mich auf meinen Stuhl.
Während wir auf Sie gewartet haben, haben wir uns schon mal Gedanken gemacht.
Ich werde mich beim nächsten Spiel mehr anstrengen sagte Traoré mit aufgesetzter Unschuldsmiene. Versprochen.
Sie müssen mir nichts versprechen. Tun Sie es für Ihre Mannschaft. - Und Koen, haben Sie auch was dazu beizutragen?
Mit schiefem Blick betrachtete mich der Präsident, weil ich nicht auf die Etiquette geachtet und Koen mit seinem Vornamen angesprochen hatte.
Ich werde mich zukünftig aus Ihren Problemen raushalten und wenn die Spieler Probleme mit Ihnen haben, werde ich sie entweder zu Ihnen oder dem Präsidenten weiterschicken ohne mich auch nur irgendwie darin einzumischen.
Und Sie, Toni!? sagte der Präsident, wobei er wohl ganz bewusst meinen Vornamen sagte.
Ich werde nie wieder spöttische Bemerkungen über das Haargel machen.
Noch was? stichelte er herausfordernd.
-und ich werde es respektieren, wenn einer meiner Spieler seine Karriere beenden möchte.
Geht doch. Dann hoffe ich, dass das geklärt ist. Sie finden mich in meinem Büro. sagte der Präsident, stand auf und verschwand.
Kann ich gehen?
Ja na klar. Übrigens: Sie dürfen nächstes Mal wieder mitspielen.
Danke Chef.
Als auch Traoré weg war, blieb nur noch Koen da.
Fällt Ihnen etwas auf an mir? fragte er.
Ich weiß nicht. Haben Sie abgenommen?
Nein antwortete er verlegen und musste lächeln.
Ach ich weiß, Sie haben weniger Haargel benutzt.
Genau!
Sieht gut aus, gefällt mir!
Danke!
(http://abload.de/img/2014-08-18_00008zcpex.jpg)
Quelle: Wikipedia, Fotograf Rodneysss1982 (linzenzfrei aber nur mit Angabe des Autors)
Danach war ich endlich alleine in meinem Büro. Ich kritzelte mir noch ein paar Notizen auf einen handgeschriebenen Zettel und langweilte mich den Rest des Tages.
23. August 2031
Im Spiel gegen SBV Excelsior Rotterdam waren wir der krasse Außenseiter und die Presse sah schon die nächste derbe Niederlage für Tilburg vor sich. Aber völlig unerwartet dominierten wir ganz klar das Spiel bei ausgeglichenem Ballbesitz. Traoré hielt jeden Schuss oder klärte ihn während meine Stürmer vorne die Tore machten.
Willem II Tilburg - SBV Excelsior Rotterdam: 4 - 0
Johannessen (24.), van der Laan (47.), Visscher (69.), Coumans (78.)
Nach dem Spiel lobte ich Traoré, der sichtlich erleichtert war, dass er mich hatte zufrieden stellen können. In der Pokalauslosung zog uns die Losfee den Zweitligisten NAC Breda. Im direkten Aufeinandertreffen während der letzten Saison hatte Tilburg beide Male nur hauchdünn gewonnen, sodass das Pokalspiel kein allzu Leichtes werden würde. Zuletzt hatte NAC Breda 1973 den Pokal gewonnen.
07. September 2031
Durch unsere Spielpause mussten wir machtlos darauf hoffen, dass Frankreich mit Schweiz kurzen Prozess machte. So kam es auch, denn Frankreich besigte die Schweizer in Basel mit 2:0. Dank dieser besonderen Punktekonstellation musste Lettland nur noch eins der restlichen Spiele gewinnen, um sich zu qualifizieren, da die Schweiz nur noch sechs Punkte holen konnte und wir schon mit drei Punkten Vorsprung vor ihnen lagen. In der vor zwei Jahren modernisierten Generali-Arena in Prag gewann Tschechien überraschend mit 1:0 gegen Griechenland. Durch diesen Sieg hatte sich Tschechien wieder ins Gespräch um ein EM-Ticket gebracht.
10. September 2031
Lettland - Schweiz
Skonto-Stadion, Riga (9,300 Zuschauer)
Obwohl die Chance bestand, dass wir heute unser Ticket für die EM lösen konnten, war das Stadion wieder einmal nicht ausverkauft. Aber 5 Grad Celsius und Nieselregen waren auch nicht gerade ideale Wetterbedingungen für Fußball. Außerdem spielte am selben Tag der Eishockeyclub Dinamo Riga in der eigenen Arena gegen die Mannschaft aus dem Moskauer Vorort Mytishchi.
Unsere Spieler waren motivierter als je zuvor und ich sah da kaum noch Steigerungspotenzial. Wenn man ein Beispiel für hohe Moral suchte: Hier standen 11 Beispiele auf dem Rasen. Wir hatten gegen Frankreich, Schweiz und Finnland jeweils einmal gewonnen obwohl wir von Beginn an eigentlich bei niemandem auf dem Papier standen. Das kleine Land aus dem Baltikum bäumte sich gegen die Großmächte Europas auf. Konnte das möglich sein?
Es war eine wüste und ungeordnete erste Halbzeit mit vielen Chancen auf beiden Seiten. Peinlichster Moment auf unserer Seite war eine Flanke eines Schweizers, die Dmitrijs Sens volley abfälschte und ich mich bis heute fragte, wie Deniss Uljanovs diesen Ball hatte klären können. Weil es ja offiziell ein Rückpass war, durfte er den Ball nicht mit der Hand nehmen, also ging Deniss volles Risiko und schmetterte den Ball mit seinem rechten Fuss in Richtung linke Eckfahne. Beinahe wäre ein Eigentor zum Tor des Monats, ja wenn nicht sogar zum Tor des Jahres geworden.
Aber die Abwehr des Gegners war so löchrig wie ein Schweizer Käse (entschuldigt mein Wortspiel ;D) und obwohl sie versuchten, auf Abseitsfalle zu spielen, konnten wir wieder und wieder unbedrängt zum Torschuss kommen. Es dauerte nicht lange und Artis Grigorjevs brachte das Leder endlich dahin wo es hingehörte: Ins Tor. Mit einem Tor in Führung waren wir wieder das, was Les Incroyables so berühmt gemacht hatte. Der Gegner hatte die Hosen voll aber bei uns lief es flüßig. Uns gelangen die unglaublichsten Spielzüge. Artis demontierte die Schweizer Abwehr und es war schon nach 45 Minuten klar, wie es nach 90 Minuten enden würde.
Lettland - Schweiz: 1 - 0
OKAY, es war am Ende nur ein Tor. Aber juckte mich überhaupt nicht. Wir waren qualifiziert!
(http://abload.de/img/2014-08-28_00008k3puq.jpg)
Danach war in Riga die Hölle los. Die kleine Eishockeymacht war jetzt auch Fussballmacht und spielte im Club der ganz großen Tiere. War ich bis dato noch schwer zu überzeugen, wurde mein Bann nun gebrochen. Wie wir letztlich in der EM abschneiden würden war Nebensache. Ab sofort gab es ein Ziel: Zeigen wir ihnen was Lettland so drauf hat.
15. September 2031
Völlig desinteressiert und mit meinen Gedanken schon bei der EM kassierte ich leider ein 4:0 in Utrecht.
FC Utrecht - Willem II Tilburg: 4 - 0
Veermann (19.), Kavcic (24. + 87.), Al-Shemmari (45.)
23. September 2031
Im relativ ausgeglichenen Pokalspiel bekamen wir schon früh den ersten Dämpfer, konnten aber nach einer Stunde Spielzeit ausgleichen. Leider konnten wir uns nicht in die Verlängerung retten und schieden letztlich doch in der 2. Pokalrunde aus (In der ersten Runde haben Eredivisie-Mannschaften losfrei).
NAC Breda - Willem II Tilburg: KNVB beker 2. Runde 2 - 1
Wolldewicz (16.), Kiala (75.) - Rienstra (60.)
27. September 2031
Ebenso bedeutungslos weil schon früh der Sieger feststand war unser Spiel gegen Rotterdam in der Wanne (De Kuip). Umso überraschender war es, dass wir nach 50 Minuten zweimal in kürzester Zeit ein Tor machten.
Feyenoord Rotterdam - Willem II Tilburg: 4 - 2
Kouroumakan (3.), Vermeulen (16. ET), Goncalves (28. + 47.) - Popovic (51.), Vermeulen (54.)
05. Oktober 2031
Ironisch war die extrem hohe Anzahl an Eigentoren, die wir bereits in dieser Saison geschossen und kassiert hatten. Der liechtensteiner Thomas Tschütscher erzielte Eigentor Nummer 4. Vor lauter Scham verletzte er sich auch noch in der 81. Minute. Tschütscher war bis dato unser bester Verteidiger. Unser defensiver Mittelfeldspieler Valery Kamga, ebenfalls wichtiges Standbein der Verteidigung, fiel auch verletzt aus.
PSV Eindhoven - Willem II Tilburg: 2 - 0
Ibrahimovic (13.), Tschütscher (25. ET)
Aus irgendeinem Grund haben bei meinem Save die Verteidiger die Seuche am Fuß. Gibts denn sowas? Entweder sie schießen dauernd Eigentore oder verletzen sich am laufenden Band. Weiß jemand Rat? 8)
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Großartige Geschichte. Ich musste mehrmals aufpassen, dass ich im Büro nicht lauthals zu lachen beginne...
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Stefan von Undzu: Na hoffentlich wirst nicht noch wegen mir entlassen ;)
Kapitel 13: Stirb langsam
06. Oktober 2031
Im knapp gesteckten Kalender der Eredivisie blieb kaum Verschnaufpause aber ich wollte unbedingt unseren Wagen reparieren. Inzwischen hatte die Kriminalpolizei den Dodge wieder freigegeben und ich ließ ihn von einer kleinen Spedition auf unsere Einfahrt bringen, wo er vom Anhänger abgeladen wurde. Die abgerissene Front hatte man gleich mitgeliefert und lag nun einsam daneben. Bei ebay schaute ich mir nach möglichen Fahrzeugen zur Ausschlachtung um. Tatsächlich fand ich einen Fiat Freemont zum Spottpreis mit Getriebeschaden. Also rief ich nochmal bei der Spedition an und ließ mir auch den Freemont auf die Einfahrt stellen. Amüsiert sah ich wie die beiden baugleichen Fahrzeuge nebenander standen.
Emilia kam aus dem Haus raus und stellte sich neben mich auf die Einfahrt: Jetzt haben wir drei Autos. Was nun?
Ganz einfach. Alle Teile die am Dodge kaputt sind, montier ich am Freemont ab und mach sie an den Dodge ran. Da die Frontschürze zwar abgefallen aber ansonsten im guten Zustand ist, werde ich die Dodge-Front wieder anbringen. Vielleicht muss ich hier und da schleifen damit das auch wieder alles reinpasst. Ist eben doch etwas verbogen.
Was machen wir mit dem Mercedes wenn du mit der Reparatur fertig bist?
Den geb ich zurück. Finde das eh eine Sauerei, dass ich einen fast 15 Jahre alten Wagen vom Sponsor bekomme. Gut, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, aber das ist schon eine Härte.
Kurz vor Sonnenuntergang öffnete ich das Garagentor und schob schweißtreibend den Fiat hinein. Dann begann ich gerade, mein Werkzeug zu suchen, als ich die Türklingel hörte. Rasch drehte ich mich um und ging aus der Garage heraus. Vor unserem Haus stand ein Übertragungswagen mit den markanten großen Logos von Eurosport. Ich drehte mich zum Hauseingang, wo ein Mann mit hellblauem Hemd, einem großen schwarzen Mikro und grauem Haar wartete. Scheinbar hatte er mich noch nicht bemerkt, denn als ich mich von der Seite näherte, erschrak der Reporter, als ich ihn ansprach.
Bild (http://s04.video.glbimg.com/320x200/3494303.jpg)
Hallo, wer sind Sie?
Guten Tag, mein Name ist Ralf Itzel von Eurosport. Wir wollen im Rahmen unserer Vorberichterstattung für die Europameisterschaft 2032 ein Interview machen.
Ich schaute auf meine ölverschmierten Hände.
Hätten Sie nicht vorher anrufen können? - Sind Sie extra aus Paris gekommen?
Selbstverständlich!
Na gut, dann kommen Sie rein.
Genau in diesem Moment öffnete Emilia endlich die Haustür und ließ uns herein.
Wer sind Sie?
Ralf Itzel, Eurosport. sagte der Reporter knapp und schüttelte Emilia die Hand.
Wir boten Herrn Itzel und seinem Kameramann sowie dem Lichttechniker die Plätze auf unserer schönen IKEA-Couch, während ich den Fernsehsessel in Anspruch nahm. Eine Maskenbildnerin puderte mein Gesicht ein wenig ein und kämmte mir eine Strähne aus dem Haar.
Nach vielem hin und her mit verschieben der Möbel und verstellen der Objekte hinter der Couch waren sie dann endlich mit der Konstellation zufrieden. Auch der Lichttechniker war begeistert, allerdings mussten wir noch warten bis es dunkel wurde.
Das gibt dem Bild einen mystischen Effekt versuchte er sich zu erklären.
Ist das live? fragte ich, als ich an den Übertragungswagen dachte.
Ja.
Es geht los in 3... 2... 1! Los! zählte die Maskenbildnerin runter.
Guten Abend verehrte Fussballfreunde, ich begrüße Sie zu einer Live-Sondersendung unseres beliebten Fussballmagazins "Hup Holland". Heute sind wir zu Gast bei Trainer Toni Finch, der eine Doppelrolle einnimmt. Neben Willem II Tilburg trainiert er auch die Mannschaft aus Lettland, die sich überraschend in Gruppe I gegen die favorisierten Schweizer direkt qualifizieren konnten. Jetzt schwenkte der Kameramann, damit er Ralf und mich zusammen im Bild hatte. Viele Leute sagen, dass sie der Geheimfavorit auf den Titel sind. Wie schätzen Sie die Rolle Ihres Teams bei dieser EM ein?
Ja also... äh... ich denke da ganz minimalistisch äh. Wir wollen ein paar Punkte holen und die großen Teams ärgern äh. Aber an den Titel denke ich noch nicht. äh. Das würde mich nur nervös machen.
Wer ist für Sie der Favorit auf den Titel?
Immer und überall ein bisschen vorn seh ich den Gastgeber äh... also Holland meine ich. Das geht ja auch um Prestige. Und den Weltmeister äh Spanien seh ich auch ganz vorn mit dabei äh um den Titel. - mitzuspielen.
Sie sind ja Deutscher und haben sicherlich mitbekommen, dass Deutschland jetzt in den Playoffs gegen die Türkei ranmuss. Was denken Sie, wird Deutschland bei dieser EM erreichen?
Naja erstmal wird man sich darauf konzentrieren überhaupt mitzumachen, ne? An was anderes darf Shawn Parker im Moment überhaupt nicht denken. Wenn ich hunger habe und der Kühlschrank leer ist kann ich nicht schon anfangen mit essen. Da muss ich eben äh erstmal Einkaufen.
Sie hatten in den letzten Wochen einen sehr strammen Spielplan und mussten viel reisen. Beeinflusst das in irgendeiner Form Ihre Leistung als Trainer?
Also äh ich denke das beeinflusst meine Familie aber doch nicht meine Trainertätigkeit.
Haben Sie denn überhaupt noch Zeit, sich um die Taktik Ihrer Mannschaft zu kümmern.
Ich will hier über Lettland reden und nicht über Tilburg, ja? Was die Taktik von Lettland angeht, sehen Sie ja, dass es läuft.
Ja natürlich, entschuldigen Sie.
Ich spürte rechts neben mir einen zarten Lufthauch, der mich ablenkte. Automatisch schaute ich nach rechts. Die Maskenbildnerin hielt 10 Finger in die Luft und begann langsam, einen Finger nach dem Anderen wieder zu senken.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Wir machen jetzt eine kleine Werbeunterbrechung und danach geht es weiter mit der Zusammenfassung aller Qualifikationsspiele Lettlands.
So überraschend, wie sie kamen, gingen sie auch wieder. Schnell staubte ich bei Herrn Itzel noch ein Autogramm ab und dann waren die Fernsehleute weg. Das Autogramm schenkte ich Jessica, die es begeistert auf ihren Schrank neben einige Trophäen stellte.
Was sind das eigentlich für Trophäen? fragte ich, da ich die Aufschriften nicht lesen konnte, weil sie in litauisch geschrieben waren.
Das sind verschiedene Schulmeisterschaften, die ich gewonnen habe. Ganz links steht der Pokal unserer Tischtennismeisterschaft, da hab ich aber nur im Doppel gewonnen. Daneben ist der Silberpokal vom Hallenfußballturnier, dann kommt ein weiterer Bronzepokal im Tischtennis, diesmal Einzel und ganz rechts ist die Trophäe für das Fussballturnier an der Schule in Riga.
Davon hast du mir gar nichts erzählt!
Naja du warst andauernd verreist! Übrigens nimmt mich die litauische Nationaltrainerin zur U-17 WM im nächsten Jahr mit.
Oh. sagte ich überrascht.
Entfernt konnte ich mich daran erinnern, dass vor einer halben Ewigkeit der lettische Fussballverband mir erzählt hatte, dass man sich für die Ausrichtung beworben hatte. Das hatte ich aber längst vollkommen verdrängt.
Wo findet die Weltmeisterschaft statt?
In den USA.
Oh. sagte ich erneut.
Willst du mitkommen? Es ist Ende Mai also in der Fussballsommerpause und der litauische Jugendverband übernimmt die Reisekosten für die Spieler und jeweils einen Begleiter.
Na wenn das so ist komme ich mit. Ich liebe die USA.
Inzwischen war es so spät, dass ich nun keine Lust mehr hatte, unseren Wagen zu reparieren.
08. Oktober 2031
Immerhin spielten wir unser nächstes Ligaspiel zuhause. Gegen FC Groningen sahen wir aber wieder einmal ziemlich schlecht aus. Das schnellste Tor der Saison erzielte Rasim Lekic nach 18 Sekunden. Obwohl Tim Visscher in allerletzter Sekunde noch ein Tor erzielte, verloren wir das Spiel. Van der Laan sah rot und Johannessen verletzte sich. Unser Personalmangel setzte sich immer weiter fort und ich beschloss, im nächsten Transferfenster unseren Kader aufzustocken.
Willem II Tilburg - FC Groningen 1 - 4
Tim Visscher (90.) - Lekic (1., 13.), Takano (49., 66.)
Nach dem Spiel bat Vereinspräsident Ronald Supusepa um ein Vieraugengespräch.
Obwohl ich nicht viel erwarte, weil wir als Aufsteiger eher Außenseiter sind, verlange ich, dass sich unsere Form in den nächsten Spielen bessert. Wir haben erst 3 Punkte! Wenn es sich nicht bessert, müssen wir über eine Kündigung nachdenken.
Ich gebe mein Bestes. Aber mir gehen langsam die Spieler aus. Bitte warten Sie noch bis zur Winterpause, dann können wir neue Spieler verpflichten.
Na gut, das ist dann Ihre letzte Chance.
11. Oktober 2031
Mit einem flaumigen Gefühl im Magen aufgrund der Standpauke von Supusepa flog ich nach Riga zu unserem nächsten Länderspiel. Da wir schon qualifiziert waren, nutzte ich die Chance mit unserer Aufstellung zu taktieren, um mögliche Szenarien für die Europameisterschaft zu trainieren. Das war auch ein Grund, warum ich für November ein Freundschaftsspiel gegen Frankreich angesetzt hatte, da ich Frankreich als Gegner für eine gute Vorbereitung hielt.
Lettland - Mazedonien
Skonto-Stadion, Riga (9,300 Zuschauer)
Das schnellste Tor der Qualifikation erzielte Artis Grigorjevs. Nach 36 Sekunden brachte der Stürmer von FK Ventspils unsere Mannschaft in Führung. Mit einer fast ausgeglichenen Schussbilanz von 16 zu 17 retteten wir das 1:0 bis zum Schlusspfiff in einem relativ ereignisarmen Spiel, das keines weiteren Kommentars bedarfte.
Lettland - Mazedonien: 1 - 0
Um mir den Stress des Reisens zu ersparen, blieb ich ein paar Tage in Riga.
15. Oktober 2031
Mit der Mannschaft zusammen fuhren wir per Schiff ins Nachbarland Finnland nach Helsinki. Allerdings spielten wir nicht im Olympiastadion sondern im benachbarten etwas kleineren Sonera Stadium. Diesem Stadion war auch die Ehre zu Teil geworden, ein paar Fussballspiele bei der Olympiade 1952 auszurichten.
(http://abload.de/img/2014-08-18_000088esi4.jpg)
Quelle: Wikipedia (Sonera Stadium im Vordergrund)
Finnland - Lettland
Sonera Stadium, Helsinki (10,770 Zuschauer ausverkauft)
Endlich durften wir wieder vor ausverkauftem Publikum spielen. Durch die geringe Entfernung war auch die Gästetribüne voll besetzt und sogar der Staatspräsident von Lettland besuchte das Spiel. Allerdings spielten wir nicht so überragend und mein taktisches Ausprobieren ging prompt nach hinten los. Der bei Werder Bremen arbeitende Kaspars Sinicins spielte von Beginn und machte somit sein erstes Länderspiel. Das erste Tor des Tages machte Genc Beqiri, der bei den abstiegsgefährdeten Drittligisten aus Carl Zeiss Jena (momentan 18.) spielte. Prominientestes Mitglied der finnischen Elf war Alban Zmilani, der bei FC Everton auf der britischen Insel seine Brötchen verdiente. Dieser Mann konnte das zweite Tor erzielen und für uns hieß es, dass wir nachlegen musste, um uns vor dem Staatspräsidenten nicht zu blamieren. Abschließend traf Artjoms Bespalovs in der 79. Minute.
Finnland - Lettland: 2 - 1
Die Spieler waren nur minimal enttäuscht und die Moral blieb auf dem hohen Niveau. Diese Moral wollten wir unbedingt zur EM mitnehmen, weshalb ich unser letztes Vorbereitungsspiel im März gegen die schwache Mannschaft aus Georgien ansetzte.
Von Helsinki aus trat ich aber die Rückreise nach Tilburg per Flugzeug an. Mit Finnair ging es nach Amsterdam und dann wieder einmal per Zug in die Provinz Nordbrabant.
18. Oktober 2031
Das Heimspiel gegen Vitesse Arnheim war sowas wie das Entscheidungsspiel, denn obwohl mir Supusepa noch etwas Spielraum erlaubt hatte, wollte ich schon mal anfangen, ihn zu überzeugen. In überragender Manier schafften wir ein 2:2 gegen Arnheim, wobei es beinahe sogar noch zum 3:2 gekommen wäre. Leider verschoss Willem Coumans in der 78. Minute einen Elfmeter. Unsere Spielerseuche raffte diesmal Martijn Siebert und John Rienstra hin, was meine Auswahl an Spielern ausdünnte. Ich hatte das Gefühl, jemand wollte mich langsam und qualvoll sterben lassen.
Willem II Tilburg - Vitesse Arnheim: 2 - 2
Johannessen (8.), Visscher (90+1) - Luigi Vecchio (56.), Luis Valencia (81.
25. Oktober 2031
Stirb langsam? Ohne mich. Ich feuerte meine Spieler an, um gegen Heerenveen mal so richtig auf den Putz zu hauen. Heerenveen war mit nur einem Punkt auf dem letzten Tabellenplatz und somit eine Must-Win-Situation. Das wurde von meinen Spielern auch brav geliefert, wir gewannen im Abe-Lenstra-Stadion mit 1:2. Tim Visscher bekam die rote Karte.
Sc Heerenveen - Willem II Tilburg: 1 - 2
Cairo (16.) - Baumer (33. Eigentor), Johannessen (47.)
Im nächsten Teil erfahrt ihr, ob Deutschland sich für die EM qualifizeren kann und ob uns das Freundschaftsspiel gegen Frankreich in der Vorbereitung weiterhilft. Außerdem gibt es eine Sonderausgabe mit Blick auf alle teilnehmenden Mannschaften der EM. Mit Ralf Itzel natürlich.
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Nachdem mein Computer abgestürzt ist, darf ich jetzt fast das komplette Kapitel nochmal schreiben. >:( Deshalb ist das Kapitel leider etwas verkürzt. Gerade der Bereich um die Neuverpflichtung von Lucas Kühne war vorher deutlich ausführlicher. Ist halt richtig Murks wenn ich extra schön viel schreibe mit Konservation und so und dann ist einem Schlag alles weg! Es sollte in diesem Forum echt eine Speicherfunktion für Postings geben.
Kapitel 14: Gehalt oder geh halt
29. Oktober 2031
Jetzt war es endlich mal Zeit meinen ersten richtigen Transfer zu machen. Gideon van Vugt war bloß ein Notnagel gewesen. Nun wollte ich einen Spieler mit Zukunft im Verein verpflichten. Der teuerste Spieler auf der Transferliste, den wir uns leisten konnten war der 23-Jährige Lucas Kühne. Der deutsche Stürmer war 2,2 Millionen Wert, Werder Bremen wollte für ihn aber nur 1,2 Millionen sehen. Ich ging auf Nummer sicher und bot Werder 1,5 Millionen an.
Relativ schnell bekam ich aus Bremen die Antwort: Ich durfte mit Lucas in Kontakt treten. Allerdings stellte sich im ersten Telefonat heraus, dass er 6,000 Euro die Woche verdienen wollte. Das war bei meinem aktuellen Budgetplan nicht möglich. Also lief ich von meinem Büro in das von Vereinspräsident Supusepa.
Guten Tag Toni! begrüßte er mich. Seit dem Vorfall mit Koen waren wir per du.
Hallo Ronald. Ich habe da ein neues Stürmertalent auf der Transferliste namens Lucas Kühne entdeckt. Ist über 2 Millionen Euro wert und verlangt 6000 Euro die Woche.
Über 2 Millionen und so eine hohe Gehaltsklasse? Tut mir leid aber das kann sich der Verein nicht leisten.
Aber ich habe bereits vorausgedacht! Werder will nur 1,2 Millionen Euro. Wenn wir das Transferbudget senken und dafür das Gehaltsbudget steigern könnten wir ihn verpflichten.
Gut, da sie in diesem Transferfenster noch nicht tätig waren, werde ich das mal durchgehen lassen. Er tippte ein paar Zahlen in den Computer. Wir senken Ihr Transferbudget auf 1,9 Millionen Euro und erlauben Ihnen dafür ein Gesamtgehalt von 119,000 Euro.
Danke, das dürfte reichen.
30. Oktober 2031
Schon am nächsten Tag stand Lucas vor der Tür. Er hatte blondes Haar, Stoppelbart und ein ovales Gesicht. Ich bat ihn, sich an unseren Esstisch zu setzen, wo Jessica gerade Ihre Brote für die Schule schmierte.
Das ist das erste Mal, dass ich einen Vertrag beim Trainer zuhause unterschreibe.
Bei mir ist alles sehr familiär. Daher setze ich bewusst darauf, dass meine Spieler meine Familie kennenlernen.
Okay, machen wir es kurz. Ich habe leider nicht viel Zeit, weil ich gleich wieder zurück nach Bremen muss. Bin ja dort noch bis Dezember 2031 angestellt. Sie wollen mir 7,000 Euro pro Woche zahlen?
Ich holte den Vertrag und zeigte ihm die entsprechende Stelle, wo das Gehalt zu lesen war.
Genau, Sie erhalten 7,000 Euro die Woche. Aber ich möchte, dass Sie auch Ihr Geld wert sind. Wie soll ich das sonst meinem Vorstand erklären?
Ich werde mein Bestes geben. Sicher werde ich mich auch schnell in die Mannschaft einleben, da die Sprache nicht das Problem sein wird.
Und außerdem haben Sie mit Stephan Serrone bereits einen deutschen Kollegen in der Mannschaft.
Lucas unterschrieb den Vertrag und bekam eine Kopie des Selbigen ausgehändigt. Danach stand er auf und schüttelte mir die Hand.
Hat mich gefreut Sie kennen zu lernen, Herr Finch.
Sagen Sie Toni zu mir.
Okay, ich heiße Lucas. Tot ziens!
Tot ziens!
Als wir uns verabschiedet hatten, war Lucas schnell verschwunden.
Ein Engel mit goldenem Haar ist aus dem Himmel gefallen. sagte Jessica.
Ich kanns dir nicht verübeln wenn er dir gefällt. Er sieht wirklich sexy aus.
Oh sagte sie, als sie auf ihre Armbanduhr schaute. Ich muss los zur Schule, ich bin zu spät!
Lucas Kühne konnte aber erst zur nächsten Transferperiode am 01. Januar 2032 zu uns wechseln. Mir blieben nach seinem Wechsel noch 400,000 Euro an Transfergeldern übrig. Für so wenig Geld würde ich aber wohl kaum einen qualitativen Verteidiger bekommen, der unsere kränkelnde Abwehr flicken könnte. Entweder bekam ich einen guten Spieler ablösefrei oder ich musste einen anderen Spieler verkaufen. Einer dieser Kandidaten für einen Verkauf war Ljubisa Tesic, der Sitzbankwärmer unserer Mannschaft. Verletzungsbedingt hatte er seit Saisonstart bereits mehrere wichtige Spiele verpasst.
31. Oktober 2031
Die Verpflichtung von Lucas Kühne hatte bereits am nächsten Tag große Wellen geschlagen. Am Frühstückstisch hätte ich mich beinahe am Kaffee verschluckt, als ich das Käseblatt Tilbuger Sportnachrichten las.
+++Lucas Kühne neuer Stürmerstar bei Tilburg+++
Tilburg - Die neue deutsche Offensivhoffnung Lucas Kühne wechselt im Januar 2032 von Werder Bremen zu Willem II Tilburg. Das gab gestern Abend ein Pressesprecher des Vereins bekannt. Der 23-Jährige Deutsche hat in sieben Bundesligaspielen bereits drei Tore erzielt. Er ist für seine Spurtstärke bekannt und könnte somit bei Willem II als offensiver Mittelfeldspieler spielen. Hier ergänzt er sich gut mit Torschützenkönig Willem Coumans, die zusammen ein geniales Stürmerpaar bilden könnten. Böse Zunge behaupten allerdings, dass Kühne möglicherweise sogar Coumans aus dem Kader verdrängt. Coumans musste zuletzt als reiner Stürmer spielen, da wichtige Spieler bei Willem II verletzt ausgefallen waren. Wie Kühne letztlich in den Kader passt, werden wir aber frühestens erst im Januar erfahren.
02. November 2031
Es war wirklich bedauerlich, dass Kühne im Spiel gegen Zwolle noch nicht zur Verfügung stand. Stephan Serrone sah rot.
Willem II Tilburg - FC Zwolle: 0 - 2
Fachrudin (18.), Amenko (50.)
08. November 2031
Willem Coumans verschießt wieder einmal einen Elfmeter. Johannessen verletzt sich.
Willem II Tilburg - AGOVV Apeldoorn: 1 - 1
Popovic (45+3) - Johnsen (29.)
Aleksandrs Tarasovs (Greuther Fürth) und Tom Savinovs (FC Flora Tallinn) wurden für die Nationalmannschaft nominiert. Deutschland gewann im Relegationsspiel in Istanbul gegen die Türkei mit 3 Toren.
15. November 2031
Da nicht so viele Zuschauer für das Fraundschaftsspiel gegen Frankreich erwartet wurden, spielten wir nicht in Paris sondern in Lens nahe der belgischen Grenze. Das kam mir gerade gelegen, denn mein Auto war jetzt fertig repariert, war erfolgreich durch die technische Abnahme gekommen und besaß jetzt eine niederländische Zulassung mit gelbem Kennzeichen. Die Fahrt nach Lens wurde zur ersten Probefahrt seit dem Unfall. Das Stade Bollaert-Delelis war bereits dreimal renoviert worden, wobei für die WM 1998 drei Tribünen komplett neu gebaut wurden. Für die Euro 2016 gab es die letzte Renovierung.
Bild des Stadions (http://www.info-stades.fr/uploads/stades/lens-stade-bollaert-euro-2016-85755.jpg)
Frankreich - Lettland
Stade Bollaert-Delelis, Lens (30,792 Zuschauer)
Unsere Überraschung aus dem letzten Jahr konnten wir nicht wiederholen. Stattdessen wurden wir plattgemacht. Aber ich hatte mir für dieses Spiel auch nicht viel erwartet. Steve Renault von FC Liverpool machte noch vor der Halbzeitpause einen Doppelpack, während Lionel Dupuis von FC Stade Rennes kurz vorm Pfiff das Tor Nummer 3 nachlegte. Das Debakel setzte sich auch nach der Halbzeitansprache fort. 10 Minuten nach Wideranpfiff vergrößerte der Mittelfeldspieler Michel Colin (Olympique Marseille) den Vosrprung Frankreichs. Paris Saint-Germains Hoffnungsträger Joshua Saidi machte in der 62. Minute ein weiteres Tor und Pemphero Mwachie (ebenfalls Paris SG) rächte sich für den verschossenen Elfmeter im Qualifikationsspiel in Riga, als er in der 81. Minute auf 6:0 ergänzte. In der 83. Minute erzielte Artis Grigorjevs von Levante UD den Ehrentreffer.
Frankreich - Lettland: 6 - 1
18. November 2031
Deutschland schaffte es, sich mühelos gegen die Türkei für die EM 2032 zu qualifizieren, was allerdings überhaupt nicht zum Gesamtbild der deutschen Schande passte.
22. November 2031
Schließlich hatten wir die Ehre, als allererste Mannschaft überhaupt in der umgebauten Amsterdam Arena zu spielen. Das Stadion war von ehemals 52,960 auf 66,200 Sitzplätze ausgebaut worden. Die extrem breiten und tiefen Gräben wurden mit zusätzlichen Sitzreihen abgedichtet und das Spielfeld abgesenkt. Auf der Haupt- und Gegentribüne hatte man ebenfalls noch ein wenig Platz unter dem Dach schaffen können, das bei teuren Umbauarbeiten leicht angehoben werden musste. Vor der neuen niederländischen Rekordzuschauerzahl von 65,680 Zuschauern spielten wir gar nicht so schlecht wie von allen erwartet und verloren "nur" mit zwei Toren Rückstand.
(http://abload.de/img/2014-08-18_00008qnob8.jpg)
Quelle: Selbst fotografiert bei einer Stadionführung 2013
Ajax Amsterdam - Willem II Tilburg: 2 - 0 (65,680 Zuschauer - Neuer Eredivisie-Zuschauerrekord)
Otende (2.), Ledenev (65.)
26. November 2031
Leider konnten wir unsere Begeisterung über den Rekord nicht in das Spiel gegen Alkmaar mitnehmen. Oh wie sehr ich doch froh war wenn endlich der Kühne da wäre.
Willem II Tilburg - AZ Alkmaar: 0 - 4
Pop (40.), Hendriks (70., 82.), Mingold (76. Elfmeter)
Jetzt waren es doch noch paar Spiele bis zur Auslosung aber wenn dann die Auslosung kommt, werde ich die Sonderausgabe zur EM hier veröffentlichen.
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Schade das dein PC abgeschmiert ist, rede mal mit ihm und hau ihm auf die Schaltkreise ;)
Für den Storybereich wäre so eine Speicherfunktion schon sinnvoll.
Vorschreiben ist bestimmt auch nix tolles, wegen den Formatierungen die du dann hier machen müsstest.
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Habe ich erwähnt, wie bemerkenswert ich deinen Autoverschleiß finde? Und zum Fussball: Wie sicher bist du denn beim Club noch im Sattel. Gefühlt müssten die doch langsam sehr, sehr nervös werden, oder?
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@DayDreamer: Das hat mich so gewurmt, das ich im Nachhinein doch noch den erweiterten Text erneut geschrieben habe. Also nochmal das Kapitel durchlesen lohnt sich.
@Weltklasse Bittengel: Details zu meiner Zukunft bei Willem II folgen nach der zweiteiligen Sonderausgabe. Ich kann nur soviel sagen: Wir sind zum Glück auf den Relegationsplätzen und können uns sogar auf sichere Plätze retten wenn wir uns anstrengen.
Sonderausgabe UEFA Europameisterschaft 2032 in den Niederlanden Teil 1: Ausrichter und Spielorte
Guten Abend, mein Name ist Ralf Itzel und ich begrüße Sie heute live aus der Bony-Wilfried-Arena in Arnheim, wo am 12.06.2032 das Eröffnungsspiel Niederlande gegen Portugal stattfinden wird. Doch bevor wir uns das Stadion in Arnheim und die 10 weiten Spielorte etwas genauer anschauen, zunächst einmal ein Blick auf das Ausrichterland.
(http://abload.de/img/unbenannt2t8sv4.jpg)
In den Niederlanden liegt nur etwa 50 % Landmasse über dem Meeresspiegel. Mit 497 Menschen pro Quadratkilometer Land ist die Niederlande im Vergleich zur Größe dicht besiedelt. Die drei größten Städte sind Amsterdam, Rotterdam und Den Haag. In Rotterdam liegt der größte Hafen Europas - so groß wie Platz 2 bis 4 der selben Rangliste zusammen. Riesige Bauwerke, sogennante "Deltawerke" sollen das Land vor der immer präsenten Gefahr einer Sturmflut schützen. Erst wer einmal das Oosterscheldekering am südwestlichen Zipfel des Landes gesehen hat, wird verstehen, welch atemberaubende Bauleistung nötig gewesen war um diesen Sturmschot zu errichten.
Zum allersten Mal in der 71-jährigen Geschichte der Europameisterschaft darf die Niederlande diese Veranstaltung ganz alleine austragen. Selber gewinen konnten sie das Event aber nur 1988 in Deutschland im Finale gegen die Sowjetunion. Bei der letzten Ausrichtung einer EM in den Niederlanden im Jahr 2000 wurden bereits einige spektakuläre Stadion errichtet, die zum Teil sogar Weltpremieren darstellten. Dazu später aber mehr. Damals übrigens schon in der Gruppenphase ausgeschieden: Deutschland! Diesmal konnten sie sich geradeso in die Playoffs retten, wo man sich gegen die Türkei durchsetzen und qualifizieren konnte. Für Deutschland steht 32 Jahre nach dem peinlichen frühen Aus viel auf dem Spiel.
(http://abload.de/img/spielortet6kbu.jpg)
(Leichte positionelle Abweichungen aus Platzgründen möglich)
(http://abload.de/img/unbenannt3tlslu.jpg)
Amsterdam
In der Hauptstadt Amsterdam wohnen 800,000 Einwohner. Die Amsterdam Arena war das erste europäische Fussballstadion mit einem Schiebedach. Natürlich wurde diese Konstruktion bei den umfangreichen Umbaumaßnahmen beibehalten. 18 Minuten braucht das Dach um sich zu schließen. Allerdings muss der Schiedsrichter schon mehrere Stunden vor dem Anpfiff entscheiden, ob er das Dach schließt oder öffnet, da sich während des Vorgangs keine Zuschauer im Stadion befinden dürfen. Eigens für die EM wurden die sehr breiten und tiefen Gräben aus Sicherheitsgründen mit zusätzlichen Sitzplätzen abgedichtet und das Spielfeld abgesenkt, um den Zuschauern auf den neuen Rängen bessere Sichtverhältnisse zu ermöglichen. Am 22. November 2031 wurde hier im Spiel Ajax Amsterdam gegen Willem II Tilburg ein neuer Eredivisie-Zuschauerrekord aufgestellt. 66,200 Zuschauer haben seit dem Umbau hier Platz. Ein weiteres Merkmal: Als einziges Fussballstadion der Welt hat es eine Straße, die unter dem Stadion hindurch verläuft.
Rotterdam
Das Heimstadion von Feyenoord Rotterdam, liebevoll einfach nur Die Schüssel (De Kuip) genannt, wurde 1937 erbaut und fasst nach Umbauten magische 51,580 Zuschauer. In der Schüssel wurde auch das Finale der Euro 2000 ausgetragen. Bei der Wahl des Architekten wurde von vornherein festgelegt, dass das markante Design des Stadiondachs beibehalten wird. Es erhielt einen zuästzlichen Tier (Sitzblock), der sich über alle Seiten des Stadions spannt.
Heerenveen
Da das Stadion in Heerenveen schon vorher Platz für 26,100 Sitzplätze hatte, konnten die Ausrichter auf einen Um- oder Neubau verzichten. Allerdings wird ab der nächsten Saison in diesem Stadion aller Wahrscheinlichkeit nach zweitklassig gespielt, da SC Heerenveen vom Abstieg bedroht ist.
Utrecht
Das Zentrum der EM liegt in Utrecht. Auch hier war kein Umbau nötig, da 24,500 Sitzplätze den Anforderungen genügten.
Tilburg
Im kleinsten Stadion der Europameisterschaft fühlt sich Lettlands Nationaltrainer ganz besonders zuhause: Toni Finch. Er trainiert hier den Willem II Tilburg. Die Mannschaft ist genau wie Heerenveen vom Abstieg bedroht, kann aber froh sein, dass der Umbau hier relativ kostengünstig war. So kostengünstig, dass die Umbauarbeiten nicht rechtzeitig fertig geworden sind und letztlich doch nur 250 Plätze mehr als bisher angeboten werden können. Jetzt fasst das Stadion an der Grenze zu Belgien 14,750 Sitzplätze. Kleine Anekdote zum Schluss: Der Zusatz Koning (zu deutsch König) kam erst 2009 zum Namen dazu.
Groningen
In der Burg von Groningen, die 2006 eröffnet und für die EM erfolgreich renoviert wurde, können 35,100 Zuschauer Platz nehmen. Das Besondere am nördlichsten Stadion der EM ist, dass der Stadionbereich in einen riesigen Einkaufs-, Büro- und Wohnkomplex baulich eingelassen wurde.
Arnheim
Der wahrscheinlich spektakulärste Umbau und auch das zugleich schönste Stadion ist die Bony-Wilfried-Arena in Arnheim. Sein Vorgänger GelreDome hatte zwar als erstes Stadion in Europa (3 Jahre vor der VeltinsArena) einen herausschiebbaren Rasen, wurde aber von den Anhänger des Vereins Vitesse Arnheim gehasst und verschmäht. Also musste der Betonklotz mit den zwei Busen einem Neubau weichen. Das neue Stadion wurde in Gedenken an Bony Wilfried (oder Wilfried Bony, in Arnheim ist man sich da selbst nicht sicher) benannt, der von einem Geisterfahrer im November 2031 in Selbstmordabsicht getötet worden war. Wie ich zu Beginn der Sendung bereits sagte, findet hier das Eröffnungsspiel der Europameisterschaft statt. Vor dem Anpfiff wird für Wilfried Bony vor 53,631 Zuschauern eine Schweigeminute gehalten.
Den Haag
Den Haag ist der Regierungssitz der Niederlande und somit ein wichtiger Anlaufpunkt für die diesjährige Europameisterschaft. Die westlichste Stadt der EM ist aber nicht nur für seinen Regierungssitz bekannt sondern auch für den Badekurort Scheveningen, ein Stadtteil von Den Haag. Das zweitkleinste Stadion fasst nur 15,000 Zuschauer und wurde 2007 erbaut.
Alkmaar
Da das alte AZ Stadion aus Platzgründen nicht ausgebaut werden konnte (eine Autobahn verläuft nur wenige Meter am Stadion vorbei), musste ein neues Stadion gebaut werden. Das einzige Stadion der EM ohne Komplettüberdachung heißt ganz einfach nur AZ Alkmaars Stadion und bietet Platz für 41,607 Zuschauer. Die Arbeiten sind erst sehr spät im Oktober 2031 fertig geworden aber trotzdem ist die Konstruktion beeindruckend. Alkmaar ist für seinen großen Käsemarkt bekannt.
Eindhoven
Ein weiteres Stadion, dass bereits bei der EM 2000 Spiele austragen durfte, ist das Philips-Stadion in Eindhoven. Vor und nach der EM trägt hier der Werksverein von Philips (PSV Eindhoven) seine Heimspiele aus. Die Pläne der erfolglosen Bewerbung für die WM 2018 wurden nun für die EM umgesetzt, weshalb das Stadion sich ab sofort ebenfalls zum großen Klub der 40.000er zählen darf.
Enschede
Mit der Grolsch Veste in Enschede wird wohl auf ewig eine traurige Geschichte verbunden sein. Während der Umbauarbeiten im Jahre 2011 stürzte ein Teil des Stadiondaches ein und tötete zwei Menschen. Zwei Tribünen wurden nach den getöteten Bauarbeitern benannt. Beim erneuten Umbau für die EM wurden zum allersten Mal Roboter eingesetzt, um besonders gefährliche Arbeiten auszuführen. Jetzt können 31,900 Zuschauer die Spiele verfolgen.
Kleine Anmerkung am Rande (out of Story): Lettland spielt seine Gruppenspiele in Eindhoven, Tilburg und Enschede. Bin wirklich happy, bessere Wahl an Spielorten hätte es nicht geben können.
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Such dir mal hier im Forum den "Meistertrainerforum Story Editor" von Gager, der schützt zwar nicht vorm abstürzen des PCs aber damit kann man seine Texte speichern und/oder hier direkt ins Forum posten ;)
Ansonsten tolle Story 8)
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bin auf die EM gespannt!
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Sonderausgabe UEFA Europameisterschaft 2032 in den Niederlanden Teil 2: Gruppen und Mannschaften
Vor der EM wird bereits viel spekuliert wer den Titel dieses Mal holt. Heißester Kandidat ist Weltmeister Spanien. Titelverteidiger Frankreich wird eher nicht als Favorit gezählt. Stattdessen wird Gastgeber Niederlande der zweite Titel nach 1988 zugesprochen. Geheimfavorit ist dieses Jahr Lettland. Ein starker Torwart und ein guter Stürmer plus der erfahrene Trainer Toni Finch scheinen das Rezept für den Erfolg sein.
Gruppe A
Weißrussland 11. Platz Weltrangliste
Die Mannschaft konnte sich mit einem überraschenden 1:0 Sieg gegen Russland als Gruppenerster qualifzieren. Mit Torwart Aliaksandr Baha von FC Chelsea und Stürmer Alexey Ledenev von Ajax Amsterdam setzt man auf zwei prominente Spieler. Trainer Yuriy Kolochinskiy übernahm zwei Wochen nach Abschluss des Trainerlehrgangs die weißrussische Mannschaft im Jahr 2030 .
Zypern 21. Platz Weltrangliste
Bei der WM 2030 war Zypern die Überraschung! Diesmal lief die Qualifikation nicht so reibungslos, weshalb man in die Playoffs gegen Norwegen musste. Zwei Siege ohne Gegentor machten dann die Teilnahme perfekt. Bester Spieler ist der Bayer Leverkusen Stürmer Nikolas Michail. Er war auch Deutschlands Torjäger des Jahres und in Leverkusens Elf der Saison 2029/30. Stelios Mertakkas trainiert die Mannschaft seit Juli 2028, kann sich somit damit rühmen, gleich zwei große Turniere erreicht zu haben.
Kroatien 12. Platz
Kroatien spielte in der selben Gruppe wie Zypern und musste ein 0-0 Unentschieden gegen Zypern kassieren. Man konnte sich aber trotzdem als Zweiter direkt qualifizieren. Wertvollster Spieler ist Stürmer Djuro Anic mit 15,75 Millionen Euro. Trainer Igor Turkalj machte Schlagzeilen, als er am ersten Arbeitstag den Zuschauerliebling Mato Grubisic aus der Mannschaft geschmissen hat.
Belgien 34. Platz
In einem unvergesslichen Spiel in Stockholm gewannen sie mit 2:7 gegen Schweden. Diego Theunissen wurde als ehemaliger U21-Spieler für seine erste EM nominiert und errang 2029/30 die Auszeichnung als Spieler des Jahres bei Willem II Tilburg. Ebenso ruhmreich ist Mario de Amicis (Lazio Rom). Trainer Tiziano Simons ist seit fünf Jahren für Belgien tätig.
Gruppe B
Niederlande 35. Platz
Auf den Schultern des Gastgebers lastet ein schweres Erbe. Der letzte EM-Sieg war 1988. Peinlicherweise verlor man in einem Freundschaftsspiel 0-2 gegen Schottland. Das konnte auch der ehemalige chinesische Nationalspieler Liu Guodong nicht verhindern, der sich eine niederländische Staatsbürgerschaft angeeignet hat. Im Tor wird wahrscheinlich Patrick Rotteveel stehen, der mit AC Mailand 2030 die UEFA Europa League gewann. Trainer Siem de Jong wechselte nach Stationen bei Werder Bremen und Ajax Amsterdam im Jahre 2030 zu Niederlande.
Portugal 32. Platz
In einer leichten Qualifikationsgruppe konnte man sich als Zweiter die Teilnahme sichern. Die besten Männer sind Marco Sousa (AC Mailand) und Claudio Perreira (1. FSV Mainz 05). Perreira gewann 2024 die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Paris. Hugo Pita ist als Trainer seit 2029 im Amt.
Schottland 10. Platz
Obwohl man in der Quali nur 1:1 gegen Serbien spielte, konnte man sich direkt qualifizieren. Die Hoffnungen ruhen auf Bobby White (FC Barcelona), der bester junger Spieler der WM 2026 geworden ist. Auf der Trainerbank sitzt seit 6 Jahren Tony Oliver.
Estland 54. Platz
Bei der ersten Teilnahme überhaupt ist Estland zumindest schon mal Entfernungseuropameister. 2148 Kilometer liegen zwischen Talinn und Amsterdam. Im vorletzten Spiel der Qualifikation konnte man überraschend Wales rauswerfen. Ihr Stammtorwart Silver Kazakov (Real Betis Sevilla) möchte nach der EM seine Karriere beenden. Sein Chef Mario Dmitrijev hofft, dass Kazakov durch seinen Ehrgeiz, zum Schluss nochmal alles zu geben, die Kohlen aus dem Feuer holen kann.
Gruppe C
Italien 2. Platz
Keine Kohlen mehr rausholen muss Italien, die schon zweimal Europameister waren (1968 + 2012) . Gegen Spanien wurde man 2030 Vizeweltmeister. Dass aber noch längst nicht alles in Stein gemeißelt ist, zeigte das 0-0 Unentschieden am 29. März 2031 gegen Rumänien. Davide Peccarisi wurde als Stürmer mit Juventus Turin 2030 italienischer Meister. Trainiert wird der Vizeweltmeister von Federico Politi.
Slowakei 19. Platz
Die Slowaken haben schon alles erreicht, was ihnen wichtig war. Bei der EM 2016 in Frankreich haben sie ihre Kritiker Lügen gestraft und wurden Europameister. Dass mit den Osteuropäern immer zu rechnen ist, zeigt der 1. Platz in der Qualifikationsgruppe. Allerdings muss man in der Vorbereitung auf Mittelfeldstar Tomas Cernak von Schalke 04 verzichten. Ladislav Rusnak ist seit Oktober 2029 in der Slowakei tätig.
Tschechien 44. Platz
Tschechien war die erste Mannschaft seit 4 Jahren, gegen die Deutschland gewinnen konnte. Mit einem 0:1 verloren sie in Stuttgart. Karel Kucera schaffte mit AC Mailand den Sieg in der Europa League 2030. Trainer Martin Hasek hat selbst 14 Länderspiele für Tschechien absolviert, regierte zuerst bei Banik Sokolov, dann bei Sparta Prag und schließlich in Moskau bei Lokomotiv. Er hat aber nie einen großen Titel gewinnen können.
Deutschland 17. Platz
Eines kann man schon vorwegnehmen. Sie sind besser als bei der letzten EM: Da hatte man sich nicht einmal qualifiziert. Nach der erfolglosen WM-Quali 2030 mit dem unerfahrenen Marcel Stahl übernahm Shawn Parker die Mannschaft. Er hatte sich als Bundesligatrainer des Jahres 2029 mit FC St. Paul einen Namen gemacht. Trotzdem musste man in die Playoffs, wo man sich gegen die Türken quälte. Unverzichtbare Bausteine sind Torsten Friedrich und Sergio Novati. Novati spielt in der Heimat seines Vaters bei Juventus Turin.
Gruppe D
Frankreich 6. Platz
Zweifelhaft ist, ob Frankreich seinen Titel verteidigen kann. Trainer Florent Petit musste gleich in seinem ersten Pflichtspiel eine bittere Niederlage gegen Lettland einstecken, wobei Hoffnungsträger Pemphero Mwachie einen Elfmeter verschoss. Seit der Entdeckung von Joshua Saidi (Olympique Lyon) ist Mwachie nur 2. Wahl.
Litauen 40. Platz
Der Vizeeuropameister möchte mit Trainerurgestein Raimondas Zutautas (seit 2005 Trainer von Litauen!!) den Erfolg wiederholen. Mit drei Unentschieden konnte man sich wider aller Logik als zweitplatzierte Mannschaft direkt qualifizieren. Marius Paberzis ist als Star der Mannschaft zurzeit auf Vereinssuche. Ein Titel könnte ihn möglicherweise für einen guten Verein empfehlen.
Ukraine 29. Platz
Über die Ukraine lässt sich nicht viel sagen. Problemlos als Erster qualifiziert, setzt man schon seit November 2025 auf Trainer Taras Moroz. Mögliche Abwehrschwächen kann Torwartlegende Leonid Saenko (Schachtar Donezk) kompensieren.
Dänemark 42. Platz
Unter dem geschlossenen Dach des Parken spielte man am 16.10.30 nur 0:0 gegen Norwegen. Ein harter Rückschlag für das als Zweitplatzierter der Gruppe J direkt qualifizierte skandinavische Land. Jetzt muss Morten Green von AS Saint-Etienne alles dafür geben, seinen Trainer Michael Lumb zufriedenzustellen. Lumb hat selbst 74 Länderspiele und 7 Tore erzielt, trainierte zuvor Alemannia Aachen.
Gruppe E
Bulgarien 56. Platz
Beinahe wäre Island gegen die Bulgaren in den Playoffs ein Wunder gelungen. Mit 1-2 hatte Island in Sofia vorgelegt, weshalb Bulgarien mindestens zwei Tore schießen musste. Im Rückspiel brachten sie dann die Minimalanforderung auf das Ergebnistableau und qualifizieren sich. Ausschlaggebend dafür war Stefan Zlatkov, der in 53 Bundesligaspielen für VfL Wolfsburg nur ein Tor machen konnte. Sein Trainer Ilyan Nikolov sieht nur geringe Chancen für ein Weiterkommen ins Achtelfinale.
Lettland 39. Platz
Bei Lettland setzt man auf einen ganz prominenten Mann als Trainer. Toni Finch war als Vereinstrainer nie erfolgreich und war unter anderem dafür verantwortlich, dass MSV Duisburg sieben Jahre in der Kreisliga spielen musste. Alle Vereine, die Finch trainierte, wurden finanziell und personell in den Abgrund getrieben. Aber seine Bilanz als Nationaltrainer sieht da ganz anders aus. Mit China gewann er den Asian Cup 2027. Jetzt will er auch den europäischen Titel holen, was auch die Medien als durchaus schaffbar einschätzen. Er selbst denkt aber, dass es mit Lettland (noch) nicht zu schaffen ist. Finch trainierte nacheinander folgende Mannschaften: Deutschland, MSV Duisburg, Go Ahead Eagles Deventer, Tschechien U19, Roda JC Kerkrade, Costa Rica, 1. FC Heidenheim, 1860 München, China, Maastricht VV (nur 8 Wochen), Wuppertaler SV Borussia, Karlsruhe SC, Waldhof Mannheim, Twente Enschede, 1899 Hoffenheim, Willem II Tilburg. Nach dem Aufstieg mit Kerkrade wurde er Zweiter bei der Wahl zum Eerste Divisie-Trianer des Jahres.
Star bei Lettland ist Artis Grigorjevs, der in acht Spielen acht Tore machte und trotzdem nur bei Levante UD spielt. Er erzielte auch das legendäre 1-0 gegen Frankreich am 11.09.2030, als man den haushohen Favoriten und EM-Titelverteidiger nach Hause schickte. Lettland gewann 6 von 8 Spielen und stellte einen neuen Weltranglistenrekord auf. Zur Evaluation spielen sie in der Vorbereitung gegen Georgien und England.
Spanien 1. Platz
Weltmeister Spanien will "mit Lettland kurzen Prozess machen". Das sagt zumindest Trainer Unai Emery, der nach Stationen bei Lorca Deportivo, UD Almeria und FC Valencia jetzt bei Spanien die Fäden in der Hand hält. Dass man nicht im berühmten Weltmeister-Tief steckt, bewiesen sie bereits in der Qualifikation. Mit 10 Siegen in 10 Spielen sicherten sie sich schon früh das Ticket zur EM. Hoffnungsträger bei den Fans ist Jesus, der rechte Mittelfeldspieler von FC Barcelona. Erst kürzlich wurde er Zweiter bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres.
Armenien 16. Platz
Auf die erste Teilnahme bei einer EM darf sich Armenien freuen, die sich sogar als Gruppenerster qualifiziert haben. Die namhaftesten Spieler sind Torwart Arman Baghdasaryan (AS Saint-Etienne) und Verteidiger Artak Sarukhanyants (Juventus Turin). Karen Grigoryan schaltet und waltet die Armenier seit Juni 2026.
Gruppe F
Nordirland 33. Platz
Nicht gerade glücklich waren die Fans, als es im Heimspiel gegen Schweden nur 0:0 nach 90 Minuten stand. Umso begeisterter war man, als Nordirland sich trotzdem als Nummer 1 qualifiziert hat. In der Todesgruppe mit Russland, Irland und England wird aber aller Wahrscheinlichkeit nach für die Nordiren Schluss sein. Im Duell Irland gegen Nordirland wird mit schweren Ausschreitungen der gefürchteten britischen Hooligans gerechnet. Johnny McClelland spielt bei FC Everton, die Hälfte aller Spieler ist vereinlos. Michael Downley übernahm im Juli 2028 das Ruder.
Russland 37. Platz
13 Spieler der russischen Mannschaft spielen bei Spartak Moskau. Damit sind mehr als die Hälfte aller Spieler bei diesem Verein tätig. Die von Fans jetzt Spartak international getaufte Mannschaft gewann im ersten Qualifikationsspiel 6:0 gegen Slowenien und wird deshalb in der Todesgruppe F von allen gefürchtet. Kommandant ist Vladislav Andreev, der diese Tätigkeit seit Juli 2027 ausübt.
Irland 20. Platz
Da hatten sie so eine brillante Qualifikation gespielt und nun droht ihnen das Aus in der Gruppenphase. Dass Irland vom frühen Aus bedroht ist, zeigt auch die 4:0-Niederlage gegen Girechenland. David O'Sullivan kam 2030 ganz frisch aus der Trainerschule und startet jetzt zu seinem "ersten ganz großen Ding".
England 7. Platz
England hat schon zweimal die WM (1966 + 2026) gewonnen aber noch nie die EM. Das soll sich nun ändern, hofft zumindest Trainer Matt Burgess. Möglich machen soll das vor allem der geniale offensive Mittelfeldspieler Nuno Ferreira, der zwar in Portugal geboren wurde aber fast seine gesamte Karriere in England verbracht hat und deshalb nun für die Engländer aufs Feld darf. Bei der blamablen Niederlage gegen Österreich fehlte er verletzungsbedingt.
Gruppenstärken in der Zusammenfassung gemessen an ihrer Weltranglistenposition
Gruppe A (11+21+12+34)= 78
Gruppe B (35+32+10+54)= 131
Gruppe C (2+19+44+17)= 82
Gruppe D (6+40+29+42)= 117
Gruppe E (56+39+1+16)= 112
Gruppe F (33+37+20+7)= 97
Die am Stärksten besetzte Gruppe wäre somit Gruppe A obwohl hier alle 4 Mannschaften noch keinen einzigen Titel holen konnten. Trügerisch ist auch das Ergebnis von Gruppe B. Niederlande ist viel schwächer klassifiziert, weil sie eben nur Freundschaftsspiele bestritten haben.
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schon krass welche nationen dabei sind.
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Kapitel 15: Hau den Lucas
Nach dem Spiel gegen Alkmaar lief es mir eiskalt den Rücken runter. Bei Heerenveen hatte es einen Trainerwechsel gegeben und jetzt war man ganz dicht an unseren Fersen. Vorher hatte Heerenveen noch wie der klare Absteiger ausgesehen. Aber nun mussten wir bangen, dass sie uns überholten. Denn auf Platz 18 gab es keine Relegation. Da gabs nur Abstieg. Von Platz 18 waren wir nur noch 3 Plätze entfernt.
Als ich abends nach Hause kam, hatte ich keinen Appetit und ließ mein Abendessen stehen. Mir war die Lust am Essen vergangen. Da steckte ich wieder in diesem Strudel. Mit einem Verein konnte ich einfach keine guten Resultate erzielen. Mein Vorstand war logischerweise auch nicht so begeistert. Ohne viel zu sagen ging ich in mein Arbeitszimmer und ließ Emilia und Jessica alleine am Esstisch sitzen.
Ich setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl und vergrub den Kopf in den Händen. Meine Stimmung verschlechterte sich rapide und ich wusste nicht, wie lange ich so da saß bis sich schließlich die Zimmertür öffnete.
Gehts dir gut, Paps? fragte Jessica zaghaft.
Jaja, alles gut. antwortete ich wenig überzeugend. Meine Traurigkeit schwang in der Stimme mit.
Ich bin kein Psychologe aber ich würde sagen du wirst depressiv. - Aber nicht von der Brücke springen ja?
Nein, sowas mache ich nicht. Aber ich hatte tatsächlich etwas ähnliches im Sinn.
Erst jetzt hob ich den Kopf, wagte es aber nicht, mich umzudrehen und Jessica in die Augen zuschauen.
Ich will nicht, dass du stirbst. Du bist doch jetzt mein Papa. Das soll doch nicht so enden wie mit meinem leiblichen Vater. sagte sie, wobei ihre Stimme fast schon hysterisch klang.
Was ist ihm denn passiert?
Er hat sich auch versucht das Leben zu nehmen. Aber bei ihm hat es geklappt.
In dem Moment drehte ich mich doch zu ihr um.
Und trotzdem wolltest du von der Brücke springen?
Naja... jedenfalls wollte ich nicht ohne dich gehen. Deshalb wollte ich wieder zurück klettern. - Aber warum macht dich das mit dem Verein so zu schaffen? Sie sind gerade erst aufgestiegen und es passiert immer wieder, dass Aufsteiger den Klassenerhalt nicht schaffen. In einer so starken Liga ist es eben schwer, sich zu profilieren.
Weil das dann wieder bedeutet, dass wir umziehen müssen. Außerdem spielen wir nicht schlecht. Wir spielen grottenschlecht! Ein Sieg in 14 Spielen... Das ist eine Katastrophe! Ich halte das nicht mehr länger aus!!
Glaubst du, Gott lässt dich im Paradies als Fußballtrainer arbeiten?
Vielleicht...
Also wenn du gehst, dann geh ich auch.
Oh ja, gute Idee!
Du bist doch verrückt. Kollektiver Selbstmord oder was? Nein wirklich, du solltest den ganzen Blödsinn nochmal überdenken.
Ich stand auf, schob Jessica beiseite und ging die Treppe hinunter zur Haustür.
Hey warte hörte ich Jessica hinter mir rufen.
Dann öffnete ich die Haustür und ging zu unserem Auto. Auch Emilia war inzwischen auf die brenzlige Situation aufmerksam geworden und folgte Jessica aus dem Haus.
Mach nicht den nächsten Wagen kaputt! Du hast ihn doch gerade erst repariert.
Ich mache doch nur eine kleine Spritztour um mich abzulenken!
Ja natürlich, das sagen sie alle!
Als nächsten Schritt drückte ich den Startknopf für den Motor, der dumpf bromselnd zum Leben erwachte. Jessica rannte auf die Einfahrt und stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor mich.
Tu das nicht! schrie sie und hämmerte mit der rechten Faust auf die Motorhaube.
Der Schlag war so kräftig, dass das Sicherheitssystem auslöste und der Haubenairbag aufsprang. Die Motorhaube klappte leicht auf und ein weiches Luftkissen öffnete sich darunter (Das gibts wirklich, nennt sich bonnet Airbag und ist von Volvo erfunden worden). Jessica öffnete die Fahrertür und zerrte an meinem linken Arm.
Können wir das jetzt wie zivilisierte Leute klären?
Ich bin zivilisiert! rief ich wütend. Aber diese beschissene Welt ist es nicht!
Nun mach dir doch über den Fußball nicht so einen Kopf. Du bist nicht der Erste und nicht der letzte Trainer, der absteigt. Selbst wenn sie dich kündigen... - mein Gott, das ist kein Weltuntergang.
Das ist - aber wenn ich nicht gekündigt werde, dann verlassen alle guten Spieler den Verein weil keiner zweitklassig spielen will. Das ist ein Weltuntergang! Für den Verein und für meinen Ruf.
Du bist immer noch Nationaltrainer von Lettland und kannst deinen Ruf schnell wieder korrigieren. Ziemlich oft sind Briefe aus aller Welt im Briefkasten. Erst letztens hab ich wieder einen aus Kuwait gesehen. Man wird das Interesse an dir nicht verlieren nur weil du mit Tilburg absteigst.
Nach diesen Worten stieg ich endlich aus und ließ mich ohne Gegenwehr zurück ins Haus begleiten.
So und jetzt isst du was. Ich hab dir extra Käsespätzle gemacht.
30. November 2031
Unser Spiel gegen Sparta Rotterdam nutzte ich, um neue Taktiken auszuprobieren. Es musste doch eine Möglichkeit geben, das eine oder andere Spiel zu gewinnen. Gegen Sparta gelang uns das aber noch nicht und Tesic machte schon wieder ein Eigentor. Außerdem verletzte sich van Roosmalen.
Willem II Tilburg - Sparta Rotterdam: 0 - 2
Tesic (63. Eigentor), Oliveira (87.)
06. Dezember 2031
An meinem Geburtstag kam mir die Vermutung, dass es vielleicht gar nicht an den Feldspielern sondern am Torwart lag. Für das Spiel gegen Enschede stellte ich Marko Orazem ins Tor. Marko Orazem war sogar ziemlich erfolgreich: Er machte Saisoneigentor Nummer 10. Stephan Serrone verletzte sich.
FC Twente Enschede - Willem II Tilburg 2 - 1
Bayar (1.), Orazem (26. Eigentor) - Theunissen (41.)
Zuhause am Esstisch rastete ich richtig aus und pfefferte meine noch nicht ausgepackten Geburtstagsgeschenke quer durch den Raum.
JETZT MACHT SOGAR DER TORWART EIN EIGENTOR! ICH WERD WAHNSINNIG!
Er wollte bloß sicherstellen, dass deine Mannschaft zum Geburtstag wenigstens ein Tor schießt.
Ich glaube du musst deinen Spielern nochmal erklären, in welche Richtung sie spielen müssen.
12. Dezember 2031
Sechs Tage später dann ein kleiner Hoffnungsschimmer. Willem Coumans beendete seine Torflaute. Zum zweiten Mal innerhalb von sieben Tagen verletzte sich Stephan Serrone.
Willem II Tilburg - SC Heracles Almelo: 1-3
Coumans (58.) - Kooistra (15.), Jansen (56.), Pettersen (88.)
19. Dezember 2031
Ohne unser Sorgenkind Serrone verlieren wir auch gegen Doetinchem.
Willem II Tilburg - De Graafschap Doetinchem: 1 - 3
Popovic (86.) - Jokic (3.), Iraheta (28.,50.)
01. Januar 2032
Bei Minusgraden hatte Präsident Supusepa eine Pressekonferenz einberufen, damit ich Neuzugang Lucas Kühne offiziell vorstellen konnte.
Tilburger Sportnachrichten: Lucas Kühne hatte bei Werder den Spitznamen "Stürmer aus Glas". Wie sehr wird das Ihre Taktik beeinflussen?
Das hörte ich zum ersten Mal. Noch einer der andauernd verletzt sein wird?:o Äh - Was soll ich auf diese bescheuerte Frage antworten? Entweder er kann spielen oder nicht? Ich werde nicht im Vorraus kalkulieren wer wann wie oft verletzt sein wird.
Gegen Den Haag entschied ich mich, Lucas noch zu schonen. Er sollte erst einmal ein wenig in der Reserve spielen, um die Mannschaft kennenzulernen.
21. Januar 2032
Bei 3 Grad Celsius und Platzregen schienen die 22 Spieler auf dem Feld am Rasen fest gefroren zu sein. Nur die Stürmer heizten sich auf beiden Seiten kräftig ein um beweglich zu bleiben. Übrigens ist Popovic eigentlich defensiver Mittelfeldspieler aber irgendwie ziehts ihn andauernd nach vorn.
ADO Den Haag - Willem II Tilburg: 4 - 2
Soliman (2.), Cohen (9.), Weinecker (23.,39.) - Popovic (16.), Coumans (81.)
25. Januar 2032
Endlich schien wieder die Sonne und lachte mit uns, als wir endlich nach monatelanger Niederlagenserie wieder einen Punkt gegen Emmen einsammelten. Mühsam ernährte sich das Eichhörnchen. Mögliche Gründe dafür konnte ich eigentlich nur in Manolo Vincioni finden, der zum ersten Mal nach einem Kreuzbandriss wieder spielen konnte.
Willem II Tilburg - FC Emmen: 2-2
van der Laan (10.), Rienstra (62.) - Kettaf (43.), Jacebo (67.)
31. Januar 2032
Dass das Fehlen von Manolo Vincioni tatsächlich ausschlaggebend für unsere Niederlagenserie war, bestätigte sich gegen den Favoriten und fünftplatzierten Verein Excelsior Rotterdam. Wie aus dem Nichts zauberten wir eine Energie, die sich in vier unglaublichen Toren entlud.
SBV Excelsior Rotterdam - Willem II Tilburg: 1 - 4 (Erster Sieg seit Oktober 2031)
Jansen (7.) - Coumans (21. Elfmeter, 69.), Vincioni (41.), van der Laan (45.)
08. Februar 2032
Gegen den Meisterkandidaten Utrecht dann doch wieder verloren. Aber meine Motivation war wieder da. Vincioni traf erneut.
Willem II Tilburg - FC Utrecht: 1 - 2
Vincioni (35.) - Leao (30.), Kavcic (59.)
12. Februar 2032
Ein weiterer Hoffnungsträger der Mannschaft war bislang Djuro Popovic. Nach einer schweren Verletztung im Spiel gegen AZ Alkmaar fiel er für 3 Monate verletzt aus. Thomas Tschütscher war übrigens offensiver Außenverteidiger, so stand es im Spielbericht. Wusste gar nicht, dass es sowas gab.
AZ Alkmaar - Willem II Tilburg: 4 - 1
Hendriks (8., 18., 68.), Hartung (26.) - Tschütscher (7.)
15. Februar 2032
Für den länger ausfallenden Popovic machte Lucas Kühne sein Debüt gegen Feyenoord. Obwohl wir ganz klar die Außenseiter waren, schafften wir ein torloses Unentschieden. Luis Goncalves von Rotterdam verschoss sogar einen Elfmeter, den Traore halten konnte.
Willem II Tilburg - Feyenoord Rotterdam: 0 - 0
Keine Tore
22. Februar 2032
Das Spiel gegen Eindhoven sollte unser letztes gutes Spiel werden, bevor unsere Horrorpleitenserie begann. Vermeerbergen feierte seine Rückkehr in die Startformation mit einem Eigentor.
Willem II Tilburg - PSV Eindhoven: 1 - 2
Tesic (54.) - Ibrahim (49.), Vermeerbergen (71. Eigentor)
27. Februar 2032
Für das anstehende Freundschaftsspiel gegen Georgien nominierte ich Valerijs Osipovs (TW, Levski Sofia) und Jevgenijs Pucinskis (VZ, VfL Bochum), beide noch ohne A-Länderspiel. Unser Auswärtsspiel gegen Groningen war der Beginn unserer allerschlimmsten Phase.
FC Groningen - Willem II Tilburg: 6 - 0
Basili (3.), Cruz (7.), Fairclough (26.,75.), van der Laan (36. Eigentor), Guodong (81.)
03. März 2032
Das Freundschaftsspiel gegen Georgien sah ich als Chance, noch ein bisschen mit Ersatztorwart Alekseijs Savinovs zu üben, damit er für die EM fit war falls Uljanovs ausfallen sollte.
Georgien - Lettland
Mikheil-Meskhi-Stadion, Tiflis (16,194 Zuschauer)
Aber Savinovs war bei weitem nicht in der selben Verfassung wie Uljanovs. Savinovs war gut aber eben nicht gut genug. Wir kassierten zwei unnötige Gegentore, die ganz klar auf die Kappe des Keepers gingen. Wie stark unsere Mannschaft wirklich war zeigte auch die Schussbilanz. Tore erzielten zweimal Irakli Makharoblidze (FC Torpedo Kutaisi, Georgien), zweimal Andrejs Visnakos (UD Almeria, Spanien) und einmal Maksims Sevlakovs (FC Getafe, Spanien).
(http://abload.de/img/2014-09-04_00007pasxa.jpg)
Hintergrundbild: Wikipedia (Farben gesättigt und an den äußeren Rändern zugeschnitten)
Georgien - Lettland: 2 - 3
Frohen Mutes kehrte ich nach Holland zurück. Hier stand das Spiel in Arnheim an.
07. März 2032
Vitesse Arnheim frittierte uns vor 53,065 Zuschauern mit 9:1!!! Da konntest du doch nur depressiv werden. Ein Multikultitorfestival mit Ecuador, Ägypten, Albanien, Italien, China, Polen und Venezuela in der Torschützenliste. Damit brachen wir gleich zwei Rekorde. Es war die torreichste Eredivise-Begegnung (vorher 8-1) und die torreichste Begegnung des Vereins (vorher 6-3).
Vitesse Arnheim - Willem II Tilburg: 9 - 1
Valencia (14.,25.), Fathy (22.), Plajji (43.), Vecchio (60.), Zhijie (66.), Dylewski (70.), Toro (77.), Quinto (84.)
Mihail Teless, der ganz zu Anfang meiner Trainerarbeit bei Lettland die Karriere beendet hatte, waltete seit 09. März 2032 als Jugendtrainer des VfB Stuttgart.
13. März 2032
Wenn wir auch nur den Hauch einer Chance auf den Klassenerhalt haben wollten, mussten wir gegen SC Heerenveen gewinnen. Gelang uns leider nicht.
Willem II Tilburg - SC Heerenveen: 1 - 2
Coumans (60.) - de Haan (29.), Benavides (50.)
20. März 2032
FC Zwolle - Willem II Tilburg: 4 - 0
de Jong (11.), Sefa (16.,28.), Kampamba (45.)
27. März 2032
AGOVV Apeldoorn - Willem II Tilburg: 5 - 1
Hermens (13.,14., 40.,56.), Gutierrez (59.) - Coumans (44.)
Jetzt waren es nur noch vier Spieltage und wir lagen schon 10 Punkte zurück. Eine einzige Niederlage und wir könnten den Klassenerhalt vergessen. Aber ich hatte die Hoffnung längst aufgegeben. Denn uns erwartete kein leichtes Programm. Die leichten Mannschaften waren Heerenveen und Zwolle gewesen. Aber gegen diese Mannschaften hatten wir gerade erst verloren.
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Also bei so einer Niederlagenserie, würde ich Teambuilding im Coffeshop betreiben, vllt hilfts ja. Keep smiling ;D ;)
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Ich hab da mal wieder ne Frage an euch, die Community (also auch an die, die meine Story noch nicht gelesen haben).
Nach dem Ende der Europameisterschaft 2032 möchte ich ein neues Projekt starten. Neuer Save, beginn Juni 2011. Es wird ein Projekt, das bis dahin in dieser Form noch nie jemand gemacht hat. Arbeitstitel heißt "Ausgebuht und Abgeschoben" aber möchte euch noch nicht zuviel verraten.. Da es zeitlich 21 Jahre vor dieser Story beginnt, ist Jessica noch gar nicht geboren und Toni sowie Emilia kennen sich noch nicht.
Naja und jetzt wollte ich euch fragen, ist es okay wenn ich neu anfange? Mir ist halt eine super tolle Idee gekommen beim Schreiben der Rigatoni-Story und ich würd sie gern umsetzen. Wäre aber schade wenn ich meine treue Leserschaft durch den Neubeginn verliere. Bitte hinterlasst mir paar Comments, danke ;)
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Hmmmm, schwer sich da zu entscheiden.
Würde hier natürlich noch gerne ein paar Seiten sehen aber wenn du jetzt ne geile Idee für ne Story hast, dann macht das natürlich extrem neugierig^^
Wie wäre es wenn du diese Story hier einfach pausierst, deine neue Story schreibst und vllt später, wenn du lust hast, hier nochmal weiter machst?
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Mir wäre beides recht! :)
Dein Schreibstil und die Aufmachung sagen mir auch so zu, wenn du das beibehältst, dann bestimmt auch deine Leserschaft :)
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Es juckt mich förmlich in den Fingern diese neue Idee als Story zu schreiben. Sie ist dem Toni Finch wie ins Gesicht geschnitten, er würde total dazu passen. Nur brauch ich für meine Idee eine Custom-Datenbank und dafür brauch ich widerum einen neuen Save. Es tut mir ja selbst in der Seele weh diesen uralten Save aufzugeben. Ich würde damit am Liebsten noch 100 Jahre weiterspielen. ;D Aber ich möchte auch meine neue Datenbank ausprobieren.
Kapitel 16: Das Comeback der Saison
04. April 2032
Nachdem ich noch einmal unsere Punkte berechnet hatte, fiel mir auf, dass ich ein Spiel verlieren konnte und trotzdem noch nicht abgestiegen wäre. Gegen unseren nächsten Gegner war aber sowieso kein Punkt zu holen...
Willem II Tilburg - Ajax Amsterdam: 0 - 8
Ledenev (7.,29.,33. Elfmeter, 54.), Aziz (10., 45., 84.), Otende (88.)
Acht von 9 Torschüssen waren reingegangen. Schuss Nummer 9 hatte unser Torwart ganz überraschend gehalten. Mit dieser Niederlage vor eigenem Publikum mussten wir nun aber wirklich jedes Spiel gewinnen um noch Chancen auf den Klassenerhalt zu haben.
11. April 2032
Im Kracher gegen Sparta Rotterdam zeigten wir Siegeswillen und hatten sogar etwas mehr Ballbesitz. Aber auch in allen anderen Spielen hatten wir immer fast ausgeglichenen Besitz. Daran lag es also nicht. Van der Laan brachte uns mit einem frühen Tor erstmal in Führung. Aber unser Towart war so miserabel wie eh und je und es folgte, was kommen musste. Unser Abstieg.
Sparta Rotterdam - Willem II Tilburg: 5 - 2
Zuloaga (10.), Canales (51.,63.), Löhe (54.), Rajalla (68.) - van der Laan (7., 89.)
Mit dem Abstieg im Gepäck kam ich zuhause an. Hier hatte man sich bereits im Vorraus mit dem Abstieg abgefunden, weil man die Hoffnung längst aufgegeben hatte. Selbst mein Co-Trainer glaubte nicht mehr an ein Wunder. Tiefenentspannt setzte ich mich an unseren Esstisch, wo Jessica und Emilia gerade die Hausaufgaben besprachen. Es war Sonntag und Jessica hatte noch so viele offene Aufgaben, dass Emilia Zweifel kamen, ob sie bis Montag fertig würden.
Das ist der Nachteil wenn man auch samstags zur Schule muss. Dann hat man nur noch einen freien Tag für die Hausaufgaben. Aber die Lehrer tun so als ob man super viel Zeit hätte, vergessen dabei aber wofür der Sonntag eigentlich gedacht ist: Zur Entspannung vom Schulalltag.
Na und unter der Woche hast du doch auch nicht den ganzen Tag für Hausaufgaben zur Verfügung.
Aber am Wochenende will ich mich entspannen!
Kurz bevor die Diskussion in den Streit überkochte, unterbrach ich die hitzigen Gemüter.
Ich möchte meine Trainerkarriere beenden. sagte ich geradeheraus.
Du machst jetzt deine Hausauf- führte sie erst ihr Gespräch weiter aber dann wurde ihr scheinbar die Tragweite meiner Worte bewusst WAS!?
Ich möchte meine Trainerkarriere beenden. wiederholte ich.
Warst du heimlich im Coffeeshop? Zum Teambuilding? Entweder nimm weniger Drogen oder gib mir was ab. Der Stoff scheint gut zu sein.
Nein ich bin im vollen Besitz meiner Sinne und ich möchte nach der Europameisterschaft meine Karriere als Trainer beenden.
Nach welcher EM? Der EM 2036 hoffentlich.
Ich meine die EM 2032!
Wieso das?!
Ich möchte mich im Leben neu orientieren. Den Trainerschein hatte ich gemacht, um mir einen Traum zu erfüllen. Aber jetzt 18 Jahre danach bin ich der Meinung, dass ich alles wichtige erreicht hab. Asien-Meister mit China, Aufstieg mit Kerkrade und jetzt die erfolgreiche Qualifikation zur Europameisterschaft. Ich denke, wenn ich jetzt die Karriere beende, wird man mich als erfolgreichen Trainer in Erinnerung behalten. Mache ich noch weiter und es kommt vielleicht eine Niederlagenserie mit Lettland, dann werde ich ruhmlos von dieser Bühne abtreten. Mein einziger aktueller Wunsch wäre es gewesen, jetzt noch einen Verein aus Lettland zu trainieren. Aber ich glaube, das klappt nie. Zurzeit hat das lettische Ligensystem einen kleinen Zusammenfall zu verkraften.
Und wenn du mal was ganz anderes versuchst? Einen Fünftligisten auf England oder in der chinesischen Liga trainieren?
Wie ich bereits sagte, es gibt nichts mehr was mich an diesem Job noch reizt, weil ich bereits alles wichtige erreicht habe.
Plötzlich klingelte es an der Tür. Jessica sprang auf, rannte mit Sieben-Meilen-Schritten zur Tür und öffnete sie. Ich drehte mich um, damit ich sehen konnte, wer da stand. Es war der Koen stellte ich überraschenderweise fest.
Meister, ich... also Sie meine ich... Sie dürfen ihre Karriere nicht beenden! Der Vorstand will ihnen nächste Saison eine zweite Chance geben!
Meister? fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.
Naja Sie wollten ja nicht, dass ich Chef sage. Also sage ich Meister, weil Sie sind doch der Meistertrainer!
Hä, Meistertrainer? Hab ich was verpasst?
Koen warf eine Zeitung auf den blankgeputzten Esstisch, die quer drüber rutschte und am anderen Ende wieder runterfiel. Ich ging zum anderen Tischende und hob die Zeitung auf.
+++Toni Finch bald Meistertrainer?+++
Riga - Der weltweit bekannte Trainer Toni Finch wagt sich mit Lettland an sein neuestes Ziel: Den Europameistertitel. Das ambitionierte Team aus dem Baltikum hat sich viel vorgenommen und möchte die Fußballmächte Europas zum Tanz bitten. Nachdem Finch bereits Asienmeister geworden war, setzt der lettische Fußballverband große Hoffnungen auf den 56-jährigen Deutschen. Doch es tauchen bereits Gerüchte auf, dass Finch nach dem Sieg in der Europameisterschaft seine Karriere beenden will. Vielleicht wird er dann als Europameistertrainer in den Ruhestand gehen. Ein Meistertrainer ist er bereits in den Herzen der meisten Fans.
Ich geb nicht soviel drauf was diese Sportzeitungen schreiben. Als Absteiger bin ich wohl kaum ein Meistertrainer.
Wieso Sportzeitungen? Schauen Sie doch mal oben auf der Titelleiste wie die Zeitung heißt.
Ich faltete die Zeitung so, dass ich den oberen Teil lesen konnte. Erstaunt stellte ich fast, dass ich De Telegraaf in den Händen hielt, die auflagenstärkste Tageszeitung in den Niederlanden. Behutsam legte Koen noch eine zweite Zeitung daneben. Das Hochglanzpapier und die bunte Aufmachung deuteten aber eher auf ein Magazin hin. Hier war ein ähnlicher Artikel über mich geschrieben worden. Auf sechs Seiten war meine gesamte Karriere resümiert worden inklusive einiger uralter Bilder. Sogar ein Foto mit mir im deutschen Trainertrikot neben Julian Schieber hatte man von irgendwoher ausgegraben. Schnell schlug ich die Zeitschrift zu, sodass ich das Titelblatt lesen konnte. Es war das Fanmagazin von Ajax Amsterdam. Hier starrte ich in die blauen Augen meines eigenen Ichs. Darunter stand in dunkelroten Lettern "Der Meistertrainer macht jetzt Schluss: Ein Blick auf 18 erfolgreiche Jahre".
Die ziehen sich doch mit solchen Titeln bloß den Hype. Mein Karriereende allein wär ja auch nicht Aufmacher genug.
Aber wenn dein Ruf durch den Abstieg geschädigt worden wäre, wie du ja immer behauptet hast, dann würden sie für dich nicht mal eine Zeile schreiben. Denn du hast mit Ajax gar nichts zu tun gehabt.
Also Meister, bleiben Sie oder nicht?
ERSTMAL warte ich die Europameisterschaft ab. Danach habe ich noch genug Zeit mir das zu überlegen.
18.04.2032
Angefacht von den Medien über mein mögliches Karriereende spielte meine Mannschaft das Spiel ihres Lebens und zeigten das Comeback der Saison. Wir gingen bereits sehr früh in Führung und kämpften verbissen gegen Enschede. Obwohl Enschede auf dem Papier deutlich stärker war, retteten wir die knappe Führung in die Halbzeit. Als wir danach wieder aus der Kabine kamen, drehte Enschede aber mal gewaltig den Gashahn auf und schoss alles aufs Tor, was nicht niet- und nagelfest war. Ersatztorwart Gideon van Vught, der nach unserem gesicherten Abstieg von mir noch paar Einsätze geschenkt bekam, zeigte sich in nie da gewesener Topform und musste nach 26 Schüssen (12 aufs Tor) nur 3 Mal hinter sich greifen. Trotz unserer knappen Niederlage war die Sensation perfekt.
Willem II Tilburg - FC Twente Enschede: 2 - 3
Johannesen (8.), Visscher (81.) - Fernanden (59.), Verón (62.), Akulich (69.)
02.05.2032
Gegen Almelo machte ich mir dann keine Sorgen mehr, dass wir diese Sensation wiederholen konnten. Bereits zum Halbzeitpfiff lagen wir mit 2 Toren 3 zu 1 in Führung. Was konnte da noch schief gehen? Scheinbar alles, denn in den folgenden 45 Minuten verloren wir unseren sicher geglaubten Sieg. Ein Tor in der Nachspielzeit sorgte sogar dafür, dass wir auch noch verloren.
SC Heracles Almelo - Willem II Tilburg: 5 - 4
Kamara (44.), Kooistra (55.), Johnsen (81.), Jansen (88.), Hoogedoorn (90.+1) - Johannesen (2.), Bouwhuis (14.), Vermeulen (37.), Visscher (63.)
Nach dem Spiel brachte ich in der Kabine mein Entsetzen zum Ausdruck. Wie konnten wir DAS noch verlieren!? In der 80. Minute waren wir noch 4 - 2 vorn und dann lasst ihr euch 3 Tore einschenken! Ich fasse es nicht! Das ist nicht möglich! Wir haben mit einer Fünfer-Abwehrkette gespielt. Fünf gottverdammte Leuten konnte das nicht verhindern?! Ist das euer Ernst?
Frustiert ging es in den nächsten Tagen zur vorläufigen Kadernominierung für die EM. Da ich sieben Leute zusätzlich nominieren durfte, wählte ich folgende Neulinge:
Aleksandrs Pucinskis, SpVgg Greuther Fürth (16 U21-Länderspiele)
Dainis Visnakovs, De Graafschap Doetinchem (25 U21-Länderspiele)
Edgars Osipovs, 1. FC Heidenheim (4 U21-Länderspiele, 1 U21-Tor)
Vitalijs Bespalovs, SK Liepaja Metalurgs (24 U21-Länderspiele, 5 U21-Tore)
Oskars Trofimovs, FK Skonto Riga (Keine Länderspiele)
Mihails Beinarovs, FC Getafe (53 Länderspiele, 4 Tore)
Pavels Osipovs, SK Liepaja Metalurgs (5 U21-Länderspiele)
Bis auf Beinarovs würden alle Spieler bei einem Einsatz ihr A-Länderspieldebüt geben.
25.05.2031
England - Lettland
Wembley, London (73,984 Zuschauer)
Im riesigen Wembleystadion, in das normalerweise sogar 90,000 Zuschauer passen würden, spielten wir unser wichtigstes Vorbereitungsspiel. Anfang Juni hatten wir noch ein Spiel gegen Serbien aber England war gut zur Vorbereitung auf Weltmeister Spanien. Das zweitgrößte Stadion Europas zeichnete sich vor allem durch seinen charakteristischen 133 Meter hohen Bogen aus.
Bisher hatte ich noch Zweifel wegen der Nominierung von Aleksandrs Sevlakovs. Unser Ersatztorwart war bisher noch nicht überzeugend genug für einen Stammplatz und ich wollte bei der EM eigentlich mit Uljanovs im Tor spielen. Aber ausgerechnet gegen England zeigte Aleksandrs eine wundersame Leistung. Er hielt die Schüsse fest anstatt sie fallen zu lassen und war eine der Gründe, warum wir 80 Minuten lang ein 0 zu 0 spielten. In der 72. Minute wurde den Engländern durch eine klare Abseitsposition ein Tor aberkannt, was unseren Eifer trotzdem nicht trübte, weiterhin unser Tor zuzumauern. Wir rührten bereits den Beton an und kurz vor Schluss war die Mauer eigentlich fertig gegossen. Aber mit den Engländern musste man bis zur letzten Minute rechnen.
In der 81. Minute erlöste dann Simon Dargarvel (FC Liverpool) das heimische Publikum von der Anspannung und machte doch noch das Siegtor. Langsam stellte sich bei mir eine gewisse Frustration ein. Ich war nicht frustriert weil wir verloren hatten. Nein, vielmehr war ich frustriert weil wir so gut gespielt hatten. Sie fragen sich zurecht: Warum? Einerseits wurden die sowieso schon hohen Erwartungen der Presse wieder bestätigt und zweitens würde ein gutes Abschneiden bei der EM wahrscheinlich meinen Eifer entfachen, mein Karriereende doch noch aufzuschieben.
England - Lettland: 1 - 0
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mir wäre beides recht. entscheide dich für das, wofür du mehr motivation hast ;)
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Kapitel 17: Alles hat ein Ende nur die Wurst hat Zwei
Ich hätte nicht so oft schreiben sollen, dass sich Uljanovs verletzen würde. Tatsächlich schaffte er es, sich 2 Wochen vor der EM einen Muskelanriss im Oberschenkel zuzuziehen. Klar dass da auch kein fitspritzen mehr helfen würde. Uns würde er vier Wochen fehlen. Also kam er überhaupt nicht in Frage. Aus der Not geboren nominierte ich Jurijs Lapkovskis nach, aber unser Standbein blieb natürlich immer noch Aleksandrs Savinovs.
05.06.2032
Serbien - Lettland
Crvena-Zvezda-Stadion, Belgrad (28,187 Zuschauer)
Savinovs spielte wieder einmal überragend und sicherte uns hinten ab, während wir vorne das Führungstor erzielten. Unser Busfahrer startete bereits den Motor, damit die Klimaanlage die Temperatur auf ein angenehmes Maß runterregelte (draußen waren es 33 Grad Celsius!), als in der 93. Spielminute das Unglaubliche passierte.
Der Schiedsrichter schaute auf die Uhr. Naja gut, lassen wir halt noch diesen einen Einwurf spielen, dann ist aber Schluss für heute, dachte er sich. Was kann schon schief gehen? Hatte ich das nicht schon mal geschrieben?
Kristaps Sinicins erklärte sich bereit, den Einwurf zu machen. Er warf zu Aleksandrs Sevlakovs, der keine zwei Meter von ihm entfernt stand. Aber Sevlakovs bekam die Filzkugel nicht unter Kontrolle, sie sprang unkontrolliert weg und landete beim serbischen Gegenspieler. Der spielte den Ball weiter zu Dragan Ristic (Lazio Rom), der den Ball mit Leichtigkeit ins Tor hämmerte. Unser Torwart war bereits gedanklich im Mannschaftsbus und hatte mit diesem tollpatschigen Fehler von Sevlakovs nicht gerechnet. Wir hatten das Spiel in letzter Sekunde verschenkt.
Serbien - Lettland: 1 - 1
12.06.2032
Genau eine Woche später war das Eröffnungsspiel der EM in Arnheim. Leider sahen 66,000 Zuschauer ein langweiliges 0 - 0. Etwas spannender war die Gruppe E-Begegnung mit unseren Gegnern Spanien und Bulgarien. Spanien setzte gleich im ersten Duell ein klares Zeichen und gewann mit 3:1.
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13.06.2032
Lettland - Bulgarien: 0 - 3
Philips-Stadion, Eindhoven (23,881 Zuschauer)
Am nächsten Tag hatten wir die Ehre, gegen Bulgarien zu spielen. Leider zeigten sie sich in ähnlicher Bestform wie Spanien und waren kaum aufzuhalten. Selbst ein bengalisches Feuer auf der Hintertortribüne konnte unseren Stürmern nicht einheizen. Ansonsten gab es keine großen Überraschungen an diesem Tage. Obschon Frankreich vielleicht etwas höher hätte gewinnen können.
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14.06.2032
Belgien quälte sich gegen Zypern um wenigstens einen Punkt zu holen.
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15.06.2032
Die Teilnahme der Deutschen startete standesgemäß mit einer Niederlage. Aber gegen Italien war das noch als Ausfall zu entschuldigen. In den nächsten Spielen musste man schon mehr zeigen. Der Sieg der Slowakei war keine Überraschung. Doch mit fünf Toren zum Auftakt hatte keiner gerechnet.
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16.06.2032
Armenien - Lettland: 1 - 1
Gemeindestadion Tilburg (34,346 Zuschauer überfüllt)
Unser Duell gegen Armenien war besonders wichtig. Gegen den schwächsten Gruppengegner war es wichtig, zu gewinnen. Denn das letzte Spiel war gegen Spanien und da könnte man nicht mal einen Blumentopf gewinnen. Umso größer war die Enttäuschung, als Arthur Khachartyan von Granada CF den Ausgleich in der 60. Minute erzielte. Etwas kurios auch die gezählte Zuschauerzahl. 34,346 Zuschauer sollen das Spiel gesehen haben. In das Tilburger Stadion passten aber nicht mal die Hälfte davon. Interessant... Ein Riss im Raum-Zeit-Gefüge? Saßen Zuschauer auf dem Dach?
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17.06.2032
Gastgeber Niederlande bekam eine 5:0 Klatsche in Amsterdam. Au Backe! Dank Spaniens Sieg hatten wir noch theoretische Chancen. Wenn wir gegen Spanien gewinnen würden und Bulgarien verlor, konnten wir noch weiter kommen oder alternativ als einer von vier drittplatzierten Mannschaften das Achtelfinale erreichen. Dann müsste aber Armenien verlieren.
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18.06.2032
Frankreich hatte wieder zu alter Form gefunden und Ukraine mit vier Toren besiegt.
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19.06.2032
Zypern verlor gegen Weißrussland was zu hektischen Verkäufen von Wettscheinen und Hamsterkäufen führte. Jeder wollte schnell alles kaufen was er zum Leben brauchte bevor sein ganzes Erspartes weg war.
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20.06.2032
Auch gegen die Slowakei konnte Deutschland keinen Punkt holen. Langsam wurde die Luft dünner.
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21.06.2032
Spanien - Lettland: 1 - 0
Grolsch Veste-Stadion, Enschede (31,900 Zuschauer)
Schließlich dann unsere gefürchtete Begegnung mit Spanien im Grolsch Veste. Zum Abschluss zeigten wir nochmal ein formidables Spiel und hatten schon Hoffnungen, doch noch das Achtelfinale zu erreichen. Leider schaffte Armenien tatsächlich ein Unentschieden gegen Bulgarien. Damit war für uns bereits Schluss. Immerhin konnten wir sagen, dass sich der Gastgeber ebenfalls blamierte. Gegen Estland schaffte man nicht ein einziges Tor.
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22.06.2032
Zypern zauberte ein Unentschieden aus der Hosentasche. Das konnte aber auch nicht mehr die Leute retten, die nun vor riesigen Wettschulden standen.
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23.06.2032
Und schließlich verabschiedete sich Deutschland mit null Punkten und kehrte nach Berlin zurück. Aber das kannten wir ja schon von der Euro 2000, nicht wahr?
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11. Juli 2032
Im Finale in Amsterdam schließlich gewann Spanien gegen die hervorragend spielenden Slowaken. Damit war der amtierende Weltmeister jetzt auch Europameister.
12. Juli 2032
Nach der EM fuhr ich nicht wie gewohnt nach Hause sondern nahm den nächsten Flieger nach Riga. Im Gebäude des lettischen Fußballverbands wurde ich nicht erwartet und man war überrascht mich zu sehen. Ich betrat langsam das Büro des Präsidenten.
Hallo.
Hallo Toni begrüßte mich der Präsident. Müssen Sie nicht in Tilburg sein zur Saisonvorbereitung?
Ich möchte kündigen. sagte ich sichtlich gerührt. Mir kamen die Tränen.
Oh haben Sie ein besseres Angebot? Ich hörte, Neuseeland hat schon wieder nach Ihnen gefragt.
Nein ich beende meine Trainerkarriere. Ich habe alle Titel erreicht die ich wollte. Jetzt will ich den Ruhestand mit meiner Familie genießen.
Das ist aber schade Toni! Möchten Sie sich nicht mit uns für die WM qualifizieren?
Selbst der Weltmeistertitel hat keinen Reiz mehr für mich. Ich habe meinen Zenit einfach erreicht. Mit 56 Jahren ist doch auch mal Schluss oder nicht?
Ich kam etwas in Verlegenheit, als mir einfiel, dass der Präsident 72 Jahre alt war.
Also Schluss als Trainer meine ich. Vielleicht mach ich irgendwas im Vorstand, so wie sie. setzte ich hinzu.
Na gut Toni. Dann wünsche ich Ihnen einen erholsamen Ruhestand.
Liebe Leser, jetzt habt ihr meinen Toni ja doch nur über 3 Seiten begleitet. Ich weiß, das ist ganz schön armselig von mir. Aber der Toni hat einfach schon alles im Leben erreicht. Ich möchte jetzt ein ganz neues Projekt starten, dass so tollkühn und verrückt ist, dass ich es selber nicht für möglich halte. Aber ich wünsche mir, dass ich das genauso gut erzählen kann wie mit dem Toni und ihr wieder so begeistert seid. Dass der Toni so beliebt sein wird, habe ich selbst nicht glauben können :P. Mit diesen Worten geht auch mein uralter Spielstand in den Abschied. Seit zwei Jahren habe ich diesen Save durch Auf und Ab gespielt und auch wenn ich nicht immer alles so richtig gemacht habe und der Abstieg mit Tilburg auch nicht gerade der Karrierehöhepunkt war, sehe ich mit einem weinenden Auge diesem Save hinterher. Dieser Abschied ist auch für mich nicht leicht.
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Danke für die Story. Ich bin auf die nächste gespannt. Bis bald.
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Da hab ich mir endlich mal sie Zeit genommen um die Geschichte komplett in einem durch zu lesen und dann ist die hier beendet, schäm dich ;)
Schöne Story, hätte gerne noch weiter gehen dürfen. Eine Frage habe ich aber noch. Hast du früher, durchaus schon ein paar Jahre her auch mal den komischen anderen Fussballmanager von dem bösen Verein mit den zwei Buchstaben gespielt und in einem bekannten Forum Stories verfasst ? Irgendwie klingelt bei dem Namen Toni Finch was.
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@WeltklasseBittengel: Ist schon online. http://www.meistertrainerforum.de/index.php/topic,19951.0.html
@Jake611: Also wenn es da tatsächlich eine Ähnlichkeit gibt ist es absoluter Zufall. Der Name fiel mir beim Fernseh schauen ein. Ich hab auch mal den bösen Fußballmanager gespielt, hat mir nie gefallen. Da hab ich auch eine Managerstory mit 1. FC Kaiserslautern geschrieben. Mein Charakter hieß da Joe Kollwitz.
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Vielen Dank für diese richtig tolle Story, hat sehr viel Spaß gemacht zu lesen :)
Wir sehen uns dann in deiner neuen Story wieder ;)
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bin auf die neue story gespannt!