(http://i.imgur.com/r84jkfG.png) | | Wenige Stunden nach seinem überraschenden Rücktritt veröffentliche Wolf MacManus auf seiner Facebook-Seite einen Statusbeitrag, in dem er sich natürlich zu seinem Rücktritt äußerte. 11FREUNDE hat den kompletten Beitrag im Wortlaut veröffentlichet:
"This is not goodbye forever - this is only goodbye for now
Liebe Freunde, liebe Fans von Hannover 96,
ich bin noch immer aufgewühlt von den Ereignissen der letzten Stunden, und mein Telefon stand seitdem quasi nicht mehr still, bis ich bewusst das Handy abgeschaltet und den Festnetzanschluss aus der Dose gezogen habe, um mir Zeit und Muße zu nehmen, in aller Ruhe zu erklären, warum ich als Trainer von 96 zurückgetreten bin. Ich warne euch gleich vor, das wird ein langer Text.
Als ich letztes Jahr nach einem wirklich überraschenden Anruf von Martin Kind den Posten übernahm, hatte ich direkt das Gefühl, von der Mannschaft nicht hunderprozentig ernstgenommen zu werden. Taktische Anweisungen, die ich gab, wurden ignoriert, und so spielte die Mannschaft stellenweise so, wie ihr das in der vergangenen Saison gesehen habt - wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Es wurden in Zusammenarbeit mit den Co-Trainern immer wieder neue Konzepte entworfen, und am Ende der Saison habe ich insgesamt ein halbes Dutzend taktischer Varianten durchprobiert gehabt.
Währenddessen wurde die Stimmung in der Kabine immer schlechter. Spieler beschuldeten sich entweder gegenseitig, Fehler gemacht zu haben, oder warfen mir vor, für den Job völlig ungeeignet zu sein. Schon im November 2014, nach dieser fiesen Pleitenserie, war ich versucht, zurückzutreten. Aber ich wollte mich durchbeißen, nicht gleich als Fehlschlag abgestempelt werden.
Richtig schlimm wurde die Stimmung dann, als Lars Stindl nach der Winterpause einen neuen Vertrag forderte, den ich ihm aber aufgrund der finanziellen Einschränkungen, denen wir zu der Zeit unterlagen, einfach nicht bieten konnte. Lars zeigte mir gegenüber zwar Verständnis, hat sich aber offensichtlich innerhalb des Teams kritisch geäußert, was dann dazu führte, dass die Stimmung immer weiter kippte. Den endgültigen Tiefpunkt erreichte sie dann vor dem Saisonende, als Artur Sobiech sich bei mir beschwerte, dass wir die versprochene Europa League-Qualifikation nun doch nicht erreichten. Ab da war die Harmonie im Team endgültig gestört.
Auch die Sommerpause brachte keine wirkliche Besserung, die Spieler waren immer noch unzufrieden, Artur wollte wechseln und wurde von mehreren Mannschaftskollegen bestärkt, und ich kam einfach nicht mehr an das Team heran. Das hat sich auch in der Vorbereitung deutlich gezeigt, egal, welche taktische Marschroute ich vorgegeben habe, die Mannschaft hat meine Anweisungen so gut wie ignoriert und einfach irgendetwas zusammen gespielt.
Ich hatte gehofft, dass wieder etwas Ruhe einkehren würde, wenn ich Spielern zugestehe, dass sie verkauft würden, was letztlich zu den Transfers von Leonardo Bittencourt und Jimmy Briand geführt hat - allerdings war ich plötzlich für die Fans der Depp, wie ich denn die Topspieler gehen lassen könne. Am Ende stand für mich dann nach dem desaströsen 1:4 in Gladbach dann fest, dass ich mit dieser Mannschaft nichts mehr erreichen kann, und um mich selbst, die Mannschaft, den Verein und die Fans vor weiterem Schaden zu bewahren, war der einzig logische Schritt der Rücktritt.
Ich danke Präsident Martin Kind und Sportdirektor Dirk Dufner für die Chance, die sie mir geboten haben, im Profifußball Fuß zu fassen. Ich danke der Mannschaft, da wir trotz aller Schwierigkeiten auch viele tolle Momente hatten. Ich danke unseren Fans, die uns nach vorne gepeitscht haben, wenn es nötig war. Es war ein unfassbares Erlebnis, ein tolles Jahr, dass ich hier in Hannover erlebt habe. Und vielleicht sieht man sich eines Tages ja wieder in der Bundesliga.
Grüße Wolf MacManus" |