Meine Bedenken erwiesen sich als berechtigt. Nach vorne spielten wir unkonzentriert und Union kam früh zu zwei guten Gelegenheiten. Ich versuchte von außen etwas zu bewirken, die Jungs zu korrigieren, aber lange ohne Erfolg. Ab Minute 20 verflachte das Spiel dann etwas und wir wurden in der Defensive stabiler. Trotzdem: 40 Minuten rum und immer noch kein Torschuss. Dann ein entscheidener Moment. Buballa wird im Strafraum gelegt! Ein Pfiff, Elfmeter. Meine Meinung auf den ersten Blick? Kritisch. Mein Kollege Düwel beschwert sich beim 4. Offiziellen, ich zucke nur mit den Schultern in seine Richtung. Unser Stürmerneuzugang Budimir schnappt sich den Ball und hämmert das Ding zum 1:0 in die Maschen. Ich lege einen Jubellauf hin und kann kaum fassen, dass wir auf einmal führen. Dann der Pfiff. Die ersten 45 Minuten überstanden. Der Elfmeter war der erste und einzige Torschuss in der ersten Halbzeit meines Teams. Ernüchternd.
In der Pause lege ich meinen Spielern nahe:
„Jungs, wir haben noch nicht einmal richtig angefangen Fussball zu spielen und führen trotzdem 1:0. Wenn wir uns jetzt zusammenreißen und mal damit beginnen unser Potenzial abzurufen, dann könnten wir das Ding sogar gewinnen.“
Außerdem kommt Daube für den angeschlagenen Trybull.
Die zweite Halbzeit beginnt nicht wirklich besser. Auf einmal ist Unions Polter im Strafraum alleine und erzielt das 1:1. Abseits! Gott sei dank! Düwel beschwert sich wieder beim 4. Offiziellen. Diesmal mische auch ich mich ein. „Also komm schon Norbert! Klarer Abseits geht ja wohl nicht! Wenn wir jetzt anfangen uns über jeden Scheiss zu beschweren der hier gepfiffen wird, sind wir morgen noch nicht fertig.“ Düwel winkt ab. Ich stelle daraufhin um, ziehe Rzatkowski aus dem OM ins ZM um die Defensive weiter zu stabilisieren. Außerdem bringe ich den den flinken Sobota für Görlitz. Die Maßnahmen wirken. Hinten werden wir sicherer und fahren endlich die schnellen Gegenstößen die ich eigentlich von Anfang an verlangt habe. In der 70. Minute vergibt Budimir völlig alleine im Strafraum vor Unions Keeper und bringt es dabei fertig den Ball sogar noch daneben zu schießen. Ich stehe fassungslos an der Seitenlinie, nur um umgehend die Jungs wieder anzufeuern. In der Folge kommen Budimir und Buballa wieder zu besten Chancen, die leichtfertig vergeben werden. Egal! Hinten lassen wir nichts mehr zu. Als der Abpfiff ertönt explodiere ich. So groß war der Druck und die böse Vorahnung gewesen, dass die Erleichterung nun alles andere verdrängte. Kurzer Handschlag mit Düwel und dann ab zu den Jungs, jeden Einzelnen in die Arme schließen. Am Ende war es ein schmeichelhafter Sieg gewesen, aber ein unglaublich wichtiger, denn schon am Wochenende fuhren wir nach Leipzig, zum teuersten Team der Liga… Kommerz gegen Tradition.
Tore 1:0
Schüsse 11:13
Torschüsse 3:5
Ballbesitz 52:48