Saison 2003/04
Die Suche nach einer Trainerstelle gestaltet sich weniger schwierig als ich gedacht habe. Es flattern einige Angebote herein, die mir auch genauer ansehen. Meist handelt es sich jedoch um Vereine mit nur einem oder zwei Profis. Diese sind auch zum ersten Mal in die unterste Liga ihres Landes aufgestiegen. Da ich ja noch kein so profilierter Trainer bin, möchte ich jedoch bei einer Mannschaft arbeiten, die zumindest 15 Profis aufbieten kann. Also muss ich noch etwas warten.
20.7. Ich erhalte ein Angebot von dem ukrainischen Zweitligisten FK Poliyssa Zhitomyr, welches ich auch annehme. In der Ukraine sind bis zu meiner Verpflichtung bereits 4 Runden absolviert.
Teil 1 - Ukraine
Das Verhältnis der Ukraine zur
Russländischen Förderation
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Traurige Berühmtheit und einen hohen Bekanntheitsgrad erlangte die Ukraine durch das Kernkraft Tschernobyl.
BILD (http://www.grs.de/osteuropa/Images/KKW-Tscherno-3.png)
Am 26. 4. 1986 kam es zur Katastrophe als das Gebäude des Reaktors durch eine Explosion zerstört wurde. Seit diesem Unfall mit der Radioaktivität gelten 12 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche als verseucht und 4 Mil. Menschen leben in diesen Gebieten. Um das Kernkraftwerk wurde eine Sicherheitszone von 30 km Radius angelegt. Trotzdem arbeiten ca. 4.000 Menschen innerhalb dieser Zone. Heute weißt der Betonsarg gefährliche Risse auf, die den Experten Kopfzerbrechen bereitet. Die Ursache der Katastrophe war ein technisches Experiment. Die Frage war, ob die Turbinen im Kraftwerk bei einem Stromausfall die Notkühlung zu gewährleisten. Um einen realistischen Versuch zu liefern, wurden die Vorsorgeeinrichtungen abgeschaltet. Realität ist, dass die Strahlung noch immer hoch ist.
Die Ukraine betrat 1991 als selbstständiger Staat die Bühne Europas.
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Er ist der bedeutendste Nachfolgestaat der Sowjetunion. Die Ukraine erlangte die staatliche Unabhängigkeit später als viele Kolonialvölker. Diese Unabhängigkeit kam unerwartet und schnell durch den Zusammenbruch der Sowjetunion. Die Ukrainer befanden sich in ihrer Geschichte im Macht und Einflussbereich bedeutender Nachbarn. Alle betrieben die Assimilation der Ukrainer. Bis ins 17. Jh. gehörten die Ukrainer zum Herrschaftsverband Polen-Litauen. Danach begann die Einverleibung in das russische Reich, die erst im Zuge des Zweiten Weltkrieges zum Abschluss kam. Die Sowjetunion als letztes europäisches Vielvölkerreich schuf die Voraussetzung für die Selbstständigkeit, nämlich die Vereinigung der ukrainischen Territorien. Mehr noch, dies war das Werk eines der größten Feinde der Ukraine, den eine Angst des Separatismus umtrieb. In Folge des Hitler-Stalin-Paktes wurden alle am Westrand gelegenen Territorien der Sowjetukraine einverleibt.
Das war
1) Westukraine, das heißt das östliche Galizien mit Lemberg
2) die nördliche Bukovina
3) die Karpatenukraine
Die Ukrainer Galiziens, der Bukovina und der Karpatenukraine hatten niemals zuvor in einem russisch dominierten Staat gelebt. Der Zusammenstoß aller mehrheitlich von Ukrainern bewohnten Territorien sollte aus sowjetischer Sicht die Entstehung eines ukrainischen Nationalstaates unmöglich machen. Durch den Anschluss an die Sowjetunion galt dies als verbraucht. Die Ukrainer hatten sich entschieden eine neue Gemeinschaft zu entwickeln. Im Gegensatz zur sowjetischen Intension wurde das halbe Jahrhundert der Gemeinsamkeit zur Vorgeschichte der ukrainischen Selbstständigkeit.
So ist die neue Ukraine mit dem Erbe der Gemeinsamkeit, der Territorien und der Gemeinsamkeiten aus der Sowjetunion betroffen. Kaum ein Land ist nach der Herkunft so zerrissen, wie die Ukraine. Galizien gehörte seit den polnischen Teilungen zur Habsburger Monarchie. Hier konnte sich im Rahmen des österreichischen Verfassungsstaates das politische Leben frei entfalten. Nach dem 2. Weltkrieg standen sich der polnische Nationalstaat und die ukrainische Nationalbewegung gegenüber. Im Gegensatz zu Galizien und der Region um Kiew wurde der Süden die Steppenregion nördlich des Schwarzen Meeres erst relativ spät in die Zivilisation einbezogen. Erst seit Ende des 18. Jh. strömte man nach Neurussland. 1794 wurde der wichtigste Ort Odessa gegründet.
BILD (http://parovoz.com/gallery/odessa.jpg)
Im Osten ist das Industriegebiet durch die Sowjetunion gelegen. Hier in diesem Gebiet und im Süden wird überwiegend russisch gesprochen, auch von vielen ethnischen Ukrainern. Im Westen ist durchgehend das Ukrainische die Sprache des öffentlichen und privaten Lebens. In allen Regionen leben mehrheitlich die Ukrainer. Die Ausnahme bildet dabei die Halbinsel Krim, die erst 1954 von der RSFSR an die Sowjetukraine transferiert wurde.
BILD (http://www.biss-reisen.de/aktivreisen/Krim.jpg)
Kirchliches Herkommen und Leben sind von den Kirchen byzantinischer Tradition geprägt. Die führende Konfession in der Westukraine ist die griechisch katholische Kirche. Sie war in der Sowjetunion verboten und ist seit der Unabhängigkeit wieder erlaubt. Die größte kirchliche Gemeinschaft bildet jedoch die orthodoxe Kirche russischen Patriarchats. Neben ihr und in Spannung zu ihr steht die ukrainisch orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats.
Die Ukraine - Ein Land oder zwei?
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Die Lage in der Ukraine ist von tiefen gesellschaftlichen und politischen Ambivalenzen gekennzeichnet. Diese ist einerseits eine Folge der regionalen und sprachlichen Unterschiede und andererseits geht sie auf die Atomisierung der Gesellschaft durch die sowjetische Herrschaft zurück. Weiters ist die Zivilgesellschaft erst im entstehen begriffen. Diese sollte der Ukraine die Chance geben die Spannungen zu überwinden.
Man verbreitet sich über regionale Bruchlinien, wobei der Osten russisch dominiert und der Westen ukrainisch dominiert ist. Es wird über eine Zweiteilung spekuliert. Im Prinzip geht es bei diesem Problem um den Unterschied zwischen diesen Regionen. Es ist fast so, als gehörten diese Gebiete verschiedenen Ländern und Kulturen an. Die Kirchen erleben einen wachsenden Zustrom an Gläubigen. Aber auch unter der Oberfläche sind die Unterschiede nicht minder ausgeprägt. Die Westukrainer haben die Sowjetunion nie als ihr Land aufgefasst. Vielmehr sahen sie in ihr eine Besatzungsmacht. Sie ließen trotzdem ihre Kinder taufen. In der Ostukraine gab es unterdessen eine Verarmung. Westukrainische Bauern die zum sonntäglichen Kirchgang gingen, waren in der Ostukraine schwer vorstellbar, da diese nicht so sehr Bürger sind. Donezk ist die Verkörperung dessen was an dieser Stelle errichtet wurde. Donezk ist eine typisch sowjetische Stadt.
BILD (http://www.bochum.de/html/donezk.gif)
Die Wahrzeichen sind die Leninmonumente und die Fabriken, die seinen Namen tragen. In Donezk sprechen die Menschen eine andere Sprache, die sie für russisch halten und wählen andere Parteien. Sie sind proletarisch.
Nicht minder frappierend sind die Unterschiede bei den politischen Einstellungen. Hierbei ist man auf Meinungsumfragen angewiesen. Aus diesen geht hervor, dass die Westukrainer vorwiegend antikommunistisch und antisowjetisch sind. Sie sehen in Russland die Hauptgefahr der Ukraine. Auch im wirtschaftlichen Gebiet gibt es Unterschiede. Sie befürworten die Wiederbelebung der Sprache, die Demokratisierung und eine Mitgliedschaft in der UNO und NATO möchten. In der Ostukraine will man das Gegenteil. Man will größere Befugnisse des Präsidenten, das Wirtschaftssystem der Sowjetunion und Russisch als Staatssprache.
Die West- und Ostukraine sind so unterschiedlich, dass man bezweifelt, dass beide in einem Land koexistieren können. Beide Landesteile sind überlappt und sind miteinander verschmolzen. Es gehört zur wechselseitigen Durchdringung, dass in Lemberg noch viele Überbleibsel aus der Sowjetzeit noch angetroffen werden können. In Donezk kann jedoch europäisches ausgemacht werden. Lemberg und Donezk können als geopolitische Symbole der einen oder anderen Ukraine angesehen werden. Es wäre jedoch falsch die spezifischen Implikationen auf andere Landesteile auszudehnen.
Nicht nur die zwischen Lemberg und Donezk gelegenen Regionen sind wegen ihrer Mischung aus ukrainischen, russischen, europäischen und sowjetischen Anteil heterogen. Die Identität ist oft unbestimmt und diffus. In Wirklichkeit gibt es auch die Ukraine nicht zwei Mal. Die symbolischen Pole sind sehr stark ausgeprägt. Der dazwischen liegende Raum ist wage und heterogen.
Man ist jedoch nicht grundsätzlich geteilter Meinung. Die Ausnahme ist die Frage der territorialen Integrität. Es geht jedoch auch hervor, dass die beiden rivalisierenden Gruppen jeweils eine Minderheit sind, denen eine amorphe Einheit gegenüber steht. Diese legen sich nicht fest und haben keine Antwort bzw. verweigern die Antwort. Der deutlichste Beleg für diese Mehrdeutigkeit sind landesweite Erhebungen. Nahezu die Hälfte der Personen ist der Ansicht, dass eine wiedererstandene Sowjetunion und die Ukraine koexistieren können.
Stabilität wird zu Stagnation. Ambivalenz wird zu Zwei- und Mehrdeutigkeit. Menschen werden anfälliger für Gehirnwäsche. Die postsowjetische Oligarchie will diesen Zustand aufrechterhalten. Die postsowjetischen Machthaber standen nach der Erlangung der Unabhängigkeit, dass es keine Gründungsideologie gab. Zu Russland gibt es keine Parallelverbindung, da sich dort jede politische Verbindung auf zwei Nationalismen begründen. In der Ukraine mit ihrer gespalten und unentschlossenen Bevölkerung ist der autonome Nationalismus schwach. Theoretisch könnte die Möglichkeit eines ukrainischen Nationalismus in betracht gezogen werden. Um aber lebensfähig zu sein, müsste dieser in Organisationen und Verfahren verankert sein. Deren Voraussetzung wäre eine politische Führung, die die Transparenz fördern würde. Dies würde jedoch die Abschaffung der Elite bedeuteten. Es machte sich jedoch die Meinung breit, dass es eigentlich noch schlimmer kommen könnte. Dem Regime wird nicht das zu gute gehalten was es getan hat, sondern was es nicht getan hat. Der gesellschaftliche Konsens wird zum obersten Ziel der Regierung erklärt. Dieser hat jedoch eine negative Intention.
Dass der Friede eine Alternative zum realen Frieden darstellt wird verschwiegen. Um die Rolle des Friedenserhalters zu spielen, muss man die Trennung aufrecht zu erhalten. Die einzelnen Regionen und Institutionen werden gegeneinander ausgespielt. Das totalitäre Erbe führte zu einer leicht beeinflussbaren Bevölkerung. Ziel ist es dieses Erbe möglichst lange zu erhalten.
Die Regierung hält die Bevölkerung künstlich in einem Zustand der Ambivalenz fest. Dies wird vor allem bei den Wahlen deutlich. Schließlich kam es zu einem Kompromiss und damit zu einem gemischten Wahlrecht zwischen Präsident und Regierung. Beim Verhältniswahlrecht hätte die Opposition eine Mehrheit zusammengebracht. Wäre das Mehrheitswahlrecht beibehalten hätte die Regierung wahrscheinlich die absolute Mehrheit erhalten.