MeisterTrainerForum
Stories und Onlinespiel => Stories, Lets Plays und Challenges => Thema gestartet von: Jólly Eyjolfsson am 14.November 2020, 22:57:16
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Hallo Zusammen,
seit Jahren schon lese ich still mit. Habe etliche Taktiktipps und Downloads mitgenommen und natürlich auch im Story-Teil gespannt eure Karrieren verfolgt.
Nun möchte ich gerne meine eigene teilen. Schon immer hatte ich meine schönsten Karrieren im skandinavischen Raum, wo es sich oft unproblematisch arbeiten lässt und die Herausforderungen mit dem Jahresspielkalender sorgt für extra Spaß.
Im Mittelpunkt steht mein alter Ego Jólly Eyjolfsson. Isländer und aufstrebendes Trainertalent in Skandinavien. Vor kurzem hat er seine erste Trainerstation im Profifußball angetreten und bislang lief auch alles höchst erfreulich. Doch nach einer Reihe von Siegen, äußerte der Vorstand seinen Unmut über ein torloses Remis bei einem Team aus dem Mittelfeld der Liga.
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Das brachte mich so sehr auf die Palme, dass ich es als Anlass für die Story genommen habe, obwohl schon ein halbes gespielt ist.
Gespielt wird ohne In-Game Editor. Ich habe lediglich die fake.Inc um die Deutsche Nationalmannschaft korrekt zu laden und ein paar Facepacks geladen.
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Die Sonne funkelte mir verspielt ins Gesicht. Mit Blick auf die älteste erhaltene Festung, führte ich meinen Hund an den Ufern der Glomma aus. Herrlicher Tag, dachte ich. Entspannt genoss ich die Aussicht und sog die kraftbringende Küstenluft in mich auf, in der Hoffnung diesen Moment möglichst lang ausreizen zu können.
Ein Kribbeln in meiner Hand riss mich jäh aus dem Augenblick. Mein Handy vibrierte. Noch etwas verträumt ging ich dran.
„Eyjolfsson.“
„Jólly, willst du gar nicht aufsteigen?“ Es war mein Chef, der sportliche Leiter unseres Vereins, und keiner, der lange um den heißen Brei redet.
„Guten Morgen, Per-Mathias, ich freu mich auch dich zu hören“, versuchte ich diese Frechheit zu überspielen. „Wie kommst du darauf?“
„Ganz einfach, ich war gestern im Stadion. Und genauso enttäuscht wie unsere 4.000 Anhänger!“
„Ich war sicher auch nicht zufrieden, aber so wild war es nun auch nicht“, entgegnete ich versucht beschwichtigend. Ruhig fügte ich an: „Wir sind immer noch erster. Und wir sind immer noch das beste Team der Liga.“
„Das gerade dabei ist den eingeplanten Aufstieg zu vergeigen.“
Jetzt wurde ich aber doch sauer. „Hör mal, es war ein 0:0 und keine krachende Niederlage. Wir sind seit sechs Spielen ungeschlagen. Seit fünf ohne Gegentor. Bester Angriff, beste Abwehr, bestes System. Was willst du noch?“
„Ich will endlich attraktiven Fußball sehen. Die Spieler machen nie mehr als nötig, die Fans sind gelangweilt und bis heute hast du keinen der Stürmer ins Laufen bekommen.“
„Dann gib mir einen besseren!“, ranzte ich ins Telefon und legte auf. Als der Ärger langsam verflog, kam Panik in mir auf. Sollte meine erste ernstzunehmende Station als Trainer schon nach so kurzer Zeit aufgekündigt werden? Ehe weitere Fragen in mir aufstiegen, vibrierte mein Telefon erneut – SMS von Per-Mathias:
Aussprache in meinem Büro. 12 Uhr! Sei pünktlich!
Aussprache? Was dachte der Kerl sich eigentlich? Nein, Was hatte ich mir dabei gedacht? Hatte ich diesen Augenblick nicht kommen sehen, als ich im vergangenen Winter hier anfing?
Grübelnd schlug ich den Heimweg ein. Per-Mathias hatte klar gesagt, dass in diesem Jahr nur der Aufstieg zählt. Ob er sonst noch Vorgaben hätte, fragte ich. „Nein, wir müssen einfach nur unbedingt wieder hoch. Sonst sieht´s hier finanziell bald ganz dunkel aus“, hatte er geantwortet.
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Die Bilder meiner Erinnerung hallten in den letzten Stunden immer wieder in meinem Kopf nach. Und langsam begann ich die Zwänge der Vereinsführung zu verstehen. Auch, wenn ich Högmos Überreaktion nach dem gestrigen Spiel nicht verstand, so konnte ich mich dennoch ein wenig in seine Lage versetzen. Dementsprechend milderte sich meine Stimmung etwas bis zu dem Punkt, als ich Per-Mathias Büro betrat.
„Ah Eyjolfsson, kommen Sie rein!“ Aha jetzt waren wir schon beim Sie. So müssen wohl Entlassungen beginnen.
„Hallo“, antwortete ich kurzsilbig mit trockenem Mund.
„Ich will es kurz und schmerzlos für uns beide machen…“ – Also werde ich nun tatsächlich gefeuert, dachte ich, unfähig etwas zu entgegnen – „… Ich kann das nicht besonders gut. Also sage ich es einfach: Es tut mir leid! Mehr werden Sie dazu nicht von mir hören.“ Schweigen trat ein.
Ich war verunsichert, da er nicht weitersprach. Also hakte ich nach: „Wenn Sie mich entlassen wollen, sprechen Sie es aus. Wir sind beide erwachsen.“
Per-Mathias wirkte irritiert: „Entlassen? Ach, Sie meinen, weil ich vorhin so emotional war. Nein, keine Angst. Lassen Sie mich kurz erklären, dann verstehen Sie auch, warum ich mich entschuldige.“
Und er erklärte sich. Seit Jahren dümple der Verein zwischen zweiter und dritter Liga herum, ein paar Altlasten im Gepäck. Ein weiteres Jahr in der 3. Liga könnte den finanziellen und somit auch den sportlichen Absturz Bedeuten. Das hätte ihn mitgenommen, zumal auch sein Job in Frage gestellt würde.
„Glauben Sie mir, ich habe vor noch lange mit Ihnen zu arbeiten“, schloss er.
„Ok, das verstehe ich schon, aber heute Morgen kritisierten Sie hauptsächlich den Spielstil der Mannschaft. Wie habe ich das zu verstehen?“
„Ich hatte einfach gehofft, ihre Idee vom Fußball stünde für mehr Spektakel. Als Trainer der U19 in Reykjavik haben Sie doch vor allem damit überzeugt.“
Damit hatte er nicht unrecht, bei meiner ersten Trainerstation überhaupt hatte ich ein System entwickelt, dass für Unterhaltung und Erfolg sorgte. Doch das war Juniorenlevel und meine Jungs ausgesprochen talentiert. Hier war der Fall ganz anders gelagert.
„Sehen Sie, das waren vollkommen andere Voraussetzungen und dieses System ist auch nicht über Nacht entstanden. Und bevor ich hier ein solch langfristiges Spielkonzept anlege, muss ich erst einmal sicher sein, dass ich die volle Rückendeckung bekomme. Aktuell bin ich nicht einmal sicher, ob jeder Mitarbeiter unseren Weg mitgeht. Ich glaube es wird ernsthaft Zeit, dass wir uns über unsere Vorstellungen unterhalten, wo Fredrikstad mit Ihnen und mir hin soll und abstecken, ob unsere Reise gemeinsam weiter gehen kann.“ Ich versuchte überzeugend zu klingen, aber nicht zu herausfordernd.
„Jólly, nun sei doch nicht beleidigt“ unmerklich driftete er wieder zum Du. Offensichtlich wollte er mich besänftigen. „Als ich hier meinen Job antrat, hatte ich eine bestimmte Vision. In all den Jahren als Nationaltrainer der U-Mannschaften Norwegens musste ich mit ansehen, wie die Talente dieses Landes reihenweise ihre Karrieren schon in frühen Jahren vermurksten. Mansche aus Faulheit, andere wegen schweren Verletzungen oder den falschen Beratern. Der norwegische Fußball krankte. Also machte ich es mir zum Ziel, da anzusetzen, wo ich mehr bewirken konnte. Auf Vereinsebene. Ich habe den Traum die größte Talentschmiede Norwegens und Skandinaviens aufzubauen – hier in Fredrikstad. Leider scheint dieser Traum zu platzen. Der Vorstand steht nicht zu 100% hinter der Idee – finanzielle Zwänge sagen Sie, die wollten bei meiner Einstellung nur mit dem Namen Högmo punkten. “
Das musste ich zunächst einmal sacken lassen. Offensichtlich hatte der große alte Mann des norwegischen Fußballs noch tatsächlich Träume. Nach ein paar Sekunden hatte ich mich gefangen.
„Dann lass uns das zusammen erreichen. Lass uns zusammen die Vereinsführung von unserem Weg überzeugen. Schaffen wir es hier jeden im Verein mitzunehmen, dann verspreche ich dir, dass Fredrikstad FK bald schon über die Grenzen des Landes für attraktiven Fußball und eine junge Truppe stehen wird. Doch ich habe eine Bedingung: Ich will in Ruhe arbeiten und den Aufstieg herbeiführen, den sich alle so sehnlich wünsche. Und dafür muss vor allem weiter unsere Defensive funktionieren.“
„Geht klar.“
„Also keine übertriebenen Erwartungshaltungen mehr. Ich besorge den Aufstieg, wir basteln einen Kader nach meinen Vorstellungen und dann bekommst du, bekommt Fredrikstad offensiven Fußball.“
Es arbeitete in Högmo, offensichtlich fiel es ihm schwer von dem Gedanken abzurücken. Dann sagte er schließlich doch: „Also gut, abgemacht. Und nun lass uns über die Stürmer sprechen.“
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Also sprachen wir über die Stürmer. Während im Hintergrund die Kaffeemaschine leise brummte, erklärte ich Högmo das Problem aus meiner Sicht.
„Beide haben nahezu die gleichen Vorzüge und Nachteile. Groß und kräftig sind sie und mit erstaunlichem Durchsetzungsvermögen. Für viele Vereine mag das in Liga 3 ein Traum sein. Doch wir wollen offensiv kombinieren und das letzte Drittel schnell bespielen. Und genau da liegt der Hase begraben. Mit Ball sind Riki und Henrik hoffnungslos verloren.“ Gemeint waren Riki Alba und Henrik Kjelsrud Johansen. Typ Sturmkante mit Holzbein, wobei Henrik noch durch seine Laufwege und das Gefühl für Situationen noch eher zu gebrauchen war als Riki.
„Aber Alba hat doch zu Jahresbeginn alles kurz und klein geschossen“, wunderte sich Högmo.
Und das stimmte tatsächlich. In der Vorbereitung hatte er als Pressender Stürmer 6 Tore und 4 Vorlagen in 8 Spielen. Ich war guter Dinge und schenkte ihm zu Saisonbeginn das Vertrauen. Doch in der Vorbereitung spielten wir fast durchweg gegen unterklassige Mannschaften. „Auf dem Niveau unserer Liga ist er aber leider bislang alles schuldig geblieben.“ Seit Spieltag 9 ist Kjelsrud Johansen gesetzt und hat bislang 3 Tore in fünf Startelfeinsätzen geschossen. Gute Quote. Leider nur auf dem Papier. Gerade einmal 24% seiner Versuche bringt er aufs Tor. Hier bestand definitiv Bedarf, das hatte ich früh erkannt und den Kader mit Probespielern vollgestopft. Einer blieb.
„Doch ich setze große Hoffnungen in Kevin Harletun. Er ist erst 18, hat aber exakt die Eigenschaften, die wir für unser Spiel brauchen. Ich glaube, er kann unser Stürmer der Zukunft werden. In den ersten Einsätzen hat er ja auch sein Talent schon angedeutet und dreimal getroffen.“
„Das stimmt, da hatte Joacim ein gutes Auge“, ergänzte Högmo meine Gedanken. Doch seine Aussage irritierte mich etwas. Mit Joacim, meinte er unseren Sportdirektor. Leider verdiente er diese Bezeichnung nicht wirklich. Seine Fähigkeiten bei der Einschätzung von Spielern wurden nur von seinem miesen Verhandlungsgeschick unterboten.
„Per-Mathias, du weißt aber schon, dass ich den Deal alleine eingefädelt habe? Jo hat Kevin am ersten Tag wieder vor die Tür setzen wollen. Angeblich zeugten seine grünen Schuhe von Starallüren.“
„Im Ernst? Aber er war doch immer an allen Transfers beteiligt in der Vergangenheit“, wunderte sich Högmo.
Offensichtlich war es an der Zeit hier etwas klarzustellen, also erzählte ich, wie die Dinge hier wirklich liefen. Nachdem Heier den Vertrag von unserem Starspieler Thomas Drage um nur ein Jahr zu doppelten Bezügen verlängert hatte, suchte ich das Gespräch, um die Gründe für diese unsinnige Strategie zu erfahren. Er ging sofort in Abwehrhaltung und wurde patzig. „Bis er schlussendlich meinte, dann könne ich ja seinen Job in Zukunft machen. Und seitdem verhandle ich die Verträge.“ Und das nicht ganz erfolglos. Immerhin zehn Spieler verlängerten ihre Teilzeit- oder Vollzeitverträge und alle zu geringeren Konditionen.
Baff starrte mich Högmo an. „Jólly, wir beide sollten deutlich öfter miteinander sprechen. Das habe ich alles nicht gewusst. Aber dann ergibt das auch alles Sinn.“
„Was ergibt Sinn.“ Hatte Heier etwa hinter meinem Rücken schlecht über mich gesprochen?
„Ich habe Jo seit Tagen kaum gesehen. Dachte er wäre in Verhandlungen. Wenn er doch in der Geschäftstelle war, ging er mir aus dem Weg.“ Eine kurze Pause trat ein, Högmo schien in Gedanken Zahnräder zusammenzufügen. Dann setzte er neu an: „Egal. Lassen Sie uns doch einmal den Kader durchgehen. Wenn wir über die Saison hinaus planen, sollten wir schauen, an welchen Stellen wir noch personellen Bedarf haben."
Egal hat mir gefallen, dachte ich augenrollend. „Also gut. Ausgehend von unserem momentanen 4-1-4-1-System habe ich einen festen Stamm im Kopf, mit dem ich die Rückrunde angehen will und auch darüber hinaus plane. Hinten ist die Wahl sehr einfach. Die Viererkette mit Nielsen und Aukland innen, sowie Asheim und Begby auf den Außen ist absolut gesetzt. Dahinter macht Havar Jenssen seine Sache ausgezeichnet. Die fünf sind eine Bank, nicht umsonst haben wir erst 4 Gegent…“ Doch weiter kam ich mit meiner Schwärmerei nicht.
„Du planst mit Begby auf links? Scheint mir sehr optimistisch. Glaubst du etwa, er wird den Vertrag nicht unterschreiben?“ Högmos Blick zu urteilen, schaute ich ihn an wie ein Auto. „Ach Gott, du weißt das nicht, oder? Heier hat gestern ein Angebot für Ludvig angenommen. Er wird für 85.000€ zu Barnsley nach England wechseln.“
Prustend brachte ich meinen Kaffee hervor. „Was bitte?“ Zorn stieg in mir auf, denn ich hatte keine Ahnung.
„Das darf doch wohl nicht wahr sein. Erstens: der Preis ist ein Witz. Ludvig ist locker das doppelte Wert. Zweitens ist er Kind dieser Stadt, dieses Vereins und absoluter Leistungsträger. Ich hatte fest mit ihm geplant. Und außerdem war ich nicht involviert. Das kann Heier nicht machen. Wie soll ich denn erfolgreich coachen, wenn der einfach die Spieler verschenkt?“
„Sachte, sachte Jólly. Die Sache ist etwas anders gelagert. Ludvig kam auf uns zu. England sei schon immer sein Traum gewesen und außerdem braucht der Verein das Geld. Und wir müssen uns darauf einstellen, dass uns Talente auf unserem Weg verlassen werden. Bis wir das Ajax Skandinaviens sein werden, sind wir nichts als ein Ausbildungsverein. Doch was die Sache mit Heier angeht, da ist das letzte Wort nicht gesprochen, ich bin ehrlich gesagt auch sehr irritiert über dieses Vorgehen.“
Damit hatte er mich zumindest etwas beruhigt. Nachdem ich mich abreagiert hatte, gab ich ihm weitere Einschätzungen zum Team.
Gesetzt waren Lindström im Mittelfeld, der unser Kreativzentrum in der Tiefe war, sowie Drage und Solberg auf den Flügeln. Doch im Dreiermittelfeld waren Plätze zu vergeben. Andreas Hagen war an guten Tagen ein herausragender Spieler für die Post-Nord ligaen, doch der Zahn der Zeit nagte hart an ihm. Mit Andreas hatte ich bereits andere Pläne. Daneben war ständige Rotation unsere Konstante im zentralen Mittelfeld. Weder Nieves noch Marius Hagen bekamen ihre zweifelsfrei vorhandenen PS auf die Straße. Mit Hasan Duman hatte ich bereits ein vielversprechendes Talent ablösefrei verpflichtet. Doch der würde noch Zeit brauchen.
Im Sturm würde ich zunächst auf Kjelsrud Johansen setzen, mit Harletun als Back-Up. Aber vielleicht lässt sich mit dem Geld für Ludvig Begby noch etwas anfangen. Neben einem direkten Ersatz, suchte ich talentierte Spieler auf nahezu allen Positionen.
„Das wird eine sehr arbeitsreiche Sommerpause“, sagte ich zu Högmo, der mir nickend beipflichtete. „Ich werde versuchen das System variabler auf Henrik zuzuschneiden und mit zwei Spitzen experimentieren. Vielleicht löst das den Knoten vor dem Tor. Halten Sie Heier in Schach und sorgen für Rückendeckung in der Chefetage.“
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Zwei Wochen später lachte die Sonne immer noch über Fredrikstad und ich lachte mit ihr. Nach dem Ärger um Joacim Heier, sorgte Per-Mathias dafür, dass der Vorstand über seine Arbeitsweise informiert wurde. Man einigte sich darauf, den Vertrag am Ende der Saison auslaufen zu lassen und sich dann neu zu orientieren. Heier behielt zwar sein Gesicht nach Außen, verlor aber sämtliche Befugnisse.
Was die Mannschaft anging, lief es ähnlich gut für mich. In zwei Testspielen dominierten wir den Gegner und gewannen jeweils locker mit 3:0. Drei der Sechs Tore schossen Kjelsrud Johansen und Kevin Harletun. Die im Zweiersturm prächtig harmonierte. Das 4-4-2 würde definitiv eine Alternative in der Rückrunde darstellen. Und auch Hasan Duman kam nun besser in Tritt. Als offensiver Part der Doppel-Acht glänzte er mit klugen Pässen und insgesamt vier Vorlagen.
Mein größter Erfolg im Sommer war jedoch der ablösefreie Transfer des Dänen Aksel Smith-Pedersen. Den Linksverteidiger hatten wir dem Thisted FC aus seinem Heimatland direkt vor der Nase weggeschnappt, wo er gerade zur Probe vorspielte. Ihn sah ich als Talent für die kommenden Jahre an. Da sein direkter Konkurrent Stian Molde sich allerdings im Testspiel verletzt hatte, würde er direkt unser Starter sein.
Und mit diesem Kader gingen wir in die Rückrunde:
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Mit dem klaren Ziel unseren Vorsprung schnellstmöglich auszubauen und den Aufstieg so schnell wie möglich klar zu machen. In der Hoffnung den Vorstand so auf meine Seite zu bekommen. Ich war elektrisiert. Högmos Idee für die Zukunft von Fredrikstad hatte mir einen Energieschub verpasst, der mich unglaublich beflügelte. Sollte er seine Versprechungen wahrmachen, würde ich für ihn brennen.
Die Ausgangssituation nach der Sommerpause war gut, aber barg auch ein gewisses Risiko. Sollten wir straucheln, würde Moss FK und vor allem Brattvag sicher parat stehen:
(https://s12.directupload.net/images/201115/eagzgk7f.png)
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So weit die Ausgangslage vor der zweiten Saisonhälfte in Norwegens Post-Nord ligaen avdeling 1. Ich werde im weiteren Verlauf nun, wann immer meine Zeit es erlaubt, weiter spielen und dann zusammenfassend, wie es sich anbietet, weitere Teile posten und die Geschichte aus der aktuellen Emotion heraus weiter entwickeln. Es wird also nicht 5-6 Beiträge am Stück geben, wie bei anderen Stories. Außerdem wird die Textlast sicher etwas zurückgehen, da die handelnden Personen jetzt vorgestellt sind und künftig die Ergebnisse und besonderen Vorkommnisse im Mittelpunkt stehen sollen.
Da dies meine erste Story ist, bin ich offen für jede Kritik oder einfach nur kurzes Feedback, was aus Sicht der Mitlesenden noch gut passen könnte.
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Moin! Ich find's spannend und bin dabei. :)
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Klingt bisher super, ich werde mitlesen :)
Nur ein kleiner Hinweis: Isländer werden nie nur mit dem Nachnamen angesprochen. Also entweder nur der Vorname (Was als Anrede üblich ist, selbst beim Präsidenten), oder den ganzen Namen :)
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@Akumaru + Piwi: danke fürs Feedback. Ich bleib dran und versuche regelmäßig was zu bringen.
Was die Ansprache angeht - danke für den Hinweis, ich werde versuchen das zu verinnerlichen. Ist nur die Frage, ob der norwegische Vorstand das auch weiß? ???
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Rückkehr zum Ligabetrieb
Mit jeder Menge Elan und Tatendrang gingen wir den August und die Rückkehr in den Spielbetrieb. Ich schärfte meiner Mannschaft ein, dass wir jetzt den Grundstein Richtung Titel und dem damit verbundenen Aufstieg würden legen können. Zusätzlichen sorgten zwei Neuzugänge für frischen Wind im Team. Ermöglicht durch das Geld aus dem Begby-Transfer verpflichtete ich Matthias Blarud und Lars Saetra. Ersterer kam für 40k von Strommen IF. Das Team aus dem Speckgürtel Oslos stand in der OBOS-ligaen (2. Norw. Liga) gut dar. Dennoch entschied er sich für unser Projekt, auch weil ich ihm einen Vollzeitvertrag anbot, der ihm bis dato verwehrt blieb. Der 24-Jährige war klar als Starter eingeplant und sollte als Anker im zentralen Mittelfeld für Stabilität sorgen.
Saetra hingegen kam ablösefrei, nachdem er ein halbes Jahr ohne Vertrag war. Schon im Winter war der kantige Innenverteidiger zum Probetraining und hatte überzeugt, doch wir konnten seine Gehaltsvorstellungen schlicht nicht erfüllen. Die lange Wartezeit hatte seine Erwartungen wohl etwas gesenkt, sodass wir uns gut entgegenkamen. Er würde durch den fehlenden Spielrhythmus über die Bank ans Team, war aber perspektivisch als Chef eingeplant.
Dass ich überhaupt nach einem möglichen Starter für die Innenverteidigung suchte, hatte nichts mit der Form meiner Stammspieler zu tun. Doch am Tag vor dem ersten Spiel nach dem Sommer, kam Mads Nielsen langsam in mein Büro geschlichen. Nachdem er ein paar Minuten versuchte mit Smalltalk dem eigentlichen Thema auszuweichen, kam er endlich mit der Sprache raus.
„Chef, ich möchte gerne wechseln. Ohne Ludvig sehe ich große Probleme in der Abwehr auf uns zukommen und ohnehin, möchte ich gerne wieder höher spielen.“
Ich war baff, damit hatte ich absolut nicht gerechnet. Nielsen war unumstrittener Stammspieler und hatte seinen Vertrag gerade erst verlängert. Dennoch schien sein Entschluss festzustehen. Ich war menschlich enttäuscht, doch aus dem Weggang Begbys hatte ich gelernt die Mechanismen des Fußballs zu akzeptieren. „Also gut, sollte ein wirklich gutes Angebot kommen, darfst du gehen. Aber solange du hier Spieler bist, erwarte ich absolute Einsatzbereitschaft.“
„Selbstverständlich Chef. Und danke nochmal, dass sie nicht sauer sind.“ Mit diesen Worten verließ er mein Büro und ließ mich selbstverständlich sauer zurück.
Ich hatte jedoch nicht lange Zeit, Nielsen hinterher zu trauern. Das Spiel gegen Sola FK stand an. Ein Team aus dem unteren Mittelfeld und absolut schlagbar. Das hatten wir bereits zum Saisonauftakt gezeigt, als wir mit einem 4:0 direkt die Tabellenführung übernahmen – und seitdem nicht mehr hergaben. Das sollte auch so bleiben.
Das sah auch Högmo so und sorgte für zusätzliche Unterstützung, indem er Sondertickets verkaufte. Beinahe 6.600 Zuschauer kamen ins Fredrikstad-Stadion. So viele wie lange nicht. Ich war heiß und die Mannschaft auch.
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PostNord-ligaen – 15. Spieltag
Aus dem geplanten 4-4-2 wurde zunächst nichts, da Harletun mit einer Wadenverhärtung leicht angeschlagen passen musste. Also setzte ich auf das bewährte System. Mit folgender Aufstellungen gingen wir ins Rennen.
Aufstellung:
Jenssen
Asheim – Aukland – Nielsen – Smith-Pedersen
Lindström
Duman - A. Hagen
Solberg Drage
Kjelsrud Johansen
Offensichtlich hatten meine Spieler den Druck aus der Vereinsführung mitbekommen. Von Beginn an, spielten sie derart dominant, dass Högmo auf der Tribüne im Kreis grinste, wie mir später berichtet wurde. Wir hatten viele Gelegenheiten und mehr als 60% Ballbesitz und doch brauchte es einen Standard als Dosenöffner. Nach 30 Minuten nickte Kjelsrud Johansen eine Drage-Ecke wuchtig ein. Offensichtlich konnte er den Schwung aus der Pause mitnehmen. Denn nur zehn Minuten später wiederholte sich die Szene, dieses Mal jedoch spiegelverkehrt. Duman brachte die Ecke von links und Kjelsrud Johansen setzte sich gegen zwei Verteidiger im Luftduell durch.
Zufrieden ging es in die Pause, wo ich meine Elf anstachelte, sie sollten schnell auf den dritten Treffer gehen, um den Sack zuzumachen. Und das funktionierte tadellos. Nur vier Minuten nach Anpfiff schickte Drage unseren Rechtsaußen Solberg mit einer präzisen Seitenverlagerung und der netzte sicher ins lange Eck. Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Reuterswärd, wiederum mit einer Kopie des 3:0. Wieder war es Drage, der klug die Seite wechselte und dem jungen Schweden, der für Solberg kam den freien Weg auf das Tor ermöglichte. Hinten ließen wir auch nichts anbrennen und meine Jungs beließen es beim 4:0. Der Auftakt nach dem Gewitter war geglückt.
Nach dem Spiel find mich ein freudestrahlender Per-Mathias Högmo ab: „Alle Achtung Jólly, das war überragend. Genau was ich sehen wollte. Und endlich mal überzeugender Auftritt von Hernik. Der Fantag war ein voller Erfolg.“
„Sola hat uns genau in die Karten gespielt. Da lohnte sich die gezielte Vorbereitung. Doch die nächsten Brocken werden härter“, sagte ich, um ein wenig Druck rauszuehmen.
Högmo schien diese Skepsis nicht zu teilen: "Ach was. Hast du es denn nicht gehört? Brattvag und Moss haben beide Unentschieden gespielt. Wir sind auf einem guten Weg."
"Der noch lange genug ist, Per-Mathias."
Fredrikstad FK – Sola FK 4:0 (2:0)
Tore: Kjeslrud Johansen (2)
Solberg
Reuterswärd
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PostNord-ligaen – 16. Spieltag
Der nächste Spieltag bescherte uns ein Auswärtsspiel beim aktuellen dritten aus Moss. Mit einem Sieg hatten wir die Möglichkeit uns eines direkten Konkurrenten zu entledigen – ein klassisches Sechspunkte-Spiel. Ich veränderte mein Team auf zwei Positionen, Saetra und Blarud kamen zu ihrem Startelfdebüt. Dafür mussten Nielsen und Duman fitnessbedingt weichen.
Aufstellung:
Jenssen
Asheim – Aukland – Saetra – Smith-Pedersen
Lindström
Blarud - A. Hagen
Solberg Drage
Kjelsrud Johansen
Von Minute eins an war es ein gewohnt dominanter Auftritt meiner Elf. Doch im Abschluss fehlte uns die letzte Konsequenz. Allein Kjelsrud Johansen vergab drei Hochkaräter und köpfte dem gegnerische Towart mehrfach direkt in die Arme. In Minute 30 war es dann aber doch soweit. Am Ender einer schönen Ballstafette schirmte Kjelsrud Johansen den Ball am Sechzehner ab und legte für Drage auf, der satt zum 1:0 traf.
Das Tor hätte dem Team Sicherheit bringen sollen. Doch trotz optischer Feldüberlegenheit gelang uns kein Torschuss mehr bis zu Halbzeitpause. Anders bei Moss. Nach einer Eroberung am eigenen Strafraum, kamen sie über nur zwei Stationen zum Konter, den Magnus Fagernes sehenswert abschloss. Der 18-Jährige Norweger, war meinen Scouts schon zuvor aufgefallen. Mit nun 8 Toren aus 15 Spielen war er der mit Abstand gefährlichste Angreifer von Moss.
In der zweiten Hälfte hatten wir Fagernes und Co wieder fest griff. Doch letztlich egalisierten sich beide Teams in Zonen, die niemandem weh taten und es blieb beim gerechten Remis. Das allerdings mit etwas Glück auch ein Auswärtssieg für uns hätte werden können. Nach 72 Minuten traf der eingewechselte Hasan Duman nur die Latte.
Moss FK – Fredrikstad FK 1:1 (1:1)
Tore: Drage
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PostNord-ligaen – 17. Spieltag
Ich war nicht wirklich zufrieden mit dem vergangenen Auftritt und verbrachte viel Zeit mit dem Videostudium. Gemeinsam mit meinem Co-Trainer Joakim Klaebo sezierte ich insbesondere das Gegentor und die zweite Hälft zusätzlich zu Szenen des kommenden Gegners aus Levanger. Die Mannschaft aus der Peripherie Trondheims war akut abstiegsgefährdet und es gab keinen Zweifel, dass wir dieses Spiel gewinnen mussten.
Für das Auswärtsspiel musste ich meine Elf auf einer Position zwangsweise ändern, da mein rechter Verteidiger Vasheim sich in den letzten Minuten des Spiels gegen Moss sein Knie verdreht hatte. Er würde mindestens zwei Spiele fehlen. Für ihn kam Tomas Borgersen, wie Vasheim aus der eigenen Jugend. Zusätzlich kam Duman wieder für Blarud, da ich mir von ihm mehr Kreativität erhoffte.
Aufstellung:
Jenssen
Borgersen – Aukland – Saetra – Smith-Pedersen
Lindström
Duman - A. Hagen
Solberg Drage
Kjelsrud Johansen
Die akribische Analyse zahlte sich von Beginn an aus. Wir wollten früh drauf und direkt in die Schnittstellen ziehen. Zudem hatte Joakim gesehen, dass Levangers Torhüter Hadaya nicht der sicherste bei Fernschüssen war. Bereits nach acht Minuten konnte wir diesem Umstand für uns nutzen. Bereits seit 2-3 Minuten hatten wir Levanger am Strafraum eingeschnürt, doch der mangelnde Platz nur Querpässe zu. Bis sich Solberg an das Taktikbriefing zu erinnern schien und von der Strafraumkante trocken ins rechte untere Eck abzog. Das 1:0 spielte uns in die Karten. Ich zog die Mannschaft etwas zurück und wollte nun nach Ballgewinn schnell umschalten.
Da von den Spielern Levangers nur halbherzige Versuche aus der Ferne kamen, brannte hinten wenig an. Nach vorn brannte meine Mannschaft einiges ab. Bis zur Pause hatten wir bereits 16 Torschüsse und mehr als 60% Ballbesitz. Ich war nicht unzufrieden. Doch mit Wiederanpfiff stellte Levanger das Spiel komplett ein und schien sich auf die Verwaltung der knappen Niederlage zu konzentrieren.Damit hatten wir doch einige Probleme. So viel das 2:0 erst in der 69. Minute. Über A. Hagen und Lindström kam der Ball in den Strafraum zum aufgerückten Smith-Pedersen, der aus vollem Lauf den Ball im linken oberen Eck einschweißte. Mein Team explodierte förmlich.
Danach ließ es ich es etwas ruhiger angehen und schonte einige Spieler, zudem kam Harletun zu ersten Minuten nach seiner Verletzung. Insgesamt war der Sieg nie gefährdet, hätte aber höher ausfallen müssen. Wie schon im vergangenen Spiel zeigte meine Mannschaft mangelnde Konzentration im Abschluss.
Levanger FK – Fredrikstad FK 0:2 (0:1)
Tore: Solberg, Smith-Pedersen
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PostNord-ligaen – 18. Spieltag
Zweimal hatten wir auswärts nach der Pause erhebliche Probleme unseren Spielstil fortzuführen. Damit konnte und wollte ich nicht zufrieden sein. Zum Heimspiel gegen den FK Arendal (9.) nahm ich einige Veränderungen vor. Asheim meldete sich überraschend fit und ich stellte meine nominell beste Viererkette auf. Im Sturm bekam Harletun den Vorzug vor Kjelsrud Johansen, dessen Abschlussschwäche mich mehr wurmte als die fehlende taktische Beständigkeit der Mannschaft.
Aufstellung:
Jenssen
Asheim – Nielsen – Auckland – Smith-Pedersen
Lindström
Blarud - A. Hagen
Solberg Drage
Harletun
Wir erwischten einen super Start. Bereits nach 5 Minuten konnte Harletun nach einer feinen Kombination über rechts frei abschließen traf jedoch nur den Pfosten. Wiederum fünf Minuten später machte der junge Schwede seine Sache besser und rechtfertigte seine Aufstellung direkt. Nach einem Ballgewinn lief Solberg mit Ball tief in den Strafraum, dribbelte seinen Gegenspieler aus und legte flach vor das Tor. Mit einer schlauen Kreuzbewegung entwischte Harletun seinem Gegner und netzte sicher ein. Strahlend über beide Ohren kam er mir entgegen und fiel mir um den Hals. Unter der Woche hatte ich intensive Gespräche mit Kevin in denen ich ihm verdeutlichte, dass er von nun an gesetzt sei, ich ihm Zeit geben würde und er keine Angst vor Fehlern habe müsse. Der Junge dankte es sofort.
Leider verging meine Freude sehr schnell wieder. Nach 17. Minuten konterte uns Arendal lehrbuchmäßig aus. Nach Ballgewinn am Mittelkreis schalteten sie schnell um und am Ende war es Conrad Wallem, der den Ball über die Linie drückte. Ich war vollkommen erstaunt. Auf diese Art und Weise hatte uns noch kein Team vorgeführt. Und die Gäste legten sofort nach. Nur zwei Minuten später erzielte Illum nach einem nahezu identischen Konter das 2:0 – Wallem glänzte dieses Mal als Vorbereiter.
Absolut bedient war ich dann, als Aksel Smith-Pedersen einen weiteren Konter durch ein überhartes Einsteigen beendete und mit glatt rot vom Platz flog. Meine Halbzeitansprache war sicher nicht druckreif. Wir bekamen im Mittelfeld überhaupt keinen Zugriff und verloren beinahe jeden Zweikampf. So hatte ich meine Mannschaft noch nie erlebt. Vor allem nicht in einem Heimspiel. Angesäuert schickte ich meine nun zehn verbliebenen Spieler zurück aufs Feld. Ich spürte, dass ich in diesem Moment keine Hoffnung auf ein Comeback hatte.
Dennoch kamen wir ganz gut in die zweite Hälfte, hatten einige gute Abschlüsse, aber nichts Zwingendes. Dabei lief wenn überhaupt nur etwas über Solberg und Harletun, die die einzigen beiden in Normalform zu sein schienen. Der Rest ergab sich seinem Schicksal. Beinahe zynisch nahm ich dann das 1:3 durch Wallem hin. Nach langem Abschlag von Jenssen, brachte er uns den Ball tief aus der eigenen Hälfte mit mehreren Doppelpässen bis ins Tor zurück. Zweikampfverhalten – Null. Wallem zeigte, warum ihn die Hälfte der Teams in ganz Norwegen jagte. Der 19-Jährige war für uns nicht zu bekommen, unterschrieb und Aalesund und spielte leihweise die Saison in Arendal zu Ende.
Fredrikstad FK – FK Arendal 1:3 (1:2)
Tore: Harletun
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Am Abend nach dem Spiel saß ich noch lange in meinem Büro, studierte Spielszenen und versuchte meine taktischen Fehler zu erkennen. Wir wussten um die Stärken Arendals in Umschaltsituationen, doch bis heute hatte unser frühes Pressing noch jedem Gegner den Angriffsschwung genommen. Letztendlich erkannte ich, dass es Kleinigkeiten waren: wir standen zu weit, die Zuordnung nach Ballverlust wurde praktisch nie gefunden und schaffte wir es doch in einen Zweikampf, verloren wir diese meist.
Dennoch zweifelte ich an meinem Konzept. Sollte ich mich noch stärker am jeweiligen Gegner orientieren? In diesem Moment klopfte es an meiner Tür und Högmo trat unaufgefordert ein.
„Ich werde jetzt nicht so laut, wie ich es gerne möchte: Aber was war das denn bitte?“ sagte er und setzte sich aufs Sofa.
„Das kann ich dir genau sagen“, antwortete ich und zeigte ihm, was ich soeben im Selbststudium herausgefunden hatte.
„Dann bist du also der Meinung es war eine Frage der Einstellung? Ein Ausrutscher? Denn wenn nicht, bekommen wir ein Problem. Wir sind nur noch zwei Punkte vor Brattvag. Und wir…“
„…Können uns den Abstieg nicht leisten, ich weiß“, vervollständigte ich seinen Satz nicht ohne spöttischen Unterton.
„Jólly, ich glaube du verkennst die Situation. Es ist aus finanzieller Sicht absolut unvorstellbar nicht aufzusteigen.“ Er reichte mir ein verknittertes Blatt, das er aus seinem Jacket zog.
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„So schlimm steht es um uns? Und du sagst die Zahlen gehen weiter runter?“
„Allerdings. Und dir ist doch klar, dass wir im Zweifel unsere besten Spieler vergolden müssen, um zu überleben? Ab jetzt heißt es Verpflichtungen ablösefrei oder per Leihe.“
„Verdammt, ich habe das echt unterschätzt.“ Ich grübelte einige Minuten über dem Report. „Wir werden aufsteigen. In zwei Wochen geht es gegen Brattvag, da werden wir die Vorentscheidung erzwingen.“
„Ich hoffe, du hältst dein Wort. Es gibt eine Menge Leute, die jetzt überstürzt deinen Kopf fordern. Ich werde das verhindern – noch.“
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PostNord-ligaen – 19. Spieltag
Zeit sich zu rehabilitieren. Nach dem katastrophalen Auftritt gegen Arendal mussten wir beweisen, dass wir zurecht an Position eins standen. Dabei helfen wollten rund 5300 Zuschauer, die uns gegen Egersund IK antrieben.
Ich entschied mich für folgende Aufstellung:
Jenssen
Asheim – Nielsen – Auckland – Smith-Pedersen
Blarud - Lindström
Solberg Drage
Kjelsrud Johansen
Harletun
Im 4-4-2 erhoffte ich mir wieder mehr offensive Durchschlagskraft, wenn gleich der erste Impuls nach dem letzten Spiel gewesen wäre, die Defensive zu stärken. Ich hatte das Gefühl Egersund damit überraschen zu können.
Tatsächlich überraschte uns der Gegner zuerst. Stürmisch und mit mächtig Vorwärtsdrang kamen die Mannen aus Egersund daher. In der ersten Viertelstunde dominierten sie den Ballbesitz, doch meine Verteidiger ließen nichts zu. Nur nach vorn ging noch relativ wenig für uns.
Das änderte sich nach gut einer halben Stunde, nachdem ich einige Anpassungen vorgenommen hatte. Mit mehr Vertikalität im Spiel überbrückten wir Egersunds massives Mittelfeld schneller und rannten uns seltener fest. Vor allem über die Außen kamen wir so zu ersten Gelegenheiten. Leider hatte vor allem Solberg keinen guten Tag. Bis zur Pause blieb die Partie ohne Treffer und mit leisen Pfiffen wurden wir in die Kabine begleitet.
Zur Halbzeit brachte ich Andreas Hagen für Kjelsrud Johansen, da ich befürchtete im Mittelfeld die Kontrolle auf Dauer zu verlieren. Zudem hatte mein Ankerstürmer wenig Argumente auf seiner Habenseite gesammelt. Im gewohnten 4-1-4-1 schickte ich mein Team aufs Feld zurück. Dabei ermunterte ich die Spieler, jetzt mehr Kontrolle über das Spiel zu gewinnen. Was sie auch prompt taten. Unsere Aktionen wurden zwingender und wir hatten einige gute Gelegenheiten in Führung zu gehen. Doch Egersunds Keeper erwischte einen Sahnetag. Zweimal parierte er Freistöße von Drage und Hagen glänzend. Bei einem Schuss von Blarud hatte er die Hände schnell genug oben und lenkte den Ball über die Latte. Von den Rängen war immer deutliches Geraune und auch weitere Pfiffe zu hören.
Doch wir wurden nicht nervös. In der 69. Minute erlöste uns der eben eingewechselte Reuterswärd, als er in bester Robben-Manier von rechts in den Strafraum dribbelte und den Ball mit links in den Winkel setzte. Erst danach viel die Anspannung von mir, die mich wie ein Betonklotz nach unten zog. Da wir das Spiel weiterhin im Griff hatten - nur in der Schlussphase kam Egersund noch zu ein, zwei Fernschüssen – konnte ich verkraften, dass wir keinen Treffer mehr erzielten. Dafür erfreute ich mich an Kevin Harletun, der zwar nicht selbst traf, aber im Dienst der Mannschaft ackerte und sehr viele gute Wege machte.
Mit diesem guten Gefühl entließ ich die Mannschaft in einen freien Sonntag, ehe wir ab Montag die Vorbereitung zum Spitzen spiel bei Brattvag aufnehmen würden. In einer Woche würde ich genau wissen, wo meine Mannschaft leistungsmäßig stand. Eines war aber jetzt schon sicher, das Experiment 4-4-2 würde ich in die Vorbereitung verschieben müssen.
Fredrikstad FK - Egersund IK: 1:0 (0:0)
Tore: Reuterswärd
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Hart, aber durchaus schaffbar. Vielleicht sollte ich doch mal einen "richtigen" Save in Skandinavien beginnen (bisher machte ich "nur" mal für paar Saisons Station beim FC Kopenhagen in einem Online-Save mit Fantasy-Datenbank).
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Ich habe die große Hoffnung, dass der Aufstieg reicht, um das Loch zu stopfen, das bis Saisonende sicher noch um einige 100k ansteigen wird. Sonst müssen wir unsere Leistungsträger versilbern. Falls ich Trainer bleiben dürfte. Allerdings steigen die ersten beiden direkt und der Dritte eventuell über die Relegation auf. Sollte machbar sein.
In Skandinavien hatte ich bislang tatsächlich die meisten Saves, in denen ich mich so richtig verloren habe. Seit 2011 spiele ich den FM und mindestens ein Journeyman-Save in Skandinavien war immer bei. Und auch im FM20 viel mir die Wahl nicht leicht. Hatte in jedem Land was auf dem Schirm.
Heute abend spiele ich dann das Topspiel gegen Brattvag und entscheide im Anschluss wie weit es mich in den September trägt. Dann sollte morgen spätestens Freitag der nächste Teil folgen.
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PostNord-ligaen – 20. Spieltag
Es war das Spitzenduell der 3. norwegischen Liga zwischen Brattvag und uns. Die Gastgeber lagen mit zwei Punkten hinten und hatten somit die Chance durch einen Sieg an uns vorbeizuziehen. Auf der anderen Seite wollte ich die Vorentscheidung in der Meisterschaft erzielen. Die Leistungen der letzten Wochen bereiteten mir allerdings ein wenig Kopfzerbrechen, so dass ich mir unter der Woche viele Jungs für Einzelgespräche bei Seite nahm. Basierend auf meinen Trainingseindrücken bot ich folgende Elf auf:
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Ich wusste, dass unsere Verfolger über die Flügel verwundbar waren, dementsprechend legten wir den Schwerpunkt im Training auf schnelle Kombinationen über Außen. Doch auch mein Gegenüber hatte seine Hausaufgaben gemacht. Vor allem gegen Arendal hatten wir die wichtigen Zweikämpfe im Mittelfeld nicht gewinnen können. Was vor allem daran lag, dass meine Mannschaft nicht mit der harten Spielweise des Gegners zurechtkam. Das wollte auch Brattvag-Trainer Rene Skovdahl nutzen.
Von Minute eins an bekamen wir mächtig auf die Socken und konnten so unseren Spielfluss nicht finden. Da Brattvag nach vorn aber auch nicht wirklich viel einfallen wollte, plätscherte die erste Halbzeit lange vor sich hin. Etwas überraschend kamen wir nach 33 Minuten dennoch zur Führung. Einen Ballgewinn brachte Lindström schnell zu Drage raus, der über links in den Strafraum kam und für Solberg quer legte – 0:1. Danach passierte bis zur Pause nichts weiter, was an weiteren schlimmen Fouls des Gegners lag. Wutentbrannt rannte ich mit dem Pausenpfiff zum Schiedsrichter und erkundigte mich, ob er seine Karten in der Kabine gelassen hatte.
Offensichtlich hatte er das, denn mit Wiederanpfiff veränderte er seine Linie. Innerhalb weniger Minuten sah Brattvags Linksverteidiger Cordero erst die gelbe und dann auch zurecht die gelb-rote Karte. In Überzahl taten wir uns zunächst schwer und der Gastgeber kam zu einigen Gelegenheiten, die letztlich aber kein Problem für Jenssen darstellten. Da wir in der Folge unsere Konter fahrlässig liegen ließen, blieb die Partie trotz unserer spielerischen Überlegenheit weiter offen. Ich war so angespannt und nervös, dass ich bei dem Versuch Notizen zu schreiben, meinen Bleistift immer wieder abbrach. Erst in der 94. Minute erlöste mich dann Phil Aukland, der eine Ecke von Duman wuchtig ins Tor köpfte. Es wurde nicht wieder angepfiffen und wir hatten bewiesen, dass wir uns in Topspielen durchsetzen konnten. Damit hatten wir eine perfekte Ausgangslage für das Saisonfinale erspielt - oder besser erkämpft.
Zudem nahm mir dieser Sieg meine Unsicherheiten bezüglich unserer taktischen Herangehensweise. Gemeinsam mit meinem Co Klaboe brütete ich oft bis in den späten Abend hinein, wie der nächste Gegner zu knacken sein würde. Dabei verlor ich mich nicht selten in Details, versessen darauf meine Mannschaft richtig einzustellen. Klaboe war der eher pragmatische von uns beiden, er vertrat die Ansicht, dass wir in jedes Spiel mit unserer Grundtaktik gehen konnten und diese dann nur marginal auf den Gegner zuschneiden mussten, um erfolgreich zu sein. Seine Impulse waren mir sehr wichtig und so erarbeiteten wir uns Stück für Stück das passende Grundgerüst für unser Team. Im Kern wollten wir die Bälle im mittleren Drittel gewinnen, um anschließend blitzschnell umzuschalten und über wenige Stationen den Abschluss zu suchen. Ich wollte meine Mannschaft agieren sehen. Und dennoch war es uns zu Beginn der Saison darum gegangen, hinten sicher zu stehen. Lediglich acht Gegentore nach 20 Spieltagen waren ein deutliches Zeichen, dass wir hinten bereits vieles richtig machten. Und auch die offensiven Wege hatte das Team langsam verinnerlicht. Darauf ließ sich aufbauen.
Brattvag – Fredrikstad FK 0:2 (0:1)
Tore: Solberg, Aukland
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PostNord-ligaen – 21. Spieltag
Als nächstes ging es zum Auswärtsspiel bei Nardo FK. Das Überraschungsteam der Saison war aktuell 4. in der Tabelle und überzeugte vor allem mit – wie sollte es anders sein – robuster Zweikampfführung. Offensichtlich hatten es sich alle Teams zur Aufgabe gemacht uns körperlich den Schneid abzukaufen. Bislang war das nur Arendal gelungen. Ich entgegnete dieser Taktik, in dem ich Aukland auf die Position im defensiven Mittelfeld vorzog und hinten mit Saetra und Nielsen begann (alle drei über 1.90m groß). Sollten Sie doch versuchen uns körperlich in die Knie zu zwingen. Zudem kam Kjelsrud Johansen für Harletun, dem diese körperliche Spielweise mit seinen 18 Jahren noch deutlich zu schaffen machte.
Und wir hielten dagegen. Leider verloren sich beide Teams ein wenig in den Zweikämpfen, sodass vor allem meine offensiven Außen Solberg und Drage nichts mit dem Spiel anfangen konnten. Für diese beiden würde der Aufstieg in die technisch höherwertigere OBOS-ligaen eine Befreiung sein.
Auf beiden Seiten gab es nur wenig Strafraumszenen und es entwickelte sich ein reines Geduldsspiel. Wie schon unsere Partie gegen Brattvag, war auch dieses Spiel kein fußballerischer Leckerbissen, für Taktikfans aber ein Genuss. Das ewige Warten auf den Fehler des anderen. Lange ohne Erfolg, doch in der 71. Minute war es dann Kjelsrud Johansen, der in der Lage war einen Fehler der Nardoer Defensivreihe auszunutzen. Drage spielte links den eingewechselten Hovstad frei, der vollkommen unbedrängt flanken konnte. Innen setzte sich unsere Sturmspitze gegen zwei Gegenspieler durch, die sich unfreiwillig über den Haufen rannten.
Vor der mageren Kulisse von 250 Zuschauern war das zwar nicht schön, aber ausreichend. Ein reiner Sieg des Willens, der eben auch eingefahren werden muss, will man aufsteigen. Und das wollten wir. Selbst Högmo hatte Nachsicht mit mir, was vor allem an den hervorragenden Neuigkeiten lag, die es aus Moss zu vermelden gab: „Die haben Brattvag geschlagen. Wir haben jetzt acht Punkte vor.“ Und das bei nur noch 5 Spielen zu gehen, in denen wir zunächst dreimal zu Hause antreten würden. Ich sah uns klar im Vorteil.
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„Ich will die Meisterschaft zu Hause klar machen“, sagte Högmo mit einigem Nachdruck. „Egal was du tun musst, ich will diese Schale mit unseren Fans feiern und nicht irgendwo in der Provinz. Und das am besten mit Offensivpower, um keine Fragen offen zu lassen. Wir sind das beste Team und das sollten auch alle sehen.“
„Hatten wir das Thema übertriebener Erwartungshaltung nicht ad acta gelegt?“, entgegnete ich mit hochgezogener Augenbraue. Wir stehen kurz vor dem großen Sprung und er macht wieder Stunk, dachte ich.
„Sicher. Aber der Ausgang der Saison wird maßgeblich beeinflussen, wie man uns als Aufsteiger wahrnimmt. Und ich will nicht die kleine Maus aus Fredrikstad in der OBOS-ligaen sein. Wir müssen ein Falke sein.“
Soso, dachte ich. Ein Falke also. Woher nun dieser Drang zu fabelhafter Theatralik kam, war mir ein Rätsel, aber ich spielte sein Spiel mit. „Wir werden sicher keine Maus sein. Du weißt, abwarten und reagieren liegt mir nicht, liegt auch dieser Mannschaft nicht. Ich wollte ohnehin offensiver in die nächsten Partien gehen.“
Nardo FK - Fredrikstad FK: 0:1 (0:)
Tore: Kjelsrud Johansen
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Den Sekt kann man ja schon fast kalt stellen. Bin gespannt, ob Högmos Wunsch erfüllt wird.
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PostNord-ligaen – 22. Spieltag
Högmo hatte recht: wir waren eindeutig das dominanteste Team der Liga und würden zurecht aufsteigen, davon war ich felsenfest überzeugt. Es gab absolut keinen Grund, warum wir nicht auch so auftreten sollten. Klaboe, der hauptverantwortlich für die Ausgestaltung der Trainingspläne war, legte den Fokus auf hohes Pressung und vertikale Umschaltaktion. Gemeinsam standen wir beim Abschlusstraining am Rand des Platzes und beobachteten das Team bei den vorgegebenen Übungen.
„Merkst du was Jólly?“, fragte Joakim. Ich grunzte nur fragend. „Ich habe die Übung vor 12 Minuten erklärt. Wir mussten nicht einmal eingreifen.“
Und er hatte recht. Offensichtlich hatten alle Spieler des Kaders verstanden, dass wir kurz davorstanden, uns für die Mühen der Saison zu belohnen. Das hatte wohl auch Högmo erkannt, der in diesem Moment staunend zu uns trat. „Seht ihr, das habe ich gemeint, als ich von Falken sprach. Diese Jungs wollen den Gegner vom Wochenende am liebsten sofort erlegen.“ Klaboe und ich verdrehten zeitgleich die Augen, bei der schwulstigen Redeart unseres sportlichen Leiters. Doch in seine Lobeshymnen konnte ich nur mit einsteigen. „Absolut. Ich könnte ohne Probleme morgen zwei Mannschaften ins Rennen schicken und beide würde abliefern, gemessen an den Trainingsleistungen.“ Da dies laut Statuten nicht erlaubt war, musste ich mich dann doch auf 11 + 7 Spieler festlegen. Ich ging mit der in meinen Augen stärksten Elf ins Saisonfinale:
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Was folgte, war das mit Abstand stärkste Spiel der gesamten Saison. Spitzbübisch grinste mir Klaboe zu, als Hasan Duman mit dem 3:0 den Deckel auf die Partie legte. Vorausgegangen war eine feine Kombination über 4 Stationen, ehe Drage flach von links in den Strafraum passte, wo der herannahende Duman vom Elfmeterpunkt locker rechts unten einschob. „Bringen deine Übungen ja wirklich was“, sagte ich zu Klaboe gewandt mit einem Augenzwinkern. Und ob sie das hatten. Bereits die ersten beiden Tore durch Kjelsrud Johansen und Duman fielen nach ähnlichem Muster: Ballgewinn, schnelle Pässe auf die Außen und dann flach in den Strafraum kombinieren. Es war genau der Fußball den ich mir wünschte, jedoch bislang nicht glaubte von dieser Mannschaft bekommen zu können.
Wie falsch ich lag, zeigte mir das 4:0 in der 78. Minute: Solberg und Asheim gewannen im Pressing den Ball auf rechts. Mit einem gezielten Pass ließ Solberg 4 Gegner ins Leere laufen und schickte den eingewechselten Harletun in den Strafraum. Der vollendete vollkommen freistehend flach ins lange Eck. Es war eine Machtdemonstration meiner Mannschaft, die es bei 4:0 beließ und hinten nichts anbrennen ließ.
Nach dem Spiel kam Högmo direkt zur Trainerbank, sein Gesicht machte einen wütenden Eindruck und ich wollte schon zu einer Tirade ansetzen, da entspannten sich seine Züge.
„Jólly, ich könnte heute nicht glücklicher sein. Das war phänomenal“, sagte Högmo mit weiten Gesten. Ich konnte normalerweise gut mit Lob umgehen, ohne mich darin zu baden. Doch solche Worte von einem Mann, der scheinbar nur schwer zufriedenzustellen war, gingen runter wie Öl. Noch dazu, da Högmo DER Mann in Norwegen war, der Jahrelang den Fußball auf Ebene Nationalmannschaft prägte.
Ich fasste mich und wagte eine in meinen Augen nicht allzu kühne Prognose: „Stell den Sekt schonmal kalt. Und sprich mit dem Verband – nächste Woche brauchen wir die Schale hier.“
Beinahe augenblicklich veränderte sich seine Miene und er wirkte beinahe zurückhaltend: „Abwarten. Ich wünsche es mir auch, aber erstmal muss die Mannschaft erneut liefern.“ Mit diesen Worten und einem Schulterklopfen verließ er Klaboe und mich.
Lange noch schaute ich den Schritten des Alten nach. In Momenten wie diesen verwirrte mich seine Art zutiefst. Von himmelhochjauchzend zu Tode betrübt in weniger als zwei Minuten. Überhaupt schien Högmo voll von Gegensätzen, die sich mitunter im Minutentakt zeigten. In einem Moment ist er verständnisvoll, dann wieder strikt in seiner Meinung und doch nicht altersstarrsinnig. Mal väterlich, dann distanziert. Es gefiel mir nicht, dass unser Verhältnis in solchen Wellen verlief.
Ich wischte die Gedanken zunächst beiseite, jetzt war es Zeit diesen Moment zu genießen, doch es würde eine erneute Aussprache zwischen uns stattfinden müssen, darüber war ich mir Klaren.
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PostNord-ligaen – 23. Spieltag
Es gibt Tage im Leben, die sich unwiederbringlich ins Gedächtnis einbrennen. In aller Regel sind das furchtbare Erlebnisse, die Wut und Trauer mit sich bringen. Doch auch die schönsten Momente die wir erleben dürfen, bleiben auf der Festplatte verankert. Nie werde ich jenen Samstag im September vergessen, als ein schrilles Pfeifen die klare Luft durchschnitt und 5.000 Menschen in Jubel ausbrachen, der keine Grenzen kannte. Meine Spieler fielen sich in die Arme und Klaboe und ich genossen diesen Moment, die Arme um die Schultern gelegt von außen. Ich hatte den ersten Titel meiner Karriere gewonnen.
Zuvor hatten meine Jungs erneut ein großartiges Spiel abgerissen. Bereits nach 13. Minuten stand es nach Standard-Treffern von Kjelsrud Johansen und Lindström 3:0. Im Parallelspiel lag Brattvag seit der 9. Minute zurück – ausgerechnet bei Arendal, die uns gefährlich ins Straucheln gebracht hatten. Mit der sicheren Führung im Rücken wurde das Spiel zu einer 90-minütigen Party, bei der wir Ball und Gegner laufen ließen, ohne jedoch noch zwingende Chancen zu erspielen. Doch das war mir egal.
Danach überschlugen sich die Ereignisse. Ich gab zahllose Feldinterviews, bei denen ich ständig aus dem Bild rannte, um dem Ansturm von Bierduschen zu entkommen. Umarmte alle meine Spieler und Mitarbeiter und genoss jeden einzelnen Moment im weiten Rund und während der Feierlichkeiten.
Noch Stunden später feierten wir in der Kabine und den Gängen des Fredrikstad-Stadions, als mir Högmo entgegen kam. Ihn hatte ich seit der Medaillenvergabe nicht mehr gesehen. Erneut hatte er ein merkwürdig bedrücktes Gesicht aufgesetzt, dass nicht zum Anlass passen wollte. Nur im Gegensatz zum letzten Wochenende hellte sich seine Miene dieses Mal nicht auf.
„Glückwunsch Jólly, du hast wahrlich geliefert und dein Versprechen gehalten“, sagte er beinahe tonlos. „Komm doch mal eben mit in mein Büro, bitte.“ Ich war leicht angetrunken und nicht sicher, ob ich Stimme und die Mimik dazu richtig deutete. Auf dem Weg zu Högmos Büro sprachen wir kein Wort. Wie ein Praktikant am ersten Tag, lief ich meinem Chef still hinterher, mit einer gehörigen Mischung aus Respekt und auch Angst, vor dem was nun kommen mochte.
In seinem Büro angekommen, schenkte er uns etwas aus einer Karaffe ein und bat mich mit einer Geste auf die Couch. „Also gut, bevor ich dir sage, weswegen du hier bist, lass mich eine Erklärung vorausschicken. Unser Verein ist auf den höchsten Ebenen zerstritten. Noch immer sitzen Leute im Vorstand, die den FK vor Jahren in die finanzielle Schieflage getrieben haben. Sportliche Kompetenz wird nur durch mich gestellt, aber ich bin nicht ins operative Geschäft eingebunden und zudem genauso austauschbar wie du. Deswegen hatte ich kaum Mitsprache bei den Entscheidungen im Hintergrund. So viel solltest du wissen!“
„Austauschbar? Werfen die mich raus und du hast das abgenickt, um deinen Arsch zu retten?“ Ich witterte Verrat an allen Ecken. Sollte es mein Schicksal sein, im Moment meines größten Erfolgs tief abzustürzen? Ich spürte den Alkohol in mir, meine Gedanken rasten förmlich: „Du alter…“
„RUHE jetzt!“, donnerte es von meinem Gegenüber. Sofort verschlug es mir die Sprache.
Mit mildem Ton sprach er weiter: „Jólly, du bist mein Trainer, ich habe dafür gekämpft dich hier zu haben und ich betone erneut mein Versprechen: Ich werde dich nicht rauswerfen. Wie gesagt, dieser Verein wird geführt von Männern denen das sportliche nicht liegt. Was ich dir also sagen will, ist, dass im Präsidium entschieden wurde, Joacim Heiers Vertrag zu verlängern und ihn als Geschäftsführer Sport zu etablieren. Er wird von nun an alle vertraglichen Angelegenheiten sowie die Transfers regeln.“
Ich war baff. Es war zugegeben nicht so schlimm wie ein Rausschmiss, aber es würde meine Arbeit dennoch in erheblichem Maße beeinflussen. Heier war nach allem was ich wusste nicht besonders gut in seinem Job. Jedoch verlogen genug, um sich gut darzustellen. „Und du hast das die ganze Zeit gewusst?“
„Habe ich, doch als Vorstand bin ich zur Verschwiegenheit verpflichtet, wenn es um Interna geht. Ich habe das seit zwei Wochen mit mir rumgetragen und versucht herauszufinden, wie ich es dir erklären könnte. Ich wollte dich für mein Projekt nicht verlieren.“
Wortlos stand ich auf und verließ Högmos Büro. Ziellos stolperte ich durch die Katakomben des Stadions, während meine Gedanken versuchten zu sortieren, was ich soeben erfahren hatte. Als nächstes spürte ich Kälte. Feuchte, alles durchdringende Kälte. Auf meinem Weg durch die Flure war ich wohl zum Spielertrakt geirrt, wo einige der Jungs die Gelegenheit ergriffen, um den Eisbottich über mir auszuschütten. Doch das nahm ich nur am Rande wahr. Ich verabschiedete mich von den Spielern und ließ sie verwirrt zurück
Zur Erklärung: Bei der ersten Übersicht über meinen Staff hatte ich Heier fälschlicherweise nur als Sportdirektor wahrgenommen. Tatsächlich ist aber auch Geschäftsführer, weshalb ich keinen Einfluss auf seinen Vertrag habe. Um dem ganzen nun ein wenig Realismus wieder zu geben, habe ich ihm wieder alle Aufgaben übertragen, die die Transfers betreffen. Lediglich die letzten Entscheidungsgewalt habe ich bei mir belassen, das wird dann in der Story aufgelöst. ;)
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Schick ihn in irgendein kleines Kaff, irgendwo ganz im Norden. Von wegen, da wäre ein super Talent, welches er sich mal anschauen sollte. ;D
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PostNord-ligaen – Saisonende
Zwei Wochen lang machte ich mich so rar wie möglich. Fuhr pünktlich zum Training, und noch zeitiger im Anschluss wieder nach Hause. Lediglich für kurze Updates der Physio-Abteilung sowie meine regelmäßigen Treffen mit Klaboe nahm ich mir Zeit. Doch um die Geschäftsstelle machte ich zunächst einen großen Bogen.
Dann, nach diesen zwei Wochen, ging ich noch einmal tief in mich. War ich nicht vielleicht etwas kindisch in meiner Reaktion? Und war es nicht auch ziemlich unprofessionell von mir? Das sind normale Vorgänge in einem Profisportverein und ich musste das akzeptieren. Das hatte ja nicht zwingend zu bedeuten, dass ich mit jedem im Verein auskommen musste. Was ich auch nicht vor hatte. Dennoch rief ich Heier und Högmo an und vereinbarte einen gemeinsamen Termin.
„Ich habe Sie eingeladen, weil ich über die Basis unserer Zusammenarbeit reden möchte“, begann ich ohne Umschweife. Eine Entschuldigung würde keiner von beiden erwarten können.
„Welche Basis meinen Sie, Jólly? Ich war, bin und bleibe verantwortlich für den Kader. Und sie sind raus aus diesem Thema.“ Mit dieser Reaktion Heiers hatte ich gerechnet. Ich kam Högmo zuvor, der gerade zu einer Antwort ansetzen wollte.
„Sehen Sie und genau in diesem Punkt sind wir uns einig und auch uneinig. Fakt ist, Sie haben die Befugnisse übertragen bekommen, den Kader zu gestalten, das zweifelt niemand an. Einen Kader den Ich täglich betreue, und aus dem ich eine Einheit formen soll, die in der Lage ist nach ganz oben zu kommen.“
Högmo blickte mich interessiert an, offensichtlich ahnte er bereits, in welche Richtung meine Gedanken gingen. Also schwieg er zunächst.
„Ich möchte Ihnen vorschlagen, dass ab sofort nicht Sie, sondern Per-Matthias und Ich für den Kader verantwortlich sind. Natürlich bleiben Sie nach außen hin der großer Kaderplaner.“ Ich hatte mir meine Worte lange zurechtgelegt und hoffte, den richtigen Ton getroffen zu haben. Irgendwo zwischen Schmeichelei und der klaren Aussage, dass ich mir nicht in meine Befugnisse würde greifen lassen.
„Warum sollte ich das tun? Warum genau sollte ich freiwillig meine Aufgaben in Ihre Hände legen? Nachher bauen Sie Mist und ich bin der, den Sie am Sack haben.“
Heiers Egoismus stank zum Himmel, doch es war der verletzliche Punkt, an dem ich ihn packen wollte. „Ganz einfach: weil man Ihnen nicht an den Kragen gehen wird. Und ich sage auch warum. Wir werden es wie folgt machen…“ meine Wortwahl war sehr gewagt. Vor mir saßen zwei meiner Vorgesetzten und ich war nicht zwingend in der Situation Bedingungen zu stellen. Doch ich hatte keine Wahl, sollte das Kapitel Fredrikstad weitergehen, dann nur auf meine Art. „…Per-Matthias und ich leiten die Scoutingabteilung, wir entscheiden, welche Spieler in den Kader kommen und welche ihn verlassen und wir leiten die sportliche Entwicklung auf taktischer Ebene. Sie hingegen übernehmen den finanziellen Part. Verhandeln Ablösen mit den Vertretern anderer Vereine, die Verträge mit den Spielern und nicht zuletzt werden Sie das Gesicht des Vereins in allen Transferangelegenheiten sein. Nach außen hin versteht sich. Intern sieht es anders aus. Läuft es sportlich nicht, können Sie gerne auf uns zeigen und Ihre Weste bleibt rein.“
Es arbeitete sichtlich in Heier, doch noch kurzem Zögern willigte er ein. Nicht jedoch ohne das letzte Wort für sich zu beanspruchen: „Also gut Jólly, ich rate Ihnen halten Sie sich an diesen Plan. Und keine Tricks. Sie wissen um meine Rückendecken.“ Mit diesen Worten ging er und ließ uns allein dem Konferenzraum zurück.
Högmo ergriff als erster das Wort: „Das war ganz schön gewagt Jólly. Aber warum tust du das?“
„Ist das nicht offensichtlich? Wir beiden und Klaboe verantworten den Kader sowieso, dann will ich das auch semioffiziell bestätigt haben. Kannst du dir vorstellen, mit welchen Jungs Heier hier ankäme, wenn er freie Hand hätte? Außerdem habe ich nicht gesagt, dass ich für die finanziellen Fehltritte einstehen werden. Das wird er höchst selbst tun dürfen und dann wollen wir doch mal sehen, wie stark die Rückendeckung ist.“
„Das war ein gewagtes Spiel. Aber ich mag deinen Ansatz. Nur beim nächsten Mal informierst du mich bitte, ehe ich in sowas hineingezogen werde.“
„Damit sind wir dann wohl quitt.“
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PostNord-ligaen – Saisonende
Mit dem sicheren Aufstieg in der Tasche ließen wir die Saison etwas ausklingen. Mit den internen Querelen um Heier, ließ mein Fokus hier und dort zu wünschen übrig. Doch das Team war stark genug und fuhr souverän 7 Punkte aus den letzten drei Saisonspielen ein.
Im letzten Heimspiel der Saison kamen wir nur zu einem Punkt gegen Vidar FK. Offensichtlich hatte mein Team bei dem 1:1 gegen den Tabellenletzten noch zu viel Restalkohol im Blut – Geschenkt.
Fredrikstad FK – Vidar FK 1:1 (0:1)
Tore: Aukland
Auswärts bei Byasen machten wir unsere Sache schon deutlich besser und gewannen in gewohnt überzeugender Manier mit 4:1. Der Sieg war mir nicht mehr wichtig, das wie allerdings schon. Meine Mannschaft zeigte schöne Ballstafetten ebenso wie schnelle Angriffe mit wenigen Kontakten bis zum Abschluss. Daran änderte auch nichts, dass ich einigen Spielern aus der zweiten Reihe Einsatzzeit gab. Borgersen auf RV und Farah davor übernahmen die rechte Seite. In der Mitte bekam Hagen noch einmal den Vorzug vor Blarud, dass hatte sich unser Oldie redlich verdient. Für die Zukunft jedoch sah ich in ihm einen wichtigen Teil meiner Jugendakademie.
Byasen IL – Fredrikstad FK 1:4 (1:2)
Tore: Kjelsrud Johansen (2), Solberg, Drage
Einen Tag nach unserem Auswärtsspiel stand ich wieder am Spielfeldrand. Unsere U-19 hatte souverän die eigene Liga gewonnen und stand nun in der KO-Phase um die Regionalmeisterschaft. Gegner im Halbfinale war der Nachwuchs vom SK Brann Bergen, der nach einem 1:0-Heimsieg, auch das zweite Spiel mit 1:0 für sich entschied. Ich war von der Bereitschaft unserer nächsten Generation überzeugt, jedoch fehlte ihnen am Ende etwas der Mut gegen den Gegner mit dem großen Namen. Schlechter war unser Team jedenfalls nicht. Da waren durchaus ein paar Jungs dabei, die in den kommenden Jahren den Sprung in die erste Mannschaft schaffen konnten. Und ich hatte vor ihnen auch zu zeigen, dass wir auf sie zählten.
Ole Langbraten im Tor und Mikael Engsmyr rechts in der Viererkette durften direkt starten. Sie hatten unglaubliche Leistungen in der Jugendliga gezeigt und ich fand, sie waren bereit für mehr. Dazu kamen Bech Hermansen für die Innenverteidigung, Adrian Hansen im zentralen Mittelfeld und Eirik Vestby, ein dynamischer Flügelspieler. Alle drei wurden im Laufe der Partie eingewechselt und auch sie fügten sich nahtlos bei unserem ungefährdeten Sieg ein. Mit einem 2:0 traten wir die Heimreise aus Stordal an.
IL Stordals-Blink – Fredrikstad FK 0:2 (0:2)
Tore: Kjelsrud Johansen, Solberg
Als ich gerade den Bus besteigen wollte, wurde ich von Högmo abgefangen, der mich bat, mit ihm zurückzureisen. Widerwillig sagte ich zu.
„Was ich heute gesehen habe, lässt mein Herz höher schlagen als jeder Sieg. Jólly, so viele Jungs aus der eigenen Jugend hatten wir seit Jahren nicht im Spieltagskader.“
„Das überrascht mich, bei der finanziellen Schieflage,“ entgegnete ich verwirrt. „Kann ja nicht angehen, dass wir die ersten sind, die auf die Idee kommen. Aber sei es drum. Ich habe nicht vor es dabei zu belassen.“
„Das freut mich zu hören“, sagte Högmo und blickte immer wieder prüfend zu mir herüber. „Dann habe ich gute Neuigkeiten für dich, wie ich höre haben sich in den unteren Jugendmannschaften weitere Jungs empfohlen. Sie werden im kommenden Jahr bei der U-19 mittrainieren. Vielleicht können wir den Erfolg aus diesem Jahr wiederholen.“
„Nein!“ sagte ich postwendend. Wieder blickte Högmo von der Straße ab zu mir. Ich sah große Fragezeichen in seinem Blick.
„Das reicht nicht. Die Mannschaft muss die Meisterschaft zumindest als Ziel haben. Ich will, dass unsere Jungs von Anfang mit einer anderen Einstellung geprägt werden als bisher. Ich sehe noch nicht diese Gier und den unbedingten Willen zu gewinnen. Gegen Bergen wäre mehr drin gewesen, doch die Jungs hatten zu viel Respekt.“
„Und wie willst du das so schnell ändern? Charakter lassen sich nicht von heut auf morgen umbiegen.“
„Wir erhöhen den Druck ein bisschen. Ola Nilsson hat die Jugendliga sehr intensiv beobachtet und mindestens 6 Spieler entdeckt, die uns auf Anhieb weiterhelfen – alle noch ohne Vertrag. Ich will mehr Konkurrenzdruck auf den Positionen, also schick Heier los. Soll der die Berater und die Jungs bezirzen.“
„Aber damit allein ist es auch nicht getan. Es braucht sicher mehr als ein paar neue Spieler. Und wer weiß, ob die ausgerechnet zu uns wollen.“
„Das lass mal Heiers Sorge sein. Der Mann kann nicht viel, aber Leuten nach dem Mund reden, darin versteht er sich. Die werden mehr Honig im Mund haben, als sie schlucken können. Und was den anderen Punkt angeht, da brauche ich deine Hilfe. Wir müssen den Vorstand überzeugen, uns personell breiter und vor allem professioneller in der Jugend aufzustellen.“
„Na dann will ich mal gucken, was sich machen lässt. Aber sicher ist da nichts.“
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Saisonabschluss
Über die Abschlusstabelle gebeugt, versuchte ich mir die vergangene Saison noch einmal vor Augen zu führen.
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Insgesamt hatte meine Mannschaft absolut überzeugt, auch wenn lange die taktische Beständigkeit fehlte. Doch wahrscheinlich ließ ich mich in der Nachbetrachtung von den hohen Erwartungen im Verein blenden. Es war abzusehen, dass ein zusammengewürfeltes Team mit neuem Trainer eine Weile braucht, um sich zu finden. Im Nachhinein musste ich feststellen, dass wir an jedem Spieltag auf eins standen, den besten Angriff und die beste Abwehr der Liga stellten und insgesamt einfach nur verdient aufgestiegen waren. Nun war es an der Zeit über die kommenden Schritte nachzudenken. Im Stillstand entsteht der Rückschritt.
Wie meine Gedanken lesend, trat mein Co-Trainer Joakim Klaboe ein. Er war mittlerweile zu einem guten Freund geworden und ich schätzte seinen fachmännischen Rat sehr. Gemeinsam hatten wir trotz der souveränen Saison bereits erste Rückschläge gemeistert, doch es würden noch tiefere Täler auf uns zukommen, dessen waren wir uns bewusst. In einer Woche hatten wir Heier und Högmo unsere Ideen für den Kader der kommenden Saison vorzustellen. Bereits seit der feststehenden Meisterschaft brüteten wir beinahe täglich über der Weiterentwicklung des Kaders, immer in enger Abstimmung mit der Scoutingabteilung. Beim Kaffee saßen wir dann oft stundenlang zusammen und schoben Magneten mit Namen über unsere Taktiktafel.
„Unser Stamm war wirklich überzeugend dieses Jahr, an diesen Jungs sollten wir festhalten,“ stellte Klaboe fest, wie um unsere gemeinsame Überzeugung festzuhalten.
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„Das stimmt, ich habe nicht vor den Kader nach dem Aufstieg radikal zu ändern. Viele der Spieler haben absolut das Format, um sich in der OBOS-Ligaen durchzusetzen.“
„Diese Jungs sollten gesetzt bleiben, schau dir die Werte an:“
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„Hmm. Vor allem in der Bewertung von Kjesrud Johansen war ich wohl zu voreilig. Er hat eine klasse Rückrunde gespielt. Wir werden sicher nur punktuell Stammspieler dazu holen und sonst in die Breite investieren. Mir fehlen ein paar Alternativen auf wichtigen Positionen.“
Und so vertieften wir uns immer weiter in der Kaderanalyse und unserer Beurteilung der einzelnen Positionen. Parallel arbeitete ich an einer Präsentation für das Gespräch mit Heier und Högmo. Ich wollte ihnen mit Zahlen darlegen, warum welche Spieler gehen und bleiben sollten und so jeder Diskussion aus dem Weg gehen. Bis spät in die Nacht hinein arbeiteten Joakim und ich weiter, verloren uns in endlosen Diskussionen und Interpretationen von Statistiken.
Um 01.30 Uhr morgens hatte ich ein Einsehen mit Klaboe. „Lass es gut sein für heute. Wir kommen ja doch zu keinem Ergebnis“, beendete ich unsere Nacht. Halb gähnend fügte ich hinzu: „Lass uns morgen weitermachen. Ich werde vormittags die Spieler in den Urlaub verabschieden und den ersten mitteilen, dass sie die Zeit nutzen sollten, um mit ihren Beratern nach Lösungen außerhalb Fredrikstads zu suchen. Dann sprechen wir weiter.“
Und was war sonst so los?
Mit uns stiegen Asane IL (Sieger Avedling 2) und Elverum (Sieger in Playoff und Aufstiegsrelegation) auf. Gemeinsam würden wir das Abenteuer OBOS-Ligaen bestreiten, wobei unsere Vorzeichen sicher die besten waren.
Die OBOS-Ligaen gewann IK Start Kristiansand vor Aalesund FK. Tromso setzte sich in der Aufstiegsrelegation gegen Sogndal IL durch, die somit aus der Eliteserien abstiegen und nun in der 2. Liga spielten.
Sieger in der Eliteserien wurde Rosenborg Trondheim (56 Pkt.) vor dem Überraschungsteam aus Kristiansund (55 Pkt.). Molde und Odds BK komplettierten die Europapokalränge.
Nach dem denkbar knappen Ausgang in der Eliteserien revangierte sich Kristansund im Pokalwettbewerb und gewann das Finale mit 2:0 gegen Rosenborg.
Meister Schweden: Malmö
Meister Island: IA Akranes
Meister Finnland: HJK Helsinki
In Dänemark und dem Rest Europas ist nun Halbzeit, bzw. Winterpause. Die Ergebnisse werden folgen.
Besonderes: Bernd Schuster übernimmt IL Hödd (in unserer Liga) im August, kann den Abstieg aber nicht verhindern. Er wird auch in Liga vier Trainer dort bleiben.
Sollte darüber hinaus noch Interesse an an Ergebnissen/ Ständen o.ä. bestehen, liefere ich das gerne nach.
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Kaderanalyse
Zwei Wochen nach dem Ende der Saison waren Joakim und ich auf dem Weg in die Geschäftsstelle. Weitere Nächte hatten wir uns um die Ohren geschlagen, um einerseits unsere Präsentation für den heutigen Tag zu finalisieren, viel mehr jedoch, um uns darauf zu einigen, mit welchem Kader wir in die Vorbereitung gehen wollten. Auf einigen Positionen herrschte schnell Klarheit, bei anderen diskutierten wir mitunter stundenlang. Am Ende jedoch hatte ich als Cheftrainer das letzte Wort und Joakim ließ daran selbst keinen Zweifel aufkommen.
„Guten Tag, die Herren“, begrüßte uns Heier übertrieben freundlich. Offensichtlich war er gut aufgelegt. Hände wurden geschüttelt und Kaffee serviert, ehe ich mit der Präsentation begann.
„Kommen wir ohne Umschweife zum Punkt. Die vergangene Saison war in vielerlei Hinsicht überragend, doch in der OBOS-Ligaen sind wir wieder das Leichtgewicht und müssen uns erst beweisen.“ Högmo und Klaboe nickten zustimmend. „Nach reiflicher Überlegung und langem Studium der Daten aus der vergangenen Saison, kamen wir als Trainerteam zu dem Schluss, dass eine radikale Veränderung dennoch nicht nötig sein wird.“
Nun meldete sich Heier zu Wort, dessen Blick zuvor immer skeptischer wurde: „Nehmen Sie das nicht etwas zu sehr auf die leichte Schulter? Ihnen ist doch bewusst, dass der Vorstand den Aufstieg erwartet, oder? Was glauben Sie denn, warum wir beinahe 2 Mio. an Gehaltsbudget zur Verfügung gestellt bekommen.“
Nahezu zeitgleich verschluckten wir übrigen drei Meetingsteilnehmer uns an unserem Kaffee. Högmo war der erste, der in der Lage war wieder zu sprechen: „Sagten Sie gerade ZWEI MILLIONEN? Der Verein hat die Saison mit einem Minus von beinahe 650.000 abgeschlossen. Wie können wir uns sowas leisten?“
„Haben Sie es denn nicht gehört? Wir haben einen neuen Hauptsponsor. Garantiert uns eine halbe Million pro Jahr. Und zusätzlich planen wir fest mit dem Aufstieg, mindestens aber mit den Play-Offs. Alleine die Spieltagseinnahmen sollten uns höhere Erträge bringen, als im letzten Jahr. Wir rechnen mit dem doppelten Zuschauerschnitt.“
„Glauben Sie nicht, dass das alles etwas zu hoch gegriffen ist? Genau so ist dieser Verein schon einmal abgestürzt“, sprach Högmo meine Gedanken aus.
„Ich versichere Ihnen, der Vorstand zieht nur sichere Daten für seine Prognosen heran. Also lassen Sie die Zahlen unsere Sorgen sein. Kümmern Sie sich nur um den Aufstieg, damit meine ich vor allem Sie Jólly“, sagte er und seine blitzten in meine Richtung.
Da war er wieder, der heier´sche Größenwahn, wie ich ihn schon andeutungsweise im ersten Jahr erlebt hatte. Kurz sammelte ich mich, dann fuhr ich fort: „Wie gesagt, wir sehen uns als Aufsteiger im sicheren Mittelfeld der Liga, ob es zu mehr reicht, werden wir sehen. Unsere Planungen gehen dahin, dass wir lediglich einige Positionen in der Breite verändern wollen. Bedarf für neues Stammpersonal sehen wir nur auf den defensiven Außen. Wir werden nun alle Positionen durchgehen und erklären, warum wir uns entschieden haben, wie wir es taten. Joakim, Bitte.“
Gemäß unserer Absprache würde Joakim die weniger heiklen Punkte übernehmen und ich würde dann einschreiten, wenn die diskutablen Positionen an der Reihe waren.
Torhüter:
„Im Tor ist die Sache klar. Havar Jenssen wird als Nummer eins ins Rennen gehen. 17 Zu-Null-Spiele sprechen für sich. Er hat in der gesamten Saison keinen einzigen Gegentreffer direkt verschuldet und ist vor allem auf der Linie stark. Einzig sein Spiel mit Ball ist verbesserungswürdig, hier suchen wir nach einem Ersatzmann, der entwicklungsfähig ist und genau diese Komponente zusätzlich mitbringt.
Sollte das gelingen, kann Aleksander Karstensen verliehen werden. Er hat stand jetzt nicht das Format, um Jenssen wirklich Druck zu machen. Gibt es Fragen dazu?“ Da sich niemand regte, machte ich weiter, denn hinten links würde es etwas mehr Gesprächsbedarf geben.
Verteidigung Links:
„Nach dem Abgang von Ludvig Begby war Smith-Perdersen ein absoluter Glücksgriff. Der Junge hat sich vollkommen unbekümmert ins Team eingefügt und mit seiner offensiven Spielweise maßgeblich dafür gesorgt, dass auch Drage mehr Freiheiten hatte. Seine Flanken kamen zu 28% an den Mann, was nicht überragend ist, aber für sein Alter ein ordentlicher Wert. Zudem hat er gute Werte im Dribbling.“
„Klingt doch ganz gut“, schaltete sich Högmo ein.
„Tut es in der der Tat. Jedoch werden wir in der Liga als Neuling nicht überall so dominant auftreten können, wie wir es gewohnt sind. Und gerade defensiv waren Smith-Pedersens Daten, sagen wir ausbaufähig. Er wird nun noch stärkeren Angriffsspielern gegenüberstehen und wir wollen hier einfach einen zusätzlichen Impuls setzen. Unsere Scouts sind schon darauf angesetzt einen defensivstarken Außenverteidiger zu finden.“
„Nun gut, ich verstehe deine Argumentation. Und wenn die 48% gewonnene Tacklings, wie sie da stehen, wirklich sein Wert sind, müssen wir handeln.“
„Lassen Sie beide das mal meine Sorge sein. Geben Sie mir Namen und ich kontaktiere die Agenten“, schaltete sich Heier mit ein.
„Dann rufen Sie gleich mal bei Emil Jonassen an. Er ist seit einem halben Jahr vertragslos, nachdem ihm ein Abenteuer in Borrisow nicht bekam. Er ist 26, hat jede Menge Erfahrung in der Eliteserien und könnte unser Mann sein.“ Ja, ich bin vorbereitet du aufgeblasener Pinsel.
„Das überrascht mich aber nun. Ich hatte gehofft Sie würden, nun ja, bessere Spieler bevorzugen, von Top-Klubs.“
Ich überging diese Überschätzung der Eigenwahrnehmung. Fredrikstad war sicher noch lange nicht in der Lage, Spieler von Topformat zu bekommen. Doch ich sah in Jonassen einen Anfang.
Verteidigung Rechts:
Auf der gegenüberliegenden Seite war der Fall etwas einfacher. Wir suchten keine klare Nummer eins, da Asheim unumstrittener Stammspieler war. Lediglich sein Hang zu leichteren Blessuren brachte mich überhaupt zum Nachdenken. Borgersen traute ich die Rolle als Back-Up-Plus noch nicht zu. Er war das genaue Gegenteil von Smith-Pedersen auf links. Defensiv stand er seinen Mann, doch nach vorn war er weithin nicht zu gebrauchen. Auch für diese Position hatten wir bereits einen Namen im Kopf:
„Rufen Sie in Asane an. Offensichtlich wird Viljar Birkeland keinen neuen Vertrag bekommen. Er ist erst 21 und hat ein starkes Jahr hinter sich. Hinten steht er wie ein Baum in der Viererkette und nach vorne ist auch für Impulse gut. Hat 2 Tore und 5 Vorlagen gesammelt. Kurz, ich will ihn in meinem Team.“
Dieses Mal schwieg Heier und ich übergab wieder an Klaboe, der im Zentrum weiter machte.
Innenverteidigung:
„Mit Aukland, Mads Nielsen und Lars Saetra haben wir drei Spieler, die eigentlich Stamm sein müssten. Aukland fehlt es noch etwas an Erfahrung und er neigt hier und da zu leichten Fehlern. Dafür hat er die nötige Schnelligkeit, die den anderen beiden abgeht. Insgesamt sind wir super aufgestellt. Halvor Hovstad würde nur sehr wenige Minuten sammeln, wir möchten ihm einen Wechsel nahelegen, da wir auch nicht genug Potential für die Zukunft sehen. Das wiederum erzeugt unseren einzigen Bedarf auf dieser Position. Wir würden künftig gern auf einen Innenverteidiger mit starkem linken Fuß setzen.“
„Wenn das alles ist, ich kümmere mich drum. Sagt Ihnen Skogsrud aus Oslo etwas? Skeid will ihm keinen neuen Vertrag geben. Ich werde ihn einladen. Was die anderen angeht, kann ich nichts versprechen, die Topklubs des Landes stehen Schlange für Aukland und Nielsen. Wir könnten eine hübsche Summe rausschlagen.“
Geldgieriger, kleiner… Doch ich beherrschte mich. „Sorgen Sie in diesem Fall für eine gute Ablöse und nötigen Ersatz." Den ich selbstverständlich schon auf der Liste hatte.
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Mittelfeld Zentral:
Im Mittelfeld waren die Dinge ähnlich einfach gelagert, dachte ich zumindest. „Lindström, Blarud und Duman sind unumstritten. Die drei haben die Rückrunde beinahe im Alleingang getragen und die Aufteilung zwischen ihnen passte bislang perfekt. Sie sind unsere Achse im Mittelfeld und jeder neue wird es erst einmal schwer haben, diesen Status zu durchbrechen.“
Ich war überzeugt von diesen Spielern und würde mich jederzeit schützend vor sie stellen. Doch diesen Status konnten sich Neuankömmlinge mit Leistung und gutem Charakter verdienen.
„Dahinter sehe unsere Alternativen mit gemischten Gefühlen. Fangen wir mit Andreas Hagen an. Er ist nahezu überall im Mittelfeld einsetzbar und schon allein deswegen ein wertvoller Kaderspieler. Hinzu kommt seine Erfahrung und er hat definitiv abgeliefert, wenn er musste. Doch das Alter geht nicht spurlos an ihm vorbei. Er wird über den Ergänzungsstatus nicht hinaus kommen, das habe ich ihm auch schon offen dargelegt. Wir sind übereingekommen, dass er noch ein Jahr dran hängen könnte, und im Anschluss den Nachwuchskader als Trainer verstärkt. Könnten Sie das einfädeln Joacim?“ Ich schaute zu Heier, der wie es schien, aus einem Tagtraum aufwachte und nur störrisch nickte.
„Marius Hagen und Maikel Nieves sind unsere großen Sorgenkinder. Diese beiden hätten exakt das Duo bilden sollen, was nun Blarud und Duman darstellen. Leider hat keiner von beiden länger als ein Spiel die vorhandenen Fähigkeiten zeigen können. Nieves hat zwar drei Tore geschossen und gehört zu den besten im Team was Passwerte angeht, allerdings ist uns oft aufgefallen, dass er egoistisch spielt und zu oft aus der taktischen Marschroute ausbricht. Wir würden ihm auch auf Grund des hohen Gehalts einen Wechsel nahelegen.“
„Sind sie sicher, dass Sie das tun wollen? Maikel galt als absoluter Topstar des Teams. Wie soll ich denn weitere Spieler solchen Kalibers anlocken?“ Wieder einmal offenbarte Heier seine fehlende sportliche Expertise.
„Maikel gehört in eine spielerisch stärkere Liga und in ein taktisches Konzept, dass ihm mehr Freiheiten erlaubt. Beides kann und werde ich ihm nicht bieten. Sollte es damit ein Problem geben, nur raus.“ Ich war absolut in Angriffslaune, ohne, dass ich hätte sagen können warum. Jede Minute mit Heier brachte mich mehr auf die Palme. Das spürte wohl auch Högmo
„Nun mal langsam mit den jungen Pferden. Es gibt bereits Interessenten für Maikel, wie mir zu Ohren kam, sicher wissen Sie längst davon Joacim?“
„Ja…äh…Selbstverständlich, ich bin mit Beratern im Austausch.“
„Gut, dann kommen wir zu Marius Hagen. Ich bin bereit ihm in der Vorbereitung eine Chance zu geben. Auch in Ermangelung einer weiteren Alternative. Sollten wir jedoch einen weiteren ähnlichen Spielertypen wie Blarud finden, wird es schwer für ihn.“
Mittelfeld offensive Flügel:
„Außen ist, denke ich, alles klar. Drage und Solberg sind absolut gesetzt, zusammen waren sie an 31 Toren beteiligt – meist sogar als Vorlagengeber füreinander. Und beide haben mit der Unterschrift unter ihre neuen Verträge bereits klargemacht, dass wir auf sie zählen können.“ Während Klaboe sprach, grinste Heier heimlich in sich hinein, wohl in dem Glauben, das gut verbergen zu können.
„Dahinter haben wir mit Eirik Vestby und Love Reuterswärd zwei talentierte Jungs, denen zum Stamm aber noch einiges fehlt. Anas Farah hingegen könnte Solberg etwas Feuer machen, das hat angedeutet. Jedoch muss er konstanter werden. Sollte sich hier nicht ein absoluter Must-Have-Transfer ergeben, müssen wir zunächst nichts tun.“
Sturm:
„Als allererstes werde ich hier Abbitte an Kjelsrud Johansen leisten, den ich eindeutig unterschätzt habe. Seine Leistungsexplosion nach dem Sommer war der Garant für unseren Aufstieg. Er geht mit einigen Vorschusslorbeeren ins Rennen und ich werde auf ihn setzen.“
„Ja, war wohl mein bester Transfer bis jetzt“, feierte sich Heier und blickte triumphierend in die Runde.
„Weniger gut steht es um Riki Alba. In seiner Bewertung habe ich den zweiten großen Fehler im Sturm gemacht. Letztlich war er mit Ball zu schwach und auch als Ankerstürmer mit einer miserablen Kopfballquote kaum zu gebrauchen. So hart es klingen mag, er wird uns auf jeden Fall verlassen.“ Dass auch dieser Transfer von Heier eingefädelt wurde, ließ er geflissentlich unter den Tisch fallen. Doch allen war es klar.
„Kevin Harletun dahinter hat unglaubliches Talent. Seine Geschwindigkeit und sein Instinkt für gefährliche Räume ist genau das richtig für unser Spiel. Oft kam er als Joker sofort ins Spiel und überzeugte mit 5 Treffern in seiner Debütsaison. Mit 19 Jahren hat er noch reichlich Entwicklungspotential.“
„Vor allem an seinem Timing muss er noch arbeiten. In der Box steht er sehr oft goldrichtig. Doch außerhalb rennt er zu oft in Abseits. In 17 Spielen hat er ganze 26 Läufe aus Abseitsposition gemacht. Daran arbeiten wir.“
„Ja, danke Joakim. Vollkommen richtig. Was wir aber im Kern damit sagen wollen: Auch, wenn Kjelsrud Johansen unser Vertrauen gilt, sind wir auf der Suche nach einem anderen Typ Stürmer. Schnell, beweglich mit Gefühl für gefährliche Szenen und vor allem mannschaftsdienlich - unser Pressing nimmt nun einmal alle in die Pflicht. In aller erster Linie aber möglichst mit Stammspielerformat. Denn fällt Henrik aus, muss der junge Harletun die gesamte Offensive allein tragen.“
„Um das kurz für mich zusammenzufassen: Sie suchen in jedem Bereich marginale Verbesserung? Das erscheint mir in der Tat nicht sehr ambitioniert. Aber gut Jólly, sie müssen wissen, was sie tun.“
„Das weiß ich. Und deswegen habe ich hier noch eine Liste mit 6 Namen.“ Ich überreichte ihm einen Zettel mit handschriftlichen Notizen.
„Mikkelsen, Överly, Tögersen…? Wer soll das sein?“ Mit einem verächtlichen Geräusch, warf er den Zettel von sich.
„Das ist unsere Zukunft.“
„Diese Jungs? Hier steht, die sind alle 16 oder 17? Wie sollen die bitte die OBOS-Ligaen gewinnen?“ Heier schien beinahe etwas beleidigt von meinen Vorschlägen.
Unser Chefscout hatte die Jugendmeisterschaft genau beobachtet und mir eine Liste mit jungen Spielern bereitgestellt, die alle noch ohne Profivertrag waren. Ich sah unsere Chancen zwar als gering an, aber wer weiß wozu Heier im Stande war.
„Die sollen ja gar nicht die OBOS-Ligaen gewinnen. Diese Jungs werden in 2-3 Jahren in der Eliteserien kicken. Und ich will sie bei uns kicken sehen. Machen Sie das möglich und wir besorgen den Rest.“
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Mit der abschließenden Kaderanalyse ist die Saison 2019 aus meiner Sicht beendet. Alle Geschehnisse im November und Dezember werde ich mit in die Vorbereitung ziehen. Der nächste Teil folgt dann bald, planmäßig wird die Pause auch deutlich kürzer als jetzt zum Saisonabschluss.
Ich bedanke mich an der Stelle an alle (auch stillen) Mitleser. Um die Story weiterzuentwickeln und auch für eine möglichst breite Leserschaft spannend zu halten (oder erst zu machen) bin ich offen für jedwede Kritik und sonstiges Feedback. Andernfalls geht es hier im gewohnten Stil mit der Vorbereitung und den ersten Transfers weiter. Das bezieht sich auch auf die Verteilung von Bild und Text. :D
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Ich finde es spannend und bin weiter dabei!
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Tja, oft kommt´s anders als geplant. War jetzt privat und vor allem beruflich anders als gedacht eingespannt. Jetzt geht es dann aber doch weiter. Der save lebt.
Start ins nächste Abenteuer
Fredrikstad. Ende Februar. Allein am Ufer der Glomma. Wild tobte der Schnee um mich herum. Ich fühlte mich wie ein Eisklotz und ein Blick auf den zugefrorenen Fluss bestätigte diesen Eindruck. Dennoch genoss ich die frische Luft und die Stille um mich herum. Unsere Vorbereitung war gerade richtig in Fahrt gekommen und ich gönnte mir einen ausgiebigen Spaziergang, um meinen Gedanken nachzuhängen. Ein Jahr war vergangen seit ich meinen Job hier in Fredrikstad antrat. Es war ein turbulentes Jahr, an dessen Ende der ersehnte Aufstieg stand.
Obwohl meine Mannschaft zurecht Erster wurde und ich wusste, dass unser Team auch in Norwegens Zweiter Liga problemlos würde bestehen können, wanderten Restzweifel in meinem Kopf. Diese galten aber mehr meiner Arbeit in Fredrikstad an sich, als dem täglichen Miteinander mit dem Team. Das ständige Auf und Ab und mit den Verantwortlichen des Klubs setzte mir mehr zu, als ich mir eingestehen wollte. Lange Zeit hatte ich in unserem sportlichen Leiter und Vorstandsmitglied Per Mathias Högmo meinen einzigen Vertrauten innerhalb des Vereins. Er hatte die Vision Fredrikstad nicht nur in die Eliteserien zurückzuführen und dort zu etablieren, sondern auch gleich noch zu einer Topadresse für skandinavische Talente zu machen. Ich war ein großer Freund dieser Vision und war gerne bereit die Mühen eines Ausbildungsvereins auf mich zu nehmen.
Daneben hatte ich nicht viel Rückendeckung aus der Vereinsspitze zu erwarten. Angestachelt vom Geschäftsführer Sport (und Sportdirektor in Personalunion), Joacim Heier, sah ich mich ständig überzogener Erwartungshaltungen ausgesetzt, die mit dem Aufstieg keinesfalls endeten: Man erwartete nicht weniger als die Relegation von mir. Und damit mindestens einen Top-6-Platz im Aufstiegsjahr. Das versprach zunächst weiteres Konfliktpotential. Doch die letzten Nachrichten aus dem Führungsgremium machten mich zuversichtlich, dass einer reibungsloseren Zusammenarbeit künftig nichts im Wege stand. Neben einem üppigen Budget für den Kader, wurden neue Sponsorendeals vermeldet, die uns auf das Niveau einer Mannschaft im Mittelmaß hievten – in der 1. Liga wohlgemerkt. Neben dem größten Stadion und den modernsten Einrichtungen hatten wir auch die größte Fanbase der gesamten Liga.
Ich schlug meinen Kragen hoch, um den Wind, der wellengleich anpeitschte, etwas abzuhalten, als mein Handy vibrierte. Es zeigte eine neue Nachricht in unserem Mannschafts-Chat, den ich für organisatorisches eingerichtet hatte.
Emil Jonassen: Hey Jungs. Das war Wahnsinn heute. Ich hatte euch letztes Jahr schon auf dem Schirm. Der Aufstieg und wie ihr gespielt habt. Das will ich dieses Jahr auch. Gehen wir es an!
Er spielte auf unseren Sieg im Testspiel gegen Lyn Oslo an. Der war überzeugend, dennoch war ich verblüfft. Selten hatte ich einen Spieler erlebt, der neu in ein Team kommt und gleich so forsch auftritt. Aber genau deshalb war Jonassen einer meiner absoluten Wunschspieler – neben seinen Fähigkeiten auf dem Platz, nahm ich ihn während unserer Gespräche im Vorfeld des Deals als Kämpfer und Leitwolf wahr. Der Linksverteidiger war zum Jahreswechsel ablösefrei und wir ergriffen die Chance. Nicht nur bei ihm. Insgesamt 11 Spieler verstärkten unser Team bis Mitte der Vorbereitung, und lediglich für das 17-Jährige Talent Tommy Aandewiel war eine Ausbildungsentschädigung fällig.
Man mag von Heier halten was man will, dachte ich bei mir, aber verflixt, er hatte seine Hausaufgaben gemacht. Heier hatte es geschafft jeden meiner Wunschspieler zu verpflichten und dazu noch die Liste an talentierten Nachwuchskräften abgegrast. Daneben gab es auch den einen oder anderen Korb, aber nichts, was uns aus der Bahn werfen würde. Wir hatten ein Grundgerüst der Mannschaft längst gefunden und auch ohne weitere Verstärkungen, sollten wir stark genug sein uns schnell in der Liga zu etablieren. Doch noch viel es mir schwer mein Team im Ligavergleich einzuschätzen. Das würde sich bis zum ersten Spieltag auch nicht ändern, dachte ich mir. Ein Blick auf die Uhr verriet mir zudem, dass mein Moment der Einsamkeit nun endete. Ich hatte noch einen späten Termin mit Heier, der mir meinen letzten Wunsch erfüllen wollte – Einen spiel- und abschlussstarken Stürmer.
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Im Presseraum der Geschäftsstelle:
Kurze Zeit später saß Heier auf unserer Pressetribüne, lächelte sein selbstzufriedenes Lächeln, und stellte der versammelten Medienschar unseren letzten Neuzugang des Winters vor. Hermann Geelmuyden hieß unsere 18-Jährige Hoffnung für den Sturm. Der junge Norweger wagte früh den Sprung ins Ausland zu PSV Eindhoven, sollte nun aber mittels Leihe Spielpraxis bei uns sammeln. Er würde uns für mindestens zwei Jahre verstärken.
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In der hinteren Ecke des Presseraumes beobachtete ich, wie Geelmuyden verschmitzt in die Kameras lächelte und artig alle Fragen beantwortete. Wegen solcher Jungs war ich Trainer geworden – jung, talentiert, bodenständig und vor allem lernbereit. Offensichtlich hatte unser neuer Stürmer ähnliche Gedanken:
„Ich wollte unbedingt zu Fredrikstad. Viele sagten, der Schritt in die 2. Liga sei einer zurück. Ich sehe hier aber perfekte Bedingungen, um mich zu entwickeln und die nötige Spielzeit zu erhalten, die ich in dieser Phase meiner Karriere brauche. Außerdem ist man hier eher im Fokus der Nationalmannschaft“, fügte er mit einem Zwinkern hinzu. Die Reporter lachten und alle waren ausgelassen. In diese Stimmung hinein erhob Heier die Hand, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
„Ich kann ihnen versichern, Hermann wird hier viel spielen“, dabei heftete er seinen Blick unmerklich auf mich, ehe er weitersprach: „…und er wird nicht der letzte talentierte Spieler sein, der hier seine Zelte aufschlägt. Für diese Transferperiode sind unsere Bemühungen zwar abgeschlossen, sollte es keine größeren Verletzungen geben.“
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„Doch wir haben noch eine wichtige Entscheidung für die Zukunft getroffen, die den Kader auch betreffen wird.“ Ich wurde hellhörig, als Heier weitersprach: „Ich kann ihnen heute exklusiv verkünden, dass Fredrikstad FK ab sofort eine Ausbildungskooperation mit Rosenborg Trondheim unterhält, mit dem Ziel norwegischen Talenten auf hohem Niveau Spielpraxis zu verschaffen.“
Ich war hin- und hergerissen: zum einen fuchsteufelswild, dass ich nicht in diesen Plan eingeweiht war – mal wieder. Doch es überwog zum anderen die Freude über einen so klugen Schachzug des Vereins. Heier sprach noch minutenlang weiter, doch ich hörte bereits nicht mehr zu. Halb in Feierlaue, halb mordlüstern verließ ich den Pressesaal und bereitete mich auf das kommende Training vor
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Drei Spiele warteten im März noch auf uns, ehe wir Ende des Monats unsere gemeinsame Reise in der OBOS-ligaen fortführen würden. Bewusst hatte ich noch einmal einen härteren Testspielgegner gewählt, um das Leistungsniveau meiner Mannschaft abzuklopfen. Mit Halmstads BK trafen wir auf einen schwedischen Erstligisten, der uns alles abverlangen würde. So dachte ich zumindest. Ich schickte mein Team im 4-4-2 auf das Feld, einer Taktik die wir im Laufe der Vorbereitung häufig erprobt hatten. Wie sich herausstellte, war dieser Ansatz ein sehr guter gegen diesen Gegner. 5:1 hieß es am Ende eines einseitigen Spiels. Alle fünf Treffer erzielten meine Stürmer (Geelmuyden 1, Kjelsrud Johansen 2, Harletun 2) und überhaupt lieferten wir ein überzeugendes Spiel ab.
Ich war zufrieden und wähnte mein Team auf einem guten Weg in Richtung Saisonstart. Während der Rückreise aus Halmstad philosophierte ich mit meinem Co-Trainer Joakim die taktische Herangehensweise für die abschließenden Testspiele.
„Wir sind mit dem 4-4-2 wirklich gut gefahren bislang,“ sagte Joakim, „dennoch sehe ich immer wieder Defizite im Anlaufverhalten in der Mitte. Duman oder Pipo haben als offensiver Part nicht die Robustheit, um in diesem System dauerhaft das Pressing aufrechtzuerhalten.“
„Sehe ich auch so. Mit dem gewohnten 4-1-4-1 sind wir stabiler den mittleren Zonen. Doch dann fehlt uns ein Platz in der Offensive. Alle drei Stürmer sind gerade top drauf. Das wird eine harte Nuss bis zum Start.“
„Stimmt. Schreit nahezu nach Rotation. Wie auf den meisten Positionen.“ Ergänzte Joakim.
Ich grübelte und blickte aus dem Fenster. Mit der Zusammenstellung des Teams konnte ich absolut zufrieden sein. Jeder Spieler hatte seinen Wert und nahezu alle hatten die Chance in die Startelf zu rutschen. Nur wenige Spieler hatten eine Garantie für die Startelf. Neben unserem Torwart Havar Jenssen, war der linke Flügel fest an Jonassen und Thomas Drage vergeben. Dazu hatte Hasan Duman, der kreative Dreh- und Angelpunkt unseres Spiels, eine Startgarantie von mir erhalten. Zwar hatten wir mit Felipe „Pipo“ Ferreira einen direkten Konkurrenten auf seiner Position verpflichtet, doch Duman setzte sich eindrucksvoll in Szene während der Vorbereitung. Selbst in der Innenverteidigung waren alle Plätze umkämpft, nachdem sowohl Mads Nielsen als auch Aukland mit Wechseln liebäugelten, die letztlich aber nicht zustande kamen.
In Gedanken ging ich den Kader weiter durch, getrieben von der Angst, doch ein Rädchen zu übersehen.
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Wahlweise Vestby oder Reuterswärd konnten uns noch leihweise verlassen, ohne, dass unser Kader an Substanz verlieren würde. Ansonsten waren wir sehr gut bestückt. Entstehende Lücken würden wir bis zum Sommer aus der eigenen Jugend auffüllen können, da wir starke Neuzugänge begrüßen konnten.
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Einige der Jungs durften dann auch in den abschließenden Spielen ran, da sie sich im Training aufdrängten und so diese Chance verdienten. So kamen Aandewiel, Edward Tögersen und Brian Olsen Överli zu ihren ersten Profiminuten.
Eine Woche vor dem Saisonstart konnte ich glücklicher mit meinem Job nicht sein. Die Beziehungen zur Vereinsführung hatten sich auf ein professionelles Niveau eingependelt, die taktische Variabilität der Mannschaft stieg mit jedem Spiel und obendrein stimmten die Ergebnisse. Insbesondere die erneute Abwehrstärke bei gleichzeitigem Torhunger erfreute mich sehr. Mit Blick auf unseren Leistungsstand zählten uns die Medien längst zum Favoritenkreis im Aufstiegsrennen.
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Bester Dinge, sah ich der Saison entgegen. Auf einmal erschien mir die Erwartungshaltung des Vorstands gar nicht mehr so übertrieben. Meine Mannschaft performte auf einem hohen Level und die Trainingsbereitschaft war ungebrochen. Die Saison konnte beginnen.
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OBOS-ligaen – 1. Spieltag
Es war soweit, drei Monate der Vorbereitung lagen hinter uns. Drei gute Monate, die unsere Mannschaft auf und neben dem Platz zu einer Einheit schweißten, die auf maximalen Erfolg ausgerichtet war. Allen voran Emil Jonassen war es, der immer wieder mit überragenden Trainingsleistungen das ganze Team anheizte und für hohe Intensität während der Übungen sorgte. Wir waren bereit und voller Vorfreude auf das Gastspiel bei Asane IL, einem Mitaufsteiger und Sieger der anderen Staffel in Norwegens 3. Liga, die zweigleisig aufgeteilt wird.
Im Bus Richtung Bergen (Asane ist ein Vorort) saß ich wie gewohnt ganz vorn mit meinem Co-Trainer. Wir besprachen gerade den Ablauf der letzten Trainingseinheit vor dem Spiel am kommenden Tag, als es im hinteren Teil etwas lauter wurde. Offenbar wurde unser Nachwuchs mal wieder von den älteren Spielern beim Karten spielen übers Ohr gehauen. Ich sah den jungen Tommy Aandewiel, wie er mit verschämtem Blick ein paar Scheine aus der Tasche fummelte.
„Nehmt ihn nicht zu sehr aus Männer“, rief ich nach hinten. „Sonst hat der arme Junge kein Geld mehr für die Rückfahrt.“ Allgemeines Gelächter. Die Stimmung war ausgelassen, was mich aber nicht weiter beunruhigte. Die Spieler hatten allen Grund gut drauf zu sein, sollten sie das Grübeln mir und meinem Stab überlassen. Denn ein, zwei Punkte stimmten mich in der Tat nachdenklich: Das Tommy überhaupt mit nach Asane fuhr, war dem Umstand geschuldet, dass sich Aksel Smith-Pedersen im letzten Vorbereitungsspiel am Hüftbeuger verletzte und mindestens die Hinrunde würde passen müssen. So kam Aandewiels Chance früher als gedacht.
Heier hatte mir zunächst in den Ohren gelegen, wir sollten nun unbedingt einen neuen Spieler verpflichten, doch Högmo konnte ihn davon überzeugen, dass Aandewiel den perfekten Back-Up für Jonassen abgab und wir das Geld lieber im Sommer ausgeben sollten, falls uns Spieler verließen. Zudem wüssten wir dann viel besser, wo das Team stehe und wo Bedarf besteht. Damit gab er sich zufrieden und Högmo und ich konnten nach Vestby den nächsten Jungspund ins Team aufnehmen.
Darüber hinaus grübelten Klaboe und ich nach wie vor über der Startformation. Neben Smith-Pedersen fehlte Lindström angeschlagen und auch Harletun hatte leichte Schwierigkeiten. Insgesamt wollten wir die letzten Trainingseindrücke abwarten, um uns festzulegen, wer starten sollte. Doch unsere Scoutingabteilung hatte bereits herausgearbeitet, dass Asane sich gegen Teams mit einer 4-4-2-Formation schwertun könnte. Dementsprechend legten wir auch den Fokus in der den Tag abschließenden Einheit.
„Wir sollten es wagen Jólly. Kjelsrud Johansen und Geelmuyden harmonieren perfekt zusammen. Dieser Sturm wird jeder Mannschaft Probleme bereiten.“ War Klaboes abschließendes Urteil. Dem ich dann auch traute. Vor allem, weil mein Bauchgefühl mir sagte, dass es eine gute Entscheidung wäre. Und so stellten wir folgende Elf Spieler zum Saisonstart auf:
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Gerade sechs Minuten waren gespielt, da erwies sich mein Bauchgefühl als mieser Verräter. Nach einem leichten Ballverlust auf Höhe des Mittelkreises spielte es Asane blitzschnell und traf nach feiner Kombination. Wir waren komplett übertölpelt und ich merkte den Spielern in der folgenden Phase an, dass sich Unsicherheit breitmachte. Zwar hatten wir spielerisches Übergewicht und waren gut in den Zweikämpfen unterwegs, im letzten Drittel fehlten uns jedoch Ideen, um gefährlich in den Strafraum zu kommen.
Nach 25 Minuten hatte ich genug gesehen: „Joakim, schick Blarud zum warm machen. Wir stellen um.“ Wenige Minuten später nahm ich Kjelsrud Johansen, der eine unterirdische Passquote hatte, vom Feld und stellte auf unser gewohntes System um. Für die Spieler schien dieser Zug wie eine Befreiung zu sein. Mit Thompson Ekpe nun als 6 vor der Abwehr konnten die defensiven Flügel mehr nach vorn schieben und Drage und Farah waren ihrerseits freier. Bereits in der 33. Minute zeigte die Umstellung Wirkung, als Duman einen Pass in die Schnittstelle zu Geelmuyden spielte, der ansatzlos zum 1:1 einnetzte. Und noch vor der Pause hätten wir das Spiel drehen können, wäre Asanes Keeper nicht so glänzend aufgelegt gewesen.
Nur wenige Augenblicke nach dem Seitenwechsel machten wir unsere Sache dann besser. Über links dribbelte Drage in den Strafraum, wo Geelmuyden mit einem geschickten Laufweg die Abwehr auseinanderriss. Drage nutzte die entstehende Lücke und schloss trocken zum 1:2 ab. Ab da kannte das Spiel nur noch eine Richtung. Doch es dauerte bis zur 84. Minute ehe ich mich beruhigt in meinen Sitz fallen ließ.
Nach einem Doppelschlag führten wir mit 4:1. Erst hatte Thompson Ekpe einen Abpraller im Anschluss an eine misslungene Ecke aus 17 Metern in den Winkel gejagt, dann vollendete erneut Drage eine sehenswerte Kombination über insgesamt 14 Stationen. Wir hatten Asane förmlich ausgespielt und zerlegt. Nach dem Spiel feierte die Mannschaft ausgelassen in der Kabine; wir waren wieder Tabellenführer. Mir war natürlich bewusst, dass dies am 1. Spieltag keine Aussagekraft hatte, doch mit etwas Glück konnten wir die Welle der Aufstiegseuphorie weiter reiten. Dennoch blieben beschäftigten mich die taktischen Defizite weiter. Es würden noch viele lange Abende vergehen, ehe ich den optimalen Verbund im Mittelfeld finden würde, so viel war klar. Ebenso klar war, dass Asane noch kein Gegner mit Aussagekraft darüber war, wo wir im Ligavergleich standen. Das würde sich in den kommenden Partien ändern.
Asane IL - Fredrikstad FK 1:4 (1:1)
Tore: Drage (2), Geelmuyden, Ekpe
SdS: Drage (8,8)
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Endlich geht's weiter - und wie! Super Start!
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top gestartet :) mit deinem Leihstürmer hast du ja ein Talent an Land gezogen!
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Danke an das super Feedback. Freut mich, dass es trotz der längere Pause fleißiger (weiter-)Leser gibt. Dann wird er euch der nächste Teil hoffentlich genauso gefallen. Nur so viel vor weg...es war eine schwierige Woche für meine Emotionen.
Zwischentöne:
Am Morgen nach dem Spiel saß ich zufrieden in meinem Büro und sah mir einzelne Szenen des Spiels an, die mir Klaboe zur Analyse mit der Mannschaft immer aufbereitete. Ich spulte gerade zum dritten Mal die Entstehung des Gegentores zurück, als Henrik Kjelsrud Johansen seinen Kopf zur Tür hereinsteckte. Als Freund von stetem Austausch hatte ich alle Mitarbeiter zur Open-Door-Policy gedrängt, selbstverständlich wollte ich mit gutem Beispiel vorangehen.
„Komm nur rein Henrik“, sagte ich und pausierte den Fernseher, während mein Blick schon Richtung meines Mittelstürmers ging: „was kann ich für dich tun? Wenn du besorgt bist wegen deiner Auswechslung, kann ich…“
„Nein, Nein Chef. Darum geht es nicht.“ Ich hasste es unterbrochen zu werden, doch Henrik schien etwas schwer zu beschäftigen, darum sah ich darüber hinweg und hörte weiter zu. „Ich wollte mich dennoch für meine Leistung entschuldigen. War wohl nicht ganz bei der Sache“, sagte er, wobei er immer wieder nervös zu Boden blickte. Das sah ihm als gestandener Spieler, der er war, überhaupt nicht ähnlich.
„Ach schon vergessen. Ehrlich, du hast genug Kredit bei mir, das weißt du. Ich bin sicher, dass du eine wichtige Rolle spielen wirst.“
„Sehen Sie, das ist es ja. Es geht nicht um meine Rolle…jedenfalls nicht hier.“
Jetzt hatte er mich. Ich setzte mich gerade auf und sah ihm tief in die Augen: „Du willst also weg, ja? Ist das Angebt es denn wirklich wert?“ Ich gab mich keinen Illusionen hin, es gab sicher eine Menge Optionen für einen Spieler wie Henrik.
„Ja, allerdings. Drammen möchte mich unbedingt und ich habe auch schon mit den Verantwortlichen dort gesprochen. Es wäre eine unglaubliche Möglichkeit für mich, noch einmal in der 1. Liga anzugreifen. Herr Heier sagt auch, es wäre ein guter Deal für alle Seiten.“
„Tja, dann werde ich dir nicht im Wege stehen. Ich danke dir für alles, was wir gemeinsam erreicht haben. Ich werde dich nachher beim Training dann gebührend vor dem Team verabschieden.“
Mit einem letzten Gruß verließ Henrik mein Büro, ich bat ihn die Tür nun doch zu schließen. Schäumend vor Wut griff ich nach meiner Büroschere und feuerte sie quer durch den Raum. Nur knapp verfehlte ich das Fenster. Der Wechsel als solches torpedierte zwar meine Planungen für die Saison in hohem Maße, doch hatte ich vollstes Verständnis für meinen Spieler. Was mich allerdings ärgerte, war, dass ich wieder einmal als letzter von solchen Personalentscheidungen erfuhr. Für den Moment würde ich es schlucken müssen. Doch dabei konnte ich es nicht bewenden lassen.
Eilends rief ich bei Högmo an, der ebenso von dem Wechsel überrascht wurde.
„Wir brauchen nun dringend Ersatz Jólly!“, ermahnte mich Högmo. „In wenigen Tagen endet das Transferfenster.“
„Ich weiß, und am besten den gleichen Stürmertypen zu ähnlichen Bezügen“, sprach ich das offensichtliche aus, auch um mir selbst zu vergegenwärtigen, wie dringend es war. Wir hatten zwar mit Tögersen einen sehr talentierten Stürmer im Nachwuchs, ihm fehlte es jedoch noch deutlich an der nötigen Physis für den Seniorenbereich.
„Ich glaube, wir haben Glück im Unglück. Gestern rief mich der Berater von Alexander Ruud Tveter an. Als junger Spieler hatte er in der Eliteserien seine erste Schritte bei uns gemacht. Und nach einigen Irrungen, sucht er nun noch einmal einen neuen Weg für seine Karriere.“
„Lad ihn ein. Ich kenne seine Videos aus der Scoutingabteilung und will ihn mir im Training auf jeden Fall mal ansehen.“
„Alles klar, dann bereite ich die Gespräche mit seinem Berater auch vor und fädele alles andere ein. Heiers Spiel beherrsche ich auch.“
Mit mächtig Wut im Bauch beobachtete ich später am Tag das Team bei der Krafteinheit. Vor allem Geelmuyden und Harletun konnte ich die Enttäuschung über den Abgang von Kjelsrud Johansen deutlich ansehen. Mit seiner Erfahrung und seinem Charakter im Allgemeinen war er ein wichtiger Bestandteil der Mannschaftshierarchie, für die beiden jungen Stürmer darüber hinaus aber auch Integrationsbeauftragter und Lehrmeister. Ich dachte über Högmos Worte nach, Ruud Tveter war bereits 29 und hatte einiges an Erfahrung in die Waagschale zu werfen. Vermutlich hatten wir hier wirklich Glück im Unglück.
Jäh riss mich ein Schrei aus meinen Gedanken. Thompson Ekpe lag mit schmerzverzerrtem Gesicht unter der Schrägbank, die Hantel neben sich geworfen. Sofort eilte unser Physio zu ihm, nach einem kurzen Schreckmoment kam ich hinzu. Gemeinsam brachten wir den Spieler zur Untersuchung zum Mannschaftsarzt, die Einheit wurde abgebrochen.
Wie sich später im Krankenhaus herausstellte hatte sich Ekpe einen Riss der Bauchmuskulatur zugezogen – seine Ausfallzeit könnte bis zu 3 Monate dauern. Damit war mir eine wichtige Stütze mehr weggebrochen und meine Sorgenfalten wurden größer.
Seinen Höhepunkt fand dieser Tag allerdings am Abend, als mich unser Towart Havar Jenssen auf dem Weg nach Hause auf dem Parkplatz abfing. Er wolle mich ja nicht so überfallen, aber nach allem was heute passiert sei, mache er sich Sorgen um die Ziele des Teams.
„Havar, der heutige Tag war sicher für alle im Team ein Scheißtag. Aber glaube mir, ich bin nicht gewillt auch nur einen Milimeter von unserem Weg abzuweichen“, sagte ich und versuchte ihn damit etwas zu beruhigen. Was offensichtlich nur mäßig gelang.
„Ich glaube Ihnen ja. Wir haben schon viel erreicht zusammen und ich will ja auch hierbleiben. Aber, wenn wir den Kader nicht richtig verstärken, werden wir nichts mit dem Aufstieg zu tun haben.“
Vergebens versuchte ich ihm klar zu machen, dass das nicht so einfach wäre und ich durchaus den jetzigen Kader schon für stark genug hielte. Doch er argumentierte mit den finanziellen Möglichkeiten des Kaders, von denen Joacim Heier immer spreche und er sei überzeugt wir bräuchten noch mehr Qualität insbesondere im Mittelfeld.
Getrennter Meinung teilten sich unsere Wege für diesen Abend. Gefrustet lief ich zu meinem Wagen. Schlechter hätte der Auftakt zur Vorbereitung auf das erste Heimspiel nicht laufen können.
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OBOS-ligaen – 2. Spieltag
Am Spieltag saß ich angespannt auf der Bank und wartete auf den Anpfiff. Im Kopf spukten mir noch immer die Fragen der gestrigen PK im Kopf herum. Ob wir unsere Aufstiegshoffnungen nun begraben könnten, wurde ich gefragt. Und, ob ich mit einem qualitativ so dünnen Kader sehr unzufrieden sei. Ich verwies auf das vergangene Spiel, in dem weder Ekpe noch Kjelsrud Johansen so stark aufspielten, dass sie unersetzlich waren. Zudem habe jeder Spieler im Kader seinen Wert, auch wenn das für die Laien auf der Pressetribüne nicht immer gleich zu erkennen sei.
Meine Kabinenansprache war damit auch bereits erledigt. Ich musste meinem Team nur den O-Ton der Presse vorspielen und appellierte an jeden einzelnen, seinen Wert heute zu untermauern.
Obwohl Ruud Tveter bereits zum Team gestoßen war, ließ ich ihn für dieses Spiel noch außen vor. Zu groß war sein Trainingsrückstand – das 4-4-2 hatte sich damit zunächst erledigt und ich kehrte zum erfolgreichen System des Vorjahres zurück.
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30 Minuten nach Anpfiff strahlte ich wie ein Honigkuchenpferd. Mit einem dicken Schulterklopfen an Klaboe, schritt ich die gesamte Bank ab und klatschte alle Spieler und Staff-Mitglieder ab, um anschließend richtig Pressetribüne zu grüßen. Meine Mannschaft lieferte vor über 6.000 Zuschauern, die beste Partie seit ich vor 14 Monaten in Fredrikstad meine Arbeit begann. Noch während meines Grußes an die Presse, jubelte das Team um mich herum erneut. Gerade hatte Drage zum 5:0 getroffen – in der 32. Minute – und damit seinen vierten Treffer des Tages erzielt.
Den ersten steuerte er bereits nach wenigen Minuten bei, als er eine abgeblockte Ecke vom Strafraumrand in den Winkel schweißte. Nach zehn Minuten erhöhte Geelmuyden nach feinem Steilpass von Duman. Anschließend kam die große Stunde von Thomas Drage: Innerhalb von zehn Minuten schnürte er einen Hattrick. Das absolute Highlight (wenn es das unter all den super Aktionen gab) war ein Solo über 50m, dass Drage mit vorherigem Tunnel eines Innenverteidigers und trockenem Abschluss krönte. 5:0 hieß es zur Pause und mein Team hatte die Antwort auf den schlechten Wochenstart und den daraus resultierenden Medienreaktionen gegeben. Leidtragende unserer Wut waren die Gäste von KFUM aus Oslo.
Die zweite Hälfte spielten wir weiter überlegen, aber meine Jungs hatten nun doch ein Nachsehen mit den Gästen. Wir waren weiter druckvoll, aber weniger zwingend vor dem Tor. Lediglich der eingewechselte Solberg konnte noch eine Duftmarke abgeben, als er in der 76. nach Konter zum 6:0 traf. Ich war rundum zufrieden und konnte das 6:1 für Oslo in der 91. Minuten mit einem Augenzwinkern verschmerzen. Eilig ging ich Richtung Presseraum, zur Nachbesprechung. Doch die Runde wurde kürzer als üblich, da sich niemand traute mir direkt eine Frage zu stellen und so beendete unser Pressesprecher die PK mit guten Wünschen für die Gäste.
Fredrikstad FK – KFUM Oslo 6:1 (5:0)
Tore: Drage (4), Geelmuyden, Solberg
SdS: Drage (9,9), Duman (4 Assist, 9,4)
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Das war mal eine klasse Antwort des Teams!
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OBOS-ligaen – 3. Spieltag
Am folgenden Spieltag stand ein weiteres Heimspiel an und wieder kamen mehr als 6.000 Zuschauer ins Stadion. Zumindest in diesem Punkt waren die Erwartungen der Vereinsführung erfüllt worden. Und auch in dieser Woche wollten wir das Publikum mit druckvollem Fußball unterhalten. Meine Aufstellung änderte ich nicht, einzige Änderung war das Bank-Debüt von Ruud Tveter, für den Harletun weichen musste, der nach wie vor noch etwas Trainingsrückstand hatte nach seiner späten Verletzung in der Vorbereitung.
Mit 4 Punkten aus den ersten Spielen waren die Gäste gut gestartet und so nahmen wir das Spiel durchaus ernst. Und in der Tat erwies sich Elverum als deutlich härtere Nuss, die zu knacken Geduld erforderte. Trotz des guten Starts igelte sich der Gast von Beginn an hinten ein, was uns genug Platz gab unser Spiel aufzuziehen. Doch bis auf ein paar Fernschüsse kam zunächst nicht viel dabei herum. Nach 20 Minuten dann schaltete Duman schneller als alle anderen und führte einen Freistoß im Mittelfeld blitzschnell auf Drage aus. Der kam über links in die Mitte und zog mit dem Selbstbewusstsein der letzten Spiele aus 20 Metern ab – unter Mithilfe des Torhüters landete der Ball im Netz.
Das Tor änderte jedoch wenig am Spielverlauf. Elverum hatte offensichtlich wenig Interesse daran sich am Spiel zu beteiligen. So rollten unsere Angriffe weiter auf die Abwehr zu, jedoch ohne die allerletzte Konsequenz. Wir hatten nahezu 60% Ballbesitz und lagen auch sonst in allen relevanten Statistiken vorn. Doch das zweite Tor wollte nicht fallen, was vor allem auch daran lag, dass der Gäste-Keeper seinen Patzer mehr als wieder weg machte.
So kam es in der 88. Minute, wie es so oft in solchen Spielen kommt. Als sich alle mit dem 1:0-Sieg angefreundet hatten, schlug Elverum zu. Ein langer Einwurf wurde vom hölzernen Mittelstürmer verlängert, sodass Elverums Mittelfeldmotor Holte Törasen von der Strafraumkante frei zum Ausgleich einschoss.
Ich war deutlich ernüchtert, konnte das Ergebnis als Teil des Prozesses aber verkraften. Wir waren weiter ungeschlagen und bestens in die Saison gestartet. Unserem Status als Underdog waren wir zwar bereits jetzt schon entwachsen, doch als direkten Aufstiegsfavoriten wollte ich uns dennoch nicht wahrgenommen sehen.
Im April erwarteten uns noch drei weitere Spiele: zunächst stand ein Auswärtsspiel im Pokal beim 4.-Ligisten Sola FK an; in der Folge werden wir uns mit den etablierten Mannschaften von Hamarkemaratene (A) und Sandefjord (H) messen. Dann werden wir auch wirklich wissen, wo wir stehen.
Fredrikstad FK - Elverum IL: 1:1 (1:0)
Tore: Drage
SdS: Drage (7,8)
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Norgesmesterskapet – 1. Runde
Die erste Pokalrunde bescherte uns ein Auswärtsspie bei Sola Fk, die in der vierten Liga spielten. In der Annahme, dass unsere bisherige Überlegenheit auf dem Feld sich auf das gesamte Team auswirken würde, hatte ich mächtig rotiert.
Gleich neun neue brachte ich aufs Feld, darunter Holst im Tor, Aandewiel und „Pipo“ Ferreira, die allesamt ihr Startelf-Debüt gaben. Lediglich Geelmuyden und Lindström blieben aus der eigentlichen Startformation erhalten; Lindströms stabilisierende Wirkung auf die Mannschaft mochte ich zu keiner Zeit missen. Immer öfter griff er steuernd in unser Spiel ein, mit einer bis dato Überragenden Passquote von 92%.
Und in der Tat lief das Spiel trotz der vielen Wechsel im Team, wie ein Pokalspiel laufen sollte – die höherklassige Mannschaft beherrschte Ball und Gegner nach Belieben von Beginn an. Nur der Weg in den Strafraum viel uns überraschend schwer. Zur Halbzeit verzeichneten wir 78% Ballbesitz, nach Torchancen stand es jedoch lediglich 5:0 für uns, wobei nicht ein Ball direkt auf das Tor Solas ging.
Zur 2. Halbzeit stellte ich auf höheres Pressing und vertikalere Spielweise um, mit Erfolg. Wir wurden zwingender und entwickelten stärkeren Zug vors Tor. Dennoch vertändelten wir noch zu oft leichtfertig den Ball. Allen voran Marius Hagen qualifizierte sich als erstes für einen Wechsel. Seine Unfähigkeit einfachste Pässe an den Mann zu bringen, war in diesem Spiel einfach zu offensichtlich. Mit ihm ging Geelmuyden, der sichtlich mit der aktuellen Taktung an Spielen zu kämpfen hatte. Für die beiden kamen Blarud und Harletun. Doch auch die Wechsel brachten nur wenig Besserung und so gingen wir über 120 Minuten – nicht gerade was ich mir vorgestellt hatte.
Ich gab letzte taktische Anweisungen und schickte meine schon sichtlich erschöpfte Mannschaft aufs Feld zurück. Doch auch die Spieler Solas hatten mit dieser Belastung so ihre Probleme. Mit der zweiten Luft erkämpften wir uns dennoch ein 2:0 und vermieden ein drohendes Aus im Efmeterschießen. Zunächst nickte Harletun eine feine Flanke von Solberg ein, ehe Lindström seine Leistung krönte und aus der zweiten Reihe zum Endstand traf. Ein hartes Stück Arbeit, trotz aller Überlegenheit meines Teams. Die nächste Runde würde ich definitiv ernsthafter angehen, dann sollte OBOS-Absteiger Notodden auf uns warten.
Sola FK – Fredrikstad 0:2 n.V. (0:0, 0:1)
Tore: Harletun, Lindström
SdS: Lindström (8,1)
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OBOS-ligaen – 4. Spieltag
„Es gibt einfach solche Tage, da will der Ball nicht rein. Und heute war so ein Tag; da hat sich allerdings auch fortgeführt, was in den vergangenen beiden Spielen schon im Ansatz zu sehen war. Unglücklicherweise haben wir dazu auch noch die nötige Konzentration in der Abwehr vermissen lassen. Wenn man den Verlauf sieht, hätten wir dieses Spiel nicht verlieren dürfen“, lautete mein Fazit in der PK zum Spiel bei Hamarkemaratene. Mit zerknirschtem Gesicht starrte ich in die versammelte Pressemeute und gratulierte meinem Gegenüber zum wichtigen Heimsieg. Gerade hatten wir 1:2 verloren, wobei der Gegner selbst nicht genau beschreiben konnte, wie er zu seinem Glück kam.
Dabei begann das Spiel selbst genau nach Plan: hohes Anlaufen und pfeilschnell in die Spitze, um möglichst geradlinig zum Abschluss zu kommen. Darauf hatten wir uns eingerichtet, um der hölzernen Abwehr des Gegners schnell die Grenzen aufzuzeigen. Bereits nach 17 Sekunden hatten wir diesen Plan umsetzen können: Blarud schickte Geelmuyden, der noch einmal für Drage quer legte – 1:0.
Danach schien der Kasten wie vernagelt; wie schon im Spiel zuvor. In den ersten 10 Minuten trafen nacheinander Drage, Geelmuyden und Aukland Aluminium. Was darüber hinaus bis zur Pause auf des Gegners Tor kam, entschärfte der Torhüter. Das alles wäre kein Beinbruch, wenn nicht im Gegenzug auch Hamarkemaratene zu einigen anständigen Chancen kam, begünstigt durch eklatante individuelle Fehler unserer Viererkette. In der 40. lieferte Lars Saetra den vorläufigen Höhepunkt, als er über einen einfachen Rückpass trat und Jonas Enkerud plötzlich frei vor Jenssen auftauchte. Mit 1:1 ging es in die Kabine und Hamarkemaratenes Spieler schienen selbst überrascht.
Trotz meiner Ermahnung zu mehr Konzentration, änderte sich an unserer Schludrigkeit absolut nichts. Nach vorne fehlte uns weiter das nötige Fortune und hinten überboten sich meine Jungs gegenseitig in Slapstickeinlagen. Ich nahm Birkeland und Saetra runter und brachte mit Asheim und Nielsen zwei Stabilitätsgaranten der letzten Saison – so dachte ich. Am Spielverlauf änderte sich wenig: Hasan Duman spielte mit der gegnerischen Abwehr nach Belieben und filetierte die Viererkette ein ums andere Mal mit geschickten Steilpässen. Nur verwerten wollte diese Vorlagen niemand. Und so hatte Hamarkemaratene das letzte Wort. In der 93. Minute spielten sie einen Verzweiflungsball in unseren Strafraum, wo sich Nielsen und Asheim gegenseitig behinderten und so erneut den Weg für Enkerud freigaben. Der Schiedsrichter pfiff gar nicht erst wieder an.
Fassungslos saßen Klaboe und ich noch minutenlang in der Kabine, nachdem längst alle Spieler im Bus saßen. „Was machen wir mit ihm? Er ist Kapitän und war letztes Jahr schon Führungsspieler“, spielte Joakim auf die Leistung von Mads Nielsen an.
„Ich weiß es ehrlich nicht. Das ganze Gerede von einem Wechsel hat ihn dermaßen aus der Konzentration gerissen. Er ist aktuell weder in der Lage die junge Truppe zu führen, geschweige denn unsere Abwehr zu stabilisieren“, entgegnete ich resigniert. Wie viele meiner Spieler hatte Mads reichlich Kredit, doch sein Formloch hielt nun schon eine Weile an.
„Ich werde ihn vorläufig nur von der Bank bringen. Lars und Phil bleiben gesetzt.“
Klaboe schien noch etwas auf der Zunge zu liegen, was er sich nicht auszusprechen traute.
„Nur zu, Joakim. Du weißt wir können immer offen reden“, ermutigte ich meinen Co-Trainer in dem Glauben, dass dies nicht hätte nötig sein müssen.
„Die Sache ist die, es wird immer offensichtlicher, dass seine Schnelligkeitsdefizite unserer Spielweise entgegenstehen. Ich fürchte wir müssen uns eher früher als später ohnehin von ihm trennen. Will sagen, wir sollten darüber nachdenken, die Binde weiter zu geben.“
Das schien mir übereilt, aber ich nahm die Anregung mit in den Bus und das Thema beschäftigte mich die komplette Rückfahrt – hatte ich womöglich doch einige Fehler in der Kaderzusammenstellung gemacht?
Hamarkemaratene – Fredrikstad FK 2:1 (1:1)
Tore: Drage
SdS: Duman (9,0)
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OBOS-ligaen – 5. Spieltag
Das Heimspiel gegen Sandefjord ist schnell erzählt. 6.124 Zuschauer sahen eine ausgeglichene Partie, in der keine der beiden Mannschaften zu zwingenden Gelegenheiten im ersten Durchgang kam. Das Spiel war geprägt von kleineren Fouls und daraus resultierenden Standards, die zumeist harmlos blieben. Doch eines der Fouls erwischte Duman kurz vor der Pause, der daraufhin zur Sicherheit runterging. Für ihn kam Pipo, was unsere Statik leicht veränderte.
Nun deutlich offensiver, eroberten wir uns ein spielerisches Übergewicht und konnten vor allem über die Flügel zu gefährlichen Aktionen kommen. Eine davon führte schlussendlich zum Erfolg. Nach Balleroberung schickte Asheim Anas Farah die Linie runter, der kurz vor dem Toraus an die Strafraumkante zu Lindström ablegte. Mit einem satten Schuss vollendete unser bester Mann an diesem Tag zum 1:0, was gleichbedeutend mit dem Endstand war. Wieder waren wir im Angriff unter unseren Möglichkeiten geblieben. Doch dem gegenüber stand das erste Ligaspiel ohne Gegentor, worüber ich mich beinahe am meisten freute.
Mit der Viererkette aus Asheim – Saetra – Aukland – Jonassen hatten wir endlich Stabilität erreicht. Darauf galt es aufzubauen und künftig wieder mehr Offensivdrang zu entwickeln. Doch der Saisonstart war geglückt, auch wenn uns noch einiges an Arbeit erwartete. Den Ausrutscher bei Hamarkemaratene wusste ich einzuordnen und so gingen wir positiver Dinge ins Pokal-Duell mit Notodden. Dieses Mal würden wir es nicht gegen einen unterklassigen Gegner am nötigen Ernst vermissen lassen, dafür würde ich sorgen.
Fredrikstad FK – Sandefjord Fotball 1:0 (0:0)
Tore: Lindström
SdS: Lindström (8,3)
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Wir waren richtig stark in die Saison gestartet, konnten den Schwung aber nicht ganz über den Monat retten. Doch ich hatte gesehen, dass meine Mannschaft an guten Tagen zu den besten Teams der Liga gehören würde. Nun galt es die Streuung unserer guten Leistung enger zu fassen und sowohl Angriff als auch Abwehr wieder miteinander in Einklang zu bringen.
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Norgesmesterskapet – 2. Runde
Mit dem Pokalspiel gegen Notodden FK erwartete uns Partie Nummer 6 im April, was sich langsam aber sicher bemerkbar machte. Nicht alle Spieler der Stammelf waren bei 100%, sodass ich zu einigen Wechseln gezwungen war; diese fielen insgesamt aber geringer aus, als noch in der 1. Runde. Auch weil unser Pokaltorhüter Holst sich kurzfristig verletzt hatte. Zudem hatten wir unsere Lehre gezogen. Zu oft hatte ich gemahnt, dass wir noch kein Top-Team waren, nur um dann doch gegen einen vermeintlich leichten Gegner, wie der Trainer eines solchen zu agieren. Hinzu kam unsere durchwachsene Form nach dem doch sehr zufriedenstellenden Start in die Saison. Ich wollte zunächst eine Achse aufbauen. Also ging ich mit folgender Aufstellung in die Partie.
(https://s12.directupload.net/images/210128/lvwtsixi.png)
Das Spiel selbst verlief lange erwartungsgemäß – wir übernahmen von Beginn an die Initiative und kamen schnell zu ersten Chancen. Doch wirklich zwingend waren diese ersten Versuche nicht, vor allem auch deshalb, weil es insbesondere im Mittelfeld an Passgenauigkeit fehlte. Marius Hagen und Pipo fabrizierten in dieser Phase Fehlpässe en Masse. Und doch brachte uns die erste nennenswerte Szene in der 12. Minute die Führung. Pipo legte nach Doppelpass mit Harletun raus auf Birkeland, der eine Maßflanke an den zweiten Pfosten spielte, wo Drage nur noch einschieben musste. Sein 9. Treffer im sechsten Spiel und wieder einmal das wichtige 1:0 in einer frühen Spielphase.
Der Führungstreffer hätte uns etwas mehr Stabilität verleihen sollen, doch noch immer taten wir uns schwer, mit gewohnter Passstärke zu kombinieren und den Gegner so auseinanderzuziehen. Wenn wir doch zu Gelegenheiten kamen, verhinderten Unvermögen oder Aluminium den zweiten Treffer. In der Spätphase der ersten Hälfte traf Drage per Freistoß zweimal nur den Pfosten, aus jeweils ähnlicher Position. Der Gegner versuchte nun seinerseits mehr ins Spiel zu kommen und lief uns höher an. Wir begegneten dem mit tieferer Kette, um den Gegner kommen zu lassen und dann die Pressingfalle zuschnappen zu lassen. Das funktionierte defensiv auch lange sehr gut, blieb jedoch nach vorn wenig ertragreich.
In der zweiten Hälfte wollten wir den Sack schnell zu machen. Die letzte Linie stand nun höher und wir gingen aggressiver und früher drauf. Die Heimmannschaft aus Notodden kam damit überhaupt nicht zurecht und so erspielten wir uns nun klarere Gelegenheiten. Doch Harletun köpfte einmal frei drüber und auch Solberg war wenig glücklich im Abschluss. Dazu gesellte sich eine enorme Schwäche bei eigenen Standards. Nicht ein Freistoß und auch keine Ecke fanden einen unserer Spieler als Abnehmer, zwei Ecken landeten sogar im gegenüberliegenden Seitenaus.
In der 60. Minute stellte Notodden dann den Spielverlauf auf den Kopf. Mit dem ersten richtigen Angriff in Hälfte zwei erzielte der Drittligist den Ausgleich. Dabei war die Szene eigentlich schon geklärt. Nielsen, der zuvor kam, um Saetra zu schonen, eroberte einen langen Ball und spielte über rechts zu Birkeland. Unser Außenverteidiger entschied sich aber gegen den vertikalen Pass ins Mittelfeld, wo Blarud schon sehnsüchtig winkte, und passt stattdessen Richtung Jenssen zurück. Leider verhungerte der Ball auf halbem Wege und so konnte Notoddens Mittelstürmer den Ball erobern und frei vor Jenssen lässig einschieben. Wieder einmal hatten Konzentrationsschwächen und individuelle Fehler unser Spiel unnötig zerschossen.
Ich stellte erneut um, zog die gesamte Mannschaft tiefer und gab Anweisungen zu kontrolliertem Aufbau, um geduldig auf die Entscheidung zu drängen. Ich wusste, mit unserer individuellen Qualität würde wir früher oder später noch einen Treffer erzielen. Der kam schneller als gedacht. In Minute 71 brachte Drage eine Flanke scharf vor das Tor, wo Harletun seinen Bewacher lässig abschüttelte und nur noch den Kopf hinhalten musste. Im Anschluss geriet das Ergebnis nicht mehr in Gefahr.
Mit dem 2:1 waren wir nicht nur in der nächsten Runde des Pokalwettbewerbs, sondern hatten nunmehr das 6. Von 8 Saisonspielen gewonnen. Für einen Aufsteiger eine gute Quote dachte ich. Und doch gab es einige Punkte aufzuarbeiten, die ich monatlichen Meeting mit Högmo und Klaboe angesprochen haben wollte.
Notodden FK – Fredrikstad FK 1:2 (0:1)
Tore: Drage, Harletun
SdS: Drage (8,4)
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Zwischentöne
Der April war vergangen, und mit den stärker werdenden Sonnenstrahlen, hellte sich auch die Laune aller im Verein auf. Zwar herrschte seit dem Aufstieg ohnehin eine positive Grundstimmung, doch unser Start in die Saison hatte dieses Hochgefühl unterstrichen und allen einen zusätzlichen Schub gegeben. Vielleicht fühlte es sich so an, wenn man als frisch gebackener Aufsteiger die sogenannte „Welle“ ritt und gleich wieder oben mitmischte. Und das taten wir. Nach 10 Punkten aus den ersten fünf Spielen belegten wir den 3. Rang, den wir uns mit zum Teil fulminanten Auftritten verdienten. Zudem waren wir im Pokal bereits in die 3. Runde eingezogen. Dort wartete zum Start in den Mai das Team aus Hamarkameratene – und damit die einzige Mannschaft, die uns in 2020 bislang schlagen konnte.
Ich war nicht unzufrieden, obgleich meine perfektionistische Ader mir selbst im Erfolg noch manches Mal die Laune trübte, weil ich zu viele Fehlpässe gezählt hatte, oder mir unsere Spielweise nicht gefiel. Zum Glück hatte ich Klaboe an meiner Seite. Mit seinen Analysen und Statistiken schaffte er es häufig meinen Gefühlen den Wind aus den Segeln zu nehmen, oder auch Missstände, die ich nur vermutete, zu belegen. Doch die blanken Zahlen logen zunächst erst einmal nicht. Wir hatten mit 13:5 Toren das größte Plus der Liga und die meisten Tore geschossen. Ganze sechs davon gingen auf das Konto von Thomas Drage, dem die technisch bessere Liga wie prophezeit entgegenkam. Mit seinen schnelle Dribblings und guten Läufen in den Strafraum, bereitete er jedem Team Probleme. Zudem verstand er sich perfekt mit unserem neuen Stürmer, Hermann Geelmuyden.
Daneben war ich äußerst zufrieden mit unserem Mittelftrio aus Blarud – Lindström – Duman. Sie waren in der Lage jedes Team auseinander zu spielen und gemeinsam sorgten sie für Sicherheit durch Passstärke. Doch hinter den dreien, wurden unsere Alternativen kleiner. Pipo Ferreira stand Duman technisch in nichts nach, doch er schien Probleme mit unserer Spielanlage zu haben und so blieb ihm meist der Bankplatz. Neben ihm fand sich häufig Marius Hagen wieder, der jedoch in seinen bisherigen Auftritten enttäuschte. Ich merkte nun, dass Havar Jenssen mit seiner Befürchtung vielleicht nicht Unrecht hatte. Uns fehlte die Qualität in der Breite – vor allem Thompson Ekpe fehlte mit seinen Fähigkeiten das Team zu stabilisieren, mit seinen Balleroberungen und der enormen Tacklingquote. Seine Rückkehr wurde für den Juni angepeilt.
„Die größten Sorgen bereiten mir jedoch die Vielzahl an individuellen Fehlern in der letzten Kette“, sagte ich zu Per-Mathias Högmo gewandt und nickte meinem Co unmerklich zu. Wir saßen in unserem monatlichen Meeting, dass dazu diente uns über den sportlichen Bereich auf taktischer und operativer Ebene auszutauschen. Im Moment waren wir noch in der ersten Ebene.
„Was Jólly anspricht, möchte ich einmal an Hand der Zahlen verdeutlichen“, ergriff Klaboe das Wort. Högmo war unsere zwillingshaften Satzwechsel mittlerweile gewohnt und hörte ruhig zu.
„Sowohl Jenssen, als auch Birkeland und Aukland hatten bereits je einen Lapsus, der direkt zum Gegentor führte. Zudem ist die Passquote unserer Abwehrspieler bislang unterirrdisch. Einsamer Spitzenreiter in dieser Kategorie ist Birkeland mit gerade einmal 71% erfolgreicher Pässe. Zudem schwächelt unser eigentlicher Kapitän, Mads ungewohnt diese Saison. Er offenbarte zuletzt eine Schwäche bei Kopfbällen und zudem treten seine Geschwindigkeitsdefizite deutlich zu Tage. Das gleiche Problem machen wir auch bei Skogsrud aus, der das aber oft mit seinem hervorragenden Stellungsspiel ausgleicht.“
„Klingt ganz so, als würde Bedarf bestehen, im Sommer in diesen Bereich des Kaders zu investieren?“Högmo zog die Brauen hoch, so als erwartete er eine schnelle Antwort.
„Nicht notwendigerweise“, ergriff ich wieder das Wort. „Das ganze klingt dramatischer, als es ist. Ein paar Spieler suchen nach ihrer Form und so langsam kristallisiert sich ja auch erst die Stammformation für die Saison heraus. Mit Jonassen auf links und Aukland plus Saetra innen, sind wir bisher bombig aufgestellt. Und auch der junge Aandewiel macht seiner bisher klasse. Er bleibt auf jeden Fall im Kader. Nur rechts besteht noch eine Lücke, weil Asheim und Birkeland noch nicht in Tritt kommen. Sollte jemand gehen, oder die Situation auf rechts nicht besser werden, sollten wir handeln. Aber gemessen an der Tabellenposition und der Art und Weise, wie wir auftreten ist das alles Jammern auf hohem Niveau.“
„Ich sehe schon, ihr habt eure Hausaufgaben wieder gemacht. Seht mir nur zu, dass eure Detailversessenheit euch nicht auffrisst. Ihr wäret nicht die ersten, die an zu viel Grübelei kaputtgehen. Seht euch den Favre in der Bundesliga an.“
„Mach dir da mal keine Sorgen. Wir werden werden nun zunächst eine Stammformation herausbilden und die Herangehensweise wieder mehr auf Kontrolle und Ballstafetten auslegen. Das liegt dem Team in der jetzigen Zusammensetzung offensichtlich besser.“
„Freut mich zu hören. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse. Dann sollten wir über die Verträge reden. Einige laufen bald aus. Und gerade Jenssen, Lindström und Drage werden heiß umworben. Lindström und Drage ziehen Scouts aus ganz Belgien an.“
„Ich will sie auf keinen Fall im Sommer verlieren. Tut was immer nötig ist. Heier soll sich strecken. Oder sie im dümmsten Fall zu viel Geld machen.“
„Vielleicht müssen wir ein Zeichen setzen, damit die Spieler wissen, dass wir es ernst meinen mit dem Aufstieg. Ich denke nur dann werden sie bleiben.“
„Was genau meinst du damit? Willst du jetzt irgendeinen Kracher holen?“
„Nein, als erstes verlängern wir eure Verträge. Denn ich will euch beiden am allerwenigsten verlieren. Molde hat sich nach euch erkundigt, ob ihr spätestens im Winter übernehmen wollt.“
Zu keinem Zeitpunkt verschwendete ich einen Gedanken daran, das Projekt Fredrikstad vorzeitig zu beenden, ganz gleich, wer Interesse hatte. Und ich hatte vor allem nicht über mein Arbeitspapier nachgedacht. Aber ja, Ende der Saison wäre ohne Verlängerung Schluss. Und so einigten wir uns einige Tage später auf neue Arbeitspapiere für Klaboe und mich, die bis 2021 Gültigkeit besaßen und sich im Falle eines Aufstiegs automatisch verlängerten. Sicher war sicher. Und vielleicht ließen sich nun einige von unseren Stammspielern positiv davon beeinflussen.
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OBOS-ligaen – 6. Spieltag
Am folgenden Spieltag traten wir zum Spitzenduell bei Sandnes an. In der fast ausverkauften Öster Hus Arena sahen die Zuschauer ein packendes Duel zwischen dem 4. Und 3. Der Liga. Mit einem Sieg konnten wir an die Tabellenspitze zurückspringen. Wir liefen mit unserer Top-Formation auf – auf den vakanten Positionen auf dem rechten Flügel, spielten Asheim und Farah.
In einem rassigen Spiel erwischten wir den besseren Start und gingen in der 10. Minute in Führung. Nach Ecke von Duman stand Aukland blank und nickte ungehindert ein. An diesem Ergebnis änderte sich bis zum Abpfiff auch nichts mehr. Was vor allem daran lag, dass Sandnes sehr ruppig zu Werke ging und wir ausschließlich über Standards vor das Tor kamen. Doch anders als im vergangen Jahr so oft, hielten meine Spieler gut dagegen. Was auch uns einige Fouls und Karten einbrachte. Am Ende hatte der Schiedsrichter neun gelbe und eine gelb-rote Karte für Sandnes verteilt. Schön war das Spiel auf keinen Fall, aber wir eroberten die Tabellenführung zurück. Vor allem weil der bisherige erste aus Jerv mit 1:2 gegen KFUM Oslo verlor. Im nächsten Spiel zu Hause gegen Jerv hatten wir die Chance diese Position zu festigen.
Sandnes FK – Fredrikstad FK 0:1 (0:1)
Tore: Aukland
SdS: Aukland (7,9)
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Norgesmesterskapet – 3. Runde
Zuvor jedoch kam es zur Revanche gegen Hamarkameratene. In der dritten Pokalrunde erwarteten wir das bisher einzige Team, gegen das wir in dieser Saison verloren. Für Saetra, Asheim, Duman und Farah kamen Skogsrud, Birkeland, Ferreira und Solberg. Ich wollte zugleich die Belastung im Team steuern und dem erweiterten Stammpersonal mehr Spielpraxis verschaffen.
Und zunächst war kein Leistungsabfall erkennbar. Wir spielten den Gegner locker daher und kamen zu ersten Gelegenheiten. Leider war diese Herrlichkeit nach bereits zehn Minuten schon wieder vorbei. Was die Zuschauer im Fredrikstad Stadion zu sehen bekamen, geriet zu einer Parodie des Ligaspiels zwischen den beiden Teams. Wir kombinierten und drückten, doch der Gegner nutzte unsere Fehler eiskalt. Dieses Mal waren es jedoch Fehler im Aufbau, die Hamarkameratenes Sturm zum Kontern einluden. Mit einem Doppelschlag stand es früh 0:2 aus unserer Sicht.
Auch in der Folge wurde es nicht besser. Wir mühten uns, schnürten den Gegner ein und kassierten kurz nach der Pause dennoch das 3:0. 61% Ballbesitz, 20:11 Schüsse in Richtung Tor und dennoch stand es 0:3. Auch der Anschlusstreffer durch Solberg änderte wenig am Resultat. Wir schieden sang- und klanglos aus und Hamarkameratene entwickelte sich zu so etwas wie unserem Kryptonit.
Fredrikstad FK – Hamarkameratene 1:3 (0:2)
Tore: Solberg
SdS: Fehlanzeige
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OBOS-ligaen – 7. Spieltag
Das Aus im Pokal beschäftigte mich noch viele Stunden in dieser Nacht, nicht des Spielverlaufs wegen. Mit jeder weiteren Runde im Pokal, hätten wir die Klubfinanzen weiter aufbessern können. Doch zum Wohl der Mannschaft schüttelte ich meine Sorgen ab und ging am nächsten Morgen voller Elan in die neue Trainingswoche. Meine Spieler registrierten das sehr wohl. Die meisten hatten wohl mit einem Anschiss gerechnet und so krochen viele wie Schnecken auf den Platz. Doch mit jeder Einheit in dieser Woche stieg das Selbstvertrauen wieder und am Freitag, sah ich uns bereit, die Tabellenführung zu verteidigen. „Denn um nicht weniger geht es heute. Was im Pokal passiert ist, ist passiert. Scheißegal. Wir können heute der ganzen Liga zeigen, dass wir zurecht so weit oben in der Tabelle stehen.“ Ich sah Gier in den Augen meiner Spieler, und so schickte ich sie aufs Feld.
Auf dem Weg ins Stadion kam Hermann Geelmuyden noch einmal zu mir: „Trainer, ich werde sie nicht wieder enttäuschen. Heute geb ich 1000%.“ Unter der Woche hatte ich viel mit ihm gesprochen, über Laufwege und sein Zweikampfverhalten im Pokalspiel. Offensichtlich hatte das gefruchtet. Denn zwei Minuten nach dem Anpfiff ließ er seinen Worten Taten folgen. Einen schnellen Diagonalball von Farah nahm er gekonnt mit der Hacke mit und schob lässig zur Führung ein. 8.500 Zuschauer (Rekordkulisse in Liga 2) explodierten förmlich. Geelmuyden rannte wie vom Blitz beseelt zur Bank und fiel mir in die Arme. Als sich alles beruhigte und das Spiel wieder angepfiffen wurde, hatte ich immer noch Gänsehaut. Mein Team stand hinter mir, und andersherum würde es auch immer so sein.
Die zweite Gänsehaut des Abends hatte ich gut 20 Minuten später, als Geelmuyden erneut traf. Als er an den Zaun sprang und das ganze Team in der Kurve jubelte, war aus dem Fredrikstad Stadion längst ein Hexenkessel geworden. Wir hatten die Fans nach dem Pokaldebakel zurückgewonnen. Und als Dank schenkten ihnen Geelmuyden und Drage kurz nach Wiederanpfiff den schönsten Treffer des Tages. Mit einem dreifachen Doppelpass kombinierten sich die beiden durch die komplette Hintermannschaft Jervs, ehe Drage den Torhüter per Lupfer überwand. Das Jerv in der 80. Minute noch zum Anschluss kam, interessierte niemanden mehr, außer mich und Klaboe.
Fredrikstad FK – FK Jerv 3:1 (2:0)
Tore: Geelmuyden (2), Drage
SdS: Geelmuyden (9,1)
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OBOS-ligaen – 8. Spieltag
Wenn es etwas Negatives aus dem Spiel gegen Jerv gab, dann die Verletzungen von Anas Farah und Solberg. Solberg hatte nur eine Verhärtung, doch Farah würde mit einer Verletzung am Sprunggelenk wahrscheinlich den Rest des Monats ausfallen. So kam Love Reuterswärd zu seinem Saisondebut. Der junge Schwede hatte immer noch an den Auswirkungen seiner Verletzung aus der Vorbereitung zu knabbern und kam bislang nicht richtig in Tritt. Vielleicht würde ihm erste Minuten helfen. Ansonsten änderte ich nichts im Vergleich zum Sieg gegen Jerv, es war an der Zeit Kontinuität einkehren zu lassen.
Gegen das Team aus Mjöndalen, entwickelte sich ein unerwartet offener Schlagabtausch. Im Mittelfeld der Liga platziert, hatte ich die Gastgeber weiter weniger aggressiv erwartet. Nach einer viertel Stunde ging der 7. der Liga in Führung, aus abseitsverdächtiger Position, doch den VAR gab es in unserer Liga nicht. So musste ich die bittere Pille schlucken und das Team erleichterte mir dies. Über großen Kampf kamen wir zurück. Erst traf Drage nach der Halbzeit und 15 Minuten vor dem Ende schoss uns Andreas Hagen nach feiner Flanke von Tommy Aandewiel in Führung. Beide waren kurz zuvor für Jonassen und Reuterswärd gekommen.
Leider hatte Mjöndalen an diesem Tag das letzte Wort und so traten wir mit einem späten 2:2 die Heimreise an. Doch ich war nicht unzufrieden. Wir hatten uns zurückgekämpft und bewiesen, dass es auch einen Weg gibt, wenn es spielerisch mal nicht so läuft.
Mjöndalen IL – Fredrikstad FK 2:2 (1:0)
Tore: Drage, A. Hagen.
SdS: Drage (8,3)
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OBOS-ligaen – 9. Spieltag
Zum letzten Heimspiel des Monats erwartete wir das Team vom FK Haugesund. Der Absteiger war komplett neu zusammengewürfelt und dementsprechend holprig in die Saison gestartet, galt es doch mehr als ein Dutzend Neue ins Team zu integrieren. Doch das sollte nicht unser Problem sein. Zwar hatten beide Teams mit dem Aufstieg das gleiche Ziel, doch die Voraussetzungen konnten nach dem Saisonstart kaum unterschiedlicher sein. Haugesund war 12. und nur knapp vor den Abstiegsrängen, wohingegen wir die Tabelle anführten.
Solberg meldete sich wieder fit und trotz heftigen Wiederspruches unserer Physioabteilung musste er auch direkt wieder starten. Reuterswärd war noch lange nicht fit und Andreas Hagen war nur noch als Joker eine Option. Doch es erwies sich als Glücksgriff. In einer Partie, die wir zu keinem Zeitpunkt hätten verlieren können, traf Solberg zweimal und führte eine doch sichtlich müde Truppe zu einem ungefährdeten 2:0. Nach insgesamt 5 Spielen in 21 Tagen, brauchten einige Spieler dringend eine Pause. Doch durch das Ausscheiden im Pokal würden ruhigere Wochen auf uns warten. Zudem bahnten sich ein, zwei personelle Veränderungen im Team an.
Fredrikstad FK – FK Haugesund 2:0 (1:0)
Tore: Solberg (2)
SdS: Solberg (8,8)
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OBOS-ligaen – 10. Spieltag
Mit der Partie bei Sogndal Il endete das erste Drittel der Saison. Als Tabellenführer reisten wir damit zum 5. der Liga. Zeitgleich spielten unsere direkten Verfolger aus Jerv und Sandnes Gegeneinander. Unter der Woche plagten sich Blarud und auch Marius Hagen mit kleineren Blessuren herum, sodass ich mich gezwungen sah vom Dreimittelf abzuweichen. Wir begannen im 4-4-2 und wollten das Spiel über die Flügel betonen, vor allem auch, da Sogndal in dieser Saison zumeist mit einer sehr ungewöhnlichen Formation spielte – 1 DM + 3 ZM hinter zwei Spitzen.
Dass diese Formation nicht gerade gut eingespielt war, merkte man schnell. Wir verloren die Bälle oft in der Zentrale, noch ehe sie auf außen gespielt werden konnten. Glücklicherweise wussten die Spieler Sogndals nicht viel mit dem Ball anzufangen. 11 Schüsse jagten sie uns in Halbzeit eins buchstäblich um die Ohren, denn nicht einer davon ging Richtung Tor. Auf der anderen Seite hatten wir nur eine richtige Chance, die hatte es aber in sich. Sogndals Keeper Hetle entschärfte einen Duman-Freistoß, indem er ihn gerade eben um den Pfosten lenkte. So ging es torlos in die Kabine.
Ich wechselte Blarud für Ruud Tveter ein, dem sichtlich die Luft für volle 90 Minuten fehlten, zudem hatte er einen leichten Schlag abbekommen.
Im gewohnten System nahmen wir nun das Heft in die Hand und kamen zu guten Chancen, doch Hetle machte das Spiel seines Lebens. Da auch wir nichts zuließen, endete die Partie folgerichtig ohne Tore. Wir waren zwei Partien in Folge ohne Gegentor geblieben, zumindest das schrieb ich mir als Pluspunkt auf. Nach vorn war das eine sehr dünne Partie von uns.
Sogndal IL – Fredrikstad FK 0:0
Tore: Fehlanzeige
SdS: Fehlanzeige (Hetle, Sogndal 7,8)
Trotz des Remis´hatten wir die Tabellenführung halten können, das sich auch Jerv und Sandnes nicht auf einen Sieger einigen konnten. Somit ergibt sich nach der Startphase der Liga folgendes Bild:
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Zwischentöne
„Ich habe gute und schlechte Nachrichten für dich, was willst du zuerst hören Jólly?“, raunte mir Högmo bei unserem monatlichen Meeting entgegen, noch ehe mich richtig gesetzt hatte.
„Jetzt darf ich also schon nicht mal mehr Kaffee eingießen, bevor ich was entscheiden soll. Doch ich brauche meinen Kaffee, also entscheide du. Es gibt eh keine schlechten Nachrichten, nur gute und weniger Gute Umstände, mit denen ein Trainer leben muss.“
„Also gut: Havar Jenssen ist deinem Beispiel gefolgt und hat bis 2022 verlängert. Er war hellauf begeistert, dass wir so früh Gespräche geführt haben.“
„Mhh, schön zu hören.“, brummte ich, ungehaltener als mich diese Nachricht stimmte, doch ich ahnte was folgen könnte; „Und die schlechte Nachricht?“
„Lindström und Drage haben derzeit kein Interesse zu verlängern. Beide wollen den Sommer abwarten, ob das Interesse an ihnen konkreter wird. Ich fürchte wir müssen uns auf einen Abgang von beiden vorbereiten.“ Beinahe väterlich drückte Högmo mir meine Schulter bei diesen Worten und reichte mir die Milch zum Kaffee.
„Das ist schlecht, aber war zu erwarten. Es gibt eben viele Vereine, die ihnen mehr bieten können. Ich meine damit alles, bessere Einrichtungen, höheres Spielniveau, vielleicht internationale Wettbewerbe. Aber sei es drum, ich werde die Tage mit Ola Nilsson die Köpfe zusammenstecken und wir werden ein genaues Profil für eventuelle Neuzugänge erarbeiten.“
„Ich habe nichts anderes von dir erwartet. Das war es soweit von mir. Habt ihr Punkte mitgebracht?“
„Ja, tatsächlich. Joakim hat Neuigkeiten aus der medizinischen Abteilung mitgebracht“, leitete ich zu meinem Co über.
„Es gibt Neues bezüglich Thompson Ekpe, er kann in spätestens zwei Wochen das Training wieder aufnehmen – vorausgesetzt alles läuft nach Plan. Dann steht er uns vielleicht Ende Juni schon wieder zur Verfügung.“
„Und das wird dringend. Marius Hagen ist in so einem tiefen Loch, es wird beiden Seiten guttun, getrennte Wege zu gehen. Und es wird dich freuen, dass wir direkten Ersatz an der Angel haben.“
„Na nun bin ich aber gespannt, wen hat Nilssons Abteilung gescoutet?“, fragte Högmo, aufgeregt wie ein kleines Kind vor Ostern.
„Niemanden. Jedenfalls nicht jetzt. Wir wollen Brian Olsen Överli aus der U-19 hochziehen. Der Junge ist viel zu gut für die Jugendliga.“
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„Wir werden ihn langsam an das Team heranführen und Peu a Peu mit hineinwerfen. Er hat absolut das Zeug“, klinkte sich Klaboe wieder mit ein.
„Das ist ja perfekt. Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell geht, mit den jungen Spielern, die wir im Winter geholt haben. Erst Aandewiel und nun auch Överli. Klasse.“
„Sie werden nicht die letzten sein. Auch Tögersen und Hoymer hätten das Zeug für mehr. Doch auf ihren Positionen ist momentan noch kein Platz. Außerdem ist Hoymer noch verletzt. Doch wir haben sie genau im Blick. Sollte sich die Tür öffnen, werfe ich sie ohne zu zögern rein. Überhaupt machen Vegar Bjerke und sein Team einen perfekten Job. Die Jungs sind noch ungeschlagen.“
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„Wir sollten das Forcieren. Wir haben in einem Jahr mehr Erfolg mit der U-19 und so viele Spieler wie lange nicht hochgeholt. Auch Engsmyr und Noah Bech Hermansen hatten ja schon ihre Minuten in der vergangenen Saison. Ich werde mal beim Vorstand zum Thema vortragen – wenn wir es doch eh schon machen, warum nicht dem Verein mehr Profil verleihen und das als Philosophie festlegen.“
„Das wäre wunderbar“, sagten Klaboe und ich wie aus einem Mund.
Bereits in der vergangenen Saison waren wir drei übereingekommen, dass das der Weg der Zukunft für diesen Verein war. Leider sahen das nicht alle Ebenen der Vereinsführung so. Zu groß schien die Gier nach schnellem Erfolg. Zu stark der Wunsch alter Männer, die glanzvollen Tage ihrer Jugendtage wieder aufblühen zu sehen. Leider verloren sie zumeist die Nachhaltigkeit aus den Augen. Es würde weiter an uns liegen, diese im Verein zu implementieren und gesundes Wachstum zu ermöglichen. Denn noch immer drückten Verein Verbindlichkeiten im hohen sechsstelligen Bereich.