Find das jetzt ein bisschen hart gegen die "neue" Generation. Auch vor 10 und vor 20 Jahren gab es viele lange Gesichter in Schule und Studium.
Ich habe mich nach weniger als einem Jahr der Praxis an der Schule daran gewöhnt, dass mindestens 80% meiner SuS weder Interesse an noch Lust auf meinen Unterricht haben. Ich gebe mich nicht (mehr) der Illusion hin, dass plötzlich alle SuS meinen Unterricht toll finden, nur weil ich mir bei der Planung besonders viel Mühe gegeben habe. Natürlich gebe ich mir trotzdem die Mühe und versuche, jedes Kind mitzunehmen und zu fördern, bin mir aber auch bewusst, dass ich für die Eltern und die Kinder einfach mein Leben lang der Ar*** sein werde. Um so schöner sind dann die seltenen Momente, in denen Kinder oder Eltern mal ehrliche Dankbarkeit zeigen. Alleine Engangement kommt bei den SuS am Ende dann nämlich doch gut an.
Aber okay, ich arbeite eben auch an einer Schule und nicht an einer Weiterbildungsstätte für Erwachsene. Da würde ich dann doch durchaus erwarten, dass die Studenten interessiert sind, weil sie sich das Studienfach/ die Studienrichtung selbst ausgesucht haben..
Auf der anderen Seite ist der Leistungsdruck für die Jugendlichen und jungenen Erwachsenen heutzutage so immens hoch, dass man auch verstehen muss, dass sie froh sind, wenn sie mal bewertungsfreie Zonen erleben dürfen.
Auf der anderen Seite bin ich manchmal trotzdem auch wieder schockiert über meine Mitreferendare. Sätze wie "Dienstags Abends hab ich keinen Bock auf die Konferenz" bis"Der doofe xy hat den Stundenplan nicht umgebaut, damit ich Freitags früher nach Hause kann, weil ich sonst meinen Freund ja nie sehe. So ein Sauhaufen hier." Wenn ich sowas höre, habe ich dann wieder das gleiche Gefühl wie du - manche nehmen sich selbst einfach viel zu wichtig. Schockierend wichtig. Aber das sind eher Einzelfälle.
Zusammengefasst: Es ist nicht viel schlimmer als früher (finde ich), aber manchmal falle ich auch vom Glauben ab. Allerdings bekomme ich es auch nur in der Schule und nicht in einem Unternehmen mit. Wir Referendare werden an meiner Schule übrigens auch oft nicht sonderlich fair behandelt. Da muss ich ein ums andere Mal ziemlich Schlucken und kann verstehen, dass einigen Mitreferendaren irgendwann der Kragen platzt. Aber ich bin eher der Typ, der dann die Zähne zusammenbeißt und sich denkt "In einem halben Jahr wird dann alles besser, wenn meine Ausbildung fertig ist."