Da ich mich seit ein paar Wochen etwas mit diesen Themen beschäftige, versuche ich das mal auszuführen. An ein paar Stellen bin ich mir selbst nicht ganz sicher, also wenn sich hier irgendwo ein Experte versteckt, bitte ich um Korrektur. :-P
Die FED kauft zurzeit noch monatlich Staatsanleihen im Wert von 65 Milliarden Dollar (ehemals 85 Mrd.), dieses Geld stammt nicht aus bestehenden Guthaben, sondern wird sozusagen frisch gedruckt. Hierdurch wird einerseits die Geldmenge erhöht (man riskiert also Inflation), andererseits werden die Zinsen gedrückt, die die USA für die Neuverschuldung bezahlen muss.
Die zweite Maßnahme der FED war die Senkung des Leitzinses auf 0,25%. Der Leitzins ist der Zinssatz zu dem sich amerikanische Banken bei der FED kurzfristig Geld leihen. Wenn sich Banken zu niedrigeren Zinsen verschulden können, dann können sie auch günstigere Kredite an Unternehmen vergeben. Wenn sich Unternehmen günstiger verschulden können, machen für sie Investitionen die vorher eventuell unrentabel waren nun Sinn. Durch erhöhte Investitionen der Unternehmen soll natürlich die Konjunktur im Land wieder anspringen.
Die Rendite von Staatsanleihen richtet sich vereinfacht gesagt nach Angebot und Nachfrage. Wenn die USA den Umfang der Staatsanleihenausgabe konstant lässt und plötzlich die FED als großer Nachfrager auftritt, dann sinken die Zinsen, die die USA bezahlen muss. Wenn mir als Anleger allerdings weniger Zinsen geboten werden, dann überlege ich mir, ob es nicht Sinn macht mein Geld anders anzulegen. Hierdurch sinkt die überhöhte Nachfrage dann auf das akuelle Angebot ab und die Staatsanleihe wird zu einem niedrigeren Zinssatz begeben. Stellen sich nun langfristige niedrigere Guthabenszinsen in Amerika ein, dann könnten Unternehmen und Anleger ihr Geld im Ausland anlegen, um hier mehr Rendite zu erzielen. Wenn nun allerdings ein Unternehmen in Argentinien investieren möchte, oder ein Anleger dort Geld anlegen möchte, dann tut er dies typischerweise in der entsprechenden Landeswährung. Er wird also seine US Dollar in Pesos tauschen. Hierdurch entsteht dann eine erhöhte Nachfrage nach argentinischen Pesos, was sich in einem veränderten Wechselkurs niederschlägt. Der Pesos (heißt es der?) gewinnt an Wert, da er eine gefragte Währung ist. Du hast angesprochen, dass der US Dollar eine Art Leitwährung ist, was durchaus richtig ist, da die meisten Länder ihre Verbindlichkeiten in Dollar aufnehmen. Gewinnt nun die Währung eines Schwellenlandes an Wert, muss aber seine Verbindlichkeiten in Dollar bezahlen, wird die Verschuldung für dieses Land geringer. Das wird noch wichtig.
Was passiert, wenn nun die FED die Anleihekäufe zurückfährt? Rein technisch betrachtet, sinkt die Nachfrage nach amerikanischen Staatsanleihen und die langfristigen Zinsen steigen wieder. (Ironischerweise ist dies noch gar nicht eingetreten) Die Marktteilnehmer reagierten nämlich äußerst nervös auf die bloße Ankündigung, dass die Anleihekäufe zurückgenommen werden sollen. Sie erwarteten nämlich, dass hierdurch die Zinsen in den USA wieder ansteigen würden und die anderen Marktteilnehmer deshalb das Geld wieder aus den Schwellenländern abziehen würden. Wenn ich allerdings nun gerade an der türkischen Börse investiert bin und davon ausgehe, dass andere ihre Anteile abstoßen, verkaufe ich meine Aktien, um keinen Wertverlust meiner eigenen Aktien zu riskieren.
In der Folge wird nun massiv Geld aus den Schwellenländern abgezogen, was dann natürlich auch wieder den Wechselkurs beeinflusst. Diesmal in umgekehrter Richtung. Die Währung des Schwellenlandes verliert an Wert, die Verschuldung wird für das Land wieder teurer und natürlich werden auch die importierten Güter, die das Land für die Bevölkerung und die Industrieproduktion braucht und in einer Fremdwährung bezahlt werden, dann teurer (Hierdurch entsteht Inflation, da sich die Produkte im Land verteuern.) Eine schwächere Währung hat allerdings auch positive Seiten, beispielsweise schwächt die japanische Notenbank absichtlich den Außenwert ihrer Währung, um die heimische Industrie zu stärken. Wenn meine Heimatwährung weniger wert ist, verbilligen sich hiermit die Importe für andere Staaten.
Das Thema könnte man nun noch viel, viel weiter ausführen und bei dem Geschriebenen bin ich mir in Teilen auch nicht sicher, allerdings sollten die Grundprinzipien nun (hoffentlich) klarer sein. Und wie gesagt, wenn hier noch jemand drüber lesen könnte, wäre das ideal
Achja noch zu China. Wenn China den Ankauf amerikanischer Staatsanleihen zurückgefahren/eingestelt hat, wird sich dies nicht signifikant äußern. Genau sagen kann ich das nicht, da ich die Größenordnung früherer Staatsanleihenkäufe nicht kenne, aber ich gehe davon aus, dass die gesunkene Nachfrage von chinesischer Seite mehr als deutlich von den neu aufgetretenen Käufen der FED übertroffen wurde. Wenn dem so ist, dann wird die Wirkung auf die Zinsen der Staatsanleihen gering sein. Eventuell hat der Renminbi im Vergleich zum Dollar etwas gewonnen, auf die Schwellenländer wird sich dies allerdings nicht signifikant auswirken.