Irgendwie sind in der Hinsicht viele gleich...
Ich muss am Freitag zwei mündliche Prüfungen ablegen, um meine Legitimation zu erneuern, um am Gymnasium unterrichten zu dürfen. Und ich habe mir vorgenommen mich nicht vorzubereiten.
Ist das das, was man in Deutschland Lehrprobe nennt? Also normaler Unterricht, nur dass jemand von der Schulleitung oder andere Lehrer zuschauen?
Lehrprobe =/= normaler Unterricht. Schüler werden gezielt auf Lehrproben getrimmt und sollen dann eine 1A-Show abliefern. Erwartet wird in der Regel die perfekte Stunde, wobei bei kritischer Selbstreflexion durchaus noch Luft nach oben ist, falls die Stunde nicht so megasupertoll lief.
Lehrproben gibts auch nur in der Ausbildung (und heißen mittlerweile auch anders, nämlich "Unterrichtsbesuch" ...), bei der Verbeamtung heißen diese "Showstunden" Revision. Im Endeffekt sagen diese Stunden aber nichts über deine Alltagstauglichkeit als Lehrer aus, weil sie wie schon geschrieben Showstunden und keine normalen Unterrichtsstunden sind, wie man später dann knapp 26 die Woche halten muss. Ähnlich ist es allerdings auch im Examen. Dazu kommt dann die lächerliche Subjektivität der Bewertung dieser Stunden noch dazu, sodass am Ende eigentlich keiner weiß, wie gut du unterrichten kannst, wenn du dein Examen hast.
Eie Examensnote ist dann auch nur wichtig, um auf den jeweiligen Listen (die nach Noten sortiert sind) möglichst weit oben zu stehen. Da kann dir ein Fachleiter, der dich nicht mag, oder ein bescheuerter Schulleiter schon ganz schön den Karriereweg verbauen, obwohl du eigentlich ein guter Lehrer bist. Dazu kommen dann noch andere lächerliche Geschichten.
Als Beispiel war einer Prüfungskomission beim Examen einer Freundin von mir der Aufenthaltsraum während der Wartezeiten am Examenstag nicht gut genug, weil nicht extra der ganze Gang leergeräumt wurde. Anstatt uns (ich gehörte zum Catering an diesem Tag, was schlimmerweise erwartet wird, weil sich die Prüfer wohl kein Butterbrot von zu Hause mitbringen können) Bescheid zu geben haben sie dann per Handy den Schulleiter (!) angerufen, der wiederum während der Pausen dann diesen Gang kontrolliert hat und in den Nebenräumen musste der Unterricht quasi als Silentium durchgeführt werden. An Lächerlichkeit war dies nur zu überbieten, als sich einer der Prüfer nach der Prüfung bei mir beschwerte, dass nicht der ganze Gang für das Examen abgesperrt wurde und dort stattdessen Schüler (IN EINER SCHULE, OH MEIN GOTT) rumliefen. Das ganze wurde schließlich an der Geprüften mit einer 4,0 am Prüfungstag ausgelassen, sodass diese wirklich extrem überengagierte und tolle Lehrerin wohl keinen Job finden wird, weil die Prüfungskommission einen Schaden hatte.
Ich schweife ab, sorry, aber wenn ich an diese Examentage denke (auch an meinen eigenen), dann kriege ich regelrechten Hass auf diese lächerlich subjektive Bewertung. Gekrönt wird dass dann immer noch dadurch, dass dann am Unterricht kritisiert, dass die Rückmeldung an die Schüler_innen nicht differenziert und transparent gewesen sei. Aber selbst nur ganze Noten vergeben (jede Stunde im Examen kriegt nur eine ganze Note, also 1,2,3,4 oder 5) und ohne jegliche Transparenz phrasendreschend Noten vergeben - die Begründungen im Examen sind so glattgebügelt, dass es da keine Lücke gibt, die man gerichtlich anfechten kann. Eigentlich weiß man nach dem Examenstag 0,000000, wie man an seine Note gekommen ist.
/rage quit
Edit: Was ich eigentlich sagen wollt: Viel Erfolg dabei smedhult.