Grundsätzlich finde ich Radfahrer schutzbedürftig (und das sage ich nicht nur so als radelnder Berufspendler). Im Falle eines Unfalls haben Radfahrer ganz schlechte Karten. Nun will ich nicht verhehlen, dass ich nicht jedes Gesetz der StVO einhalte und immer beachte, vor allem dann nicht, wenn niemand weit und breit zu sehen ist, aber ich halte es für die Pflicht eines jeden Verkehrsteilnehmers, sich umsichtig zu verhalten und so durch den Straßenverkehr zu navigieren. Anscheinend verlernen das viele Menschen wieder, sobald sie den Führerschein haben (manche haben es offenbar nie gelernt). Das gilt für alle Verkehrsteilnehmer und da Radfahren im Prinzip jeder darf und kann, gibt es auch da jede Menge schwarzer Schafe, die ohne Rücksicht auf eigene Verluste ihren Willen durchsetzen wollen.
Ein schönes Beispiel aus dem Fußgängerbereich:
Ich war vor ein paar Monaten auf einer kleinen Runde mit meinem Fahrrad unterwegs und kam dann Sonntagnachmittag wieder in die City und musste dabei durch einen Naherholungspark. Das Wetter war schön und dementsprechend war auf dem für Fußgänger und Radfahrer freigegebenen Weg viel los. Der Weg hat die Größe einer Fahrbahnspur und da ich Radfahrer bin und kurz vor dem Ende der Tour war, wollte ich es entspannt angehen, also bin ich mit etwas erhöhtem Schritttempo zwischen den Spaziergängern gefahren. Keine Eile, keine Hektik, kein provozierendes Bremsen unmittelbar hinter den Leuten.
Ich hielt mich gerade hinter einem Pulk von Menschen auf und wartete geduldig auf eine Überholmöglichkeit, da diesem Pulk ein anderer Pulk entgegenkam. Plötzlich plärrt unmittelbar hinter mir einer der Fußgänger los: "Mensch, benutz doch deine Klingel, Mann! Wozu hast du denn eine? Aber Hauptsache, der Helm ist auf!" Aus heiterem Himmel duzt der mich und macht mir Vorwürfe. Ich hatte keinen Bock auf eine Diskussion, daher habe ich den Anabolikamann mit Dobermann nicht zur Rede gestellt, aber die Reaktion der Passanten hat mir letztlich recht gegeben. Ich habe niemanden gestört und wollte mir durch Klingeln nun auch nicht das Recht auf freie Fahrt einfordern. Ich wollte einfach im Strom der Passanten mitschwimmen und zudem hätte ich so oder so hinter dem Pulk warten müssen, da auf der "Überholspur" ja gerade ein entgegenkommender Pulk unterwegs war. Die Leute haben nicht mich, sondern den Typen vorwurfsvoll angeschaut, da ich weder stark bremsen, noch letztlich klingeln musste. Der Vorwurf mit dem Helm zielte wohl letztlich darauf ab, dass Radfahrer mit Helm rücksichtsloser als ohne fahren.
Ich hätte das alles diesem aufgebrachten Typen und seiner Freundin/Frau erzählen können. Wer weiß, was da alles kompensiert werden sollte? Ich habe mich dann nur auf dem restlichen Heimweg gefragt, was für Sorgen solche Typen haben, wenn sie an einem schönen Sonntagnachmittag nichts Besseres zu tun haben, als Radfahrer zurechtzuweisen, ohne die Verkehrssituation überhaupt richtig eingeschätzt zu haben.