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Autor Thema: Frust-Ablass-Thread für das Real Life  (Gelesen 282298 mal)

DragonFox

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1940 am: 30.März 2023, 18:11:15 »

Ich habe den Firefox-Browser. Hat sich bei Dir das Layout gar nicht geändert? Wo ist die "für mich kostenlos" Option bei Dir zu finden?
Wenn ich oben im Reiter auf Prime Video gehe bin ich in Prime Video und da ist dann auch nur alles in Prime Video.
Wobei ich beim runterscrollen gesehen habe, dass ich dort auch einen Banner mit angesagten Filmen habe. Aber das finde ich verkraftbar.

Wenn ich in der Suchleiste von Prime Video nach etwas suche, zum Beispiel "Action", erhalte ich auch nur Filme die in Prime sind.
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Marados

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1941 am: 30.März 2023, 18:46:30 »

Wenn ich in den Video Bereich wechsele siehts bei mir jetzt so aus. Keins der Untermenüs enthält die Option "für mich kostenlos".


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DragonFox

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1942 am: 30.März 2023, 19:56:16 »

Ahjo. Hast recht. Wenn ich ganz runter scrolle kommen da dann auch wieder Bezahlsachen. So weit scrolle ich nie. :-P

Dann kann ich dir leider nicht aus diesem Thread helfen.  ;)
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Marados

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1943 am: 30.März 2023, 22:41:11 »

Ich werde wohl damit leben müssen, auch wenn mir das alte Layout besser gefiel.
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Henningway

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1944 am: 31.März 2023, 16:00:44 »

Hat hier eigentlich noch jemand von Euch das Gefühl, dass alles - wirklich alles - immer schlechter wird denn besser? Wohin kann man denn noch schauen, was einem Hoffnung auf eine gute Zukunft macht?

Die Gesellschaft? Sicherlich gibt es Solidarität und Zusammenhalt, wenn die Situation außergewöhnlich ist und das einfordert, vor allem bei Katastrophen. Das ist nicht kleinzureden. Aber sonst? Die Gesellschaft entwickelt sich hin zu einer narzisstischen, egomanischen Ansammlung von Individuen mit Eliteanspruch. Asoziale Strömungen werden Jugendlichen als cool und toll verkauft (stellvertretend hier der jeweils letzte TikTok-Trend, der niemals auf eine Verbesserung der Zustände, sondern immer auf Chaos abzielt). Soziale Medien verfolgen eine Firmenstrategie der Spaltung, des Hasses und der Zwietracht. Entgegenkommendes Verhalten wird gerne als Schwach interpretiert. Einhaltung von moralischen Grenzen sind dann naiv (wie werden die Sportler gefeiert, die einen zweiten Ball aufs Feld werfen, um einen gegnerischen Konter zu unterbinden).

Die Bildung? Lehrermangel, seit Jahren bekannt, wird gekontert mit dem Hinweis, die vorhandenen Lehrer mögen doch bitte einfach mehr arbeiten. Sich lange ankündigende Probleme bei der Stoffvermittlung, der zeitlichen Planung, werden ignoriert. Bildung ist an sich gefühlt zu einem Stigma der Elite verkommen. Gute Rechtschreibung ist schon lange nur noch "Nice to Have". Menschen haben ausgesprochene Schwierigkeiten, offensichtlich gut von offensichtlich falsch zu unterscheiden, wenn man sich mal Putin-Unterstützer anschaut, die blind unbelegte Propaganda glauben.

Die Gesundheit? Das seit Jahrzehnten ausschließlich dem Preisdiktat unterstehende Gesundheitssystem implodiert. Pflegeplätze sind rar, Pflegekräfte noch viel mehr. Ein sozial hoch angesehener Beruf ist so krass unterfinanziert, dass ihn niemand mehr machen möchte. Arzneimittel sind kaum mehr verfügbar. Deutschland hat das Label "Apotheke der Welt" aus rein monetären Gründen an Ostasien abgetreten. Gleichzeitig wurden Honorarvergütungen für bestimmte Ärzte und Apotheken seit über zwanzig Jahren nicht angepasst.

Man könnte auf so viele andere Dinge blicken, die im Argen liegen: Infrastruktur (marode Brücken, Verkehrswende), Energie (Kohlekraftwerke), Verteidigung (totgesparte Bundeswehr mit Klarstandsraten unter dreißig Prozent), Kriminalitätsbekämpfung (extremer Personalmangel bei der Exekutive, kaum z.B. Verkehrskontrollen), Digitalisierung ( :blank: ), Klimakatastrophe ("Wir können leider das Klima nicht retten, weil dafür Mehrheiten fehlen")...  das ist alles eine quasi-natürliche Hinentwicklung zum Pessimismus. Wie seht Ihr das?
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Marados

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1945 am: 31.März 2023, 19:59:10 »


Ja, das sehe ich auch so. Bei vielen Dingen aus Deiner Auflistung bin ich derselben Meinung, bei einigen vermutlich der annähernd diametral entgegengesetzten Meinung, die mich aber auch zu dem Schluß bringt, dass die Kurve überall nach unten zeigt.


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DragonFox

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1946 am: 31.März 2023, 20:58:17 »

Das ist ja das wahre Dilemma.  ;D Diametral entgegengesetze Meinungen die beide zur Katastrophe führen. Die klassische Loss Loss Situation.


Ich sehe es nicht so wie du Henningway. Ich verschiebe einfach den Referenzrahmen.  :P Wenn man die 60er, 70er, 80er oder wann auch immer als zu gut ansieht, dann ist jetzt gar nicht so schlimm.
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DeDaim

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1947 am: 31.März 2023, 22:08:34 »

Ich sehe es nicht so wie du Henningway. Ich verschiebe einfach den Referenzrahmen.  :P Wenn man die 60er, 70er, 80er oder wann auch immer als zu gut ansieht, dann ist jetzt gar nicht so schlimm.

Das ist ja fast wie schönsaufen. ;D

Die Frage ist ja auch, was für wen besser war. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es für viele Minderheiten in Deutschland heute besser ist als vor 20 Jahren. Homosexualität z. B. war bis in die 90er strafbar. Vergewaltigung in der Ehe nicht - nicht, dass Frauen eine Minderheit wären, auch wenn sie manchmal so behandelt werden.

Es ist halt alles eine Frage der Perspektive. Ich würde sagen, jede Zeit hat ihre Probleme. Eines unserer Probleme ist, dass wir durch eine Flut an Informationen mittlerweile mit sämtlichen Problemen konfrontiert werden. Es ist unglaublich schwer, sich da rauszuziehen und nur auf das zu konzentrieren, was für das eigene Leben und das der wichtigsten Menschen um einen herum relevant ist. Ich glaube aber nicht, dass die Welt heute schlechter ist, als vor 20, 30 oder 40 Jahren. Ich denke eher, dass sich unsere Wahrnehmung geändert hat. Da spielen die von Henning genannten Sozialen Medien sicher auch eine Rolle.

Und TikTok ist Schmutz. :D
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DragonFox

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1948 am: 31.März 2023, 22:16:10 »

Das ist ja fast wie schönsaufen. ;D
Es ist nicht dumm wenns klappt.


TikTok ist auch nur ein Brennglas und die Jugend waren immer chaotische Nichtsnutze aus Sicht der jeweiligen älteren Generation.  ;)
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DeDaim

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1949 am: 31.März 2023, 22:58:01 »

Nennst du mich etwa alt?! >:( ;D
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DragonFox

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1950 am: 31.März 2023, 23:49:11 »

Nennst du mich etwa alt?! >:( ;D
"Älter"... als die TikTok Generation. Auch hier hilft es, wenn man den Referenzrahmen verschiebt. Ich sauf dich jung.  ;)
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Tim Twain

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1951 am: 01.April 2023, 00:09:29 »

Früher war alles besser, das wusste man ja schon in der Antike!

DeDaim erinnert sich vermutlich noch…
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Henningway

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1952 am: 01.April 2023, 09:00:07 »

Natürlich degeneriert die Gesellschaft nicht komplett und natürlich ist meine Sicht ausgesprochener Pessimismus. Die Hinweise auf die Integration von Minderheiten, Randgruppen oder wie man sie bezeichnen mag, ist sicher deutlich besser als vor Jahren, wobei das auch erst ein Thema seit verhältnismäßig kurzer Zeit ist. Natürlich gibt es auch deutliche Verbesserungen auf dem Gesundheitssektor. Während die Spanische Grippe noch mindestens zwanzig bis vielleicht hundert Millionen Opfer gefordert hat, ist die Coronapandemie hundert Jahre später durch Hygiene- und Impfmaßnahmen wesentlich glimpflicher (aber immer noch schlimm) abgelaufen.

Was mich zu dem Posting veranlasst hat, ist natürlich auch die unfassbare Frustration darüber, dass es viel besser laufen könnte: Technik, Wissen, philosophische Erkenntnisse, das alles könnte das Leben für alle so viel besser machen. Aber man schaut ins Chaos. Putin, Orban, Bolsonaro, Johnson, Trump - sie alle stehen für Entzweiung, Verschlechterung der gesellschaftlichen Verhältnisse, während Merkel für ihre menschenrettende Offenheit 2015 immer noch Spott erntet.

Für unser Land betrachtet: es wäre durchaus möglich, ein bedingungsloses Grundeinkommen zu bieten. Oder eine kostenfreie Gesundheitsversorgung. Oder eine wesentlich verbesserte Bildungslandschaft. Oder eine sauberere Mobilität. Natürlich lässt sich, auf soziopsychologischer Ebene, über jeden der Punkte streiten, darum soll es mir aber nicht gehen, sondern darum, dass wir in der Gesellschaft, die wir haben, nicht leben müssten. Es könnte viel besser sein. Warum ist es das nicht?
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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1953 am: 01.April 2023, 11:02:28 »

Meine düstere These: die Spitze des Wohlstands ist überschritten und jetzt geht es nach und nach bergab.

Es wird aber wieder heller in meinem Kopf  ;D
Wie ich damit klarkomme? Ich lenke meine Aufmerksamkeit auf die positiven Dinge und umgebe mich mit Menschen die mir gut tun und auf die ich mich verlassen kann. Gleichzeitig bin ich auch für meine Freunde da.
Wenn ich das nicht machen würde, würde ich durch ein sehr dunkles Tal wandern. In der Corona Hochphase war ich ein paar Wochen in den negativen Gedanken gefangen. Zum Glück habe ich da den Absprung geschafft und mich unter meine imaginäre Käseglocke gesetzt ( das hatte ich mir während meines Burnouts antrainiert ).

Ein Problem sehe ich bei Medien und sozialen Medien. Wenn man die Nachrichten liest und ansieht, kann man den Eindruck gewinnen das Jugendliche heutzutage ausschließlich komplette Trottel sind die für Tiktok Challenges alles machen. Wenn ich dann aber meinen 16jährigen Sohn und seinen Freundeskreis sehe, weiß ich das der Großteil der Jugendlichen sehr vernünftig ist.
Höflich, mit guten Ansichten, füreinander da. Ich bin in einer Sekte aufgewachsen, da wurden alle Andersdenkenden grundsätzlich als unverantwortlich und rückständig angesehen. Das Bibelzitat "Die Menschen werden vom schlimmen zum schlimmeren fortschreiten" wird da regelmäßig gesagt. Seit Jahrzehnten.
In der Jugend meiner Mutter wurde gestöhnt "Die Jugend von heute - wo soll das nur enden..."
In meiner Jugend das Gleiche. Über die Generation von meinem Sohn wird das gleiche gesagt - halt von den Leuten die den gleichen Quatsch von ihren Eltern gehört haben.
Meinen Sohn und seine Freunde unterstütze ich. Es gibt viele Eltern und Erwachsene die den Jugendlichen platt vor den Kopf sagen das ihre Generation nichts hinkriegt. Das baut natürlich eine Distanz auf. Mit den Freunden meines Sohnes habe ich ein sehr gutes Verhältnis und wir respektieren uns gegenseitig.

"Die Medien" an sich sind nicht das Problem. Die dauerhafte "Beschallung" mit negativen Nachrichten ist das Problem. Wenn 10 Jugendliche eine dümmliche Challenge machen und ein Kino verwüsten wird es für 3 Wochen täglich auf zig Kanälen ausgestrahlt, dass man denkt es ist zig Mal passiert und alle sind dumm. Das Internet hat die Welt nicht besser gemacht, ganz im Gegenteil. Kann gerne weg. Ja, auch youporn.  ;D

Henning, Du hast eine tolle Frau und eine absolut süße Tochter. Dazu sehr angenehme Freunde ( zumindest alle die die ich auf der Hochzeit kennengelernt habe ), ein schickes Häusschen, eine einladende Bar  O0  Wenn die negativen Gedanken zu der Situation in unserem Land kommen, lenk sie einfach auf diese Punkte um. Grübeln hilft nicht, wir können nur in unserem eigenen Wirkungskreis Positives bewirken. 
Apropos, wann darf ich Euch eigentlich mal bekochen?   ;D
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Henningway

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1954 am: 01.April 2023, 12:46:50 »

 :-*

Danke für Deine sehr lieben und aufbauenden Worte :)

Gerne demnächst. Aber auch mein Tagesablauf ist ja ein Quell für Frust, wenn man Sechs-Tage-Wochen hat, regelmäßig Dinge tun muss, die man nicht will und diejenigen, die einem helfen könnten, einfach nicht antworten. Dadurch erscheint die Umwelt nur umso düsterer und lässt vielleicht auch eine solche Dystopie entstehen.
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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1955 am: 01.April 2023, 13:04:35 »

Eine Erläuterung und eine Korrektur zu meinem Beitrag:

Ich bezog mich in meiner Betrachtung auf die letzten rund 25 Jahre, von 1918 (Ausbruch der spanischen Grippe) bis heute erkenne selbst ich ein Auf und Ab.

Meinen ursprünglichen Satz korrigiere ich in: "Bei einigen Dingen aus Deinen Auflistungen bin ich derselben Meinung, bei vielen der annähernd diametral entgegengesetzten Meinung, die mich aber auch zu dem Schluß bringt, dass die Kurve überall nach unten zeigt.". Was vermutlich dafür spricht, dass es objektiv abwärts geht, weil sowohl Meinung A, als auch Meinung -A zu diesem Ergebnis kommen.
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Henningway

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1956 am: 01.April 2023, 21:45:56 »

Was vermutlich dafür spricht, dass es objektiv abwärts geht, weil sowohl Meinung A, als auch Meinung -A zu diesem Ergebnis kommen.

Das ist der beste Satz, den ich seit Langem gelesen habe! Sowas sollte viel öfter unter wissenschaftlichen Metastudien stehen  ;D ;)

"
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DragonFox

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1957 am: 01.April 2023, 23:43:44 »

Was vermutlich dafür spricht, dass es objektiv abwärts geht, weil sowohl Meinung A, als auch Meinung -A zu diesem Ergebnis kommen.

Das ist der beste Satz, den ich seit Langem gelesen habe! Sowas sollte viel öfter unter wissenschaftlichen Metastudien stehen  ;D ;)

"
Ich finde auch, dass öfters zwei Meinungen in wissenschaftlichen Metastudien zu objektiven Abwärtstrends verarbeitet werden sollten.  :P
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Tim Twain

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1958 am: 02.April 2023, 00:07:42 »

Natürlich degeneriert die Gesellschaft nicht komplett und natürlich ist meine Sicht ausgesprochener Pessimismus. Die Hinweise auf die Integration von Minderheiten, Randgruppen oder wie man sie bezeichnen mag, ist sicher deutlich besser als vor Jahren, wobei das auch erst ein Thema seit verhältnismäßig kurzer Zeit ist. Natürlich gibt es auch deutliche Verbesserungen auf dem Gesundheitssektor. Während die Spanische Grippe noch mindestens zwanzig bis vielleicht hundert Millionen Opfer gefordert hat, ist die Coronapandemie hundert Jahre später durch Hygiene- und Impfmaßnahmen wesentlich glimpflicher (aber immer noch schlimm) abgelaufen.

Was mich zu dem Posting veranlasst hat, ist natürlich auch die unfassbare Frustration darüber, dass es viel besser laufen könnte: Technik, Wissen, philosophische Erkenntnisse, das alles könnte das Leben für alle so viel besser machen. Aber man schaut ins Chaos. Putin, Orban, Bolsonaro, Johnson, Trump - sie alle stehen für Entzweiung, Verschlechterung der gesellschaftlichen Verhältnisse, während Merkel für ihre menschenrettende Offenheit 2015 immer noch Spott erntet.

Für unser Land betrachtet: es wäre durchaus möglich, ein bedingungsloses Grundeinkommen zu bieten. Oder eine kostenfreie Gesundheitsversorgung. Oder eine wesentlich verbesserte Bildungslandschaft. Oder eine sauberere Mobilität. Natürlich lässt sich, auf soziopsychologischer Ebene, über jeden der Punkte streiten, darum soll es mir aber nicht gehen, sondern darum, dass wir in der Gesellschaft, die wir haben, nicht leben müssten. Es könnte viel besser sein. Warum ist es das nicht?

Ich finde auch, dass das bedingungslose Grundeinkommen seinen Charme hat, bin aber nach dem Lesen von Studien dazu aber nicht mehr so angetan.
Das BGE ist relativ unpraktikabel, weil man bewusst auf die Informationen verzichtet, die wir haben. Das macht es dann sehr teuer, weil Leute es kriegen, die es gar nicht brauchen. Dazu verzichtet man auf Informationen, wie viel die Leute überhaupt brauchen. Kriegt man in München mehr Geld als auf dem Land in Brandenburg? Wer alleine lebt braucht mehr Geld als ein Paar, dass sich kosten teilen kann. Ein Ehepaar mit zwei Schulkindern braucht deutlich weniger Geld als zwei Alleinstehende mit jeweils einem Kind. Hier zu differenzieren entspricht aber nicht dem Geist des BGE.
Um nun ein existenzsicherndes Grundeinkommen zu finanzieren, braucht es zusätzliche Finanzmittel i.H.v. Ca 800Milliaren Euro. Das ist in etwa die Steuereinnahmen, die Bund, Länder und Gemeinden 2021 erhoben haben.
Dazu kommt noch drauf, dass durch die stark ansteigende Abgabenlast mit einem Rückgang an Arbeitsaufkommen zu rechnen ist, wer arbeitet denn noch bei Durchschnitts(!)-steuerstäzen von 75%? Deren Verfassungsgemäßheit wäre zudem fragwürdig.

Und das alles noch unter Ausklammerung des Effekts der Freizügigkeit.

Mehr dazu hier zu lesen:
https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/Ministerium/Wissenschaftlicher-Beirat/Gutachten/bedingungsloses-grundeinkommen.pdf?__blob=publicationFile&v=8

Daher mal an dich die Frage, wärst du bereit das doppelte an Steuern zu zahlen für das BGE?
« Letzte Änderung: 02.April 2023, 00:19:03 von Tim Twain »
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DragonFox

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Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1959 am: 02.April 2023, 01:42:32 »

Ohne jetzt eine Studie zur Hand zu haben... Ich glaube auch eine kostenfreie Gesundheitsversorgung wäre nicht drin. Die Krankenkassen haben Ausgaben von ungefähr 77% (~280 Milliarden Euro) eines Jahreshaushalts Deutschlands. Da sind die bereits heute privat bezahlten Leistungen noch nicht drin. Das ist jetzt nicht so ein Brett wie das BGE. Aber ich sehe auch da ein finanzielles Defizit, während für den aktuellen Haushalt um jede 10 Milliarden gefeilscht wird und aktuelle Projekte nicht finanziert werden können. Wenn das fehlende Geld dann als Einkommenssteuer abgezogen wird, statt als Krankenversicherung, ergeben sich ähnliche Probleme wie in der Studie zum BGE.
Verbesserte Bildungslandschaft klingt schon realistischer. Aber auch nur, weil "verbessert" so schön schwammig ist und zwischen x und y kosten kann.  ::) ;)
« Letzte Änderung: 02.April 2023, 01:45:12 von DragonFox »
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