Ich bin dieses Jahr Gastdozent an ner Hochschule und das Semester neigt sich dem Ende zu.
Jetzt musste ich jemanden durchfallen lassen, wegen einer einfachen Formalie. Von 14 Übungsterminen im ganzen Semester muss man bei sechs Terminen körperlich anwesend sein, um das Praktikum zu bestehen. Das ist eine Prüfungsleistung an der es nichts zu diskutieren gibt und die als Bedingung gilt, dass Fach zu schaffen. Klingt vielleicht etwas künstlich. Habe ich mir so nicht ausgedacht. Aber ich denke man kann sich darauf einigen, dass es härtere Prüfungsleistungen gibt als diese... (Und es gibt auch Praktika, wo dauerhafte Anwesenheitspflicht herrscht.)
Der Studierende hat dreimal Anwesenheit geschafft. Es kommt keine Begründung, warum er nicht mehr geschafft hat. Es gäbe ja gut Gründe - Krankheit, Arbeit oder was weiß ich. Nein. Er lügt uns gerade drei weitere Anwesenheiten vor, die in keiner Weise belegbar sind. Und zwar an den Haaren herbei gezogen.
Ist halt so... Macht man es eben nächstes Semester, ist ja nicht mal ein Fehlversuch. Doof ist: Der Studierende ist an der zeitlichen Grenze dieses Fach zu schaffen und wird jetzt exmatrikuliert. Zwei Jahre Ausbild fürn Arsch. Mit Glück kann er sich das irgendwo anders, auf einem anderen Studiengang, anrechnen lassen und neu starten...
Ich kann das nicht ändern. Ich will es auch nicht ändern. Aber es fühlt sich scheiße an sowas entscheiden, kommunizieren und mit ansehen zu müssen. Wie kann man den so unverantwortlich mit seinem letzten Versuch umgehen? Ich bekomme es nicht in meinen Kopf. Ich habe das Gefühl, dass ich in den nächsten ein bis zwei Wochen noch ein paar so Fälle auf den Tisch bekomme. Das Semester an der Hochschule hat meinem Menschenbild nicht gut getan...