Viel liegt aber nach meiner Einschätzung auch bei den Eltern. Blicke ich auf meinen Abi-Jahrgang zurück und was viele begonnen, aber nie fertig studiert haben, wird das klar. Da werden Jugendliche bzw. junge Erwachsene in einer doch schwierigen und entscheidenden Phase von den Eltern enorm unter Druck gesetzt. Abi, dass ein Medizinstudium erfordert und dann irgendwas ohne NC studieren, weil das die eigene Leidenschaft wäre? Oder gleich eine Ausbildung? Das geht ja gar nicht. Und dann wird sich eben doch eingeschrieben und solche Szenarien kommen zustande. Wenn man selbst etwas eigentlich gar nicht will, dann ist eben auch die Motivation begrenzt. Manche ziehen selbst den Stecker und machen dann das, was sie selbst für richtig erachten. Andere versuchen es durchzuziehen, scheitern aber, weil es eben nichts für sie ist. Das ist dann eben auch teilweise ein enormer psychischer Druck und dann fällt es eben nicht so leicht, aufzustehen, sich aufzuraffen für den Besuch von Vorlesungen etc.
Gibt halt immer mehrere Seiten. Und dann natürlich die, denen immer alles im Leben geschenkt wurde, bei denen sich alles potenziell negative dann doch von alleine geklärt hat. Bei denen alles schon immer irgendwie gepasst hat. Und dann kommt der "böse" Dozent, lässt mal nicht alles durchgehen und dann müssen sie zum ersten Mal tatsächlich die Konsequenzen ihres eigenen Handelns spüren.
Derweil ist ja "Scheitern" an sich nichts schlimmes. Ich habe auch ein Studium nach zwei Semestern abgebrochen und die Tatsache war auch am Anfang des Berufslebens nie irgendwo ein Thema. Es zeigt ja vielmehr, dass man selbst in der Lage ist zu sehen, wann etwas einfach überhaupt nicht passt und man rechtzeitig einen Neustart wagen kann, bevor man sich komplett verrennt. Es ist ja auch bei vielen Studiengängen so, dass man durch die Beschreibungen und Modulhandbücher etc. vorher nur einen begrenzten Einblick erhält. Die wahren Inhalte und Schwerpunkte sind dann vielleicht anders und dann ist es auch nicht schlimm, sich was neues zu suchen. Wer z.B. Geographie in der Schule mochte, wird im Studiengang auch erstmal überrascht sein. Dann kann man es annehmen und trotzdem begeistert bleiben oder eben erkennen, dass das vielleicht doch nicht das richtige ist.