Ich glaube, White, das was du mit effektives Denken meinst, ist deutlich komplexer als das, was ich gleich schreibe und es wird wohl auch kaum den Kern treffen, auf den du hinaus willst, versuchen will ich es trotzdem mal.
Ich denke viel in (Schau)-Bildern und Mindmaps und Ordnern . Als Historiker muss ich bei der Arbeit im Archiv und Museum, sowie beim Verfassen wissenschaftlicher Texte diese Strategie wählen, um auf Problemfragen schnell Antworten zu finden, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen oder zumindest Wege zur Beschaffung der Antwort herauszufinden.
Das geht so weit, dass ich mir auf meinem Laptop das ganze für meinen Beruf wichtige Wissen in verschiedenen Ordnern, Kategorien usw. angelegt habe und es mir ständig anschaue. Auf Arbeit rufe ich dieses Wissen dann aus meinem Kopf ab, indem ich tatsächlich in meinem Kopf die Ordner auf meinem PC durchgehe. Vermutlich fällt das in die Kategorie "merken, auswendig lernen", doch trifft es das nicht ganz im Kern, finde ich.
Um ein ganz konkretes Beispiel zu geben: Ich bin momentan dabei, den Bestand einer sehr großen Bibliothek an meinem Arbeitsstandort einzuräumen, in eine Datenbank einzufügen und Signaturen zu vergeben. Das riesige Problem ist: Es gibt keine Inventarliste, ich weiß also nicht, wie viel und was genau in den 150 Kartons drin ist. Es gilt also, folgende Probleme zu lösen: 1. Wohin mit den ganzen Büchern? Ich muss einschätzen können, wie viele Regale ich beim Chef anfordern muss - dementsprechend habe ich mir den Grundriss vom Raum geben lassen, aber das reicht mir nicht. Ich muss mir im Kopf vorstellen können, wie der Raum aussehen soll, wenn alle Bücher eingeräumt sind (Komfort für Besucher des neuen Standortes, Brandschutzbestimmungen, sogar die Statik der Regale). Zugegebenermaßen stehe ich dort natürlich mit einem Innenraumarchitekten in Verbindung.
2. Einfügen des Bestandes in die Datenbank: Normalerweise sind Datenbanken eine tolle Sache und es ist für einen Archivaren/Bibliothekaren / Historiker kein Problem, diese mit Daten zu füllen. In meinem Fall ist diese "Datenbank" eine von meinem Vorgänger gefertigte Excel-Tabelle (für ein richtiges Programm ist kein Geld da). Soweit, so schlecht. Schlimmer ist es dann noch, wenn der Vorgänger entscheidet, diese Datenbank nach einem unwissenschaftlichen Schema zu ordnen und aufzubauen: Der Buchtitelnummer
Sprich, wenn ich das erste Buch aus welchem Karton auch immer (die Kartons sind nicht beschriftet, es ist also jedes Mal eine große Überraschung) auspacke, bekommt es die Nummer 1. Und je nachdem, welche Bücher ich in welcher Reihenfolge auspacke, wird dann einfach weitergezählt. Das ist natürlich tödlich für das Ziel, eine Datenbank auszuarbeiten, mit der spätere Bibliothekare dann arbeiten möchten (mal ganz zu schweigen die armen Nutzer dieser neuen Bibliothek). Auch hier liegt liegt meine Lösung wieder im bildhaften Denken: Ich muss versuchen, stichprobenartig zu schauen, wie viele verschiedene Themen oder Kategorien im gesamten Bücherbestand vorhanden sind- dementspechend kann ich dann überlegen, die Bücher nach Kategorien zuerst in die Regale zu stellen und sie dann danach in die Datenbank einzuarbeiten. Dadurch entsteht innerhalb der Unordnung der Datenbank eine kleine Ordnung durch die verschiedenen Kategorien. Wie gesagt, da die Datenbank nur zählt und nicht in Kategorien denkt, muss ich das in meinem Kopf tun.
3. Verlegung des Standortes: Jetzt kommt der allerwitzigste Teil: Wenn ich also irgendwann mal alle Bücher in die Datenbank eingearbeitet habe und alle Bücher nach meinen im Kopf befindlichen Kategorien in den Regalen zu finden sind....... Wird die ganze Ordnung wieder zerstört
Denn die Bibliothek soll an einem ganz anderen Standort stehen als der, wo ich sie jetzt auspacke. Es steht also noch ein Umzug an zu einem neuen Ort mit anderen Maßen, anderen Regalen usw. usw. Hier ist der Transformationsprozess dann anders herum. Diesmal muss und werde ich also die Bücher den Kategorien nach in die Kartons packen, diese beschriften usw. Dank der wirren Datenbank habe ich dann immerhin so etwas wie eine Inventarliste. Dennoch muss ich dann wieder in meinem Kopf ein Gebilde zusammenbauen, um eine sinnvoll angelegte Bibliothek an ihrem finalen Standort wieder einzurichten.
edit: 4. Um auf meinen Ausgangsgedanken mit meinen PC-Ordnern usw. zurückzukommen- Natürlich richte ich die Bibliothek, die ausschließlich geschichtswissenschaftliche Werke umfasst, nach den Ordnern in meinem PC und dadurch auch nach den Ordnern in meinem Kopf ein, sofern es mit den physischen Gegebenheiten am Ort vereinbar ist.
Eigentlich ist das irgendwie alles Teil für den Frust-Ablass -Thread, aber dennoch zeigt mein Beispiel, dass es der Problemlösung sehr hilft, in Bildern und nicht in Worten zu denken- was eben auch irgendwie zu einem effektiveren Denken führt.
Keine Ahnung, ob das jetzt ein sinnvoller Beitrag zum Thema war, aber ich fühl mich jetzt irgendwie besser