Ich würde - wenn überhaupt - erst ab dem zweiten Teil ein Gamepad benutzen. Das Kampfsystem ist im zweiten und dritten Teil nahezu identisch und vergleichbar mit dem von so Action-Rollenspielen wie der Souls-Reihe. Im ersten Teil hingegen ist es eher wie die Kampfsysteme von MMORPGs und erfordert keine schnellen Tastendrücke oder Ähnliches. Ob überhaupt Gamepad oder nicht ist Geschmackssache - ich habe weder für Witcher 2 eines benutzt, noch benutze ich jetzt eines für Witcher 3. Dabei finde ich das Kampfsystem in den letzteren beiden Spielen auch nicht sonderlich gelungen, komme aber trotzdem gut zurecht.
Darüber, was ein RPG ist und was nicht, lässt es sich ja wunderbar streiten. Für mich machen vor allen Dingen Entscheidungsfreiheit, Charakterentwicklung und die Möglichkeit, eine Rolle zu spielen, ein Videospiel zu einem RPG. In den Punkten ist The Witcher 3 richtig stark - meiner Ansicht nach sogar deutlich stärker als Baldur's Gate, die Icewind Dales oder Neverwinter Nights. An solche Spiele wie Planescape: Torment, Baldur's Gate II oder Pillars of Eternity kommt es in dem Bereich dagegen meiner Meinung nach nicht heran. Dafür finde ich die Inszenierung und die dadurch entstehende Immersion nahezu unvergleichlich. Eine glaubhaftere Spielwelt habe ich bisher nur in den Shenmue-Spielen erlebt - die sind allerdings selbst zusammen genommen deutlich kleiner als The Witcher 3. Ich bin momentan in Novigrad und habe dort sicher schon drei oder vier Stunden damit "verschwendet", über die Umgebung zu staunen. Schon abgefahren, dass es den Entwicklern gelungen ist, ein Spiel von dieser Größe mit so viel Leben zu füllen. Der Plot (soweit ich ihn bis jetzt erlebt habe) und die unfassbar vielen Nebenaufgaben sind auch alle gut geschrieben und fügen sich perfekt in die ohnehin schon stimmige Spielwelt ein. Skyrim ist in meinen Augen ein Witz dagegen. Dazu kommen seltene, aber dann angenehm auffallende Kamerafahrten und fette Bosskämpfe, die durch die individuellen Stärken, Schwächen und Fähigkeiten der Gegner alle eine ganz eigene Dynamik haben und so jeweils auch ihre eigene Dramatik entwickeln. Als wäre das alles nicht schon genug, gibt es auch noch solche netten Gimmicks, wie Pferderennen, das Gwent-Kartenspiel, Monsterjagden oder Faustkampf-Wettbewerbe.
Wenn ich an dem Spiel irgendetwas kritisieren müsste, dann würde ich auch das Kampfsystem, bzw. die Steuerung generell wählen und einige der zwar gut geschriebenen, aber inhaltlich doch sehr banalen Nebenquests. Das ist allerdings Meckern auf sehr hohem Niveau, denn das Spiel macht einfach wahnsinnig viel Spaß und ist zumindest bei mir bisher obendrein auch noch bugfrei.