Wollte für die Rollenspielfans hier nochmal ne Empfehlung für Shadowrun: Dragonfall ausprechen. Sehr gelungenes Rollenspiel mit taktischen Kämpfen. Auf Normal ist es nicht umbedingt schwer bis jetzt aber es macht viel Spass. Hat das sonst noch jemand gespielt?
Ich habs mir im Angebot auch geholt endlich. Ganz ehrlich: totaler Rip-Off -- am Hersteller.
Du weißt, dass Du ein besonderes Spiel vor Dir hast, wenn Dich Dein erster Ausflug aus Kreuzberg raus in einen Berliner Nachtclub bringt -- und Dir ein Zwei-Meter-Türsteher-Troll zwischen seinen Hauern die Benimmregeln des Hauses verliest.
Auch der nächste (optinale) Run hatte es in sich: Ein Ork-Aktivist namens Beckenbauer (okay, ein Klischee) bot guten Cash, dringend nötig, für Infos zu den Plänen einer Politorganisation, die in Berlin Wind gegen alles macht, was nicht reinrassig Mensch ist. In einer Welt, in der Aberglaube und Märchen rund um Elfen und Drachen Realität werden, gibts auch im Jahre 2050 ausgewachsenen Rassismus und Minderheiten-Ressintements, mit denen sich bequem (politische) Karriere machen lässt. Bloß richtet sich der nicht mehr gegen Türken, Einwanderer und sonstige Quoten-Minderheiten -- tatsächlich ist ein türkisches Cafe in Kreuzberg ein neuralgischer Infopunkt, immer wieder gerne besucht (die Sapnia-Brothers habe ich aber noch nicht gesichtet). Sondern gegen die Schwachen der Shadowrun-Zeit: Orks, Trolle, Elfen und Zwerge, die plötzlich in die Welt geboren werden. Herrlich!
Wenn sich der Titel nicht noch um 180-Grad dreht, hat das für mich Kultpotenzial. Erinnert auch wegen des in Videospielen unverbrauchten Szenarios an Titel wie Wasteland, Fallout oder Planescape:Torment, die von der Fachpresse teilweise mit 70er- und niedrigen 80er-Wertungen abgefrühstückt wurden. Dabei finden sich auch hier ähnliche Kritikpunkte: Keine Geforce-Killer-3D-Apps am Puls der Grafiktechnik, anders als bei Pillars Of Eternity ist nicht eine einzige der (fantastisch geschriebenen!) Dialogzeilen vertont -- und ich meine, im Kampf schon einen KI-Troll gesehen zu haben, der eine Granate mitten in die eigenen Leute feuerte. Ansonsten machen auch die Runden-Kämpfe durchaus Spaß, später kann man vor jedem Auftrag zwischen mehreren Spezialisten im Team wählen, darunter einige Söldner, die nur für Geld mitkommen. Mein Mainchar ist ein totaler Hacker, der in der realen Welt und im normalen Kampf fast nutzlos ist, in der Matrix blüht er dafür auf. Und auch eins der festen Teammitglieder, ein ehemaliger Punkmusiker, jetzt Schamane, lässt sich vielfältig einsetzen. Einerseits ist er gar nicht so schlecht mit seinen Wurfmessern. Andererseits ist jeder Wurf ein vergebener Aktionspunkt, mit dem man hätte seine mächtigen Unterstützungszauber anwenden können: von Elementargeist-Beschwörung bis zum simplen Heilzauber ist da einiges im Angebot, Runde pro Runde.
Mir gefällt auch der Arstyle. SIeht auf Screenshots sehr farbig aus, spart aber nicht mit so manchen Blutrünstigkeiten. Überrascht mich nicht, dass das damals auf Seiten wie dem recht militanten RPGCodex ganz oben in der Liste der besten RPGs 2014 landete. Wie Matrix, Blade Runner, Deus:Ex und der Hobbit in einem (ja, Drachen gibts in der Shadowrun-Welt auch wieder). Zum Mitmachen.