Ich hoffe auch, dass man ihm endlich mal ne Chance gibt, denn ich glaube, dass er ein guter Trainer wäre. Das Problem ist doch aber, dass in Deutschland immer die selben Leute hin und her geschoben werden. Wahrscheinlich holt sich der nächste Verein, der seinen Trainer feuert, Magath, und der übernächste Neururer.
Dein Ernst? Meine Fingernägel bohren sich gerade in die Tischkanten, 2 Beiträge weiter oben schrieb ich noch, dass mal jemand ein paar objektive Gründe nennen soll, warum Matthäus angeblich ein guter Trainer wäre oder warum er eine "eine Chance verdient" hätte. Und dann schreibst du den gleichen banalen Quark gleich nochmal auf. Es sollte doch im Normalfall überhaupt gar kein Problem sein, ein paar Gründe für seine Meinung zu finden. Und wenn es nur ein "der ist mir sympathisch" ist, aber jetzt steht hier zum x-ten Mal die plumpe Aussage "er ist ein guter Trainer", "ich hoffe, dass er ne Chance kriegt". Wenn ich böse wäre, würde ich sagen, diese Diskussion kann ich auch im EA-Forum führen, dass ich es über die Hintertür doch sage, bestätigt meine selbstkritische Charaktereinschätzung
So, danke Favorit für die inhaltliche Auseinandersetzung.
-rekordnationalspieler.absoluter leader,konnte schon immer spiele lesen und lenken.kann viel erfahrung weiter geben und ich denke viele junge spieler schauen immer noch zu ihm auf und hätten gerne eine sollche karriere vor sich.
Das Spiel lesen kann er zweifellos. Er hat während seiner Karriere auch unter vielen hochklassigen Trainern, bei vielen hochklassigen Vereinen gearbeitet, wenn er sich von denen ein paar Scheiben abgeschnitten hat, könnte er zweifellos ein guter Trainer sein. Ob nun viele junge Spieler zu ihm aufschauen, weiß ich nicht so recht. Mittlerweile überwiegt in seiner öffentlichen Wahrnehmung ja das Bild von Matthäus als Witzfigur, der Leader Matthäus, der den Weltmeisterpokal in die Höhe reckt, ist doch in dem ich-räume-meinen-Kühlschrank-sporttaktisch-ein-und-habe-mein-Privatleben-irgendwie-nicht-im-Griff-und-zeige-das-gerne-öffentlich-Matthäus fast komplett gewichen. Das ist aber nur in Deutschland so. Im Ausland, wo mensch von seinen zwischenmenschlichen Eskapaden nicht viel mitbekommt (mangelndes Interesse daran) ist Matthäus durchaus immernoch sehr gefragt, kann ich mir vorstellen. Trotzdem glaube ich nicht, dass er hierzulande genügend Autorität für die Vereinsführung mitbringt.
-er hat mit ungarn gegen deutschland gewonnen
Ja gut, das war 2004. Wer da nicht alles gegen Deutschland gewonnen hat. Selbst Lettland (EM?) war doch "kurz davor". Gegen Island in Island konnte Völler damals ja auch nicht gewinnen (Weizenbier-rant).
ah und noch einer,er hat partizan in die cl geführt.
Ja, bei Partisan hat er erfolgreich gearbeitet. Der Fairness halber muss aber angemerkt werden, dass er den Club erst zur Winterpause übernommen hat, als er bereits auf dem 1. Platz stand. Trotzdem war das Team auch über den Rest der Saison erfolgreich. Und ja, er hat dieses eine Spiel gegen Newcastle gewonnen im Elfmeterschießen und vorher (sehr knapp) gegen Djurgardens. Danach in der Champions League war Partizan, so glaube ich, in einer sehr starken Gruppe auch nichtmal schlecht. Das wäre alles eine wunderbare Basis gewesen, für eine dauerhafte, erfolgreiche Zusammenarbeit. Er hätte mit Partizan ein paar Jahre Meister werden können, hätte sie vllt in der Europa League weitergeführt oder sogar wieder in die Champions League gebracht. Aber was macht Matthäus? In der Winterpause bricht er die Zelte ab (Partizan hat da auch in der Liga geschwächelt) wird ungarischer Nationaltrainer. Er hätte durchaus eine Ikone für Partizan werden können, aber natürlich verklagt er den Verein mehrmals. Erst ging es um Trikotverkäufe, an denen er irgendwie beteiligt werden sollte, dann an Transferbeteiligungen für Spieler und dann nochmal um genau dasselbe. Ich habe keine Ahnung, wie die Prozesse ausgegangen sind und natürlich ist es Matthäus gutes Recht zu klagen, aber es wird schon eine rote Linie erkennbar, die potenzielle Arbeitgeber abschreckt:
Seinen 8-monatigen Aufenthalt bei Rapid Wien, der er sportlich mit dem schlechtesten Ergebnis für Rapid seit 1911 ausgegangen ist, krönt er, indem er den Verein auf 2mio€ (unter anderem Schadenersatz wegen Rufschädigung) verklagt. Er verliert den Prozess.
Die nächste Station war Partizan: auch dort verklagt er seinen Arbeitgeber mehrfach, den er einfach so spontan verlassen hat, auf über 1mio€. Was daraus geworden ist, weiß ich gar nicht.
Seine nächste Station war Ungarn. Dort war er nicht wirklich erfolgreich, aber auch nicht völlig miserabel. Aber ein Jahr nach seiner Entlassung zieht er dermaßen über den ungarischen Fußballverband her, dass diese ihn zur persona non grata erklären.
Dann kommt dieses 1-wöchige Trauerspiel in Brasilien. Matthäus 4. Trainerstation, mittlerweile könnte er also etwas gelernt haben. Aber nein, nach 5 Wochen haut er dort ab in seine Heimat, das Team weiß überhaupt nicht, was los ist, aber er versichert seinem Arbeitgeber, dass er in ein paar Tagen zurück sein wird. 2 Wochen später schreibt er ein Fax mit seiner Kündigung.
Ein paar Monat später kommt Salzburg auf den Plan. Er ist dort zusammen mit Trapattoni Trainer, wobei der Italiener wohl eindeutig der Chef sein sollte. Bei der Einstellung vermied der Club ausdrücklich das Wort "Co-Trainer", aber de facto war Matthäus genau das. Nach einer höchst erfolgreichen Saison wird Matthäus hochkant vom Vorstand hinausgekegelt. Er hatte sich vorher wiederholt öffentlich über Trapattonis Einkaufspolitik und die Taktik beschwert und kritisierte Spieler öffentlich. Salzburg hat sich von ihm getrennt, um die "Ruhe und Geschlossenheit" nicht zu gefährden. So die offizielle Begründung auf der PK. Das ist eigentlich schon ein Schlag ins Gesicht.
Später übernimmt er Netanya in Israel. Das Team war die vorherigen Saisons 2 Mal Vizemeister geworden. Matthäus führt das Team "nur" zu einem 4. Platz. Kolportiert wurde, dass Matthäus Vertrag 1/10 des gesamten Etats verbraten hat. Anfangs soll dies zwar ein begeisterter Zuschaueransturm ausgeglichen haben, aber als das Team dann immer erfolgloser wurde, blieben auch die Massen dem Stadion fern. Netanya löste den Vertrag mit Matthäus auf.
Seine siebte Trainerstation führte Matthäus nach Bulgarien, wo er Nationaltrainer wurde. Er sollte für die EM-Quali sorgen, keine leichte Aufgabe, England und die Schweiz waren in der Gruppe. Auf der anderen Seite waren aber auch Wales und Montenegro in der Gruppe. Bulgarien gewann 1 Spiel, spielte 2 Mal unentschieden und verlor 5 Spiele, insgesamt mit 3:13 Toren. Trotzdem war sich Matthäus sicher, dass er seinen Job behalten würde, er sagte das öfter mal in Interviews, obwohl der bulgarische Verbandschef klarmachte, dass er die Ergebnisse für miserabel hält und das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft zerrütet sein soll. Wenig überraschend wurde Matthäus rausgeworfen. Seit Matthäus Rauswurf sind die Ergebnisse Bulgariens etwas besser, sie haben vor kurzem ein 2:2 gegen Vizeeuropameister Italien erreicht, und stehen momentan in einer Quali-Gruppe mit unter anderem Italien, Tschechien, Dänemark auf dem 2. Platz, auch wenn das vllt noch wenig aussagekräftig ist.
Soviel zum Resümee des Herrn Matthäus. Ich versetze mich gerade in die Position eines potenziellen Arbeitsgebers. Was bringt mir Matthäus?
1. Sportlicher Erfolg: hmm. Das sehe ich aus seinem "Lebenslauf" als Trainer nicht. Potenzial könnte er haben, keine Frage, aber erreicht hat er bisher nicht viel und vor allem fehlt mit die Konstanz der Ergebnisse. Ein Achtungserfolg, die Quali für die Champions League mit Partizan unter günstigen Vorzeichen, allerdings fehlte die Kontinuität dieser Arbeit. Sonst fast gar keine Erfolge.
2. Loyalität: schlecht. Verklagt gerne ehemalige Arbeitgeber, äußert sich öffentlich despektierlich über Vereins- oder Verbandsstrukturen. Ist auch einmal nach einem Monat einfach so abgehauen und hat eine Telefonrechnung vom über $10.000 hinterlassen. War nie länger als 1 Jahr bei einer Trainerstation. Gar nicht gut.
3. Qualifikation: na die muss gut sein. War Weltmeister, Weltstar, Kapitän einer Spitzenmannschaft, Weltfußballer hat fast alles gewonnen. Allerdings schon zu aktiven Spielerzeiten oftmals ein Unruheherd in der Mannschaft. Hat öffentliche Kritik einstecken müssen für sein Verhalten als Spieler und Mensch. Kennt sich im Fußball ohne Zweifel gut aus, verfügt sogar über Wissen im osteuropäischen Raum, könnte fürs Talentescouting nützlich sein, sowie für die Eingewöhnung junger Talente aus dieser Gegend. Spricht vllt sogar ein paar Brocken bulgarisch/ungarisch. Englisch ebenfalls nur Brockenhaft vorhanden. Hat unter hochklassigen Trainern gearbeitet (Trap, Hitzfeld). Qualifikation insgesamt mit hohem Potenzial.
4. Persönlichkeit: problematisch. Wirkt oft aufbrausend, eingeschnappt, kindisch und egomanisch. Hat eine Doku-Soap über ihn gedreht. Scheint Probleme mit Autorität anderer zu haben (Konflikt mit Trap bei Salzburg). Lebt manchmal in seiner eigenen Welt, wenig Bezug zu seiner Außendarstellung in Verbindung mit seiner öffentlichen Wahrnehmung. Sehr exzentrisch, großer potenzielle Problemherd bei Nichterfolg, große Chance für Ikonisierung bei Erfolg. Sehr deutlich: fehlende selbstkritische Einschätzung. Riesige potenzielle Gefahrenstelle!
5. Vermarktungsmöglichkeiten: vermutlich sehr gut. Durch öffentliche Aufmerksamkeit und ständige Präsenz in Boulevard-Medien, sowie Fernsehen. Etablierung als "Lachnummer", in Eigenarbeit vorangetrieben durch "selbstironische" T-Shirts mit Aufdrucken von kuriosen Sprüchen, die seine Tochter vertreibt. Zieht Zuschauer und öffentliches Interesse an, allerdings wenig nachhaltig und wenig seriös. Als Werbefigur eines Freizeitparkes gut geeignet, aber weniger als Identifikationsfigur eines Vereins.
Bis auf den letzten Punkt sind das alles Kriterien, die für einen Arbeitgeber bei der Anstellung eines Trainers wichtig sein könnten. Dazu kommt noch die vermutlich nicht niedrige Gehaltsforderung von Matthäus. Der hat einfach nicht viel auf der Haben-Seite. Potenzial als mag er haben, aber er hatte mittlerweile 7 Trainerstationen, in denen er das unter Beweis hätte stellen können. Bisher ist Matthäus auch sportlich eigentlich öfter gescheitert, als dass er erfolgreich war. Ich sehe beim besten Willen einfach nicht viel, das für Matthäus spricht.