Die Verpflichtung Mike Büskens durch Greuther Fürth implizierte doch auch ein hohes Maß an Unsicherheit: Büskens war vorher maximal eine kurze Zeit Interimstrainer, ansonsten immer Co-Trainer
Büskens hat immerhin vorher 7 Jahre am Stück als Trainer kontinuierlich gute Arbeit abgeliefert. Natürlich ist jeder neue Trainer ein Unsicherheitsfaktor, Heynckes oder Hitzfeld sind ja auch nicht überall eingeschlagen. Aber wenn jemand 7 Jahre als Trainer gearbeitet hat, davon noch mehrere Jahre der Trainer der 2. Mannschaft war, die unter ihm gute Erfolge erzielt hat und der sich immer weiter hocharbeitet, dann hat dieser Mensch doch etwas als Trainer vorzuweisen. Den Vergleich verstehe ich wirklich nicht. Matthäus war nirgends länger als 1 Jahr, hat weder Kontinuität noch Loyalität bewiesen, kaum sportlichen Erfolg gehabt, Büskens ist da doch das genaue Gegenteil?!
Auch bei einem Christian Streich oder Thomas Tuchel war dies der Fall: Die mögen ihre Kompetenz im Jugendbereich unter Beweis gestellt haben, doch ist der Schritt zu den Profis noch einmal etwas gänzlich anderes. Wie ein A-Jugendlicher auf deine Ansprache reagiert ist ja nicht damit vergleichbar, wie es ein Nationalspieler macht. Somit haftet vielen Trainereinstellungen nunmal ein hohes Risiko an, wenn man eben nicht die altbekannten und verdienten Haudegen verpflichtet.
Auch hier widerspreche ich. Tuchel blickt auf eine exzellente Jugendtrainerkarriere zurück, er hat mehrere A-Juniorenmeisterschaften bei verschiedenen Stationen geholt. Als Trainer hat Tuchel schon eine gewisse Qualifikation, einen Arbeitsnachweis, was ihm gleichzeitig auch Respekt eingebracht haben wird, da viele Spieler die Jugendkader in Deutschland durchlaufen haben. Tuchel hat zudem über 10 Jahre Trainererfahrung, war bei keinem Verein kürzer als 3 Jahre angestellt und hat durchgehend Erfolge aufzuweisen.
Bei Streich verhält es sich ganz genauso, der hat 15 Jahre oder so die Jugendmannschaft vom SC Freiburg trainiert. Er hat unzählige Talente hervorgebracht, Juniorenpokale gewonnen und die Juniorenmeisterschaft geholt. 15 Jahre lang hat er sich und die Mannschaft stetig verbessert. Das ist ein Arbeitsnachweis.
Was die Übertragbarkeit auf den Profibereich angeht: also erstens spielen die A-Junioren auch nur Fußball. So großartig unterscheidet sich das für Trainer nicht, natürlich dürfte im Profibereich die Komplexität zunehmen und die Geschwindigkeit, aber das Spiel ist dasselbe. Außerdem hatten sowohl Streich, als auch Tuchel wie bereits angesprochen, sich in ihrer Trainerarbeit ausgezeichnet. Sie haben kontinuierlich gut gearbeitet, sonst wären sie nicht so lange von ihren Vereinen beschäftigt worden und hätten nicht soviele Erfolge errungen. Sie haben also ein Standing und nachweisbares Fachwissen.
Beide arbeiten nicht mit unzähligen Nationalspielern zusammen, das sind vllt 3-4 pro Team und warum sollten diese irgendwie anders auf Ansprachen reagieren als U-Nationalspieler in Juniorenmannschaften?
Matthäus Vita liest sich sicherlich nicht sehr gut, klar. Daran hat er auch zu einem Großteil selbst schuld. Vermutlich hatte er damals nur diese "osteuropäischen" Angebote, hat diese Angenommen aber dann gemerkt, dass das doch nichts für ihn ist. Vielleicht wollte er sogar "mehr"? Ich weiß es nicht.
Das verstehe ich nicht. Ich habe doch gar nichts gegen seine Anstellung bei osteuropäischen Vereinen gesagt? Im Gegenteil, ich finde das sogar sehr gut, dass er sich dort im Ligensystem und den Strukturen ganz gut auskennt.
Und noch mal: Viele Vereine sind eben auch dazu gezwungen, gewissermaßen zu experimentieren. Da kann man nicht die psychologische, pädagogische, ... Komponente herausstellen und dann aus einem riesigen Trainerpool einen Kandidaten aussuchen. Und ja: Die Verantwortlichen kannten Streich, kannten Tuchel. Aber eben nicht in dem Beruf des Trainers einer Bundesligamannschaft!
Verstehe ich auch nicht, weil es gar keinen Bezug zu dem hat, was ich geschrieben habe. Ich habe gesagt, dass zur fachlichen Kompetenz eines Trainers nicht nur sein "Fußballsachverstand" (Wissen über Taktik, Fähigkeit das Spiel lesen zu können, etc), sondern eben noch ganz andere Komponenten gehören. Diese sind natürlich pädagogische und psychologische Fähigkeiten. Das sind doch nicht irgendwelche "Komponenten", sondern Kernkompetenzen. Was hilft einem Trainer das beste Wissen über Taktik, wenn er es nicht vermitteln kann? Aber das ist ja auch egal, ich schrieb ja nicht, dass Matthäus das nicht mitbringt. Ich kann es schlichtweg nicht beurteilen und das kann niemand hier. Deshalb frage ich mich, wie einige zu der Auffassung gelangen, Matthäus sei ein guter Trainer. Von den Erfolgen kann ich das nicht bestätigt sehen.
Inwiefern Streich und Tuchel jetzt hier plötzlich reinkommen, verstehe ich nicht, da mir der Zusammenhang zu dem fehlt, was ich geschrieben habe.
Hätte Matthäus diese privaten Theateraufführungen nicht als Lebensmittelpunkt, bin ich mir sicher, dass er auch längst einen guten Job in der Bundesliga hätte
Bestreite ich nicht. Es kann aber durchaus sein, dass das nicht das einzige Problem ist. Aber darum ging es hier ja schon gar nicht mehr. Ich stellte lediglich das Urteil, dass "Matthäus ein guter Trainer sei" und dass er "eine Chance verdient habe" in Frage.
Er hat als Rekordnationalspieler und Fußballpersönlichkeit mit einer immensen Reputation eben auch vieles, das andere Kandidaten nicht haben.
Inwiefern qualifiziert ihn das Attribut "Rekordnationalspieler" und "Führungspersönlichkeit" als einen guten Trainer? Dann müsste Pele ja auch ein guter Trainer sein oder Zidane oder Peter Shilton. Seine Reputation beruht doch auf seinen Fähigkeiten als Fußballspieler und nicht als Fußballtrainer. Inwiefern hat er denn dann anderen Kandidaten etwas voraus? Ein guter Autofahrer ist doch auch nicht automatisch ein guter Autobauer, um hier mal den beliebten Autovergleich mit reinzubringen, was ich schon immermal machen wollte
Nein aber ernsthaft, das ist doch keine rationale, objektive Argumentation. Was genau hat er den anderen Kandidaten für einen Trainerjob den durch sein Rekordnationalspielerdasein und seine Titel den voraus? Er könnte so doch höchsten eine Respektperson sein, jemand mit Autorität. Ganz abgesehen davon, dass das nur einen kleinen Teil des Anforderungsprofils für Trainer darstellt, hat er sich diese doch durch sein boulevardeskes Affentheater mittlerweile gänzlich zerstört. Bleibt die Frage: Was hat er anderen Trainern in Deutschland voraus? Warum soll er unbedingt einen Job in Deutschland bekommen?
EDIT:
Du nimmst mir gerade die Worte aus dem Mund, wollte Konni eben fast genauso antworten.
Schön, dann wäre das der 2. Beitrag gewesen, der sich mit dem, was ich geschrieben habe, fast gar nicht auseinandergesetzt hat. Ich habe immernoch KEIN einziges Argument gehört, warum Matthäus ein guter Trainer sein soll oder warum er eine Chance in Deutschland verdient hätte außer "Najaaa, aber bei Tuchel und Streich hat es doch auch geklappt". Über die Unterschiede habe ich weiter oben ja bereits etwas geschrieben.