Ich versuche mal mit Gegenargumenten zu antworten.
Danke
-fast jeden Verein verklagt, bei dem er mal angestellt war
Sagt aber nichts über seine Trainerqualitäten aus.
Das nicht, wohl aber über seine Eignung als Angestellter. Zivilklagen an sich kommen immer wieder mal vor, das kann Matthäus nicht vorgeworfen werden, aber bis auf Salzburg hat er bisher jeden Arbeitgeber (ausgenommen Nationalmannschaften) verklagt. Das mindert seine Chancen auf dem "Arbeitsmarkt" (eg Arbeitsmarkt) erheblich und so ein Gebahren ist unseriös, da Verträge in der Regel so wasserfest sind, dass es kaum Zweifel geben sollte. Zumal er die meisten Prozesse bisher verloren hat.
-über ehemalige Arbeitgeber in der Presse hergezogen (Ungarn, Bulgarien)
Sagt nichts über seine Trainerqualitäten aus.
Aber es sagt wieder etwas über die Beliebtheit des "Angestellten" Lothar Matthäus aus. Wenn hier jemand schreibt, dass er eine Chance bei einem deutschen Verein verdient hätte, dann muss auch sein Verhalten als Vereinsangestellter berücksichtigt werden. Wenn sich jemand so illoyal verhält, ist er ein potenzieller Störenfried, von dem Arbeitgeber im Zweifelsfall lieber die Finger lassen, es sei denn er ist hochgradig qualifiziert (vanGaal).
-einen Verein nach 1 Monat einfach mal verlassen, Kündigung per Fax
Soweit ich weiß, ging es bei Paranaense drunter und drüber (Matthäus verschwunden, etc.), außerdem hat er mit ihnen doch kein Pflichtspiel gemacht (korrigier mich, falls das falsch ist)
Doch, ein Pflichtspiel muss Matthäus absolviert haben, denn ich habe mal in einem Artikel gelesen, dass er in seinem 1. Spiel gleich eine 30-tägige Sperre vom brasilianischen Fußballverband erhalten hat wegen Schiedsrichterbeleidigung. Jedenfalls hat Matthäus direkt danach (nachdem er 5 Wochen im Amt war) bei der Vereinsführung einen Sonderurlaub eingereicht, er müsse sich in Deutschland um private Probleme kümmern, würde aber "in ein paar Tagen" (Zitat Matthäus in deutscher Presse, Spiegel wars) zurück sein. 1 Monat lang hat Paranaense nichts mehr von ihm gehört, Kontaktaufnahmen waren wohl erfolglos, bis dann urplötzlich ein Fax mit Matthäus Kündigung kam. Das sagt natürlich nicht viel über seine Trainerqualitäten aus, aber die Unzuverlässigkeit spricht doch eine deutliche Sprache und gibt auch gleich eine Antwort auf die Frage, ob Matthäus in Deutschland eine Chance verdient hätte.
-Partizan zur Winterpause übernommen, als das Team auf dem 1. Platz lag, Meisterschaft geholt, im Elfmeterschießen in die Champions League eingezogen und dann zur Winterpause plötzlich gekündigt, danach den Verein natürlich verklagt, mehrmals sogar, so dass er dort mehr oder weniger zur Hassfigur wurde
Also erfolgreich, zumindest hat er es nicht vermasselt.
Ja, unerfolgreich war er bei Partizan nicht. Die wollten ihn ja sogar noch weiter behalten, obwohl es im Winter in der Liga nicht mehr so gut aussah und das Team aus der Champions League geflogen ist (war aber auch ne starke Gruppe). Aber auch dort stellt Matthäus seine Unzuverlässigkeit unter Beweis, indem er urplötzlich kündigt und auf derselben Pressekonferenz sogleich die Verpflichtung durch den ungarischen Verband bekannt gibt. Und wieder verklagt Matthäus seinen ehemaligen Arbeitgeber wegen irgendwelchen Transferbeteiligungen und Beteiligungen an Trikotverkäufen.
-bei Salzburg rausgeflogen in einem einstimmigen Vorstandsentscheid, um Harmonie und Geschlossenheit der Mannschaft nicht zu gefährden, nachdem er via Presse als Co-Trainer Spieler, Cheftrainer (Trapattoni) und Vereinsführung immer wieder kritisiert hat
Sagt nichts über seine Trainerqualitäten aus.
Da widerspreche ich. Menschenführung und Mannschaftsführung sagen meiner Meinung nach sehr wohl etwas über Trainerqualitäten aus. Ich betrachte sie sogar als elementaren Bestandteil. Wenn Matthäus beleidigt ist, weil er nicht Chef sein darf, reagiert er offenbar eingeschnappt. Das ist in Vereinen, die ihrem Trainer nicht gerade eine Gott-Position einräumen (Magath) ein großes Problem, weil sie nicht wissen, wie Matthäus reagieren könnte, wenn er seinen Wunschspieler nicht bekommt.
Außerdem gefällt es Spielern vermutlich überhaupt nicht, wenn ihr Trainer in der Presse so über sie herzieht, wie Matthäus es getan hat. Wenn jemand als Co-Trainer gekündigt wird, weil er (Zitat) die "Harmonie und Geschlossenheit der Mannschaft gefährdet", dann ist das schon ein Armutsbeweis für Trainerfertigkeiten.
Seine Bilanz ist übrigens ausgeglichen und sieht nicht mal so schlecht aus:
Griechenland - Ungarn 2:1
Ungarn - Argentinien 1:2
Estland - Ungarn 0:5
Deutschland - Ungarn 0:2
Hm, das meiste waren Testspiele und auch davon erwähnst du nur die Hälfte. Nimm doch noch
Ungarn - Saudi-Arabien 0:0, Wales - Ungarn 2:0, Island - Ungarn 2:3, Ungarn - Lettland 2:1 oder China - Ungarn 2:1 dazu. Aber gut, viel Aussagekraft haben solche Testspiele nicht.
Außerdem finde ich, sollte er sich im deutschsprachigen Raum nach einem Job umsehen, denn sein Englisch ist immernoch nicht öffentlich vertretbar (wie es mit anderen Sprachen aussieht, weiß ich nicht).
Laut seinem Manager werden ihm ja jedes Jahr 2-3 Jobs in Deutschland angeboten. Aber ein Lothar Matthäus sucht sich natürlich selbst aus, wen er trainiert. Ich glaube nicht, dass er Augsburg trainieren wollen würde, aber vllt tue ich ihm da auch Unrecht.
Fazit: Solange er sein Auftreten und den Umgang mit dem Verein und seinen Mitarbeitern nicht ändert, wird er keinen Job bekommen. Aber ich denke er hat durchaus Qualitäten/ Sachverstand, die ein Team weiterbringen können.
Das halte ich durchaus auch für möglich. Aber das hätte er unter Beweis stellen können. Da er bisher kein besonders guter Trainer war, nennen wir ihn mal durchschnittlich, stehen seinem zweifellos vorhandenem Sachverstand möglicherweise andere andere Hindernisse in Form von fehlenden Qualitäten gegenüber, die ein Trainer eben auch mitbringen muss.
EDIT: Ein grundlegender Fehler könnte gewesen sein, dass er seine Karriere direkt im Ausland begonnen hat. Zwar ist Österreich nicht so weit weg, aber dort direkt bei einem Topclub wie Rapid einzusteigen, war vielleicht ein Fehler.
Es fällt mir schwer, das zu beurteilen, aber ich vermute stark, dass du Recht hast. Er hätte bei einem kleineren Team anfangen sollen, um sich dann langsam hochzuarbeiten. Aber auch da kann ich mir gut vorstellen, dass der ungeduldige und selbstüberschätzende Charakter von Matthäus eine Rolle gespielt hat. Nichtsdestotrotz bin ich nicht bereit, ihn als schlechten Trainer abzustempeln. Bisher deuten sehr viele Indizien darauf hin, dass Matthäus kein großartiger Trainer ist, ich will aber nicht abstreiten, dass er Potenzial zu einem großartigen Trainer haben könnte. Ich finde es nur erstaunlich, wie einige hier immer wieder schreiben, dass er bestimmt ein guter Trainer ist. Darauf deutet einfach nicht viel hin und das wird relativ schnell klar, wenn mensch nach Gründen für diese Behauptung sucht. Er hat einfach nicht viel vorzuweisen, weder als Angestellter (was potenzielle seriöse Arbeitgeber mit Sicherheit abschreckt), noch als Trainer.