Für sportliche Verantwortliche ist es auch so, dass sie wenn sie "Pech" als möglichen Mitfaktor heranziehen, verwundbar machen. Wenn Arsene Wenger, der alles durchleuchtet, als Argument mal ein "Expected Goals" bringt, wird er von den Hardlinern im Fernsehen vorgeführt -- und die Fans schließen sich dann an. Dabei ist es ja wirklich zumindest mal so,
dass Arsenal hin und wieder ganz schön was verballert. (Wo wir dabei sind, nach "Expected Goals"-Modellen ist der HSV genauso kontinuierlich unterdurchschnittlich wie "gefühlt". Würde man eine Tabelle danach bilden, wäre er sowohl vor drei Saisons als auch letzte Saison abgestiegen, direkt).
Es gibt Studien darüber,
wie Fußballberichterstattung betrieben wird. Bleiben Punkte aus, wird die Geschichte kritischer gesehen als ohne. Sind Punkte da, ist alles rosarot. Damit wächst jeder auf. Tendenziell wird ein Abrutschen in der Tabelle von Spitzenteams immer mit "Kopfsache" erklärt, wenn ein Underdog rein in der Tabelle wo auftaucht, wo man ihn nicht erwartet hätte, muss dort "gute Arbeit" gemacht werden. Überhaupt sind Siege prinzipiell immer "Hart erarbeitet" (also irgendwo verdient) -- und überhaupt wird in jedem etablierten Sportmedium der Welt ein Ergebnis / ein Saisonverlauf unterm Strich als eine durch und durch schlüssige Kausalkette darstellt. Musste ja so kommen. Auch auf Taktikblogs wird explizit hervorgeben,
alles komplett schlüssig, das. Andererseits, würden sie das nicht tun, wer würde sie dann lesen. Prinzipiell trifft das aber nicht nur den Sport. Und als Fan tickt man ja genauso. Das ist die menschliche Natur. Der Gedanke, das eigene Schicksal womöglich nicht völlig in der eigenen Hand zu haben, ist gespenstisch -- dabei kann man sich schon das Umfeld, in das man hineingeboren wird, nicht aussuchen.
Ich weiß nicht, ob das jemals groß anders wird. Alleine deshalb. Es wird sicherlich irgendwann differenzierter werden, die Entwicklung hat ja schon eingesetzt. Intern werden die wirklich sportlichen Verantwortlichen das auch sicher differenzt einschätzen können. Aber bei Aufsichtsräten, Präsidenten, Umfeldleuten hörts dann schon auf. Mir fällt hier übrigens auch Matthew Benham ein, der mit seinen MOdellen von Fußball Millionen gemacht hat. Der hat Hertha, als die 2009 fast Meistern wurden, schwächer eingeschätzt als die ein Jahr zuvor abgestiegenen Nürnberger. Er mag damit nicht mal komplett richtig liegen. Aber im Fußball und dessen Umfeld hätten sie ihm den Vogel gezeigt, das auch nur anzudeuten. Obwohl man gerade in der Bundesliga spätestens seit Dortmund 2014 weiß, was alleine eine Abschlussträhne anrichten kann. Da befand sich das Team, das die drittmeisten Chancen der Liga herausspielte, nämlich plötzlich nach gut der Hälfte der Serie auf Platz 18 wieder...
Es war bis mindestens 2013 so, dass wenn man jedes Spiel 2:1 für die Heimmannschaft getippt hätte, man jedes Jahr Sieger gewesen wäre. Drum hatten wir ne Regel, dass pro Spieltag maximal 3 Spiele 2:1 getippt werden dürfen.
Vor allem wenn man bedenkt, wie viele Punkte man durch die üblichen Favoriten die Auswärts oft gewinnen/punkten bei dieser Methode verliert ist es eigentlich noch beeindruckender.
Siehe auch.
http://www.soccerstats.com/table.asp?league=germany&tid=4 Die Grundregel des Fußballs ist extrem einfach: Wer mehr Tore schießt als der Gegner, gewinnt. Allerdings sind es halt in der Regel extrem wenige, die genau das entscheiden. Der Spruch Glück/Pech gleicht sich über 34 Spieltage aus, ist genau das, ein dummer Spruch. Ab 100aufwärts könnte man evtl. noch mal drüber reden. Eventuell.