Ich finde es eher bedenklich, dass Hummels sich mit seinen Fehlern kaum auseinanderzusetzen scheint. Wenn er das Turnier schon am Tag des Ausscheidens abgehakt hat, dann läuft da was falsch in Sachen Motivation, Ehrgeiz und Siegeswille. Es kann mir niemand erzählen, dass wenn er/sie etwas wirklich will (Beziehung, Sex, Sieg, Qualifikation, Note etc) bei Nichterreichen dieses Ziels einen Tag später lässig damit umgehen kann. Ich finde das Interview insofern auf eine gewisse Art heuchlerisch. Dass jetzt hier die ollen Kamellen (Standards, Ballack, Frings) und berechtigten Kritikpunkte (Podolski) wieder ins Spiel gebracht werden, obwohl Hummels sich in diese Richtung gar nicht geäußert hat, spricht wohl auch für die Dünnhäutigkeit einiger User in Bezug auf die Nationalmannschaft. Niemandem hat Frings oder Ballack nach der Absägung gefehlt, niemandem. Kuranyi hat letztendlich auch vor seinem Rauswurf kaum eine Rolle gespielt. Wo er die Bundesliga "in Grund und Boden" geschossen haben soll, ist mir völlig schleierhaft. Kießling hatte 2010 weitaus mehr Tore auf dem Konto und hat um die Torjägerkanone gefighted, wenn ich mich recht erinnere.
Auch die Deutung von Hummels Interview teile ich nur bedingt. Dass die Spieler in zusammengewürfelten Mannschaften kaum glänzen können wage ich erstmal zu bezweifeln. Wenn sich jeder ans taktische Konzept hält sind die Spieler recht austauschbar. Außerdem widerspricht Hummels sich doch selbst und euch auch. Zusammengewürfelte Mannschaften will er nicht, aber es soll immer nach Leistung aufgestellt werden. Widerspruch Nr. 1. Zusammengewürfelte Mannschaften will er nicht, aber wie stellt er sich dann die Integration neuer Spieler vor? Es gibt nicht genügend Länderspiele, bzw einige von ihnen sind zu wichtig, um jedes Mal nur 1 oder 2 Spieler punktuell zu testen. Das ist Widerspruch 2. Seine restlichen Aussagen über die fehlende Qualität der Gegner unterstreiche ich. Aber vielleicht sollte Hummels lieber anfangen, sich mit seinen individuellen Fehlern auseinanderzusetzen (Stellungsfehler), als die Generalkritik auszupacken. Wenn jeder sich um sich selbst, bzw seinen Mannschaftsteil kümmert, hilft das mehr, als wenn ein Abwehrspieler sich (zu recht) über verschlepptes Tempo aufregt.
Dass eine Mannschaft einen lautstarken Leader braucht, der "das Maul aufmacht", ist auch so eine unbewiesene Stammtischbehauptung. Wo ist der denn in Barcelona, in der spanischen Nationalmannschaft oder bei Dortmund?