Ich glaube nicht, dass Siegenthaler hier von irgendeiner starren Grundformation spricht, die sich in alles mögliche auflösen kann. Er spricht mit ziemlicher Sicherheit von der grundsätzlichen Positionierung und vom Verhalten der Spieler bzw. seiner Beobachtung dazu. Heißt: Brasilien hätte vier Spieler, die prinzipiell "Stürmer" sind: im Confed Cup Hulk, Neymar, Oscar, Fred. Das mit Feldhandball zu vergleichen, finde ich aber auch ein bisschen krass, denn so starr ist das glaube ich auch nicht. Vor allem Typen wie Alves oder Marcelo schalten sich doch ebenfalls immer mit nach vorne ein, auch wenn die Viererbande die Hauptlast trägt. Aber der Urs wollte sicher nur anschaulich machen, was er meint, hier beobachtet zu haben.
Das sieht man hier schon im Highlightvideo trotz fehlender Übersicht relativ gut, viele Angriffe laufen wirklich ausschließlich über die vier:
http://www.youtube.com/watch?v=m8xrqoNG-9I Wie das über ein gesamtes Spiel oder insgesamt aussieht, kann ich selbst allerdings nicht sagen. Ich habe bis aufs Finale vom Confed Cup nicht viel gesehen in letzter Zeit von denen. Gut möglich, dass die Aufgaben (und Laufwege) hier wirklich recht ökonomisch verteilt sind, sagen ma mal.
Hier siehts nicht so aus, als ob die Außenverteidiger sich sonderlich oft mit einschalten würden:
http://www.youtube.com/watch?v=I7tBrZUNL2M Nachgerückt wird nur zentral, ein wenig. Ansonsten auch hier: Viererbande. Aber wie gesagt, Highlights können trügen, und ich habe Brasilien seither einmal live gesehen, und das ist jetzt schon was her.
P.S.: Das in Brasilien häufig vorkommende Box- oder Viereckmittelfeld (4-2-2-2) dürfte weniger mit Hitze zu tun haben: fragt mal die Wingbacks/Außenverteidiger, die in solchen Systemen traditionell für die Breite im Spiel sorgen müssen und rauf und runterlaufen.
Es sollte vielmehr vier Angriffsspielern maximale Freiheit geben, während hinter ihnen zwei Spieler absichern. Sehe gerade, dass es beim unfehlbaren Wikipedia auch "Magic Rectangle", also magisches Rechteck genannt wird deshalb. Auf gewisse Weise spielt Brasilien dann vom Grundgedanken vielleicht auch so: vier Angreifer mit allen Freiheiten, selbst wenn wir ihre Grundformation wohl als 4-2-3-1 notieren würden (wie gesagt, Grundformationen können sich in alles mögliche auflösen). Auch bei der WM 2006 lag die Hauptlast bei Kaka, Ronaldinho, Ronaldo, Adriano. Vier Zauberer, hinter denen abgesichert wird.