Ich glaube ja weiterhin, dass die meisten Nationalmannschaften und aktuell auch Clubmannschaften, mit mehr Angst vor dem Verlieren spielen, als mit der Lust zu Gewinnen.
Das ist mMn der Kern des ganzen Übels. Da kommt eine Mischung aus Anspruch aus dem Inneren und dem Anspruchsdenken der Öffentlichkeit und Fans zusammen.
Die Fußballerische Lösung ist denke ich ganz einfach, also überspitzt formuliert.
Die Teams sind defenisv immer besser organisiert. Rauslocken etc. ist gegen viele Gegner nicht.
Deshalb gibt es nur drei Dinge, mit denen du mittelfristig die Defensivkünstler bezwingen wirst und überhaupt mehr torgefährliche Chancen kreirst.
a) Ballbesitz
Ja der verpönte Ballbesitz, denn mMn ist das nur sekundär ein Offensivinstrument. Primär sehe ich es als Defensivinstrument.
b) Im vordersten Viertel mit 'Einem Kontakt' spielen.
Das ist nach wie vor am schwierigsten zu verteidigen, aber auch am schwierigsten zu spielen. Man muss schon technisch überragend sein um Richtung, Kraft, Timing und folgende Aktion so zu koordinieren, dass es auch gefährlich und präzise wird. Die Mexikaner haben das ein paar mal gegen Deutschland richtig gut gemacht. Aber machen wir uns nichts vor, für 3/4 der Fußballmannschaften wird das keine Option sein, zu schwer einfach und zu wenige Spieler, die das kurz- und mittelfristig entsprechend praktizieren können. Langfristig sollte man die Entwicklung darauf auslegen
c) Dribbelkünstler á la Ronaldinho oder Neymar, Mbappé etc.
Denke wir sind an einem Punkt, wo man es 'mannschaftlich' oft nicht lösen kann, deshalb muss man schon in der Ausbildung die Individualisten mehr fördern, als in der Vergangenheit, wo sie gerne mal aussortiert oder in Spielweisen gezwängt wurden.
Es braucht mehr Spieler die 2-3 Leute ausspielen können und vor allem es auch DÜRFEN. Lionel Messi ist z.B. für mich kein solcher Spieler. Sehe ihn als reinen Kombinationsspieler, der von anderen und ihren Fähigkeiten Abhängig ist. Dieser Spielertyp jedoch muss anders sein. Jemand wie Ronaldinho, Maradona, Zidane oder oder oder
In Deutschland sind Sané und Werner solche Unterschiedspieler. Brandt traue ich das auch zu.
d) Scharfe, flache Pässe in den Rückraum bzw. generell mehr scharfe flache Flanken, aber bevorzugt in den Rückraum
Dafür muss man an die Grundlinie. Bei dieser WM sehen wir das selten, weil es gut verteidigt wird, aber auch die Spielertypen unter Punkt c) nicht im Überfluss vorhanden sind. Es ist extrem wichtig, dass man zur Grundlinie kommt und zwar möglichst im oder unmittelbar am Sechzehner.
Wir müssen uns nur vor Augen halten, wie wenig Tore nach hohen Flanken bei dieser WM fielen. Das liegt aber nicht daran, dass jedes Team die hohen Bälle mit perfektem Stellungs- und Kopfballspiel verteidigt, sondern dass die meisten schon am Verteidiger hänten bleiben, obwohl die inzwischen die Arme meist hinter den Körper nehmen. Trotzdem wird es dämlich weiter versucht. Das zeigt, wie gut es inzwischen verteidigt wird. Tore nach hohen Bällen fallen in der Regel nach Ecken. Da kann kein Verteidiger vorher blocken, so einfach ist die Geschichte.
Jedenfalls wird der Fußball immer komplexer und anspruchsvoller.
Ich denke es braucht einen generellen Kulturwandel. Hin zu einem kollektiven Willen zu Gewinnen, ABER auch zu akzeptieren, wenn es dann misslingt. Aber die Teams sollten mehr kreative Freiheit bekommen und riskieren dürfen, ohne dass gleich alle 'Fans' anfangen zu jammern.
'Wie kann man denn so in einen Konter laufen' oder so ähnlich.
Lust aufs Gewinnen > Angst zu verlieren (das ist die Formel der Zukunft bzw. sollte es sein)
Und ja, wer kreativer und riskanter spielt, wird definitiv in blöde Konter laufen. Der Prozess wird Jahre brauchen. Es braucht immer schnellere Innenverteidiger, wenn man auf Umschaltfussball verzichtet. Dazu Ball- und Passsichere Spieler. Die Garnitur bilden dann die Unterschiedspieler.
Wenn ich Profi-Trainer wäre, hätte ich grad richtig Bock drauf, diesen Weg zu gehen.
Was ein Spielsystem angeht glaube ich, dass nach wie vor das 4-3-3 ideal ist, wenn es bei Ballbesitz zum 2-1-4-2-1 wird.
Könnte mir aber auch eine Renaissance des Spielmachers auf der 10 vorstellen, als eine Art Falsche Neun und Schattenstürmer. Davor dann ein richtiger Torjäger, ein Ballsicherer, aber auch wendig genug und mit einer gewissen Kopfballqualität.
So, jetzt ist mein Kopf erstmal leer.