Das passt aus meiner Sicht sehr wohl richtig gut ins Bild. Ausser beim Soccer gibts doch nirgends in den Staaten Supporter im europäischen Sinne, geschweige denn Ultras/Hooligans oder die berühmten Kategorie B Fans, denn der Fokus liegt komplett auf dem Geschehen aufm Platz. Die Frauen haben in den USA schon eine lange Fussballgeschichte oder? Ich schätze mal Fussball hat das Vakuum in der Sportwelt der Frauen an der High School oder schon im Kindesalter gut ausgefüllt und wenn dann noch Erfolge kommen, kann der Sport schön gehyped werden.
Hooligans gibt es im amerikanischen Sport merkwürdigerweise fast überhaupt nicht. Bei allem, was dort an Gewalt und Strangeness vorhanden ist, ist Gewalt beim Sport kein großes Thema. Beim Basketball gibts ja kaum Sicherheitsvorkehrungen, Fans sitzen direkt am Spielfeldrand, ca 1m vom Geschehen weit weg, 30cm hinter den Spielern. Das wäre mit dem Gewaltaufkommen im europäischen Fußball gar nicht zu machen (auch in Footballstadien gibt es keine Zäune oder strikt getrennte Fanblöcke). Im Fußball ist es recht ähnlich, zwar orientiert sich die Architektur der Fußballstadien in den USA z.T. schon an europäischen Vorbildern, aber dass dort martialisch ausgerüstete Riot-Cops das Spiel bewachen müssten, habe ich noch nie erlebt (habe aber in den USA auch nicht viel Fußball geschaut).
Letztendlich macht der Gelegenheitszuschauer beim Fußball doch locker 80% der Gesamtkonsumenten aus. Wer will denn Hools und Ultras als Vertreter des europäischen Fußballfans sehen? Doch nur Hools und Ultras (abgesehen von ein paar Wissenschaftlern). Sprechchöre wie "Wenn ihr absteigt, schlagen wir euch tot" oder "Tod und Hass dem Verein X" sind doch kein Zeichen guter Stimmung, sondern von Grenzdebilität. Familienausflug-Atmosphäre muss zwar beim Sport auch nicht herrschen, immerhin gehts beim Sport immer um Rivalität; aber der Grund, warum ich bisher immernoch kein Fußballspiel im Stadion gesehen habe, sind die Hertha und Union Fans, die ich jede Woche in Berlin bewundern darf. Ich bin der Meinung, dass man eine ausgelassene Sportstimmung im Stadion komplett ohne Ultras und Hools erreichen kann. Amerikanischer Sport zeigt das immer wieder. Dort ist die Stimmung immer sehr mitreißend, es gibt auch Fangesänge, aber man feuert eben eher an, anstatt den Gegner niederzumachen oder zu verhöhnen.
Jedenfalls haben es die US-Medien nicht nötig, über die WM so groß zu berichten, damit sie eine Veränderung der Zuschauerkultur erreichen. Frauensport spielt zwar in den USA auch bei weitem noch nicht die Rolle wie der Männersport, aber die WNBA zieht pro Spiel schon eine Menge Zuschauer an (immerhin die Hälfte von durchschnittlichen NBA-Spielen). Und genau das könnte doch auch in Deutschland erreicht werden. Insofern finde ich den medialen Fokus auf die Frauenfußball-WM schon sehr gut, auch wenn er von einigen Schmierblättern natürlich auf den Fakt der Körperlichkeit reduziert wird und nicht auf den Fakt der sportlichen Leistung.