MeisterTrainerForum

Bitte loggen sie sich ein oder registrieren sie sich.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
Erweiterte Suche  

Autor Thema: Studium/Schule alles mit Bildung hier rein  (Gelesen 287399 mal)

DeDaim

  • Co-Admin
  • Nationalspieler
  • ******
  • Offline Offline
Re: Studium/Schule alles mit Bildung hier rein
« Antwort #1560 am: 02.Januar 2021, 09:08:28 »

Super, nochmal Danke für eure Antworten. :) Und den Lacher am Morgen, Henning. :D

Eure Einschätzungen helfen mir auf jeden Fall mal, meine Überlegungen zu kanalisieren und nicht zu naiv an die ganze Sache heranzugehen. Ein paar Fernunis bieten demnächst online Infoveranstaltungen an, das werde ich mir wohl mal ansehen.

Was haltet ihr eigentlich von so Fortbildungen bei ils, Fernakademie und Co.? Da bekommt manchem Ende zwar nur deren Zertifikat, aber das Ganze dauert ja trotzdem 30 Monate mit ca. 10 Wochenstunden Aufwand. Natürlich 0 mit einem richtigen Studium vergleichbar, aber vllt. auch einigermaßen solide, was man da lernt?
Gespeichert
So long, and thanks for all the fish

Ensimismado

  • Co-Admin
  • Weltstar
  • ******
  • Offline Offline
Re: Studium/Schule alles mit Bildung hier rein
« Antwort #1561 am: 02.Januar 2021, 12:05:57 »

Ich arbeite ja im Bereich der Karriereberatung für Quereinsteiger, aus der Perspektive würde ich Dir den Tipp geben, zu erst zu überlegen, was Du beruflich später machen willst, und welche Skills Du dafür wirklich brauchst. Oftmals ist ein gesamtes Studium gar nicht unbedingt notwendig, sondern es reichen geziele Fortbildungen und Vertiefungen aus. Dafür eignen sich durchaus Kurse bei Coursera, Edx, etc. - schließlich gibt es da absolut renommierte Angebote, die man sich auch zertifizieren lassen kann.
Gespeichert

DeDaim

  • Co-Admin
  • Nationalspieler
  • ******
  • Offline Offline
Re: Studium/Schule alles mit Bildung hier rein
« Antwort #1562 am: 02.Januar 2021, 15:07:23 »

Oh, diese Anbieter kannte ich noch gar nicht. Sieht auf den ersten Blick sehr gut aus. Danke! :) Auch der Tipp zur Vorüberlegung ist natürlich absolut richtig (klang hier ja auch schon mehrfach an) und legt den Finger in die Wunde. Im Moment ist da eher eine grobe Idee, noch was Anderes in die genannte Richtung zu machen. Aber ich muss wirklich erstmal meine Vorstellungen konkretisieren, sonst komme ich sicher auf keinen grünen Zweig und mache was, das nicht zielführend ist.

Danke auf jeden Fall an alle, die mir beim lauten Nachdenken helfen. :D
Gespeichert
So long, and thanks for all the fish

Henningway

  • Co-Admin
  • Lebende Legende
  • ******
  • Offline Offline
    • HR Lingerie League
Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1563 am: 13.März 2022, 11:06:19 »

Es gibt einige Fächer, die in der Schule dringend gelehrt werden sollten:

1) Menschenrechte und Menschenwürde
2) Medienkompetenz
3) Faktenbasierte Quellenanalytik
4) Finanzkompetenz
5) Lösungsorientiertes Denken
Gespeichert
Ordre des chevaliers de quatre-vingt-dix prises.

Leland Gaunt

  • Fussballgott
  • ******
  • Offline Offline
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1564 am: 13.März 2022, 12:26:44 »

Der Grundstein dafür muss allerdings im Elternhaus gelegt werden und mindestens zu einem Großteil auch während der Schulzeit unterstützt werden.

Ist schon interessant, was Lehrer (bin selber keiner) so alles leisten sollen.
Integrationsarbeit, Erziehungsbasics, Gesundheitsdienst, Aufarbeitung von Kriegserlebnissen und nebenbei Wissensweitergabe und beibringen wie man lernt.
Gespeichert
FMGaunt

Das magische Dreieck 2.0

Immer schön GErade bleiben!

DragonFox

  • Profi
  • ****
  • Online Online
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1565 am: 13.März 2022, 13:15:30 »

Das Ding ist natürlich, dass, wenn solche Themen in der Schule gelehrt werden sollen, irgendwas anderes an Stoff rausfallen muss. Die Lehkräfte sollen nicht 45 Minuten Satz des Pythagoras machen und nebenher beibringen wie man ein Konto führt und sich eine gesunde Mahlzeit zubereitet. Satz des Pythagoras wäre auch nicht unbedingt das, was ich streichen würde. Es ist aber auch keine leichte Antwort etwas zu finden, was man streichen sollte. Ich war mal dabei, als ein Lehrplan für ein einziges Fach erstellt wurde und das war schon ein Spagat... An ein übergreifendes Bildungssystem will ich gar nicht anfangen zu denken.

Natürlich ist es ein zu einfacher Wunsch zu sagen, dass muss halt in die Schule. Da gehört ein Konzept dahinter, Lehrkräfte müssen ausgebildetet werden, es muss Platz im Schulaltag geschaffen werden.

Aber grundsätzlich: Wenn die Bevölkerung so Skills lernen soll und man merkt, dass es durch reine Erziehungsarbeit im Elternhaus nicht funktioniert... Wo soll es sonst passieren? Die Situation wird sich von alleine auch nicht bessern, wenn man sich auf Eltern verlässt, die es selber nicht können.
Man könnte es natürlich auch in anderen, externe Bildungsangeboten- und Kampagnen anbieten. Das könnte funktioneren, da der Wunsch der Jugendlichen, so etwas zu lernen, scheinbar existiert. Aber auch das ist nur so einfach dahergesagt. Für externe Bildungsangebote braucht es ebenfalls Lehrkräfte...
(An verschiedenen Volkshochschulen und Co gibt es natürlich Kurse, die in diese Bereiche gehen.)


Die Aufgaben von Lehrkräfte sind sicher weitreichender und breiter als früher und das Berufsfeld hat sich, wie viele andere, gewandelt. Es hängt allerdings auch stark vom Standort der jeweiligen Schule ab, womit man in seinen Klassen konfrontiert wird. Für ältere Lehrkräfte ist der Wandel des Berufs sicher eine gehörige Umstellung die gemeistert werden muss. Das geht den Menschen allerdings in sehr vielen Branchen so. Aber heute ausgebildete Lehrkräfte müssten sich doch ziemlich realistisch vorstellen können was in ihrem aktuellen Berufsalltag so auf sie zukommen wird.
« Letzte Änderung: 13.März 2022, 13:30:09 von DragonFox »
Gespeichert

KI-Guardiola

  • Weltstar
  • *****
  • Offline Offline
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1566 am: 14.März 2022, 11:32:15 »

Das "Problem" mit dem Zuhause ist oft: Schlechter Umgang mit irgendwas wird halt regelrecht vererbt / beigebracht. (Deshalb gehen übrigens in unserer zunehmend hoch spezialisierten Fachidiotengesellschaft auch über die Generationen mehr und mehr Fähigkeiten verloren, die früher noch weit verbreitet waren: Großeltern/Urgroßeltern konnten sich durchaus noch selbst versorgen; käme jetzt ein Krieg und alles bräche zusammen, wären unsere Bauern die neuen Könige). Beim Thema Geld spaltet das übrigens noch zusätzlich, weil finanzielle Sorgen nicht immer unverschuldet sind. Sprich, weniger wohlhabende Eltern tendenziell eher Kinder erziehen, die "Geld können" -- und umgekehrt. Über Geld wird, zumindest in Deutschland, aber generell nicht gerne gesprochen. Nach meiner eigenen Erfahrung auch in Familien. Auch eine ganz komische Geschichte -- als sei das Thema mit Scham (wenn man wenig hat) oder mit Schuld (wenn man mehr hat) behaftet. Was vielleicht damit zusammenhängt, welches Bild uns auch Medien zum Thema Geld vermitteln. Selbst in der Schule: Wenn überhaupt mal was zum Interpretierendes zum Thema kam, waren das moralisch aufgeladene Klassiker im Deutschunterricht die diese:

https://karrierebibel.de/parabel-fischer-tourist/

Und natürlich der Brecht-Klassiker vom reichen Mann uind vom armen Mann: "Wärst Du nicht arm, wär ich nicht reich."

Zitat
Wie wichtig es ist, mit Kindern das Thema Geld zu erörtern, zeigt auch eine gemeinsame Erhebung des Bankenverbands und der Bawag PSK unter jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren. Dieser zufolge haben drei Viertel der Befragten den Umgang mit Geld von den Eltern gelernt. Dabei zeigt sich, dass Eltern mit pekuniären Sorgen tendenziell weniger darüber sprechen. Die Folgen: Schlechter Umgang mit Geld wird oft an die nächste Generation vererbt.

https://www.derstandard.de/story/2000102771930/wie-taschengeld-kindern-den-umgang-mit-geld-lehrt

Das Thema ist so absolut essentiell, dass es so oder so rein müsste.

Auch aktuell wieder: Die Börsen z.B. crashen zwar gerade mal wieder, aber während Corona hat sich die "Schere" zwischen den Reicheren und dem Rest auch deshalb noch weiter geöffnet, weil die Reicheren überhaupt irgendwas investieren, statt alles in Gebrauchsgüter und Konsum zu stecken. Aber es geht ja auch um Essentielleres, etwa Haushalten ; Thema "Rücklagen". Da Menschen heute von (Konsum-)Angeboten den ganzen Tag über erschlagen werden, ist das vielleicht sogar wichtiger denn je.
« Letzte Änderung: 14.März 2022, 11:44:57 von KI-Guardiola »
Gespeichert

DragonFox

  • Profi
  • ****
  • Online Online
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1567 am: 14.März 2022, 12:54:24 »

Den letzten Punkt halte ich für Besonders wichtig. Ich denke bei unserer Elterngeneration war das Thema noch gar nicht so groß, weil es keinen so starken... "kapitalistischen Druck" gab? Mit kapitalistischem Druck meine ich, dass der Druck etwas zu konsumieren heute immer stärker wird. Früher gab es kein Smartphone, +1 regelmäßige Ausgaben. Es gab kein OnDemand TV, +1 regelmäßige Ausgaben. Es gab kein OnDemand Musik, +1 regelmäßige Ausgaben. Es gab kein FitnessStudio. +1 regelmäßige Ausgaben.
Heute ist die Marketingmaschine am Trommeln und an jeder Ecke lauert irgendein Influencer (leider besonders stark sind Teenager und junge Erwachsene im Visier), der einem ein schlechtes Gefühl macht, wenn man nicht hat, was scheinbar alle anderen haben. Darauf wird direkt auf das Selbstbild geziehlt und es ensteht wiederum das Gefühl, dass es einem zustünde und es unbedingt sein muss, auch wenn man es sich eventuell gar nicht leisten kann und es eventuell auch gar nicht so nötig wäre. Und leisten kann man es sich schon irgendwie, man verzichtet nur auf Maßnahmen die vernünftig wären (Rücklagen, Altersvorsorge und Co, Konsum ohne Kreditkosten).  Ich würde sagen, dass wir uns heute zu einem wesentlich stärkeren Teil über Konsum identifizieren, als es vor >25 Jahren der Fall war.

Da sich die Situation geändert hat, muss die Gesellschaft auch gegensteuern, wenn ihr das Resultat nicht gefällt. Die Frage ist, ob das von alleine möglich ist. Ich bin zum Beispiel nie unter dem Einfluss und Twitch, Tiktok, Snapchat und Youtube Influencern aufgewachsen. Wie soll ich einem Kind beibringen, was ich selbst nie erlebt habe, wenn meine Eltern schon nicht beigebracht haben, was in meiner Jungend wichtig gewesen wäre aber sie nicht kannten?



Edit: Das man über Geld nicht spricht ärgert mich ziemlich, weil es uns eigentlich zurück hält. Man könnte, finde ich, ziemlich gut voneinander lernen, wenn man in Freundeskreisen und Familie damit offener umgehen würde.
« Letzte Änderung: 14.März 2022, 12:58:39 von DragonFox »
Gespeichert

KI-Guardiola

  • Weltstar
  • *****
  • Offline Offline
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1568 am: 14.März 2022, 13:12:08 »

Den letzten Punkt halte ich für Besonders wichtig. Ich denke bei unserer Elterngeneration war das Thema noch gar nicht so groß, weil es keinen so starken... "kapitalistischen Druck" gab? Mit kapitalistischem Druck meine ich, dass der Druck etwas zu konsumieren heute immer stärker wird. Früher gab es kein Smartphone, +1 regelmäßige Ausgaben. Es gab kein OnDemand TV, +1 regelmäßige Ausgaben. Es gab kein OnDemand Musik, +1 regelmäßige Ausgaben. Es gab kein FitnessStudio. +1 regelmäßige Ausgaben.
Heute ist die Marketingmaschine am Trommeln und an jeder Ecke lauert irgendein Influencer (leider besonders stark sind Teenager und junge Erwachsene im Visier), der einem ein schlechtes Gefühl macht, wenn man nicht hat, was scheinbar alle anderen haben. Darauf wird direkt auf das Selbstbild geziehlt und es ensteht wiederum das Gefühl, dass es einem zustünde und es unbedingt sein muss, auch wenn man es sich eventuell gar nicht leisten kann und es eventuell auch gar nicht so nötig wäre. Und leisten kann man es sich schon irgendwie, man verzichtet nur auf Maßnahmen die vernünftig wären (Rücklagen, Altersvorsorge und Co, Konsum ohne Kreditkosten).  Ich würde sagen, dass wir uns heute zu einem wesentlich stärkeren Teil über Konsum identifizieren, als es vor >25 Jahren der Fall war.

Dazu gerade diesen Artikel gelesen -- schon krass.  :o https://www.faz.net/aktuell/finanzen/schulden-machen-ist-einfach-wie-nie-zuvor-sorge-um-online-trends-17827736.html

Wie im Artikel zu lesen, es gibt ja schon Initiativen, die den Schulen/Lehrern helfen wollen. Finanztip hat auch so was.

https://www.finanztip.schule/lernmaterial/
« Letzte Änderung: 14.März 2022, 13:22:08 von KI-Guardiola »
Gespeichert

DragonFox

  • Profi
  • ****
  • Online Online
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1569 am: 14.März 2022, 15:17:13 »

Jo, das führt den Punkt dann noch weiter... Der Kaufdruck erhöht sich und gleichzeit sinken überall die Hürden mehr Geld auszugeben als man hat.  :-\

Paypal bietet mittlerweile auch 14 (oder sogar 30) Tage später zahlen an. Bei meinem Payment über Smartwatch hab ich 2500 Euro Kreditrahmen, warum auch immer. Überall sind Angebote mit kostenlosem Ratenzahlungen. Der Klick zum Kaufen geht immer schneller, oftmals wird mittlerweile der Warenkorb und die Bestätigung der Order ausgelassen. (Instant Payment, Click and Buy und Co)

Man muss das nicht bis zum Abwinken verteufeln. Ich will definitiv nicht mehr zur Bank rennen müssen und Überweisungszettel einschmeisen oder wieder auf Bargeld zurück.
Aber das Problem ist auch, dass die Methoden überall sind und normal existieren, ohne das jemand was dazu sagt. Mir ist als Kind das Kredit nehmen entweder als überseriöser Prozess bei der Bank, oder unseriös teure Abzocke bei irgend einer anderen Partei beigebracht worden. Also kurz gesagt: Wenn du zu einfach an viel Geld rankommst, stimmt was nicht. Heute ist es normal, fest im System verankert und kann ohne nachzudenken genutzt werden.

Wäre zu dem durchschnittlichen Schuldenbetrag von 8849 Euro noch interessant gewesen, wieviel % der 25 jährigen einen Schuldenberater aufsuchen.
« Letzte Änderung: 14.März 2022, 16:06:06 von DragonFox »
Gespeichert

BlueSnakeRD

  • Profi
  • ****
  • Offline Offline
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1570 am: 14.März 2022, 16:56:14 »

Es wird ein Schulfach "Finanzen und Steuern" nicht geben. Das gibt machttheoretisch keinen Sinn für die Entscheider; gleich welcher Coleur. Zumal man sich darauf einigen müsste, was denn "gute Lehre" in Sachen Finanzen und Steuern bedeutet. Das würde sowas von lobbymäßig zerpflückt werden.

Realistisch betrachtet könnte man nur in Zukunft besser lehren, wie man ein guter Arbeitnehmer mit solidem Verdienst wird und was damit alles zusammenhängt. Da kann man so Themen wie Finanzen auch adäquat drandocken (z.B. "worauf es beim Häuslebauen ankommt" und "wieso die Pendlerpauschale für dich wichtig ist"). Da kriegt man auch die Industrie, Lobbygruppen etc. halbwegs unter einen Hut. Schließlich hat auch der Arbeitgeber nix davon, wenn der Nachwuchsmitarbeiter hoffnungslos überschuldet ist und sich dann irgendwann selbst aufgibt.

So Träume wie "finanziell frei mit ETFs ab 50" werden jedoch sicherlich niemals auf dem Lehrplan stehen. Da haben alle was dagegen - von der Bank über die Industrie bis hin zur Politik.

Gespeichert

kn0xv1lle

  • Nationalspieler
  • *****
  • Offline Offline
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1571 am: 14.März 2022, 17:18:30 »

Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht wieso die Schule dafür herhalten sollte. Letztlich ist Umgang mit Geld auch eine Sache der Erziehung. Es ist natürlich blöd wenn die Eltern selber mit Geld kaum Umgehen können aber ich sehe nicht das die Schule der richtige Ort dafür ist. Mal davon ab das BlueSnakeRD es richtig sagt. Was ist denn richtiger Umgang mit Geld ?
Gespeichert

DragonFox

  • Profi
  • ****
  • Online Online
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1572 am: 14.März 2022, 17:41:51 »

Es wird ein Schulfach "Finanzen und Steuern" nicht geben. Das gibt machttheoretisch keinen Sinn für die Entscheider; gleich welcher Coleur. Zumal man sich darauf einigen müsste, was denn "gute Lehre" in Sachen Finanzen und Steuern bedeutet. Das würde sowas von lobbymäßig zerpflückt werden.

Realistisch betrachtet könnte man nur in Zukunft besser lehren, wie man ein guter Arbeitnehmer mit solidem Verdienst wird und was damit alles zusammenhängt. Da kann man so Themen wie Finanzen auch adäquat drandocken (z.B. "worauf es beim Häuslebauen ankommt" und "wieso die Pendlerpauschale für dich wichtig ist"). Da kriegt man auch die Industrie, Lobbygruppen etc. halbwegs unter einen Hut. Schließlich hat auch der Arbeitgeber nix davon, wenn der Nachwuchsmitarbeiter hoffnungslos überschuldet ist und sich dann irgendwann selbst aufgibt.

So Träume wie "finanziell frei mit ETFs ab 50" werden jedoch sicherlich niemals auf dem Lehrplan stehen. Da haben alle was dagegen - von der Bank über die Industrie bis hin zur Politik.

Die interessantere Frage ist nicht, ob es das nicht geben wird, sondern ob es gut wäre. Es gibt einige Punkte an denen die Schule Erziehungsaufgaben übernimmt, die auch bei den Eltern liegen könnten. Wo ist die Grenze?

Das mit dem Arbeitnehmern stimmt und ist eine gute Idee. Wobei hier wahrscheinlich die Lobby der Selbstständigen etwas dagegen hat.  ;)
Es hat auch niemand nach einem Fach das "Finanzen und Steuern" heißt gerufen, in dem der eine Weg gezeigt wird. Genau so wenig wie man Henningways Liste nicht 1:1 in Schulfächer gießen kann und wahrscheinlich auch nicht sollte. Es gibt genug Schulfächer in die man so etwas als Transferleistung bringen könnte, ohne das es aufgesetzt oder künstlich wirkt. Du hast bereits ein Beispiel gebracht.

Finanziell frei mit 50 ist eine Lebenseinstellung - und Ziel. Sowas hat in der Schule sowieso nichts verloren. Manche wollen Astronaut werden. Für die gibt es auch kein Schulfach. So etwas kann auch nicht so klar methodisch sein wie ein Mathematik-Unterricht. Aber man kann die aktuellen Fakten und Situationen aufarbeiten: Deutlich aufzeigen, was eine Rentenlücke ist, wie es ist mit minimaler Rente zu leben, eine Reihe von Möglichkeiten zeigen die aktuelle existieren, um die Rente aufzustocken, auf Verschuldungsfallen im Konsum hinweisen und so weiter. Das stopt weit davor Finanzprodukte oder Strategien als richtigen Weg zu empfehlen. Die Lehrkraft soll nicht zum Steuer- und Finanzberater werden.
Im Biologieunterricht wurde euch auch nur beigebracht, welche Verhütungsmittel es gibt. Um alles drum herum habt ihr euch dann schon selber kümmern müssen...   ;)
« Letzte Änderung: 14.März 2022, 17:55:39 von DragonFox »
Gespeichert

KI-Guardiola

  • Weltstar
  • *****
  • Offline Offline
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1573 am: 14.März 2022, 18:22:02 »

So Träume wie "finanziell frei mit ETFs ab 50" werden jedoch sicherlich niemals auf dem Lehrplan stehen. Da haben alle was dagegen - von der Bank über die Industrie bis hin zur Politik.

Das sowieso nicht. :D Das ist auch für die wenigsten machbar, nicht nur vom Gehalt her -- es bedarf auch einer sehr besonderen Persönlichkeit, die bereit ist, ihren Konsum zu minimieren.

Was den ganzen Machtkomplex angeht, und was die Politik dagegen haben könnte gegen ein solches Fach: Bei manchen Parteien habe ich in der Tat das Gefühl, dass sie daran absolut null Interesse hätten. Insbesondere solche, die sich an all die "Abgehängten" wenden, um auf Wählerfang zu gehen. Wen wollten die denn ansprechen, wenn es die nicht mehr in dieser Zahl gäbe?

Mit diesem Tweet von 2015 war eigentlich schon alles gesagt.



Die Frage ist nicht, inwieweit die Schule für Erziehung verantwortlich ist, für mich. Die Frage ist vielmehr, warum es sich ein Staat leistet (oder leisten kann), in der staatlichen Förderung wenig bis gar nichts davon zu vermitteln, worum sich letztlich vieles im Leben dreht. Ohne Moos nun mal nix los.

Hier fängt sie schon an, die Sache mit der Chancengleichheit. Die einen kriegens von daheim mit (oftmals von Eltern, die einigermaßen Geld haben). Die anderen eher nicht (oftmals von Eltern, für die das selbst eher kein Thema ist).

« Letzte Änderung: 14.März 2022, 18:26:48 von KI-Guardiola »
Gespeichert

Octavianus

  • Administrator
  • Lebende Legende
  • ******
  • Offline Offline
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1574 am: 14.März 2022, 18:50:01 »

Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht wieso die Schule dafür herhalten sollte. Letztlich ist Umgang mit Geld auch eine Sache der Erziehung. Es ist natürlich blöd wenn die Eltern selber mit Geld kaum Umgehen können aber ich sehe nicht das die Schule der richtige Ort dafür ist. Mal davon ab das BlueSnakeRD es richtig sagt. Was ist denn richtiger Umgang mit Geld ?
Ich wollte gestern schon einen langen Beitrag dazu schreiben, werde das aber morgen Mittag nachholen. Aber zu deiner Aussage will ich nur kurz etwas ausführen:

Der Grundstein für den richtigen Umgang mit Geld ist in meinen Augen dann gelegt, wenn jeder Schüler nach Verlassen der Schule in der Lage ist, seine Einnahmen und Ausgaben nach einem selbst festgelegten Intervall (beispielsweise monatlich oder jährlich) im Blick zu behalten. Wer sich nur kurz Zeit für seinen eigenen Konsum nimmt, kann nachher nicht einfach behaupten, nichts von horrenden Ausgaben gewusst zu haben, die einen in die Schuldenfalle treiben.
Ein weiterer Eckpfeiler wäre wohl zudem, sich für schlechte Zeiten immer ein finanzielles Polster zuzulegen. Das mag als Schüler nur eine Summe von 20 Euro sein, aber mit steigendem Alter sollte man die oft zitierten 3 Monatsgehälter als stille Reserve ansparen und auch nicht antasten, um im Fall der Fälle eben gewappnet zu sein. Dieser Schritt ist natürlich nicht für jeden drin, aber man könnte das vermitteln.
Der letzte wichtige Eckpfeiler wäre aus meiner Sicht, den Schülern zu vermitteln, dass Altersvorsorge nicht viel kostet und dass man bei einer geringen Sparquote oder Investitionsquote direkt zu Monatsbeginn sicherstellen kann, dass man regelmäßig etwas zurücklegt, um im Alter nicht blank dazustehen. In welches Produkt man dabei investieren soll, das ist natürlich schwierig. Aber das Wissen um eine frühe Investition, die danach auf viele Jahre ausgelegt ist, kann junge Menschen dazu animieren, ihrem Konsum nur so weit zu frönen, bis eben das "Spielgeld" aus ist.
Gespeichert
Ständig im Einsatz für einen besseren FM und für ein tolles Forum :)

Du hast FRAGEN? Hier gibt es ANTWORTEN rund um den FM!

Veichen blühen ewig

  • Nationalspieler
  • *****
  • Offline Offline
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1575 am: 14.März 2022, 18:52:11 »

Wieso haben die Parteien wohl kein Interesse an finanzieller Bildung?

Weil arme Menschen keine Möglichkeiten haben, als sich zu fügen.
Gespeichert
Wait till Biggus Dickus hears of this.

Henningway

  • Co-Admin
  • Lebende Legende
  • ******
  • Offline Offline
    • HR Lingerie League
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1576 am: 14.März 2022, 19:25:05 »

Echt jetzt?
Gespeichert
Ordre des chevaliers de quatre-vingt-dix prises.

Veichen blühen ewig

  • Nationalspieler
  • *****
  • Offline Offline
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1577 am: 14.März 2022, 19:40:01 »

Echt jetzt?

Logisch. Den Standpunkt hattest du nicht am Radar? Ach ja, die Politiker wollen ja unser Leben besser machen, ich vergaß.
Gespeichert
Wait till Biggus Dickus hears of this.

Salvador

  • Nationalspieler
  • *****
  • Offline Offline
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1578 am: 14.März 2022, 21:48:51 »

Ich habe aktuell nicht die Zeit, alles zu schreiben, was ich aus Sicht von Schule dazu gerne möchte. Dazu könnte ich wahrscheinlich ein halbes Buch schreiben. Ich mache es mal kurz.

Den Tweet von oben finde ich total irreführend. Ich glaube, dass es richtig ist, dass Schüler eine Gedichtsanalyse in vier Sprachen schreiben können sollten (ist eh übertrieben, zwei Sprachen reichen völlig aus, nämlich Deutsch und eine Fremdsprache wie z.B. Englisch), wenn sie den höchsten deutschen Schulabschluss anstreben. Wenn sie das nicht wollen, steht ihnen frei, die Schule nach der 10. Klasse zu verlassen und eine Ausbildung zu machen. Wenn sie allerdings Abitur machen wollen, um evtl. auch studieren zu gehen, dann gehört da eben dazu, sich in allen Bereichen zu bilden. Und dazu gehören auch Gedichtsinterpretationen, Stochastik oder Stadtflucht in Mexiko.
Ich glaube auch, dass die meisten, die darüber auf Twitter wettern, nichtmal in der Lage sind, eine ordentliche Gedichtsanalyse in einer (oder gar zwei) Sprachen zu schreiben.

Zum Rest: Aus meiner Sicht als Mathelehrer an einem Gymnasium kann ich sagen: Viele dieser Ideen, was alles noch an der Schule beigebracht werden sollte (Finanzen, Steuererklärung, etc.), gehen einfach an der Realität von Schule vorbei. In unserem aktuellen Schulsystem halte ich das für beinahe unmöglich.
Allerdings bin ich auch der Meinung, dass der Grundstein für manche dieser Dinge in der Schule gelegt werden sollte (so wie Octa es z.B. ausgeführt hat). In Realität ist das (glaube ich) aktuell leider sehr schwierig. Ich weiß zudem nicht, wie viele Jugendliche/ junge Erwachsene beim Abitur schon die Reife und vor allem auch Weitsicht besitzen, diese Ansätze sinnvoll für sich zu nutzen (und das dann auch privat weiter zu verfolgen). Ein paar Jahre später fände ich es viel sinnvoller, diese Dinge den Menschen näher zu bringen. Meine erste Steuererklärung habe ich irgendwann nach dem Studium gemacht. Da hätte mir das Wissen aus der Schule auch nichts mehr gebracht...

Ich weiß nicht, wie Octa das aus einer anderen (geografischen) Perspektive sieht, vielleicht sehe ich das auch zu negativ.
Gespeichert

Signor Rossi

  • Researcher
  • Weltstar
  • *****
  • Offline Offline
Re: Re: Frust-Ablass-Thread für das Real Life
« Antwort #1579 am: 15.März 2022, 00:33:17 »

Seine Finanzen kann man mit den Grundrechenarten beherrschen, hier die Schuld auf "das System" oder die Schule zu schieben ist mir zu einfach.

Zu dem Tweet: in der Schule bekommt man Grundlagenwissen beigebracht, dieses Wissen kann man dann anwenden, um die Themen Finanzen, Steuern, Miete zu verstehen. Man muss es natürlich auch wollen und sich darüber informieren.

Und von wegen "Kaufdruck": niemand wird gezwungen, irgendeinen Kram zu kaufen, erst recht wird niemand gezwungen, deswegen Schulden zu machen. Früher war auch nicht alles besser, im Gegenteil, dazu muss man sich nur mal ansehen, wie viele Geräte durch das Smartphone ersetzt wurden, die man damals einzeln kaufen "musste".

Aber klar, "der Kapitalismus" ist böse, das muss man nur immer wiederholen, irgendwann glaubt man dann dran, dass man nicht selber die Verantwortung für sein Handeln tragen muss, liegt halt am System.
Gespeichert