So, nachdem ich eine Woche mit meiner Freundin den brasilianischen Frühsommer genossen habe, habe ich das letzte Wochenende auf den eiskalten Bahngleisen im Wendland verbracht. Das war schon toll von weit über 30Grad in Porto Allegre am Freitag im eiskalten und verregneten Berlin zu landen, mit dem Bus ins noch kältere Niedersachsen zu fahren (völlig braungebrannt, was besonders merkwürdig anmutete) und dort dann mit Winterjacken, Daunenschlafsack und Wärmefolie auf den bekloppten Castor-Zug zu warten. Jedenfalls war die Stimmung sehr angenehm, der Zug ist erwartungsgemäßg durchgekommen, allerdings mit der erwartungsgemäßen Verspätung. Die Polizei war, soweit ich das bis auf ein paar kleine Ausnahmen mitbekommen habe, recht zurückhaltend und so haben sich alle ganz gut vertragen. "Geschottert" habe ich nicht und ich habe auch verschiedenen Leuten davon abgeraten, nicht weil ich es für sinnlos halte (nagut, das auch), sondern weil das richtig böse enden kann. Ich habe keine Lust deshalb eine Anzeige zu kriegen, an einen übereifrigen Staatsanwalt zu geraten und 1 Jahr auf Bewährung aufgebrummt zu bekommen...nicht für so eine Sache, schließlich sind die Steine leicht zu ersetzen und der Zug wird nicht aufgehalten.
Jedenfalls ging es darum, wieder ein Zeichen zu setzen und ich denke, dass das ganz gut angekommen ist. Auch wenn einige Hetzmedien große Gewaltbereitschaft sowohl bei den Demonstranten oder bei der Polizei ausgemacht haben wollen kann ich nur sagen, dass es weitestgehend friedlich war. Einigen besonders netten Beamten haben wir sogar etwas Kaffee und Suppe abgegeben, weil die heftig unter Nachschubprobleme gelitten haben, sich aber teilweise mit den Protesten sympathisiert haben. Die schönste Szene war, als ein Beamter vor einem Einsatzfahrzeug 2 große Äste zu einem X formte und abstellte. Das ist ja das Widerstandssymbol der Anti-Castor-Bewegung vom Wochenende. Das wurde ausdrücklich gefeiert und hat die Stimmung auf wunderbare Weise fast freundschaftlich gestaltet. Sehr nett mal sowas zu erleben. Als ich dann eben noch das Interview von Freiberg (der Chef der "Gewerkschaft der Polizei") in der taz gelesen habe (
http://taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/wir-sind-am-ende/) hat das fast schon für die ganze Scheiße, die ich dieses Jahr an anderen Orten gesehen habe oder die Rainer Wendt so absondert, entschädigt.
Auch wenn ich deutlich eine fette Erkältung in mir hochkriechen spüre, war das eine schöne Zeit in den letzten 2 Wochen.
Den FM 11 werde ich mir dann in ein paar Tagen auch mal zulegen, aber erstmal steht
haufenweise Arbeit an.