Sechs Mitglieder gesperrt
FIFA suspendiert Vizepräsident
18. November 2010, 19:34
Nach Enthüllungen englischer Zeitung zwei Exekutivmitglieder vor WM-Vergabe ausgeschlossen - "Keine ausreichenden Beweise" für Wahlabsprachen zwischen Spanien/Portugal und Katar
Wie die FIFA am Donnerstag mitteilte, verhängte der Weltfußballverband nach Berichten seiner Ethikkommission Strafen gegen sechs Funktionäre. Der prominenteste Fall betrifft Reynald Temarii einen der acht FIFA-Vizepräsidenten, der zudem Präsident der Ozeanischen Fußball-Konföderation ist. Er ist wegen einem Verstoß gegen "Loyalitäts- und Geheimhaltungsregeln" für ein Jahr von jeder Tätigkeit im Fußball ausgeschlossen und erhielt zudem eine Geldstrafe von 5000 Schweizer Franken. Die Korruptionsvorwürfe gegen ihn wurden allerdings fallen gelassen.
Mit Amos Adamu wurden einem weiteren Mitglied des einflussreichen FIFA-Exekutivkommitees für drei Jahre Aktivitäten im Fußball untersagt. Ihm legte die FIFA einen Bruch von Bestechungsregeln zulasten. Adamu muss zudem eine eine Geldstrafe von 10.000 Schweizer Franken bezahlen. Die beiden Männer haben 10 Tage zeit um Einspurch einzulegen. Adamu teilte per Presseaussendung mit: "Ich bin unschuldig in allen Anklagepunkten, die die Ethikkommission gegen mich vorgebracht hat, und ich lehne die getroffene Entscheidung völlig ab." Auch vier weitere hochrangige Funktionäre wurden zur Ableistung einer 10.000 Euro-Strafe verurteilt und zwischen zwei und vier Jahre gesperrt.
Alle betroffenen Männer wurden bereits vor einigen Wochen vorübergehend suspendiert, nachdem die britische "Sunday Times" Temarii und Adamu dabei gefilmt hatte, wie sie anscheinend für ihre Stimme bei der WM-Vergabe 2018 Geld verlangten.
Die FIFA basierte ihre Ermittlungen auf die Recherchen der Times. Trotzdem bezeichnete Claudio Sulser, der Vorsitzende der Ethikkommission, die Methoden der Zeitung als "sensationalistisch" und bezichtigte die Journalisten der englischen Qualitätszeitung der Faktenverdrehung. Nur ein kleiner Ausschnitt der vielen Stunden an Videomaterial wären vom Medium veröffentlicht worden.
Die englische Bewerbung für die WM 2018 befürchtet dass dieser Fall schlussendlich die eigenen Chancen verschlechtern könnte, und schrieb einen distanzierenden Brief an die verbleibenden Mitglieder des Exekutivkommitees. Als Sulser gefragt wurde, ob die Haltung der Wahlmänner zur englische Bewerbung negativ beeinträchtigt von den Ereignissen wäre, meinte er: "Das kann ich nicht sagen, ich hoffe nicht."
Keine Beweise gegen Spanien, Portugal und Katar
Die Ermittlungen gegen die WM-Bewerbungen von Spanien/Portugal 2018 und Katar 2022 wegen unerlaubter Wahlabsprachen wurden indes eingestellt. Für Vorwürfe, wonach bis zu sieben Stimmen zur Wahl der WM-Vergabe abgesprochen worden wären, gäbe es laut Aussendung "keine ausreichenden Beweise". Wären solche aufgetaucht, hätte das zum Ausschluss der Bewerbungen führen müssen.
Die FIFA entscheidet am 2. Dezember über die Austragungsorte der Weltmeisterschaften 2018 und 2022. Bereits vor den jüngsten Ereignissen wurde die Doppelvergabe als besonders anfällig für Absprachen kritisiert. Um den Zuschlag zu erhalten, benötigt eine Bewerbung mehr als 50 Prozent der 22 Stimmen im Exekutivkommitee. (red)
Quelle:
http://derstandard.at/1289608247092/Sechs-Mitglieder-gesperrt-FIFA-suspendiert-Vizepraesident