Wirklich traurig war ich persönlich zuletzt bei James Gandolfini, weil ich den irgendwie unheimlich gerne mochte und weil es einfach noch nicht an der Zeit war. Da habe ich auch an diversen Stellen etwas zu geschrieben, aber so nach dem Motto "ich hab´s zuerst gepostet" finde ich das echt überflüssig und unangebracht. Andere mögen sagen James Gando..wer?! Mich hatte es wirklich betroffen gemacht.
Komisch, dass du das schreibst. Bei mir war es genauso. Normalerweise nehme ich Tode still zur Kenntnis. Aber als ich im Zug saß und gelesen habe, dass Gandolfini gestorben ist, war ich kurzzeitig wie gelähmt und habe gespürt, wie mein Herz gepocht hat. Das war ein seltsamer Moment, weil ich weder mit dem Tod von ihm gerechnet habe, noch mit meiner Reaktion darauf. Ich kannte Gandolfini hauptsächlich von seiner Rolle als Toni Soprano. Als Privat-Menschen habe ich ihn nie erlebt, daher habe ich sein Gesicht mit dieser Rolle und deren Charakter-Eigenschaften verknüpft. Mir hat die Serie Sopranos sehr gut gefallen, aber sie hat bekanntlich ein offenes Ende. Ich fand das Ende der Serie sehr intensiv und aufreibend, weil es soviel Interpretationsspielraum lässt. Als Gandolfini gestorben ist war das für mich, als wäre Toni Soprano gestorben und als ob unter die Sopranos damit ein endgültiger Schlussstrich gezogen würde.
Ich könnte mir vorstellen, dass das seltsam anmutet, dass ich Gandolfini hier rein mit seiner Rolle verknüpfe und mich quasi weniger der Tod von Gandolfini, sondern vielmehr der Tod von Toni Soprano "erwischt" hat. Ich betrachte das aber als Zeichen, welche Wirkung Schauspieler auf mich haben, wie emotionalisierend Fernsehen sein kann und wie stark die Erinnerungen an Filme und Serien in mir verwurzelt sind. Ich nehme an, dass der Tod von Paul Walker bei seinen Fans oder zumindest Leuten, die Fast and the Furious mochten eine ähnliche Reaktion ausgelöst hat, die sich durch den unnatürlichen Tod und die tragische Ironie (ausgerechnet) des Auto-Unfalls noch verstärkt hat. Walker hat einige Menschen auf einer emotionalen Ebene persönlich berührt. Das Wirken von Mandela - so empfinde ich das zumindest - ist weit weg.
Postings ohne emotionalen Charakter wie die, die als Beispiel bei Facebook genannt werden, halte ich wiederum für den Wunsch von Internet-Nutzern, etwas Interessantes, Aufregendes als erster mitzuteilen. Wenn wir ganz brutal vom Nachrichtenwert der beiden Meldungen sprechen, an dem sich auch Medien orientieren, dann ist der Tod von Walker berichtenswerter, als der Tod von Mandela. Ich bin daher nicht verwundert, dass es Menschen gibt, die die Meldung des Todes von Walker für aufregender halten und diese eher teilen wollen, als die Meldung des natürlichen Todes von Mandela. Wäre eigentlich mal ein interessanter Untersuchungs-Gegenstand, wieviel Aufmerksamkeit die jeweiligen Tode in den Medien erfahren haben. Daraus ließe sich in meinen Augen dann eher ein Rückschluss auf das Interesse der Gesamt-Gesellschaft ziehen.
Wobei ich gerade bei Mandela bei Kommilitonen bemerke, dass da ein ähnliches Phänomen eintritt. Es scheint jetzt irgendwie zum guten Ton bei künftigen Akademikern zu gehören, über den Tod von Mandela zu "trauern". Dabei finde ich, dass dieses öffentliche Trauern immer ein Gschmäckle hat und sich echte Anerkennung für die Leistung eines Menschen in der Auseinandersetzung mit seinem Schaffen äußert.