In den letzten Wochen dominierte im Sportjournalismus das Thema Randale, Pyrotechnik und der Pokalausschluss der SG Dynamo Dresden. Der DFB verhängte eine im deutschen Fußball einmalige Strafe als Konsequenz der schweren Auschreitungen im Rahmen des DFB-Pokalspiels Borussia Dortmund gegen Dynamo Dresden - Fußballdeutschland reagiert gespalten -
Eine kleine Sammlung von Reaktionen:
Schauspieler Wolfgang Stumph:
„In den letzten Partien waren die Fans vorbildlich, der Verein auf dem
richtigen Weg. Deshalb ist dieses statuierte Exempel das falsche Signal
vom DFB.“
Dynamo-Trainer Ralf Loose: „Wird jetzt die nächste Mannschaft aus der Bundesliga ausgeschlossen, wenn die Fans in einem Punktspiel Randale machen?“
Manager Steffen Menze:
„Ich hoffe, der DFB lässt mal seine vielfältigen Beziehungen in alle
Bereiche der Gesellschaft spielen, das würde allen helfen.“
Entertainer Wolfgang Lippert:
„Wenn wir früher in der Schule unartig waren, mussten wir in der ersten
Reihe sitzen, aber nicht gleich aus dem Klassenzimmer. Einen Verein so
bluten zu lassen, ist nicht fair.“
Sänger Felix Räuber von Polarkreis 18:
„Eigentlich kann die Stadt auf diesen Verein stolz sein. Finde das
Urteil schade für die vielen friedlichen Fans. Ich hoffe, dass ein
möglicher Einspruch Erfolg hat.“
Sachsens Landespolizeipräsident Bernd Merbitz:
„Grundsätzlich bin ich gegen Gewalt beim Fußball. Wir haben mit Dynamo
Gespräche geführt. Diese waren sehr konstruktiv. Ich hätte mir
gewünscht, dass eine andere Entscheidung getroffen wird. Meiner Meinung
nach hat Dynamo schon die richtigen Entscheidungen getroffen. Ich bin
enttäuscht über die Entscheidung vom DFB.“
Ex-Manager Reiner Calmund: „Die Stimmung im Westen ist extrem aufgeheizt. Seit dem Aufstiegsspiel in Osnabrück spielte Dynamo unter Bewährung.“
Dresdens Nachtclubkönig Wolle Förster:
„Vielleicht wollte der DFB nur erstmal Härte zeigen, um in der
Berufungsverhandlung in der Weihnachtszeit eine mildere Strafe zu
finden. Ich hoffe, dass es nur bei dieser Warnung bleibt.“
Jan-Patrick Krüger, Generaldirektor Hilton-Dresden:
„Gerade jetzt, wo es erfreulicherweise in vielerlei Hinsicht bergauf
ging, ist das Urteil ein schwerer Treffer, über dessen
Verhältnismäßigkeit man auch trefflich streiten kann. Doch ist es wohl
leider nun zu akzeptieren und gleichzeitig darauf zu hoffen, das künftig
die bengalischen Lichter endlich aus bleiben werden. Und es ist dem
Verein zu wünschen, dass stattdessen vielleicht an anderer Stelle doch
noch das eine oder andere Licht angeht.“
CFC-Sportdirektor Jörg Emmerich:
„Das Urteil ist sehr hart. Die Dynamo-Veranwortlichen können einem Leid
tun. Man sollte den Vereinen mehr Instrumente zur Verfügung stellen, um
gegen die Krawallmacher vorgehen zu können.“
CFC-Trainer Gerd Schädlich:
„Die Strafe ändert nichts an der Gesamtsituation. Wenn Staat und
Politik nichts unternehmen, werden Bilder wie in Dortmund nicht
verschwinden.“
Sachsens Landesbischof Jochen Bohl:
„Die eingetretene Situation liegt in der Verantwortung der Gewalttäter.
Das sollten sie zum Anlass nehmen, um von ihrem Treiben Abstand zu
nehmen. Ich erwarte öffentliche Buße von den Chaoten.“
Ex-Skilangläufer und Dynamo-Mitglied Rene Sommerfeldt:
„Das ist sehr schade für Dynamo, ich finde es überzogen. Ich will das
Geschehen von Dortmund nicht schön reden, aber es hätte doch etwas
milder ausfallen können. Zumal das letzte Heimspiel gegen Aue gezeigt
hat, dass es daheim ruhig ist. Was will der Verein noch mehr machen,
wenn er nur zuhause mit seinen Ordnern für Ordnung sorgen kann.“
Eislöwen-Geschäftsführer Matthias Broda:
„Das es mal so kommt, lag in der Luft. Dynamo ist ja genug bestraft
worden. Ich glaube aber nicht, dass es ein Problem von Dynamo ist,
sondern ein gesellschaftliches. Dieses Urteil ist für mich nicht der
richtige Weg, weil man den Verein mit dem Problem damit allein lässt.
FDP-Stadträtin Barbara Lässig:
„Ich finde es gut, dass der DFB mal durchgreift. Drohungen und
Verwarnungen gab es schließlich genügend. Allerdings muss der Verband
jetzt auch bei den anderen Vereinen so hart durchgreifen.“
TV-Journalist Peter Escher:
„Habe kein Verständnis für die Chaoten, die den Sport in Misskredit
bringen. So kann es nicht weiter gehen. Allerdings glaube ich, dass das
DFB-Urteil leider die Falschen trifft. Das ist eine herbe Klatsche für
Dynamo.“
Dresdens FDP-Chef Johannes Lohmeyer:
„Bei aller Verärgerung und Scham über das inakzeptable Verhalten einer
unbelehrbaren Minderheit im Umfeld von Dynamo Dresden: Das Urteil ist
nicht nur in seiner Härte einzigartig, es ist vielmehr unangemessen und
falsch. Das an Dynamo statuierte Exempel trifft vor allem die 99 Prozent
friedlichen Anhänger des größten ostdeutschen Sportvereins, die
zahlreichen ehrenamtlich Engagierten, die Jugendmannschaften und die
Sponsoren. Ohne Not ist es den Herren in Frankfurt gelungen, eine längst
überwunden geglaubte Ost-West-Debatte loszutreten.“
Volksmusikstar Eberhard Hertel:
„Ich bin sprachlos. Es ist eine unserer großen Sachsenmannschaften.
Dynamo ist nach wie vor im Osten Kult. Abertausenden Menschen wird die
Freude genommen und der Verein geht kaputt.“
Country-Ikone Linda Feller:
„Finde es sehr schade, dass der Verein für diese Fans büßen muss. Ich
bezweifle, dass die Fans durch diese Strafe einsichtiger werden. Der
Verein hat doch keinen Einfluss auf diese Chaoten.“
Biathlon-Olympiasieger Frank-Peter Roetsch:
„Prinzipiell ist das Urteil nicht richtig. Für mich gehören die
bestraft, die das verursacht haben. Deshalb hätte ich die Dynamo-Fans
für Auswärtsspiele gesperrt. Dadurch werden zwar leider alle bestraft,
aber ich will die erreichen, die das nur als Plattform nutzen. Der
Schaden für den Verein ist so viel zu groß.“
Geschäftsführer des Dresdner Kreissportbundes, Robert Baumgarten:
„Man hätte eine Strafe wählen sollen, die vielleicht eher das Problem
beheben könnte. Indem der Verein stärker gefordert wird, präventive
Projekte zu unterstützen, mit deutlich mehr Ordnern für mehr Sicherheit
im Stadion sorgen muss, oder er noch enger mit der Polizei
zusammenarbeitet.“
Bob-Trainer Gerd Leopold:
„Sportlich ist das Urteil nicht fair, weil das Team bestraft wird, dass
nichts dafür kann. Wenn das Schule macht, schließen wir bald alle
Mannschaften aus. Hier ist auch die Politik gefragt, Rezepte für die
Lösung dieses Problems zu finden.“
ARD-Sportmoderator Rene Kindermann:
„Mit diesem Urteil hat der DFB Grenzen überschritten, neue Dimensionen
eines Strafmaßes erreicht. Was soll da als nächstes passieren? Wird der
nächste Verein aus der Liga geschmissen?“
R.S.A.-Radiomoderator Uwe Fischer:
„Es ist furchtbar schade und traurig. Seit Monaten versucht Dynamo das
heimische Wohnzimmer sauber zu halten und dann das. Ich hoffe auf eine
erfolgreiche Berufung.“
Kultwirt Bart Liedenbaum („Fliegender Holländer“):
Das Urteil ist total überzogen. Ich habe das Gefühl, Dynamo ist
unerwünscht. Man will sie einfach nicht zu groß und stark werden
lassen.“
Playmate Doreen Seidel aus Chemnitz:
„Absolut überzogen. Einfach schade für den Sport. Die Fußballer werden
dafür bestraft, wofür sie nichts können. So verhindert man den
friedlichen Sport.“
Ruder-Vize-Weltmeister Karl Schulze: „Ich finde es schade, weil es in meinen Augen nicht die richtige Strafe ist.“
Ex-Dynamo Hans-Uwe Pilz:
„Jeder weiß, dass Dynamo nicht auf Rosen gebettet ist. Und es ist auch
kein Geheimniss, dass man im Pokal den einen oder anderen Euro
dazuverdienen kann.“
Klaus Allofs (Sportdirektor Werder Bremen):
„Es trifft, wenn man so will, eigentlich die Falschen. Betroffen von
einer solchen Entscheidung sind eben auch die Zuschauer, die sich
vernünftig verhalten. Ich denke aber fast, dass es nötig ist, durch
dieses Urteil Grenzen aufzuzeigen.“
Winfried Lehmann (Dresdner Sport-Bürgermeister):
„Ich bedauere die Entscheidung. Die Vorfälle in Dortmund sind zwar in
keiner Weiße zu entschuldigen, dennoch ist es eine harte,
unverhältnismäßige Entscheidung. Man hätte alles in den Kontext zu den
anderen Szenarien setzen müssen. Der Verein wird dadurch in eine
kritische wirtschaftliche Lage versetzt.“
Jörg Laskowski (Zwickau-Stürmer und Polizei-Azubi): „Insgesamt finde ich die Strafe für Dynamo zu hart. Der DFB wollte sicher ein Exempel statuieren.“
Jens Starke (Plauener Sportdirektor):
„Für Dynamo ist das sehr hart. Jedoch hat der DFB sicher die Menge an
Vorkommnissen in den letzten Jahren bei der Urteilsfindung bewertet.“
Thomas Hoßmang (Ex-Dynamo und VFC-Trainer): „Das ist zwar nicht meine Baustelle, aber für Dynamo tut es mir sehr leid.“
Rennbahn-Legende Egon Würgau: „Eine Riesensauerei! Und der Verein, der als Gastgeber verantwortlich war, muss nur 8 000 Zuschauer zahlen.“
Aues Vize Jens Stopp: „Die Vereine werden bestraft und die Täter laufen gelassen.“
Biathlet Michael Rösch:
„Dynamo ist ein Bauernopfer. Der DFB trägt eine Mitschuld und könnte
mit seinen finanziellen Möglichkeiten viel mehr Projekte anschieben,
damit so etwas langfristig nicht mehr passiert. Zudem ist es schade für
Trainer Ralf Loose und das Team, sie haben in den letzten Monaten einen
super Job gemacht.“
Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz: „Wir ostdeutschen Vereine müssen mehr zusammen arbeiten. Hoffentlich ist der Einspruch erfolgreich.“
Vize-Weltmeister im Zweier-Bob, Thomas Florschütz:
„Ich kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen. Ist es doch ein
deutschlandweites Problem und Eintracht Frankfurt hatte sich im Spiel
gegen Kaiserslautern auch nicht mit Ruhm bekleckert, wurde aber nicht so
hart bestraft. Die Polizei und Ordner müssen das Sicherheitsproblem in
den Griff bekommen. Der Verein kann nichts für die Leute.“
Grünen-Stadtrat Thomas Trepte:
„Hier wurde vom DFB ein Exempel statuiert, dessen Folgen
kontraproduktiv sind. Das Urteil würdigt in keiner Weise die besonnenen,
aber auch konsequenten Reaktionen des Vereins auf die Ausschreitungen
von Dortmund. Den schwarzen Peter im vollen Umfang dem Verein in die
Schuhe zu schieben, ist auch im höchsten Maß ungerecht. Dieses Urteil
ist Wasser auf die Mühlen von Scharfmachern.“
Hochspringer Raul Spank:
„Ich finde es für den gesamten Sport in Dresden schade, da dadurch
wahrscheinlich wieder mehr Geld aus der Stadtkasse in den Verein fließen
muss, weil dem die Einnahmen aus dem lukrativen Pokal fehlen. Auf der
anderen Seite war eine Strafe nach den 28 Vorfällen seit 2002 leider
fällig, aber dies ist vielleicht doch zu hart.“
Heribert Bruchhagen (Vorstandsvorsitzender Eintracht Frankfurt):
„Ich habe keine Lust, Urteilsschelte zu begehen. Keiner freut sich über
so ein Urteil. Jeder Vereinsvertreter weiß, was das bedeutet,
angefangen vom wirtschaftlichen Schaden und Imageverlust. Wir sind im
Angesicht der Fanproblematik alle ratlos. Wir haben es mit einer
Jugendkultur zu tun, die ihre eigene Entwicklung vollzieht und die weder
durch Strafen zu beeindrucken ist noch durch Kommunikation. Ich habe
aber die Hoffnung, dass die Fans, die Fußball lieben, sich wehren.“
Linke-Stadtrat Tilo Kießling:
„Die Linke steht an der Seite von Dynamo Dresden. Der DFB statuiert mit
diesem ungerechten Urteil an einem ungeliebten Ostclub ein Exempel. Ich
drücke Dynamo bei eventuellen rechtlichen Schritten die Daumen.“
Jupp Heynckes (Trainer Bayern München):
„Es ist schwierig, dass Problem in den Griff zu bekommen, denn es ist
ein gesellschaftliches Problem. Letztlich werden der Klub und die
Mannschaft bestraft. Ein probates Strafmaß auszusprechen, ist schwierig.
Irgendwas muss geschehen.“
Verena Maiwald, Sprecherin der sächsischen Linken:
„Der DFB lässt bei seiner Urteilsverkündung die positiven Entwicklungen
in der Fanarbeit bei Dynamo und die Versäumnisse aller Beteiligten beim
besagten DFB-Pokalspiel völlig außer acht.“
Quelle:
http://www.dynamo-dresden.de/de/aktuelles/presse/details/artikel/auch-promis-politiker-und-sportler-entsetzt.htmlAndernorts im Nordosten Deutschlands wartet ein weiterer Verein derzeit auf sein Urteil:
Bei der Partie der beiden Erzrivalen Hansa Rostock und FC St. Pauli schossen rostocker Fans unter frenetischem Beifall Leuchtkugeln in den Gästeblock - welches Strafmaß wird der DFB wohl hier ansetzen?
Ein Artikel von Marco Bertram:
http://www.turus.net/sport/6617-dresden-und-rostock-immer-auf-die-schmuddelkinder-des-ostens.htmlDresden und Rostock: Immer auf die Schmuddelkinder des Ostens?Doch nicht nur im Osten Deutschlands kommt es immer wieder zu Vorfällen, der neue Jahresbericht der ZIS zeigt einen deutlichen Anstieg der Gewalt in Deutschlands Fußballstadien und führt dabei den FC Schalke 04 auf Platz 2 in der Liste der gewaltbereitesten Fans - auf Platz 1 steht der selbsternannte "Randalemeister 2011" aus Frankfurt.
Ein von Heiko Buschmann geführtes Interview::
http://www.reviersport.de/175259--2-schalke-gegen-schlechten-ruf-fans.htmlSchalke: Gegen den schlechten Ruf der FansDie Zahlen und Berichte sind allarmierend und beim DFB scheint man dem mit aller Härte und Stärke begegnen zu wollen. Die Frage, die sich vorallem Fußballfans im Osten der Bundesrepublik stellen, wieso wird mal wieder an Dresden ein Exempel statuiert, dem vermeintlichen Aushängeschild des ostdeutschen Fußballs? Bei vergleichsweisen Vergehen von Anhängern anderer Vereine wurden nichteinmal im Ansatz ähnliche Strafen verhängt, so die Argumentation der Kritiker. Doch darf man es sich wirklich so leicht machen - zurückziehen in die Opferrolle und mit dem Finger auf andere zeigen?
In einem Fanforum schreibt der User "wittenauer":
Quelle:
http://diskussionen.die-fans.de/nordostfussball/p1178110-dynamo-dresden-vom-dfb-pokal-2012-2013-ausgeschlossen.html#post1178110"Es geht nicht um Schuld oder Unschuld, das Problem ist, seitens der Gesellschaft wird von den Vereinen eine Leistung gefordert, die die Vereine nicht leisten können.
Die zunehmende Gewalt und Verrohung der Sitten ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, dem die Vereine alleine nahezu hilflos ausgeliefert sind."
Dennoch wird die SGD vom DFB-Schiedsgericht zur Höchststrafe verurteilt, da liegt bei vielen der Verdacht nahe, dass man sich beim DFB dem Problem nicht annimmt, sondern die Botschaft vermitteln will:
Ihr seid für eure Fans verantwortlich und wenn ihr das Problem nicht löst, dann bestrafen wir euch eben.
Dem neutralen Beobachter wird dabei schnell klar werden, es fehlt an Ideen und konstruktiven Vorschlägen zur Problemlösung, der DFB ist in der Pflicht und schiebt diese ab, denn die mehrfache Aufforderung seitens der SGD eben solche zu unterbreiten wurde ignoriert.
Wie seht ihr das, ist dieses Urteil der Beleg für eine nachwievor vorhandene Ungleichbehandlung zwischen Ost und West oder machen es sich die Ostdeutschen zu schnell bequem in der Opferrolle?