Warum erzähle ich den ganzen Quatsch? Eigentlich nur weil die FAZ einen Artikel geschrieben hat, der mir inhaltlich sehr gut gefallen hat.
http://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/borussia-dortmund-kollaps-rausch-zerfall-12161987.html
Gefühlvoll geschrieben, gefällt mir insgesamt auch gut. Aber das ein oder andere Bild, das nicht nur dieser Artikel gerade in den letzten Tagen zeichnet, ein bisschen naiv halte ich es doch. Die Dortmunder Marketingabteilung mag den BVB geschickt positioniert haben, als Gegenpol zu den Großkotzlern aus München, der nur mit Talenten, Spucke und Leidenschaft aus der Asche der Roten Erde auferstanden ist, passend dazu auch der Marketingsprech und dem Claim von der "Echten Liebe". Nicht falsch verstehen, ich will das nicht alles als komplett falsch und geschauspielert darstellen, es gibt sicherlich einen guten Zusammenhalt in der Truppe, die Fans in Dortmund sind sowieso einzigartig. Aber hinter vielen Idealvorstellungen, die auch die Sozialromantik der Reporter und Fans allzu gerne hineininterpretiert, weil sie sich an etwas "Echtes" klammern wollen, in einem Sport, der in der Spitze oft unfassbar zynisch geworden ist, steckt unterm Strich letzten Endes Profifußball. Moderner Gladiatorenwettkampf, egal, wie der kaschiert und vermarktet wird, als pompöser Triumpfmarsch der "Abteilung Attacke" oder als "Echte Liebe", als Gegenentwurf zum Anfassen dazu aus dem Kohlenpott. Hier wurden neben Jungs aus der eigenen Jugend genau wie woanders auch Leute aus Posen, Nürnberg, Gladbach, Japan, Paraguay und, und, und gekauft und aufgestellt - was überhaupt nichts Verwerfliches ist, übrigens. Dortmund ist ein hervoragend geführter Verein.
Den meisten Spielern dürfte es entgegen der Darstellung überaus bewusst sein, dass das letztlich ein Geschäft ist, auf dass sie sich eingelassen haben, zu jeder Zeit, zu jedem Gerücht um Götze oder einem der anderen Spieler. Den Verantwortlichen mit Sicherheit genauso; und die Herren Watzke, Rummenigge und Hoeneß wissen garantiert ebenso, wie jede der medial aufgebauschten Spitzen zwischen den vermeintlich so komplett gegensätzlich aufgestellten Vereine ihre Marke, ihr Profil schärfen - ein klein bisschen wie es damals zwischen Hoeneß und Lemke gelaufen ist, wo letzter den Kampf genüsslich sogar zur Klassenfehde deklariert hat. Clever, clever.
Großartiges Spiel gestern. Wenn es zum deutschen Finale kommt, weiß ich echt nicht, wer der Favorit sein soll. Der Vorsprung der Bayern in der Liga drückt nicht aus, wie eng die Teams beieinander liegen.