Nun macht aus der Sache mal keinen Weltuntergang. Solange die Kinder das irgendwann wieder ablegen, hat es vielleicht einfach etwas mit Pubertät, ausprobieren, Abgrenzung vom Etablierten, etc zu tun. Manchmal gehen mir Sprachpuristen mit ihrer teilweise hysterischen Angst, die Sprache könnte sich verändern, auf die Nerven. Die Sprache verändert sich seit tausenden von Jahren. Einige Dinge sind nur vorübergehende Modeerscheinungen, die sich ganz schnell selbst bereinigen, anderes findet seinen festen Zugang zur deutschen Sprache.
Zum Wort Shitstorm fällt mir einfach kein passendes Äquivalent ein. Es muss auch beachtet werden, dass die deutsche Sprache, im Vergleich zur Englischen, nur über einen Bruchteil von Vokabeln verfügt. Die Deutschen sind neben den Franzosen da aber auch das einzige Volk, das sich so traditionalistisch gibt, wenn es um seine Sprache geht. In vielen amerikanischen Bundesstaaten gibt es gar keine Amtssprache. Da zählt Sprache auch nicht zum Teil des Kulturbereiches, sondern wird rein zweckmäßig zur Kommunikation angewendet. Wenn ich in San Antonio unterwegs bin, komme ich ohne Spanisch fast nicht weiter. In Deutschland wäre das wieder schlimm, würde von mangelndem Integrationswillen zeugen und ein Beleg dafür sein, dass sich die Einwanderer nicht an die vorherrschende Leitkultur (ein deutsches Wort, für das es im Englischen keine Übersetzung gibt) anpassen. Ich finde die deutsche Sprache nichtmal besonders schön, als dass sie unbedingt erhaltenswert wäre. Wie auch immer, was ist so schlimm daran, das Wort Shitstorm zu übernehmen? Im Englischen haben sich auch Kindergarten, Rucksack, Gesundheit, Gemütlichkeit und "über" etabliert. Da reagiert auch niemand empfindlich drauf.
Was nun die Schreibweisen von Sätzen unter lustigen Bildern angeht, ist das vermutlich auch wieder nur so eine Modeerscheinung. Mich nervt abwechselnde Groß- und Kleinschreibung auch, den Lesefluss stören zum "g" umfunktionierte "q" auch gewaltig, aber mein Gott. Wer so schreibt, hat vermutlich auch nichts Wichtiges zu verbreiten. Einfach ignorieren, aber jetzt nicht den Untergang heraufbeschwören. Zumal solche Sprachexperimente oftmals auch zu einer Veränderung der Sprache beitragen können. Bestimmt saßen vor 200 Jahren auch irgendwelche pubertierenden Jugendlichen vor Facebook und haben sich gedacht, dass "s" und "z" ja ohnehin oftmals gleichklingen und die beiden Buchstaben einfach miteinander gekreuzt. Und auf einmal hat das deutsche Alphabet den albernsten Buchstaben auf diesem Planeten, der bis heute nicht abgeschafft werden konnte. Lediglich die Schweizer haben sich nicht von der Traditon täuschen lassen und sich gesagt, dass der Buchstabe überflüssig ist und fortan auf ihn verzichtet. Geschadet hat es niemandem.