Wieso wird hier so viel über das Wappen geredet? Das ist, mit Verlaub gesagt, scheißegal, da wird man eine Einigung finden, sowie es bei Salzburg auch möglich war. (Ganz davon ab, dass auf der vorigen Seite von wrdlbrmft die entscheidende Passage gepostet wurde, weshalb das mit dem Wappen bei Bayer anders als bei RB geregelt ist).
Das Problem, über das sich RB ja am meisten echauffiert ist die Gestaltung des Vorstandes sowie die Mitgliederregelung. Und was das anbelangt, sieht es rechtlich für RB nunmal ganz schwer aus, weil da die Rechtslage eben nicht ganz so einfach sein dürfte und gerade nicht einfach mit Wolfsburg und Leverkusen zu vergleichen ist.
Weil das mit dem Wappen ungerechte Schikane seitens der DFL ist.
Und ich sehe nicht, wo wrdlbrmfts Quote die Sache aufklärt.
Die Satzung des Verbandes, Paragraph 12:
"Änderungen, Ergänzungen oder Neugebung von Vereinsnamen und Vereinszeichen zum Zwecke der Werbung sind unzulässig."
Davon ab, dass ich selten so einen schwammigen Passus gelesen habe (Werbung für wen? Ein Vereinszeichen ist immer auch Werbung, hier geht es vermutlich um externe Firmen bzw Sponsoren), ist er hochgradig benachteiligend. Eine Regel muss immer einen bestimmten Zweck (Schutz eines Rechtsgutes) verfolgen. Der Zweck für diesen Paragraph 12 wird es sein, Werbung in Vereinsnamen oder Vereinszeichen zu unterbinden. Dann sollte er auch für Leverkusen gelten. Es gibt einfach keinen einleuchtenden Grund, weshalb Bayer im Vereinsnamen von Leverkusen und im Logo werben darf, diese Möglichkeit aber anderen Firmen und Teams verwehrt wird. Bloß weil die zu spät kommen? Das ist einfach kein objektiver Maßstab, mich würde das als RB Leipziger auf aufregen.
Die DFL hat 2000 einfach die Chance verpasst, ihr Konzept der Werbebegrenzung durchzuziehen. Die 50+1 Regel, die verhindern sollte, dass Firmen mehrheitliche Anteile an Vereinen halten durften? Unter anderem Wolfsburg und Leverkusen wurden davon ausgenommen, weil die sich schon über 20 Jahre "nachhaltig engagiert" haben. 2011 wurde das vom Schiedsgericht der DFL völlig zurecht gekippt, woraufhin für beide Vereine Sonderregelungen für lau erlassen wurden. Das ist Rechtsprechung nach Gutsherrenart und hat nichts mit durchschaubarem Regelwerk zu tun.
Zumal die 50+1 Regel ohnehin Unsinn ist, denn die regelt nur die Stimmenanteile. Wer aber Kapitalanleger ist, das steht auf einem ganz anderen Blatt.
Nehmen wir mal 1860 München: rein formal hält Ismaik 49% der Stimmen im Verein, also gerade soviel, wie er darf. Er ist zeichnet aber zu über 60% für das Kapital verantwortlich. Wenn nun also etwas beschlossen werden soll, was gegen seinen Willen ist, dann kann er mit Kapitalentzug drohen und da er rein statistisch 60% der Gehälter des Vorstands bezahlt, verleiht ihm das mehr Macht, als auf dem Papier sichtbar ist. Natürlich läuft dort jede Entscheidung nur über ihn und nicht über die Mitglieder.
Nochmal zurück zu Leipzig. Die Probleme bei der Lizenzvergabe wurden ja angekündigt:
http://www.kicker.de/news/fussball/3liga/startseite/598162/artikel_rb-leipzig-drohen-probleme-mit-der-lizenz.htmlIm Januar stützte sich die DFL vor allem noch auf die 50+1 Regel, um Leipzig Probleme zu bereiten. Die ist relativ wirkungslos, wie ich bereits beschrieben habe, im Fall vom Leipzig wird sie aber zudem auch formal eingehalten, wie bei allen anderen Vereinen auch. RB Leipzig ist formal ein e.V., hat die Lizenzmannschaft nicht ausgegliedert und somit treffen alle Entscheidungen die Vereinsmitglieder. Das ist wie bei jedem anderen Fußballclub, nur dass der Verein sich selbst so hohe Hürden für die Mitgliedsschaft auferlegt, dass es kaum möglich ist, dort Mitglied zu werden. Das hat Red Bull ausgenutzt, um sich somit de facto die Mehrheit zu sichern. Ein Verstoß gegen die 50+1 Regel? De jure, nein! Es ist nicht die Schuld von Red Bull oder RB Leipzig, dass die DFL zu blöde ist, konsequente Regeln aufzustellen. Dazu noch so lächerliche Aussagen wie die von Rettig "Wir stehen klar für die 50+1-Regel. Hier hat die DFL mit den Fans keinen Dissens". Das Beispiel Leverkusen und Wolfsburg zeigt doch deutlich, dass das totaler Unfug ist. Und auch das Beispiel 1860 München zeigt, dass die 50+1 Regel nur formal gilt, was übrigens auch in Jena der Fall ist (
http://www.otz.de/web/zgt/sport/detail/-/specific/FC-Carl-Zeiss-Klare-Mehrheit-fuer-Millionen-Investor-Duchatelet-2002768736). Hier haben beide Investoren zwar nur knapp unter 50% Stimmrecht, schießen aber lebenswichtiges Kapital in den Verein, was eine de facto Mehrheit hervorruft. Auch in Hoffenheim ist die Regel völlig bedeutungslos. Dietmar Hopp ist zu über 90% Kapitalanleger, hat aber nur 49% Stimmrecht. Aber jedem ist klar, dass alle Entscheidungen im Verein über Hopp laufen.
Was damit feststeht ist, dass die 50+1 Regel reine Makulatur ist, sie ist sinnlos und im Beispiel von RB Leipzig hat sie mit dem Fall auch rein gar nichts zu tun, da der Verein 100% Stimmenanteile für die Mitglieder vorsieht. Nur wer die Mitglieder sind, danach fragt die 50+1 Regel nicht und das nutzt Leipzig aus. Das ist völlig legal und in meinen Augen auch legitim. Vielleicht können die BVB Fans mit dem Namen Florian Homm hier noch etwas anfangen. Der war Hedge Fonds Manager und auch mal Großaktionär beim BVB. Er hat sich aktiv in die Clubpolitik mit eingeschaltet und diese mitbestimmt. Klaus Kühne ist auch so ein Beispiel. Er mag zwar noch nicht den gesamten Verein kontrollieren, aber wenn Hamburg absteigen sollte und finanziell das Wasser bis zum Hals steht, dann ist das, was er sagt, auf einmal auch kriegsentscheiden (frei nach Rossi) für die Clubführung des HSV, denn seine Kapitalanlagen sichern den Fortbestand des Vereins. Gut, weder Kühne noch Homm nutzen ihren Verein übermäßig für Werbung, aber seit wann ist die Intention ein messbares und entscheidendes Kriterium für Machtausübung?
Das Problem, das ich habe, möchte ich nochmal zusammenfassen:
1. Der Logo-Streit ist an den Haaren herbeigezogen. Das Logo existiert seit 5 Jahren und fällt meiner Ansicht nach damit nicht unter "Änderungen, Ergänzungen oder Neugebung", wie oben zitiert. Leverkusen bekommt Ausnahmen von DFL und UEFA, für Red Bull soll das nicht gelten. Das ist hochgradig erklärungsbedürftig und justiziabel.
2. Die 50+1 Regel Geschichte ist ebenso Bockmist, auch wenn ich das nicht gerne zugebe. Ich bin der letzte Fürsprecher für kapitalistische Interessen und Konzernstrategien um eigentlichte Regeln zu umgehen. Aber auch hier muss gleiches Recht für alle gelten. RB Leipzig verstößt nicht gegen die 50+1 Regel, daher kann die DFL hier auch nicht meckern. Leipzig hält sich sogar sehr weiträumig an die Regel, indem ganze 100% der Stimmenanteile beim Verein liegen.
3. Die Vorwürfe, der Verein schafft Barrieren für Mitgliedereinstieg ist völlig berechtigt. Das ist nunmal die Strategie von Red Bull zur Umgehung der 50+1 Regel. ABER, die DFL kann keinem Verein vorschreiben, welche Statuten sich der Verein auferlegt. Auf das Vereinsrecht hat die DFL keinen Einfluss, aber es wurde massiv versäumt andere Schranken zu implementieren. Seit über 10 Jahren gibt es Diskussionen über die 50+1 Regel und über die Werbung im Fußball. Hätte die DFL von Anfang an Konzerne und Einzelpersonen völlig herausgedrängt, dann wäre der Zirkus gar nicht erst entstanden. Aber für Leverkusen, Wolfsburg usw mussten ja Sonderregeln erfunden werden und für Bayer und VW lohnt sich das Geschäft ungemein. Die bekommen äußerst günstige Werbung, im Fall von Leverkusen sogar im Firmenlogo. Da wollen andere Firmen auch reinstechen. Die DFL hat hier versagt.
4. Die künstliche Aufregung der DFL ist kontraproduktiv. Es wird jetzt ein Wirbel veranstaltet und so getan, als würde die DFL gegen RB Leipzig und Red Bull kämpfen, um den Anschein der Vereinsromantik zu wahren. Der Kampf wird aber mit lächerlichen Mitteln ausgetragen. Natürlich bekommt RB die Lizenz, die DFL hat kein Recht und keine Argumente, die Lizenz zu verweigern. Insofern nützt der ganze Spaß nur Red Bull. Durch die öffentliche Berichterstattung rückt die Marke immer weiter in den Fokus und wird auch in den Medien immer mehr Beachtung finden. Wäre der Verein einfach akzeptiert worden, hätte sich Red Bull selbst um die überregionale Vermarktung Gedanken machen müssen, so übernimmt das freundlicherweise die DFL. Der Spaß landet vor irgendwelchen Gerichten, es wird Beiträge in der Tagesschau geben und unzählige Artikel im Kicker. Red Bull geht als Sieger hervor und die DFL als zahnloser Tiger. Das hat was gebracht.
5. Die 50+1 Regel gehört abgeschafft und durch sinnvolle Maßnahmen ersetzt, die willkürliche Vereins- und Konzernpolitik verbieten. Der Werbeeffekt der Bundesliga ist zu groß, so dass dort Firmen mit etwas Kreativität Nutzen daraus ziehen wollen. Einzig die Begrenzung des Kapitalflusses ist ein sinnvolles Mittel. Dann das generelle Verbot von Werbung im Vereinsnamen und im Logo, wenn das so wichtig ist (müsste dann auch für die Liga gelten, also nichts mit Audi Bundesliga). Die DFL könnte sich auch zentral vermarkten. Das wäre eine riesige Reform und ist unrealistisch.
Steht im Kicker begründet, entweder direkt in dem von mir vorhin verlinkten Artikel oder in einem Link des Artikels. Es geht nicht um die Anzahl, sondern um die erschwerten Zugangsvoraussetzungen von einem wahnwitzigen Mitgliedsbeitrag + Aufnahmegebühr. Offenbar will man damit verhindern, dass die falschen Leute aus RB Sicht Mitspracherechte bekommen. Zudem bleibt weiterhin noch die Sache mit Verbindung des Vorstandes und RB, der eben auch nicht ganz koscher ist.
Aber wo ist das untersagt? Wo hat die DFL klar die Vereins- und Konzerninteressen voneinander getrennt?