Die Ultras GE beteiligten sich nicht am allgemienen Fanprotest. Warum, das gibt es hier zu lesen:
Das Original aus dem Blauen Brief setze ich euch mal in nen Spoiler. Ich hab ja mittlerweile doch sehr viele Schalker Ultras kennen gelernt und wusste bereits, dass es dort auch jede menge Menschen gibt, die ihren Kopf benutzen, besser hätte man das der Fußballnation denke ich auch nicht zeigen können.
Krieg dem DFB:
Kein anderes Thema scheint die Medienlandschaft und Ultrawelt aktuell so zu beschäftigen, wie die zum
Saisonende 2016/17 ausgesprochene “Kriegserklärung” der Ultras Dynamo bei ihrem Auswärtsspiel und der
damit verbundenen Mottofahrt in Karlsruhe.
Der daraus entstandene Aktionismus in vielen Kurven unserer Republik füllt fast täglich Seiten in den nationalen
Zeitungen. Eine Horrormeldung jagt die nächste und der absolute Worst Case zwischen Verband und Ultras wird
von allen Seiten in den kommenden Monaten heraufbeschworen.
Mit der ersten Ausgabe des Blauen Briefes möchten wir euch kurz und knapp erklären, wie sich unser aktueller
Standpunkt zu dieser Thematik darstellt und wieso es von unserer Seite bis zum jetzigen Zeitpunkt keine
Spruchbänder, Stellungnahmen oder eine Teilnahme an szeneübergreifenden Treffen gegeben hat.
Unsere kompletten Beweggründe ausführlich in schriftlicher Form zu erläutern würde allerdings den Rahmen
unseres Kurvenflyers sprengen. Trotzdem möchten wir versuchen in einigen kurzen und ehrlichen Ausführungen
auf diese Thematik einzugehen.
Zu Beginn möchten wir klarstellen, dass auch aus unserer Sicht viele Entwicklungen und Mechanismen im und
rund um den DFB sowie die DFL eingesetzt haben, welche mittlerweile eine Grenze überschreiten und nicht
mehr länger einfach nur stillschweigend vor sich hergetragen und ausgesessen werden können. Themen, die
nicht nur die aktiven Fanszenen sondern mittlerweile ein breites Fundament an Fußballfans in unseren Stadion
beschäftigen. Eine Basis, die für uns als Grundstein dienen muss, um so viele Stadiongänger wie eben nur
möglich für diese Themen zu sensibilisieren und auf breiter Ebene an den jeweiligen Baustellen zu arbeiten. Auch
wenn jeder Fußballfan und jede Kurve in unserer Republik sicherlich rein subjektiv gesehen ihre ganz eigenen
Schwerpunkte bei der Gewichtung und Bearbeitung dieser Baustellen hat.
Trotz dieser unterschiedlichen Gewichtungen müssen wir uns ernsthaft und zielführend mit Themen wie
Sportgerichtsbarkeit, Kollektivstrafen, Zuschauerausschlüsse, Eventisierung des Fußballs und diversen weiteren
Themen beschäftigen. Und vor allem müssen wir versuchen, Lösungsansätze zu liefern, die über stumpfe
Schlagwörter wie “Scheiss DFB” hinausgehen.
Genau aus diesem Grund wirkt der aktuell eingeschlagene Weg diverser Fanszenen auf uns von Beginn an
wie blinder Aktionismus, ohne ein klares Konzept und vor allem ohne eine notwendige Selbstreflektion in den
eigenen Reihen.
Des Weiteren fehlt bei diesem “Aktionsbündnis”, ganz anders als bei der Kampagne “Pyrotechnik legalisieren -
Emotionen respektieren” oder “12:12 - Ohne Stimme keine Stimmung”, ein klares und zielorientiertes Konzept.
Ein Konzept, welches von A bis Z jeden Stadiongänger zu packen versucht, um die jeweiligen Kritikpunkte mit
einer breiten Basis im Rücken verändern zu können.
Alleine durch den Start mit der schlichten aber mehr als plakativen Aussage “Krieg dem DFB” und den dazu
passenden Spruchbändern in diversen Kurven, ist der sicherlich positive Grundgedanke schon weit vor dem
wirklichen Beginn zum Scheitern verurteilt. Natürlich muss sich etwas ändern! Die aktuellen Entwicklungen
rund um unsere Stadien sollten mittlerweile den letzten Fußballfan aufgeweckt haben. Allerdings gehört, um ein
wirkliches Umdenken in den Verbänden zu bewirken, aus unserer Sicht weit mehr dazu, als plumpe Spruchbänder
hochzuhalten oder böse Rapvideos zu drehen.
Neben der klaren Festlegung von Themenschwerpunkten bei den eigenen Forderungen muss jedes einzelne
Thema vernünftig aufgearbeitet und aus jeder Sichtweise beleuchtet und anschließend bearbeitet werden. Bevor
jedoch dieser wichtige Schritt eingeleitet werden kann, ist es unumgänglich auch einmal den Blick vor die eigene
Haustür schweifen zu lassen.
Leider fehlt in vielen Szenen komplett die eigene Selbstreflektion, um als ein ernsthafter Gesprächspartner
wahrgenommen zu werden. Exemplarisch an dieser Stelle sei der Umgang mit Pyrotechnik zu nennen. Manche
Szenen sind leider nicht in der Lage, sich an selbstauferlegte Regeln zu halten und so werden ohne Sinn und
Verstand Raketen in Familienblöcke geschossen, Fackeln auf dem Rasen entsorgt, Böllern durch die Gegend
geworfen oder direkt die eigene Mannschaft beim Abschlusstraining beschossen.
Darüber, dass sich etwas ändern muss, sind wir uns sicherlich alle einig. Das Ganze funktioniert aus unserer Sicht
allerdings nicht mit einer reinen Kriegserklärung ohne ausgereiften Plan!