Warum Jürgen Klopp noch Trainer in Dortmund sein könnte
Klingt reißerisch, ist aber ein Auszug aus einem gerade erschienen Buch, in dem es unter anderem darum geht, Glück und Pech im Fußball greifbar zu machen. Ob ich der Überschrift zustimme, weiß ich nicht. Denn wenn man sich Interviews durchliest, war sich Kloppo dieser merkwürdigen Dynamik dieser Saison durchaus ein bisschen bewusst. "Wir kommen immer ordentlich rein. Wir vergeben dann aber richtig große Chancen. Die erste Möglichkeit des Gegners ist fast immer ein Tor. Das ist nicht zu erklären. Und schon nimmt das Ding wieder Fahrt auf. Das zu durchbrechen, ist eine große Herausforderung vor der wir stehen." Er hätte es vielleicht heute nur ein bisschen -- zumindest näherungsweise -- in Zahlen ausgedrückt haben können.
Vermutlich ist der Zufallsfaktor in dem Fall gar nicht so groß, wie man denken könnte.
Die größten Chancenverschwender waren Immobile, Ramos und Mkhitaryan. Alle drei sind hypersensibel und in der Hinsicht so ziemlich das Gegenteil von Lewandowski. Der Pole war zwar nicht immer der eiskalte Vollstrecker beim BVB, aber nachdem er Lucas Barrios abgelöst hatte (übrigens durch eine Verletzung, das nenne ich mal Zufall), hat er letztendlich stabil wie eine Maschine abgeliefert. Alle drei haben erst so richtig funktioniert als Jürgen Klopp weg war bzw. sie den Verein verlassen hatten.
Dann hat Jürgen Klopp versucht die sehr spielstarken Abgänge durch eine neue "Pressing-Maschine" zu ersetzen, bei den Neuzugängen wurden dementsprechende Schwerpunkte gesetzt. Das war mMn ein klare Fehleinschätzung, mit Pressing konnte man sich zu diesem Zeitpunkt in der Bundesliga schon nicht mehr nennenswert von der Konkurrenz abheben.
Letztendlich hatte sich bei Klopp eine gewisse Betriebsblindheit eingeschlichen. Wem will man es verübeln, wenn man eine Mannschaft aus No-Names und Talenten selbst geschaffen hat. Der ein oder andere Spieler hätte früher aussortiert werden müssen.
Klopps xPTS Wert für die Saison 2014/2015 58,08 (+12,08)
Tuchels xPTS für 2015/2016 76,58 (-1,42)
Relevante Transfers hielten sich in Grenzen. Nennenswerte Neuzugänge waren Castro, Bürki und Weigl. Wichtiger waren Tuchels Schwerpunktsetzung (Stichwort Ballbesitzspiel), eine verbesserte Belastungssteuerung (Verletzungen unterliegen natürlich trotzdem massiv dem Zufall) und das Aussortieren von verdienten Borussen. Die katastrophale Chancenverwertung hatte Klopp schon in den Griff bekommen indem er PEA endgültig vom Außen- zum Mittelstürmer machte.
Edit: Nach besagter Saison hatte Klopp auch Andeutungen gemacht, dass sich vieles hätte ändern müsste, wenn er geblieben wäre.