Kurz, weil mich das Thema wie gesehen interessiert: Bright Future dürften ziemlich überrascht über die etwas härter angepackte diesjährige Version sein. Ich kann sie da auch verstehen. Wenn man ehrlich ist, hätte das Spiel für all das schon vor zehn Jahren kritisiert werden können, da vielleicht sogar noch deutlicher. Im letzten Jahr sogar müssen, denn die ist an den jetzt plötzlich viel kritisierten Spieltagen praktisch identisch. Einerseits ist es ja schwer okay, dass sich deutsche Presse und internationale Presse da jetzt mal annähern. Denn wie einige bereits entdeckt haben, ich habe auch dieses Jahr als Hobby-Fußballmanager die Demo probiert und altbekannte "Eigenheiten" entdeckt: Der Textmodus, der fast überhaupt kein Feedback liefert, schert sich wie im ollen Anstoss entgegen der Illusion vor allem um die Gesamtstärke, ich konnte eine komplette Spielseite blank lassen, Müdigkeitswarnungen ignorieren, weiter, weiter, immer weiter klicken und am Ende mit gut 30 Punkten die Hinrunde abschließen. Der 3D-Modus kennt nach wie vor zum einen sehr beschränkte Spieler-KI, zum anderen vor allen Dingen überhaupt keine Taktik, weil er Teams auch mit maximalem Zeitspiel und defensivster Einstellung genau wie mit allen anderen Einstellunge stur nach vorne spielen lässt, als würde man gerade einem Rückstand hinterherlaufen und genau das anweisen.
Allerdings muss man in diesem Jahr festhalten, was nicht nur beim Fussball Manager irgendwie schon immer ein wenig offensichtlich war: Das Spiel hat sich bis auf einige Features zum Vorgänger kaum geändert, kriegt aber gleich von mehreren Quellen, die alle Vorgänger teilweise als Schulungssoftware dem DFB empfohlen hatten (ernsthaft!), deutlich mehr Lack ab. Das zeigt, was ich schon immer vermutete. Gerade die kleinen Onlinezines mit ihren Hobbyschreibern, die fast alle Onlinemagazine nun mal sind, orientieren sich mal mehr, mal weniger stark an ein paar Meinungsführern. Deshalb war der Test von Gamestar.de hier erkennbar so etwas wie ein Büchsenöffner. Vor ihm kamen die Tests wie immer - man sehe sich den extrem oberflächlichen Bericht von GamingXP an, der einfach Features abarbeitet und ansonsten genauso gut aus dem letzten Jahr stammen könnte. Auch Gamers Global blieben im alten Trott: Es ist halt der FM: war schon immer gut sagen alle, wird immer gut bleiben, sagen alle, ist jetzt auch wieder gut, sagen wir, Ende. Erst danach zogen einige, zum Teil bedeutend kritischer, nach. Und teilweise mit verblüffend ähnlichen Argumenten. Das wie gesagt auch in Magazinen, die bis einschließlich des letzten Jahres voll des Lobes waren. Auch des unhaltbaren Lobes - denn der teilweise ziemliche Murks und Schwindel in der Spielberechnung ist bei all den vielen Optionen und den ansehlichen Menüs absolut unstrittig.
Einerseits ernüchternd, andererseits: Es wurde einfach, wenn man ehrlich ist, auch mal allerhöchste Zeit. Ich habe nicht mal was dagegen, wenn jemand den Fussball Manager so richtig mag, er hat auch seine guten Seiten. Der teils eklatante Unsinn am Spieltag im Kern des Spiels ist aber ein Trademark der Reihe und wurde in Deutschland in der Vergangenheit auf teils bizarre Weise schöngeschrieben. Wegen der Exklusivlizenzen kann der Fussball Manager so schon in Deutschland machen, was er will. Da brauchts nicht noch eine Presse on top, die faktisch unhaltbaren Käse schreibt - und zwar nicht vereinzelt, sondern unisono, siehe die Gruppendynamik, die ich weiter oben erwähnte. Das sage ich als Fußballmanagerfan seit über 20 Jahren, nicht als betriebsblinder und schadenfroher Verfechter von Sports Interactive.