Ja, aber dieser Auszug widerspricht für sich genommen dem, was Gruschwitz im ersten Teil des Interviews sagt:
Um welche Fragen geht es?
Gruschwitz: Wo ist die Grenze des Respekts über- oder unterschritten? Oder: Was tun wir einem jungen Sportler mit unserer Kritik an?
Sprechen Sie aus Erfahrung?
Gruschwitz: Als junger Spund war auch ich vielleicht darauf erpicht, Geschichten auszugraben und Sportler süffisant zu kritisieren - oder einfach zu polemisieren. Je älter man wird, desto mehr stellt man sich die Frage: Gehört das wirklich zu unserem Auftrag?
Trotzdem ist natürlich interessant, was du da von Gruschwitz zitierst. "Fetzige Interviews", etwas "aus dem Gegenüber herauskitzeln"...Das sind schon eindeutige Aussagen, die zeigen, welche Auffassung von Journalismus Gruschwitz vertritt. Das Primat stellt die Unterhaltung dar, ein Interview im Stile von Völlers Weißbier-Tirade ist also wertvoller als eine technokratische Analyse von den Schlaftabletten Rangnick und Heynckes. Den "Trainer-Vulkan" Klopp mit Ecken und Kanten zum Eruptieren zu bringen scheint eher das Ziel zu sein, als von ihm erfahren zu wollen, weshalb sein Team da gestern 3:0 verloren hat, ob Cojones oder 4 Lewandowskis gefehlt haben und wichtig ist natürlich auch die Frage, warum Dortmund eigentlich überhaupt noch im Rückspiel antritt, da sie ja offenbar so schlecht sind, dass sie nichtmal den Hauch einer Chance gegen das göttliche Real haben.
Jaja, ist schon schlimm, dass heute die Fußballer alle medial geschult sind, dass es immer weniger Typen mit Ecken und Kanten gibt. Interessant ist diesbezüglich auch der Anfang des Gruschwitz-Interviews:
Herr Gruschwitz, ist das Jubiläum des "Sportstudios" ein Anlass, über die Zukunft der Sportberichterstattung nachzudenken?
Dieter Gruschwitz: Wir Sportjournalisten sollten ständig über unsere Arbeit nachdenken.
In diesem Zusammenhang würde ich Gruschwitz gerne mal einen Gedanken mit auf den Weg geben: Warum werden denn Fußballer heute medial geschult und offenbaren keine Ecken und Kanten mehr? Sind das alles Weicheier geworden oder liegt das ganz einfach daran, dass sie sich heutzutage nicht mehr von boulevardgeilen Pseudojournalisten wie ihm am Nasenring durch die Manege führen lassen wollen, weil sie bei "kontroversen, sensiblen und verbal heftigen Diskussionen" ohnehin
immer den Kürzeren ziehen? Liegt es vielleicht daran, dass Fußballer sehen, was mit Menschen wie Lothar Matthäus passiert, wenn Leute wie Gruschwitz was aus ihnen "herauskitzeln" und könnte es daran liegen, dass sie sich nicht von Boulevardmedien ausschlachten lassen wollen?
Gruschwitz ist in meinen Augen einem erheblichen Irrtum aufgesessen. Er ist Medienprofi, die Leute, die er interviewt sind Fußballprofis. Das bedeutet, dass wenn ein Fußballprofi sich in ein Interview begibt, er/sie sich auf einem Terrain bewegt, auf dem sich Gruschwitz auskennt und ihn/sie vorführen könnte. Und Gruschwitz zeigt mit seinem Interview nicht nur die Bereitschaft zur Vorführung, sondern sogar das explizite Interesse.
Als Ausgleich sollte Gruschwitz dann vielleicht mal mit den Fußballprofis nach dem Interview eine Runde Fußball spielen und sich vorführen lassen. Wenn jemand wie Klopp ihn dabei 3-4 Mal gnadenlos düpiert und ins offene Messer laufen lässt, die Videos dann bei youtube hochlädt und in aller Öffentlichkeit verbreitet, wie furchtbar ungeschickt Gruschwitz doch eigentlich ist, würde dieser beim 5. Mal vielleicht auch etwas defensiver spielen oder sich Rat holen, wie er sich von einem Fußballprofi nicht ausschlachten lässt.
Abschließend möchte ich wieder Gruschwitz zu Worte kommen lassen:
Ich will jetzt nicht das böse Wort der "Inflation" von Sportmoderatoren in den Mund nehmen, aber es gibt in sehr vielen Sendern Sportformate. Dadurch ist auch die Anzahl von Moderatoren gestiegen. Darunter gibt es richtig gute, gute und weniger gute.
Er hat natürlich völlig Recht. Selbiges gilt offenbar auch für selbstgerechte Sportchefs beim ZDF.
EDIT: Breyer hat übrigens laut sid eingelenkt und wörtlich gesagt, dass die Frage dämlich war und er sie nicht nochmal stellen würde. Außerdem äußerte er Verständnis dafür, dass Klopp diese Frage in dieser Situation nicht gutheißen würde.
Das ist in meinen Augen die richtige Reaktion (besser als Lanz

) und für mich ist die Sache damit auch vorbei.